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Red Tears

Ein Vampirroman
von

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Kapitel 14
 

Noch während des Kusses begann ich jämmerlich zu weinen und zu schluchzen.

Raphael zog mich an sich und hielt mich fest. „Weine. Wein dich ruhig aus.“, flüsterte er und das tat ich auch.

Er, mein Bruder, war tot. Diesmal war es endgültig. Diesmal hatte ich selbst gesehen, wie er zu Asche zerfiel. Er würde nicht mehr zu mir zurückkehren. Nein, nie mehr. Das schlimmste jedoch war, dass mir bewusst war, dass John für mich gestorben war. Nur um mein Leben zu retten hatte er sich geopfert. Wäre ich nicht so stur gewesen und wäre mit ihm im Schloss geblieben, so wäre dass alles nicht geschehen.

„Du hast nicht wissen können, dass so etwas passiert.“, meinte Raphael wieder meine Gedanken lesend. „Niemand konnte das.“

„Wäre es nicht besser gewesen, hätten sie mich getötet?!“ schluchzte ich.

„Niemals!“ Er zog mich fester an sich heran. „Du musst leben! Stell dir vor, was mit der Menschheit passieren würde, wenn Lilith dein Blut in sich aufnimmt und gegen das Tageslicht resistent wird.“

Wieder schluchzte ich, doch er setzte erneut an. „Außerdem... Außerdem...“ Er stockte.

„Was ‚außerdem’?“ fragte ich leise und richtete mich müheselig etwas auf.

Er schloss kurz die Augen. „Außerdem brauche ich dich.“, flüsterte er dann. „Ich liebe dich auch, Christine.“

Ich war so überrascht, diese so lang ersehnten Worte zu hören, dass ich für einen kurzen Augenblick sogar zu weinen vergas. Dann zog er mich erneut an sich und wieder begannen die Tränen zu fließen, während ich mich weiter schluchzend an ihn drückte.

Wenn er nicht da gewesen wäre... Ich weiß nicht, was ich getan hätte. Doch er war da und gab mir halt; verhinderte, dass ich ganz von der Dunkelheit verschlungen wurde.

Mein Bruder war tot, aber ich lebte noch und ich war nicht mehr allein. Es gab jemanden, der mich brauchte...

Hatte John es so gewollt?

Er würde es mir nie sagen können, doch ich hoffte es.

Egal wo er jetzt war, hatte er dort doch vielleicht Frieden gefunden?!

Nach einiger Zeit wurde die Tür leise geöffnet und Iubar trat ein. Sie hatte eine Karaffe und ein kleines Trinkschälchen bei sich, was sie nun beides auf das Nachtschränkchen stellte.

„Wie geht es ihr?“ fragte sie Raphael.

„Nicht besonders...“ antwortete dieserm während er mir immer wieder durch das Haar strich. „Das war einfach zu viel für sie. Immerhin war er der Letzte, der aus ihrer Familie noch lebte.“

„Wo ist das Amulett?“ fragte Iubar.

Raphael schwieg kurz. „Es war die einzigste Möglichkeit unsere Verfolger abzuhängen...“

„Dann hat Lilith es also.“, meinte Iubar.

Er nickte nur.

„Ich werde euch jetzt allein lassen.“, sagte sie dann nach einer Weile. „Sie sollte schlafen; gib ihr etwas aus der Karaffe.“

„Ja, Meisterin.“, antwortete Raphael. Daraufhin hörte ich wie die Tür geschloßen wurde. Dann nahm er plötzlich meinen Arm. „Du blutest ja immernoch...“

Ich antwortete nicht. Um ehrlich zu sein interessierte mich meine Wunde nicht einmal. Ich hatte niemanden mehr außer Raphael, der jetzt begann die Wunde auszulecken, so wie es auch Tiere beieinander tun.

Ich ließ ihn gewähren und weinte einfach weiter.

Erst hatte man mir John zurück gegeben, nur um ihn mir dann ein zweites Mal zu nehmen.

„Es tut mir Leid, Christine.“, halten die letzten Worte meines Bruders in meinem Kopf wieder.

Nun bereute ich, dass ich die letzten Nächte fast nur mit Raphael verbracht hatte, stat bei meinem Bruder. Jetzt würde ich letzteren nie mehr wiedersehen. Ich wusste, dass ich John verletzt hatte, indem ich mit Raphael schlief. Und doch...

Da unterbrach dessen Stimme meine Gedanken. „Schlaf jetzt.“, flüsterte er. „Morgen wird es dir hoffentlich besser gehen. Er drückte mir das Schälchen, welches er fast bis zum Rand mit einer milchigen Flüßigkeit gefüllt hatte.

„Was ist das?“ fragte ich immernoch schluchzend.

„Ein Schlafmittel.“, antwortete er. „Trink.“

Das tat ich auch, legte mich hin und schlief auf der Stelle ein.
 

Als ich aufwachte brannten einige Kerzen im Zimmer.

Raphael saß auf der Kante des Bettes und sah mich mit seinem traurigen Blick an.

Nur langsam kamen die Erinnerungen an das, was passiert war... Die Lilith... John... Mein Bruder war tot?!

Tränen stiegen mir wieder in die Augen, ich versuchte sie zu schlucken, doch es gelang mir nicht.

„Christine...“ flüsterte Raphael voller Mitleid in der Stimme und strich sanft über meine Wange. Dann legte er sich neben mich um mich dann an sich zu ziehen. „Ach, Christine...“ seufzte er. „Es tut mir so leid, dass ich es nicht verhindern konnte.“

Weiter liefen die Tränen über meine Wangen, während mein Körper von Schluchzern geschüttelt wurde. „John...“ murmelte ich. „John...“

Raphael schwieg. Er hielt mich einfach nur fest und schwieg, ließ mich einfach weinen, bis ich vollkommen erschöpft war.

Zwar liefen immer noch Tränen über meine Wangen, doch ich hatte aufgehört zu schluchzen, denn dazu fehlte mir die Kraft. Stattdessen erfüllte mich wieder die selbe Leere, die ich verspürrt hatte, kurz nachdem John gestorben war. Die selbe Leere wie in jenem Traum...

„Christine, ich...“ begann Raphael zögernd. „Ich... Ich weiß, dass nichts, was ich dir sage, dir jetzt weiterhilft. Ich kann deinen Bruder dir nicht zurückbringen, aber ich bitte dich: Du musst für John weiterleben... Und für mich...“, setzte er dann leise hinzu. „Er hat jetzt Ruhe gefunden. Das letzte, worum er mich gebeten hat, war, dass ich dich beschützen soll. Ich werde mein Versprechen halten... Das Versprechen, was ich dir und deinem Bruder gegeben hab. Ich werde dich für immer beschützen.“

„Das hat John mir auch versprochen...“ murmelte ich.

Raphael seufzte. „Christine... Er... Er ist gestorben um dich zu beschützen. Damit du am am Leben bleibst. Darum musst du weiterleben. Tu es für John... Tu es für mich...“

Ich schwieg. „Bitte, Christine...“ flüsterte Raphael erneut. Dann zog er mich wieder an sich und hielt mich fest, bis ich wieder einschlief.
 

Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Hatte ich mir das nur eingebildet? Ich meinte einen Schuß gehört zu haben.

Gerade, als ich mich aufrichten wollte, hielt Raphael mich zurück. „Sei ruhig.“, ermahnte er mich.

Da hörte ich erneut einen Schuß, jedoch nur sehr leise, aber ich war mir sicher, dass er aus dem Palazzo kam.

„Was ist hier los?“ fragte ich.

„Nichts...“ erwiederte Raphael, doch ich hörte in seiner Stimme, dass etwas nicht stimmte. Gleichzeitig hörte ich weitere Schüße.

„Was?“ fragte ich erneut.

„Nichts, Christine.“, wiederholte er eindringlich. „Schlaf weiter und mach dir keine Sorgen.“

„Raphael,“ begann ich. „Du weißt, dass ich mich damit nicht zufrieden gebe.“ Während ich das sagte, versuchte ich verzweifelt jeden Gedanken an John, der sich in mein Gedächtnis brennen wollte, zu verdrängen.

„Du hast schon so genug Sorgen.“, murmelte Raphael.

Jetzt setzte ich mich auf. „Hat es wieder etwas mit mir zu tun?“ fragte ich leise.

Er schloß die Augen und zögerte kurz. „Ja...“ dann sah er mich wieder an. „Es sind Jäger im Schloß. Wir haben Tag. Es herrscht ein Kampf zwischen den sterblichen Bediensteten und ihnen, aber wir sind unterlegen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns hier finden. Sie wollen dich töten, Christine.“ Seine Stimme zitterte.

„Heißt das, es sterben gerade Menschen?“

Er nickte.

„Und das wegen mir?“ stotterte ich ungläubig.

„Ja.“, sagte er mit bitterer Stimme.

„Das kann nicht sein...“ flüsterte ich und versuchte schon wieder die Tränen zu unterdrücken. „Das darf nicht sein...“

„Und doch ist es so..“ murmelte der Vampir.

Ich schwieg. Der gedanke daran, dass Menschen für mich starben. FÜR MICH! Um mein Leben zu retten.... Warum?

„Das ist die Macht des Schicksals.“, antwortete Raphael leise. „Wir können nichts dagegen tun.“

Erst zögerte ich, aber dann stand ich auf. „Doch... Ich kann etwas dagegen tun.“ Ich wollte zur Tür gehen, wurde jedoch von Raphael, der schon hinter mir stand, festgehalten. „Du darfst nicht gehen. Das wäre Selbstmord.“

„Das weiß ich...“ murmelte ich.

„Damit würden die Opfer aller, die bis jetzt gestorben sind, umsonst sein.“, flüsterte er eindringlich. „Auch das deines Bruders.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich flehe dich an, Christine, bleib hier!“

Immernoch schwieg ich, dachte an meinen Bruder, während ich den Kampf gegen die Tränen längst aufgegeben hatte. „Nein...“ antwortete ich dann langsam. „Es... Es tut mir leid, Raphael.“ Damit schmieß ich mich nach vorne und rieß mich so von ihm los. Die Tür hinter mir zu werfend lief ich auch schon den Flur entlang. Natürlich erklangen Raphaels Schritte bald hinter mir, aber da hatte ich schon die Treppe erreicht, die nach oben führte.

„Christeine!“ rief Raphael, als ich an der Tür am oberen Treppenabsatz stand. „Christine, warte!“ Nun erreichte auch er die Treppe.

Ich legte die Hand auf die Türklinke und senkte den Blick. „Lebe wohl, Raphael...“ flüsterte ich tränenerstickt. „Und danke für alles.“ Dann rieß ich die Tür auf.

„Christine!“ schrie er, doch das Sonnenlicht, welches nun in den Flur fiel, war ein unüberwindbares Hindernis, welches ihn automatisch zurückweichen ließ. „Verdammt, Christine, bleib hier!“ Ich sah wie er im Schatten unter Tränen zusammenbrach. Dann wandte ich mich ab und trat in den Korridor vor der Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  marioeoeoeh
2007-07-29T13:16:19+00:00 29.07.2007 15:16
Ich finde das Kapitel so traurig. Besonders das ENde. Ich kann förmlich vor mir sehen, wie Raphael zurück bleibt...
Ich verstehe, warum sie es tut. T_T
Von:  Ravinna
2007-06-23T16:02:36+00:00 23.06.2007 18:02
Boaaa! Ist die Blöd....
Naja ich kanns ja nicht nachvollziehen, mir ist sowas nochnie passiert, vielleicht hätte ich dasselbe getan.. vielleicht aber auch nicht..
Von: abgemeldet
2006-10-23T21:01:42+00:00 23.10.2006 23:01
Da hatte Raphael ja wirklich echt Pech, dass der dem Sonnenlicht nicht trotzden kann, aber ich kann Christine gut nachempfinden~
Erst stribt ihr Bruder wegen ihr und jetzt auch n9och die Bediensteten im Schloss. Echt krass~
Ich würde mir das auch nicht gefallen lassen...
*nick*

Sehr gut gelungen sind dir hier die Gefühle von Christine, die sie hinsichtlich Johns Tod und den Gefühlsbeteuerungen Raphaels hat.
Echt krass, dass sie da noch so halbwegs vernünftig denken kann....
Naja.... eigentlich nicht. *lol*
Sie stürzt sich dort ja so halb in ihr Verderbene. >_<
Na ob das mal gut geht.
*kopfkratz*

Ach ja...
Was ich dir noch sagen wollte.
Dein Stil ist echt super geworden^^
Man merkt, wie du dich von kap zu kap entwickelst. Wirklich klasse^^ *bienchen geb*

gruß jenki
Von: abgemeldet
2006-10-22T15:03:53+00:00 22.10.2006 17:03
Hallo
Ich Lese deine Geschichte schon länger aber hab nie einen Kommie Hinterlassen was mir sehr leid tut.^^Ich möchte Dir sagen deine FF,s ist Spitze^^Ich Liebe Vampirgeschichten über alles und deine Liebe ich SUPI sie ist zum fressen^^Grins. ^^Ich werde mich bemühen Dir jedes mall einen Kommie zu Hinterlassen als Dankeschön für deine Geschichte^^Bitte schreib schnell weiter,kanns kaum erwarten
Mit Lieben Grüssen Katzentiger


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