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Hyliar

Und morgen geht die Sonne wieder auf
von

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Ein neues Bündnis

Sodala, nach langer Wartezeit ein neues Kapitel meiner Geschichte ^.^

Im Moment ist es noch nicht betagelesen und ich habe alle Fehler so verbesser, wie Word es mir gesagt hat, also bitte listet mir im Kommi nicht die Fehler auf, sie werden noch bearbeitet, sobald meine Betaleserin dies geschafft hat.
 

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Kapitel 9
 

Ein neues Bündnis
 


 

Langsam kämpfte sich die Sonne gegen die dicken, grauen Wolken durch und schien warm auf die Erde hinab. Ein leichter Windhauch spielte mit den roten, schulterlangen Haaren der Spanierin, als sie aus dem Krankenhaus trat. Amy blieb noch ein Mal stehen und drehte sich um, noch einmal sah sie zum Krankenhaus. Sie wusste genau dass der Sog sie gepackt und aus dem Flugzeug gezerrt hatte. Ihre Kleidung war nicht nass, wie konnte dieser junge Mann, der sich ihr als Liaen vorgestellt hatte, retten? Amy war sehr gläubig und besaß zudem eine große Fantasie, sodass sie insgeheim Liaen als einen Engel erklärte. Sie ahnte noch nicht, wie Recht sie damit hatte.

Noch immer befanden sich die beiden Ärzte auf dem Krankenhausgelände. Auf der Stirn des Braunhaarigen hatten sich Perlen aus Schweiß gebildet und glänzten im Sonnenlicht. Sein Kollege, der die ganzen unschönen Aufgaben übernehmen durfte, war von unten bis oben mit Erde beschmutzt. Allerlei Geäst von Sträuchern hing an seiner Kleidung und in seinen Haaren. Sie bemerkten das junge Mädchen, welches gerade aus dem Krankenhaus kam und erinnerten sich, dass sie erst vor wenigen Stunden eingeliefert wurde und ohnmächtig war. Misstrauisch beäugten sie Amy. Sie hatten sich mit ihrer Suche auf Kai so in etwas hineingesteigert, dass sie mittlerweile paranoid geworden waren und überall Hinweise auf eine Verschwörung sahen.

Mit genau so einem Blick sahen sie die Rothaarige an. Doch Amy, die sich absolut keiner Schuld bewusst war, schenkte ihnen ein freudiges und teils mitleidiges Lächeln, aufgrund des Arztes, der schon mehr einem Strauch als einen Arzt glich.
 

Die junge Spanierin machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Krankenhausgelände. Trotz allem durfte sie ihren Auftrag nicht vergessen. Obwohl ihr Kollege, der sie begleiten sollte, ihre komplette Ausrüstung, das Geld, einfach alles weg war, stieg in Amy keine Panik auf, sie blieb weiterhin ruhig. Der einzige Grund dafür war aber, dass sie bis jetzt noch nicht darüber nachgedacht hatte. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren und als erstes zu ihren Kontaktleuten kommen. Die würden sich sicherlich um das ganze Missgeschick kümmern und ihr erklären können was mit ihren Begleiter los war, denn Doppelagenten waren leider keine Seltenheit.
 

Amy blieb am Rande des Bürgersteiges stehen und sah sich um. Nur wenige Sekunden später hielt direkt vor ihr ein Taxi. Freundlich fragte der Fahrer ob er sie irgendwohin fahren durfte, doch die junge Spanierin lehnte dankend ab. Sie besaß nicht das nötige Geld um ihn bezahlen zu können. Allerdings kostete fragen nichts und so fragte sie ihm nach einer Adresse. Ausführlich erklärte ihr der freundliche Fahrer wo sie dieses Haus fand, zeigte ihr den Weg, den sie nehmen musste, sogar auf der Straßenkarte. Amy bedankte sich noch einmal bei dem Fahrer, ehe sie zurück trat und einer älteren Dame ins Taxi steigen ließ.

’Also wenn heute nicht auch noch mein Glückstag ist, dann weiß ich es nicht. Solche netten Taxifahrer findet man nicht oft’, dachte sie und ließ ihren Blick durch die Straße schweifen. Trotz des sonnigen Frühlingstages, waren die Menschen in New York überaus hektisch, sie rannten fast durch die Straßen und rempelten immer wieder jemanden an. Die junge Spanierin fand es schade.
 

Valencia besaß eindeutig nicht so viele Einwohner wie New York und doch lebten sie ganz anders als hier in New York. Die Menschen in den nördlichen Ländern eilten nur so durch den Tag, als säße ihnen der Tod bereits im Nacken.

Im Süden allerdings, lebte man mit dem Tag. Man hetzte nicht, sondern ging alles ruhig und vor allem sehr viel positiver an als hier. Der Tod mag zwar jedem im Nacken sitzen, denn niemand konnte ihm entgehen, doch gingen die Südländer anders damit um.

Während die Menschen in den nördlichen Ländern vor den Tod wegliefen und vielleicht deswegen alles so hektisch erledigten, spielten die Südländer gemeinsam mit dem Tod Karten oder tranken Tee mit ihnen. Warum vor ihn weglaufen wenn es keinen Sinn macht? Man sollte viel lieber jeden Tag genießen und das Beste daraus machen.

Amy wandte sich nach links und lief die Straße entlang. Immer wieder schlüpfte sie an den Menschen vorbei um nicht von der Menschenmasse zerdrückt sie werden. Mit ihrer gerade Mal 1.60m, übersahen sie schlicht weg viele, doch konnte sie gerade deswegen Problemlos an andere vorbei huschen und in jede freie Lücke Platz finden. Das ganze verglich sie bald mit einem Hindernislauf und schaffte es sogar sich nicht von den schlechten Launen oder der Hektik der anderen anstecken zu lassen.
 

Langsam neigte sich die Sonne immer mehr dem Horizont und zauberte dem Himmel in warme und zarte Farben, die von der, wie ein Feuerball glühenden, Sonne ausgingen. Ein kräftiges und warmes rot ging bald schon über in ein zartes Rosé. Einzelne Wolken wurden in ein kräftiges Orange oder helles Gelb getaucht.

Doch noch immer hatte Amy nicht ihr Ziel erreicht und inzwischen füllten sich die Straßen immer mehr. Es war ihr nicht mehr möglich in Lücken zu schlüpfen, denn es gab keine mehr ’Nächstes Mal nehme ich doch wohl besser nicht die Hauptstraßen’, dachte sie und sah immer wieder auf die Straßenschilder.

Als an einer Kreuzung das gesuchte Straßenschild auftauchte, blieb die junge Spanierin stehen und drückte auf den Knopf einer Ampel.
 

Auch wenn sie ihren treuen Wegbegleiter nicht mitnehmen konnte, tummelten sich in dieser Stadt genügend andere Wegbegleiter. Es waren fast so viele wie Menschen da. Die meisten von ihnen liefen oder flogen neben ihren Menschen, während andere alleine unterwegs waren. Ein Zebra mit einer Umhängetasche hielt neben ihr. Auf der Tasche war groß und deutlich das Logo eines Pizzaservice zu finden.
 

Die Ampel schaltete auf grün und die Autos hielten.
 

Hinter einen Motorradfahrer entdeckte Amy ein kleines Totenkopfäffchen das sich an seinen Besitzer festhielt und die Fahrt ganz offensichtlich zu genießen schien.

Sobald sie die Straße passiert hatte, folgte sie dem Straßenschild und suchte nur noch nach der Nummer. Amy hatte die Hauptstraße verlassen und somit auch den großen Menschenstrom. Hier waren die Straßen leerer, dafür wurden die Häuser aber auch immer hässlicher und billiger. Je weiter sie lief, desto mehr bemerkte die junge Spaniern, wie sie in ein ärmliches Viertel der Stadt lief.
 

Auf einen kaputten und alten Spielplatz fand sie zwei Jungen, die sie bereits im Schulpflichtigen Alter schätzte. Die beiden kleinen spielten auf einen Klettergerüst, welches von der Witterung des Wetters jegliche Farbe verloren hatte und nur noch ein altes rostrot zeigte. Ihr Blick fiel auf eine alte Wölfin. Ihr Fell war grau und vom Alter schon ganz struppig. Mit ihren trüben Augen wachte sie über die beiden spielenden Kinder, die so ausgelassen lachten und von dem ganzen Elend in ihrem Viertel nichts mitbekamen. So traurig es auch war, aber selbst mit guten Noten in der Schule bestand für diese beiden Jungen keine sichere Zukunft. Wer aus so einen Viertel kam, hatte es sehr schwer in der Arbeitswelt Fuß zu fassen.
 

Amy wandte ihren Blick ab. Mit ihren teuren Kleidern passte sie ganz und gar nicht in dieses Viertel. Sie fiel zu sehr auf, zudem war es bereits dunkel. Für gewöhnlich wäre es zu gefährlich so ein Risiko einzugehen, denn hinter jeder Straßenecke konnten Jugendliche lauern, die sie bestehlen konnten oder gar noch schlimmeres planten.
 

Dennoch besaß die junge Spanierin keine Angst. Ein bisschen mulmig fühlte sie sich, doch Angst? Nein, die besaß sie nicht. Warum auch? Es stand doch schon in der Bibel dass der Herr über die Menschen wachte und Amy war eine sehr religiöse Person. Jeden Abend betete sie, ging so oft in die Kirche wie es ihre Zeit erlaubte und hatte nie jemanden etwas getan. Sie glaubte ganz fest daran dass ihr hier nichts passieren könnte.
 

Zumindest körperlich nicht, denn es tat ihr in der Seele weh solch ein Elend zu sehen. Die meisten reichen verschwendeten nie einen Gedanken an die armen Menschen oder Tiere. Anders als ihre Eltern. Ihre Mutter Samantha unterstützte ein Kinderhilfsprojekt, während sie selbst sich in Spanien darum kümmerte die Tierschutzgesetzte zu verstärken. Außerdem half sie Tierheimen.

Meist half die Familie nur mit Geld, da gerade Samantha sehr wenig Zeit hatte und die ESGO ihre meiste Zeit in Anspruch nahm.
 

Amy erinnerte sich aber noch genau an den Tag, als sie in der Schule einen Vortrag über Pelze und Pelzfarmen gehalten hatte. Eine ihrer so genannten Feindin war am nächsten Tag mit einen sündhaftteuren Nerzmantel in die Schule gekommen um Amy zu ärgern. Der Mantel wurde aus Paris geliefert und kostete eine Menge Geld. Allerdings hatte die Besitzerin davon nur wenig Freude mit ihren Mantel gehabt.

In der Schulpause war Amy in den Kunstraum gegangen und hatte sich einen Farbeimer mit roter Farbe besorgt und diesen ihrer Feindin über den Kopf ausgeschüttet. Ihre Eltern tadelten offiziell ihre Tochter vor dem Direktor über dieses Verhallten, schmunzelten aber hinter vorgehaltenen Hand darüber. Sie konnten eine Klage abweisen, dafür mussten sie den Mantel aber bezahlen, denn dieser war mit der roten Farbe ruiniert worden.
 

Sie bog um die Ecke und entdeckte vor sich endlich das gesuchte Gebäude, als sie neben sich ein Rascheln hörte. Eine Truppe von Jugendlichen trat aus dem Schatten der Nacht. Die Erste von ihnen hatte einen Baseballschläger in der Hand und sah mit einem spöttischen Grinsen auf die junge Spanierin herab „Ey Leude. Seht euch doch Mal dieses Mädel an. Hab ich schon Mal gesagt dass ich solche Modetussis zum kotzen finde? Aber Geld scheint sie zu haben. Und vielleicht kann ja irgendeiner von euch was mit ihr anfangen nach dem ich ihr, ihr Geld geklaut habe“. Kara warf ihrer Gang, den White Dragons, ein Grinsen zu, ehe sie sich wieder Amy zuwandte.

Sie schluckte.

So kurz vor dem Ziel legte der Herr ihr noch ein Hindernis in den Weg, ein Hindernis, welches sie mit ihrer eigenen Körperkraft wohl nicht lösen konnte.
 

Leviathan, das schlangenartige Seeungeheuer, leckte sich begierig die Lippen nach dem Blut ab und stieß eine Art Grollen aus, welches von seiner Zufriedenheit zeugte. Das Ungeheuer neigte seinen Kopf und sah auf Caligo herab. Langsam schrumpfte die Seeschlange und verschwand wieder im Wasser.
 

Allerdings nur kurz.
 

Mit einem Mal stieß eine menschliche Hand hervor und versuchte auf den Boden der Höhle halt zu finden. Die schlanken, weißen Finger fanden um einen Stein halt. Eine zweite Hand umfasste den Stein und ein Mann, Mitte 20, zog sich aus dem Wasser. Seine Haut war weiß und sein langes Haar war so schwarz wie die Schuppen von Leviathan.

So wie Gott den Menschen erschaffen hatte, er gehörte jedoch eindeutig nicht zu den Menschen, richtete er sich auf. Seine giftgrünen Augen richtete er auf Caligo. Statt den üblichen schwarzen Pupillen besaß dieser Mann schwarze, schmale Schlitze.

Die vierte Todsünde hatte Caligos Angebot angenommen. Dieser Mann war Leviathan in einer menschlichen Gestallt. Der Teufel der Meere besaß die Kunst, eine menschliche Gestallt anzunehmen, jedoch nicht so gut wie alle anderen denn seine Augen verrieten dass er kein Mensch war. Alles andere wirkte nur seltsam, aber dennoch menschlich. Caligo hätte sich gewünscht dass Leviathan eine unauffälligere Gestallt aussuchte. Aber er war zufrieden dass sich dieser Teufel überhaupt dazu entschieden hatte, von daher stellte er nicht noch Ansprüche.
 

Direkt vor Leviathans Füßen lag ein Amulett, zwei Engelsflügeln, beide in einer anderen Farbe. Das Ungeheuer bückte sich nach dem Schmuckstück und hob es auf. Eine Zeitlang betrachtete er es, ehe sich seine Hand zur Faust ballte. Auch in einer menschlichen Form besaß der Teufel der Meere noch sehr viel Kraft, mehr als ein normaler Mensch. Das Amulett zerbrach in seinen Händen und die Splitter des Amuletts regneten zu Boden nieder. Leviathan warf die Reststücke weg und trat auf den Mann zu, der ihm das Angebot gemacht hatte. Zufrieden nickte Caligo und befahl Alexander sein Umhang abzulegen und ihm Leviathan zu überreichen.

„Ich hoffe du weißt wassss du tusssst, ansonsssten wirsst du esss noch bereuen“, zischte Leviathan mit einer merkwürdig leisen und langsamen Stimme. Es schien als hätte er noch Mühe seine menschliche Zunge zu benutzen und die Worte in der Sprache der Menschen zu formen.

„Ich weiß was ich tu, mach dir keine Gedanken darum, du wirst deine Rache bekommen und wirst sie auskosten können.“, versprach im Caligo, während Alexander zu ihnen trat. Der Rothaarige verbeugte sich kurz vor seinem Meister, ehe er Leviathan den Umhang überreichte. Er nahm den Umhang und betrachtete ihn eine Weile, ehe er sich diesen überwarf. Der weiche Stoff schmiegte sich an seine Haut und verdeckte die weiße Haut des Ungeheuers, bis auf die Füße und den Kopf.
 

Doch der Priester, den sie geopfert hatten, war nicht irgendwer, genauso wenig wie das Amulett ein gewöhnliches Schmuckstück war.

Zeitgleich mit dem zerbrechen des Amuletts, fiel in einem kleinen Haus, in einer ärmlichen Gegend in China ein Glas auf den Boden. Fluchend sah der Chinese auf die Scherben herab. Noch bevor sein Chef davon etwas mitbekommen konnte, bückte sich der Junge und wollte die Scherben aufheben, als er sich an der scharfen Kannte schnitt.

„Au!“, entfuhr es dem Chinesen und dunkles Blut sickerte aus der Wunde. „Nicht auch das noch. Hoffentlich muss ich das Glas nicht noch bezahlen“. Schnell steckte der Junge seinen blutenden Finger in den Mund und hob die Scherben auf. Unbemerkt verschwanden die Bruchstücke seines Missgeschicks in den Müllereimer.
 

„Lee was lungerst du da herum? Los beeil dich, ich bezahle deinen mickrigen Lohn nicht fürs dumm rum stehen“, brüllte ihn eine dunkle Stimme aus dem anderen Ende des Raumes zu. Schnell trat der Junge daraufhin an das Spülbecken und wusch sich seine Hände. „Es tut mir leid Herr Hinamoto, ich gehe sofort wieder an die Arbeit“, rief er seinem aufgebrachten Chef über die Schultern zu und half einem anderen jungen das Gemüse zu schneiden.

Es war gegen Lees Art sich zu herumschubsen zu lassen, aber er durfte unter keinen Umständen seinen Job verlieren. Sein Chef, Herr Hinamoto, wusste dies allerdings nur zu gut und er nutzte es aus eine so günstige, aber fähige Arbeitskraft wie Lee zu haben.

Nervös sah der Junge auf die Uhr. Unter seinem Kittel lag zusammengefaltet in seiner Hosentasche die Anmeldung für die WWM. Auch die ärztliche Bescheinigung hatte dabei. Lee hatte schon seit langer Zeit gespart und von seinem Lohn nur einen geringfügigen Betrag für sich selbst behalten, das meiste hatte er seiner Familie gegeben. Langsam ging ihm aber die Zeit davon, er musste die Anmeldung bis zu einer gewissen Uhrzeit abgegeben haben. Noch sah es nicht so aus als würde sein Chef beabsichtigen ihm eher frei zu geben und auch Lee hatte die Hoffnung darauf schon verloren. Dabei war dies genau die Chance worauf er immer gewartet hatte.

Seine Familie war sehr arm. Seine Mutter war nicht arbeitsfähig und das wenige Einkommen des Vaters reichte nicht aus um die ganze Familie zu versorgen. Nur aus diesem Grund arbeitete Lee mit seinen 15 ½ Jahre in einem kleinen Nudelrestaurant. Er wollte sich nicht so wie sein großer Bruder aus dem Staub machen und sich irgendeiner Sekte anschließen, die ihm nach Strich und faden ausnutzte und anlog.

In der WWM sah Lee die große Chance seine Familie aus diesem Elend heraus zu holen und ihnen allen ein besseres Leben zu ermöglichen. Er rechnete sich seine Chancen sehr gut aus, denn Lee besaß etwas, was er bis jetzt nur bei ganz wenigen anderen gesehen hatte. Etwas, was ihn und auch andere mit dem gleichen Merkmal zu etwas Besonderes machte, unhabhängig von dem sozialen Stand.
 

Lee hatte so was schon immer geahnt, aber erst die zukünftige Teamchefin der chinesischen Mannschaft, die an der WWM teilnehmen würde, hatte seine Vermutungen bestätigt. Die Teamchefin würde Lee auch diese ganze Reise erst finanziell möglich machen, er musste nur die Anmeldung abgeben und die Auswahlspiele gewinnen.
 

„Na komm, mach dich aus dem Staub. Wenn der Chef auftaucht und nach dir fragt, sage ich, dass ich dich einkaufen geschickt habe. Aber beeil dich“, raunte ihm der Küchenjunge zu und zwinkerte Lee zu. Überrascht sah der Chinese den Jungen an, strahlte dann aber vor Freude und nickte „Wenn ich es irgendwie kann, dann werde ich mich bei dir dafür bedanken. Danke Mann“, bedankte Lee sich und warf seine Schürze sofort weg. Eilig verließ er die Küche durch die Hintertür und rannte so schnell er konnte durch die Straßen.
 

Trotz des starken Verkehrs behielt Lee sein Tempo weiterhin bei, geschickt wich er den Menschen aus. Flink wie eine Katze rannte er in eine Gasse hinein und sprang an ein Gitter hoch. Den Krach beachtete der junge Chinese kaum, leichtfüßig kletterte er hinüber und sprang auf der anderen Seite ab. Geschmeidig wie eine Katze landete er auf seinen Füßen und rollte sich ab. Lee sprang sofort wieder auf und bahnte sich weiter seinen Weg zu der chinesischen Zentrale der WWM.

Zu seinem Glück befand diese sich nicht weit weg vom Restaurant. Erst eine Ampel und der dichte Verkehr bremsten den Jungen ab und brachten ihm zum stehen. Nervös ließ er seinen Blick wandern.
 

Auf der anderen Straßenseite sah eine junge Frau auf ihre Uhr und trat zu der Tür. Sie nahm den Ladenschlüssel aus ihrer Hosentasche und steckte diesen ins Schloss. Gleich hatte sie Feierabend und sie freute sich schon sehr auf ihre wohlverdiente Ruhe.
 

Lee, der das sah, wurde zunehmend nervöser, er durfte nicht so kurz vor Ladenschluss an dieser dummen Apel festgehalten werden.

’Ach verdammt’, fluchte er in Gedanken und lief auf die Straße. Noch immer war diese rot. Ein Autofahrer trat auf die Bremse, quietschend kam sein Auto zum stehen, bevor er den jungen Chinesen fast umgefahren hätte. Lee wich einem zweiten Auto aus, indem er einen Sprung nach vorne machte. Krachend landete er auf der Motorhaube eines anderen Autos und konnte sich noch Mal gerade so abrollen.

Unter dem wütenden Geschimpfe, aber unverletzt und rechtzeitig, erreichte Lee die andere Straßenseite.

„Warten sie bitte“, rief er und schlüpfte durch den kleinen Spalt der Tür in den Laden hinein. Die Frau sah ihn überrascht an, hatte das Chaos auf der Straße gar nicht mitbekommen „Junger Mann, sie haben mich erschreckt“, sagte sie und sah Lee tadelnd an. „Verzeihung“, entschuldigte dieser sich und drückte der Frau seine Anmeldung und den ärztlichen Schein in die Hand. „Ich danke ihnen noch Mal, tschüß“. So schnell wie der junge Chinese in den Laden gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.

Allerdings wartete draußen ein wütender Autofahrer. „Hey du Rotzbengel. Warte Mal, du hast da gerade eine Menge Chaos angestellt, du musst dafür auch gerade stehen“, rief der Mann erbost. Doch Lee hatte dafür keine Zeit und seine Laune war jetzt auch viel zu gut als dass er sich damit herumplagen wollte. Hastig lief Lee davon, mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen.
 

Die junge Spanierin fühlte sich in dieser Situation überhaupt nicht wohl, sie fühlte sich wie ein Beutetier, dass das Rudel in die Enge gedrängt hatte. Mit jedem Schritt, den die Jugendlichen auf Amy zukamen, wich sie ihnen zurück, bis das junge Mädchen mit dem Rücken die Außenmauer eines Hauses spürte. Der kalte Stein ließ sie frösteln und Schauer lief über ihren Rücken.

Kara grinste und genoss die Angst der jungen Spanierin sichtlich. Mit einer raschen Handbewegung brachte sie ihre Bandenmitglieder dazu still zu stehen und abzuwarten. Kara wollte diesen Triumph für sich alleine haben.
 

Doch da hatte sie die Rechnung ohne Amy gemacht. Gegen einen Gegner, konnte sie etwas ausrichten und ihr plötzlich aufkommender Ehrgeiz, unterdrückte die Angst. Entschlossen trat sie auf Kara zu, auch wenn Amy sich nur einen Schritt von der Mauer wegbewegte und auf Kara zuging.

Die Anführerin der White Dragons blieb ebenfalls stehen und grinste „Uh was haben wir denn da? Will sich das große und starke Mädchen jetzt gegen die böse Kara behaupten. Mir schlottern die Knie“, witzelte Kara und ließ das ganze mit einer übertriebenen Gestik dabei noch lächerlicher wirken. Dass sie Amy nicht ernst nahm, war ihr anzusehen, überhaupt nahm Kara niemanden ernst, der schon von weiten nach Geld roch. Nur Kohle, aber nichts in der Birne, war ihr Leitspruch bei solchen Menschen.

Amy ließ diese Provokation kalt, sie erinnerte sich genau an die Worte ihres Kampfsportlehrers. Sie durfte Kara nicht unterschätzen. Auch wenn es im Moment so wirkte dass sie nur ein viel zu großes Selbstbewusstsein hatte, traute die junge Spanierin der Bandenanführerin eine starke Rechte zu.

„Kannst du außer Sprüche klopfen auch noch etwas anderes? Ich denke nicht dass du böse bist, ich denke eher dass du einen falschen weg gehst und zu überheblich bist“, entgegnete Amy mit einer ruhigen und selbstsicheren Stimme. Sie durfte ihrer Gegnerin gegenüber keine Schwäche oder gar Angst zeigen, sie musste selbstbewusst wirken.

„Soll ich es wirklich wagen dir dein schönes Gesicht zu verschandeln? Mit einer gebrochenen Nase und einem zu geschwollenem Auge siehst du bestimmt nicht mehr so hübsch aus, aber ich habe übelste Lust dir eine Abrechnung zu verpassen. Und meinen Kumpels da, besteigen dich auch noch wenn du aussehen würdest wie eine alte, verschrumpelte Hexe“. Um ihre Worte zu unterstreichen, deutete die Bandenanführerin mit einem Nicken über ihre Schulter zu den Jungs, die schon seit einiger Zeit lüstern zu der jungen Spanierin sahen.

Ekel überkam Amy bei diesen Blicken, sie sah rasch wieder zu Kara.

„Also bei allem Respekt, aber bei deinem Anblick wundert es mich nicht dass sie so sind. Selbst die Nacht kann dein hässliches Gesicht nicht verbergen. Die Jungs tun mir da ja schon richtig leid wenn du das einzige Mädchen bist was sie sehen. Ein Wunder dass sie dann noch nicht schwul geworden sind“, sagte Amy mit einer solch unschuldigen Stimme, dass in Kara der Zorn aufstieg. In Gedanken entschuldigte sich die junge Spanierin für diesen Satz bei dem Herrn.
 

„Deine große Klappe wird dir schon noch vergehen wenn ich mit dir fertig bin“, rief Kara aufgebracht. Das blonde Mädchen holte mit der Rechten aus und zielte mit der Faust auf Amys Bauch. Doch die junge Spanierin war zu schnell für sie. Rasch wich sie zur Seite und blockte ihren Schlag gekonnt ab. ’Lass deinen Gegner niemals aus den Augen, sei immer wachsam’, erinnerte sich Amy an die Worte ihres Lehrers.

Kara stand mit durchgesteckten Beinen da.
 

Ein Fehler im Kampf!
 

Die junge Spanierin erkannte ihre Chance sofort und trat mit einem schnellen Kick in Karas Kniekehle. Ihre Beine gaben nach und die Bandenanführerin kippte nach vorne.

Siegreich grinste Amy und wollte gerade einen coolen Spruch losgelassen haben, als Kara ihre Jungs mit einem wütenden Ruf dazu bewegte Amy anzugreifen. Die Spanierin sah sich um und erkannte sofort was zu tun war.

’Auch die beste Kampftechnik nützt einem nichts, wenn der Gegner zahlenmäßig zu überlegen ist’, dachte sie und nahm die Beine in die Hand. Amys Größe verhalf ihr leicht zu einer Flucht, indem sie unter dem griff eines der Bandenmitglieder hindurch schlüpfte und von ihnen fortrannte.

Doch so leicht gab auch Kara nicht auf. Inzwischen hatte sie sich wieder aufgerappelt und setzte sich an die Verfolgung des jungen Mädchens. Wild flogen ihre blonden Rasterzöpfe durch die Luft, während sie Amy verfolgte. Von ihrer Wut so weit angestachelt, war Kara sogar schneller als die Jungs, die einen gewissen Vorsprung besaßen.

Und obwohl Amy eine gute Läuferin war und für ihr Alter schon eine ungewöhnlich starke Ausdauer besaß, holte Kara sie nach und nach ein.

’Oh man, da hab ich wohl einen empfindlichen Nerv getroffen. Ich und meine große Klappe, kein Wunder dass ich immer in solche Schwierigkeiten gerate’, dachte die Rothaarige und hatte ihr Ziel fast schon erreicht, der Ort an den sie ihre Kontaktperson fand, war direkt vor ihrer Nase.
 

Eine alte und kleine Kirche. Sie musste es nur noch ins innere des Gebäudes schaffen und sie würde in Sicherheit sein.
 

Schlitternd kam Amy vor den beiden großen, dunklen Schwingtüren zum stehen und zerrte am Türgriff. Doch die Kirche war verschlossen. ’Nein, bitte nicht’, dachte sie und sah hilfesuchend zum Kreuz hinauf, als die Bandenanführerin Amy mit einem Ruck von der Tür riss und zu Boden beförderte.

Die junge Spanierin überschlug sich ein Mal auf den steinernen Boden, ehe sie von Kara wieder auf die Beine gerissen wurde.

„Du kleines Miststück“, giftete sie und trat mit dem Knie in Amys Magengrube. Der jungen Spanierin wurde die Luft aus den Lungen gepresst, Übelkeit stieg in ihr hoch. Das blonde Mädchen wollte erneut mit ihrem Knie zustoßen, doch konnte Amy ihren Angriff dieses Mal entgegen setzten und ihren Tritt kontern.

Sie packte Kara mit einem festen Griff am Handgelenk und wirbelte herum, wollte dabei die Bandenanführerin der White Dragons über ihre Schulter zu Boden werfen, doch war das blonde Mädchen für sie einfach zu groß, Amy schaffte es nicht.

Für Kara ergab sich nun eine wunderbare Gelegenheit, die sie auch sofort auszunutzen wusste. Es gelang ihr mit einer schnellen Bewegung den Arm der jungen Spanierin auf den Rücken zu drehen und sie somit festzuhalten. Doch sie drehte den Arm etwas zu fest auf Amys Rücken, ein heller Aufschrei des Schmerzes drang aus der Kehle der Rothaarigen.
 

Ihr Blick fiel auf das Kreuz der Kirche. Sie war auf heiligen Boden, von einer Kirche. Sie musste sich nicht fürchten, der Herr würde sich schon darum kümmern dass seinen Kindern nichts passierte.
 

Kara drehte den Arm noch ein wenig weiter.

Amy biss die Zähne zusammen, unterdrückte somit den nächsten Aufschrei. In Gedanken stimmte sie ein Gebet an, spürte aber wie die Muskeln und Bänder in ihren Arm bis ans äußerste gedehnt wurden und schon bald ihre Grenze erreicht hatte.

Inzwischen trafen auch die Jungs an den Ort des Geschehens an und feuerten ihre Anführerin kräftig und vor allem Lautstark an.
 

Doch dann schwangen plötzlich die beiden Flügeltüren der Kirche auf und zwei Gestallten traten aus der Kirche. Der größte von beiden trug eine alte und abgetragene Jeans und einen schlichten, schwarzen Pullover. Er war recht muskulös und hatte kurze schwarze Haare. Der andere, er war deutlich kleiner und auch wohl jünger, trug das schwarz – weiße Gewand eines Messdieners, um seinen Hals hing ein schlichtes, silbernes Kreuz.
 

Kara blickte auf, lockerte den Griff um Amys Arm allerdings nicht. Ohne auf den Befehl zu warten, stürmten die Jungs vor und wollten sich die beiden Gestallten vorknöpfen, doch waren sie da an die falschen geraten. Obwohl es acht zu zwei stand, konnten sich die beiden Männer, die aus der Kirche getreten waren, mühelos gegen die Jungs behaupten. Selbst der Mann im Messdienergewand, kämpfte mit einer Leichtigkeit, als würde er jeden Tag in diesem Gewand trainieren.

Kara fluchte. Der Bandenanführerin gefiel das ganze überhaupt nicht. Sie war nicht feige, doch besaß sie genügend Weitsicht um zu merken dass ihre Bandenmitglieder und sie hier keine Chance mehr hatten. Sie stieß Amy mit einem Schlag in den Rücken nach vorne und beförderte sie gleich in eine große und schlammige Pfütze.
 

Im Licht des Mondes und der wenigen Straßenlaternen, sah man nur kurz das blonde Haar der Anführerin der White Dragons, ehe sie im Schatten der Nacht verschwand, ohne ihre Jungs. Die acht waren kein großer Verlust für ihre restliche Bande.
 

Schnell und vor allem gekonnt, hatten die beiden Männer dafür gesorgt, dass die acht Jugendlichen keine Gefahr mehr darstellten. Humpelnd und wie verletzte Tiere verkrochen sie sich bald schon und verließen den Kirchplatz, aber nicht ohne ein wenig Nachdruck des großen Schwarzhaarigen.

Der Messdiener ging auf Amy zu, die sich in der Pfütze aufsetzte. Ihr Arm schmerzte noch immer, doch Kara hatte ihn zum Glück nicht gebrochen. „Armes Mädchen, siehst jetzt aus wie ein begossener Pudel. Na komm, lass dir aufhelfen“, sprach der Messdiener sie an und reichte ihr die Hand. Die junge Spanierin sah auf und blickte in die freundlichen, blauen Augen des Mannes. Seine Stimme war leise und wohlklingend. ’Sicherlich singt er auch im Chor’, dachte die junge Spanierin und reichte dem Mann ihre Hand. Vorsichtig half er ihr auf.
 

Amy war froh dass es dunkel war und dass die beiden Männer sie so nicht genau sehen konnte. Die sonst immer so gut und sauber gekleidete Spanierin, bot jetzt keinen so schönen Anblick mehr da. Ihre ganzen Sachen waren nass und mit dunklem Schlamm beschmutzt. Ihre kurzen, roten Haare, waren strähnig von dem Schlamm und klebten ihr im Gesicht.

„Wir sollten besser hinein gehen. Wer weiß was sich noch für Gesindel herumtreibt“, sprach der Schwarzhaarige mit dunkler Stimme, als er wieder zu Amy und dem Messdiener zurückkehrte.

„Immer so pessimistisch“, stellte der Blonde fest und schüttelte leicht seinen Kopf. „Du weißt doch, auch so ein “Gesindel“, wie du es nennst, gehört zu Gottes Geschöpfen. Und wie heißt es so schön im Vater unser?“.

Noch ehe der Schwarzhaarige antworten konnte, kam ihn Amy zuvor:„ …Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Amys Stimme klang dabei ruhig und fern, als wäre sie in Trance und etwas anderes in ihr würde sprechen.

Der Messdiener sah sie überrascht an, lächelte dann aber erfreut „Wie ich sehe ist die Hoffnung bei den Jugendlichen doch noch nicht verloren, es gibt unter ihnen wohl noch immer welche, die Gott nicht vergessen haben“.

„Ja, ja ist ja alles schön und gut, du kannst ja später noch ein Lobgebet oder was auch immer an den Herrn richten, aber jetzt vergiss das doch einmal uns lass uns endlich zurück in die Kirche gehen, es gibt schließlich wichtigere Dinge zu klären, als das Vater unser zu beten“, mischte sich nun wieder der Schwarzhaarige ein und sah sich immer wieder verstohlen um. Jede flackernde Straßenlaterne, jeder sich im Wind wiegende Ast, ließ ihn misstrauisch werden.

Leise seufzte der Andere „Ich sehe schon, du wirst ungeduldig. Dann wollen wir doch auch Mal nicht länger warten lassen. Außerdem muss das junge Mädchen aus ihren nassen Sachen. Sonst erkältet sie sich noch“. Der Messdiener schenkte Amy ein warmes Lächeln und führte sie vorsichtig in die Kirche hinein, dicht gefolgt von dem Schwarzhaarigen.
 

Ehe er die Tür schloss, sah er sich draußen noch ein Mal gründlich um. Für ihn gab es in der Dunkelheit nur Bedrohungen, sie lauerten förmlich in den Schatten der Nacht.
 

Schweigend trat Caligo mit seinem Gefolge wieder aus der Höhle. Die kalte Meeresbriese am Strand, strich sanft an den anbrechenden Morgen über ihre Haut und jagte dem falschen Mönch einen Schauer dem Rücken hinunter.

Er wusste jedoch nicht ob ihn die Kälte erschaudern ließ, oder die Tatsache, dass der Teufel der Meere direkt hinter ihm war. Immer wieder, wenn der Wund um seinen Nacken strich, glaubte er den kalten Atem des Todes in seinen Nacken zu spüren. ’Dieses Mistvieh will mich sicherlich auch töten. Ich sehe es in seinen Augen. Es will Blut, mein Blut, das Blut aller!’.

Der falsche Mönch wusch mit einer fahrigen Bewegung mit dem Ärmel über seine Stirn. ’Verdammt, ich muss ruhig bleiben. Es kann sicher auch Angst spüren und dann bin ich als nächster drann.’

Als hätte Caligo die Gedanken dieses Menschen mitbekommen, verzogen sich seine vollen Lippen zu einem amüsierten Lächeln.
 

Er blieb abrupt stehen und blickte hinauf auf das Meer. Die Sonne war noch nicht mehr als nur ein schmaler Streifen am Horizont. Ein kräftiges Blutrot ging von diesem schmalen Streifen aus.

„Eine blutrote Sonne geht auf… Bald schon werden viele Engel fallen“, flüsterte ihr Meister in die Stille des Morgens hinein.

Der falsche Mönch wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf Caligo. Unruhig biss er sich auf die Unterlippe und kaute darauf herum, doch er konnte seine Frage nicht weiter verbergen, er musste eine Antwort darauf haben:„Meister? Gestattet ihr mir eine Frage bezüglich dieses Geschehens?“.

Caligo ließ sich lange Zeit mit seiner Antwort. Er sog die frische Luft tief ein, als wäre es der letzte Morgen, an dem die Luft so rein war, wie an diesem.

„Stelle mir die Frage. Allerdings heißt das nicht, dass ich dir auch eine Antwort auf deine Frage geben werde“.

Allein diese Antwort war schon mehr, als der falsche Mönch sich je erhofft hatte.

„Warum musste es gerade der Priester sein? Was habt ihr mit diesem Teufel vor? Was ist da drinn eigentlich geschehen? Was…“. Der Mann verstummte sofort wieder und senkte demütig sein Haupt, als er bemerkte, dass er bereits mehr als eine Frage gestellt hatte.
 

Alexander sog die Luft zischen zwischen seinen Zähnen ein.
 

Diese Geste löste Unbehagen in dem falschen Mönch aus. Als wäre es nicht schon schlimm genug den blutdurstigen Blick dieses Teufels im Nacken zu spüren, jetzt fing dieser seltsame junge Mann auch noch an ihn zu bedrohen.

Wobei, bedroht hatte er ihn ja nicht, er hatte ihn nur zu verstehen gegeben, dass Caligo es anscheinend nicht mochte mit Fragen überschüttet zu werden.

Überhaupt, der falsche Mönch fühlte sich fehl am Platz.
 

Mit jeder Minute die verging, erleuchtete die Sonne den Tag immer mehr und Mehr. Das Antlitz der Anwesenden wurde immer mehr preisgegeben, die schützende Dunkelheit verschwand.
 

Der Mann hatte das Gefühl, das einzige menschliche Wesen am Strand zu sein.
 

Nach einer schier unendlich langen Wartezeit, öffnete Caligo seinen schön geschwungenen Mund:„Dieser Priester war ein Engel. Ein Schutzengel um Genau zu sein. Gott sandte seine Engel auf die Erde um seine schwachen Geschöpfe, die Menschen, vor den Dämonen zu schützen. Er fürchtete dass die Menschen nicht stark genug wären um den Versuchungen Luzifers widerstehen zu können. Und er tat richtig daran. Dieser Priester war der Schutzengel eines Jungen, der mich schon die ganze Zeit nervt. Sein Bruder ist mir ein äußerst treuer Diener und ein sehr fähiger noch dazu. Aber sein Bruder ist nicht minder fähig, doch denkt er mir zufiel. Er misstraut uns und setzt alles daran seinen Bruder da raus zu holen“, antwortete Caligo betont ruhig auf die erste Frage des Mannes.
 

Wieder folgte eine lange Zeit des Schweigens und gerade, als der falsche Mönch glaubte, er würde keine Antworten auf seine anderen Fragen erhallten, sprach Caligo weiter:„ Aber nun, da du dies weißt und auch gesehen hast zu was ich in der Lage bin, brauche ich dich nicht mehr“.

Der Mann erstarrte. Seine Augen weiteten sich vor Angst.

Dies war sein Todesurteil und genau das wusste der falsche Mönch auch.

’Wie konnte ich auch nur so bescheuert gewesen sein und mich auf diese Unterfangen einzulassen? Scheiße, das sieht man doch in jedem Film dass solche handlanger beseitigt werden.’, dachte der Mann und schallte sich in Gedanken selbst eine Ohrfeige.
 

Er drehte sich um.

Alexander und Nikolai sahen ihn nur mit einen Ausdruckslosen Gesicht an, sie hatten in der ganzen Zeit, seit sie alle zusammen waren, noch keine Mimik gezeigt. Ihre Gesichtszüge wirkten verhärtet und ihre Ausstrahlung war kalt, gefühllos.

Nur Leviathan in Menschengestallt lachte und entblößte dabei eine Reihe spitzer Zähne, wie Haie sie hatten. Noch ein Detail, welches er nicht komplett bei seiner Verwandlung zum Menschen geändert hatte.
 

Caligo drehte sich um.

Etwas blitzte im Licht der Sonne auf. Ein Gegenstand in seiner Hand reflektierte das Licht.

Der falsche Mönch senkte seinen Blick und sah auf den Gegenstand.

Er sah wieder die Athame in Caligos Hand.
 

Eine Mischung aus Weihrauch und eine Spur von Qualm einer ausgegangenen Kerze, lagen in der Luft und erfüllten den hohen aber kleinen Raum der Kirche.

Nur beim Altar stand eine große Kerze und brannte. Eine Osterkerze wie Amy vermutete.

Die Kirche war ansonsten stockdunkel und das wenige Licht der Sterne, welches durch die bunten Fenster der Kirche fiel, spendete kaum Licht.

Ihre Augen mussten sich erst wieder an diese spärliche Beleuchtung gewöhnen. Draußen hatte sie wenigstens noch die Straßenlaternen gehabt.

Der Messdiener jedoch lief ungefangenen Schrittes direkt auf den Altar zu. Erst als er direkt neben der Kerze stand, erkannte Amy, dass er seine Kapuze zurückgeschlagen hatte und sich schulterlanges, blondes Haar um sein Gesicht schmeichelte. Obwohl seine Stimme so sanft und schön war, erkannte sie erst jetzt, dass der Messdiener bereits ein Mann mittleren Alters war. Sie war überrascht. Für gewöhnlich war man in diesem Alter schon längst kein einfacher Messdiener mehr.

Der Schwarzhaarige ging an Amy vorbei, die noch bei der Tür stand und verschwand in einen Nebenraum.

Die junge Spanierin war verwirrt. Man hatte ihr zwar geholfen, aber bisher hatte man ihr noch nichts erklärt. An diesem Ort sollte sie sich melden, hier, so hatte man der jungen Spanierin gesagt, würde sie die amerikanischen Kontaktpersonen der ESGO treffen. Aber bis jetzt wirkte diese Kirche so wie jede andere auch. Zwar brannte nachts die Osterkerze nicht, aber so ungewöhnlich erschien dies nun auch wieder nicht.

’Und wenn doch? Wenn genau dieses kleine Detail ein Alarmzeichen war?’, fragte sie sich in Gedanken und fuhr sich mit der Hand durch die nassen, kurzen Haare.
 

Amys Gedanken überschlugen sich, als anstatt des schwarzhaarigen, ihren Reisebegleiter aus der Tür in das Kirchenschiff trat.

Er trug schlichte schwarze Klamotten, hatte seine kurzen, braunen Haare sorgfältig mit Gel bearbeitet und lief direkt auf sie zu.

Nichts von seiner Erscheinung deutete darauf, dass auch er in der Unglücksmaschine saß. Keine Verletzung zierte seinen Körper, nicht Mal ein Pflaster trug er. Selbst seine Brille war noch dieselbe und heile.
 

Auf einmal kam sich Amy fehl am Platz vor. Die ganzen Turbulenzen passierten erst, als er vom Platz verschwunden war und auch die beiden Fremden kamen ihr seltsam vor. Sie war hier falsch. Dies war nicht der Ort ihrer Zuflucht, sondern der Ort ihres Verderbens, so dachte sie.

Amy ging einen Schritt zurück und sah ihren Reisebegleiter warnend an. Tief in ihr war sie jedoch unsicher und war nicht halb so selbstsicher, wie sie sich gab.

„Ich verlange sofort eine Erklärung von ihnen, was soll das ganze hier?“, forderte sie den jungen Mann zur rede.

’Nicht klug Amy, du hättest einfach nur rennen sollen’.

„Ich schulde dir eine Erklärung?“, entgegnete der Mann, wobei er die beiden Wörter genau betonte. Ein leichtes Schnauben betonte dies nur noch mehr.

„Als ob ich dir jemals eine Antwort schuldig war oder sein werde“.

„Mensch Marco jetzt hör auf damit und halte dich einmal zurück. Du vergisst immer dass du hier mit einem Mädchen sprichst. Musst du deine Erhabenheit etwa immer jüngeren gegenüber demonstrieren?“, mischte sich nun der Messdiener ein, dessen Stimme mit einem Mal gar nicht mehr so weich klang.
 

Er hatte sich zu ihm und Amy umgedreht, fixierte jedoch nur ihren Reisebegleiter mit seinem Blick. Dieser entgegnete ihn mit einem nicht minder unfreundlichen Blick. Jedoch schwieg er und wandte schon bald den Blick ab. Aus seiner üblichen Gewohnheit, schob er sich mit dem Mittelfinger wieder die Brille auf der Nase zurück und schwieg eine Weile.

„Na schön, aber dann darfst du der Kleinen alles lang und breit erklären, ich hab dazu keine Lust. Mir reicht schon der ganze Stress, den ich deswegen habe“, sprach er schließlich und legte trocknete Kleidung neben ihm auf eine Bank.

„Die ist übrigens für dich und ich warne dich, hol dir jetzt bloß keine Erkältung, ansonsten lernst du mich kennen“, zischte er ihr bissig zu, bevor Marco sich umdrehte und das Kirchenschiff wieder verließ und in den Nachbarraum verschwand.

Der Messdiener sah ihm schweigend nach und seufzte schließlich schwer.

„Er war nicht immer so, dass musst du wissen. Ich und Christian, also den großen, schwarzhaarigen Mann, der mir geholfen hatte, kennen ihn schon seit er bei der ESGO ist“.

Amy sah den Messdiener überrascht an.

„Sie… sie wissen davon?“, fragte sie ungläubig. Ein einfacher Messdiener sollte von der europäischen Staatsgeheim Organisation wissen? Das erschien ihr doch etwas suspekt.

Der Mann lächelte leicht.

„Bevor ich weiter erzähle, solltest du vielleicht erst Mal aus den nassen Sachen raus und dich waschen. Wenn du die rechte Tür nimmst, gelangst du auf die Toilette. Dort kannst du dich in Ruhe waschen und umziehen. Tut mir leid dass wir hier jetzt nicht mit einer Dusche dienen können. Aber morgen kannst du dich dann auch duschen. Fürs erste jedoch muss das hier reichen“.

Er deutete mit einer ausholenden Geste auf eine andere Tür, die sich zu seiner rechten befand.

Wortlos nickte Amy und nahm die trockenen Sachen von der Bank und lief damit auf die Toilette.
 

Noch ehe der falsche Mönch überhaupt reagieren konnte, stürzte sich ein Vogel vom Himmel und flatterte ihm genau ins Gesicht. Er versuchte das lästige Federvieh von sich zu scheuchen und schlug dabei wild mit den Armen um sich. Ihm überraschte es nicht mehr von einem Vogel angegriffen zu werden, er glaubte schon fast dass momentan alles möglich wäre.

Endlich bekam er das Tier zu packen und riss es von sich. Sein Gesicht war zerkratzt von den scharfen Krallen und die Wunden brannten. Er hielt das Tier nur wenige Zentimeter von sich fern.

Das weiß in den Augen des Mannes weiteten sich und seine Pupille wurde vor Angst kleiner, jedoch war er unfähig zu schreien. Seine Hände zitterten, genauso wie der Rest seines Körpers.

Anstatt des Schnabels und den gefiederten Kopf eines Vogels, besaß dieses Tier den Kopf einer Frau, nur wesentlich kleiner und passend zum Körper des Vogels. Blondes Haar fiel über ihr Gefieder. Zwei nackte, weibliche Brüste erhoben sich auf ihrer Brust.

Ihr Anblick ließ den Mann erschaudern, er hatte so ein Tier oder Ungeheuer, welches so hässlich war, noch nie gesehen.
 

„Ah, Aello“, sprach Caligo mit vertrauter Stimme und wandte sich der Harpyie zu.

„Heute Mal ohne deine Schwestern da? Was verschafft mir die ehre deines Besuches?“. Der spöttische Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören und das gefiel der Harpyie ganz und gar nicht.

Sie befreute sich aus dem Griff des Mannes und flog auf Caligo zu.

„Tu nicht so als wüsstest du nicht warum ich hier bin. Ich bin hier um deine Untaten zu strafen. Deine und die des Mannes hier“, antwortete sie mit einer seltsamen Mischung als gekrächzte und menschlicher Stimme.

„Tu was du nicht lassen kannst und nimm diesen Menschen, ich brauche ihn sowieso nicht mehr. Mich wirst du allerdings nicht kriegen, wieder einmal. Alexander dürftest du ja bereits kennen wenn ich mich nicht täusche. Deine Schwestern und du, ihr habt ihm schon viele Narben zu verdanken“.

Der Mann lächelte selbstsicher und straffte seine Schultern.

Der Blick der Harpyie schien ihn geradewegs durchbohren zu wollen, so giftig erschien ihr Blick. Sie ließ einen lauten und schrillen Schrei los, ehe sie den falschen Mönch wieder fixierte.

„Du riechst an meisten nach Schuld, der Geruch der Sünde haftet an dir“, sprach sie zu ihn und stürzte sich mit einen kehligen Ruf auf ihn.
 

Der falsche Mönch war noch so erstarrt vor Angst gewesen, dass seine Reaktion viel zu verspätet kam. Die Harpyie riss ihn zu Boden und schlug dabei wild mit ihren Flügeln.

Ihre Krallen schlugen in den Leib des Mannes und zerrissen ihm seine Kleidung, ehe die blanken und scharfen Krallen auf seine Haut stießen und sich immer weiter ins Fleisch bohrten.

Der kräftige und spitze Schnabel schlug wie ein Dolch immer und immer wieder in sein Gesicht. Sie zerfetzte seine Lippen und pickte dem Mann sein linkes Auge aus der Augenhöhle. Er schrie qualvoll.

Kurz hielt sie es im Schnabel, ehe Aello es los riss und genüsslich im Schnabel zerquetschte. Ein knirschendes Geräusch ging von dem Auge in ihrem Schnabel aus, während die Augenflüssigkeit seitlich an ihrem Schnabel herauslief.
 

Leviathan sah dem ganzen zu und verlagerte das Gewicht unruhig von einem Fuß auf das andere. Er wollte sich auch amüsieren und seinen Spaß haben, so wie es die Harpyie offensichtlich hatte. Er wusste es war ihre Pflicht, sie war die Vollstreckerin. Trotzdem kam sein Blut bei diesem Anblick in Wallung. Lange Zeit hatte er geschlafen und geruht, das Blut des Engels hatte nur kurz seinen Durst zu stillen vermocht.
 

Plötzlich waren 3 weitere Rufe zu hören, wie den, die Aello vor kurzen ausgestoßen hatte.
 

’Ein Lockruf also’, dachte Leviathan und blickte neugierig zu den 3 Gestallten, die nun ebenfalls auf den Sandstrand landeten.
 

Jedoch sahen diese 3 Harpyien anders aus als Aello.
 

Sie alle waren vom großen Wuchs, vielleicht 1,80m groß. Anstelle von Federn hatten sie eine samtige und helle Haut, die in der Morgensonne gebräunt wirkte. Ihre Haare waren lang, rot und reichten jede der 3 Schönheiten bis zu der Hüfte.

Sie alle besaßen den Körper einer menschlichen Frau. Sie waren nackt, nur einige bunte Federn bedeckten ihre wohlgeformten und straffen Brüste und den Schambereich.

Ihre Wangenknochen waren etwas hoch angesetzt und ihre Lippen waren voll und von sinnlichen Rot. Aus stechend blauen Augen sahen sie zu den Männern hinüber.

Ihre ganze Gestallt wirkte betörend und sündhaft schön. Wären da nicht die federnden Flügel an ihren Armen, so würden sie fast wie normale Menschen wirken, wäre da nicht auch noch ihre sündige Ausstrahlung.

Es gab noch andere wesen mit solcher Schönheit, die ebenfalls nicht menschlich waren, doch wirkten diese nicht lüstern und sündig.
 

Leviathan spürte wie sein Blut wegen etwas neuem in Wallung geriet. Lüsterne Gedanken vertrieben den Blutdurst.
 

„Immer wieder schön euch Drei zu sehen“, empfing Caligo die drei Frauen mit einer hörbaren Freude in der Stimme.

„Nun, warum unsere Schwester uns zur Hilfe gerufen hatte, ist mir jetzt nicht bekannt, wie mir scheint wird der Verbrecher schon vollstreckt“, sprach eine der 3 Harpyien und richtete ihren Blick auf Caligo.

„Es ist seltsam, aber dieses Mal haftet der Geruch des Verbrechens nicht an dir. Aber ich bin mir sicher dass du wieder etwas mit der Sache zu tun hast. Wiege dich nicht in Sicherheit Caligo, irgendwann werden wir auch dich für deine Verbrechen bestrafen“.

„Von mir aus dürft ihr 3 mich gerne bestrafen, dann aber im Bett“, warf Leviathan ein und sah zur ihnen hinüber. Sein gieriger Blick haftete an den weiblichen Rundungen der Harpyie.

Sie war genauso wenig Mensch wie er, doch zeigte sie keinerlei Reaktion.
 

Ihre jüngere Schwester, Kelaine, zeigte jedoch deutlich Interesse an den Teufel der Meere.
 

„Irgendwann vielleicht, aber der Tag wird wohl erst kommen wenn ich keinen mehr habe der sich an meiner Stelle die Finger an euch schmutzig macht und ich mich selbst dann nicht mehr verteidigen kann“, entgegnete Caligo und deutete mit einer Kopfbewegung zu Alexander.
 

Der Rothaarige stand nur wenige Schritte von ihm und der Harpie entfernt. Seine Hände umklammerten mit festem Griff das Schwert, sodass die Knöchel weiß hervortraten.

Aellopus, die Harpyie, die mit Caligo sprach, brummte leise und sah verachtend zu Caligo.

„Irgendwann wird dich dein eigenes Werk zerstören. Ich habe mich getäuscht. Nicht wir werden dich zur Rechenschaft ziehen, sondern dein eigenes Werk und deine eigene Geschöpft werden sich an dir rächen, schlimmer als wir dich je bestrafen könnten“.
 

Sie sah kurz zu ihrer hässlichen Schwester rüber.
 

Die Eingeweide lagen neben dem falschen Mönch um ihn herum und färbten den Sand rot. Leichtes Muskelzucken verriet, dass der Mann erst seit kurzem sein Leben ausgehaucht hatte und trotzdem hackte die erste Harpie weiter auf seinen Innereien herum. Sorgfältig holte sie ihm das Herz aus dem Brustkorb.
 

„Ich habe keine Ahnung wie du es immer wieder schaffst. Aber eines ist mir schon längst klar, du musst einen Packt mit dem Teufel haben, wenn du nicht sogar Luzifer persönlich bist“, fügte Aellopus hinzu.

„Eigentlich hatte ich vorgehabt dich dieses Mal zu töten, nachdem ich schon den Ruf meiner ältesten Schwester gehört habe. Aber wie mir scheint willst du wieder diesen Jungen benutzten um mich daran zu hindern. Doch er hat nichts getan, von daher werde ich dich in Ruhe lassen. Empfinde dies nicht als Glück, denn eines Tages wird sich deine Schöpfung gegen dich stellen und dann wünscht du dir, dass wir dich bestraft hätten. Du kannst einem leid tun.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um. Aello und die zweite Schwester, mit der Aellopus gekommen war, verschwanden mit kräftigen Flügelschlägen vom Ort des Geschehens. Ihre Aufgabe war vollbracht, sie hatten den Verbrecher vollstreckt. Dank der Gabe, die ihnen gegeben wurde, wird es so aussehen, als wäre der falsche Mönch einen Unfall zu Opfer geworden. Wie sie es vermochten solche Taten zu verbringen, wusste selbst Caligo nicht.

Aber es interessierte ihn auch nicht, denn er kannte andere Mittel und Wege, um seinen Kopf immer wieder aus der Schlinge zu ziehen.
 

„Leviathan? Ich werde in New York alles vorbereiten. Nikolai wird bei dir bleiben und warten bis zu fertig bist. Danach begleitet er dich. Wenn du ankommst, sind all deine Papiere fertig, du wirst dann also keine Schwierigkeiten bekommen. Halte dich nur etwas zurück wenn es geht“, gab er dem Teufel des Meeres bescheit.
 

Obwohl dieser nicht auf die Worte reagierte, wusste Caligo, dass Leviathan ihn verstanden hatte. Leviathan hatte im Moment nur andere Dinge im Kopf, als ihm zu antworten.
 

Als wäre nie etwas in dieser Bucht passiert, verließen Caligo und Alexander diesen Ort.
 

Die hellen Glockenklänge der Kirche, übertönten den Lärm auf den Straßen und erinnerten auch die letzten daran, dass die allmorgendliche Messe in der Kirche stattfand. Die Sonne hatte sich an diesen Frühlingsmorgen erfolgreich gegen die Wolken durchgesetzt und spendete den Menschen warmes Licht.

Die wenigen Menschen, die in die Kirche gekommen waren, hatten das Wetter ausgenutzt und trugen statt ihrer dicken Wintermäntel schon dünnere Übergangsjacken. Einige von ihnen würden sich eine Erkältung holen, denn so trügerisch die Sonne auch war, es war dennoch zu kalt um sofort die Winterklamotten in den Schrank zu packen. Eine Erfahrung die die Menschen jedes Jahr aufs Neue machten und dennoch nicht daraus lernten.

Dabei konnte es sich niemand von den anwesenden leisten krank zu werden. Die wenigstens besaßen in dieser ärmlichen Gegend eine Krankenversicherung oder hatten das Geld für teure Medikamente.
 

Der Klingebeutel ging während der Messe herum, doch nur die wenigstens legten Geld in den Korb und so blieb er, wie jeden Tag, fast leer.
 

Der Messdiener seufzte innerlich und ließ seinen Blick über die Gemeinde schweifen.

Es waren schon wieder weniger Gläubige geworden. In der kleinen Kirche hatten sich vielleicht gerade Mal zehn Menschen eingefunden.

Acht von ihnen waren alte Menschen, denen nichts mehr außer dem unerschütterlichen Glauben geblieben ist. Ein weitrer war ein junger Mann, dessen Gesicht hinter einem Schal weitgehend verdeckt blieb.

Die letzte unter den zehn Gästen war Amy.
 

Sie trug schlichte schwarze Sachen und einen weißen Strickmantel. Die Kirche konnte ihr keine bessere Kleidung bieten und für ihre Größe war es schwer gewesen etwas zu finden. Der Messdiener wusste, dass Amy ganz andere Umstände gewöhnt war, doch zu seiner Überraschung, murrte sie kein einziges Mal oder beklagte sich über diesen ärmlichen Zustand, in welchem sie sich nun befand. Zu Hause hatte sie all diesen Luxus und hier war sie plötzlich in der untersten Schicht gelandet.

Trotzdem jammerte die junge Spanierin kein einziges Mal.
 

’Marco misst ihre Stärke vielleicht über die körperliche Stärke, aber er sollte viel mehr auf die Stärke ihres Herzens achten’, dachte er sich und beobachtete das junge Mädchen eine Weile, während der Priester eine Predigt hielt.
 

Sie hatte ihre schulterlangen, roten Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Die kürzeren Strähnen fielen ihr ins Gesicht und verdeckten zum Teil die Smaragdfarbenen Augen, welche mit einer ungewohnten Ernsthaftigkeit nach vorne sahen.

Obwohl es so schien, als würde sie den Worten des Priesters angestrengt lauschen, wusste der Messdiener, dass sie ihren Gedanken nachhing.
 

Gestern noch, nachdem sie die Toilette wieder verlassen hatte, hatte er mit ihre reden müssen. Eigentlich war es Marcos Aufgabe gewesen, doch Amys Reisebegleiter besaß genauso viel Taktgefühl wie ein Henker, der seinem Opfer noch viel Glück wünschte.
 

Seine Nachricht war keinesfalls schlecht gewesen, doch änderte diese eine Nachricht sehr viel. Auch wenn er ihr viel erzählt und erklärt hatte, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, so wusste der Mann, dass Amy jeden Satz von ihn in Gedanken noch einmal durchging und abwog.
 

Er wandte sich wieder dem Priester zu, der nun zum Altar gegangen war um das Blut und den Leib Christi zu segnen.
 

Amy hob den Kopf.
 

Die junge Spanierin musterte den Messdiener und sah anschließend zu Marco, der im Türrahmen zu dem kleinen Nebenraum stand. Er hatte sich nicht dazu herabgelassen sich an der Messe zu beteiligen und doch stand er nun im Türrahmen und lauschte den Worten des Priesters.

Amy mochte den mürrischen, jungen Mann, auch wenn er nicht die Freundlichkeit in Person war. Sie konnte ihm einfach nicht böse sein, so wie sie Niemand wirklich lange böse sein konnte.

Die Worte des Messdieners schwirrten ihr noch immer durch den Kopf. Doch auch diesem Mann vertraute sie. Er hatte nichts an sich, dass ihr misstrauen erweckte und was Amys Menschenkenntnis anging, so konnte sie dieser vertrauen. Oft nur reichte ein Blick in die Augen eines Menschen aus, um Amy zu verraten ob dieser ihr gut oder schlecht gesonnen war.
 

Der Spiegel der Seele.
 

Die junge Spanierin vermochte schon früh in den Augen eines Menschen lesen zu können, eine Fähigkeit, die ihre Eltern und ihr Trainer sehr schätzten. Denn so lief sie seltener Gefahr einer falschen Person zu vertrauen.
 

Lügen ist eine der abstrakten Fähigkeiten der Menschen, die bis jetzt noch keine Maschine und kein Roboter nachzumachen vermag, denn diese Fähigkeit gehörte zum eigenen Willen, den die Menschen besaßen.
 

Die Messe neigte sich dem Ende und mit einen Lied endete die Morgenmesse. Die junge Spanierin stand von der Bank auf und strich sich kurz die schwarze Hose und das ebenso schwarze Shirt glatt. Der weiße Strickmantel fiel fließend über ihre zierliche Gestallt und endete an den Kniekehlen.
 

Sie war nun bereit ihren Auftrag anzugehen, denn mit Marco an ihrer Seite, der einen kühlen verstand und eine Zunge wie eine scharfe Klinge besaß, würde sie so schnell nichts falsch machen können. Überhaupt leistete sie nur einen geringen Beitrag, das meiste übernahmen ausgebildete Agenten, die schon jahrelange Erfahrung besaßen. Amy wusste was ihre Aufgabe in diesem Auftrag war und sie war entschlossen ihren kleinen Part zu aller Zufriedenheit erfüllen.
 

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Ja, es gibt noch ein Schlusswort o.O

Also, wer sich an dieser Stelle Mal fragt, wann denn jetzt das Tunier anfängt, im nächsten Kapitel geht es los ^.~

Nachdem ich so so anspruchsvoll war und ein Kommi für mein Kapitel und für mein Coverbild von Shelter verlangt habe, möchte ich von euch noch wissen, was für ein Wegbegleiter Caligo eurer Meinung nach haben könnte.

Ich würde mich freuen wenn ihr Vorschläge im Kommi mitpostet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chimi-mimi
2007-08-31T13:16:30+00:00 31.08.2007 15:16
hey ^^
wieder ein sehr gutes kap XD
neue charaktere *freuz*
der auftritt der harpyen war cool ^^


und mir ist nur eine sache aufgefallen XD
auf der dritten seite, wieder ein bisschen über der mitte XD
rasterzöpfe anstelle von rastazöpfen ^^
Von: abgemeldet
2007-03-29T19:23:04+00:00 29.03.2007 21:23
Was für ein Kapitel ^^
Auch von der Länge genau richtig !!
Von:  SUCy
2007-03-28T20:39:23+00:00 28.03.2007 22:39
hi^^
ich bin mal wieder begeistert X3 einfach toll ich mag einfach alles und dies szenen mit dem auge und so XDD das hast du auch voll gut beschrieben ^^
hmmm wegbegleiter für caligo? *grübe`* vielleicht ne ratte? XDD
oder scorpion könntsch mir auch guit vorstellen^^
ich freu mich schon wahnsinnig aufs nächste kap ^o^ vorallem wenn kai wieder auftaucht XDD
ich hab üprigenz nen gedicht geschrieben über Wegbegleiter aber so richtig binsch noch net zufrieden mit wenn den möchtest kann ichs dir ja mal schicken per ens oder so wenn ichs fertig hab ^^
mach gaanz schnell weiter ^-^
Von: abgemeldet
2007-03-27T17:31:55+00:00 27.03.2007 19:31
*lol*
Geile Story!
*roflz*

XD Ne, Spaß bei Seite. Das meiste hab ich dir ja schon in ICQ gesagt. Ami ist so nett, das ich das kotzen kriegen würde, und die vorstellung Sexbessener Seeschlangen ist auch lustig.
Ansonsten, näh~
Weiß nicht... Irgendwas hat gefehlt... Liegt aber vieleicht nur daran, dass blos einer Abgenippelt ist, und es nen Fantasy Überschuss für mich gab. Allerdings die Vorstellung von Lee fand ich gelungen ^^
Von:  Melodya
2007-03-27T16:04:37+00:00 27.03.2007 18:04
hey mal wieder ne echt gute story^^...
achja und das cover sieht echt gut aus, auch ein lob an shelter...*g*...

grüssle
angel


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