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Sanctuary

von

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Der geheime Ort

Der geheime Ort
 

Ich stand vor dem Park. Etwas mulmig war mir schon geworden, wenn ich noch an Donnerstag dachte. Um diese Zeit sollte ich mir aber wohl keine Sorgen machen müssen, da sind jede Menge Leute unterwegs. So machte ich einen Schritt nach dem anderen, bis ich an meinem Lieblingsbaum ankam. Lena war noch nicht da, meine Uhr zeigte auch erst 15:35 Uhr an. Ich setzte mich ins Gras und lehnte mich an den Baumstamm. Meine Augen waren geschlossen und ich lauschte den Geräuschen in der Umgebung.
 

„Hallo schöne Frau, kann ich Ihnen weiter helfen?“

Ich blinzelte leicht und sah mein Gegenüber an. Sofort musste ich grinsen. Lena saß vor mir. Sie hatte ein weißes Tank Top an und dieses Mal eine enge schwarze, kurze Hose. Ihre Haare waren zerzaust und mit der Sonnenbrille sah sie richtig geil aus. Würde man die kleinen Hügel nicht sehen, würde sie glatt als Kerl durchgehen.

„Sie könnten mich zu einem schönen Ort bringen, schöner Mann.“

Wir grinsten uns gegenseitig an.

„Na dann lass uns gehen.“

Lena reichte mir die Hand und ich nahm sie dankend an. Neben Lena sah ich aus wie ein Gruftie. Weiß traute ich mir nicht zu tragen oder generell helle Sachen. Jedenfalls hatte ich dieses Mal ein kurzes grünes T-Shirt an und eine lange schwarze Jeans.

„Bei dir auf der Schule war ja mächtig was los?“

Ich schaute sie fragend an.

„Woher weißt du das?“

Obwohl ich mir den Grund schon beinahe vorstellen konnte.

„Von Carola.....sie hat mir eben grad ein Ohr abgekaut und ob ich Zeit hätte.....“

War klar.

„Und was hat sie so erzählt?“

„Och unnütziges Zeug und vieles über dich.“

Ich hob leicht die Augenbraue.

„Aha......was hat sie denn alles erzählt?“

Sie schaute zu mir und grinste.

„Och, dass sie eure Freundschaft gekündigt hat, wegen irgendwas gestritten habt und dass du eine an der Klatsche hast, bla bla....“

Dass Carola auch immer alles ausplaudern muss, aber zum Glück weiß Lena nicht, weswegen wir gestritten haben. War klar, dass das Carola nicht erwähnte.

„So, so ich hab also eine an der Klatsche.“

„Dafür aber eine schöne.“

Lena fing an zu lachen und ich schaute sie etwas misstrauisch an.

„Och komm.....“

Sie piekste mich wieder in die Seite, so dass ich leicht zusammen zuckte.

„...denkste ich hab ne bessere Klatsche als du? Jeder hat so seine Macken und Tücken, aber ich find deine nüdlüüüch.“

Ich lief rot an, musste sie mich immer necken? Zur Strafe piekste ich sie in die Seite.

Wir liefen weiter Hand in Hand und steuerten die S-Bahnstation an.

„Wo fahren wir denn hin?“

Ich schaute Lena fragend an.

„Verrate ich dir nicht.“

Sie grinste mich an und ich schmollte ein bisschen. Mich interessierte schon, wo wir hinfuhren.

„Sei nicht so neugierig. Du wirst es ja gleich sehen.“

Ich schaute ihr ins Gesicht und bekam prompt wieder einen Wangenkuss. Ich starrte sie mit großen Augen an. Ich schaute mich in meiner Umgebung um.

„Achte nicht auf die Anderen, lass sie doch gucken. Sie finden sowieso immer etwas, worüber sie an dir meckern können. Also zerbreche dir wegen kleiner Liebschaften einer Frau nicht den Kopf.“

Sie hatte schon Recht, aber ich hatte trotzdem Angst. Die Leute kennen nur normale Pärchen. Wieso zerbrach ich mir eigentlich den Kopf darüber, früher hab ich das auch nicht gemacht. Warum also heute? Wir stiegen in die überfüllte S-Bahn. Ich hasste es, so viele Menschen auf einmal ertragen zu müssen. Die Luft war etwas stickig und ich bekam schlecht Luft zum Atmen. Lena flüsterte mir leise ins Ohr.

„Wir haben es gleich geschafft, nur noch 3 Stationen. Konzentriere dich einfach aufs Atmen.“

Ich nickte ihr leicht zu und tat, was sie mir sagte. Die 3 Stationen vergingen zum Glück schnell.

„Wir müssen jetzt eine Weile mit dem Bus fahren. Mit dem Auto kommt man leider schlecht hin, sonst würde ich dich ja dort hinfahren.“

Ich nickte wieder, jedoch meine Neugierde wuchs. Hier war ich noch nie gewesen. Wir gingen zur Busstation, unser Bus kam glücklicherweise gerade an. Wir stiegen ein und setzten uns etwas weiter nach hinten hin. Ich ergatterte den Fensterplatz, so konnte ich mir die Umgebung besser angucken. Nach einer knappen dreiviertel Stunde stiegen wir als letzte an der Endstation aus.

„Das ist ja echt abgelegen hier.“

Lena nahm wieder meine Hand in die Ihre.

„Wir müssen noch ein Stückchen laufen. Im Wald ist der Ort, den ich dir zeigen will.“

Diesen Ort kannte ich gar nicht. Wahrscheinlich weil ich eher nur im Norden rumgebummelt bin. Dass es hier im Süden der Stadt auch einen Wald gab, hatte ich zwar gehört, aber dieser sollte nicht so schön und besonders sein wie die Wälder im Norden.

Kaum als wir den Wald betraten hatten, wurde mir etwas mulmig. Der Wald war finster und überall war es zugewuchert von Sträuchern und Gräsern. Wenn dieser Wald früher gepflegt wurde, so sah er jedenfalls nicht mehr danach aus. Ich fragte mich, was wir hier an einem solch hässlichen Ort wollten.

„Pass auf, wo du hintrittst, es kann sein dass du mit deiner Kleidung am Strauch hängen bleibst.“

Durch die Baumwipfel drang fast kein Tageslicht hindurch. Gelegentlich sah man am Boden etwas Licht. Erstaunlich, dass Lena weiß wohin sie geht. Ich stolperte ab und zu über eine Baumwurzel und musste mich an Lena festklammern. Langsam hatte ich keine Lust mehr, zu dem Ort zu gelangen.

„Wir sind gleich da, einen besseren Weg gibt es leider nicht. Normalerweise ist dieser Wald ein Sperrgebiet.“

Das wurde ja immer schöner! Warum betraten wir dann solch einen Ort? Ich blieb verdutzt an einer Mauer stehen.

„Was macht eine Mauer im Wald?“

„Wirst du doch gleich sehen, nur keine Hektik.“

Wir liefen der Mauer entlang, bis wir an einem Busch stehen blieben. Lena räumte diesen beiseite und zum Vorschein kam eine anthrazitfarbene Stahltür hervor. Wir gingen durch die Tür und als ich mich dann umsah, war ich sprachlos. Dass es solch einen Ort in diesem Wald gab! Fast so wie der Garten Eden. Alles war hell erleuchtet, von weitem konnte ich einen See entdecken und daneben ein kleines Häuschen. Die Mauern ragten so hoch wie die Bäume, so konnte man das morsche Holz im Wald nicht sehen, aber hier in diesem versteckten Ort war alles noch lebendig. Ich deutete mit meinen Finger auf etwas.

„Sind das da vorne Rehe?“

Lena stand neben mir und nickte.

„Willkommen im geheimen Ort. Er wird so genannt weil ein ehemaliger Tierpfleger die Erlaubnis hat, sich in diesem Wald niederzulassen. Nur die Regierung weiß Bescheid, deswegen wurde hier eine Sperrzone eingerichtet. Familie besitzt er nicht, außer den Tieren, die hier leben. Deswegen wird dieser Wald auch nicht abgerissen, jedenfalls bis 2010 wollen die dort erstmal nichts machen.“

„Also bleibt das hier noch für knapp 3 Jahre erhalten.“

Lena nickte mir zu.

„Lass uns mal den alten Herren besuchen gehen. Hab ihn lange nicht mehr gesehen. Zum Glück hat sich der Ort nicht verändert.“

Sie steckte mir die Zunge heraus. Gemeinsam gingen wir auf das Haus zu. Kurz bevor wir am Haus ankamen, schrie uns eine Stimme entgegen.

„Was habt ihr hier zu suchen! Wie seid ihr hier hereingekommen?.......Lena?“

Lena grinste. Ich erblickte einen schlanken, großen alten Mann, der noch sehr fit aussah. Ich würde ihn Ende 50 schätzen.

„Na Großväterchen, wie geht’s dir?“

Lena hatte ein schönes Lächeln auf ihren Lippen. Der alte Mann ging auf sie zu und schüttelte vergnügt Lenas Hand.

„Schön, dass du mich besuchst, wie lange ist es her? 2 Jahre?“

„Nein Großväterchen es sind knapp 4 Jahre.“

Sie kratzte sich verlegen an der Wange. Ich schaute mir die beiden aus der Nähe an.

„Waaaahaaaas, solange hast du mich nicht mehr besucht, die Zeit vergeht hier echt nicht. Schön, dass du wieder hier bist. Hast du das gefunden, was du gesucht hast?“

Ich hob leicht die Augenbraue, so etwas Ähnliches erwähnte Carola damals im Café schon mal. Lena schwieg aber.

„Verstehe, also nicht und wie lange bleibst du noch hier?“

„Bis Samstag, Großväterchen.“

Sie drehte sich zu mir um und winkte mir zu.

„Darf ich dir Danni vorstellen. Ich hab mir erlaubt, ihr den Ort hier zu zeigen. Ich hoffe, dir macht es nichts aus.“

Der alte Mann lächelte mich an und reichte mir die Hand.

„Sehr erfreut, mein Name ist Gustav.“

Auf den ersten Eindruck fand ich ihn sehr nett, aber ich täusche mich oft in Menschen. Er wandte sich zu Lena.

„Ich hab verstanden.“

Er grinste sie an und sie grinste frech zurück. Im Moment verstand ich nur Bahnhof. Der alte Mann winkte uns zu und ging ins Haus. Wir folgten ihm mit etwas Abstand ins Haus. Als ich im Inneren stand, war ich leicht erstaunt. Ich hätte mir jetzt eine normale Jagdhütte vorgestellt, sie war es aber nicht. Es sah nach einer kleinen gemütlichen Gartenlaube aus. Am Eingang sah man eine kleine Sitzküche. Daneben war sozusagen ein Wohn- und Schlafzimmer, ziemlich groß und die Tür dort hinten müsste das Bad sein.

„Setzt euch doch, ich mach gerade Kaffee. Wollt ihr auch einen trinken, oder ein Stück Kuchen?“

Lena setzte sich auf die Couch und klopfte neben sich auf das Kissen.

„Ich nehm das übliche. Setz dich Danni.“

„Du scheinst hier wohl schon zu wohnen, warst du hier öfter? Ich nehme nur einen Kaffee.“

Lena grinste und ich setzte mich neben sie.

„Klar, ich kam immer nach der Schule hier her.“

Der alte Mann brachte uns unseren Kaffee und gab Lena ein Stück Kuchen.

„Milch und Zucker steht im Schrank.“

Er setzte sich in seinen Sessel und schlürfte seinen Kaffee ohne alles. Lena holte indessen aus dem Schrank Zucker und Milch. Etwas verdutzt sah ich sie schon an, weil sie viel Zucker und viel Milch im Kaffee nahm.

„Das soll noch nach Kaffee schmecken?“

Ich grinste sie leicht an. Lena sah mich mit einen großen Stück Kuchen im Mund an und sprach, so das einige Krümel aus dem Mund fielen. Der alte Mann und ich lachten belustigt los.

„Du hast dich in den ganzen Jahren nicht verändert.“

„Weisst du, dass man mit vollem Mund nicht redet? Und es schwierig ist, dass der Andere etwas verstehen könnte?“

Sie schluckte erstmal runter und errötete etwas.

„Lacht nicht.“

Lena zog eine leichte Schnute und aß gemütlich weiter, so als wäre nichts geschehen. Ich dagegen trank ein paar kleine Züge aus dem Kaffee.

„Ähem, Gustav....darf ich Sie wirklich so nennen?“

Der alte Mann neben mir nickte und trank einen Zug aus seiner Tasse.

„Gut, Sie wohnen wirklich hier alleine? Wie verpflegen Sie sich und ist Ihre Rente so hoch?“

Lena aß ihren Kuchen weiter, als wäre nichts gewesen. Gustav schaute mich etwas fragend an.

„Zu deiner ersten Frage, ich bin nicht ganz alleine. Die Tiere im Wald sind meine Trostpflaster. Meine Frau starb vor 8 Jahren am Krebs. Dieser Ort wird von der Regierung bis 2010 bereit gestellt, vorerst. Das einzige, was ich bezahle, sind die Nebenkosten wie: Strom, Wasser und Verpflegung. Die Tiere im Wald könne sich von den Nährstoffen, die die Natur bereitstellt,verpflegen. Ab und zu gibt es ein paar Naschereien. Manche Tiere, besonders Jungtiere, werden auch in den Zoo transportiert. Noch irgendwelche Fragen?“

Ich schaute Gustav interessiert an. Dass die Regierung so etwas zuließ, brachte mich ins Staunen.

„Wie lange leben Sie hier schon? Holen Sie die Verpflegung selber und was für Tiere gibt es hier?“

Normalerweise zeig ich keine Interesse an Leuten, aber dieser Ort gefiel mir immer besser. Lena lachte leicht, sagte aber nichts. Gustav nippte wieder an seiner Tasse.

„Gute Frage, wie lange wohne ich hier. Das Projekt startete vor knapp 12 Jahren. Fertig gestellt wurde es 14 Monate später. Meine Frau erkrankte zu dieser Zeit am Krebs. Wir beide waren Tierpfleger. Das Gebiet ist nicht sehr groß ca. 8 Hektar. Reicht aber völlig für die Tiere hier im Wald. Du kannst hier Rehe, Hirsche, Hasen, Eichhörnchen, Fische und Vögel sehen. Von mir gehören noch 2 Katzen und ein Hund dazu. Früher gab es auch noch Hühner, Schweine und Kühe, aber die haben so viel Lärm gemacht. Nur die Rehe und Hirsche blieben mir erhalten.“

Dass die hier leben können, soviel Rehe und Hirsche gibt es hier ja nicht, aber dennoch ein schönes kleines Paradies. Die Jungtiere werden sogar in den Zoo gebracht, erstaunlich. Was alles von der Regierung verschwiegen wird.

„Haben die Tiere auch Namen?“

Lena legte ihre Hand auf meine und lächelte mich an.

„Klar haben sie das. Ich zeig sie dir.“

Wir standen auf und gingen aus der Hütte.

„Schau an, Moritz kommt uns gleich entgegen.“

Ein schwarzer Kater lief um Lenas Beine. Er besaß eine weiße Schnauze. Kurz bevor ich ihn streicheln wollte, lief er ins Haus. Ich schmollte etwas, aber bekam von Lena ein süßes Lächeln geschenkt.

„Er ist etwas scheu, wenn es um schöne Frauen geht.“

Sie zwinkerte mir zu und ich lief rot an.

„Du alte Schmeichlerin.“

Eine weiße Katze rannte auf mich zu.

„Und wer bist du?“

Sie war ganz handzahm. Sie schnupperte an meiner Hand und kniff die Augen zusammen. Es war ein leichtes, sie auf den Arm zu nehmen. So kraulte ich sie vergnügt.

„Die Katze kenne ich gar nicht, muss wohl neu hinzugekommen sein in den 4 Jahren.“

Als Lena sie streicheln wollte, fauchte diese sie böse an.

„Ich glaub, sie will von dir nicht gestreichelt werden.“

Die weiße Katze sprang aus meinen Armen und machte einen kräftigen Katzenbuckel bei Lena und lief scheu ins Haus.

„Was denn nun?“

Ich sah Lena an und diese hatte wieder einen merkwürdigen Blick. Den gleichen sah ich schon mal bei ihr, als sie damals die Typen vermöbelt hatte.

„Ist was?“

Ich sah Lena etwas fragend an, diese schüttelte nur den Kopf.

„Nichts.“

Sie grinste mich an, so als wäre gerade nichts passiert. Merkwürdig.

„Hey, wieso ist Cleopatra so aufgescheucht?“

Der alte Mann kam aus dem Haus und schaute uns an.

„Cleopatra........ist sie etwa hier?“

Ich schaute abwechselnd zu Lena und Gustav. An Lenas Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie nicht sehr begeistert war.

„Jein, sie war vor 2 Jahren hier und hat nach dir gefragt. Sie hat ihre Katze erstmal hier gelassen. Weiß aber nicht, wann sie wieder kommt.“

Ich verstand nur Bahnhof, von wem reden die eigentlich?

„Na ganz große Klasse.“

Sie runzelte die Stirn.

„Was ist denn los?“

Lena schaute mich plötzlich wieder ganz freundlich an und fuhr durch mein Haar.

„Nichts, was dich beunruhigen würde.“

Leicht verdutzt war ich schon, ich frag mich wer nach ihr sucht. Vielleicht eine Verflossene?

„............“

Ich war nicht sehr begeistert.

„Hey Danni, sei jetzt nicht eingeschnappt. Das musst du nicht.“

„Wenn du meinst, es geht um dein Leben, Lena.“

Gustav mischte sich ein und ich schaute sie mit großen Augen an, was sollte das nun wieder heißen? Lena seufzte leicht auf.

„Danke Gustav.“

„Keine Ursache. Wäre sowieso besser wenn du ihr mal mehr erzählen würdest. Ich bin im Haus.“

Gustav ging fröhlich ins Haus, Lena war eher am Grummeln.

„Na dann klär mich mal auf.“

Meine Stimme war etwas tief, meine Laune war nicht gerade fröhlich.

„Weswegen bist du denn so sauer? Jeder hat seine Geheimnisse. Ich frag dich ja auch nicht aus. Ich kenn dich grad mal eine Woche. Da muss ich dir doch nicht gleich meine ganze Lebensgeschichte erzählen.“

Sie hat recht, aber ich würde schon gerne etwas mehr von ihr erfahren. Schließlich willst du was von mir und ich will etwas von dir.

„Wenn es um dein Leben geht, will ich das schon gerne wissen.“

Lena schaute mich verblüfft an.

„Mach dir um mich mal keine Sorgen, Schätzchen. Ich bin kerngesund. In meinen Leben hab ich viel Mist gebaut, bin aber nicht schlimmer als Andere. Jeder macht Fehler. Nur sind einige nicht begeistert von mir......“

Ich lauschte ihren Worten.

„Weil du sie hintergehst?“

Lena sah mich etwas schief an.

„Denkst du so über mich, dass ich jeden Rockzipfel hinterher renne, mit ihnen ins Bett steige und sie wie eine heiße Kartoffel fallen lasse. Seh ich so aus?“

Der Spruch kam mir bekannt vor.

„Denken tu ich das von dir nicht, eher jemand anderes. Deine Flirts würden das eher vermuten lassen.“

Sie fing an zu lachen.

„Wer flirtet nicht gerne? Ich gebe es offen zu, dass ich mit schönen Frauen flirte, aber mit ihnen reden und ins Bett steigen sind 2 verschiedene Sachen.“

Ich machte mir gerade Gedanken, ob Lena nur mit mir flirten oder mit mir ins Bett steigen wollte. Bei diesen Gedanken räusperte ich mich und bekam etwas Farbe im Gesicht.

Lena lachte auf.

„Was?“

„Och nö, nö.“

Sie schmunzelte. Irgendwie hatte ich das dumpfe Gefühl, als könnte Lena meine Gedanken lesen. Ich lief noch mehr an. Was dachte ich denn da?

„Und wer ist diese Person, von der ihr gerade gesprochen habt?“

Ich ließ nicht locker, schließlich wollte ich auf alles gefasst sein.

„Man könnte meinen, sie ist mein Zwilling. Ist sie aber nicht, wir sind nicht verwandt und nicht verschwägert. Ich würde eher sagen, sie ist das Gegenteil von mir. Meine andere Hälfte.“

Ich schaute Lena mit großen Augen an.

„Also so was wie eine Seelenverwandte?“

Ich hab so was mal gelesen dass zwei Menschen sich die gleiche Seele teilen, aber wirklich dran geglaubt hab ich nicht. Meine zweite Hälfte hab ich noch nicht gefunden, falls es die wirklich gibt.

„Könnte man sagen, wirst du ja dann sehen.“

Sie klang nicht sehr erfreut, diese zu treffen. Normalerweise würde man sich freuen, wenn man solche Leute gefunden hat und man sich mit denen trifft, aber sie war nicht sehr begeistert. Ob da mehr dahinter steckt? Ich wollte sie auch nicht ausfragen. Im Grunde interessierte mich das momentan auch nicht wirklich. Ich ließ mich halt einfach mal überraschen und werde sehen was noch passiert. Ich schaute mich in der Gegend um. Einige Rehe mit ihren Kitzen tranken am See und grasten vergnügt. Der Ort war einfach schön. Lena stand mit den Rücken zu mir und starrte in den Himmel. Anscheinend nahm sie ein Sonnenbad. Ich grinste leicht und schlich mich an. Meine Arme umschlangen ihren zarten schmalen Körper. Lena drehte ihren Kopf zu mir und schaute mich erstaunt an.

„Vielen Dank, dass du mir diesen Ort gezeigt hast.“

Ich gab ihr einen Wangenkuss und meine Arme hielten Lena immer noch fest umschlungen.

„Keine Ursache, wenn du willst, kannst du gerne öfters hier her kommen. Gustav würde sich freuen.“

Der Wind raschelte sanft in den Baumkronen und wehte leicht in unseren Haaren, so als wolle er mit ihnen spielen. Lena drehte sich zu mir und schlang ihre Arme um meine Hüfte. Prompt musste ich wieder auf ihre Lippen starren. Lena schaute aber zu den Rehen. Wir hielten uns in den Armen, und ich genoss das friedliche Beisammensein. Jetzt schauten wir uns beide in die Augen. Ich weiß nicht, wie lange wir uns anstarrten, aber für mich schien es wie eine Ewigkeit. Lenas Augen faszinierten mich. Als könnte ich in sie hineinsehen, so klar waren diese. Ihr Gesicht kam immer näher, bis ihre Lippen meine berührten. Ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment. Lena hielt kurz inne und starrte mich an.

„Was war das?“

Ich lief rot an.

„Ein Zungenkuss.“

„Ist mir schon klar, aber bei unserem ersten Kuss wollte ich bei dir nicht so schnell ran gehen.“

„Dein Mund stand offen, da dachte ich halt.....“

Ich schaute verlegen weg, war ich jetzt zu gierig?

„Mein Mund stand offen?!“

Lena grinste und ich schaute sie verlegen an. Meinen letzten Kuss hatte ich vor 2 Jahren, aber Lenas Lippen hatten mich aus meiner Fassung gebracht. Irgendwie hab ich gerade den Moment versaut.

„Hey Schätzchen....“

Sie drückte sich an mir und gab mir einen innigen Kuss. Ich war zuerst überrascht, weil ich dachte, dass ich den Moment ruiniert hatte, aber es war nicht so. Wenn ich ihre Worte noch richtig in Erinnerung hatte, meinte sie ja, sie wollte es ruhig angehen lassen. Ihre Zunge spielte förmlich mit meiner und ich fand es berauschend.

„Hey ihr beiden, wird es nicht langsam Zeit, nach Hause zu gehen?“

Gustav stand etwas abseits von uns. Wir erschraken beide und lösten uns widerwillig von einander. Mir war das irgendwie peinlich, erwischt zu werden, aber der Moment war einfach traumhaft. Gustav kam auf uns zu.

„Lena, du hast noch was am Mundwinkel.“

Ich schaute zu ihr und sah, wie sie sich etwas Speichel vom Mund abwischte. Leicht grinsend schaute ich zu ihr. Der alte Mann überreichte uns einen Schlüssel.

„Schaut wieder öfter vorbei und vergesst nicht abzuschließen, wenn ihr rausgeht.“

Er verabschiedete sich und ging in Richtung seiner Gartenlaube. Ich schaute auf meine Uhr und staunte.

„Schon fast 20 Uhr?“

„Na, dann bring ich dich noch nach Hause.“

Gemeinsam gingen wir aus dem wundervollen Garten. Wie der alte Mann gebeten hatte, schlossen wir hinter uns ab. Wir gingen durch den dunklen Wald zurück zur Bushaltestelle.

„Gehen wir morgen nochmal her?“

Lena sah mich an.

„Morgen kann ich nicht, da bin ich schon verabredet. Du kannst aber gerne alleine herkommen.“

Sie gab mir den Schlüssel. Der Bus kam dann auch schon und wir stiegen ein. Die Rückfahrt war ziemlich ruhig. Lena schaute gedankenabwesend aus dem Fenster. Ich fragte mich, was in ihrem Kopf vorging. Leicht geknickt schaute ich nach vorne. Plötzlich spürte ich, wie Lena ihren Arm um mich legte.

„Ich hoffe, dir hat der Tag einigermaßen gefallen.“

Ich hob meine Augenbraue leicht an.

„Das war der schönste Tag meines Lebens, klar hat er mir gefallen.“

Glücklich kuschelte ich mich an sie und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Ihr rechter Arm umarmte mich. Den Rest der Rückfahrt hab ich nicht mehr ganz mitbekommen.
 

Wir standen vor meinem Haus. Das Licht brannte.

„Also dann schlaf mal gut.“

Lena gab mir einen kurzen Kuss und flüsterte.

„Deine Lippen schmecken so schön süßlich.“

Irgendwie stand ich wie angewurzelt da und winkte ihr nur nach. Bis sie um der Ecke verschwand. Den Geschmack von Lenas Lippen spürte ich immer noch im Mund. Meine Lippen schmecken süßlich! Prompt hatte ich wieder Farbe im Gesicht bekommen. Erst jetzt konnte ich mich wieder einigermaßen sammeln. Ich wollte sie doch fragen, wann wir uns wieder sehen und ob ich ihre Handynummer bekomme. Beim nächsten Mal vielleicht. So ging ich ins Haus und verbrachte die restliche Zeit am Computer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yu_B_Su
2011-01-02T09:40:07+00:00 02.01.2011 10:40
Die Bundesregierung erlaubt einen Privatzoo im Sperrgebiet? Das ist doch etwas sehr

kurde!

Dafür fand ich die Dialoge wieder ziemlich cool und den Ausdruck mittelmäßig. Die

Kussszene war hübsch, vor allem weil sie von Dani ausgeht - nicht, wie vermutet,

von Lena.
Von:  -NicoRobin-
2010-06-18T22:18:45+00:00 19.06.2010 00:18
Tolles Kapi.

Endlich ein Kuss. Der war toll. :D

Und der Wald hört sich auch echt traumhaft an.

Ich liebe die Geschichte schon jetzt. :)
Von:  Angel-of-the-Night
2009-08-28T23:16:24+00:00 29.08.2009 01:16
Ui sehr geheimnissvoll!!
Ja ja vielleicht kann Lena ja wirklich Gedanken lesen! <grins>
Cool endlich der erste Kuss.
Mensch ist es schwer nen Komi zu schreiben, wenn frau die Story schon kennt. Kann ja schlecht jedesmal blos sagen: Toll mal wieder gut geworden.
<lol>
Von:  NekoYuki
2009-02-22T09:52:26+00:00 22.02.2009 10:52
So hab jetzt die ersten 10 Kapitel durch und ich muss sagen es war bis jetzt keinen Moment langeweilig! Dein Schreibstil wird auch immer flüssiger und besser. Vor allem Gefühle werden immer besser beschrieben ^^
So jetzt les ich noch den Rest ;)
lg
Von:  randy
2007-03-14T18:16:36+00:00 14.03.2007 19:16
So... diesmal hat es bei mir dann arg lange gedauert... sorry! Doch das war auch wieder ein ruhiges und nettes Kapitel... fast zu nett und ruhig... den Tierpfleger mit eigenem Park in einer Grossstadt finde ich etwas weit hergeholt - aber ist ja ne Fic... :-) ...und wann kommt jetzt der nächste Teil?
Von: abgemeldet
2007-03-11T21:29:50+00:00 11.03.2007 22:29
Waaah, ein Kuss ein Kuss! *_* Deine Kapitel werden immer länger pro Mal und man merkt beim Lesen auch, dass du beim Schreiben immer flüssiger wirst und noch mehr auf die Gefühle der Protagonistinnen eingehst. WEiter so ^^
Von:  gilmi
2007-03-09T16:29:05+00:00 09.03.2007 17:29
meeeeehhhhhhrrrrrr *bettel*
lena bleibt weiterhin vollkommen rätselhaft aber jetzt kommen sich die beiden endlich näher ^^
und das beste überhaupt... die nervensäge cornelia is nicht dabei... xD
lg


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