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Hyliar

Und morgen geht die Sonne wieder auf
von

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Wundersame Überraschung

Die Sonne schien hell und warm durch die weißen Vorhänge in den länglichen Raum, indem sich mehrere Betten befanden. In Reihen waren die Betten an den Wänden aufgestellt worden, um für den Notfall möglichst viele Kranke zu beherbergen.

Wie auf den meisten Krankenstationen hatte man auch auf dieser die Wände weiß gelassen. Über der Tür an der Wand hing ein Kruzifix um den Verletzten Gottes Beistand zu geben, wenn sie diesen suchten. In den Krankenhäusern fand man meistens sogar noch eine Bibel, vor allem in religiösen Ländern, so aber nicht auf der Krankenstation der amerikanischen Herberge der WWM außerhalb von New York. Zwei Säulen stützten zusätzlich die schwere Decke im hinteren Drittel des Zimmers, in dem sich auch das große Fenster befand. Zwischen Säulen und Fenster hatte man einen Tisch aus hellem Holz mit den dazu passenden Stühlen gestellt, um Besuchern die Möglichkeit zu geben einen möglichst angenehmen Besucheraufenthalt bei den Kranken zu haben.
 

Müde öffnete die junge Spanierin ihre Augen.
 

Ihr Blick war noch verschwommen, wie nach einem langen Schlaf. Sie drehte ihren Kopf zur Fensterseite und spürte die wohlige Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Schmerzen verspürte sie keine, wahrscheinlich, so dachte Cheyenne, hat man ihr ein Schmerzmittel verabreicht.

Die zuständige Krankenschwester hatte extra für die Patientin eine Vase mit frischen Blumen drinnen aufgestellt.

Cheyenne betrachtete die Vase näher. Das weiße Porzellan war mit Goldfarbenen Applikationen am geschwungenen Rand und lilafarbenen Blumen verziert. Die altmodische Vase stand auf einem ebenso altmodischen Häkeldeckchen, was die junge Spanierin unweigerlich an ihre Großmutter erinnerte.
 

„Junger Mann, sie dürfen nicht einfach so hier rein, die Patientin braucht Ruhe, das müssen sie verstehen“, hörte Cheyenne die Stimme einer älteren Frau aus dem Flur.

„Ich will sie ja auch gar nicht stören, ich will nur ein Mal nachgucken wie es ihr geht“, widersprach eine junge Stimme der Krankenschwester im Flur. Die junge Stimme kannte die Spanierin gut, so hatte sie bis jetzt doch immerhin schon 16 Tage Zeit gehabt den Jungen, dem diese Stimme gehörte, näher kennen zu lernen und als Freund zu schätzen.
 

„Moment… nein, das geht nicht… sie… nun hören sie Mal…“.
 

Von der Neugier gepackt, setzte Cheyenne sich in ihrem Krankenbett auf. Ein Schwindelgefühl überfiel sie und zwang das Mädchen dazu, die Sache langsam angehen zu lassen. Automatisch hob sie ihre Hand und legte diese an die Schmerzende Stelle, in ihrem Fall der Kopf. Ihre Finger spürten statt der Haut ein Pflaster.

’Oh man, warum trage ich ein Pflaster am Kopf?’, wunderte sie sich in Gedanken und ließ langsam ihre Hand wieder auf die weiche Bettdecke sinken.
 

„Also ich muss die ja wohl bitten, das geht wirklich nicht“, protestierte die Krankenschwester weiter und nahm mit der Zeit einen gereizten Ton an.

„Mir doch egal was geht oder nicht, lassen sie mich endlich durch sie alte Schachtel“, ertönte es von Aven im Flur.
 

Cheyenne schmunzelte als sie die Beleidigung aus Avens Mund hörte und konnte sich bildlich vorstellen wie die Frau drein sah.
 

„Junger Mann, dieser Ton geht ja wohl gar nicht“, schimpfte die Krankenschwester empört und achtete für einen Moment nicht auf den Blondschopf, der seine Chance sofort nutzte um ins Krankenzimmer zu kommen.
 

„Hey… oh, du bist schon wach“, stellte Aven fest als er sah, dass die junge Spanierin aufrecht in ihrem Bett saß und nicht wie erwartet, schlafend da lag.

„So, und jetzt sofort raus hier“, sagte die Krankenschwester und trat neben den Jungen. „Wie oft noch, die Patientin braucht ihre Ruhe“.

„Schon gut, lassen sie in bitte hier, mir geht es gut“, räumte Cheyenne ein und sah die Krankenschwester bittend an. Es war nicht zu übersehen, dass der älteren Dame dies gar nicht gefiel, am liebsten hätte sie Aven hochkantig rausgeworfen für diese Frechheit, aber der Wunsch der Patienten ging dem persönlichen Wunsch der Krankenschwester vor. Ein wenig eingeschnappt machte sie auf den Absatz kehrt und verließ das Zimmer, zog dabei aber dennoch leise die Tür zu.
 

„Man, schlimmer als ein Gefängnis hier. Aber jetzt sag Mal, wie geht es dir?“, fragte Aven und setzte sich bei der Frage auf das Bett neben ihr.

„Wie ich schon sagte, gut. Mir war gerade nur etwas schwindelig“, antwortete sie ehrlich und sah ihren Freund neugierig und mit schief gelegten Kopf an. „Warum hab ich eigentlich ein Pflaster am Kopf?“.

Überrascht sah der Blondschopf die junge Spanierin an als sie dies fragte.

„Du weißt echt nicht mehr was gestern passiert ist?“.

„Gestern? Wieso gestern? Ist heute etwa schon das Finale?“, fragte Cheyenne und war nun sichtlich verwirrt. Sie dachte, dass noch immer der Tag wäre, an dem das Halbfinale stattfand und dass sie vielleicht nur einige Minuten oder wenige Stunden weggetreten war. Aber dass es gleich ein ganzer Tag war, überraschte sie sehr.

„Also“, begann Aven und setzte sich in eine bequemere Position, was schon darauf schließen ließ, dass seine Erzählung länger dauerte.

„Zum Schluss in deinem Kampf mit Kai, als alle dachten, dass sich das Blatt doch noch gewendet hat und du gewinnst, hat Kai irgendeinen miesen Trick benutzt und hat dich, oder eher deinen Wegbegleiter über sich hinweg geworfen. Bei dem Aufprall auf den Boden musst du dich wohl am Kopf gestoßen haben, denn du warst völlig weggetreten, richtig bewusstlos eben. Während der Schiedsrichter Kais Sieg verkündet hat, kamen die Sanitäter und haben sich um dich gekümmert und dich hierhin gebracht. So wie es scheint ist deine Verletzung nicht schlimm, sie hat dich gestern nur ausgeschaltet, weswegen du nicht weiter kämpfen konntest. Und ja, heute ist das Finale. Aber keine Sorge, noch ist es nicht spät, du hast gerade Mal das Frühstück verpasst, aber das Mittagessen schaffst du noch“, erzählte Aven und grinste bei seiner Bemerkung über das Essen. Sein grinsen verschwand jedoch so schnell, wie es gekommen war und wich einen ärgerlichen Gesichtsausdruck.

„Dieser arrogante Mistkerl, er war nach dem Sieg einfach abgehauen, denkst du der hat sich erkundigt was mit dir ist, oder sich entschuldigt? Nichts, eiskalt der Typ“, meckerte der Blondschopf und verschränkte seine Arme vor der Brust.
 

Cheyenne schwieg und dachte nach.
 

„Naja, wofür sollte er sich auch entschuldigen? Er hat fair gekämpft, er war nun Mal der bessere, ich hatte einfach ein bisschen Pech gehabt“, sagte sie und lächelte ihren Freund an.

„Wie kannst du ihn auch noch in Schutz nehmen? Immerhin hat er dich so zugerichtet“.

„Was heißt hier zugerichtet? Ich hab doch wahrscheinlich nur eine ganz kleine Wunde am Kopf, so etwas passiert schon Mal. Wenn man irgendwo ausrutscht kann so etwas auch jederzeit passieren“, entgegnete Cheyenne und sah Aven an, musste aber augenblicklich lachen.

„Du machst dir solche Sorgen um mich und regst dich über Kai auf, aber hast du eigentlich daran gedacht, dass du heute gegen ihn kämpfen musst und Kai bei dir wohl auch nicht zimperlich sein wird?“.

Bei der Erwähnung, dass der Blondschopf in wenigen Stunden Kai gegenüberstand und gegen ihn kämpfen musste, wurde er so bleich wie die Wände auf der Krankenstation.

„Oh Gott, ich bin ein toter Mann. Der nimmt mich auseinander, der glaubt wahrscheinlich eh noch die offene Rechnung zu begleichen“, sagte er und verfiel gerade der Hysterie, als die Zimmertür geöffnet wurde.
 

Die Weihrauch geschwängerte Luft breitete sich gleichmäßig in der kleinen Kappelle aus und ließ jeden noch so unruhigen Geist eine angenehme und friedliche Ruhe finden.

Tief atmete der Messdiener die schwere Luft ein.

„Also wenn ich dich so sehe, wie du diese Luft hier einatmest, weiß ich warum du immer so ruhig und optimistisch bist. Ist das Zeug eigentlich legal?“, frage Marco mit seiner üblichen schlechten Laune, die er an jeden ausließ, der ihm über den Weg lief.

„Spottest du schon wieder über die Kirche?“, fragte der Messdiener mit einer sanften und ruhigen Stimme, als hätte der Mann nichts gegen, sondern für die Kirche gesagt.

„Wenn du schon so fragst, ja“, war die Antwort des Übelgelaunten, der sich gleich daraufhin wieder seinem Laptop und der damit zusammenhängenden Aufgabe widmete.
 

Bis auf die normale Ausstattung einer Kirche, wirkte in der Kapelle gar nichts mehr so wie in einem normalen Gotteshaus. Tagsüber war alles normal, aber sobald sich die Sonne dem Horizont senkte und kein Besucher für gewöhnlich die Kapelle betrat, bauten die beiden Männer zusammen mit Christian, einen dritten Mann in ihrem Bunde, alle nötigen Utensilien auf, die sie für ihre Arbeit brauchten.

Einzig und allein der Altar blieb für seinen eigentlichen Zwecke erhallten, denn der Messdiener bestand darauf.

Ansonsten wurde fast alles umfunktioniert.

Im hinteren Kirchenschiff, dort wo für gewöhnlich der Chor stand, stand eine riesige Karte von der Stadt New York, auf den selbst ein kurzsichtiger jeden Straßennamen problemlos lesen konnte. An einigen Punkten in der Karte waren kleine rote Fähnchen reingesteckt worden.

Links und rechts neben dem Altar hatte man lange dunkle Tische aufgestellt, auf denen mehrere Geräte standen, die meisten extra von der ESGO für diesen Auftrag gesponsert.

Die Kirche sah nicht mehr länger aus wie ein Haus Gottes, sondern wie ein Stützpunkt für eine göttliche Streitmacht.
 

„Weißt du Marco, du solltest nicht immer so schlecht von der Kirche reden. Du wirst es schon noch sehen, früher oder später wird sie dir noch Mal nützliche Dienste erweisen und dir helfen“, versuchte der Messdiener seinen Kollegen zu beruhigen. Dass man mit dem Agenten der ESGO vorsichtig sein musste und er unberechenbar war, wusste Rene, der Messdiener, nur zu gut, er hatte schon öfters das Vergnügen mit ihm zusammen arbeiten zu dürfen.

„Schwachsinn. Verlass du dich nur auf dein Kreuz, ich verlass mich lieber darauf“, räumte Marco ein und tätschelte bei dem Satz fast fürsorglich seine Waffe.

Mit einer Mischung aus Abscheu und Zweifel sah der Messdiener auf die Waffe, die der Mann so vertrauensvoll tätschelte.

„Ob du es glaubst oder nicht mein Freund, es gibt Wesen bei denen nützt dir ein ganzes Magazin nichts“, sagte Rene und stellte die Schale mit dem Weihrauch auf dem Altar und kniete davor nieder.

Genau in dem Moment öffneten sich die beiden großen Flügeltüren der Kapelle und ein eisiger Windhauch löschte die Kerzen in dem Gotteshaus, die als einzige Lichtquelle dienten.
 

„Schönen guten Morgen Frau Milan, ich hoffe wir kommen nicht ungelegen?“. Daniel, einer der Trainer, trat zusammen mit seinem jungen Kollegen ins Krankenzimmer und sah mit einem freundlichen, aber sichtbar besorgtem Lächeln zu Cheyenne.

„Nein, kommen sie nicht“, antwortete die junge Spanierin höflichkeitshalber und sah die beiden Männer irritiert an.

„Keine Panik, wir bringen keine schlechten Neuigkeiten oder so, es lag nur im unseren Privaten Interesse uns zu erkundigen was ihr Zustand betrifft“, beruhigte Daniel sie und schloss hinter sich und seinem Kollegen die Tür.

„Die Krankenschwester hat uns gesagt, dass sie wieder wach sind“, sagte der junge Kollege mit einer ruhigen Stimme, die Cheyenne als sehr angenehm empfand. Der junge Mann ging auf sie zu und zog sich einen Stuhl an ihr Bett und setzte sich darauf.

„Ja, Liaen wollte eigentlich wissen wie es ihnen geht und ich wollte mich entschuldigen“, meldete Daniel sich wieder zu Wort und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er blieb jedoch nahe der Tür stehen und näherte sich nicht.

„Wieso denn entschuldigen? Sie haben doch gar nichts gemacht“, bemerkte Cheyenne und sah abwechselnd zwischen den beiden Männern hin und her.

„Indirekt schon. Der Helm, da drinnen steckt nicht nur die meiste Technik im ganzen Anzug, er sollte auch den Kämpfer vor solchen Angriffen schützen. Ihr Sturz hätte eigentlich ohne Schaden ablaufen müssen, aber der Helm war wohl nicht mehr sicher und deswegen haben sie sich den Kopf gestoßen und sich verletzt. Das tut mir und dem ganzen Team der Herberge wirklich leid. Hätten wir alles sachgemäß überprüft, dann wären sie jetzt gar nicht hier“, entschuldigte sich Daniel bei der jungen Spanierin. Man sah ihm deutlich an, dass ihm so ein Fehler wirklich peinlich war und er es gerne vermieden hätte.

„Danke für die Entschuldigung und die Sorge um mich, aber mir geht es gut. Ich glaub sogar dass die ganzen Stunden der Bewusstlosigkeit mir gut taten, ich bin auf jedenfall richtig ausgeruht und kein bisschen mehr müde“, sagte die junge Spanierin zu Daniels überraschen und grinste so vergnügt, als sei nie etwas passiert.

Der Trainer war überrascht und wusste nicht was er dazu sagen sollte.

„Dann ist ja alles gut. Freut uns dass es dir so gut geht, dann hast du sicherlich auch Lust dir das Finale anzusehen oder?“, fragte Liaen freundlich und bekam natürlich sofort ein eifriges Nicken von ihr als Antwort.

„Dann mach dich Mal fertig, der Termin wurde vorverlegt, der Kampf beginnt gleich“, riet er dem Mädchen und wandte sich Aven zu, der bis jetzt still zugehört hatte. Schließlich wollte er die Unterhaltung nicht stören.

„Und du solltest jetzt auch lieber los, das Finale beginnt gleich“, verkündete Liaen unter den überraschten und auch beunruhigten Blick Avens.
 

„Ach komm schon Lee, du weißt doch, dass das nur eine Abmachung ist, da steckt doch kein wirkliches Interesse dahinter“, versuchte Phung seinen besten Freund zu beruhigen, der trotz der Freude nun schmollend in seinem Zimmer in der Herberge saß. Da das Finale erst einige Stunden her ist und die meisten Bewohner der Herberge das Finale der Vorrunden bis zum Morgen durchgefeiert hatte, hat man die Frist für die Abreise bis zum Abend verlängert.

„Du scheinst aber über diese Abmachung nicht sonderlich sauer zu sein“, entgegnete der Schwarzhaarige und musterte seine Freundin mit einem sichtbar eifersüchtigen Blick.

Die sonst so chaotisch gekleidete Phung trug ihre Haare offen, wie immer, nur fehlten dieses Mal die Spangen. Statt den Farbenfrohen Klamotten mit seltsamen Schnitt, trug dass junge Mädchen ein rotes Chinakleid, dass ihr bis zu den Knöcheln ging. Das Kleid war mit verschiedenen Chinesischen Motiven, unter anderen auch einigen Schwalben und sogar einem Tiger bestickt. Ihre kleinen Füße hatte sie in schwarzen und hochhackigen Schuhe gebettet.

Mit einem grummelnden Laut rutschte Lee noch weiter mit dem Rücken an der Wand herab, dass er fast auf dem Bett lag.

„Naja… ich freu mich schon über das Gespräch und über das Essen auch ehrlich gesagt“, begann Phung und beobachtete ihren Freund, der jedoch nicht gerade positiv auf ihr Geständnis reagierte. Allerdings war das schwarzhaarige Mädchen in diesem Punkt zu blind um zu merken, warum Lee eifersüchtig war. Phung dachte, dass er sich einfach nur Sorgen um sie machte. Im Grunde stimmte das auch, denn sie kannte den Mann nicht, aber da war noch mehr gewesen.

„Aber mir würde das ganze wirklich mehr Spaß machen, wenn du dabei wärst. Aber es ist nun Mal ein Date und ich halte mich an eine Abmachungen“, fügte sie noch hinzu und setzte sich zu Lee aufs Bett. Doch der Junge gab noch immer keine Antwort von sich und sah seine beste Freundin einfach nur schmollend an. Auch wenn Lee nichts direkt sagte, sein Blick sprach Bände, genauso wie seine Körperhaltung.

„So, wenn du dich dann an alle Abmachungen hältst, können wir ja auch abmachen, dass wir während der WWM, sofern sich die Zeit Mal ergibt, auch ein Date haben können“. Eigentlich war es nur daher geredet und nicht ernst gemeint von Lee, denn sowas würde er sich nie trauen, doch Phung fasste dies wohl offensichtlich als ernst gemeint auf und grinste ihren Freund an.

„Gerne“, antwortete sie auf Lees Vorschlag und sprang wieder vom Bett auf. „Aber trotzdem muss ich jetzt los, also bis später dann“.

Verblüfft starrte der Schwarzhaarige seiner Freundin nach. Sobald Lee verstand, dass er Phung soeben nach einem Date gefragt hatte, schoss ihn die Röte ins Gesicht.
 

Die Arena der amerikanischen Herberge der WWM, war bis zum Platzen gefüllt. Manche Plätze auf denen für gewöhnlich nur einer sitzen sollte, hatten sich Freunde zu zweit drauf gequetscht. Selbst die Stehplätze, an denen meist die beschäftigten Trainer und Mitarbeiter der WWM standen, waren voll. An solch einem Tag war man froh, wenn die Temperatur schön kühl blieb und man nicht in der Masse anfing zu schwitzen.

Dies galt zwar für die Zuschauer, aber nicht für die beiden Finalisten, denn die würden sicherlich ins schwitzen geraten.

„Oh man, also WWM Bonus zu haben ist echt klasse“, bemerkte Cheyenne, die neben den jungen Liaen durch die Arena lief. Die Trainer hatten bereits vorgesorgt und haben sich Plätze reservieren lassen, von dem sie die Finalrunden mitverfolgten. Sie liefen an den ausgeschiedenen Teilnehmern der Vorrunden vorbei. Manche von ihnen hatte Plakate dabei, wie auf einem Popkonzert. Die junge Spanierin musste über soviel Arbeit der Fans schmunzeln und freute sich nun noch mehr auf die Kämpfe. Aber nicht nur Plakate waren zu sehen. Einige, vor allem junge Mädchen, hatten T-shirts mit dem Namen ihres Favoriten und einem Spruch darauf besorgt. Woher sie die hatten war Cheyenne schleierhaft, offensichtlich mussten sie gestern noch in New York gewesen sein.

’Ich glaub nämlich nicht, dass es jetzt schon Fanartikel von den Zwei gibt’, dachte sie sich und ohne es wirklich zu wollen, tauchte in ihren Gedanken das Bild von einem Plüschtier in der Gestallt von Kai auf. Allein der Gedanke, einen Kai zum knuddeln zu haben, brachte das Mädchen zum lachen.

Liaen, der die ganze Zeit vorgegangen war, hatte die reservierten Plätze bereits erreicht und winkte der jungen Spanierin mit einer einladenden Geste zu sich, bevor er sich auf seinen Platz nieder ließ. Wieder war sein Kollege Daniel Adams bei ihm, der dieses Mal jedoch bedrückt wirkte und auch nur mit einem knappen Wort seinen Freund grüßte.

Cheyenne nahm neben dem jungen Mann platz und richtete ihren Blick auf die Arena. Der Schiedsrichter stand bereits in der Arena und schien auf sein Zeichen von seinem Chef zu warten.

„Stimmt etwas nicht Daniel?“, erkundigte sich Liaen bei seinem Kollegen mit leiser Stimme, damit das Mädchen von ihrer Unterhaltung nichts mitbekam.

„Meine Damen und Herren, ich darf sie nun herzlich willkommen heißen zum Finale der Vorrunden“, sprach plötzlich der Schiedsrichter gut gelaunt in sein Mikrofon.

„Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, bitte ich nun die beiden Kontrahenten Kai und Aven Smith die Arena zu betreten“. Mit einer ausschweifenden Handbewegung zeigte der Mann zum Eingang der Arena, durch diesen Kai und Aven gemeinsam kam. Der Blondschopf schien sichtlich nervös zu sein, lächelte jedoch und winkte der applaudieren Menge zu. Kai dagegen war gelassen, gerade zu kühl und abweisend. Er hob nicht ein einziges Mal seine Hand und schenkte dem Publikum nicht einmal einen Blick.
 

„Ich weiß nicht, noch ist alles in Ordnung, aber ich mache mir Sorgen um das Finale“, antwortete Daniel nach einer Weile und sprach dabei ebenso leise wie sein Freund.
 

Aven blieb auf der rechten Seite der Arena stehen, während sein Gegner auf die Linke Seite ging. Kai blieb auf seinem Platz stehen und drehte sich zu seinem Kontrahenten um. Mit einem kalten Blick sah er dem jungen in die Augen.

„Ich weiß nicht wen du alles bestochen haben musst um ins Finale zu kommen, aber glaube mir, ich gebe dir keine par Sekunden hier. Ich werd dich fertig machen, dass du für lange Zeit auf der Krankenstation bleiben wirfst“, rief Kai seine Drohung dem Blondschopf zu, der die Menge verstummen ließ. Die Gespräche wurden bei Kais ernstem Ton sofort eingestellt. Mit einer Mischung aus Entsetzen und erstaunen sahen sie auf den Schwarzhaarigen herab.

„Ach, hast du etwa das gleiche mit mir vor, wie mit Cheyenne? Glaub mir, du kannst noch so viele Drohungen los werden, mir machst du damit keine Angst, ich bin sowieso sauer auf dich, weil du das Mädchen derartig und unnötig verprügelt hast“, rief Aven empört zurück und wunderte sich im selben Moment noch über seinen Mut. Doch Kai schien dies gar nicht zu beeindrucken, im Gegenteil. Mit einem spöttischen Grinsen sah er seinem Gegenüber an.

„Große Klappe und nichts dahinter, du gibst doch jetzt nur den Mutigen, weil wir einige Meter auseinander stehen und im Notfall die Security einschreiten würde, wenn ich jetzt auf dich losgehen würde. Spiel ruhig den edlen Ritter, aber nach wenigen Sekunden wird dich der Mut verlassen“.

’Und was das Mädchen angeht’, dachte Kai im Stillen, ’hat sie doch selbst schuld. Wenn sie nichts verträgt, brauch sie hier gar nicht erst antreten’.

„Ok, seid ihr soweit?“, fragte der Schiedsrichter damit die beiden Jungen sich nicht schon vor den Kampf angreifen würden.

„3 – 2 – 1 – los!“, zählte der Mann das Startzeichen runter und hob ruckartig beim letzten Wort seinen Arm.

„Los Athana, schnapp dir den Marder“, rief Kai seiner Wegbegleiterin zu und machte zeitgleich einen Ausfallschritt nach vorne. Der Phönix breitete seine Flügel aus und stürzte sich mit nach vorne gerichteten Klauen auf Avens Wegbegleiter.
 

„Scheiße Rene, du hast ein Talent vom Teufel zu reden und ihn zeitgleich auch irgendwie zu beschwören“, zischte Marco seinem Kollegen an. Der sonst so kühle und berechenbare Agent war angesichts der Gestallt im Türrahmen der Kirche beunruhigt. Der Mann hatte genügend Erfahrung und zu wissen, das kein normaler Mensch um diese Zeit die beiden Türflügeln der Kirche aufreißen würde.

Ein kalter Wind hatte die Kerzen, das einzige Licht in der Kirche, ausgeblasen und feuchte Luft mischte sich mit der Weihrauch geschwängerten Luft. Eine Kälte, die von innen zu kommen schien, kroch langsam Marcos und Renes Körper hinauf.

Die schlanke und große Gestallt, wurde nur spärlich von wem wenigen Licht der Sterne beleuchtet. Man erkannte nur, dass es ein Mann war, der einen schwarzen, langen Mantel trug.

Wie ein Tier, hob der Fremde seinen Kopf und schnupperte in der Luft, als könnte er einen besonderen Geruch herausfiltern.

„Ssssehr ssschön. Ein Engel“, zischte der Fremde wie eine Schlange.

Rene zuckte plötzlich zusammen, als hätte ihn eine unsichtbare Macht angefallen.

„Leviathan“, flüsterte der Messdiener und sah aus schreckensgeweiteten Augen zu dem Fremden.

Marco verstand kein einziges Wort und wusste auch nicht was los war. Inzwischen hatte er sich wieder gefangen und griff nach seiner Waffe.

„Verraten sie uns sofort ihren Namen und warum sie hier sind, oder ich sehe mich gezwungen zu schießen“, rief er dem Fremden zu und zielte mit ausgestrecktem Arm auf die Person.

Ein Lachen, gleich dem Klappern einer Klapperschlange, war die einzige Reaktion des Fremden auf die Drohung des Agenten.

„Marco ich habe dir doch gesagt, dass eine Schusswaffe gegen Manche nichts bringt. Dieser Fremde ist einer von diesen“, flüsterte der Messdiener seinen Kollegen zu und trat einen Schritt vor. Er umfasste mit sicherer Hand fest das Kreuz um seinen Hals und sah den Fremden direkt ins Antlitz

„Enomine Padres…“, begann Rene das Vater unser in der toten Sprache zu sprechen und hielt den Fremden mit seinen Blick gefesselt.

Marco schüttelte seinen Kopf und erklärte seinen Kollegen in Gedanken als verrückt und drückte mit seiner Waffe ab.

Der Schuss traf den Fremden direkt in sein rechtes Bein, das daraufhin weg knickte. Halb kniend sah er noch immer nur die beiden Menschen in der Kirche an und rührte sich nicht, als etwas unter seinem Mantel zu pulsieren schien. Auf seinen Rücken bäumte sich etwas auf, als wäre da etwas unter seinem Mantel, das unbedingt raus wollte.

„Rene brach abrupt sein Gebet ab und stürzte sich auf seinen Kollegen.

„Runter“, schrie er dabei laut und keine Sekunde zu spät.

Das Pulsieren unter seinem Mantel, wurde stärker und einer Explosion gleich platzte der gesamte menschliche Körper des Fremden auseinander und eine riesige Schlange schien aus seinen Körper zu wachsen.
 

„Oh nein Feuervogel, nicht so schnell“, murmelte Lanson, der den Kampf aus sicherer Entfernung beobachtete. Er stand in einem Winkel der Arena, in den ihn keiner sehen konnte. Der Wächter hob seine Hand auf Brusthöhe, die Innenfläche zur Decke. Bei seiner Bewegung hob sich plötzlich der Boden der Arena unter Slay ein Stück und ließ den Marder zur Seite kullern, gerade rechtzeitig um Athanas Angriff auszuweichen.

Lanson wollte es Kai nicht so einfach machen, außerdem durfte Aven nicht so leicht verlieren.
 

„Siehst du, genau das meine ich“, antwortete Daniel auf die Frage seines Kollegen und deutete in die Arena. „Wenn du mich fragst passieren in diesem Jahr zu viele seltsame Dinge. Denk nur Mal an den Schmetterling, die die Größe eines Autos angenommen hatte. Ein Schmetterling Liaen, ein Schmetterling“. Beschwichtigend hob der junge Mann seine Hände als wollte er aufgeben, versuchte jedoch nur seinen sichtlich erregten Kollegen zu beruhigen.

„Ist gut Daniel, ich weiß was du meinst“.

Kai knurrte wütend bei dem missglückten Angriff und versuchte es ein weiteres Mal. Doch dieses Mal war Aven darauf vorbereitete und mit der Hilfe seines Wegbegleiters, schaffte der Blondschopf es sogar Kais angriffen zu entkommen. Immer um haaresbreite wich er aus, kam jedoch nicht dazu einen Gegenangriff zu starten. Mit einem Flügelschlag griff Athana Slay an und streifte kurz sein Fell am Kopf. Der Blondschopf sprang zur Seite um Kais Angriff zu entgehen, stolperte jedoch ungeschickt über seine eigenen Beine und landete mit einem lauten Aufprall auf der Erde.

Aven stöhnte auf und bemerkte nicht, wie Kai seine Chance nutzte und Athana im Sturzflug auf den Marder zu flog und die Krallen nach vorne richtete.

„Nun mach schon“, murmelte der Wächter aus seinem Versteck heraus und biss sich unruhig auf die Unterlippe.
 

Die Schlange wuchs unter Marcos entsetzten Blick zu einer beeindruckenden Größe heran und hätte mühelos die Decke der Kirche mit dem Kopf berühren können, wenn nicht ¾ ihres gesamten Körper auf den heiligen Boden der Kirche liegen würde. Aus dem Rücken der Bestie stachen zwei Knochen hervor, die sogleich mit einer lederartigen Haut überzogen wurde und die gleiche dunkle Farbe wie der gesamte Körper der Schlange hatte. Aus den Stacheln entfaltete sich eine duchrschimmernde Haut und verwandelte die Stacheln zu lederartigen Flügeln, die jedoch zu klein waren um den massigen Körper der Schlange zu tragen. Auf den ganzen Rücken zog sich von der Schwanzspitze bis zu seinem Kopf eine Reihe von immer größer werdenden Stacheln, die am Kopf endeten.

„Was in Gottes Namen ist das?“, brachte der Agent nur mühsam und mit heiserer Stimme hervor.

„Erwähne nicht Gott im Zusammenhang mit diesem Monster, Leviathan ist eine Ausgeburt der Hölle“, erklärte ihm der Messdiener, dessen Stimme seltsam gefasst schien, als kannte er diese Bestie schon.

Die dunkelgrünen Augen, mit den schwarzen Schlitzen in der Mitte richteten sich auf die zwei Menschen, die beide neben dem Altar auf dem Boden lagen. Leviathan bleckte die Zähne und entblößte somit 3 Reihen von Dolchartigen Zähnen. Er schnaubte und stieß durch seine Nasenlöcher einen grauen Dunst aus.

„Du tust gut daran Gott zu vertrauen mein Freund. Bleib nicht hier, dies ist ein Kampf, den du nicht gewinnen kannst“.

Kaum hatte Rene diese Worte ausgesprochen, erhob er sich vom Boden. Er fixierte Leviathan mit seinen Blick und breitete seine Arme aus, als würde er seinen Feind mit offenen Armen willkommen heißen.

„Vergebe mir Herr, denn ich werde sündigen“, flüsterte der Messdiener zum Kruzifix gerichtet.

Der riesige Kopf der Schlange stieß plötzlich mit offenem Maul auf Rene zu, doch bevor er den Körper des Mannes zwischen seinen Zähnen zerquetschen konnte, sprang der Mann gekonnt mit einem Satz zur Seite. Er prallte gegen einen der aufgebauten Tische für ihre Arbeit. Rene biss die Zähne zusammen und versuchte den Schmerz, der seine Rippen durchfuhr zu unterdrücken, als er seinen Dolch auf dem Tisch sah. Sofort streckte der Messdiener seine Hand nach der Waffe aus und umklammerte mir zittriger Hand den Griff.

„Rene!“.

Marcos Schrei hallte ihm wie ein Echo in seinem Trommelfell wieder, als er sich umdrehte und heißen Atem Leviathans auf seinem Gesicht spürte.
 

„Oh, das wird wohl das Ende sein“, rief der Kommentator der Kämpfe, als Aven stürzte und Kai seine Gelegenheit sofort nutzt um den Kampf ein für alle Mal zu beenden und den Sieg für sich zu beanspruchen.

„Ähm… ok, was ist das jetzt?“, fragte die junge Spanierin, die dem Verlauf des Kampfes in dem Moment nicht beachtete, sondern nur verwirrt in ihr Getränk sah. Die Cola in dem Becher hatte erst leichte Wellen geschlagen, ehe sich ein kleiner Strudel bildete, obwohl sie den Becher völlig still hielt und nichts machte. Verwirrt sah auch Liaen in den Becher, ehe er seinen Kollegen ansah, der nickte und seine anfängliche Paranoia nun begründen konnte.

Slays blaues Wellenmuster auf seinem Fell leuchtete mit einem Mal auf. Athana schien sich davon nicht irritieren zu lassen, ihr Mensch jedoch schon, denn leicht erzitterte mit einem Mal der Boden der Arena.

„Was ist das?“, fragte Kai mehr sich selbst als einen Anderen, als er sah, wie direkt vor dem Marder feine Risse im Boden entstanden, die mit jedem Augenblick größer und auch dicker wurden. Der Boden der Arena riss einen Spalt direkt vor Slay auf und eine Wasserfontäne schoss aus dem Boden. Der Phönix schlug die Flügel nach vorne und bremste direkt vor der Wasserfontäne.

„Äh… da müssen wir wohl einen Rohrbruch haben“, sagte der Kommentator und warf einen Blick zu seinen Vorgesetzten. Er wusste nicht, ob er den Kampf jetzt abrechen sollte oder nicht. Doch dem Leiter der Herberge ging es nicht anders, verwirrt sah er seine Berater an und diskutierte mit ihnen über die beste Möglichkeit.

„Sollen sie nur weiter diskutieren, meinen Sieg lasse ich mir nicht nehmen“, grummelte Kai und spannte seine Muskeln wieder an. Er wich zur Seite, bis er neben der Wasserfontäne war und stürzte sich dann nach vorne.

Geschickt wich der Phönix dem Wasser aus, der für sie eine Gefahr darstellte und stürzte sich erneut auf den Marder.

’Aven tu jetzt was ich dir sage’, vermittelte Slay in die Gedanken seines Menschen. Da der Blondschopf seinem Wegbegleiter vertraute, hörte er ihm genau zu und tat das, was er gesagt hatte. Er holte mit dem rechten Arm aus und führte eine Bewegung aus, als wollte er einem unsichtbaren Gegner eine Ohrfeige verpassen. Das Wasser der Fontäne folgte Avens Bewegung und schnitt somit dem Phönix ein weiteres Mal den Weg zum angreifen ab.

„Cool“, rief Aven, begeistert darüber, dass er das Wasser kontrollieren konnte.
 

„Du hast es geschafft, Wassermarder“, murmelte Lanson in seinen imaginären Bart hinein und lehnte sich zufrieden gegen die Wand um den Verlauf dieses Kampfes noch weiter zu zusehen.
 

Als Marco wieder seine Augen öffnete, die er in dem Moment geschlossen hatte, als die Schlange von hinten auf Rene stürzte, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Der Dolch seines Kollegen hatte den Kiefer von unten durchstochen. Die Spitze ragte in die Mundhöhle hinein und die Messerscharfen Zähne waren nur wenige Zentimeter von dem Messdiener entfernt.

Marco stieß den Atem hörbar aus und lehnte sich gegen den Altar. Seine Augen waren weit aufgerissen und vor Staunen stand sein Mund auf. Er hatte in seiner Karriere als Agent schon einiges erlebt und nichts von dem Erlebten war schön, aber dieses hier übertraf alles bei weitem. Nie hätte er seinen Kollegen, der doch einfach nur ein Messdiener war, so etwas zugetraut, dass in dem Mann solch eine Kraft steckte, dass er dieser riesigen Schlange Gegenwehr leisten konnte.

Rene hielt den Griff des Dolches mit beiden Händen fest und unter größer Anspannung, dass seine Hände und Arme schon zitterten.

„Nicht mit mir du Ausgeburt der Hölle“, rief der Messdiener und stieß den riesigen Kopf der Schlange mit einem lauten und angestrengten Schrei zurück. Rasch zog er seinen Dolch aus dem Kiefer des Ungeheuers hervor und sprang zur Seite. Um die Wucht des Aufpralls zu lindern, rollte er sich über seine rechte Schulter ab und sprang sofort wieder auf. Leviathan stieß einen spitzen Schrei der Entrüstung aus und stürzte sich erneut auf Rene. Immer weiter kroch ihr riesiger Leib am Boden in die Kirche und nahm dem Messdiener allmählich jeglichen Spielraum zum ausweichen und angreifen. Ihr langer und mit Stacheln besetzter Schwanz peitschte durch die Kirche und schlug die hölzernen Bänke, die Tische, einfach alles mit sich. Das Holz zerschellte an Wand und Splitter davon trafen die Haut des Mannes und rissen kleine, blutige Verletzungen.

„Du wärsssst mir zwar eindeutig lieber gewessssen Engel, aber ich kann mich für heute auch mit deinen Freund zufrieden geben“, zischte Leviathan und richtete ihre geschlitzten Augen auf Marco. Der Agent verstand die Worte des Ungeheuers nicht, zu sehr saß ihm der Schrecken in den Knochen und hatten ihn in eine Starre der Entsetzung gebracht.

Rene wollte protestieren, doch der Schwanz der Schlange holte schwungvoll aus und schlug in Richtung des am Boden kauernden Mannes.

„Nein!“, stieß der Messdiener mit lauter Stimme aus und ließ den Dolch fallen. Im Bruchteil einer Sekunde, stürzten sich Beide, Rene und der Schwanz der Schlange, auf Marco.
 

Kai verstand die Welt nicht mehr. So oft er es auch versuchte und egal wie viel Raffinesse und Schnelligkeit er in seinen Angriff lenkte, er kam einfach nicht um die Wasserfontäne herum. Das Wasser schien Aven wie ein Schild zu schützen und seinen Bewegungen zu urteilen, gehorchte es ihm auch. Wut stieg in den Jungen auf, unbändige Wut die er sonst immer zu kontrollieren wusste. Ein einfacher Junge aus reichem Elternhaus, den man alles vor die Füße legte was er nur haben wollte und niemals wirklich arbeiten musste um ein schönes Leben zu haben, sollte gegen ihn gewinnen?

„Niemals“, zischte Kai und ballte seine Hände zu Fäusten. Die Wut in ihm stieg, kochte fast wie ein Feuer in ihn und ließ ihn den ganzen Hass, den er in seinem Leben schon gesammelt hatte, spüren.

„Ich werd dich fertig machen“, schrie Kai seine ernst gemeinte Drohung Aven entgegen. Der Phönix stürzte sich frontal auf dem Marder und die Wasserfontäne zu.

Der Blondschopf glaubte sich in Sicherheit zu wiegen, doch dem war nicht so, denn die Federn des Phönix loderten mit einem Mal auf und brannten. Ein lautes zischen war zu hören als der brennende Vogel auf die Wasserfontäne traf. Wasserdampf stieg auf und hüllte die Arena innerhalb von Sekunden in einen Dunstschleier. Aven erschrak und wich zurück als die Wasserfontäne mit einem Mal wieder verschwand und der brennende Vogel auf ihn zukam.

Aven konnte nicht schnell genug reagieren. Der Vogel bekam Slay zu packen und warf den Marder im hohen Bogen durch die Arena. Auch Aven stürzte und schlug hart auf den Boden auf.
 

Marco traute sich nicht seine Augen zu öffnen, er roch nur zu deutlich den heißen Atem Leviathans vor seinem Gesicht. Zögerte die Schlange etwa und erlabte sich an seiner Furcht, oder warum ließ es sich so lange Zeit? Der Agent war sich sicher, es war ein Fehler seine Augen zu öffnen, doch konnte er dem einfach nicht weiter widerstehen.

Der Grund, warum ihm die Ausgeburt der Hölle nicht verschlungen hatte, war nicht die Freude an seiner Angst, es war die Gestallt direkt vor ihm. Erst glaubte Marco seinen Kollegen vor sich zu sehen, doch der Anblick der sich ihm da bot, erinnerte ihn eher an eine Zeichnung eines früheren Künstlers. Der Körper und die Kleidung war dem seines Freundes gleich, der Mann trug die Kleidung des Messdieners und hatte auch das halblange, blonde Haar von Rene. Aber aus seinen Rücken ragten weiß und rein, 8 große Flügel und jede Feder schien einzeln für sich in einem gar göttlichen Glanz zu erstrahlen. In seiner Hand hielt er ein Schwert, dessen Griff golden war und mit vielen Verzierungen geschmückt war. Die Klinge war eben so weiß wie die Federn und in der Mitte erstreckten sich Zeichen, die der Agent keiner Sprache zuordnen konnte.

„Verlasse das Haus Gottes oder ich werde dich dem Gericht gegenüber stellen“, sprach Rene mit sicherer Stimme und stellte sich Leviathan in dem Weg.

Eigentlich wäre ein einzelner Engel keine große Gefahr für die Schlange gewesen und so wollte er schon seine Zähne blecken, als er die Stimme einen seiner Brüder vernahm. Das Ungeheuer sah dem Engel direkt in die Augen.

„Dieses Mal hast du noch gewonnen Engel, aber bei unserer nächsten Begegnung wirst du nicht mehr lange Leben und da wird dir dein Zahnstocher von Schwert auch nichts nützen. Bete zu Gott, dass diese Begegnung nicht bald ist“, spottete er über den Herrn des Engels und wandte sich von ihm ab. Der Körper der Schlange schrumpfte und nahm wieder die menschliche Gestallt an, mit der er auch schon hier hingekommen war.

Nackt doch ohne jegliche Scham verließ der Mann den heiligen Boden.
 

Nur recht langsam verschwand der Wasserdampf, der die Arena und die beiden Kontrahenten vor den Augen der Zuschauer verschwinden ließ. Nicht nur die Zuschauer, auch der Schiedsrichter und der Leiter der Herberge warteten mit angehaltener Luft und starren Blick darauf, dass der Dunstschleier sich lichten würde.

„Ich glaube…“, begann der Schiedsrichter, der eine Hand über seine Augen hielt, als könnte er so mehr sehen als die anderen. „Ja doch, ich bin mir ganz sicher. Der Kampf ist vorbei, Sieger in diesem Finale ist Kai“. Der Schiedsrichter riss bei seiner Verkündung den Arm mit der Fahne auf Kais Seite hoch. Der Sieg des jungen Mannes wurde trotz seiner unsympathischen Art unter dem Tosen der Zuschauer gefeiert. Aber der Jubel galt auch Aven, der sich bei so einem Gegner wie Kai sehr gut geschlagen hatte.

Dem Sieger war der Jubel der Zuschauer egal und so drehte Kai sich zum gehen bereit um.

„Einen Moment bitte der junge Herr“, erklang mit einem Mal die Stimme des Herbergen Leiters, der von seinem Platz in die Arena zu den beiden Finalisten eilte.

„Ich möchte noch etwas verkünden was die WWM angeht. Als erstes möchte ich natürlich dem Sieger gratulieren zu diesem hervorragenden Sieg. Für diesen… nun… Zwischenfall mit dem… Rohrbruch muss ich mich wohl bei den Zuschauern, aber auch besonders bei den beiden Kontrahenten entschuldigen“, sprach der alte Mann, wobei es ihm deutlich anzusehen war, dass ihm der Zwischenfall beunruhigt hatte. Zwar versuchte er das mit einem einfachen Rohrbruch abzutun, doch wusste er selbst nur zu gut, dass dies kein Rohrbruch gewesen war.
 

Langsam und sichtlich erschöpft kam Aven mit seinem Wegbegleiter zu dem Leiter der Herberge und blieb bei ihm und Kai stehen.
 

„Am besten kann ihn die Sache wohl doch unser junger Kollege erzählen, kommen sie zu uns runter Liaen“.

Der Angesprochene stand von seinem Platz auf und bemerkte durchaus die überraschten Blicke von Daniel und der jungen Spanierin.

„Und wenn wir gerade schon dabei sind, bitte ich auch Cheyenne Milan und Jennifer Hamilton in die Arena, nur nicht so schüchtern meine Lieben“. Die Stimme des Leiters war so voller Vorfreude, als wäre er ein Kind, das sich über eine Überraschung freute.

Cheyenne wusste nicht so recht ob sie wirklich richtig gehört hatte, doch die Aufforderung von Liaen, ihr zu folgen, nahmen jeden Zweifel. Schnell folgte sie dem jungen Mann, der mit großen Schritten die Treppe hinunter lief und neben dem alten Mann trat. Auch Jennifer gesellte sich zu ihnen und sah ebenso wie die junge Spanierin verwirrt zu dem Mann. Der Leiter der Herberge übergab das Mikrofon an Liaen, der sich daraufhin leise räusperte.

„Nun, einige von euch wissen bestimmt schon, dass es in diesem Jahr eine Veränderung in der WWM gibt. Früher gab es immer nur einen Sieger, doch dieses Jahr haben wir gleich 4, wobei der eigentliche Sieger noch immer gewisse Privilegien genießt, die die anderen nicht genießen. Dieses Jahr geht es als Team in die WWM und so darf ich mich Stolz verkünden, dass ihr hier das Team vor euch seht, dass unser Land in den Meisterschaften vertreten wird. Kai, Aven, Cheyenne und Jennifer, ihr bildet das Team für die USA“, verkündete Liaen den Vieren und allen anderen Zuschauern.

Ein Staunen ging durch die Runde, leises Gemurmel entfachte viele leise und erstaunte Gespräche unter den Zuschauern.

„Einen Moment Mal“, meldete sich Kai mit hörbar gereizter Stimme zu Wort. Mit vor der Brust verschränkten Armen, sah er den jungen Mann an. „Soll das etwa heißen, dass ich völlig umsonst gekämpft habe um erster zu werden? Mir hätte auch der 4. Platz gereicht um an den Meisterschaften teilnehmen zu können?“, fragte er und sah Liaen abwartend an. Der junge Mann schien nicht so recht zu wissen, was er darauf erwidern sollte und sah seinen Chef nach Hilfe suchend an.

„So ganz stimmt das nicht Kai, denn als Sieger hast du das Privileg diese Mannschaft zu leiten, du bist also der Teamchef“, erklärte der Leiter der Herberge ihm geduldig.

Doch Kai schien von dieser Idee alles andere als begeistert zu sein, er wollte nicht in einem Team an der WWM teilnehmen, er wollte allein und nur für sich kämpfen, was sollte er da mit einem Team?

„Teamchef hin oder her, ich will nicht mit denen da an der Meisterschaft teilnehmen, ich werde alleine kämpfen, ohne ein Team“, protestierte der Junge weiterhin und wollte sich nicht mit dieser Idee zufrieden geben.

„Nun, das dürfte etwas schwierig werden. Dieses Jahr nehmen nur Teams an der Meisterschaft teil und man brauch mindestens 4 Kämpfer und einen Betreuer um teilnehmen zu dürfen. Und bedenke doch Mal, mit deiner Kompetenz, deiner Erfahrung und deiner Stärke wirst du das Team bestimmt an die Spitze bringen“, schmeichelte der Leiter der Herberge den wütenden jungen Mann um die Situation ein wenig zu entspannen.

„Na komm schon Kai, versuch doch Mal zu lächeln, die Idee ist doch wirklich gut“, mischte sich nun auch Aven in die Diskussion ein, der über den Verlauf doch ganz zufrieden war, was man ihm auch ansah. Der Blondschopf grinste vor Freude bis über beide Ohren und konnte es kaum abwarten, dass das richtige Turnier beginnen würde.

„Bedenke, wenn du nicht willst, geht der Sieg an Aven und er wird der Teamchef“, fügte der alte Mann noch hinzu.

„So, meinst du?“, fragte Kai, an Aven gewandt, ehe er nachzudenken schien. „Nun gut, bevor das Team den Bach hinunter geht und eine Blamage für die USA in den WWM wird, nehme ich an. Aber lass dir eines gesagt sein Aven, wenn ich Teamleiter bin und das Turnier losgeht, kannst du jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen und dich zum Training bereit machen, ich dulde keine Niederlage und das setzt ein hartes und intensives Training voraus, bei dem du nicht viel zu lachen hast“. Obwohl es eigentlich eine Drohung war, waren nicht nur der alte Mann, sondern auch Liaen und die anderen Drei sichtlich erleichtert, dass Kai angenommen hatte.

„Du weißt gar nicht wie froh ich bin dies zu hören“, sprach der alte Mann seine Gedanken aus und sah dem Sieger nach, der sich mit einem mürrischen Gesichtsausdruck zurück zog und die Arena verließ.
 

„Dann noch Mal um es offiziell bekannt zu machen meine Damen und Herren, hier seht ihr das Team der USA, bestehend aus Kai, Aven, Cheyenne und Jennifer, mit ihrem Betreuer Liaen“, verkündete der Schiedsrichter laut in sein Mikrofon hinein. Die Zuschauer jubelten, johlten und klatschten wie sie nur konnten, hatte so doch wieder fast jeder seinen Liebling in einen Team.
 

Die Rufe der Zuschauer hallten gedämpft aber immer noch hörbar durch den Gängen der Herberge, während Kai die Arena hinter sich ließ und sich umzog.

„Teamchef“, murmelte er leise für sich selbst in den Raum hinein als würde er das Wort auf seiner Zunge zergehen lassen wie Schokolade.

„Mhm… vielleicht doch gar nicht so schlecht“. Ein leichtes und kaum erkennbares Grinsen legte sich auf den Lippen des jungen Mannes.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Kushiel
2007-07-22T12:48:05+00:00 22.07.2007 14:48
So jetzt hab ichs endlich geschafft das Kapi (und noch einige andere zu denen ich keine Zeit hatte) durchzulesen.
Ich bewundere ja deine Fantasie, soviel zu schreiben macht sicher Arbeit.
Die nächsten Kapitel werden hoffentlich wieder so schön, bin ja gespannt wie das mit Kai & Co. weiter geht.
*Daumen hoch*
Von:  SUCy
2007-07-20T20:46:22+00:00 20.07.2007 22:46
hey ^^
sry das ich erst so spät schreibe aber ich hab immer keine zeit gefunden bis jetzt haltXD
und es hat mir wieder sehr sehr gut gefallen wie du zwischen den einzelnen parteien gewechselt hast war echt gut b^o^b
und der kampf gegen diese schlange war auch toll ^-^ ich hoffe der engel bleibt diesma am leben <.<
das lee so eifersüchtig ist das er jetzt schon um date fragt ohne es zu merken is echt goldig XD
XD aber irgendwie tut mir da steamder usa leid XD ich mein kai als teamleiter XDD hilfe das heist ja sport,sport, trainieren, trainiren und keine freizeit XDDD
ich möcht trotzdem unbedingt wissen wies weitergeht ^-^
Von: abgemeldet
2007-07-18T18:32:32+00:00 18.07.2007 20:32
*lach*
Jaja Lee... Erst denken dann fragen, nicht? XD
Wobei, sei mal ehrlich...Eigentlich freust du dich doch darüber, nicht? XD

Arrg! Kai hat schon wieder gewonnen... Ich hasse ihn XD
Aber gut, seine Strafe hat er bekommen XD

Ich warte dann mal auf das nächste Kap ^^
Von:  Melodya
2007-07-16T17:27:41+00:00 16.07.2007 19:27
nanu *umguck*... ZWEITE^^..
also ich fand das Kapitel mal wieder echt gut und ich hoff, dass es bald wieder weitergeht...

grüssle
angel
Von:  hanni-chan
2007-07-16T16:15:45+00:00 16.07.2007 18:15
So, also lange ist es her, dass ich dir einen Kommentar geschrieben habe, entschuldige!
Ich bin sehr in Verzug geraten und das tut mir wirklich wahnsinnig Leid!


Immer wieder aufs Neue gefallen mir die Länge deiner Kapitel und der Ausdruck sehr gut. Man wird nicht sofort aus dem Geschehen gerissen, sondern kann sich in die Geschichte hineinversetzen und sich darin vertiefen.

Deine Beschreibungen sind sorgfältig ausgewählt und ermöglichen somit flüssiges Lesen, worauf ich sehr viel Wert lege.

Was mir jedes Mal in deinen Kapiteln auffällt, ist, dass du anscheinend Probleme mit den Fällen hast, hauptsächlich mit dem Dativ, aus dem du fast immer Akkusativ machst.
Aber durch einen Beta-Leser kann das vermieden werden und ist von daher nicht ganz so tragisch^^

Was allerdings nicht sein muss, sind Flüchtigkeitsfehler, wie vergessene Buchstaben, diese kann man eigentlich vor dem Hochladen beseitigen!

Den Lesefluss unterstützt du zusätzlich durch logisch gewählte Absätze und ich schätze es auch sehr, dass du in der Lage bist, die wörtliche Rede richtig anzuwenden, da hab ich schon so einige grauenhafte Varianten gesehen... ~.~

Worauf du ebenfalls achten solltest wären zunächst die Kommata, mit denen du sehr sparsam umgehst, sowie die Substantivierungen, welche du häufig einfach übergehst. Aber auch diese Sachen kann der Beta-Leser beheben ^.^


So, bis zum nächsten Kapitel,

hanni-chan ^___^


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