Rhythm Is It!
Und hier kommt Atobe + Kamio + „Wie, keine Blumen?“ = WTF?! für Reis wöchentliche Tenipuri-Challenge. =) *Faust schüttel*
Diese Geschichte spielt im Invitational-Übungscamp, wo praktischerweise alle so schön aufeinander hocken.^^
*SpoilerSpoiler*
In Folge 140 gibt es zur Feier von Tezukas Rückkehr eine Talentshow im Camp, und Atobe, Sanada, Kamio, Ibu, Oshitari und Kirihara tun sich spontan zu einer Boyband zusammen und singen ihm einen Song, um nicht gegen Seigaku abzustinken. (Yeah, es ist so erheiternd wie es sich anhört! *G*)
An dieses Ereignis ist diese Geschichte angelehnt.
***
Nachdem die Sonne untergegangen war und sich die letzten unbedeutenden Randfiguren endlich auf ihre Zimmer verzogen hatten, bekam Atobe Keigo endlich dieses Gefühl.
Das unwürdige Rumgelärme um ihn herum war verstummt, der Gemeinschaftsraum lag im Halbdunkel, und endlich hatte er Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: sich selbst.
Er summte leise, schloss die Augen, ließ das Eis in seinem Kristallglas klimpern (er hatte seine Leute extra angewiesen, ein Set davon zu schicken...er konnte Plastikbecher nicht ertragen!) und stellte sich vor, wie engelhaft sein Gesicht nun im letzten rötlichen Licht des Sonnenunterganges aussehen musste, und wie markant und edel seine Züge.
Dazu brauchte Atobe keinen Spiegel. Er wusste, wie schön er war. Er trug das Bild seiner eigenen Schönheit immer in sich wie einen Schatz.
Paar Zuschauer wären nicht schlecht gewesen. Aber seltsamerweise hatten die anderen Campmitglieder die Angewohnheit, miteinander zu schnattern, wenn sie sich trafen – anstatt stumm Ore-samas Pracht zu bewundern. Leute waren komisch.
Atobe lehnte sich in dem Sessel zurück und knurrte, als eine Feder ihn in den Rücken stach. Eine wirklich geeignete Kulisse, sich in seiner eigenen Perfektion zu baden, war dieses verfluchte Camp wirklich nicht...! Ok, die Gegner waren teilweise nicht schlecht. Aber diese Umgebung...!
Wäre er nun bei sich auf dem Atobe-Anwesen, dann hätte er seinen Pool anstatt dieser würdelosen Gruppenduschen, wo man sich mit dem Pöbel drängelte.
(Atobe hatte kein Problem damit, seine Dusche zu teilen mit anderen erhabenen Leuten wie...Tezuka, oder Sanada, oder vielleicht noch Oshitari...aber der Rest? Bitte.)
Dann hätte er seinen Plattenspieler, um noch etwas Tristan und Isolde zu hören, anstatt dieses behämmerten Batterieradios, das immer nur Chartshits plärrte.
Er hätte edle Armsessel statt dieser plastikbezogenen, durchgesessenen Frechheit hier.
Er wäre nicht gezwungen, morgen für morgen den Anblick von Sengoku in seinen Frotteeunterhosen und Momoshiro in pinken Sailor-Moon-Slippern zu ertragen oder sich mit diesem schlechterzogenen Kirihara beim Frühstück um das letzte Wiener zu streiten.
Und er hätte sein eigenes, riesiges, wunderschönes Bett mit den seidenen lavendelfarbenen Laken und sein Frühstücks-Tablett mit der kleinen pinken Nelke drauf...
Es war schwer, sich einzugestehen, aber Ore-sama hatte irgendwie ein bisschen Heimweh. Das...oder Camp-Leben war einfach wirklich unter seiner Würde.
Immerhin...nun war endlich Tezuka eingetroffen. Das bedeutete, dass dieses Camp rasant interessanter wurde. Atobe rührte mit dem Finger in seinem Glas, fischte nach Eis, ein unternehmungslustiges Grinsen auf dem hübschen Gesicht.
Für Atobes Geschmack hatte sein Lieblingsrivale ihm seit seiner Ankunft heute abend noch viel zu wenig Aufmerksamkeit zukommen lassen. So viele Dinge zwischen ihnen waren unausgesprochen, ungelöst... Aber das würde sich ändern. Atobe kannte Mittel und Wege.
Und spätestens morgen abend auf der Feier, wenn er....!
„Oi, Atobe!“
Atobe fuhr zusammen und kräuselte verstimmt die Lippen. Oi, Atobe?! Was war DAS denn?! Kein ehrfürchtiges „Atobe-sama, hast du eine Sekunde?“, kein devotes „Master Keigo, darf ich stören?“, nein: Oi, Atobe! Und erst diese Lautstärke.
Atobe haßte Camp.
Er neigte sein Gesicht dem Lärm zu, und war auf der Stelle beleidigt von dem Anblick.
Es war…dieser Kerl. Dings. Diese hektische Rakete von Fudoumine mit der Gardine aus purpurroten Haaren vorm halben Gesicht, der immer so rumzappelte, als habe er die letzte Klopause verpasst. Der immer von sich sagte „Ich treibe mit dem Beat!“ oder was ähnlich albernes. Manche Leute waren aber auch wirklich zu besessen von ihrem Image. Ore-sama brauchte so was natürlich nicht.
Dings sah nervös aus...was Atobe verstehen konnte. Er wäre auch sehr nervös, wenn er Dings wäre und Ore-sama einfach so angesprochen hätte.
Atobe widerstrebte es, auf Oi! Zu reagieren, aber er musste wohl. „Was?“
„Wir müssen reden!“ Die rothaarige Springbohne scharrte kurz schüchtern mit den Füßen, dann hopste er auf den Sessel neben Atobe, wippte auf und ab und wedelte angriffslustig mit einem zerknüllten Zettel.
Dings hatte nur eine verwaschene Unterhose an und ein ähnlich verblichenes Unterhemd und ein Paar lächerliche Gummislipper. Das war nicht das passende Outfit, wenn man mit Ore-sama zu sprechen wünschte. Es belästigte sein Auge. Atobes Verstimmtheit steigerte sich von Sekunde zu Sekunde.
Er mochte diese Bande von Fudoumine sowieso nicht. Die wirkten immer so verbissen und dramatisch und irgendwie aggro. Sie waren wie kleine, wütende Hunde, die einem am Hosenbein nagten. Uäh.
„Also...worüber musst du mit Ore-sama reden?“ Wenn ihm doch nur der Name wieder einfallen würde! Andererseits – warum sein kostbares Hirn mit nutzlosem Wissen zustopfen.
„Na hier, über das!“ Und wieder wurde ihm auf diese lästige, aufdringliche Fudoumine-Art der Zettel unters Gesicht geschoben.
Die kleine, hibbelige Vogelscheuche sah angriffslustig aus. Gleichzeitig sah er so aus, als würde es ihn allen Mut kosten, zu sagen, was er sagte. Er holte tief Luft und rutschte unruhig auf seinem Polster rum. „Atobe...wir anderen sind dagegen.“
Nun endlich erkannte Atobe den Wisch. Und nun war er nicht nur verstimmt, sondern beleidigt.
Der Zettel, auf dem er seine eigene saubere Handschrift entziffern konnte, war vollkommen mit Flecken übersäht und zerknüllt.
Das war keine Art, mit seinem Meisterwerk umzuspringen!
„Mein Lied für Tezuka?“ stieß er kalt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Was stimmt denn nicht mit meinem Lied für Tezuka?!“
Der kleine Racker brachte es fertig und lachte ihm offen ins Gesicht. „O mann, wo soll ich anfangen, Atobe? Wie lange hast du Zeit? Dein Lied ist furchtbar, Alter!“
Atobe fauchte. Er war ein großartiger Sänger und ein begnadeter Songwriter! Seine Texte und seine Stimme konnten Könige und Prinzen verzaubern...nahm er an. Zu allen Festen an seiner Schule schrieb, komponierte und performte er mindestens eine Nummer, und immer waren sie alle begeistert!
Und außerdem...wer war denn diese rothaarige Knallcharge von Fudoumine schon, das zu beurteilen...? Dieser Prolet.
„Was maßt du dir an?!“ fuhr er auf. „Ore-samas Musik ist...“
„Fangen wir hiermit an,“ Dings-von-Fudoumine schüttelte die dunkelrote Haarpracht und tippte anklagend mit seinem (bestimmt dreckigen!) Finger auf Atobes wunderbarem Text rum. „All diese Blumenvergleiche im Refrain. Ich hatte Rücksprache mit Sanada und mit Kirihara, und die sagen auch, sie finden die Blumen doof. Ibu ist auch dagegen. Ich hätte ihn mitgebracht, aber wenn der erst mal anfängt zu erklären, was ihm alles nicht passt...das dauert einfach zu lange.“
„Wie, keine Blumen...?“ Atobe zwirbelte missgelaunt an einer schwarzlila Haarsträhne. Was war denn schon ein Lied ohne seine brillanten Blumenvergleiche?
„Und außerdem sind Tulpen auch überhaupt nicht die Blumen der Tapferkeit,“ Dings-von-Fudoumine blinzelte frech. „Wie kommst du denn auf so was...?“
Atobe spürte seine Schläfen pochen. Er war noch nie im Leben so beleidigt worden...und was fiel seiner Band eigentlich ein, sich hinter seinem Rücken zu treffen und über seine Texte herzuziehen?! Er war die Band! Er war ihr Leader! Na schön... so wirklich drüber gesprochen hatten sie nun nicht...aber...aber...es war seine Idee! Und was konnten sie schon leisten ohne seine Engelsstimme?
„Punkt zwei,“ fuhr Dings-von-Fudoumine unbeirrt fort. Seine Haarsträhnen wippten unverschämt. Konnte der nie stillhalten...? „Der komplette Song handelt von dir.“ Er blickte Atobe neugierig aus riesigen Augen an. „Was soll das?“
„Gibt’s damit ein Problem?!“ schnappte Atobe giftig. Im ernst, konnte es ein besseres Thema für poetische Ergüsse geben?
„Aber Atobe, allein die dritte Strophe ist nur über deine Haare!“
„Und?“
„Das interessiert doch Tezuka überhaupt nicht!“
Ein kleiner, aber sauberer Stich meldete sich in Ore-samas Herzgegend. „ Das interessiert Tezuka nicht? Was soll das heißen, das interessiert Tezuka nicht? Also, das...!“
Das stimmte natürlich irgendwie. Tezuka war leider viel zu geradlinig, um die weichen Wellen von Keigos sorgfältig gepflegter Haarpracht wahrzunehmen.
Atobe verstummte frustriert.
„Hör mal...“ Dings-von-Fudoumine fuhr sich durch die rote Haargardine und näherte sich ihm. Er hatte ein spitzes, irgendwie sehr ausdrucksvolles Gesicht und Augen, die immer wie im Fieber flackerten. Atobe rückte vorsichtshalber ein Stück ab.
„Du bist hier nicht der einzige, der ein Ego hat...oder ein Image zu verlieren, Atobe. Wenn wir da morgen alle mit dir auf die Bühne sollen und singen, müssen wir alle einverstanden sein. Gerade ich, Kamio Akira, die Rhythmus-Rakete, kann mich nicht mit so was hier blamieren. Verstehst du?“
Ah, Kamio...stimmt...Atobe war in diesem Moment vage erleichtert und dankbar, dass Kamio so schrecklich von sich und seinem Image eingenommen war. Nun wusste er wenigstens, mit wem – was – er es hier zu tun hatte.
„Mit einem Lied von Ore-sama kann man sich nicht blamieren,“ entrüstete er sich. „Übt ihr nur schön eure Stimmen bis morgen...!“
„Wer hat denn überhaupt bestimmt, dass DU das Lied schreibst?“ wollte Kamio plötzlich wissen.
Seine ganze Erscheinung, vom wippenden Haaransatz bis zu den quirligen schlanken Beinen strahlte Ungehorsam aus.
Atobe mochte das nicht. Er lachte verächtlich. „Ist das nicht selbstverständlich...? Ich bin in unserer Gruppe der Bestaussehendste, der Klügste, der Talentierteste, der mit der besten Bühnenpräsenz...“
„Nicht zu vergessen, dass du auch den schönsten Knackhintern von uns allen hast.“ Kamio schnippte mit den Fingern. Er sah belustigt aus.
„Genau.“ schloss Atobe zufrieden. „Natürlich habe ich auch den schönsten Knackhintern.“
Erst eine Sekunde später wurde ihm klar, was er da gesagt hatte.
Kamios Gesicht zuckte zurück. Ein kleiner roter Fleck blühte auf seiner Nase. „...das mit deinem Hintern war´n Witz,“ brummte er verlegen.
„Wirklich?“ Atobe lächelte spöttisch. Kamio errötend und neben der Spur war besser als Kamio, der auf seinem Songtext rumtrampelte. „Aber es ist doch wahr, ne?“
„Ich weiß überhaupt nicht, wie dein Hintern aussieht, mann!“
„Ehrlich?“
„I-ich seh mir keine Hintern von anderen Kerlen an!“
„Wenn du es sagst.“
„Dein Hintern geht mir voll am Arsch vorbei!“
„Ok.“
„Können wir das Thema Dein Hintern nun lassen?“
„Von mir aus. Ich hab nicht damit angefangen. „ Atobe lehnte sich in den Sessel und weigerte sich, vor Kamio zu schreien, als sich die lose Feder wieder in seinen vieldiskutierten Hintern bohrte.
„Was schlägst du also vor, Kamio-kun?“
„Es ist so...“ Kamio krallte sich auf einmal schutzsuchend in Atobes zerfetzten Liedtext.
Er senkte den Kopf und murmelte den Fußboden an. „Du bist zufälligerweise nicht der einzige, der sich für Musik interessiert. Ich schreibe auch...Texte...und so...ich hab sie wirklich noch nicht vielen Leuten gezeigt, eigentlich immer nur Ibu, und der sagt immer das selbe...“
„Was sagt denn Ibu so zu deiner Musik?“ Atobe strich sich interessiert ums Kinn. Es war unerwartet, die selben Hobbies wie die kleine Tanzmaus von Fudoumine zu haben.
„Ähm...dass ich ein Fenster aufmachen soll weil´s so warm ist, und dass er lieber draußen Tennis spielen will, anstatt vor meiner Anlage zu hängen,“ knirschte Kamio. „Aber ich schwöre, meine Songs sind...nicht schlecht...?“
„Und du denkst wirklich, du kannst Ore-sama das Wasser reichen?“ Atobe fächelte sich höhnisch Luft zu. Das war natürlich ausgeschlossen...aber es war amüsant.
Kamio hielt wieder mit spitzen Fingern Atobes Liedtext hoch, als handele es sich um eine besonders eklige Spinne. „Ich bitte dich. Dein Song ist ein 8-Minuten-Monster über dich, deine Haare, deinen Körper und deinen Kleiderstil zur Melodie von Wagners Walkürenritt...! Und ich will gar nicht wissen, was du mit `Ore-samas 5-Minuten-Impro-Solo in der Mitte´ meinst...“
„Ich kann ausgezeichnet improvisieren!“ empörte sich Atobe. Er fuhr hoch...eigentlich eher, um endlich von der pieksenden Sprungfeder runterzukommen, als aus Zorn.
„Du bist nicht der einzige, der hier irgendwas kann!“ Kamio hielt seinem drohenden Blick kampflustig stand.
Sie lieferten sich ein Duell der Blicke von etwa einer Minute. Kamio wich nicht zurück, obwohl Atobe seine beste Todesmiene aufgesetzt hatte. Atobe, auch wenn er Fudoumine nicht mochte und kleine ungepflegte Proleten in Slippern auch nicht, war beeindruckt.
Er mochte Leute, die dreist und frech waren und zu ihren Sachen stehen konnten.
Und Kamio, das musste man zugeben, schien sehr zu seiner Musik zu stehen.
Atobe wurde neugierig.
„Dann zeig mir, was du hast,“ knurrte er den anderen schließlich an.
Kamio zwinkerte. „Äh, was?“
„Deine Musik.“ Atobe tappte ungeduldig mit seinen gepflegten Fingern gegen die Lehne. „Du hast meine Musik in die Pfanne gehauen, also zeig mir, was du so hast.“
„Oh...“ Es war fast reizend, wie erschrocken der kleine Wadenbeißer plötzlich war. Er hatte offensichtlich einen Streit erwartet, nicht, dass Atobe Keigo danach verlangte, sich seine Musik anzuhören.
Die leichte Röte war wieder da, dieses mal an den Schläfen bis runter zum Wangenknochen.
„Oh...also...ich habe...ich hab einige von meinen Stücken oben in meinem Zimmer auf meinem MP3...wenn du das wirklich hören willst...“
Atobe musste zugeben, dass Kamio ein bisschen niedlich aussah, wenn man ihn aus dem Konzept brachte. „Nun denn,“ sagte er und erhob sich, „Lass uns gehen.“
Fudoumines selbsternannte Beat-Granate war sichtlich nervös, als er vor Atobe den Flur runterwieselte. Atobe schlenderte vergnügt hinter ihm her und stellte dabei fest, dass man auch etwas verpasste, wenn man im Camp nur allein im dunkeln saß und in seiner eigenen Schönheit badete.
Im Zimmer von Echizen und Momoshiro lief eine lärmende Fete. Der meiste Lärm kam dabei von Echizen, der alle Anwesenden anflehte, den Lärm sein zu lassen damit er schlafen konnte, während Sengoku und Momo sich bei einer Runde Twister verknoteten, Oishi und Fuji sich über ein Schachbrett hinweg niederstarrten und Kikumaru auf seinem Bett Saltos drehte.
Im zweiten Stock stritten sich die Kisarazu-Zwillinge über irgendwas. Man konnte nicht verstehen über was, aber es knallten Türen, und es flogen Wäschestücke.
Im Treppenhaus hatten sich Inui und Yanagi eine Art Pfeildiagramm an die Wand gemalt und unterhielten sich murmelnd und fingerzeigend darüber. Inui kritzelte gerade etwas, das wie ein Strichmännchen mit Bandana aussah.
Mhm. Camp war doch nicht so witzlos, wie Ore-sama vermutet hatte.
Am Getränkeautomaten begegneten sie schließlich Fuji-kuns kleinem Bruder, der nur mit einem Handtuch bekleidet ungewohnt gutgelaunt Kleingeld in das Gerät steckte und dabei einen Mambo mit sich selber zu tanzen schien.
Durch die offene Tür zu Yuutas Zimmer erhaschte Atobe einen Blick auf Saint Rudolphs nackten Manager, der versuchte, in der Badewanne komplett zwischen den Schaumblasen zu verschwinden, als er das vorbeischlendernde Paar erblickte.
„Mizuki-san, was willst du trinken?“ flötete Fuji Yuuta vergnügt, ohne Kamio und Atobe überhaupt zu bemerken.
„Ääh, ääh, irgendwas, was halt da ist,“ kam es kläglich aus dem Schaumbad. „Beeil dich und mach die Tür wieder zu...“
„Das ist mir zu unspezifisch, Mizuki-san!“ Yuuta betrachtete skeptisch die Getränkeauswahl und stemmte die Hände in die Hüften. Sein Handtuch rutschte sonst wohin.
„Dann eben Traubensaft aber mach die verdammte Tür wieder zu!“
„Ok...“
Atobe und Kamio huschten an der Szene vorbei, so schnell es ging.
Atobe wartete, bis er einige Meter außer Hörweite war, dann tippte er seinen nervösen Begleiter an.
„Ähm...hast du eben auch den Manager von Saint Rudolph nackt gesehen?“
„Yup.“
„Und...war das alles so wie ich denke dass es war?“
„Yup.“
„O Gott...“
„Atobe!“ Kamio schien einen Moment zu vergessen, mit wem er es zu tun hatte, und schlang seinen Arm spielerisch um Atobes Hals. „Mach dir nix draus. Es ist Camp! So ist das nun mal. Solche Sachen passieren!“
„Was für Sachen...?“ brummte Atobe misstrauisch, aber da wurde er schon von Kamio in dessen Zimmer geschoben.
Atobe hatte einen gewissen Spaß daran, Fudoumines Rhythmus-Rakete zuzusehen, wie er hektisch an seinem MP3 rumfummelte.
Kamio Akira bestand aus einer lustigen Mischung aus Vorwitzigkeit und Schüchternheit, die er unterhaltsam fand...aber von Musik hatte er offensichtlich keinen Plan.
Nicht nach alldem, was er über Atobes Song gesagt hatte. Pah.
„Ähm...ich hoffe es ist noch Akku da...ich hab hier letztens einen Song gemacht, von dem ich denk, er könnte vielleicht für morgen p-passen...vielleicht...e-es geht darum, einen neuen Tag wie eine neue, weiße Leinwand zu sehen und so...so Zeugs halt, bisschen kitschig, aber vielleicht...“
Er hielt Atobe einen abgewetzten Ohrstecker hin. „Hier.“ Sein spitzes, freches Gesicht leuchtete rötlich im Halbdunkel.
Atobe schielte entrüstet auf den Stecker. Er sollte sich dieses...Teil ins Ohr schieben...? Wer weiß, wo das vorher gewesen war...nun, wahrscheinlich in Kamios Ohr... Er versuchte, zu erkennen, ob Kamios Ohren sauber waren, aber es war zu dunkel.
„Aber wenn du nicht willst...“ Der Stecker baumelte unsicher von Kamios Hand. Seine Augen waren weit offen und fragend.
Atobe nahm den Stecker. Kamio nahm den anderen. „O-ok. Ich drück nun Start, ok?“
Er konnte Kamios Aufregung spüren. Ihre Gesichter waren nah beieinander, während sie sich die Ohrstecker teilten, und Atobe fühlte, wie Kamios Wangen brannten. Sein Knie zuckte unablässig. Das war neu für ihn.
Atobe fand, von Natur aus, alles großartig was er machte. Er liebte Applaus, aber er brauchte ihn nicht, um zu wissen, dass er fantastisch war. Kamio dagegen...er war nervös und schüchtern, weil er Atobe sein Lied vorspielte. Das war...irgendwie rührend.
„Ich mach beim Musikhören immer die Augen zu,“ hörte er Kamio zaghaft sagen, während man die ersten Töne hörte.
Kurz darauf war das Geschwindigkeits-Genie mit verschlossenen Augen aufs Bett runtergesunken. Vielleicht, um Atobe nicht anzusehen, während sein Lied lief.
Da sie beide zur Zeit durch ein kleines Kabel verbunden waren, blieb Atobe keine Wahl, als sich selbst mitfallen zu lassen.
Er schloß die Augen und...lauschte.
Atobe blieb lange so liegen, nachdem wieder Stille eingetreten war, die Augen zu. Er schnurrte leise.
Er kam erst wieder zu sich, als er Kamio krächzen hörte: „Und?!“
Er schlug die Augen auf und begegnete Kamios offenem, angespannten Blick aus dem einen Auge, das nicht durch die feinen roten Haare bedeckt wurde.
Wieder war da dieses fiebernde, fragende Glänzen...und Atobe verstand plötzlich, dass Kamio viel weniger Applaus in seinem Leben bekam als Ore-sama, und dass es ihm schrecklich viel bedeutete, dass er seine Musik nun irgendwem anderes vorgespielt hatte als seinem besten Kumpel.
Atobe musste Grinsen. Wenn der Kleine sich weiterhin über alles so aufregte, bekam er mit 17 einen Herzinfarkt.
„Wie fandest du´s? Schlecht? Sei ehrlich! Wenn du es schlecht fandest, dann sag´s, ich kann das vertragen. War´s schlecht?“
Ore-sama war vielleicht eitel. Ore-sama war auch der Ansicht, dass er alles am besten konnte. Ore-sama interessierte sich nur für wenige Dinge, die nichts mit Ore-sama zu tun hatten. Aber Ore-sama war kein Idiot. Er war in der Lage, zuzugeben, wenn anderen etwas gelang. Das musste es schließlich auch geben, selbst in Ore-samas Welt.
„Kamio-kun,“ sagte er langsam und bedächtig, „das ist sehr schöne Musik.“
Atobe sah kleine Regenbogen und Blümchen und Sternchen in Kamios Augen, während sein Gesicht in einem sanften Erdbeerrot aufglühte.
„...echt?“
„Echt. Vielleicht...“ Atobe seufzte, polierte seine Nägel an seinem Hemd und setzte eine bedauernde Miene auf, die allerdings nur seinen Stolz retten sollte.
„Vielleicht nehme ich meinen...Liedbeitrag aus dem Rennen zurück. Wir nehmen dein Stück, Kamio-kun. Wie wär´s?“
Kamio röchelte, und dann fand Atobe sich in der leidenschaftlichsten Umarmung wieder, seit während seines letzten Spiels ein Fangirl die Absperre überwunden und ihn mitten auf dem Platz umgenietet hatte. Kamios dünne Arme quetschten Ore-samas Brustkorb, und Atobe spürte sich selbst die Luft entweichen. Der andere zitterte dankbar in seinem Arm.
„Du findest meine Musik gut?!“ quietschte Kamio an seinem Ohr. „Du...du findest echt meine Musik gut? Wir...wir singen das morgen? Echt? Atobe, das ist so toll! Wir können uns nun immer gegenseitig unsere Lieder vorspielen und uns sagen, was wir denken und und...ich könnte dich küssen!“
„Nei~ein...das muss nicht sein....!“ ächzte Atobe an Kamios Nacken vorbei und ruderte mit den Armen. Fudoumines Rennmaus drückte sich an ihn, als habe er seinen lange verschollenen Zwillingsbruder wiedergefunden. Kamio war wirklich seltsam.
„Vielleicht sollte man noch ein oder zwei Blumenvergleiche einstreuen...“
„Keine Blumen, Atobe.“
„Na schön, keine Blumen...“
Plötzlich flutete Licht ins Zimmer. Die Tür flog auf, ihre Köpfe flogen auseinander, und eine kleine, zerzauste Figur kam reingeschlittert, die ihnen hektische Zeichen machte.
„Ich bin´s, Dan desu!“ fiepte der wuschelige kleine Umriss. „Ich trommel alle zusammen, desu! Unten bei Seigaku ist die Hölle los, desu! Momo und Kaidoh haben einen Wettstreit, wer die meisten Törtchen essen kann, und Kaidoh ist schon total violett im Gesicht, desu! Das MÜSST ihr euch anseh...!“
Das plappernde kleine Wesen verstummte abrupt, als es die beiden engumschlungenen Männerkörper erkannte.
„Atobe und ich haben einen Moment,“ sagte Kamio gerührt und erstaunlich würdevoll. Dabei fiel es ihm nicht ein, den fremden Kapitän loszulassen. „Bitte lass uns allein.“
Bevor Atobe Kamio den Kopf abbeißen konnte, trat Dan schon wieder seitlich zur Tür. „Oh. Ähm...ich wollte nicht stören, desu. Entschuldigt vielmals, desu...! V-viel Spaß noch Senpais...!“
Klapp.
„Was soll das heißen, wir haben einen Moment?! Geh weg von mir, du Knallbohne...! Bist du behämmert?!“
Kamio war schon wieder in Bewegung und wippte ruhelos auf der Matratze auf und ab. Herzinfarkt. Früher oder später. Ganz sicher.
„Na klar, wir haben so viel zu bereden! Wir müssen die Stimmen verteilen und eine Choreografie machen und ich hab noch andere Stücke von mir auf dem MP3, willst du die auch hören?“
Atobe hob die Augenbraue. „Wie viele denn noch?“
„28!“ Kamio strahlte.
Der hübsche Kapitän wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. Er hatte eigentlich den Abend mit der besten Gesellschaft überhaupt verbringen wollen...sich selber. Aber es hatte sich alles anders entwickelt.
Nun, da er sowieso hier war...und nun, da durch Dans unschlagbare Buschtrommel sowieso in ein paar Stunden alle denken würden, dass er und Kamio eine heiße Affäre verfolgten...konnte er auch hier bleiben und sich anhören, was sein Musikrivale noch so zu bieten hatte. Und irgendwie war es nett. Und irgendwie war Kamios fiebrige Begeisterung auch ansteckend...
„Also schön. Her damit.“
„Wirklich? Wirklich?!“
Atobe machte wieder die Augen zu und ließ sich auf das Bett fallen. „Mach schon, bevor Ore-sama es sich anders überlegt!“
Nach einer Weile merkte er, wie ihm überraschend zärtlich der Stecker ins Ohr zurückgefummelt wurde, und dann spürte er Kamios magere Schulter an seiner, als dieser sich neben ihn legte. Kamios Zehen wippten im Takt. Kamio wirkte verdammt glücklich, und das war bei diesen verbissenen Fudoumine-Gestalten schließlich nicht häufig.
Schade...Atobe würde ´Ore-samas 5-Minuten-Impro-Solo´ vermissen. Aber es war wirklich nicht schlecht, so wie es war.
Und außerdem...Zeit mit sich selber verbringen konnte er schließlich immer noch genug.
***
Entschuldigt diesen Mizuki x Yuuta-Zwischenfall. Aber in *meiner* Tenipuri-Welt verbringen die beiden das ganze Camp damit, es wild miteinander zu treiben. Wie auch sonst immer. *hust*