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Der Drachenkrieg

von

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An der Schwelle des Todes

An den Webmaster: Ich habe möchte diesen Fanfic unter dem Pseudonym "El Jugador" veröffentlichen. Danke.
 

Tja, was soll ich sagen... tut mir Leid, es ist wieder lang geworden. Bin momentan etwas depressiv, deswegen kann ich nicht recht gut schreiben. Ich hoffe trotzdem, dass ein paar von euch dieses Kapitel auch noch lesen. Mir ist aufgefallen, dass ich fast nur Kommentare von weiblichen Lesern kriege. Seltsam, ich dachte eigentlich, ich würde mein eigenes Geschlecht ansprechen. Egal, solang's euch gefällt...
 


 

Der Drachenkrieg Folge 15 - An der Schwelle des Todes
 


 

Ist es nur ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Nachdem Van mit dem neuerwachten Escaflowne zusammen mit Allen die Botschafter besiegt hat, liegt er im Koma. Auch Millerna, die noch dazu durch die Nachricht von Eries' Tod abgelenkt wird, kann ihm und mir nicht aus unserer Bewusstlosigkeit helfen. Was sie nicht weiß, ist, dass ich mich in Vans Geist befinde. Dort klärt mich sein Bruder Folken auf, dass unser Gespräch das Schicksal von Gaia entscheiden wird. Während ich Van suche, will Merle Llorin vom Kampf abbringen, aber er will nicht auf sie hören. Der Krieg zwischen Zaibach und Asturia entbrennt, nachdem er sie sicher abgesetzt hat. Inzwischen habe ich Van gefunden und wir können endlich miteinander sprechen. Als er erfährt, dass ich gar nicht schwanger bin, bricht er vor Schuld zusammen. Ich beschwöre ihn, endlich aufzuwachen und im selben Moment verschwinden wir aus seinem Geist...
 


 

Es war seltsam. Er fühlte sich bei weitem nicht so gut, wie er es sich vorgestellt hatte. Eigentlich müsste er doch glücklich sein, den Willen der Herrin ausführen zu können, aber das Bild vor seinen Augen behagte ihm im Grunde überhaupt nicht. Obwohl die Wesen, die sich vor ihm gegenseitig abschlachteten, nur Menschen waren, kam es ihm wie eine maßlose Verschwendung vor. Die Drachenreiter griffen sich auf Befehl der Herrin nicht gegenseitig an, auch wenn sie auf zwei Seiten verteilt waren, aber die Menschen merkten das nicht einmal. So als wäre es ihr tiefster Herzenswunsch, schlugen sie sich gegenseitig Gliedmaßen ab, streckten einander mit wilden, kehligen Schreien nieder und tränkten die Ebene mit Blut.
 

Hätte er Zeit dazu gehabt, hätte er die Augen geschlossen. So viel Tod. Natürlich wusste er, dass es nötig war. Schließlich konnte die Herrin erst über die Menschen herrschen, wenn ihre Armeen geschlagen waren, aber ihre Länder würden all diese jungen Menschen schmerzlich vermissen. Llorin erinnerte sich an die Trauer seines Volkes, wenn ein Junges verloren ging. Auch bei den Menschen hatte er gesehen, dass die Kinder geliebt wurden. Sie würden ebenso wie die Mütter und Väter der Katzenmenschen leiden, wenn diese jungen Narren hier starben.
 

Nein! So durfte er nicht denken! Er reckte das Kinn vor und zog an den Zügeln seines Drachen, als ein gegnerischer Guymelef heranwankte. Der Zaibacher schoss seine Flüssigmetallspeere auf ihn ab, aber sie prallten wirkungslos an den Hornplatten des Drachen ab. Llorins Freund knurrte und spie eine Feuerlanze auf den Gegner, der sich nicht mehr schnell genug in Sicherheit bringen konnte. Als er wieder sichtbar wurde, qualmte anstelle des Guymelefs nur noch ein schwarzverkohltes Wrack. Der Schrei des Piloten war sehr lange gewesen.
 

Llorin schnaubte. Menschen! Sie erkannten einfach nicht, welch stolze und schöne Tiere diese Drachen waren! Und ihre Stärke würden sie wohl bis zu ihrem Ende unterschätzen. Nein, sie achteten nur sich selbst! Wäre Llorin kein Drachenreiter, würden sie ihn vermutlich jagen und töten. Ihn und die anderen seines Volkes. Eure Kinder, dachte er grimmig und an die Eltern der Menschen gerichtet, oder die unsrigen. Ich habe nicht vor zu sterben! Ich habe das Recht, mich und mein Volk zu verteidigen!
 

Dennoch, trotz dieser Gründe, störte ihn etwas an diesem Kampf. Nein, kein Kampf, verbesserte er sich. Ein Kampf war es gewesen, als er auf dem Mond der Illusionen gegen diesen Ritter gekämpft und, wie er zugab, verloren hatte. Das hier war nur ein Gemetzel, nichts weiter. Die Drachen auf beiden Seiten kämpften nicht gegeneinander, sondern nur gegen ihre menschlichen Gegner und wenn einer von denen mal eins der Tiere angriff, wurde er sofort niedergemacht. Den Menschen fiel das in ihrer blinden Wut gar nicht auf. Wahrscheinlich würde die Herrin ihre Ispano-Waffe gar nicht einsetzen müssen. Die Menschen würden sich auch so umbringen, fast ohne Hilfe.
 

"Kannst du denn nicht bei mir bleiben und mich beschützen? Ich... ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustieße?"
 

Merles Stimme hatte fast so deutlich in seinem Kopf geklungen, als säße sie neben ihm. Irritiert schüttelte Llorin den Kopf. Wieso dachte er hier, mitten in der größten und weitreichendsten Schlacht seines Volkes, an dieses Mädchen? Gut, er konnte nicht bestreiten, dass sie recht hübsch war. Im Grunde sogar sehr attraktiv, sie war ja auch einige Jahre jünger als er, gerade erst zur Frau gereift. Er bemerkte erst jetzt, da er es vermisste, dass er ihre Umarmung während des Fluges als sehr angenehm empfunden hatte. Und sie hatte etwas an sich... diese Verlorenheit, die ihn magisch anzog. Dieses drängende Gefühl, sie unbedingt zu beschützen. Ihr Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge und ihre großen, traurigen Augen schienen ihn anzuflehen, zu ihr zurückzukehren.
 

Aber dem durfte er nicht nachgeben, mahnte er sich. Merle fühlte sich nur allein und sah zu ihm auf wie zu einem Beschützer. Wenn sie tatsächlich etwas für ihn empfand, dann war das nur, weil er der einzige war, der ihr in ihrem Leben geblieben war. Als Ehrenmann durfte er ihr deshalb keine Hoffnungen machen. Wenn sie erst bei ihrem Volk war, dann würde sie sicher jemanden finden, der besser zu ihr passte. Schließlich hatte sie ja selbst klargestellt, dass sie seine Kriegslust missbilligte. Ja... mit ihrem Aussehen würde es ihr nicht schwer fallen, sich einen stattlichen Katzenjungen anzulachen.
 

Aber wieso fühlte er bei diesem Gedanken Widerwillen in sich aufsteigen?
 

Mitten in diesem interessanten Gedankengang wurde er unterbrochen, als er jemanden in unmittelbarer Nähe aufschreien hörte. Sein Kopf fuhr herum und erblickte einen seiner Herren, der von einer Flüssigmetalllanze durchbohrt worden war. Der Draconier hatte den fassungslosen Blick der Leute aufgesetzt, die nicht an ihren eigenen Tod geglaubt hatten, seine weit ausgebreiteten Flügel waren mit seinem eigenen Blut bespritzt, das auch aus seinem Mund sickerte. Llorin war gebannt durch dieses Bild, bis die Waffe wieder zurückgezogen wurde. Der Körper des Drachenreiters sank zusammen und verschied, noch bevor am Boden aufschlug. Sein Reittier, das durch den Verlust der Kontrolle verunsichert war, konnte nicht mehr reagieren, als ein etwas mitgenommener Zaibacher Guymelef vor ihm landete, sein Schwert aus dem Arm ausfuhr und ihm ins Auge stach. Brüllend vor Schmerz warf sich der Drache zu Boden, aber trotz seines wilden Aufbäumens war er schon so gut wie tot. Der Zaibacher schwenkte seine Waffe.
 

"Zaibach!", brüllte er mit einer Stimme, die verkündete, dass ihr Besitzer die Grenze zum Wahnsinn schon vor langem hinter sich gelassen hatte. Die Stimme klang sehr hell für eine Männerstimme, fast schon feminin, aber das war unter dem Blutrausch kaum zu erkennen. "Kommt schon, ihr Bestien! Ein paar von euch hab ich schon erledigt, den Rest schaff ich auch noch!" Der Typ glaubte anscheinend ernsthaft daran, dass er alle Drachenreiter hier besiegen konnte!
 

Llorin knurrte und sein Fell sträubte sich. Dem Wahnsinnigen würde es Leid tun, dass er überhaupt geboren war! "Los!", befahl er seinem Trupp Reiter. "Greift sofort die Zaibacher aus der Luft an! Sie dürfen auf keinen Fall geschlossen gegen uns vorgehen, sonst kämpfen womöglich die Asturier auch gegen unsere Verbündeten auf der anderen Seite! Verwirrt sie!"
 

"Aber Kommandant..."
 

"Keine Widerrede!", rief er laut, ohne den Blick von dem Zaibacher abzuwenden. Bildete er es sich ein, oder schien die eiserne Maske des Guymelefs ihn anzugrinsen? "Ich nehme mir diesen Irren persönlich vor! Danach stoße ich zu euch! Wir müssen bereit sein, wenn die Herrin kommt!"
 

Die Katzenfrau neben ihm schien zwar noch immer Einwände zu haben, aber als sie sah, wie ernst es ihm war, schluckte sie diese hinunter und befahl dem Trupp per Handzeichen, loszufliegen. Während die Drachen schwerfällig abhoben, musterte Llorin seinen Gegner, stets bereit, dass der Krieger einen von ihnen angreifen würde. Dann würde er ihn im selben Moment töten. Aber der Mann schien das zu wissen, denn er wartete geduldig ab. Erst als die Drachen über dem Schlachtfeld verschwunden waren, ertönte wieder ein metallenes Kichern.
 

"So, jetzt sind wir allein", stellte er spöttisch fest. "Glaubst du denn, du hast deine Leute jetzt in Sicherheit gebracht? Die kriege ich auch noch, nachdem ich dich Ungeziefer ausradiert habe!"
 

"Du bist viel zu selbstsicher, Zaibacher", teilte Llorin seinem Gegenüber grimmig mit. "Ich werde dir deinen vorlauten Mund für immer schließen. Niemand stellt sich der Herrin entgegen und überlebt es!"
 

Damit riss er an den Zügeln und der Drache hob den Kopf. In seinem riesigen Maul glühte es infernalisch auf, aber der Zaibacher war vorbereitet. In Sekundenschnelle hatte er seinen Guymelef zum Flieger transformiert und hob ab, nur Momente bevor die Feuerwelle über seinen ehemaligen Standort fegte. Llorin verfolgte, wie der Krieger einige Meter weiter landete. Bei diesem Gegner nützte es nichts, wenn er abhob. Das würde den Drachen nur von unten verwundbarer machen.
 

Diesmal war es der Zaibacher, der angriff. Mit einem entzückten Aufschrei ließ er seine Metalllanzen ausfahren. Diese prallten allerdings wirkungslos an den Panzerplatten des Drachen ab. Bevor sein Gegner die Lanzen wieder einfahren konnte, lenkte Llorin den Drachen auf ihn zu und rammte ihn. Der Guymelef wurde nach hinten geschleudert und sein Lenker schrie auf, wenn auch mehr überrascht als vor Schmerz.
 

Als Llorin nachsetzen wollte, hatte der Guymelef-Lenker allerdings bereits seine Lanzen ein- und das Schwert ausgefahren. Er hieb dem Drachen damit so fest er konnte auf das Maul, sodass dieser sich aufbäumte. Diesen Moment nutzte der Zaibacher, um wieder auf die Beine zu kommen. Auf den nächsten Schwertstreich war Llorin allerdings schon wieder gefasst und sein Drache wehrte ihn brüllend mit einer Pranke ab.
 

"Du kämpfst nicht schlecht, Missgeburt", knurrte die metallene Stimme des Zaibacher Kämpfers halb wütend, halb anerkennend. "Aber nicht gut genug für mich."
 

"Wer von uns ist denn zu Boden gegangen?", fragte Llorin schnippisch. "Aber willst du mir nicht deinen Namen nennen, damit ich weiß, wen ich gleich töte?"
 

"Meinen Namen?" Das schien den Krieger zu amüsieren, denn er lachte wieder irre auf. "Meinen Namen willst du wissen? Warte..." Damit sprang er in die Höhe und versuchte, den Kopf des Drachen zu spalten. Dieser wich mit einem Zischen aus und schlug mit der Pranke nach dem Guymelef, der allerdings im letzten Augenblick einen Schritt zurücktreten konnte. "Mein Name ist..."
 

Damit tat er etwas, das Llorin nicht erwartet hatte: Er kam noch einen Schritt heran, sodass er neben dem Drachen stand. Dann hieb er mit seinem Schwert gegen den Hals des Tieres, dass er dadurch nicht verletzen konnte. Aber das hatte er auch gar nicht gewollt. Denn in diesem Moment hob er den anderen Arm und schlug damit nach dem Rücken des Drachen - an die Stelle, wo Llorin stand.
 

Der Drachenreiter reagierte ganz instinktiv. Er ließ sich zur Seite kippen, sodass er auf den Boden zu stürzen drohte. Im letzten Moment konnte er sich an einer Hornplatte festklammern, bevor der Metallarm den Rücken des Drachen traf und erschütterte. Das Tier brüllte vor Schmerz auf und schlug mit dem Schwanz nach dem Angreifer, der hart erwischt wurde und einige Schritte zurücktaumelte. Allerdings verlor auch Llorin seinen Halt und stürzte die restlichen Meter zur Erde.
 

Die ersten Sekunden war er völlig benommen. Er schmeckte Blut auf seinen Lippen und sein rechter Arm war völlig taub. Als er ihn mit verschwommenem Blick ansah, bemerkte er überall Blut. Im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit allerdings vom Todesschrei seines Drachen in Anspruch genommen. Mühevoll drehte er den Kopf. Der Zaibacher hatte den Moment genützt, in dem der Drache führungslos gewesen war und hatte ihn mit seinen Metalllanzen am Hals erwischt. Das stolze Tier zitterte noch einmal, dann sank der Kopf zu Boden und es rührte sich nicht mehr. Llorin schloss die Augen und biss sich auf die Lippe. Wäre sein Arm in Ordnung gewesen, hätte er damit auf den Boden geschlagen, so wütend war er auf sich selbst.
 

Der Zaibacher Guymelef kam langsam näher. Offenbar war auch er nicht ohne Blessuren davongekommen. Der Mittelteil war schwer eingedellt und eins der Beine war offenbar leicht defekt, denn der Lenker konnte es nur noch sehr langsam bewegen. Llorin fühlte Genugtuung, dass der Lenker diesen Tag wohl auch nicht überleben würde. Dann ragte der Kolos über ihm auf.
 

"Wer liegt jetzt am Boden?", fragte der Zaibacher sarkastisch. "Ich sagte dir doch, du bist nicht gut genug für mich." Dann hob er den Arm mit dem Schwert daran. "Ach ja", meinte er noch, "du wolltest doch meinen Namen wissen. Du wurdest besiegt von Dilandau Albatou."
 

Unter anderen Umständen hätte Llorin das schockiert. Obwohl sich das Katzenvolk nicht sonderlich für die Belange der Menschen interessierte, hatte es den Großen Krieg doch verfolgt, deshalb war ihm der Name dieses Irren nicht neu. Aber er hatte vermutet, dass der Zaibacher ums Leben gekommen war, da man nie wieder von ihm gehört hatte. Und im Grunde... war ihm das jetzt sowieso egal. Er hatte eine falsche Entscheidung getroffen. Er hätte Albatou mit seinen Kameraden gegenübertreten sollen, dann läge er jetzt nicht hier.
 

Oder... hatte er die falsche Entscheidung schon früher getroffen? Irgendwo im Getümmel der Schlacht glaubte er zu hören, wie jemand seinen Namen rief, aber das bildete er sich vermutlich nur ein. Sein erlöschendes Bewusstsein spielte ihm nur einen Streich. Die einzige, die sich Sorgen um ihn machte, war sicher untergebracht. Merle. Er verzog schmerzlich die Lippen, als er die Augen schloss. Vielleicht hätte er doch bei ihr bleiben und sie beschützen sollen. Da er mit diesem Gedanken in Ohnmacht fiel, bekam er nichts von dem Guymelef mit, der einen Moment später vom Himmel fiel.
 


 

Viele Gedanken gingen Millerna durch den Kopf, als sie ein weiteres Mal vor Vans und Hitomis Krankenzimmertür stand. Einige davon betrafen den Krieg, der wohl inzwischen in ihrem Land ausgebrochen war, aber im Grunde interessierte sie das jetzt nicht wirklich. Wenn sie es nicht schafften, diese verrückte Draconierin... Juseela? aufzuhalten, dann spielte es ohnehin keine Rolle, ob Asturia nun gewann oder verlor. Die nächsten Fragen betrafen das Problem, wie sie die Königin des Drachenvolkes überhaupt einholen konnten, aber sie wusste, dass sie dieses Problem am besten Dryden überließ. Auch wenn sie nicht mehr viel ausrichten konnte, war ihr Platz hier.
 

Was sie wieder zu ihren Patienten brachte. Nachdenklich besann sie sich noch einmal auf den leeren Ausdruck auf Vans Gesicht, als sie ihn aus Escaflowne geborgen hatten. Sie hatte so etwas schon öfter gesehen, damals bei den Überlebenden des Großen Krieges. Die Schrecken, die sich besonders in der letzten Schlacht um Zaibach abgespielt hatten, hatten einige der Männer nicht verkraften können. Allerdings hatten sie mit Van nur diesen abwesenden Ausdruck im Gesicht gemeinsam, sonst hatten sie ihr Leben, wenn auch scheinbar ohne Gefühle, weiterleben können. Niemand, den sie behandelt hatte, hatte sich so wie Van einfach geweigert aufzuwachen.
 

Seufzend drückte die Regentin Asturias - nein, Ex-Regentin, verbesserte sie sich bitter - die Türschnalle herunter. Sie fragte sich, was sie Hitomi erzählen sollte, wenn diese aufwachte und den Jungen sah. Oder wie ihre Freundin es aufnehmen würde. So wie sich die beiden in letzter Zeit behandelt hatten, würde es Millerna gar nicht wundern, wenn Hitomi es einfach hinnehmen würde. Was war nur zwischen den beiden passiert? Wieso hassten sie sich plötzlich? Wieso war Van weggelaufen? Wieso saßen sich die beiden händchenhaltend gegenüber und starrten sich in die Augen?
 

Millerna blinzelte. Das Bild blieb jedoch das Gleiche, weshalb ihr Gesicht entschied, eine dumme Miene würde der Situation am besten gerecht. Hätten Van oder Hitomi sie angesehen, hätten sie mit Sicherheit lachen müssen... aber die beiden hatten anscheinend nur Augen für ihr jeweiliges Gegenüber. Van trug noch immer die Verbände, die ihm Millerna wegen Escaflownes Sturzes hatte anlegen müssen, ansonsten schien es ihm aber wieder bestens zu gehen. Sein Gesichtsausdruck hingegen war nicht zu entschlüsseln. Während seine Hand noch immer die von Hitomi umklammerte, starrte er das Mädchen mit einer Mischung aus Furcht, Glück, Verlegenheit und einigen anderen Emotionen an, die Millerna nicht heraussehen konnte. Aber kein Zorn. Kein Hass.
 

Hitomi hatte ebenfalls den Blick noch nicht von ihm genommen, um die asturische Regentin zur Kenntnis zu nehmen. Sie hatte sich ebenfalls aufgesetzt und kommunizierte mit Van auf die gleiche wortlose Weise wie er mit ihr. Oder vielleicht war es ja das Gegenteil? Vielleicht wussten sie einfach nicht, was sie sagen sollten? Egal, jedenfalls sah ihre Freundin neben allen anderen Ausdrücken, die auch in ihrem Gesicht zu finden waren, unglaublich erleichtert aus, entschied Millerna.
 

Langsam fing sie sich wieder. Als die beiden sich bis dahin aber noch immer nicht gerührt hatten, wagte Millerna ein leises Räuspern. Wenn sie so weitermachten, würden sie noch Staub ansetzen, bevor das erste Wort gesprochen war. Dennoch, als Van nun den Mund öffnete, sah er sich noch immer nicht nach ihr um. Sein Blick war scheinbar irgendwo in Hitomis Gesicht festgenagelt worden. Millerna wusste nicht, ob sie deswegen beleidigt oder ob sie sich darüber freuen sollte.
 

"Hitomi...", hauchte der junge König leise, fast als wagte er es nicht zu sprechen.
 

Nun kam das Leben auch wieder in das Mädchen vom Mond der Illusionen zurück. Sie schenkte dem schwarzhaarigen Sturkopf vor ihr eins der schönsten Lächeln, die Millerna je gesehen hatte. Darin lag etwas, das sie nur als... Erlösung beschreiben konnte, so warm und zart war es. Dann löste sie die Hand aus seiner. "Später, Van", entschied sie mit einer Stimme, die gleichzeitig bestimmt und sanft klang. "Später."
 

Dann drehte sie endlich Millerna den Kopf zu. "Hallo, Millerna", grüßte sie fröhlich, als wäre nichts passiert. Die Regentin schien noch immer ein wenig verdattert auszusehen, denn in den Augen des Mädchens blitzte es schalkhaft auf. "Hast du dir Sorgen um uns gemacht?"
 

"Ob ich mir Sorgen gemacht habe?" Jetzt fand sie endlich ihre Sprache wieder. Irgendwo zwischen Empörung und Lachen schaffte sie es, sich zu fangen und Hitomi streng anzusehen. "Wir dachten schon, wir würden Van endgültig verlieren!"
 

"Ihr wisst gar nicht, wie Recht ihr hattet", bemerkte Van leise. "Beinahe..."
 

"Später, Van!", mahnte ihn Hitomi und blickte wieder Millerna an. "Was hat sich ereignet, während wir bewusstlos waren?"
 

"Nicht wenig", antwortete Millerna und setzte sich neben das andere Mädchen aufs Bett. "Nachdem du von diesem Ungetüm gefallen bist, dachten wir alle, du wärst tot." Sie warf Van einen raschen Seitenblick zu. "Van hat es irgendwie geschafft, Escaflowne wieder zu bewegen. Er und Allen haben die zwei Drachen besiegt, auch wenn sie selbst nicht grade wie Sieger ausgesehen haben. Allen hatte mehrere kleine Wunden und Van... nun, das weißt du wohl besser als ich."
 

"Fahr fort", ermunterte Hitomi, als Millerna eine Erklärung erwartete. "Über Vans Heilung können wir ein andermal sprechen... vielleicht." Millerna zog die Augenbraue hoch, als Hitomi errötete. "Es war... sehr privat."
 

"Na schön", meinte die Regentin Asturias, nachdem sie belustigt zur Kenntnis genommen hatte, dass auch Vans Gesicht einen rötlichen Schimmer angenommen hatte. Kinder, alle beide! "Ich hatte nach dem Kampf alle Hände voll zu tun. Kaum jemand war nicht leicht verletzt und ihr beide habt mich beinahe zur Verzweiflung getrieben. Dryden ist losgezogen, um die Steuerungszentrale dieses Schiffes zu finden. Falls er es irgendwie bewegen kann, will er Juseela damit einholen." Sie bemerkte aus den Augenwinkeln, das Van zusammenzuckte. "Gardes und die anderen haben den Crusado repariert und sind nun bei den Guymelefs. Und Allen..."
 

Sie brach ab, als ihr wieder einfiel, was Allen ihr mitgeteilt hatte. Bittere Galle stieg in ihrem Hals empor und ihre Hände krampften sich um das Betttuch. Sie war kurz davor, Tränen zu vergießen, als sie tief Luft holte und sie zurückhielt. Vorerst. "Allen... hilft den Männern", fuhr sie zittrig fort.
 

"Millerna?" Hitomis Stimme klang überrascht. "Was hast du? Ist was Schlimmes passiert?"
 

"Lass sie, Hitomi", erklang Vans Stimme plötzlich. Millerna konnte förmlich fühlen, wie er sie musterte. "Dräng sie nicht. Was immer es ist, es scheint sehr schmerzhaft zu sein."
 

"Schon gut", entgegnete Millerna, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie nicht auf Van hätte hören sollen. "Irgendwann... erfahrt ihr es ja doch. Allen hat mir vorhin gestanden, warum er so schnell wieder aus Pallas zurückkam." Sie schloss die Augen, aber zu spät. Eine kleine Träne rollte bereits ihre Wange herunter. "Eries... wurde ermordet."
 

"Oh Millerna!" Hitomis Stimme war voller Mitgefühl, auch wenn sie Eries nicht gut gekannt hatte. Einen Moment lang saß sie betroffen da, dann rückte sie heran und umarmte die schluchzende Frau, die nach außen hin immer so große Macht besessen hatte und im Inneren so zerbrechlich war. Nun hatte sie auch das letzte Mitglied ihrer Familie verloren. "Das tut mir so unendlich Leid."
 

Millerna erwiderte nichts darauf, sondern presste ihr Gesicht an Hitomis Schulter und ließ stumm ihre Tränen fließen. Sie hatte nur auf jemanden gewartet, an dessen Schulter sie sich ausweinen konnte, erkannte sie. Jetzt brach sich die Flut ihren Damm. Hitomi, die nicht so recht wusste, was sie machen sollte, hielt die blonde Frau einfach fest und überlegte verzweifelt, was sie sagen sollte. Überraschenderweise war es nicht ihre Stimme, die Millerna plötzlich an ihrem Ohr vernahm.
 

"Weine, Millerna", flüsterte Van so leise, dass Hitomi es beinahe nicht mehr verstehen konnte. "Lass all deinen Schmerz heraus. Ich weiß, wie es ist, seine Familie zu verlieren. Du darfst deinen Kummer nicht unterdrücken." Sanft streichelte er den zitternden Rücken der Regentin Asturias. "Lass dir Zeit." Auf Hitomis schrägen Blick auf ihr immer nasser werdendes Hemd antwortete er mit einem Schulterzucken. Sie blitzte ihn gespielt wütend an, woraufhin er kurz lächelte. Dann wandten sie sich wieder Millerna zu.
 

Es dauerte noch drei Minuten, bis diese sich soweit gefasst hatte, dass sie sich von Hitomi lösen und sich aufsetzen konnte. Wäre dies vor anderen Personen passiert, würde sie sich vermutlich schämen... aber mit Hitomi konnte sie über alles reden und Van verstand ihren Schmerz anscheinend am besten von allen. Dennoch, die Situation war zu ernst, um jetzt zu trauern.
 

"Schluss jetzt", meinte sie gefasst und strich sich das Haar zurück. "Dafür haben wir später Zeit, wie ihr beide schon sagtet. Was sollen wir jetzt tun?"
 

"Wisst ihr, wo meine... wo Juseela ist?", fragte Van. Den beiden Frauen fiel auf, dass sich sein Gesicht verdüsterte, als er den Satz verbesserte.
 

"Nein, leider nicht", bedauerte Millerna. "Aber vermutlich steuert sie noch immer auf die Schlacht zu. Egal, wie schnell ihr Schiff ist, wenn der Krieg wirklich an der Grenze zwischen Asturia und Zaibach stattfindet, kann sie noch nicht angekommen sein."
 

"Bist du dir da so sicher?", warf Hitomi zweifelnd ein. "Woher weißt du, wie schnell man mit Ispano-Schiffen reisen kann?"
 

Darauf bekam sie keine Antwort. Van stand auf und griff nach seinem Hemd.
 

"Dann haben wir keine Wahl", verkündete er. "Wir müssen sie einholen und aufhalten. Alles andere ist im Moment unwichtig. Erst danach können wir versuchen, den Krieg zu stoppen."
 

"Du hast wahrscheinlich Recht", meinte Hitomi. "Aber wie sollen wir sie einholen? Sie hat ein paar Stunden Vorsprung."
 

"Wir müssen darauf vertrauen, dass Dryden dieses Ding hier zu steuern lernt", sagte Millerna, obwohl ihr bewusst war, wie verschwindend gering diese Chance war. "Mit dem Crusado oder den Guymelefs können wir unmöglich so schnell reisen."
 

"Eins nach dem anderen", bemerkte Van. "Ich sehe jetzt erst mal nach, wie stark die Guymelefs noch beschädigt sind. Wenn wir in der Schlacht ankommen und nicht kämpfen können, ist das genauso schlimm."
 

"He, und was sollen wir inzwischen machen?", rief Hitomi empört. "Du erwartest doch wohl nicht, dass ich hier einfach so sitzen bleibe und abwarte, oder?"
 

"Nein, eigentlich nicht", antwortete Van, während er sich mit den letzten Knöpfen an seinem Hemd abmühte. Die Verbände schienen ihn bei solchen Fingerspitzenarbeiten doch etwas zu behindern. "Wenn es irgendwo etwas zu retten gibt, tust du es doch auch, wenn man es dir verbietet, oder?" Er sah sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. "Sogar mich."
 

Millerna ließ ihnen ein paar Sekunden Zeit, um ihre stumme Unterhaltung zu beenden, dann stand sie auf und winkte in der Geraden zwischen ihren Augen. Beide blinzelten.
 

"Ich mische mich ja nur ungern in solche Momente ein", behauptete die Regentin, "aber ich glaube, wir haben noch Arbeit vor uns. Hitomi, du kannst mir helfen, meine Sachen wieder in den Crusado zu laden. Vielleicht müssen wir schnell aufbrechen."
 

Hitomi schien noch etwas sagen zu wollen, aber als Van nickte und sich umdrehte, fügte sie sich. Während sie zum Ausgang des Crusado gingen, waren alle in ihre eigenen Gedanken vertieft, sodass kein Wort gesprochen wurde. Und als sie schließlich aus dem Luftschiff herausstiegen, war es zu laut, als dass man noch etwas verstanden hätte. Eins der Besatzungsmitglieder hatte Van sofort erkannt, als er ausstieg und das mit lautstarkem Gebrüll seinen Kameraden mitgeteilt, welche nun alle auf sie zurannten, sofern sie nicht schon angekommen waren und sie mit Fragen löcherten. Auch Hitomi wurde ein paar mal geknufft und mit Worten bombardiert, auch wenn sich die Männer bei ihr etwas zurückhielten. Keiner wollte sich mit Van anlegen.
 

"Alles wieder in Ordnung mit euch?"
 

"Hast du ihn wieder aufgeweckt, Hitomi?"
 

"Wie hast du denn das geschafft? Oder ist das... privat?"
 

"Lass das! Siehst du nicht, dass sie rot wird?"
 

"Was war überhaupt los mit dir, Van?"
 

"Schluss jetzt, Männer!", befahl Allens kräftige Stimme schließlich, als es den beiden zu viel zu werden drohte. "Lasst sie doch erst mal verschnaufen. Und? Ist wieder alles... verheilt?" Der Blick, den er den beiden zuwarf, machte deutlich, dass er damit nicht nur die körperlichen Wunden meinte.
 

Van nickte lediglich ernst. "Darüber können wir später noch reden, Allen", verkündete er. "Wie weit seid ihr mit den Reparaturen bei den Guymelefs?"
 

"Geht ganz gut voran, Majestät", meinte Gardes. "Eurer hat nicht allzu viel abbekommen, obwohl er durch das halbe Höllenfeuer gelaufen ist." Sein Blick war respektvoll, schon fast etwas ängstlich. "Mit Sherezade werden wir auch bald fertig, auch wenn die beiden nach all dem noch mal durchgesehen werden sollten."
 

"Habt Ihr schon etwas von Dryden gehört?", fragte Millerna beiläufig. "Ist er schon wieder zurück?"
 

Hitomi lächelte kurz und verstohlen. Früher hatte sich Millerna nie Sorgen um Dryden gemacht, auch wenn sie es nie an Respekt hatte fehlen lassen. Vielleicht würde diese tragische Beziehung zwischen Allen, Dryden und ihr doch noch zu etwas mehr werden. Sie hatte jetzt auch jeden Trost nötig, nachdem ihre letzte Schwester tot war. Hitomi warf Allen einen kurzen Blick zu. Nun, der Ritter des Himmels würde es schon überleben. Da er ohnehin in letzter Zeit nicht mehr oft in Pallas gewesen war, würde es vielleicht gut gehen.
 

"Nein, noch nicht, Prinzessin", antwortete Allen bedauernd. Auch er hatte sein Hemd wieder angezogen, damit seine Verbände nicht mehr sichtbar waren. "Vermutlich sucht er noch immer die Steuerzentrale dieses Schiffes. Er wird schon hierher zurückfinden. Als Händler sollte er doch eine spezielle Bindung zu Frachträumen haben."
 

"Danke für Eure Einschätzung meiner Qualitäten, Allen", bemerkte plötzlich eine trockene Stimme von der Decke. Alle sahen nach oben.
 

"Dryden?", klang es synchron aus Allens, Millernas, Vans und Hitomis Kehle. Alle suchten den riesigen Saal ab, aber der Regent Asturias war nirgendwo zu sehen.
 

"Bemüht euch nicht", sagte Dryden, als ob er sie sehen könnte. "Ich bin nicht bei euch. Ich spreche hier durch eine Maschine zu euch. Ich habe auf meiner Suche ein paar Ispanos gefunden, die eingesperrt waren. Nachdem ich ihnen alles erklärt hatte, sind sie nun bereit, uns zu helfen."
 

"Lautsprecher!", rief Hitomi verwundert aus. "Die Ispano müssen hier überall Mikrofone installiert haben!" Als sie die verdutzten Blicke der anderen bemerkte, beeilte sie sich zu sagen: "Wir haben auf der Erde ähnliche Geräte. Man spricht in ein Gerät hinein und bei einem zweiten kommen die Worte wieder heraus. Das geht auch über große Entfernungen."
 

"Deine Heimat ist wahrhaft voller Wunder, Hitomi", behauptete Van beeindruckt.
 

"Hört mal, Männer - entschuldigt, liebreizende Millerna und zauberhafte Hitomi", schaltete sich nun Dryden wieder ein. Vermutlich konnte er das leise Schnauben der beiden Frauen nicht hören. "Ich werde die Ispanos jetzt zur Brücke dieser Werkstatt begleiten. Dort soll ein besseres Gerät sein, behaupten sie, mit dem ich euch auch sehen kann. Seht zu, dass ihr die Guymelefs bis dahin fertig bekommt, denn vermutlich werdet ihr nach unserer Reise bald kämpfen müssen. Ich bin wirklich gespannt, denn die Ispano behaupten, dass wir nur Sekunden brauchen werden, um die Grenze zu erreichen. Ich melde mich bald wieder."
 

Ein kurzes Knacken war zu hören, als die Lautsprecher ausgeschaltet wurden.
 

"Er ist weg", verkündete Hitomi, da die anderen noch nach oben starrten. "Er hört uns jetzt nicht mehr.
 

Allen schüttelte den Kopf. "Dieser Kerl erstaunt mich doch immer wieder", murmelte er, während er den Guymelefs einen Blick zuwarf.
 

Dann klatschte Millerna in die Hände und blickte die Männer forsch an. "Los, ihr habt doch gehört, was euer Regent verkündet hat!" rief sie energisch. "Macht euch an die Arbeit! Hitomi und ich beladen inzwischen den Crusado!"
 

Gardes salutierte grinsend. "Jawohl, Regentin!", deklamierte er. Dann wandte er sich an die Besatzungsmitglieder: "Los, an die Arbeit! Der letzte, den ich hier stehen sehe, muss bei der Siegesfeier alle Getränke zahlen!"
 

Eine Sekunde später drängelten und rannten alle Richtung Guymelefs. Zufrieden grinsend folgte ihnen Gardes.
 

"Sie haben ziemlich viel Vertrauen in unsere Fähigkeiten, dieses Massaker zu verhindern, nicht wahr, Van?", wandte sich Allen ironisch an den jungen Monarchen.
 

"Scheint so", brummte der Junge. "Komm! Wir sollten ihnen auch helfen, schließlich sind wir es, die die Dinger nachher steuern müssen." Damit setzten sich die zwei in Bewegung.
 

"Van?", fragte Allen, bevor sie die arbeitenden Männer erreichten. "Ist zwischen dir und Hitomi nun wieder alles in Ordnung?"
 

"Warum fragst du?"
 

Allen zuckte mit den Schultern. "Weil es mir Leid täte, wenn ihr euch verlieren würdet, nachdem du für sie gekämpft hast." Allen lächelte, als Van ihn erschrocken ansah. "Denkst du denn, ich hätte nicht gemerkt, dass du nur wegen ihr zurückgekommen bist? Du bist der liebeskränkste Mensch, den ich kenne!"
 

Einen Moment lang runzelte Van die Stirn, dann grinste er rasch. "Ja, das stimmt wohl", bekannte er. "Sagen wir... ich hoffe, dass wieder alles in Ordnung ist. Es war wirklich alles ein Missverständnis und Hitomi hat es aufgeklärt. Ich... hoffe nur, dass sie mir wirklich alles verzeihen kann, was ich zu ihr gesagt habe."
 

"Das wird sie", beruhigte ihn Allen und legte kameradschaftlich seinen Arm und Vans Schulter. "Keine Sorge. Aber bevor wir uns so wichtigen und komplizierten Dingen wie der Liebe zuwenden, können wir uns noch in diesem simplen kleinen Krieg entspannen. Na, was hältst du davon, ein bisschen zu kämpfen?"
 

Diesmal war das Grinsen größer. "Sehr viel."
 


 

"Und du bist dir sicher, dass es Dilandau ist?", fragte Garufo ungläubig.
 

"Vollkommen sicher, Hoheit", bestätigte der vor ihm kniende Soldat ernst. "Einige unserer Leute haben gehört, wie er seinen Namen nannte. Außerdem ist seine Stimme unverkennbar."
 

"Das ist wohl wahr", sagte Foruma, der neben Garufo Platz genommen hatte. Die vier Herrscher Zaibachs standen bewacht von einer kleinen Leibgarde auf einer Anhöhe, von der sie die Schlacht unten an der Grenze überblicken konnten, ohne selbst in Gefahr zu sein. Zum Glück konnten sie hier auch schnell benachrichtigt werden.
 

"Und gegen wen kämpft er?", fragte Paruchi besorgt. Er erinnerte sich nur zu genau daran, dass Dilandau lange Jahre hindurch wieder zu dem Mädchen geworden war, aus dem die Hexer ihn geschaffen hatten. Wenn er sich an seine Peiniger erinnerte, dann waren sie hier nicht sicher.
 

"Soweit wir das feststellen konnten, kämpft er nur gegen Drachen", erklärte der junge Soldat. "Die asturischen Guymelefs greift er nur an, wenn sie ihn angreifen. Er scheint der Meinung zu sein, dass nur die Drachen eine Herausforderung für ihn sind. Allerdings ist es ihm egal, ob die Biester auf unserer oder auf der Gegenseite kämpfen"
 

"Es ist gut", verkündete Kuaru, der letzte der vier. "Geh und nimm wieder deinen Platz in der Schlacht ein. Sollte etwas Einschneidendes passieren, meldest du es uns sofort."
 

Der Junge verbeugte sich kurz, hob Schwert und Schild auf und rannte den Berg hinunter. Kuaru blickte ihm nachdenklich nach.
 

"Was sollte das?", verlangte Garufo zu wissen. "Wieso habt Ihr ihn wieder weggeschickt?"
 

"Weil wir Dilandau auch von hier oben beobachten können", antwortete Kuaru. "Sein Guymelef ist schließlich, wie der Junge sagte, das einzige Modell, das noch vor dem großen Krieg gebaut wurde. Außerdem... wir wissen doch alle, wie impulsiv der gute Dilandau kämpft, oder?" Er gestattete sich ein böses Lächeln.
 

"Sollen wir ihn denn nun gewähren lassen?", fragte Paruchi beunruhigt. "Was ist, wenn er unsere Verbündeten gegen uns aufbringt? Immerhin greift er auch UNSERE Drachen an!"
 

"Das glaube ich nicht", warf Foruma ein und nickte Kuaru zu. "Im Schlachtengetümmel wird das kaum weiter auffallen, denke ich. Außerdem können sich die Draconier jetzt nicht mehr zurückziehen, ohne dass die Drachen aus Asturia ihnen folgen. Das werden sie nicht riskieren. Das kann uns sogar Recht sein." Er nickte. "So wird diese übermächtige Drachenarmee dezimiert, ohne dass wir dafür verantwortlich sind. So ist sie später für uns weniger gefährlich."
 

"Genau das wollte ich damit sagen", bestätigte Kuaru grinsend. "Ich habe keine Ahnung, wieso Dilandau wieder aufgetaucht ist... aber lassen wir ihn ruhig arbeiten. Er nützt uns mehr, als er glaubt."
 

Plötzlich keuchten einige der Leibwachen erschrocken auf. Als die vier Hexer wieder auf das Schlachtfeld starrten, bemerkten sie zum ersten mal die beiden seltsamen Luftschiffe, die darüber aufgetaucht waren.
 

"Das ist... die Guymelef-Werkstatt der Ispanos!", rief Paruchi ungläubig aus. "Wie kommt die denn hierher? Und was macht sie hier?"
 

"Und was macht dieses kleine Schiff davor? Anscheinend ist es ebenfalls von den Ispano gefertigt worden. Was haben sie vor?", fragte Garufo angespannt.
 

"Nichts Gutes", flüsterte Foruma und deutete auf einen Punkt der Guymelef-Werkstatt. "Seht ihr, was dort in der Rampe aufgetaucht ist?"
 

"Der Drache!", keuchte Kuaru auf und wurde blass. "Es... es ist Escaflowne!"
 


 

Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte. Es fühlte sich merkwürdig an... fast wie ein Ziehen am ganzen Körper, dass nach einer Sekunde aber bereits wieder aufhörte. Van schüttelte etwas benommen den Kopf. War es das etwa bereits gewesen? Er sah sich um und konnte nichts sehen, das sich verändert hatte.
 

"Hallo, meine Freunde", meldete sich Dryden wieder über dieses... Lautbrecher-Gerät oder so ähnlich. Der Händler war anscheinend glänzender Laune. Wie hatte Hitomi es genannt, als sie und Millerna herübergekommen waren, nachdem sie alles in den Crusado geräumt hatten? Dryden war der geborene Radiomo-irgendwas, hatte sie gemeint. Er hatte die Erklärung nicht ganz verstanden, aber wenn sie damit gemeint hatte, dass Dryden dieses Reden-ohne-gesehen-zu-werden gefiel, dann hatte sie zweifelsfrei Recht.
 

"Die Reise ist anscheinend bereits wieder zu Ende", erklärte Dryden weiter. "Ich habe keine Ahnung, wie die Ispanos das geschafft haben, aber wenn ihr mal rausseht, dann werdet ihr die Schlacht sehen." Man hörte ein Schlucken und als der Händler wieder sprach, war die Fröhlichkeit aus seiner Stimme gewichen. "Es sieht wirklich... übel aus. Selbst ohne die Drachen sind dort unten zwei beachtliche Armeen. Ritter Allen, mir ist klar, dass Escaflowne hinaus muss, um die Drachenvolkkönigin aufzuhalten, aber wollt Ihr wirklich dort runter?"
 

Die anderen, welche sich bereits um die spärlichen Fenster und die Ausstiegsrampe drängten, stellten fest, dass Dryden nicht übertrieben hatte. Der Kampf, falls das Gemetzel wirklich eine solche Bezeichnung verdiente, tobte mit gnadenloser Härte, und auch wenn die beiden Armeen nicht so groß waren wie im Großen Krieg, war es dort unten immer noch brandgefährlich. Buchstäblich, denn die Drachen verliehen dem Krieg ungeahnte Schrecken.
 

"Er hat Recht, Allen", sagte Hitomi, die neben dem Ritter an der Rampe stand und klammerte sich erschrocken an seinem Arm fest. Sie hatte nie vergessen, wie grausam und blutig der Große Krieg gewesen war... aber im Laufe der Zeit war es ihr gnädigerweise immer unwirklicher vorgekommen. Jetzt sah sie es schon wieder und es war schockierend. Sie schloss die Augen. "Van MUSS raus, aber er kann fliegen, du nicht. Du würdest dich da unten nur unnötig in Gefahr bringen."
 

"Sorgst du dich denn so sehr um mich?", fragte der Ritter amüsiert. "Was wird Van nur denken, wenn er dich so sieht?"
 

"Er wird nicht noch einmal der Eifersucht verfallen", verkündete der Junge düster, als er hinter ihnen auftauchte. "Das hat schon viel zu viel angerichtet." Er warf einen Blick auf das Schlachtengeschehen und verzog das Gesicht. "Und ich hatte gehofft, nie wieder so etwas miterleben zu müssen."
 

"Und das von dir?", fragte Allen scheinbar erstaunt. "Ausgerechnet der Mann, den die Geschichte Gaias als mutigsten aller Krieger beschreibt?"
 

"Lass den Quatsch, Allen", wehrte Van ab und sah den Ritter ernst an. "Du weißt sehr gut, dass es in solchen Kriegen nur Gemetzel gibt, keine ehrenvollen Kämpfe. Kümmere dich bitte um Hitomi, während ich Juseela stelle."
 

"Wo ist sie überhaupt?", fragte Hitomi und sah sich um.
 

"Links von uns, nicht weit entfernt", teilte ihr Van mit. "Man kann sie nur von dieser Rampe nicht sehen. Ich gehe jetzt." Er ergriff Hitomis Hand. "Bitte warte hier auf mich. Versuch nicht, mich zu retten, ja? Bring dich nicht selbst in Gefahr."
 

Hitomi wurde etwas rot, dann schob sie das Kinn vor. "He, ich habe dich nicht extra aus deinem Dornröschenschlaf geweckt, nur damit du jetzt umkommst! Hör auf, dir so etwas einzureden!"
 

"Sie hat Recht, Van", schaltete sich auch Allen ein. "Das bringt Unglück. Geh jetzt und finde die Königin. Danach werden wir den Krieg irgendwie stoppen."
 

"Und was machen wir jetzt?", fragte Hitomi, als Van sich umwandte und auf Escaflowne zumarschierte.
 

"Nun, wir werden erst mal Millerna suchen", meinte Allen achselzuckend. "Danach bringe ich euch beide auf die Brücke zu Dryden. Und dann..."
 

Plötzlich erstarrte er. Hitomi sah ihn einen Moment lang fragend an, dann erkannte sie, was ihn so verstört hatte. Sie hörte es. Die Stimme aus der Vergangenheit. Sie wurde blass und bemerkte es gar nicht, dass Allens verkrampfte Hand ihre Schulter zu fest umfasste.
 

"Kommt schon, ihr Bestien! Ein paar von euch hab ich schon erledigt, den Rest schaff ich auch noch!"
 

"Aber... das ist doch nicht möglich", stammelte Hitomi und sah Allen erschrocken an. "Das... ist..."
 

Der Ritter sagte nichts. Einige Sekunden lang erwiderte er ihren Blick, dann fuhr er herum und sah wieder hinunter auf das Schlachtfeld. Gleich darauf hatte er direkt unter der Guymelef-Werkstatt gefunden, was er gesucht hatte: einen Zaibacher Guymelef, der gerade gegen einen Drachenreiter kämpfte. Der Kampfgigant sah schon etwas älter aus als die anderen Modelle aus Zaibach ringsum, aber daran störte sich Allen nicht. Er sah nur, wie der Zaibacher kämpfte. Und hörte nur, wie er lachte. Er kannte die Stimme. Nur zu gut.
 

"Dilandau", flüsterte er.
 

Plötzlich stand er so ruckartig auf, dass Hitomi, die gerade seine Schulter hatte anfassen wollen, zurückzuckte. Mit steinernem Gesicht drehte er sich um und marschierte stur auf Sherezade zu, der neben Escaflowne aufgestellt worden war. Da Van gerade diesen bestieg und die Männer nicht zusahen, bemerkte ihn außer Hitomi niemand. Erst als er bei Sherezade angelangt war und ihn zu erklettern begann, hörte er Fragen hinter sich. Er antwortete auf keine. Hitomi würde das später machen. Jetzt hatte er keine Zeit zu verlieren. Auch Van schrie ihm etwas zu, aber auch ihm antwortete er nicht. Er öffnete das Visier des Guymelefs und stieg hinein.
 

Es tat bei weitem nicht so gut wie sonst, in dieser Kampfmaschine zu sitzen, und das lag nicht einmal daran, dass er sich ins wildeste Schlachtengetümmel seit dem Großen Krieg stürzen wollte. Es war ihm im Grunde egal. Aber es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass dieser Alptraum, der Serena und ihn jahrelang getrennt hatte, sich wiederholen könnte. Er wunderte sich fast, warum ihm keine Tränen kamen, aber wahrscheinlich war der Schock einfach zu groß. Gut, er könnte sie auch jetzt nicht brauchen.
 

Neben ihm richtete sich Van auf und trat mit einigen schnellen Schritten mit Escaflowne zur Rampe. Einen Augenblick lang überblickte er das Kampfgeschehen, dann ließ er sich hinausfallen, verwandelte sich noch dabei in seine Drachengestalt und stieg mit einem herausfordernden Schrei wieder empor. Dann trat Allen vor und ließ seine schreienden Gefährten hinter sich. Als er bei der Rampe stand, schätzte er die Höhe und stellte zufrieden fest, dass die Gelenke und die Polsterung Sherezades das aushalten würden. Er fixierte die Gestalt des alten Zaibacher Guymelefs, der seinen Gegner offenkundig besiegt hatte. Das Lachen des Irren klang bis hier herauf, trotz des Schlachtenlärms. Der Drachenreiter lag am Boden, lebte aber anscheinend noch. Aber nicht mehr lange vermutlich. Allen sprang.
 

Der Aufprall war sehr hart, trotz aller Polster, die ihn umgaben. Trotzdem biss Allen die Zähne zusammen und atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor er mit einer großen Kraftanstrengung wieder aufstand. Langsam und bedächtig zog er sein Schwert. Traurig musterte er den Guymelef, aus dessen Visier ihm schierer Hass entgegenströmte.
 

"Dilandau!", rief er laut aus. "Lass von ihm ab! Erinnerst du dich noch an mich?"
 

"Allen Schezar!", knurrte die metallisch verstärkte Stimme des Ungeheuers aus dem Guymelef. "Du kommst mir gerade recht! Kämpfe!"
 

Damit ließ er von dem unglücklichen Drachenreiter ab und hob sein Flüssigmetallschwert. Einen hohen Kampfschrei ausstoßend rannte er auf Sherezade zu. Allen stellte sich in Position und erwartete den Ansturm äußerlich ruhig. Innerlich aber tobte es in ihm. Dies, das bezweifelte er nicht, würde für ihn der schwerste Kampf seiner Karriere werden.
 


 

In der nächsten Folge...
 

Als Van seine Tante angreifen will, hindern ihn die Drachen daran... Allen versucht Dilandau davon zu überzeugen, wieder Serena zu werden... Merle sucht auf dem Schlachtfeld nach Llorin... Während Juseela die Letzte Waffe zündet, hat sie eine Erscheinung... Allen riskiert sein Leben, um Serena sein Vertrauen in sie zu beweisen... Van fällt bewusstlos aus großer Höhe und seine Mutter erscheint Hitomi... sie fragt das Mädchen, ob es bereit ist, für Van zu sterben...
 


 

Titel: Der Kampf um die Menschheit



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  XlaramoonX
2006-12-05T21:24:44+00:00 05.12.2006 22:24
find dein FF echt genial =) ..i think its overwhelming xD ..hehe find die echt cool..mach weiter so ..
bye hdl
Von: abgemeldet
2003-01-01T23:14:33+00:00 02.01.2003 00:14
Ich kann mich da nur anschließen, du hast das wieder sehr schön detailliert beschrieben und kannst wirklich eine tolle Spannung erzeugen, deine Story fesselt.
*leeán*
Von: abgemeldet
2003-01-01T09:25:24+00:00 01.01.2003 10:25
die geschichte ist total super! schrieb bitte schnell weiter weil ich sehr gespannt bin wie es weiter geht!!!!!!
Von: abgemeldet
2002-12-31T17:46:00+00:00 31.12.2002 18:46
echt super toll, schreib bitte bitte ganz schnell.


viele liebe grüße peggi
Von: abgemeldet
2002-12-31T11:01:27+00:00 31.12.2002 12:01
WEITER!!! WEITER!!! *gg* Ich bin total vernarrt in deiner Geschichte... *smile* Also schreib bitte schnell weiter!
Von:  Kilya
2002-12-31T10:50:42+00:00 31.12.2002 11:50
Also ich finde die Geschichte super. Schreib schnell weiter. Bin schon ganz gespannt.
Kilya


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