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Von Liebe zerstört

Wir gehörten nie zusammen
von

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Ein neues Spiel

Nacht.

Mal wieder.

Ich liege wach im Bett, starre an die Decke.

Es ist kurz nach Mitternacht, unser Geburtstag offiziell vorbei.

Wie immer.

Zumindest fast.

Ich liege nicht in unserem Bett.

Starre nicht an unsere Decke.

Und in meinen Armen liegt auch nicht er.

Sondern sie.

Yoshiko.

Nackt.

Ihre Blöße von einer Decke verborgen.

Auf ihrem Gesicht noch eine zarte Röte, ihre Augen geschlossen. Sie schläft, glücklich lächelnd.

Kein Wunder.

Ich hatte ihr immerhin das gegeben, wonach sie vermutlich schon seit Jahren innerlich schrie und sie gleichzeitig aufs härteste belogen und betrogen; das schlimmste dabei ist jedoch, dass sie es nie erfahren wird.
 

Ich bleibe noch eine Weile wach liegen, lausche, wie sie atmet.
 

Eine Stunde, zwei Stunden …

Zwei Uhr.

In einer Stunde wird Hikaru aufstehen … ich seufze.

Ich kann nicht länger neben ihr liegen und so tun, als täte ich es gerne.

Vorsichtig löse ich sie aus meinen Armen, stehe auf und ziehe einen Teil meiner Klamotten wieder an, die auf dem Boden verteilt sind, hebe den anderen Teil auf und gehe in mein Zimmer, zu Hikaru.

Als ich die Tür leise öffne und das dunkle Zimmer betrete, höre ich nichts außer seinen gleichmäßigen Atemzügen. Nur schwach erkenne ich seine Silhouette auf unserem Bett, dennoch ist es ein wenig heller in dem Zimmer als es sein sollte.

Mein Blick fällt zu den Vorhängen, die genauso wie ich sie gestern Morgen aufgezogen hatte neben dem Fenster hängen.

Leise schließe ich die Tür hinter mir, obwohl ich mir mit jedem Augenblick, der verstreicht, sicherer werde, dass Hikaru wach ist.

„Hast du überhaupt geschlafen?“, frage ich in die Dunkelheit hinein, während ich direkt auf unseren Schrank zugehe ohne das Licht anzuschalten, dort neue Klamotten für mich hinaushole und geduldig auf eine Antwort von ihm warte.

„Nein …“

„Warum nicht?“

„Wie hätte ich denn schlafen sollen? Die Wände sind dünn und … Yoshiko war nicht gerade leise …“

Seine Stimme ist leise, nicht, weil er es bereut, dass er mich zu ihr gehen ließ, sondern weil er wirklich so klingt, als hätte er stundenlang gekämpft, um einschlafen zu können.

„Und was ist mit den letzten zwei Stunden?“, frage ich weiter, angestrengt in den Schrank starrend, bevor ich erneut hineingreife.

„Da konnte ich einfach nicht schlafen … du doch genauso wenig …“, antwortet er.

Ich höre, wie er sich aufsetzt und spüre seinen Blick geradezu auf mir.

Die Schranktür fällt leise zu, übertönt nur kurz seine Schritte.

Ich erwidere nicht seinen Blick, erwidere nicht den flüchtigen Kuss, den er auf meinen Mund drückt, flüstere nicht seinen Namen, als ich seine Lippen auf meinem Hals spüre.

Er lacht leise, spöttisch.

„Du riechst nach ihr …“

Hikaru bewegt sich kein Stückchen von mir weg, während er diesen einen kleinen Satz haucht; er ist mir noch so nahe, dass ich die Bewegung seines Mundes spüren kann.

Sein heißer Atem jagt mir kalte Schauer über den Rücken.

Er sagte mir, es sei nicht schlimm, ich hätte seine Erlaubnis und trotzdem fühle ich mich schlecht.

Trotz meines Versprechens, das ich einhielt.

Ich fühle mich nicht mehr wie er …

„Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, Kaoru. Irgendwann werde ich dasselbe tun müssen wie du … es ändert nichts an unserem Versprechen …“

Seine Stimme beruhigt mich ein wenig. Ich streiche mit einer Hand über seine Wange, lächele ihm in der Dunkelheit zu.

„Es macht keinen Unterschied zwischen uns … wir haben es vorher getan …“, stimme ich ihm zu, flüstere nur, erwidere dieses Mal seinen Kuss auf meine Lippen.
 


 

„Kaoru – da bist du ja!“
 

Seit Hikarus und meinem 25. Geburtstag sind bereits mehrere Monate vergangen.

Vater hatte seit dem Hikarus Position als Nachfolger seines Unternehmen weiter gefestigt, es passierte immer seltener, dass wir beide unsere Zeit gemeinsam verbringen konnten und seit dem ich mit meinem Studium begonnen hatte, blieb uns nur noch die Nacht.

Ich weiß, dass er, nachdem ich bereits lange im Bett liege, sich ebenfalls zu mir kuschelt, ich spüre seine Wärme, die mir vertrauter hätte nicht sein können, aber gesehen habe ich ihn in der Nacht bisher nur sehr selten.

Und als ob es nicht schon reichen würde, dass unser Vater und mein Studium unsere gemeinsame Zeit auf ein Minimum reduzieren, verlangt Yoshiko nun auch immer öfter nach meiner Anwesenheit, als würden ihr die Zeit in der Universität und die Stunden danach nicht reichen.

Ich rege mich darüber nicht auf, bin deswegen Yoshiko gegenüber noch nie laut geworden, auch wenn ich hin und wieder kurz davor war – ich bin mir sicher, sie wäre mir trotzdem nicht böse.

Denn jene Nächte haben sich seit unserem Geburtstag fast regelmäßig wiederholt und es blieb nicht nur bei der Nacht, die bisher der klägliche Rest meiner Zeit mit Hikaru war.

Ständig sagt sie mir jene Worte, als würde sie glauben, ich könnte je vergessen, was sie für mich fühlt.
 

„Ich liebe dich, Kaoru …“
 

Und jedes Mal, wenn sie es sagt, blickt sie mir tief in die Augen, versinkt gerade zu darin.

Ich weiß, gleich wird sie es wieder tun.

Sie macht es jedes Mal, wenn wir uns – und seien es auch nur wenige Stunden – nicht gesehen haben.

Unsere Mutter hatte gestern Abend nach ihr verlangt; sie bräuchte sie als Model für einen neuen Entwurf und deswegen war sie den ganzen Tag nicht zu Hause.

Mittlerweile ist es halb fünf …

Heute ist Sonntag und es grenzt schon fast an ein Wunder, dass Vater Hikaru heute mit jeglichen Aufgaben in Ruhe ließ.

Mir kommt es wie Ewigkeiten vor, dass wir zusammen ferngesehen haben, einfach aneinander gelehnt und irgendwelche Süßigkeiten essend.

Ich weiß nicht einmal genau, welches Programm wir eigentlich gucken, zu sehr bin ich berauscht von seinem Geruch, zu gierig nach seiner Wärme, zu trunken von seiner Nähe.

Selbst Yoshikos Stimme, die mich in letzter Zeit ständig begleitet und mich jedes Mal aus den schönsten Träumereien reißt, dringt heute nicht zu mir durch.

Meine Haut scheint an der Stelle zu brennen, an der sie Hikaru berührt.

Mein Herz rast …
 

„Was ist?“
 

Hikaru antwortet ihr statt meiner und erst der Klang dieser wohl vertrauten Stimme, der mir immer öfter verwehrt geblieben war, reißt mich aus meiner Traumwelt.

Ich blinzele.

Merke, er spricht nicht mit mir.

Sondern mit ihr …
 

„Wie wär’s mit einer etwas freundlicheren Begrüßung?“
 

… und sie merkt es nicht.

Yoshiko setzt sich zu uns auf das Sofa, lehnt sich an Hikaru, schließt die Augen und bietet ihm die Lippen zum Kuss. Er nimmt ihre Einladung an und für einen Moment gilt meine gesamte Aufmerksamkeit ihnen beiden, dem Anblick eines Kusses, der eigentlich mir gilt.

Dann sehe ich wieder zum Fernseher, breit grinsend.
 

„Entschuldige, Yoshiko“, murmelt er, schaut ihr in die Augen, bevor er sich wieder runterbeugt und ihren Hals liebkost. Ihr Blick fällt auf mich, sie bemerkt mein Grinsen.

„Eifersüchtig, Hikaru?“

„Nein, sollte ich?“, antworte ich ehrlich, schüttele den Kopf, als würde ich so meine Frage selbst beantworten und interessiere mich nicht mehr für das, was Hikaru mit Yoshiko macht.

Solange ich seine Hand auf der meinen spüre, muss ich mir keine Sorgen machen.
 

„Nein … du dürfest doch keine Probleme haben, selbst eine Freundin zu finden, oder?“

„Danke“, höre ich Hikaru flüstern, bin mir sicher, er grinst gerade.

Ich verneine ihre Frage, grinse.
 

Ich bin nicht eifersüchtig – weswegen auch?

Ich habe keinen Grund.

Hikaru und ich haben immer dasselbe Essen probiert und immer mit demselben Spielzeug gespielt.

Damals … war Haruhi unser Spielzeug, nun ist es Yoshiko.
 

„Ach ja, Hikaru …“

Mein Bruder unterbricht sich, hört auf, Yoshikos Hals zu verwöhnen und sieht zu mir.

Yoshiko nutzt die Gelegenheit um ihr Gesicht an seiner Brust zu verbergen, dennoch entgeht mir nicht, wie rot sie geworden ist. Genauso reagiert sie auch auf meine Liebkosungen …

„Ja, Kaoru?“

Das, was wir tun, erinnert mich an unser altes Spiel, an die Frage, die wir den Kundinnen des Host Clubs stellten und die nur Haruhi zu beantworten mochte.

Nur jetzt, bei diesem neuen Spiel, bleibt diese eine entscheidende Frage unausgesprochen.

Die, mit denen wir spielen, müssen selbst herausfinden, dass wir spielen.

Und vor allen Dingen was wir spielen.

Yoshiko hat diese Runde verloren.

„Vater hat vorhin angerufen. Er sagte, da ich ja schon zu gut wie mit Yoshiko verheiratet sei und sie den Anforderungen der Familie entspräche, müsste für dich nun auch gesorgt werden. Die Glückliche ist eine entfernte Verwandte von Kyoya und deine zukünftige Ehefrau und Mutter deiner Kinder.“

Für einen weiteren Augenblick lang sehen wir uns an, unsere Blicke wissend.

Dieser Moment voller Schweigen reicht aus, um alles zu sagen.

„Endlich – eine weitere Frau in diesem Haus“, durchbricht Yoshiko unser Schweigen, atmet erleichtert aus und lacht etwas unsicher.

Auch ich grinse.

Ebenso wie er.
 

Auch sie wird nur betrogen und belogen werden, das weiß ich.

Eben so, wie es sich für einen guten Host gehört.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-04-27T18:27:27+00:00 27.04.2009 20:27
Naja so schlimm war es nun auch nich, dass er mit ihr geschlafen hat xD
Immerhin denkt er nur an Hikaru und das beruht mit Sicherheit auch auf Gegenseitigkeit *_*
Man man man .... das das Mädchen (ich vergess immer wieder ihren Namen xD) noch nicht einmal bemerkt, dass den den sie küsst nicht Kaoru ist, ist schon komisch o.o So mag ich sie noch weniger haha xD

Bin gespannt was jetzt noch alles kommt =3
Von:  RogueTitan
2008-08-23T03:56:51+00:00 23.08.2008 05:56
XD ih wie geilXD
ich leibe die zwillingeXD
die sind so schön hinterlistig^^
hach ja~
ich liebe die beiden!!!!
Von:  Doena
2008-07-18T16:56:37+00:00 18.07.2008 18:56
nein *heul* er hat mit ihr geschlafen T^T
aber eine entfernte verwandt von kyoya ??
ist die dann auch so wie er??? lol


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