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Space of World - von Freiheit der Evolution

- ein utopischer Roman -
von

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Zwischen grauem Gestein

Sie saß auf ihrem Bett. Es war ein einfaches Standardfeldbett, wie noch 3 weitere hier im Raum standen. Die anderen Kinder waren noch nicht wach geworden oder rollten sich mit zunehmendem Unmut auf die andere Seite um vielleicht dem kommenden Tag zu entgehen. Morgens war sie immer die erste, die wach war und beobachtete mit Freude ihre Mitbewohner. Ein kleiner Junge, er war so um die 6 oder 7 Jahre alt, lag halb in der Decke eingewickelt neben ihr. Sein dunkles Haar lugte daraus hervor wie die Blätter von Karotten. Es war zerzaust und sie wusste jetzt schon genau, dass dieser Zustand auch mit Kämmen nicht zu beseitigen war. Sie lächelte. Das Mädchen, das hier außer ihr im Zimmer schlief, schwang gerade die Beine über die Bettkante und begrüßte sie mit einem verschlafenen Hallo, während sie sich die Augen rieb. Leicht schlaftrunken stapfte sie zum Badezimmer, das nicht mehr als ein paar Quadratmeter groß war. Auf allen Ablagen lagen irgendwelche sanitären Gegenstände von ihnen, wie Zahnbürsten. Auch sie war mittlerweile aufgestanden. Auf den letzten ihrer Wohngemeinschaft wollte sie nicht warten. Auch wenn er der einzige war, dessen Eltern mit ihren befreundet waren. Das machte das Ganze irgendwie nicht angenehmer. Er war etwas älter als sie und sie wusste auch nicht genau, was sie denn eigentlich gegen ihn hatte, aber in seiner Gegenwart fühlte sie sich nicht wohl. Es war wie neben dem Stromgenerator zu stehen, einem standen unwillkürlich die Haare zu Berge.

Missmutig betrachtete sie auf ihrem täglichen Weg zum Unterricht die Deckenlampen und wusste schon im Voraus welche davon flackerten und welche nicht. Aus Spaß hatte sie einmal angefangen mitzuzählen, doch langsam rächte es sich. Sie hoffte keine aufkommende Psychose damit zu fördern. Es war schon frustrierend genug zu wissen, dass sie kein vollständiges Leben hatte, auch wenn ihre Eltern versuchten es so gut wie möglich zu verschleiern. Es ging aber nun mal nicht einem Kind alles beibringen zu wollen und gleichzeitig nicht die Sehnsucht nach der unbekannten Welt aus den Geschichten zu wecken.

So weit sie denken konnte hatte sie hier unten im Bunker gelebt, diesem Betonklotz. Viele Bereiche waren abgesperrt. Die Erwachsenen hatten ihr gesagt, dass es zu gefährlich sei diese Bereiche zu öffnen, da sie ja ohnehin nur ihren bräuchten. Ein hinterhältiges und riesiges Labyrinth verbarg sich hinter den Absperrungen. Angeblich hatten sich schon viele darin verlaufen, aber sie hielt es, wie viele der anderen Gruselgeschichten, die so erzählt wurden, für Aufbauscherei. Trotzdem ging sie nie ohne die Karte los. Zu groß war die Angst, dass sie sich vielleicht doch verlaufen würde. Metallischer Widerhall war zu vernehmen als sie in den großen Zentralraum kam. Von hier aus erreichte man jeden Abschnitt. Sie schritt die Plattform entlang zur Treppe um in den unteren Teil der Anlage zu gelangen, wo ihre Eltern schon mit Essen und der heutigen Lektion auf sie warten würden.

Sie hasste den Bunker. Vor allem aber, weil alle nur davon sprachen, dass sie in dem Baby hier sicher waren. Der Gedanke gefiel ihr nicht. In irgendwas drin zu sein. Eingesperrt, selbst wenn es sicher war. Es hatte etwas von ungewollter Ausgeliefertheit. Es war wie in dem Rachen eines Löwen zu sitzen und sich zu freuen, dass man nicht draußen bei den Bären war. Sie seufzte herzhaft. Sie hätte gerne einmal den Himmel gesehen, den Sonnenuntergang beobachtet oder mal jemanden von draußen getroffen. Mit Sicherheit sehnte man sich immer nach dem, was man nicht hatte und bereute es später, aber das wischte das Gefühl nicht einfach weg. Das wäre etwas, dachte sie sich manchmal, ein Schwamm mit dem man all die unerwünschten Dinge hinfort wischen konnte. Leider war das Leben nicht so simpel.

In Momenten, in denen nichts zu tun war und sie Freizeit hatte, begab sie sich heimlich zu den Generatoren der Frischluftzirkulation und ließ sich so lang sie konnte eine Frische Brise durch die Haare wehen. Eine Simulation von Wind und die Illusion von draußen. Etwas was sie mehr als alles andere schätze. Dennoch war sie sich bewusst, dass, wäre sie einmal außerhalb des Bunkers, sie sich davon nicht mehr täuschen lassen würde.

********
 

„Kyaaaaaah!“ schallte es durch die ganze Gegend.

Pia sprang einen Satz nach hinten und sah noch wie ein längliches Ding durch die Luft wirbelte.

„Hast du den Verstand verloren?!“, fuhr sie ihn an.

Ben blickte sie entschuldigend an. Sie konnte sein Herz bis zu sich schlagen hören. „Da ist mir 'ne Schlange übern Fuß gekrochen…“

Sie fing an zu lachen.

„Das ist nicht lustig. Ich hab mich halb zu Tode erschreckt!“ Ben sah ziemlich beleidigt aus angesichts dieser Schmach.

„Ja, ich dank deines Schreis auch.“, gab sie zurück, musste aber irgendwie immer noch lachen.

Es gab mehrere Fahrzeuge hier in der Stadt und sie wusste nicht, welche potenzielle Gefährten für sie waren. Alle sahen für sie ziemlich ramponiert aus. Alle mochten irgendwann mal Fenster und auch Lack gehabt haben, aber sie erinnerten sie nur an ausgeraubte unvorsichtige Reisende. Rostig war noch das Beste, was sie über diese Metallhaufen sagen konnte. In den meisten fehlte das Interieur und auch sonst machten sie keinen guten Eindruck.

Das vielversprechendste Fahrzeug bisher hatte den kleinen Hacken, das es keinen Motor besaß, worauf sie Ben mit einem seltsamen Ton hingewiesen hatte. Es klang ein bisschen wie eine Mischung aus Resignation und stummen Schrei. Trotzdem war er erstaunlich ruhig geblieben. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass die beiden auf ihrem Streifzug durch die Stadt ein paar Schuhe für Ben gefunden hatten. Es waren sogar ziemlich gute, was Ben fast zum heulen gebracht hatte. Stattdessen war er lieber in die Luft gesprungen und hatte sich gefreut wie ein kleiner Schneekönig. Sekunden später hatte er sie auch schon angezogen und stolzierte nun damit in der Gegend rum. Man sah ihm deutlich an wie glücklich er darüber war. Als hätten seine Eltern ihm zu Weihnachten das teuerste Geschenk auf der Wunschliste gegeben.

Das Auto zu dem sie nun kamen, hatte eine Position halb im Gebäude halb draußen angenommen und die Trümmer von seinem unverhofften Zusammenprall mit der Betonwand lagen unverändert herum. Eine Schicht aus Mauerstücken und zerkrümelten Deckenüberresten, die herabgerieselt waren, bedeckten das Unfallobjekt. Die Front sah ziemlich zerdellt aus und ringsherum lagen die Bruchstücke des Gebäudes so, dass man keine Türen öffnen konnte. Ben hatte sich mittlerweile schon an die Überprüfung gemacht.

„Die Reifen sind in Ordnung.“, meinte er als er alles umschritten hatte und gegen die Kautschukrollen geschlagen hatte. Er begutachtete die Front mit der zerknautschten Motorhaube, schob unter großem Protest und schrillen Quietschen die Stücke, die die Motorhaube blockierten weg und öffnete schließlich die Sicht auf den Motorraum. Zumindest war hier drin ein Antrieb. Beim Blick auf Bens zufriedenes Gesicht, der dazu auch noch nickte, machte sie sich zunehmend Hoffnung. Sie war noch nie mit so etwas gefahren und es versetzte sie in freudige Erwartung es mal auszuprobieren. Wie schnell man wohl mit so etwas fuhr? Ob man wohl stark in die Sitze gepresst wurde? Sie sah mal wieder zu Ben, der sich bereits an ein paar Kabeln zu schaffen gemacht hatte. Er konnte es, vielleicht, reparieren, aber konnte er es auch fahren? Genauso an einer Wand, oder wohl eher darin zu landen, wie hier, hinterließ einen bitteren Beigeschmack auf die da kommenden Ereignisse.

Kaum zwei Stunden waren seit dem Sonnenaufgang vergangen. Die Schatten warfen noch lange Silhouette auf den sandigen Boden. Insgesamt war die Temperatur noch recht frisch, nur in der Sonne verursachte die so typische Hitze des Tages eine sich ausbreitende Wärme, so als würde man eine Decke über einen legen. Des Öfteren hatte sie sich schon gefragt, wann sie wohl mal keinen Sonnenbrand mehr haben würde, auch wenn sie sich schon weitestgehend daran gewöhnt hatte. Irgendwie war es dennoch ärgerlich, zumal sie unter der Kleidung noch genauso käsig war wie zuvor. Es gab einen Ausdruck, der dazu ziemlich passte: Kellerbräune. Pia setzte sich gelangweilt an eine Wand. Mit aufgestütztem Kinn und angewinkelten Beinen betrachtete sie den beschäftigten Ben. Die Formen verschwammen vor ihren Augen, als sie sich zu lange auf einen Punkt konzentriert hatte. Mit einigem Augenzwinkern konnte sie ihre normale Sehschärfe zurückerlangen und sah nur wenige Augenblicke später Tiger und Luke zu ihnen hinzustoßen.
 

*******

Es hat etwas länger gedauert, aber hier ist es nun^^

und es ist ein Piakapitel... sowas hat ich auch noch nie, war gar nich geplant, aber nun gut^^

Ich hoffe es hat euch gefallen und ich nehme Kritik gerne entgegen

gruß Draca-chan



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  blacksun2
2007-11-12T18:25:48+00:00 12.11.2007 19:25
ich hoffe du hast meine Lobeshymnen noch nicht über, aber solange du so wahnsinnig gut schreibst, musst du das wohl ertragen *g*
also du hast die Atmosphäre unglaublich gut rübergebracht und deine Wortwahl war wieder mal sehr treffend
der Anfang war sehr interessant
na mal sehen ob Ben es noch an dem Tag schafft das Auto zu reparieren ;)
ich frag mich wirklich langsam was genau dort eigentlich vorgefallen ist . . .
Von:  Thuja
2007-11-09T23:45:12+00:00 10.11.2007 00:45
meine Güte, was soll man den kritisieren.
Kannst ja mal mit Absicht Fehler einbauen,dann tu ich dir den Gefallen.

Ich geb Shadowcat sowas von Recht. Die Atmoshpäre vom Bunker hast du spitzenmäßig rüber gebracht
auch wenn das etwas ist, was man noch nie erlebt hat, kann man sich durch deine Vergleiche mehr als gut hineinversezten.
Echt wieder ein super Kapitel

Von:  shadowcat45
2007-11-09T17:23:29+00:00 09.11.2007 18:23
Pias Rückblick finde ich Klasse, die Atmospäre des Bunker - Daseins und das wenige private ... künstlicher Wind, Sehnsucht nach der Welt draussen. Dies ist auch eine perfekte Ergänzung zu Pias Dasein in der realen Welt - dem zusammenflicken von Leuten in den beklemmenden Ruinen von Dallas.

Der Rückblick ist besser als die Labor - Atmosphäre bei Luke oder die kurzen Einblicke in Bens Vergangenheit.

Wow. Gut so.


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