Ich bin älter geworden...
Es war nicht nur sein Aftershave und sein halboffenes Hemd, was sie verrückt machte.
Nein, es war der Blick mit dem er sie anschaute, wenn er es denn einmal tat. Ja dieser Blick machte sie verrückt. Aber auf andere Weise, als sein Aftershave und sein halb offenes Hemd. Es machte sie wahnsinnig. Wahnsinnig wütend.
Sie waren bei ihm Zuhause. Mamoru arbeitete konzentriert an seinem Laptop und Bunny bewegte sich frei in seiner Wohnung. Sie war es schon gewohnt sich die Abende, die sie bei ihm verbrachte, alleine zu beschäftigen. Sie nahm sich öfters etwas zu lesen mit. Meist waren es Comics. Und sie hatte es sich in letzter Zeit zum Hobby gemacht selber welche zu zeichnen. Und sie fand, dass sie sogar richtig gut geworden war.
Diesen Abend saß sie wieder in seinem Wohnzimmer und kritzelte an ihrer neusten Geschichte rum. Mamorus Wohnzimmer war sehr spärlich eingerichtet, dennoch strahlte es Wärme aus. Bunny saß in der Mitte des Raumes auf einem warmen Teppich an einem kleinen Tisch. Wenn sie aufblickte konnte sie genau auf Mamoru blicken, der mit seinem Laptop auf dem Schoß im Schneidersitz auf der Couch vor dem Tisch saß und arbeitete. Er studierte jetzt in Japan weiter und musste natürlich viel lernen. Zu viel, dachte sich Bunny als ihr Blick sich verächtlich von ihrer letzten Zeichnung abwandte und wie immer auf sein hochkonzentriertes Gesicht viel. Sie sah ihn an. Und immer wieder ertappte sie sich, wie ihr Blick runterwanderte zu seinem halb offenem weißem Hemd.
Sie saß zu weit weg um sein Aftershave zu riechen, aber sie wusste wie himmlisch er roch. Sie sehnte sich danach zu ihm zu gehen und ihn zu umarmen, ihn zu küssen und was wusste sie alles noch. Doch sie würde ihn nur bei der Arbeit stören und sich wieder einen genervten Blick einfangen.
Sie schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es weit nach Zehn war. Sie wollte aufstehen und sich fertig machen um nach Hause zu gehen, als ihr Blick durch die gläserne Balkontür nach draußen fiel. Es regnete in strömen. Der Himmel war dunkel und es bahnte sich ein Gewitter an. Sie hasste Gewitter. Der Gedanke, sich durch dieses Wetter schlagen zu müssen, war ihr so zuwider, dass sie Mamoru kurzerhand doch bei seiner Arbeit unterbrach.
„Mamoru?“, sein Blick fuhr von seinem Laptop auf zu Bunny. „Kann ich heute Nacht hier schlafen?“ Seine Augen zeigten ein deutliches ‚Wieso’ an doch bevor es zu seinen Lippen hinunter wandern konnte, deutete Bunny nach draußen.
Er lächelte und klappte seinen Laptop zu: „Ja klar, kein Problem, aber vergiss nicht deinen Eltern bescheid zu sagen.“ Er legte den Laptop beiseite, stand auf und ging in Richtung Wohnzimmertür: „ Ich mach dir das Gästezimmer fertig.“
Das Gästezimmer. Ja sie schlief immer im Gästezimmer. Sie hatte einmal bei ihm geschlafen, als sie noch nicht zusammen waren. Da hatte sie sich den Kopf angeschlagen und er hatte sich um sie gekümmert. Damals schlief sie auch im Gästezimmer. Seit dem hatte sich daran nichts geändert. Auch wenn sie tagsüber auf seinem Bett lernten bis spät in die Nacht, ging sie zum schlafen ins Gästezimmer. Er meinte es nicht böse, das wusste sie. Er war nur höflich und dachte wohl es sei ihr unangenehm die ganze Nacht bei ihm zu verbringen. Oder er wollte sie nicht da haben. Die zwei Möglichkeiten gab es für Bunny.
Aber statt sich weiter Gedanken darüber zu machen, ging sie zum Telefon und rief ihre Eltern an. Sie erzählte ihnen kurzerhand, dass sie wegen dem schlechtem Wetter lieber doch bei Amy übernachtete, mit der sie sich zum lernen traf.
Sie befand diese kleine Notlüge für akzeptabel, denn sie war nicht in der Stimmung sich predigten von ihrem Vater und schmutzige Witze von ihrer Mutter anzuhören.
Sie folgte Mamoru ins Gästezimmer und fragte ihn, ob sie ein Hemd von ihm haben könne um darin zu schlafen. Während er zum Schrank in seinem Schlafzimmer lief um ein Hemd zu holen, dachte sie, dass sie doch viel lieber in dem Hemd schlafen würde, was er gerade anhatte, das warm war und nah ihm roch.
Er kam zurück und gab ihr ein frisches Hemd und beschäftigte sich dann wieder damit, das Gästebett herzurichten. Sie tapste barfuß ins Bad und machte sich fertig. Ihre beiden langen Zöpfe hatte sie raus gemacht und sie trug ihre langen goldenen Haare offen über Mamorus weißem Hemd. Dass ihre Erscheinung engelsgleich war, konnte so niemand mehr abstreiten.
Mamoru war mit dem Gästebett fast fertig und Bunny lugte schüchtern um die Ecke. Sie betrat das Zimmer mit seinem Hemd gekleidet und als er das Bett fertig hatte bedankte sie sich. Er sah zu ihr auf und da war er wieder. Dieser Blick. Sie stand halb nackt vor ihm und er sah sie so an. Er sah sie an, wie er Chibiusa ansah. Sie war siebzehn und er sah sie an, als wäre sie fünf Jahre alt. Als wäre sie nicht seine Freundin, sondern seine kleine Schwester.
Bunny störte dieser Blick. Schon seit längerem. Sie war seine Freundin. Und sie war kein kleines Kind mehr. Seit 3 Jahren waren sie jetzt zusammen und sind über einen Kuss nicht hinaus gekommen. Und wenn es dann mal knisterte zwischen den beiden, dann küsste er sie nur und umarmte sie gleich danach, als hätte er es gewagt etwas Kostbares zu besudeln.
Bunny glaubte ja nicht selber von sich sonderlich verführerisch zu wirken, aber sie war weiß Gott kein Kind mehr. Sie war sehr unschuldig, vor allem für ihr Alter, das wusste sie, aber wies sollte sich daran was ändern, wenn ihr Freund sie nicht für voll nahm.
Grübelnder Weise hatte sich Bunny ins Bett gelegt und Mamoru hatte sich neben sie aufs bett gesetzt:
„Ich geh noch ein bisschen arbeiten. Schlaf gut Prinzessin.“, er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ mit einem väterlichem lächeln das Zimmer.
Bunny rollte mit den Augen.
‚Ist es denn zuviel verlangt mir wenigstens einen Gute-Nacht-Kuss zu geben?’, ihre Gedanken ließen sie ihr Gesicht schmollend verziehen.
Es würde sich nie etwas ändern, wenn sie nicht selber den ersten Schritt machte. Nachdem sie sich fünf Minuten lang ausmalte, was sie denn tun könnte, stand sie kurz entschlossen auf und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Mamoru wie eben auf der Couch saß und tippte. Sie stand im Türrahmen. Sie war fest entschlossen. Sie wollte gerade reingehen, als sie auf einmal den Anblick ihrer Füße unheimlich interessant fand.
Mamoru Blickte auf: „Ist etwas?“, Bunny sah zu ihm auf. ‚Jetzt’, dachte sie, ‚geh zu ihm hin, gib ihm einen Gute-Nacht-Kuss, der sich gewaschen hat. Jetzt mach schon, du Angsthase’.
„Ich…also...ich…ähm…Schokolade!“
Mamoru hob eine Augenbraue: „ Schokolade?“
„ Ich...Ich kann nicht schlafen, hast du Schokolade hier?“
‚Ich kann nicht schlafen, hast du Schokolade hier? Was bitte tue ich hier eigentlich?’, Bunny stellte sich nervös von einem Fuß auf den anderen, als Mamoru plötzlich vor ihr stand mit einer Tafel Nougat-Schokolade in der Hand, die er gerade eben aus einem Regal neben der Wohnzimmertür genommen hatte.
„Hier, aber iss nicht alles sonst bekommst du Alpträume.“, er gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange und ging wieder Richtung Couch. In diesem Moment durchzog ein Energieschlag ihren Körper.
Bunny ging halb benommen, halb wütend auf sich selber zurück durch den kleinen Flur Richtung Gästezimmer. Noch im Türrahmen schalt sie sich einen elenden Feigling und Schmiss die Schokolade aufs Bett, drehte sich um und marschierte schnurstracks zurück zu Mamoru. Er wollte gerade wieder seinen Laptop in die Hand nehmen und sah jetzt verwundert zu ihr hoch.
„War noch w...“, Bunny beugte sich plötzlich zu ihm runter und hielt ihm sanft mit zwei Fingern den Mund zu. Sie setzte sich auf seinen Schoß mit dem Gesicht zu ihm gewand. Er sah verwundert aus, hielt sie aber wie aus Reflex an ihrer Taille fest, damit sie nicht hinter über kippte. Mamoru setzte an etwas zu sagen, aber bevor auch nur ein laut seinen Mund verlassen konnte, verschloss Bunny seine Lippen mit ihren eigenen. Mamoru war zu überrascht um ihren Kuss zu erwidern, aber auch zu überrascht um sich zu wehren. Bunnys Lippen lockerten sich und ihre Zunge berührte sanft seine Oberlippe. Mamoru, der seine Augen bis lang weit geöffnet hatte vor Schreck, schloss sie nun, wie in Trance. Bunny küsste ihn noch mal zärtlich und spielte mit seinen Lippen. Dann wich sie ein paar Zentimeter zurück um ihm in die Augen Blicken zu können. Mamoru öffnete die Augen einen Moment nach ihr, da er immer noch nicht ganz begriff, was Bunny da getan hatte. Sie blickte ihn an, vorwurfsvoll und zuckersüß und gleichzeitig auch ein bisschen stolz auf ihren Mut.
„Ich bin älter geworden Mamoru.“, Mamoru blickte verwundert und sie lächelte Sanft. „Gute Nacht, mein Prinz.“, mit diesen Worten schwang sie sich von ihm und von der Couch runter und ging langsam schlendernd zum Gästezimmer, schloss die Türe hinter sich und hüpfte auf das frisch gemachte Bett. Sie war bester Laune und erfreute sich an der Erinnerung an sein verdattertes Gesicht und begann genüsslich, die Schokolade zu essen.
Währenddessen schaute Mamoru immer noch wie vom Donner gerührt auf die Türe, die Bunny eben hinter sich geschlossen hatte.
„Was in aller Welt war das?“, sagte er leise vor sich hin, während der Regen an die Fensterscheiben klatschte.
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Das erste kapitel ist beendet. ^^ Es ist meine erste fanfiction und es macht richtig Spaß zu schreiben. Hoffe ich kann euch auch ein wenig Freude bereiten.
Bis zum nächsten mal.
Liebe Grüße bebi