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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 80 - Für Elise

Part 80 - Für Elise
 

-------------------------Beethoven -Für Elise----------------------------
 


 

Mittlerweile war auch der Magier in richtige Partylaune gekommen und so tänzelte er mit den verführerisch duftenden Pizzakartons durch das Wohnzimmer und summte das Lied, das in dieser Welt sein ständiger Ohrwurm war, vor sich hin.
 

"Endlich gibt es was zu Essen~", verkündete er breit grinsen und lud die Pizzakartons auf dem Tisch ab. "Hat jeder seine Gabel parat? Dann weg damit! Nicht, dass wir uns in die Hände hacken, heute wird mal unfein gegessen, schaut ja eh niemand zu~" Voller Vorfreude öffnete er einen der riesigen Kartons und das was darin war, duftete nicht nur unglaublich gut, triefte nicht nur unglaublich vielversprechend, war nicht nur unglaublich dick beladen, sondern noch dazu riesig. Mokona hüpfte sofort von seiner Schulter. "Wie lecker~~~~ah !", und landete direkt in der Pizza. Es spritzte und auf einmal klebte Shaolan ein Champingion im Gesicht. Mokona und Fye brachen in schallendes Gelächter aus, als der Junge zurück schreckte und instinktiv nach seinem Schwert griff, um sich vor dem Champingion - Monster zu verteidigen. "Pizza Monster~ wir müssen es essen, bevor er uns isst!"
 

Der Magier nahm noch einen tiefen Schluckt von dem Sekt, den er schon die ganze Zeit vor sich hin süffelte und schnappte sich ein großes Pizzastück, das ihm halb über die Hand lief. In diesem Moment knurrte sein Magen ohrenbetäubend.
 

"Guten Appettit !"
 

Fast verzweifelt vergrub der Ninja sein Gesicht in seiner Hand. Das fing ja schon gut an.. und der Abend war noch früh. Wie sollte das erst werden, wenn um ihn herum alle betrunken waren?! Ein Grund mehr, sich ebenfalls zu betrinken...
 

Etwas unsicher, nippte Sakura an ihrem Sektglas, das Fye-san ihr vorhin in die Hand gedrückt hatte. Sie sollten das tatsächlich mit der Hand essen?

Vorsichtig warf sie einen Seitenblick auf den Jungen, der versuchte, sein Gesicht wieder sauber zu bekommen und dann zu Fye-san, der auch schon eines der Stücke in die Hand nahm und abbiss. Wie auf Kommando fing nun auch ihr Magen an zu knurren und so überlegte sie nicht lange, bevor sie ebenfalls einfach ein Stück Pizza in die Hand nahm. „Guten Appetit!", erwiderte sie, bevor sie abbiss und augenblicklich fingen ihre Augen an zu leuchten. „Das schmeckt aber lecker!"
 

"Du bist so verdammt verfressen, Manjuu..", grummelte Kurogane vor sich hin, als er den weißen Hasen von der Pizza hob.
 

Shaolan lächelte erleichtert und nahm sich ebenfalls ein Stück Pizza, nachdem er begriffen hatte, das hier alles sicher war. Die anderen hatten Recht, er sollte nicht gleich immer mit dem Schlimmsten rechnen.. Der Magier beugte sich währenddessen zu der Prinzessin. "Lecker, nicht? Du brauchst dich nicht zurückhalten, Sakura-chan~ du bist zwar eine Prinzessin, aber wir haben eh alle keine Ahnung, wie man sich als Prinzessin so verhält, also hau einfach rein~"
 

"Ja, hau rein!", rief das mit Tomatensoße beschmierte Manjuu und saugte gleich die halbe Pizza in sich herein.
 

„Aa.. und meine Prinzessin kennt auch keine Manieren..", gab Kurogane nun auch sein Kommentar dazu ab, bis ihm auffiel, dass das Manjuu, das er noch immer in der Hand hielt, schon dabei war, eine halbe Pizza auf einmal zu verschlingen. „Hey!", versuchte er es zu stoppen und nun vom Futterneid geplagt, denn wenn er sich nicht ranhielt, bekam er überhaupt nichts ab, griff nun auch er schnell nach einem großen Stück. Ihm war es sowieso egal, ob man nun mit Stäbchen oder mit der Hand aß und da er mit Messer und Gabel wirklich erhebliche Probleme hatte, war es ihm jetzt sogar ziemlich recht.
 

„Ja, ihr habt recht... also lassen wir es uns einfach schmecken!", gab Sakura nun etwas sicherer zurück und konnte ihr Stück Pizza endlich genießen. Hier musste ihr nichts peinlich sein, begriff sie und auf einmal, fühlte sie sich in mitten dieser Menschen unwahrscheinlich geborgen und sicher.

Und ihre Laune stieg wirklich von Minute zu Minute, mit Sicherheit tat auch der Sekt, von dem sie schon das erste Glas längst auf hatte sein Bestes dazu.
 

Nun, so verging der Abend alkoholreich und es wurde langsam Nacht. Ihre Ebenbilder hatten wirklich sehr leckeren, meist süßen Alkohol, der ihnen allen zusagte und der bald zu viel für sie war. So sah sich Kurogane wieder einmal einer Horde miaunzender Katzen gegenüber, die sich über das Sofa, das Zimmer und ihn drüber jagten, und einem Pizza beklebten, kugelrund vollgefressenen Manjuu allein gegenüber stehend. Shaolan war zwar ruhig neben ihm, aber vertiefte - dabei immer wieder an einem süßlichen Getränk namens Pina Colada nippend - sich immer weiter in eine tiefsinnige Diskussion über mysteriöse Schriftzeichensysteme - mit den Pizzaüberresten.
 

"Hey~ Shaolan~~~", jauchzte Mokona, das gerade zwischen Fye und Sakura hin und her geworfen wurde und ab und an auf Kuroganes Kopf zwischenlandete. Das Spiel ging folgendermaßen: Mokona war das Wollknäuel und mit gemeinsamen Charme wollten sie Kurogane und Shaolan dazu bringen, mitzuspielen! Ein Glas in der Hand und seinen verbleibenden Inhalt fast auf den Krieger schüttend, warf sich Fye über die Sofalehne und grinste ihn breit an. "Kuro-chama~ feier doch ein wenig mit~~ schließlich hat dein Angetrauter noch keine grauen Haare~ so etwas muss man immer feiern ! So wie der erste Zahn, die Volljährigkeit, den Verlust der Unschuld und die Hochzeit, muss man auch ganz nötig jeden weiteren Tag betrinken, den man auf dieser verrückten Welt überlebt~~"
 

Grummelnd beobachtete der Krieger die Prinzessin, den Magier und das Manjuu bei ihrem dämlichen Spiel und bei jedem weitern Mal, wo das Wollknäuel auf seinem Kopf landete, nahm er einen großen Schluck aus seinem Glas, in der Hoffnung, diesen Abend lebend zu überstehen.

Erleichtert stellte er fest, dass der Alkohol ihn heute nicht ganz so schnell betrunken machte, wie die letzten Male, was mit Sicherheit daran lag, dass er regelmäßiger von dem anderen Mann trank. Trotzdem wurde auch ihm schon leicht duselig und die Welt fing hin und wieder an sich zu drehen und gegen seine Erwartungen, diese Feier würde betrunken einfacher zu überleben sein, war es dadurch gerade noch anstrengender.

Fast wollte er nach dem Kommentar des Magiers schon rot werden, konnte sich das aber so gut es ging verkneifen, bis die leicht lallende und fragende Stimme der Prinzessin an seine Ohren drang. „Verlust der Unschuld?" woraufhin sich der Ninja erst mal an seinem Getränk verschluckte. Der Magier musste echt besser auf das achten, was er in Gegenwart der Kinder sagte!
 

"Ja sicher!", nahm Fye das Thema sogleich auf und schlug dem Krieger fürsorglich auf den Rücken, damit dieser nicht erstickte. "In Ceres ist das ein ganz wichtiges Fest und wird unter Freunden gefeiert! Manchmal auch mit der Familie, aber die erfährt so was ja meistens nicht, ne~?"
 

„Ihr feiert so was?!", fragte der Krieger den Magier, nachdem er wieder Luft bekam, wirklich ungläubig nach und hätte er gerade was getrunken, hätte er sich bestimmt erneut erschluckt.
 

Nun war Sakura wirklich verwirrt..vielleicht war sie auch einfach nur zu betrunken, um gerade eins und eins zusammen zu zählen und von selbst darauf zu kommen. Aber von so einer Feier hatte sie noch nie gehört. „Was bedeutet das denn genau, „Verlust der Unschuld"? "
 

Nun war Shaolan an der Reihe sich verschlucken. Fye wechselte sein Glas von der linken zur rechten Hand, verschüttete die Hälfte auf den Sofabezug, klopfte Shaolan auf den Rücken und machte ein verdutztes Gesicht. "Das weißt du nicht, Sakura-chan?"
 

Shaolans Gesicht war graduelll konkurrenzfähig mit einer Tomate und er wünschte sich, er könnte dorthin verschwinden, wohin sich gerade sein Gesprächspartner Pizza-san verkrümelt hatte. Allerdings wollte er auch nicht von Mokona verschluckt werden, einfach nur nicht mehr Teil an dieser Diskussion haben, keine Ohren haben... er schenkte sich noch etwas mehr Sekt ein und fragte sich, wann der Magier aufhören würde auf seinem Rücken rumzuschlagen, da er längst nicht mehr hustete.
 

"Argh! Das Sofa...das Sofa, verdammt!’ löste die nun plötzlich wieder vorhandene große Sorge um die Möbelstücke ihrer Ebenbilder Kuroganes Gedanken um das aktuelle Gesprächsthema ab.
 

Sakura versuchte währenddessen konzentriert nachzudenken. Wenn Fye-san schon so fragte, musste es etwas sein, was man kannte... aber.. Sie wurde rot und blickte etwas beschämt zu Boden, was allerdings gar nicht so einfach war, da ihr davon etwas schwindelig wurde. „Nein..."
 

"Das braucht dir doch nicht peinlich sein!", beruhigte Fye sie mit einem Kopftätscheln, "ich wusste auch nicht so ganz was es is, bis sie eben weg war!" Breit grinste er in sich hinein und überlegte, wie er seiner Tochter das am besten erklären konnte. "Also, wenn du z.B. Shaolan hier" - Shaolan wünschte er sich er wäre weg, weg, weg, in sein Glas gefallen.. - "ganz ganz ganz gern hast, so wie momentan zum Beispiel, dann hast du ihn irgendwann so arg arg arg lieb, dass du seine Hand halten willst und dann magst du ganz ganz ganz viel von ihm immer bei dir haben und ihr schlaft in einem Bett und so und dann, wenn es an der Zeit ist kommt ein ganz besonderer Moment, in dem ihr euch gaaantz tief in die Augen schaut, ihr zieht euch aus, und du bekommst einen ganz ganz ganz warmen Bauch, ihr streichelt euch, und in deinem Kopf wird alles richtig leicht und - dann is se plötzlich weg! "
 

"Das Sofa..das arme verdammte Sofa...:" bangte der mittlerweile auch angetrunkene Krieger weiterhin um das Möbelstück, während der Magier mehr oder weniger wild gestikulierend dem Mädchen irgendwas zu erklären versuchte...Moment. Worum ging es gerade noch? Um den „Verlust der Unschuld".... plötzlich nahm er die Worte des Magiers, denen er zuvor nur mit halben Ohr zugehört hatte wieder voll wahr.. was machte dieser Idiot denn da?! Bevor der Magier weiter reden konnte, denn mittlerweile, so fand der Krieger, schlug das für Kinderohren nicht mehr taugliche Wege ein, krallte er sich den brabbelnden Kerl und hielt ihm den Mund zu, bevor er noch schlimmeres von sich gab!
 

„Achso! Wenn man seine Jungfräulichkeit verliert, meinst du Fye-san." begriff das Mädchen nun anscheinend überhaupt nicht überrascht, dass es sich darum handelte und lächelte strahlend durch die Gegend, dass sie letztendlich auch wusste, worum es ging! Schnell trank sie daraufhin einen großen Schluck von ihrem Sekt.
 

"Gansch gnau!", nuschelte der blonde Magier gegen Kuroganes Hand und Shaolan stand abrupt auf. Verdutzt sahen alle zu dem mittlerweile hochroten Jungen hoch. "Shaolan~~?", fragte Mokona etwas schwerfällig.
 

"I-ich... ich... ich bringe die Unschuld- NEIN, einen Lappen..." Verdammt. Was redete er da nur? Könnte er nur doch vernünftig denken. Aber das bisschen Alkohol hatte bei ihm scheinbar schon katastrophale Folgen. Aber er dachte es wäre nicht schlimm, schließlich war seine Pinzessin ja in Sicherheit, und der sollte doch relaxen. Was er zugegebenermaßen nur sehr verkrampft tat. Und dann auch noch dieses Thema, das ihn das Blut zu Ohren steigen ließ und die Welt auf einmal noch komischere Geräusche machte und sich noch mehr drehte. Auf einmal kippte das Wohnzimmer nach hinten und das Sofa flog auf ihn zu! Die Federn des Sofas gaben einen wehleidigen Laut von sich, als Shaolan stolperte und in hohem Bogen in die sektbekleckerten Kissen flog.
 

Erschrocken fuhr die Prinzessin zusammen, als Shaolan urplötzlich wieder neben Fye-san in den Kissen landete. „Schh- aolan-kun?!", versuchte sie den Namen so gut es ging auszusprechen, doch dieser Name war wirklich ein sehr schwieriger, wenn man betrunken war! Das war ihr ja nie so aufgefallen. Schnell war sie bei dem Jungen angekommen und auch Mokona war schon bei ihm und versuchte ihm hektisch mit einem der leeren Pizzakartons Luft zuzuwedeln.
 

Der Ninja seufzte nur einmal. Aber aufregen durfte er sich jetzt auch nicht groß, seitdem er selber betrunken wurde und das Trinken trotzdem nicht bleiben ließ. Obwohl auch er es besser wissen müsste. Und so ließ er einfach von dem Magier ab, den er jetzt hoffentlich auf dieses Thema bezogen still bekommen hatte und nahm einen weiteren großen Schluck aus seinem Glas. Das war die einzige Möglichkeit jetzt, sich nicht aufzuregen! Auch, weil jetzt die ganzen Krümel durch die Gegend flogen, während das Manjuu versuchte den Jungen wiederzubeleben! Sein Glück, dass sein Ebenbild hier wohnte, jedenfalls gab es hier Alkohol, der ihm wirklich gut schmeckte.. selbst wenn es für sein Ebenbild wohl eher verdammtes Pech war, dass er sich hier mit seiner ganzen Truppe einquartierte..
 

"A-alles in Ordnung!", beruhigte Shaolan das weiße, wedelnde Ding vor seinen Augen, was er für Mokona hielt. Doch dann stellte er fest, dass sich nicht die Welt auf den Kopf gestellt hatte, sondern er nur das Gleichgewicht verloren hatte. Verlegen richtete er sich wieder auf, doch stockte abermals, da er dabei fast gegen Sakura stieß. "Sa-sakura..."
 

Ganz plötzlich war ihm so, als hätte sich sein Herz in einen Schmetterling verwandelt, oder in einen Kolibri, oder in einen wedelnden Pizzakaton.. es schlug auf jedenfalls unglaublich schnell und einen Moment vergaß er ganz, dass sie nicht allein waren. "Diesmal sorg ich dafür, dass du dich an mich erinnerst...", versprach er dem Mädchen leise und strich etwas ungeschickt ein paar der braunen Haarsträhnen aus Sakuras Gesicht, die den ungehinderten Blick in die schönen, leicht verschwommen wirkenden grünen Augen verhinderten.
 

Verdutzt aber auch erleichtert, dass er noch lebte, blickte Sakura den Jungen vor sich an. Auch sie wurde etwas rot, dass sie sich gerade so nah waren und wollte schon vergessen, was um sie herum passierte, erst recht, als Shaolan ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Sie wusste gerade nicht, woran es lag, ob sie nun wirklich zu betrunken für diese Welt war oder Shaolan nur komische Sachen von sich gab. Vielleicht war er auch zu betrunken?!
 

„Wieso sollte ich dich denn vergessen?" fragte sie nach einer Weile nach und hoffte, sich jetzt nicht schon wieder zu blamieren.
 

Noch schwerer seufzend, betrachtete der Krieger die Situation und ein wenig wurde ihm schwer ums Herz. Was dieser verdammte Alkohol doch anrichtete, dachte er sich und ohne weiter drüber nachzudenken, stand er auf, packte den Jungen unter die Arme und zog ihn wieder auf die Beine, um ihn mit sich zu ziehen. „Für dich ist jetzt Schluss..", versuchte er in einem genervten und tadelnden Ton. Doch eigentlich wusste er nur zu genau, dass das gerade nicht der Junge war, den er kannte. Die ganze Zeit hatte er der Prinzessin verschwiegen, dass sie ihn nur vergessen hatte, weil er genau wusste, dass sie sich sowieso nicht mehr an ihn erinnern würde. Wenn er jetzt unter dem Einfluss von Alkohol mit ihr so ein Gespräch anfing, sagte er vielleicht Dinge, die ihm später Leid taten oder tat sich selber nur weh damit.
 

Auch Fye hatte das ganze beobachtet, doch irgendwie hatte er die beiden nicht aufhalten wollen... obwohl es total unsinnig war, egal was Shaolan ihr erzählte, sie würde es doch eh wieder vergessen. Dafür hatte die Hexe der Dimensionen gesorgt... mit einem schweren, theatralischen Seufzen zog er Sakura in seine Arme und zerwuschelte ihren braunen Haarschopf.
 

"Ich hätte Lust einmal was vom bräunlichen, nach Zimt riechende Fläschcheninhalt mit dem grünen und süßen zu mischen~"verkündete er - Sakura immer noch im Arm - und griff gleich nach einer Flasche mit Sekt, um mit seiner Mischerei zu beginnen.
 

"Mokona will zuerst probieren!", quietschte das weiße Wesen und hibbelte unkoordiniert auf der Tischkante herum.
 

"Erst muss er geschüttelt werden und er braucht auch noch einen Namen!"
 

Immer noch etwas verwirrt, hatte Sakura dem Jungen nachgesehen, während sie irgendjemand in die Arme schloss und durch ihre Haare wuschelte. Doch ihre eh schon ziemlich schwammigen Gedanken wurden schnell wieder abgelöst, als Fye-san vorschlug, irgendwas zusammen zu mischen. „Meinst du das schmeckt?" fragte sie den Magier ziemlich begeistert von dieser Idee.
 

"Das kann man nicht wissen, bis man es ausprobiert hat!"
 

Während Sakura gewissenhaft wie eine kleine Magierassistentin verschiedene Mischverhältnisse ausprobierte und immer wieder daran nippte, sah Fye mit alkoholumnebelten, aber für einen Moment klaren Blick den beiden Männern hinterher. Es war fast drei Uhr, eigentlich Zeit, dass auch mal Sakura ins Bett kam.. ihm selbst fielen mittlerweile die Augen immer öfter zu, aber er wollte diesen ausgelassen, so - tun - als - ob - Geburtstag nicht enden lassen.
 

Kurogane bekam von dieser sinnlosen Mischaktion, die er mit Sicherheit überhaupt nicht gut geheißen hätte, nichts mehr mit, denn mittlerweile hatte er den Jungen schon ins Schlafzimmer geschleppt und auf das große Bett geworfen. Jedoch passte er dabei auf, dass es nicht zu heftig war, denn der Junge hatte für seine Verhältnisse viel getrunken und er wollte verhindern, dass ihm nun erst recht schlecht wurde.
 

"Schlaf..", brummte er den mehr oder weniger wachen Jungen auf dem Bett knapp an.
 

Erledigt von dieser sich viel zu schnell drehenden Welt sah der Junge den Krieger mit unfokussierten Augen an. "Entschuldige... ich wollte.. ", irgendwie war Shaolans Kopf gerade sehr schwer, genau so wie seine Augen... mit einem leisen Seufzen legte er seinen Kopf auf das weiche Kissen. Er hatte das Gefühl, was Falsches gesagt zu haben, dennoch fühlte er sich irgendwie wohl und geborgen. "nur ein wenig entspannter sein... zu viel.. getrunken.. " Das letzte Murmeln ging fast im Kissen unter und leises, regelmäßiges Atmen ließ darauf schließen, dass Shaolan eingeschlafen war.
 

Mit einem wirklich schweren Seufzen, blickte Kurogane den Jungen, der mittlerweile eingeschlafen war noch eine Zeit lang einfach nur an. Irgendwie tat er ihm gerade ein wenig Leid, er wusste selbst nicht warum. Wahrscheinlich, weil dieser Junge einfach immer noch den Kopf so verdammt voll haben musste. Dass er sich alle Mühe gab und versuchte entspannter zu sein, doch letztendlich konnte er es anscheinend trotzdem nicht vergessen, dass seine Liebe ihn einfach vergessen hatte. Selbst wenn die Kinder sich in letzter Zeit erneut näher gekommen waren. Die Zeit davor war einfach verloren. Dieser Bengel musste wirklich eine ganze Menge durchmachen und war ständig auf der Hut, sich nichts anmerken zu lassen. Seine Probleme alleine zu lösen und dabei kaum um Hilfe bat. Wie oft musste dieser Junge auf ihrer Reise schon geschluckt haben?

Wahrscheinlich... hatte aber auch nur er selbst zu viel getrunken, brach er seine Gedanken wieder ab und ging wieder zurück zu den anderen.
 

Und für einen Moment stockte der Krieger, als er seinen Reisekameraden eine Weile dabei zu sah, wie sie verschiedenste Sorten Alkohol einfach zusammen mischten und dann tranken!

„Was treibt ihr denn jetzt schon wieder, verdammt?!"
 

"Oh..Kurogane-san!", freute sich Sakura, dass der Mann wieder zu ihnen gestoßen war und hielt eines der Gläser -ziemlich unkoordiniert - hoch, damit der große Mann es besser sehen konnte, was sie hier trieben. „Das hier..!" demonstrativ zeigte sie mit ihrer freien Hand auf das volle Glas, das sie in der anderen hielt. "..ist der Fye-Moko-Saku-Special!"
 

Auch Sakura schien recht betrunken zu sein, mit einem wissenden Blick sah Fye zu Kurogane und nahm das Mädchen hoch. "So Sakura - chan, ich glaube es wird auch für dich Zeit ins Bett zu gehen~"
 

„Was?", empört und ein wenig verwirrt, dass Fye-san sie ins Bett stecken wollte und diesmal nicht, so wie sie es gewohnt war Kurogane-san, blickte die Prinzessin zu dem Magier hoch. „Aaaber... ich hab das hier doch noch gar nicht probiert!"
 

"Dann trinken wir die Flasche noch leer, dann ist aber Schluss~~ schließlich wollen Kurogane und ich auch mal allein sein! Ich bin sicher Fye-mommy bekommt noch ein Geburtstagsgeschenk von Kuro-daddy~"
 

„Juchu!", freute sich Sakura und machte sich auch sogleich wieder von Fye-san los um sich auf ihr zusammengemischtes Getränk zu stürzen. Zwar drehte sich schon alles.. aber trotzdem hatte sie gerade noch keine Lust aufzuhören.
 

Gerade noch, wollte Kurogane es auch noch für besser finden, das Mädchen ginge so langsam mal zu Bett, denn sie schien nicht mehr wirklich Herrin ihrer Sinne zu sein, doch er hielt inne, als der Magier irgendwas von einem Geburtstagsgeschenk faselte. Verdammt.. er hatte doch überhaupt nichts, was er dem Anderen zum Geburtstag schenken könnte! Und auf einmal hoffte er, die Prinzessin und der Magier würden laaange für diese Flasche brauchen, denn dann hatte er noch genug Zeit, sich wenigstens irgendwas zu überlegen..
 

Doch den Gefallen tat ihm das Mädchen anscheinend nicht, als sie wider ihrem Vorhaben, die Flasche aufzutrinken einfach hinten über kippte, zum Glück auf die weichen Kissen, die mittlerweile überall auf dem Boden rumflogen, und friedlich eingeschlafen war.
 

Gerade als das Mädchen eingeschlafen war, endete auch die CD und beruhigende Stille legte sich auf den Raum. Mit einem sanften Gesichtsausdruck betrachtete Fye das Mädchen, das er so ins Herz geschlossen hatte und strich ihr über den Kopf. "Oh je.. das war wohl wirklich etwas viel... gut dass alles bis auf den Sekt nicht sehr stark war..." Sein Kopf fühlte sich seltsam leicht an und eine bleierne Schwere hatte sich auf seinen Körper gelegt, dennoch war er hellwach..
 

Das angenehm gelbliche Licht der Deckenlampe ließ den Raum unglaublich warm erscheinen, im Kontrast zu der stockdunklen Nacht draußen, wie sie nur um... halb 4 sein konnte. "Fyuuu~ da ist es aber wirklich schon spät, nicht wahr Kuro-sasa?" Wankend stand er auf, nicht mehr ganz Herr seiner Bewegungen versuchte er das Mädchen hochzuheben, bewirkte aber nur, dass er halb auf sie drauf fiel. Angestrengt drückte er sich wieder hoch, fragte sich wirklich seit wann das Sofa diese seltsame Farbe hatte. Er konnte sich doch nicht ernsthaft so sehr betrunken haben? Normalerweise vertrug er mehr.. mit einem entschuldigenden Lächelnd sah er zu den Krieger hoch, der ihn immer noch leicht entsetzt ansah.
 

„War wohl für euch alle ein bisschen zu viel..", bemerkte der Ninja mit einem Seufzen, bevor er auf den immer noch halb am Boden liegenden Mann zuging und diesmal ihm unter die Arme griff, um ihn vorsichtig auf das Sofa zurück zu hieven. Danach hob er die Prinzessin hoch und einen kurzen Moment noch schien er zu überlegen, wohin mit ihr... da der Junge schon das Bett belagerte. Doch die beiden Kinder hatten schon öfter in einem Bett zusammen geschlafen und so dachte er nicht weiter groß darüber nach, sie ebenfalls dorthin zu bringen. Schnell schnappte er sich noch das Manjuu an den Ohren, das gerade dabei war, dieses mörderische Gemisch des Mädchens auf einmal zu trinken, um auch dieses langsam mal zum Schlafen zu bewegen. Selbst wenn es anstrengend war, ihn beruhigte die Tatsache, dass es anscheinend wie beim Alten schien und er derjenige war, der alle irgendwie einsammeln und ins Bett bringen musste.
 

Als Kurogane mit Sakura den Raum verließ, begann Fye damit die Flaschen vom Boden und in Reichweite einzusammeln und sie zurück auf den Tisch zu stellen. Es fiel ihm schwer, weil er wirklich betrunkener war, als er sich selbst eingeschätzt hatte. Aber was sollte es, er war hier in Sicherheit und er musste nicht mal mehr jemanden etwas vormachen. Bedeutete das Heimat?
 

Durch den Alkohol erhitz, wedelte er sich mit der Hand etwas Luft zu und lehnte sich auf dem Sofa zurück, um auf den Ninja zu warten, Die Kinder waren ihm Schlafzimmer, das hieß sie würden diese Nacht im Wohnzimmer schlafen müssen. Die Welt schwamm vor seinen Augen, als er wieder aufstand, um die Decken zu holen. Doch weit kam er nicht, jedenfalls nicht ohne dass ihm übel wurde. Deswegen setzte er sich schnell wieder hin und wartete bis der Krieger wieder kam. Dieser schien von ihnen allen den Alkoholexzess diesen Abend am besten überstanden zu haben. Vermutlich, weil es noch nicht lange her war, dass er von ihm Blut getrunken hatte.. dieser Gedanke kam ihm auf einmal sehr seltsam vor.. Blut. Aber gleichzeitig normal. Ihre Entscheidung, ihre Konsequenzen. Es hatte gedauert sie anzunehmen, aber nun war es etwas ganz allein zwischen ihnen beiden. Wenn er sich nun in der Wohnung umsah hatte er immer noch ein seltsames Gefühl, aber konnte nicht glauben, dass sie sich kurz zuvor noch so zerworfen hatten.
 

Nachdem er auch die Prinzessin und das Manjuu sicher abgesetzt hatte, betrat der Ninja erneut das Wohnzimmer und wie beim ersten Mal, stockte er. Der Magier saß plötzlich wieder mitten auf dem Boden.. hatte er ihn nicht gerade noch auf das Sofa gesetzt?
 

Eine ganze Weile betrachtete er den anderen Mann einfach nur, der ziemlich benebelt vom Alkohol aussah und auch seine Augen wirkten sehr schwer. Die blonden Haare waren etwas durcheinander von ihrem Wurfspiel mit dem Manjuu.. trotzdem fand Kurogane, dass der Magier immer noch verdammt hübsch aussah... vor allen in solchen Momenten, in denen er sich unbeobachtet fühlte..
 

Plötzlich kam ihm ihre peinliche Unterhaltung über den „Verlust der Unschuld" wieder in den Sinn. Mit Sicherheit hatte dieser verdammte König sie ihm damals genommen.. und irgendwie war es auch kein Wunder, dass dieser Ashura so an dem Magier hing.. Dieser blonde Mann hatte ja auch etwas unwahrscheinlich anziehendes... der Krieger wollte sich gar nicht ausmalen, wie vielen Menschen er schon den Kopf verdreht hatte.. aber es waren bestimmt nicht wenige. Und der Magier trug mit Sicherheit auch einen großen Beitrag dazu, beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Es gab bestimmt eine Menge an Leuten, die seine Art mit Menschen umzugehen falsch verstanden, auch wenn ein Teil davon sicherlich berechnend war. Kurogane selbst hatte diese Art, einem ständig körperlich so nahe zu kommen, am Anfang falsch verstanden.. vielleicht war er selbst auch schon viel länger in den Anderen verliebt, als er es selbst ahnte.
 

Aber was für eine kalte Kindheit musste der Magier wirklich durchlebt haben, wenn er ständig fast so verzweifelt nach Nähe suchte? Der Krieger kannte die ganze Wahrheit und Vergangenheit um diesen Menschen noch lange nicht.. aber eins wurde ihm gerade bewusst, dass egal wie schlimm es gewesen war, egal wie es den Magier prägte, er selbst nur eines tun konnte und würde: Für den Anderen da zu sein und ihm Nähe zu geben, wann immer der Blonde sie brauchen würde.
 

Kurogane hatte gar nicht mitbekommen, dass er mittlerweile einige Schritte auf Fye zugemacht hatte und ihn vorsichtig von hinten in die Arme geschlossen hatte. „Herzlichen Glückwunsch..", murmelte er einfach nur leise.
 

Erschrocken zuckte Fye zusammen. Er hatte Kurogane wirklich nicht bemerkt!
 

Doch dann wurde er sich der warmen, angenehmen Arme um sich bewusst und lehnte sich etwas gegen den Krieger. Sie kamen sich nun viel öfter näher, dennoch war es immer wieder etwas besonderes.. und gerade jetzt fühlte er sich, als könnt er sich völlig dieser angenehmen Vertrautheit und der verliebten Aufgeregtheit hingeben. "Kurogane!"; sprach er seinen vollständigen Namen aus. Jede Silbe betonte er dabei einzeln, als wäre der Krieger vor ihm eine exotische Frucht. "Ku-ro-ga-ne. Ku-ro-ga-ne." Er mochte den Namen eigentlich gerne, aber es war immer so reizvoll den Krieger mit Spitznamen zu trietzen. Außerdem war Kurogane der einzige, dem er je Spitznamen gegeben hatte. Am Hof, wie an der Akademie herrschte eine strenge Etikette und die einzigen die sich nicht daran hielten, oder halten mussten, waren sein König und Chii gewesen. Leise lachte er, als er Kuroganes leicht genervtes Gesicht bemerkte. Sicher war er wieder verstimmt, dass er Unfug mit seinem Namen trieb. "Und Fye~ "Fy"-"ae"~ "Fy"-"ea", der nicht Geburtstag hat und dennoch feiert! Aber vielleicht ist es ja doch so, vielleicht ist die Zeit so verrückt, dass alles ineinander passt, auch wenns nicht so scheint!" Ob es am Alkohol lag, oder einfach nur daran, dass er aufgedreht war, er wollte wirklich über dieses Thema nachdenken. War das überhaupt möglich? Sein Ebenbild hatte doch ein ganz anderes Leben. "Ist Kuro-pon in Japan auch im Frühling geboren?"
 

Wirklich ein wenig genervt davon, dass der Magier seinen Namen wieder verhunzte, verdrehte er die Augen und schnaufte einmal. Der Andere musste wirklich ziemlich betrunken sein.. obwohl sein normales Verhalten auch nie viel anders aussah. Obwohl..diesmal verhunzte der Magier ja zur Abwechslung auch mal seine Namen und kurz fragte er sich, ob ihn das nicht beunruhigen sollte. „Ja.. ist er." antwortete er dem Magier immer noch etwas brummig auf die Frage. „Aber mich interessierts eh nicht... auch nicht, wann du geboren wurdest. Hauptsache ist für mich, dass du geboren wurdest.." antwortete er dem betrunkenen Mann ehrlich, was ihm gerade durch den Kopf ging.
 

Diese romantische Aussage kam für den Magier recht unerwartet und das leichte Rot auf den eh schon vom Alkohol gefärbten Wangen färbten sich noch eine Nuance tiefer. "Heute.. heute hab ich das, dass erste Mal seit langer Zeit auch gedacht...dass ich... ach, wie soll ich das sagen? Ich kann es nicht beschreiben, ich bin zu betrunken und zu froh, um mich gerade an traurige Zeiten zu erinnern!"
 

Ein wenig zu heftig drehte er sich in Kuroganes Umarmung um und stieß fast mit seinem Kopf zusammen. Elanvoll riss er die Arme nach oben und streckte sich, dabei drehte sich die Welt bedenklich, aber das war ihm grade egal. "Aber jetzt wollen wir nicht über solche Sachen nachdenken! Heute wird gefeiert! Lass uns noch was trinken, Kuro-chama! Ich werde einen "großes, knurrendes Hündchen" - Cocktail mixen! Jetzt~" Einen Arm um Kurogane geschlungen fischte er nach dem Kirschlikör. "Rot wie deine Augen und süß wie das, was du gerade gesagt hast. Aber da muss noch was männliches rein, "Conjak", und etwas herbes.. starkes... Rum! und..." nachdenklich kniff er die Augen zusammen, wenn er doch nur alles lesen könnte! "Und natürlich was Edles.. Wein! Wo ist der Wein? Kurogane, hast du den Wein gesehen?"
 

Schwer seufzte der Krieger, als er dem Magier dabei zusah, wie er mehr schlecht als recht wieder anfing, irgendwelche Alkoholsorten zusammen zu mischen und ihm wurde schon vom Zusehen schlecht.. das konnte doch nicht ernsthaft jemand trinken wollen?
 

"Wenn du noch mehr von dem Zeug in dich laufen lässt...endet der Abend für dich mit Sicherheit über der verdammten Kloschüssel..", versuchte Kurogane den Magier zu stoppen, doch anscheinend ignorierte er seine Sorge einfach oder nahm sie gar nicht mehr für voll, weswegen er den nach Alkohol angelnden Arm fest hielt und versuchte, dem Blonden ernst in die Augen zu sehen. „An was für traurige Dinge erinnerst du dich denn gerade?", versuchte er das eben geführte Gespräch erneut aufzunehmen. Es interessierte ihn gerade wirklich. Er wollte einfach mehr über diesen Mann erfahren und ihn mehr verstehen. Selbst wenn er es vor so langer Zeit versprochen hatte, nicht mehr in seiner Vergangenheit zu wühlen, wenn der Magier es nicht wollte. Und gerade war das nur wieder mehr als deutlich, dass er von irgendeinem angefangenen Thema wieder ablenken wollte.
 

"Das kann ich doch gerade nicht! Du solltest besser zuhören, großes Hündchen. Oder bist du auch so betrunken?", leise kicherte er vor sich hin und ließ seine Mischversuche sein. Statt dessen lehnte er sich mehr gegen Kurogane und sah ihm lasziv in die Augen. "Gerade hab ich nur dich im Kopf."
 

Vielleicht hatte er das wirklich gerade falsch verstanden, dachte sich Kurogane und versuchte daraufhin gar nicht mehr, weiter darauf einzugehen. „Ich bin nicht betrunken!" schaffte er diesen Missglauben des Anderen noch aus der Welt, bevor auch ihm wieder etwas die Röte ins Gesicht schoss, als der Magier zu Ende gesprochen hatte und ihn so ansah.

„Du machst mich wirklich noch mal irgendwann wahnsinnig..", bemerkte der Krieger mit einem leicht „verzweifelten" Unterton und mit der leicht „verzweifelten" Geste, sein Gesicht kurz in seiner Hand zu vergraben. Doch eigentlich musste er sich gerade ernsthaft ein kleines Lachen verkneifen und verstecken. Diese verdammte Sprunghaftigkeit des Blonden manchmal! Da wusste man ja gar nicht mehr, was man zu erst denken und tun sollte..
 

Ein siegessicheres Grinsen legte sich auf Fyes Lippen, dennoch wurde sein Blick auf einmal sehr sanft. "Warum hast du das grade gefragt, willst du traurige Dinge hören? Willst du etwas wissen? Du darfst alles wissen, alles was du magst. Ich lüge nicht mehr und ich red nicht mehr drum rum. Weißt du warum? Weil ich es nie bereuen musste, dir was zu sagen. Aber.... manchmal macht es mich traurig, dass ich rede und du zuhörst... gibt es nur bei mir so viel in der Brust, dass raus muss und bei dir nicht? Das kann ich mir nicht vorstellen... ich will nicht drängen, aber du sollst wissen, Kuro-wanwan, wenn was raus muss, hör ich zu, auch wenn nicht die Situation ist, oder so! Ich will alles wissen, was du mir sagen kannst! Ich will dich kennen, um dir ein guter Ehemann zu sein!", verkündete Fye mit großem Ernst.
 

Skeptisch blickte Kurogane den Mann vor sich wieder an, während er versuchte, den absolut schnell gesprochenen Sätzen zu folgen. Wenn der Magier nüchtern war, redete er ja schon viel und nicht besonders langsam... aber das übertraf ihn ja fast schon selbst. Doch es war nicht weniger ernst gemeint deswegen, das wusste der Ninja.

Jetzt, nach diesen Worten, konnte der Krieger es wirklich nicht mehr unterdrücken und ein leichtes und sanftes Lächeln legte sich offen vor dem Anderen auf sein Gesicht. Es war ihm in diesem Moment auch wirklich egal. Wenn er von dem Anderen verlangte, sich nicht weiter zu verstecken, sollte er es auch nicht immer zu. Selbst wenn sich für ihn untypische Charakterzüge zeigten, mussten sie ihm vor dem Magier bestimmt nicht mehr peinlich sein.. erst recht nicht, weil dieser Mann die Schuld dafür trug, dass Kurogane wieder lachen konnte.
 

„Aa.. ich weiß.. aber in solchen Momenten erinnere ich mich auch nicht an irgendwelche bescheuerten, traurigen Dinge.." gab er leise ehrlich zu und strich währenddessen mit einer Hand über die Wange des Blonden.
 

Fyes Herz schlug ihm fast aus der Brust, als er dieses Lächeln so offen und warm sah. Er sah Kurogane einfach nur mit einer Mischung aus Erstaunen und stiller Freude an, auch als er die zärtliche Hand an seiner Wange spürte. So ein Lächeln hatte Kurogane noch nie so offen gezeigt. Manchmal, wenn der Krieger dachte er würde schlafen, oder nicht hinsehen, unbewusst, oder wenn sie miteinander schliefen im Rausch, aber nie so offen und ehrlich und nur für ihn. Er wusste nicht, ob es am Alkohol war, aber gerade fühlte sich sein ganzer Körper als würde er schweben.
 

"Wie schön...", murmelte er. Offen lassend, ob es sich auf Kuroganes Worte oder sein Lächeln bezog. Er meinte beides, er meinte wirklich beides. Ihm fiel so spontan nicht ein, ob er je etwas schöneres gesehen hatte. "Ich liebe dich...", murmelte er fast etwas schwach und legte seine Hand auf Kuroganes, sah ihm direkt in die Augen.
 

„Ich..dich auch.. verdammt..." erwiderte Kurogane leise und musste sich gerade wirklich Mühe geben, sich von diesem Glücksgefühl, das sich gerade in ihm breit machte nicht total überrumpeln zu lassen. „..ich dich auch.." flüsterte er noch einmal.

Und es stimmte einfach. Auch wenn er noch so sehr versuchen würde, dieses Gefühl zu leugnen, es würde einfach nicht mehr gehen. Er konnte es weder verstecken, noch von sich weisen. Und er wollte das auch schon so lange nicht mehr.. der Gedanke daran, all das wieder zu verlieren, war einfach nur noch grausam. Er war sich nicht sicher, ob er das auch nur in irgendeiner Art und Weise ertragen würde. Eine ganze Weile sah er in das ziemlich benebelt wirkende blaue Auge vor sich.. Irgendwie, war es neuerdings anders zwischen ihnen, fiel ihm auf. Wo sie so lange Probleme hatten, sich diese Gefühle einzugestehen, so lange Probleme hatten, miteinander umzugehen.. sich mehr wehtaten, als sich irgendwas gutes und trotzdem nie voneinander lassen konnten. Irgendwas musste in den letzten Tagen passiert sein. Was, war dem Krieger nicht wirklich klar.. aber irgendetwas, musste diesen Bann zwischen ihnen gebrochen haben. So nah, offen und ehrlich, wie in letzter Zeit, waren sie sich auf dieser ganzen Reise bis jetzt nicht gewesen.

Er hatte gar nicht bemerkt, dass während ihm all diese Gedanken durch seinen Kopf huschten, er seine Lippen schon auf die des Magiers gelegt hatte und ihn küsste.
 

Sie wusste nicht wie lange sie hier auf dem Boden saßen, zwischen all den Flaschen, vor einer geschlossenen Terrassentüre, durch die die Nacht hereinlugte, aber nicht herein kam. Sich küssend, berührend, nur ein wenig, nur warm, nicht heiß, nur aufregend, nicht erregend, nur unschuldig, aber ernst.
 

Fye glaubte sein Herz würde jeden Moment aus seiner Brust hüpfen und mit einem ganz anderen Lächeln, als jedes, das er als Maske trug, sah er zu dem rotäugigen Mann auf. Seine Hand hatte sich in den warmen Nacken gelegt, fuhren über das kurze schwarze Haar dort, das fast so weich wie Flaum war.
 

Ihr Schweigen war süß, nicht bedrückend. Sie hatten sich vielleicht noch viel zu sagen, aber gerade war alles gut so wie es war. Das Wichtigste stand fest, so sicher, dass es ihm fast seltsam vorkam, wie er an etwas glauben konnte, was so wenig zerstörerisch war. Stark, ja, aber auch schwach. Sicher, aber auch so unsicher. Kompliziert, aber auch so einfach.
 

Langsam brachte er seine Lippen ganz nah an Kuroganes Ohr. Die Luft zwischen ihnen war ganz warm, roch schwer nach der Süße der Liköre, genau so wie ihre Lippen klebrig und süß schmeckten. "Lass uns schlafen..", flüsterte er. "Wie in dieser Wüstenwelt, ganz nah aneinander."
 

„Ja." antwortete der Krieger nur leise, bevor er sich auch schon hinlegte, den Kleineren dabei vorsichtig mit sich und dann wieder in seine Arme zog. Eine ganze Weile lagen sie so dort und der Krieger fuhr dem Anderen immer wieder durchs Haar, während er dabei zusah, wie das vom Alkohol schwere blaue Augen immer weiter zufiel. In solchen Momenten sah der Blonde ziemlich unschuldig aus, fast wie ein kleines Kind, fand der Ninja, der irgendwann ebenfalls seine Augen schloss und tief einschlief, obwohl er doch erst im Bus so lange geschlafen hatte, war er unglaublich müde. Wahrscheinlich, lag es am Alkohol und daran, die ganze Zeit darauf aufpassen zu müssen, dass seine Reisekameraden keinen Unfug bauten.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es vergingen nicht viele Stunde, bis die Sonne wieder aufging. Doch niemand in dem Haus schien sich rühren zu wollen. Es war Sonntag, selbst die kleinen Kinder, die Fye in den Tagen allein in der Wohnung immer vernommen hatten, schienen von der bleiernen Trägheit des Schlafen noch gefangen zu sein.
 

Nur die alte Frau, oder der Alte Mann, über ihnen war mit dem ersten Morgenlicht aufgestanden. Hatte sich einen heißen Tee gebrüht und saß vor einem alten, goldenen Plattenspieler, um immer und immer wieder die süßen Klänge des Klavierspiels erklingen zu lassen. Die Musik bahnte sich ihren Weg durch das offene Fenster, das frische und feuchte Morgenluft hinein ließ, hinein in die darunter liegende Wohnung und allmählich wurde Shaolan von diesen süßen Klängen wach. Vielleicht lag es daran, dass sein Herz noch vom Schlaf betäubt war, aber es machte nur einen kleinen, glücklichen Sprung, als er direkt die braunen Locken des Mädchens sah, als er die Augen öffnete. Wie war er hier her gekommen? Hatte er den Erwachsenen wieder Probleme bereitet? Schwer seufze er und richtete sich lautlos auf. Augenblicklich bereute er diese Bewegung, sein Kopf donnerte heftig und er hatte so einen Durst.
 

Noch ein mal sah er verliebt lächelnd auf das Mädchen. Einst hatte sie ihn gebeten ihre Hand zu halten, während sie schlief, damit das erste, was sie sah er sein würde. Jetzt verstand er, warum ihr das so wichtig war, es war ein wirklich wunderbares Gefühl, sich immer wieder auf das Aufwachen freuen zu können, weil man etwas wunderbares sehen würde. Er wünschte sich er könnte immer an ihrer Seite schlafen... .
 

So leise wie möglich schlich er in die Küche. Die beiden Erwachsenen schienen noch nicht wach, so dachte er, doch als er in die Küche kam, sah er auf dem Tisch eine Schüssel mit den belegten Broten von der Herberge und Fye und Mokona, die gerade leise versuchten Kaffee zu brauen, indem sie das Pulver mit heißen Wasser durch eine Stoffserviette filterten. "Guten Morgen, Shaolan!", begrüßten die beiden ihn im Flüsterton. Auch hier war die Musik noch zu hören. "Schläft Sakura-chan noch?"
 

"Ja, tief und fest... Fye-san, was ist das für Musik?"
 

Der Magier legte den Kopf schief und lauschte. "Das, das kommt von der Wohnung über uns. Sobald die Sonne aufgeht, spielt ihr Bewohner dieses Lied bis spät in die Nacht. Ich habe es schon so oft gehört, dass ich es gar nicht mehr wahr nehme."
 

"Ein schönes Lied."
 

"Ja, es erinnert mich an Sakura."
 

"Ich möchte es lernen zu spielen."
 

Mit einem verwunderten Gesichtsausdruck übergab Fye Mokona die volle Tasse und wand sich der nächsten zu. "Du spielst ein Instrument?"
 

"Ja, Shamisen. Das ist ein traditionelles Zupfinstrument in Clow Country. Mein Vater hat es mich gelehrt, es klingt schön an Lagerfeuern."
 

"Was hältst du davon, wenn wir nach dem Essen hochgehen und ein paar Blumen vorbei bringen? Ich habe gesehen im Garten wachsen Erika."
 

"Erika?"
 

"Die schönen violetten und roten Sträucher im Garten. Schau sie dir mal an, aber sei leise, das große Hündchen träumt noch vor dem Sofa."
 

„Wer träumt..?" grummelte es plötzlich von der Tür und ziemlich verschlafen, stand nun der Ninja dort. Er war gerade erst aufgewacht und irgendwie lag diese Müdigkeit trotzdem noch auf ihm, obwohl er es gewohnt und darin geübt war, sofort mehr oder weniger hellwach zu sein, nachdem er aufgewacht war. Doch jetzt gerade könnte er sich auch ohne Probleme so wieder hinlegen und wahrscheinlich noch viel länger weiter schlafen. In ihm lag irgendwie eine solche Ruhe, dass dieses Bedürfnis in ihm wirklich aufkam.
 

„Du kannst Shamisen spielen?", kam nun auch das Mädchen ziemlich aufgeweckt und frisch ausgeschlafen aussehend in die Runde dazu, das nur die Hälfte des Gespräches mitbekommen hatte.
 

"Yuchu! Alle sind wach! Fye und Mokona haben Frühstück gemacht!", quietschte Mokona, das jetzt endlich nicht mehr leise sein musste und sprang Sakura auf die Schulter.
 

Leicht verlegen sah Shaolan seine Prinzessin an. "Ja, etwas... nicht so gut wie du, aber ein paar Stücke."
 

Etwas verwundert blickte Sakura den Jungen an. Woher wusste er denn, dass sie dieses Instrument ebenfalls spielen konnte? Aber sie war eine Prinzessin.. vielleicht war das bekannt? Sie entschloss sich, nicht mehr darauf einzugehen, denn oft bemerkte sie, wie seltsam Shaolan auf solche Fragen antwortete oder reagierte. "Ich würd es trotzdem gerne einmal hören." gab sie begeistert von sich. "Nur schade, dass wir hier kein Shamisen haben.."
 

"Ein Glück.." murmelte der Krieger vor sich hin, während er sich an den Tisch setzte und schon anfing zu essen. Das Gedudel aus dem oberen Stockwerk nervte ihn ja mittlerweile schon.. er wollte sich gar nicht ausmalen, wie es geworden wäre, wenn die Kinder jetzt auch noch anfingen, rumzududeln.
 

Fye seufze und auch Shaolan und Sakura sahen sich wissend an. Ihr Reisekamerad war immer so grummelig, aber sie wussten, dass er es nicht so meinte und freuten sich, dass alles wieder so normal schien. Sie frühstückten ausgelassen und räumten danach das Wohnzimmer auf. Wie zu erwarten, war Sakura die einzige, die keinen Kater hatte. Deswegen wuselte sie fröhlich mit Mokona in der Wohnung umher, währen die anderen drei schwerfällig von einem Eck zum anderen schlurften, und freute sich, sich einmal nützlich machen zu können.
 

Mit dem letzten Geld gingen sie einkaufen und verbrachten den Mittag damit in den Büchern und Zeitschriften herumzublättern, die herumliegenden CDs anzuhören und zu reden. Es regnete, aber das tat der friedlichen Stimmung keinen Abbruch. Sobald der Abwasch nach dem Mittagessen - gebratener Fisch mit für sie namenlosen Gemüse und Kartoffeln, etwas was Kurogane noch überhaupt nicht kannte - erledigt war, betrat der Magier mit einem Regenschirm und der Küchenschere bewaffnet den Garten, und schnitt ein paar Erikasträucher ab.
 

"So, wollen wir nach oben gehen?"; fragte er seine Reisekameraden mit dem Strauß in der Hand, um den er ein schönes, weißes Band geknotet hatte.
 

Seufzend klappte Kurogane das Buch zu, das er gerade anfing wirklich spannend zu finden, denn es ging über irgendwelche Ninjageschichten und er ging davon aus, dass sein Ebenbild sich dieses Buch zugelegt hatte, weswegen es ihm gut zusagte, als der Magier die Aufforderung machte, nach oben zu gehen. Zwar wusste er nicht, was das bringen sollte.. und wirklich viel Lust hatte er auch nicht unbedingt, doch immerhin war es irgendwo noch immer der Geburtstag des Magiers, weswegen er sich nicht so anstellen sollte und brav und ohne groß zu murren, das mitmachen sollte, was die Anderen für richtig und gut hielten.
 

Sakura hingegen sprang schon freudig vom Sofa. Sie wusste nicht, wer oben wohnte, doch jemand, der so schöne Musik hörte, musste jemand wirklich nettes sein. Außerdem behauptete Fye-san, es sei eine alte Dame oder Herr und sicher würde sich diese Person über die Blumen freuen. "Ja, lasst uns hochgehen!"
 

Sie gingen das Treppenhaus hoch und blieben vor der Tür stehen, aus der die Musik klang. Es war kein Türschild angebracht. Beherzt klingelte Sakura, da Fye die Blumen hielt.
 

Es dauerte einen Moment - das Lied ging zu Ende und wurde neu aufgelegt - dann konnten sie Schlurfen vernehmen und dann öffnete sich endlich die Tür und ein alter, gebückter Mann mit freundlichen braunen Augen sah zu ihnen herauf. Sein Haar war dünn, aber noch nicht vollständig grau, man konnte gut erkennen, dass es einmal ganz braun gewesen war. "Ja..?", fragte er mit brüchiger Stimme und sein Mund legte sich in Falten, als er lächelte.
 

Mit einem breiten Lächeln beugte Fye sich zu ihm heran und zeigte ihm die Blumen. "Wir wollten ihnen nur diese Blumen bringen~ wir sind Ihre Nachbarn!"
 

Der Alte gab ein heiseres Lachen von sich. "Aber das weiß ich doch. Fye-kun nicht wahr? Ah, und da ist ja auch Kurogane-kun... sind das ihre Schüler? Oder ihre Kinder?" Nun wurde Fyes Grinsen entgültig breit. "Unsere Kinder!"
 

"Aha, aha. Habe ich gar nicht gewusst.. kommen sie rein, kommen sie rein.. ich brühe Tee auf.. Schuhe ausziehen... aber fühlt euch wie zu Hause."
 

Der Alte schlurfte zurück und machte die Tür frei. Auf dem Weg zu Küche legte er die Schallplatte noch einmal neu auf. Die Wohnung war mit schweren, alten Teppichen ausgelegt und edel und teuer aussehende Möbel standen überlall herum. Fye ging in die Küche, ließ sich eine Vase geben und stellte sie dann mit den violetten Ästen auf den Wohnzimmertisch. "Schön ist es hier~"
 

"Danke, danke.."
 

Shaolan näherte sich währenddessen dem Plattenspieler. Er hatte so etwas noch nicht gesehen, wie funktionierte das? Durch diese kleine Nadel da, die über die Platte kratzte etwa?
 

Augenblicklich wurde Sakura rot, als Fye-san wieder behauptete, sie wären ihre Kinder und fast schon, wollte sie ihm deshalb etwas tadelnd auf den Rücken hauen, ließ es aber letztendlich bleiben, denn das war unhöflich vor einem so netten alten Herren.
 

Interessiert betrachtete auch Sakura die Wohnung des alten Mannes. Es war selten, dass sie Gelegenheit bekam, in die Wohnungen oder Häuser der älteren Menschen zu blicken. Vielleicht hatte sie diese Erinnerungen auch nur noch nicht wieder und seitdem sie auf dieser Reise waren, hatten sie wirklich kaum Zeit für so was, weshalb sie versuchte, sich alles so gut wie möglich einzuprägen. Genauso wie den Klang des Liedes, das gerade wieder von neuem anfing. Kurz schloss sie die Augen, damit sie die Töne besser wahrnehmen konnte und schwor sich, irgendwann einmal, Shaolan dieses Lied beizubringen, wenn sie es dann selber spielen konnte.
 

"Es ist wirklich schön hier." bestätigte auch Sakura, während sie wieder aufschloss und ebenfalls ins Wohnzimmer trat. „Aber, wohnen Sie denn ganz alleine hier?"
 

Der Alte gab ein freundliches Lächeln von sich und zwinkerte ihr zu. "Ich hab doch meine Noten, und mein Mädchen. Mach dir keine Gedanken, ich bin nicht einsam..." Verträumt sah er nach draußen, von wo man gut den grün bewachsenen Hügel sehen kann und ganz in der Ferne, hinter all den Regenschleiern sogar die weißen Türme der Schule.
 

Schlurfend ging er zu dem Plattenspieler, nahm die Nadel exakt in der Sekunde hoch, in der der letzte Ton endete und setzte sie zurück an den Anfang. Shaolan beobachtete das ganze aufmerksam. Mit einem versunkenen, gutmütigen Lächeln sah er den Jungen an und lächelte. "Soll ich dir erklären, wie das funktioniert?"
 

Augenblicklich wurde Shaolan etwas verlegen und winkte mit den Händen ab. "Nein, vielen Dank. Ich möchte Ihnen keine Umstände machen."
 

"Ach was, euer Besuch freut mich. Also, diese Nadel dort ist aus Kristall und dort auf der Platte siehst du, wenn du ganz genau hinsiehst kleine Unebenheiten. Wenn der Kristall darüber scharbt entsteht ein Ton."
 

Shaolan folgte den Erklärungen aufmerksam und sobald das Lied geendet hatte, ließ ihn der alte Mann auch einmal die Nadel an den Anfang setzten. Mit einem Schmunzeln bemerkte Fye wie die Augen des Jungen angefangen hatten zu leuchten.
 

"Wie ist der Name diesen schönen Liedes?", fragte er sich vorbeugend.
 

"Für Elise. Der Komponist schrieb es für eine Frau, um deren Hand er anhalten wollte. Jedoch kam es nie dazu." (1)
 

„Wieso denn nicht?", fragte Sakura, die ebenfalls zugehört hatte, den alten Mann.

Kurogane hingegen grummelte nur vor sich hin... wie konnte dieser Mann denn ununterbrochen nur dieses eine Lied hören? Irgendwann musste er davon doch wahnsinnig werden..
 

Der alte Mann lachte, doch dieses Lachen klang mehr wie das eines Kindes.
 

"Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht.. vermutlich fand die Dame keinen Gefallen an ihm."
 

Zärtlich sah er zu dem Plattenspieler. Das Lied war wieder an dieser tieftraurigen Stelle angekommen. "Diese Noten stecken voller Erinnerungen für mich... jedes Mal wenn diese Noten erklingen, sehe ich meine Liebe vor mir.. wie sie lacht.. wie sie sich bewegt.. ihre Worte klingen in meinen Ohren und ihre warmen, weichen Hände üben einen unsichtbaren Druck an meinen aus... ich fühle mich geborgen... ich bin nie allein.. mit all diesen Erinnerungen.. ist sie immer bei mir.
 

Und ich bin euch dankbar dieses Geschenk so lange meines nennen gedurft zu haben..."
 

Auch wenn das alles einen irgendwie ziemlich traurigen Unterton hatte, wie Sakura fand, war es gleichzeitig auch schön und ein etwas versunkenes Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht gelegt. Sie wusste, was dieser Mann meinte oder wie er sich vermutlich fühlen könnte. Sie selber fühlte sich auch nie alleine, wenn sie in ihren Gedanken ihre neuen und auch ihre alten Erinnerungen bewahrte. Die Leute, die neu zu ihr gestoßen waren und die Menschen aus ihrem Land, die sie so sehr liebte. Und auch Shaolan. Seitdem ihr bewusst wurde, was das für ein Gefühl war, das sie für den Jungen empfand, verspürte sie keine Angst oder Einsamkeit, wenn sie sich zum Beispiel in gefährlichen Situationen an ihn erinnerte. Und noch stärker und schöner war dieses Gefühl geworden, seitdem sie wusste, dass Shaolan ihre Gefühle erwiderte. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen.
 

Ein wirklich warmes Gefühl legte sich auf ihr Herz, als sie dem Jungen dabei zusah, wie er ziemlich konzentriert da stand, den Plattenspieler beobachtete und sich wahrscheinlich immer noch versuchte vorzustellen und zu verstehen, wie dieses Gerät funktionierte.
 

Schwer atmete der alte Mann durch, lächelte in die Runde, schlurfte dann zum Plattenspieler und sah versunken darauf. Wie er so neben Shaolan stand wirkten die beiden wie Großvater und Enkel, sie hatten die selbe ruhige und dennoch konzentrierte Ausstrahlung. Der letzte Ton verklang mit einem Knarzen, doch diesmal legte sich Stille über die ganze Wohnung. Der Regen rauschte fern hinter den Fensterscheiben und unbewusst hielten die fünft Dimensionsreisenden die Luft an.
 

"Warum legen sie das Lied nicht wieder auf..?", fragte Shaolan nach einigen Minuten scheu in die Stille hinein.
 

Der alte Mann lächelte die beiden Kinder undeutbar an. "Weil es euch gehört, nicht wahr? Ich hatte so lange meine Freude daran, ich brauche es nicht mehr hören, um es in meinen Herzen zu haben."
 

Nicht auf ihre verdutzen Gesichter achtend griff er nach der Kristallnadel und legte sie bei Seite, hob dann die alte Platte an, ganz vorsichtig, seinen Schatz und plötzlich sprang Mokona auf.
 

"Mekyo!!!"
 

Und tatsächlich. Das Gehäuse des Plattenspielers war völlig leer, keine Apparatur, die die schwarze Platte bewegte, sondern nur eine im weichen Licht schimmernde, schwebende Feder der Prinzessin.
 

Verdutzt beobachtete Sakura den alten Mann und noch verdutzter war sie, als sie ihre Feder entdeckte. Wieso hatte Moko-chan denn die ganze Zeit nicht gespürt, dass sie so sicher und behütet so in ihrer Nähe war? Eine Feder hatten sie in dieser Welt verloren... sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass es in dieser Welt 2 Federn gab. Aber durch einen Zufall hatten sie sie gefunden.. nur, bedeutete das, das sie diesem Mann dieses Lied nehmen musste. Gerade wollte sie sich noch gegen diese Feder entscheiden und irgendwie versuchen, diesem Mann sein Lied zu lassen, als die Feder auch schon auf sie zugeflogen kam und in ihrer Brust verschwand.

Plötzliche Müdigkeit legte sich wieder auf ihren Körper..obwohl sie so gut und lange geschlafen hatte..und ihre Augen wurden schwer. Sie sah das Gesicht des alten Mannes, der immer noch sanft lächelte nur noch verschwommen und irgendwas wollte sie noch sagen, als es dunkel wurde, ihr Körper zusammensackte und sie wieder in einen tiefen Schlaf gefallen war.
 

Schon wieder konnte sie sich nicht bedanken...
 

Alarmierend war der Krieger vom Sofa aufgesprungen, als die Feder in der Brust der Prinzessin verschwand und sie schon wieder ihre Augen schloss. Doch der Bengel war, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, war schneller als er und hatte das Mädchen aufgefangen und vor einem Sturz bewahrt.
 

Sanftmütig lächelte der alte Mann und ging ächzend zu dem Mädchen in die Hocke. Vorsichtig, genau so vorsichtig wie er zuvor die Schallplatte angefasst hatte, strich er dem Mädchen über die Wange. "Sag ihr bitte, dass ich ihr nicht böse bin, mein Junge", bat er Shaolan. "Im Gegenteil, ich bin ihr dankbar so eine wertvolle Erinnerung bewahren zu dürfen... "
 

"Woher wussten Sie denn, dass die Feder Sakura-chan gehört?", erkundigte sich Fye. Irgendwie kam ihm dieser Mann bekannt vor, doch er konnte es noch nicht ganz erfassen.
 

Immer noch auf Sakura sehend, sagte er: "Ich habe eine Tochter, die Traumseherin ist. Ihre Enkelin ist oft bei mir..", mit einem Zwinkern fügte er hinzu, "ihr Name ist Sakura."
 

Und eines Tages, verkündete sie mir, dass mein Plattenspieler verzaubert ist und der Zauber einem Mädchen gehöre, das aussieht wie sie. Wie Peter Pans Schatten sei ihr diese Erinnerung entwischt.. ", er lachte etwas krächzend. Mokona sprang auf seine Schultern und sah ihn mit ihren großen, runden Augen bekümmert an. "Aber bist du denn gar nicht traurig.. ?"
 

"Nein, bin ich nicht. Irgendwann ist auch einmal das Ende gekommen. Und was ist schöner als das Ende zu erwarten, ohne es je zu bereuen? Ihr habt sicherlich schon die Legende gehört, die sich um die Aoyama High School rankt, nicht wahr?"
 

"Nein.. sowas haben wir nicht gehört." antwortete der Krieger dem alten Mann untypischerweise, denn sonst überließ er das Reden lieber den Anderen. "Ich jedenfalls nicht."
 

"Ah! Mir fällt es gerade wieder ein!", rief Fye aus. "Der Adelige, der all sein Geld und die Schule der Stadt übergeben hat, weil er sich in ein junges Mädchen verliebt hatte, das jedoch einen anderen Mann geheiratet hat? Tomoyo-chan hat mir das erzählt, er war zu Frieden einfach nur in ihrer Nähe zu sein und sie zu beobachten... bis sie starb..." Er wusste immer noch nicht, was ihm an diesem Mann so bekannt vor kam.. freundliche, braune Augen sahen direkt in seine und der alte Mann nickte. "So ist es... aber ich war glücklich so... manchmal... denke ich, ich werde alt und vergesse sehr viel... ich kann mich kaum an ihr Gesicht erinnern... ich fürchte mein Herz zu verlieren.. aber auch wenn die Bilder verschwunden sind.. die Gefühle in meinem Herzen.. und dieses Lied halten alles lebendig... und machen mich glücklich... glücklich lieben zu dürfen..."
 

Shaolan schluckte schwer. Dieser Mann sagte Dinge, die ihn so stark berührten und so sehr zu seinen eigenen Gefühlen passten, dass er einen Moment dachte, er spräche von ihm und nicht von sich. Unbewusst drückte er die bewusstlose Sakura zu sich.
 

Ein Seufzen verließ die Lippen des Ninjas ganz ohne sein Zutun. Er schloss aus dieser Geschichte, dass dieser Mann auch der, aus der Legende war. Und das erste Mal wurde ihm wirklich klar, wie glücklich er sich eigentlich schätzen konnte, dass seine Liebe erwidert wurde und er sie nicht nur aus der Ferne beobachten und sich damit zufrieden geben musste. Er war sich nicht mal sicher, ob er das könnte. Dieser alte Mann war wirklich kein schlechter Mensch..
 

„Dann können wir ja weiter reisen..." wand der Krieger ein. Denn auch wenn der Mann sagte, er war glücklich so, schien dieses Thema hier gerade niemandem leicht zu fallen, weshalb er es für besser fand, es einfach zu wechseln. „Oder hast du noch eine Feder übersehen, Manjuu?"
 

Mokona schmollte ihn an. "Kuro-pon ärgert Mokona schon wieder!"
 

Fye fragte sich wirklich, warum ihm dieser Mann so bekannt vor kam.
 

„Wenn es stimmt.." brummte er dem weißen Hasen zurück und sein Blick fiel auf den Magier, der sich diesmal gar nicht in ihre Streiterei einmischte und ziemlich nachdenklich aussah.
 

Shaolan stand mit dem Mädchen auf. "Wir können jetzt doch nicht einfach so gehen..."
 

"Stimmt", pflichtete Fye ihm bei, "Wir haben unsere Ebenbilder ganz schön in Schwierigkeiten gebracht..:"
 

„Das sollten wir aber besser woanders besprechen.. „ bemerkte Kurogane.. auch wenn dieser alte Mann noch so gutmütig wirkte, würde er einen Mord bestimmt nicht gut heißen können. Und einer ganzen Welt klar zu machen, dass sie aus einer anderen Dimension kamen und der Kurogane dieser Welt keine Schuld hatte, würde sicher nicht funktionieren... wahrscheinlich landeten ihre Ebenbilder dann zusätzlich auch noch in der Klapse. Hoffentlich behielten sie hier wenigstens ihre Arbeitsplätze..mit denen er und der Magier ja ziemlich chaotisch umgegangen sind.
 

Und bevor noch irgendjemand etwas erwiderte, wurden sie alle von einem weißen Wind gepackt und gerade als der alte Mann die erschrocken eingesogene Luft mit einem Pfeifen wieder ausatmete, war von den Dimensionsreisenden in dieser friedlichen, hellen Welt nichts mehr zu sehen. Aber er wunderte sich nicht lange. Seit Jahren besaß er einen Plattenspieler, der durch eine leuchtende Feder angetrieben wurde, warum sollten dann nicht auch Menschen vor seinem Auge einfach so verschwinden?
 

Mit einem teils traurigen, teils glücklichen Lächeln schloss er den Plattenspieler wieder, legte die Platte auf und setzte die Kristallnadel an. Die Platte bewegte sich nicht. Vorsichtig bewegte er sie mit seinen zittrigen Fingern, doch der Ton, den er erzeigte, war eher schief.
 

Lange sah er an diesem Tag noch auf die vielen, silbernen Regentropfen, die sich seine Scheibe hinunter wanden. Sie erzeugten eine ganz andere Melodie. Die Melodie einer Welt, die er bald verlassen würde. So wie seine Besucher.
 

Doch die Melodie seiner Erinnerung spielte weiter und weiter und weiter. Auch als er längst die Augen geschlossen hatte und träumte. Er musste die Nadel nicht wieder aufsetzen, sie spielte ganz von allein, wie durch Magie, weiter und weiter und weiter.
 

--- Ende Part 80
 

Anmerkung: *hüstel* Ist nun auch diese Welt verlassen! Wohin wird es nun gehen? Tja~~~ es ist eine ganz besondere Welt. Ach, und ja, eine Anmerkung: Nein, Alkohol ist keine Lösung! Nur für gestresset Dimensionsreisende oO Ansonsten ist zu viel Alkohol nicht empfehlenswert, weder für die Haut, noch für die Figur, noch für den Gemütszustand!
 

(1) Frei erfunden. ^^;; k.A. ob Beethoven wirklich mal verliebt war und wie das Lied entstanden ist. WIkipedia sprach dazu: Es gibt einige Theorien zur Identität der Elise, allerdings gilt keine davon als bewiesen. Unter anderem wird vermutet, dass die Komposition ursprünglich Therese Malfatti von Rohrenbach zu Dezza (1792–1851), der Tochter eines Wiener Großhändlers (nach anderen Quellen: eines Arztes), gewidmet war und die Widmung Für Therese trug. Beethoven beabsichtigte 1810, sich mit Therese von Malfatti zu verloben. Die Verlobung kam jedoch nicht zustande.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sonna-Eraseus
2008-03-10T14:17:40+00:00 10.03.2008 15:17
*schnief* Man war das zum Schluss hin traurig ... der arme alte Mann ... so was von lieb und nett, das er Sakura ihre Feder ohne ein Wort überlasst ... hat nicht viel gefehlt und ich hätte angefangen zu heulen *schnief*

In was für einer besonderen Welt sie wohl als nächstes landen? In einer der Heimatwelten? *grübel*

Gruß
Sonna
Von:  Engelchen_Fynn
2008-02-11T09:54:48+00:00 11.02.2008 10:54
*seufz*
Zwei superfluffige Kapitelchen. Sogar mit Krachern zwischendurch. *gg*

Ich frag nich ja nur, wenn der Fye und der Kurogane aus dieser Welt mal darauf angesprochen werden, wie ihnen eigentlich der Ausflug gefallen hat.... Ich meine, die halten den der ihnen die Frage gestellt ja für komlett PlemPlem. Und wenn sie sagen das sie gar nicht da waren...werden sie wohl für für PlemPlem gehalten. *schulterzuck* *g*

Na ja, bin ja schonmal gespannt in was für einer Welt das Trüppchen jetzt landet.

Cu
Von:  CptJH
2008-02-09T08:30:36+00:00 09.02.2008 09:30
Awwww~
Das Kapitel war noch fluffiger als das davor!
Und die ersten Seiten hab ich nur gelacht...
Meine Güte... Shao ist so richtig süß bescheuert wenn er gesoffen hat.... *patta*
Und Sakura...gut dass die meistens alles vergisst, was die geredet haben...


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