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Sanctuary

von

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Das Coming out

Das Coming out
 

Die Semesterferien nähern sich langsam den Ende zu. Nur noch eine Woche pures vergnügen und dann geht der Alltagsstress wieder los. Das Arbeiten im Café hab ich in den Ferien ziemlich vernachlässigt, aber Sonja wollte es so. Bald geht auch die Session wieder los, dann stürmen die Menschen wieder in die Cafés und die Eisläden. Zwar rede ich jetzt mehr mit Lena, doch sie benimmt sich immer noch so kühl wie vorher, wenn es um die Sache geht. Innerlich seufzte ich auf doch was sollte ich jetzt schon machen. Trübsal blasen ist nicht angesagt, sonst macht sie sich wieder Sorgen um mich. Schon ein verrücktes Weib was ich mir da angelacht habe. Da sie gerade arbeiten geht, Bummel ich durch die Straßen und denke über vieles nach. Es wird langsam Zeit meiner Familie den Stand der Dinge zu sagen. Sie müssen es ja irgendwann mal erfahren. Eine Freude wird es nicht sein. Soll ich Lena mitnehmen oder gehe ich lieber alleine hin? Plötzlich stand ich vor meinem Studium. Warum bin ich hier her gelaufen? Welch Ironie des Schicksals, so als würde ich in mein altes Ich zurückkehren. So als würde ich wieder zur Schule gehen, in meine Gedanken schwelgen, nichts mitbekommen wohin ich gehe und lande automatisch dorthin wo ich Ablenkung suchte. Etwas merkwürdig war es schon. Im Studium waren sehr viele Leute am schaffen. Ich frag mich was die dort machen? Langsam schlenderte ich durch das von uns aus genannte ‚alte’ Gebäude. Sah so aus als würden sie umräumen? Wieso?

„Mädchen, was hast du hier zu suchen? Die Bibliothek ist im Hauptgebäude, nicht hier.“

Hinter mir stand ein stämmiger, bärtiger Mann.

„Ich weiß. Was machen sie hier?“

„Umräumen, sieht man doch?“

„Schon, aber weswegen? Das Gebäude wurde bis jetzt nie benutzt.“

„Bis jetzt, hier ziehen andere Studiumssemestler ein. Hat man dir nichts gesagt das es eine Fusion gibt?“

„Eine was?!?.................“

Ich sah den Mann an und man konnte mir ansehen, dass ich fassungslos war. Normalerweise hab ich im Unterricht genau aufgepasst, was sie erzählten und planten. Von einer Fusion hab ich noch nie etwas gehört. Langsam ging ich in Richtung Ausgang. Nirgendwo war was ausgehängt gewesen, dass wir mit einer Universität zusammenschließen. Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Plötzlich spürte ich etwas vibrieren in meiner Jackentasche. Mein Handydisplay leuchtete auf und ich konnte sehen das Lena mich anrief.

„Ja, was gibt es denn?“

„Wollt dir nur sagen, dass es etwas später wird bei mir.“

„Ah, okay….na dann bis heute Abend.“

Mit Nicole konnte ich mich auch nicht mehr verabreden. Sie ist mit Karmen verreist. Also ging ich wieder nach Hause und verbrachte meine Zeit sinnvoller, als durch die Straßen zu schlendern, mit zeichnen.
 

Am Abend kam wie erwartet kein Rückruf von Lena. Ich seufzte schwer, momentan hatte ich andere Sorgen. Mein coming out. Ich müsste es sagen wo alle anwesend sind, aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Weihnachten dauert noch zu lange, also wann? Es klopfte an der Tür und meinte Mutter kam herein. Ich sah sie irritiert an.

„Danni, nimm dir für Samstag nichts vor oder besser für das ganze Wochenende.“

„Wieso das?“

Sie schaute traurig auf den Boden.

„War klar, dass du es wieder vergisst. Dein Opa hat dort Geburtstag, die ganze Familie versammelt sich dort.“

Das ist es, der Geburtstag von Opa. Das wäre meine Chance. Wenn nicht da, wann denn dann? Ich nickte nur und sie ging wieder aus dem Zimmer.
 

Am nächsten Morgen ging ich gleich zu meiner Cousine ins Café und berichtete ihr meine verrückte Idee.

„Du willst es echt dort sagen?“

„Ich hab es satt ständig zu hören, wann ich ein Kerl anschleppe und wann ich Kinder bekomme. Warum kommst du eigentlich nicht mehr zu Geburtstagsfeiern und anderen Festen?“

Sie schwieg und putze in Ruhe den Tresen weiter.

„Was ist los?“

„Nun, sagen wir so ich wurde von der Familie gemieden, weil sie mich erwischt hatten damals mit Tanja. Sie dulden halt keine Menschen die anders gepolt sind. Deswegen frag ich dich ja, willst du es wirklich?“

Also deswegen, hab mich schon gewundert. Ich sah sie entschlossen an.

„Klar will ich das. Lena bedeutet mir viel und das ‚Katz und Maus’ Spiel soll endlich ein Ende haben. Sie konnten mich wieso nie wirklich leiden, weil ich anders bin als sie……also kann ich es Ihnen auch sagen das ich anders gepolt bin.“

„Und wenn du gemieden wirst, wie ich?“

„Das stört mich nicht sonderlich.“

„Du weißt das deine Mutter streng ist, aber ich denke nicht das sie dich wegen so was rausschmeißt. Deine Schwester treibt sich ja auch mit allem rum.“

Warum meiden Menschen Leute die anders sind. Nur weil sie anders aussehen, fühlen oder denken? Das ist doch nicht normal, jeder Mensch hat Recht auf Gleichberechtigung. Ist anders sein so abnormal?

„Ich komme mit zu Opas Geburtstag, schließlich bin ich ja ein Teil deiner Familie.“

„Echt jetzt? Was ist wenn sie dich rausschmeißen oder meiden?“

Das letzte Wort sagte ich mit einen leicht, fiesen Grinsen.

„Ich kann tun und lassen was ich will, vielleicht nehme ich Tanja mit und zieh ´ne Show ab.“

Wir mussten spontan anfangen zu lachen.

„Du bist vielleicht eine Nudel.“

Dennoch bin ich froh, dass Sonja mitkam. Also ist es eine beschlossene Sache, die wir da durchziehen. Sonja will nicht gemieden werden und ich will nur die Wahrheit sagen und suche Gleichberechtigung. Es kann nicht sein, dass unsere Familie so streng in vielen Hinsichten ist. Eine neue Zeit ist gekommen, man muss sich der Zeit anpassen. Sonst wird man nur gemieden, weil man anders ist.

„Wieder das Gleiche?“

„Nein, heute nehme ich mal eine heiße Schokolade.“

Sie fing an zu schmunzeln, doch sagte nichts. Schon komisch, welche Angewohnheiten man annimmt wenn man mit jemanden zusammen ist.
 

„Wie die Zeit vergeht, heute ist schon wieder Freitag. Uns bleibt nur noch das Wochenende. Was machen wir da Feines?“

Ich sah sie fragwürdig an.

„Du Lena ich kann da nicht, der Geburtstag meines Opas. Tut mir Leid Liebes.“

Als Entschuldigung drückte ich ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Echt jetzt? Haste mir gar nicht gesagt. Mit den Kuss bin ich aber nicht zufrieden.“

Sie zog mich näher zu sich ran und umarmte mich. Ihre Hände gingen langsam hinunter und blieben auf meinen Arsch ruhen.

„Lena!“

Ich sah sie mit einem mürrischen Blick an, weil sie die Aktion genau auf der Shoppingmeile tut, wo uns jeder sehen konnte. Sie sah mich mit ihren verführerischen Blick an, der mich immer wieder erröten lies. Langsam hob sie mein Kinn an, die andere Hand blieb immer noch auf meiner einen Pobacke ruhen. Im Grunde war es mir egal was die Anderen dachten, wenn sie es sehen. Andere machen doch auch öffentlich rum, also warum sollte ich das nicht? Ich biss mir auf die Lippe, dennoch musste ich sie von mir schieben.

„….wir wollten noch was unternehmen, wir sollten uns beeilen sonst kommen wir noch zu spät.“

Ich mag es nicht, sie von mir zu weisen, weil ihr Hundeblick danach unerträglich ist. Den darf ich jetzt den ganzen Abend aushalten, bis sie das bekommt was sie will. Wie ein kleines Kind, kaum zu glauben das sie den aktiveren Part hat.

„Nun komm schon.“

Wie ein sturer Esel trabte sie hinter mir her. Bei dem Anblick musste ich mir echt das Lachen verkneifen.

„Willst du es echt sagen?“

„Was?“

Ich drehte mich wieder zu ihr hin.

„Auf der Geburtstagsfeier, du musst es nicht.“

Ich sah sie geschockt an. Woher wusste sie davon? Hat Sonja etwa geredet.

„Ich kann tun und lassen, was ich will.“

„Wie du meinst.“

Sie verwuschelte mir die Haare und gemeinsam gingen wir zu unserem verabredeten Treffen.
 

Gemeinsam fuhr ich mit meiner Mutter und Schwester zu Opas Geburtstag. Auf den ganzen Fahrtweg hatte ich ein mulmiges Gefühl gehabt. Die ganze Zeit überlegte ich wie ich die Sache durchführen sollte. Dieses Wochenende steht nicht wirklich in den Sternen.

„Ihr beide zieht eine Trauermiene. Es ist nur Opas Geburtstag. Seid froh, dass es nur einmal im Jahr ist.“

„Ja es gibt aber noch Weihnachten, Ostern und andere Treffen.“

Meine Schwester war genauso angepisst wie ich immer auf diese Familientreffen zu fahren. Ich kam mir manchmal vor, als wäre ich in einer Mafia Familie geboren worden. Mein Gruftiestil hab ich dank Lena nicht mehr und ich kleide mich wie die anderen Leute. Nur Schwarz zu tragen ist nicht gut, besonders im Sommer.

„Du sagtest Danni, dass Sonja auch kommt?“

„Mmmmhhhh…….“

Sie seufzte leicht auf und konzentrierte sich aufs Fahren. Ich frag mich warum sie aufseufzte. Bestimmt war sie nicht begeistert gewesen sie zu sehen.
 

Nun waren wir da, dass Anwesen meiner Familie. Es ähnelte sehr an einer japanischen Kultur. Mauern die das Anwesen einzäunten, rundherum ein riesiger Garten mit Teich und Pool und in der Mitte des Anwesend eine riesige Tempelanlage, wo ca. 100 - 150 Leute Platz drin fanden. Für meinen Geschmack zu viele Leute auf einem Fleck. Das Haus und die Anlage waren zwar sehr schön, dennoch die Atmosphäre jedes mal war erdrückend.

Sonja konnte ich noch nicht erblicken. Wir gingen einen langen Flur entlang und betraten den großen Saal. Wo uns Opa und Oma schon im Empfang nahmen.

„Dieses mal seid ihr ja ziemlich früh da.“

Großvater saß mit seiner bekannten finsteren Miene auf seinen Thron. Oma nahm uns im Empfang und bad den Bediensteten unsere Sachen abzunehmen. Unsere Geschenke wurden in einer Ecke hingestellt wo schon andere Geschenke gestapelt waren. Nach und nach trafen die Verwandten ein. Sonja ließ sich mal wieder Zeit. Jeder wusste, dass sie kam und die Laune war ziemlich angespannt. Wahrscheinlich war Großvater deswegen so still und ruhig. Seine Augen ruhten ab und zu auf mir. Ich fragte mich was in seinem Kopf vorging.

Gegen 15 Uhr traf sie endlich ein. Alles war ruhig und ihre Augen waren auf sie gerichtet. Sonja trug ein dunkelrotes Kleid und ich dachte schon sie taucht im Smoking auf. Sie begrüßte alle und blieb vor Großvater stehen.

„Entschuldige die Verspätung, alles Gute zum Geburtstag.“

Sie überreicht ihm ein kleines Geschenk, welches einer der Bediensteten im Empfang nahm und es zu den Anderen legte. Sonja setzte sich zu mir und es blieb immer noch ruhig. Schließlich waren im Saal um die 120 Leute gewesen. So als wäre gerade jemand gestorben. Bis Oma wieder anfing zu reden und jeder tat es ihr gleich.

„Mein Gott, bin ich auf einer Beerdigung gelandet?“

„Das nicht, aber jetzt bist du nun mal hier.“

Sonja sah ziemlich weiblich aus. Ganz anders wie ich es gewöhnt bin von ihr.

„Warum bist du nicht im Kleid da, Danni?“

„Sehe ich so aus als würde ich so was tragen, geschweige zu besitzen?“

Sie fing an zu lächeln. Man würde ihr nicht abkaufen, dass sie auf Frauen steht.

„Wann willst du es sagen?“

„Weiß nicht, wie es sich ergibt. Wieso hast du es Lena gesagt, dass ich es meiner Familie sagen will.“

Sie schaute mich irritiert an.

„Was soll ich gemacht haben? Ich hab ihr nichts gesagt.“

„Nicht?“

Ich war etwas konfus. Wenn sie es ihr nicht gesagt hat, woher wusste sie es denn dann und vom wem?

Draußen fing es schon langsam an zu dämmern, alle waren amüsiert und störten sich nicht mehr von der Anwesenheit von Sonja. Bis Großvater endlich die Geschenke auspackte. Er freute sich über jedes Geschenk, sogar auf das von Sonja.

„Hey Danni, du bist ziemlich weiblich geworden in letzter Zeit. Stell uns doch mal deinen Freund vor.“

Mein Herz fing an zu rasen. Da war wieder diese berühmte Frage. Dieses mal war es einer meiner Onkels der die Frage stellte.

„Ich besitze aber keinen Freund.“

Jetzt mischte sich einer der Tanten ein.

„Erzähl uns keine Lügen. Du musst einen haben, dieser Sinneswandel von dir und dann diese Ausstrahlung. Wie alt ist er?“

„Sie erzählt nichts vom ihm. Jedenfalls hat sie ihm nie erwähnt.“

Meine Mutter kam nun auch ins Gespräch. In mir jedoch, brach die Panik aus. Der Zeitpunkt war also gekommen. Ich spürte wie Sonja eine Hand auf meine legte. Meine Augen suchten in ihren eine Bestätigung. Sie nickte nur und drückte meine Hand fester. Ich fasste meinen Mut zusammen und atmete noch mal tief ein. Mein Blick richtete sich auf jeden einzelnen.

„Ich besitze keinen Freund, den brauche ich nicht.“

Alle sahen mich fragend an und es war um mich herum still gewesen. In der Familie war ich das Küken gewesen.

„Ich bin mit einer Frau zusammen…..schon seid einer gewissen Zeit.“

Man konnte in ihren Gesichtern pures entsetzen sehen.

„Sag mir nicht das es dieses Mannsweib ist!“

Meine Mutter ist vom Stuhl aufgesprungen und hatte einen ziemlichen lauten Ton drauf. Ich sah in ihre Augen und nickte nur.

„Ich Liebe sie.“

Jetzt brach die Stille und jeder tuschelte.

„Sonja hat dich beeinflusst. Sie tut deinem Umfeld nicht gut. Du kannst nie und nimmer eine Frau lieben.“

„Genau, was kann dir schon eine Frau bieten!“

Jeder redete mir was ein und die Atmosphäre war mächtig am knistern, bis man ein lautes Stuhlgeräusch hörte. Großvater stand von seinem Platz auf und ging schweigend aus dem Saal.

„Siehst du was ihr angerichtet habt. Unsere Familie liegt auf einem Fluch.“

„Erzähl kein Bockmist!“

Jetzt trat Sonja ins Geschehen ein.

„Was ist so falsch eine Frau zu lieben?“

„Es ist eine Sünde! Ihr könnt keine Kinder bekommen und was kann sie euch bieten!“

„DAS GEFÜHL GELIEBT ZU WERDEN!“

Der Saal war plötzlich still geworden. Alle Augen richteten sich auf Sonja.

„Ich habe versucht diese Liebe zu ignorieren, wegen meiner Familie. Habe versucht einen Mann zu lieben. Was ich auch tat. Doch jedes mal wurde ich nur benutzt wie Vieh und betrogen. Für euch Männer sind wir Frauen doch nur ein Hausmittel der euch bedient und euch zufrieden stellt! Wir sollen nur springen wann ihr Lust habt, ihr denkt nicht einmal auf unsere Gefühle was wir wollen! Danni geht es genauso. Beurteilt uns nicht, nur weil wir unser Geschlecht lieben. Heut zu Tage werden solche Beziehungen anerkannt. Wir können heiraten und dennoch Kinder erzeugen. Wir brauchen kein Kerl.“

Man sah ihnen an, dass sie einen Kloß im Halse hatten. Meine Mutter sah mich nur entsetzt an und ging auch aus dem Saal. Nach und nach verschwand jeder auf seinem Zimmer.

„Denen hast du es aber gegeben.“

Meine Schwester saß am anderen Ende des Tisches. Die einzige die noch geblieben war.

„Meinst du nicht, du warst etwas hart?“

„Nein. Danni, jemand muss ihnen nun mal die Augen öffnen. Wir leben nun mal im jetzt und nicht in der Vergangenheit. Wo der Mann im Haus das sagen hat. Sicherlich gibt es viele Dinge, die eine Frau nicht besitzt wie ein Kerl. Dennoch ist es das gleiche vom Prinzip her. Man kann auch eine Familie gründen. Wenn du zu weich bist, werden sie dir einreden und das dein Leben lang.“

Im Grunde hatte sie schon Recht was sie sagte. Dennoch sind nicht alle Männer so gestrickt. In der heutigen Zeit denkt jeder anders und die Beziehungen halten nicht mehr wirklich ein Leben lang wie es früher einmal war. Jeder hat einen eigenen Lebensstandard vor Augen gesetzt und bestimmte Ziele oder Karrierewünsche. Früher war es auch normal gewesen das der Mann arbeitet und die Frau den Haushalt wirft. Heute geht die Frau arbeiten und der Mann hilft im Haushalt mit.

„Ich bewundere euch zwei.“

Wir sahen meine Schwester an.

„Wieso?“

„Ich bin komplett Hetero, dennoch werde ich nicht glücklich mit einem Kerl. Er bereitet mir zwar Freude, doch nicht auf Dauer. Ich kann mir nicht vorstellen mit einer Frau zusammen zu sein. Da regt sich nichts bei mir, dennoch finde ich es nicht schlimm. Heute gibt es ja viele Homosexuelle Pärchen. Zum Teil finde ich sie beneidenswert. Doch selbst diese Beziehungen halten nicht auf Dauer.“

„Da hast du schon Recht. Es ist halt genau das gleiche wie bei Heterosexuelle. Wir sind nicht anders wie ihr.“

„Das habe ich auch nicht behauptet. Jedenfalls werde ich euch nicht meiden wie es die Anderen tun. Sie müssen sich damit halt abfinden. Wie du es schon sagtest: Wir leben jetzt im Hier.“

Ich lauschte den Beiden zu wie sie sich artikulierten und viele Sexgeschichten auftischten.

„Lena passt zu dir. Sie hat hier echt ein frischen Wind in unserer Familie gebracht.“

Ich lächelte ironisch. Wenn die wüssten was Lena ist oder war. Dennoch zerbrach ich mir den Kopf woher Lena das nun wusste was ich geplant hatte. Verschwieg sie mir wieder etwas oder sagt sie einfach nicht die Wahrheit und lügt mir weiterhin etwas vor.

„Ich geh zu Bett, man sieht sich morgen.“

„Das gleiche werde ich auch tun, gehst du auch zu Bett?“

Ich sah zu meiner Cousine.

„Ja ich geh auch gleich.“

„Na gut, bleib nicht zu lange auf. Morgen früh müssen wir auf was gefasst sein.“

Ich nickte nur und sah meiner Schwester und Cousine hinter her. Langsam ging ich in den Garten und setzte mich auf einen der kleinen Felsen. Meine Augen starrten in den nächtlichen Himmel. Man konnte die Sterne heute sehr klar sehen, kaum eine Wolke bedeckte den trüben Abend.

„Danni? Warum bist du noch so spät wach?“

Ich erschrak auf. Meine Großmutter tauchte hinter mir auf.

„Ich denke über vieles nach.“

Langsam ging sie auf mich zu und setzte sich neben mich hin. Leicht verwundert war ich schon.

„Du solltest nicht so viel denken, davon bekommt man schlimme Stirnfalten.“

„Was?“

Sie fing an zu lachen. Ich hab noch nie erlebt das meine Oma lange mit mir redet, geschweige auf mich zu kam. Ich sag sie nur ab und am im Café als sie Sonja noch aushalf.

„Es tut mir Leid.“

„Was soll dir denn Leid tun?“

„Dein Großvater, deine Familie und dessen verhalten.“

„Ich weiß nicht was du meinst?“

„Du bist die Jüngste in unserer Familie. Jeder von uns hat eine gewisse Vergangenheit, die nicht gerade prickelnd war. Deine Schwester und du, wir wünschten ihr hättet nicht diesen Weg eingenommen.“

„Ich weiß nicht worauf du kommen willst?“

„Sieh, dein Großvater war damals ein hohes Tier mit sehr viel ansehen. Dein Vater hielt es nicht mehr bei uns aus und deine Mutter wurde eine Trinkerin. Deine Schwester trieb sich damals schon mit ihren jungen Jahren mit Kerlen rum. Jeder hat ein Geheimnis glaub mir. Wo du noch nicht geboren warst, hatten wir uns geschworen, dass wir es bei dir anders machen wollten. Das du eine reine, glückliche Zukunft finden solltest. Doch es kam anders. Du wurdest ein Kind voller Trauer und Einsamkeit. Ich denke mal der Auslöser war dein Vater und du zogst dich zurück, hattest dich von anderen Kindern ferngehalten. Bis dann Sonja kam und uns offenbarte das sie auf Frauen stand. Da platzte dann bei uns allen der Kragen und wir wurden so wie wir jetzt sind. Leute die alles mieden und nicht mehr auf neuartiges reagierten. Wir zogen uns alle im Grunde zurück. Ich wollte schon früher auf dich zugehen, aber dein Großvater meinte es wäre besser wenn es eine Auszeit gäben würde. Das alle drüber schweigen sollten. Wir versuchten in dieser Zeit uns zu verbessern, jedoch wurden wir immer mehr verbitterter und haben uns nicht mehr zugehört. Jedes Fest war für jeden unerträglich, diese Atmosphäre und diese Anspannung. Wir wollten dich ins rechte Licht bringen. Dein Stil und Art ändern, doch wir wurden aggressiver.“

Ich verstand schon, was sie mir sagen wollte. Doch Menschen können sich nicht von heute auf morgen ändern.

„Du brauchst nicht weiter reden, je weiter du redest desto verwirrter wird es für dich und mich.“

„Du hast Recht.“

Wir beide fingen an zu lachen. Schon komisch, was eine Tatsache alles anstellen kann.

„Wird das hier ein Frauenabend?“

Wir drehten uns um und sahen Sonja neben einem Holzbalken stehen.

„Sonja…….ich dachte du wolltest ins Bett gehen?“

„Joa schon, aber ich sah euch so im Garten sitzend.“

Ein Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit.

„Du wolltest doch nur lauschen!“

„Und das aus deinem Munde Fräulein!“

Oma fing plötzlich an zu lachen.

„Ihr benimmt euch wie immer. Es war jedenfalls schön in deinem Café arbeiten zu dürfen. Nun bin ich leider zu alt für so etwas. Jedenfalls konnte ich euch so besser beobachten.“

Ein ironisches Grinsen konnte man aus ihren Gesichtszügen erkennen.

„Was hast du eigentlich für eine schlimme Vergangenheit? Kann ich mir bei dir gar nicht Vorstellen. Warst du etwa eine grimmige Kindererzieherin?“

Sonja und ich prusteten los.

„Ja ja lacht nur. Nicht jede Vergangenheit kann man als schlecht ansehen, es kommt auf den Betrachter an der es hört und sieht.“

Wir sahen uns fragend an.

„Was meinst du Oma?“

„Kommt mit, ich muss euch was zeigen.“

Ohne etwas zu erwidern folgten wir ihr zu dem kleinen Gartenhäuschen. Am Boden war eine Art Klapptür und offenbarte uns eine geheime Kammer. Sonja und ich staunten, wir wussten nicht das es hier so etwas gab. Sie kramte in einer großen Kiste rum und holte eine kleine, vergraute Schachtel hervor. In der Kiste schienen alte Fotos von ihr zu sein.

„Da schaut.“

„Bist du das Oma?“

„Mensch, warst ja ein heißer Feger, mein lieber Hoschie.“

„Sonja!“

Ich boxte sie leicht mit meinen Ellenbogen in den Bauch, dennoch wusste ich das sie es nicht so meinte. Typisch Sonja halt.

„Das war ich.“

Sie fing an zu grinsen.

„Ist das etwa …… .“

Sonja schwieg.

„……das ist OPA! WTF!“

„Ja, da ist mein Mann, dein Opa. Ein Prachtkerl nicht war.“

Er sah ganz anders aus, so freundlich und dennoch sprach sein Gesicht Stärke aus. Heute sieht er eher verbittert und kühl aus.

„Was die Zeit aus Menschen machen kann.“

Plötzlich entdeckte ich ein Foto mit Oma und einer Frau. Ich wusste nicht warum es mich ansprach, doch da war irgendwas zwischen den Beiden.

„Wer ist das?“

Ich zeigte ihr das Foto und in ihren Augen spiegelte sich plötzliche Trauer wieder.

„Oma?“

„Das ist…… Francoise.“

„Wer war sie? Eine gute Freundin von dir?“

„Ich denke sie war mehr.“

Sonja sah mich fragend an und wir schauten beide zu Oma.

„Du hast recht, sie war mehr als eine Freundin. Wir waren damals zusammen. So wie du mit Tanja zusammen bist und du mit Lena.“

Unserer beiden Augen weiteten sich.

„Wie du warst mit einer Frau zusammen? Was ist passiert?“

„Dann kam dein Opa.“

„Erzähl uns mehr, wie war sie so?“

Sie fing an zu schmunzeln.

„Wo ich Lena sah im Café sitzend und wie ihr euch verhalten habt. Da musste ich an Francoise denken. Sie ähnelte ihr.“

„Wart ihr glücklich?“

„Ja uns zertrennte nichts, wir waren für einander geschaffen. Doch in der Zeit war es schwierig unsere Liebe zu zeigen. Da war damals alles noch schwieriger.“

„Weswegen Opa?“

„Er hatte sich in mich verliebt und er war halt ein hohes Tier.“

„Hat es denn bei dir gefunkt, warum hattest du sie verlassen?“

„Um ehrlich zu sein. Nein. Ich liebe zwar deinen Großvater, aber nicht so wie ich Francoise geliebt hatte. Ich konnte nicht anders handeln, dein Großvater war halt zu mächtig und ich wollte nicht das er ihr was antat.“

Wir schwiegen beide. Irgendwie hart zu erfahren. Trotzdem konnte ich nicht sauer auf Großvater sein. Damals waren andere Zeiten.

„Was ist mit Francoise? Hast du noch Kontakt mit ihr?“

„…… ihr solltet langsam ins Bett gehen, es ist schon spät.“

Sie scheuchte uns aus dem geheimen Versteck raus. Was ich als letztes erblicken konnte waren die Tränen die stillschweigend ihre Wange hinunter liefen.

„Was hat sie nur?“

„Wir haben wohl zu sehr in der Vergangenheit gebohrt.“

„Ah verstehe. Du bist mir manchmal echt unheimlich mit deinen weisen Sprüchen.“

„Was soll das denn heißen Sonja!“

„Nichts, nichts.“

Wir gingen leise auf unsere Zimmer und versuchten zu schlafen. Doch die Nacht wollte nicht so recht vergehen. Ich musste an die Geschichte von meiner Oma denken. Ich frag mich was vorgefallen war, damals.
 

Am nächsten Morgen schwiegen wir uns alle an. Irgendwie haben alle an die Vergangenheit gedacht. Jedenfalls konnte man aus vielen Gesichtern erkenne, dass sie kaum geschlafen hatten. Wir verabschiedeten uns voneinander und ich wusste, dass sich die Zeit jetzt irgendwie ändern würde. Spät abends rief mich Lena an und ich erzählte ihr über mein Wochenende. Sie war ebenso verblüfft wie ich.

„Meinst du, dass sie jetzt offener über die Dinge reden werden?“

„Ich weiß nicht, meine Mutter schwieg die ganze Zeit. Anscheinend denken sie nach was sie jetzt machen sollen. Jedenfalls hat meine Oma eingesehen, dass es nicht so weiter gehen kann.“

„Nja…..es ist spät, soll ich dich morgen abholen?“

„Würdest du das machen? Wie kommt es das du Casanova spielst.“

Ich musste leicht grinsen.

„Nur so.“

„Okay, bis morgen dann. Schlaf gut.“

„Du auch.“

Es war gut Lenas Stimme zu hören. Irgendwie fühlte ich mich gleichzeitig befreiter darüber zu reden. Ich schlief recht schnell ein bis mich morgens der Wecker aus meinem Traumland riss. Ich durchzog die übliche Prozedur am Morgen und lief zur Uni. Verdammt viele Studenten hier. Stimmt ja, es gab ja eine Fusion. Ich sollte mich mal informieren was das für Absolventen waren. Gerade als ich zu meinen Freunden gehen wollte, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Vielleicht hab ich nur was Falsches gegessen.

„Na guck mal einer an, wen haben wir denn hier?“

Meine Augen weiteten sich und ich drehte mich langsam um. Mein Herz blieb plötzlich stehen. Vor mir sah ich Carola, die mich böse anblickte und deren Clique.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Yu_B_Su
2011-01-09T12:47:26+00:00 09.01.2011 13:47
Sicher, es war nicht frei von Klischees, aber irgendwie war das Coming-Out schön -

ich finde es klasse, dass ausgerechnet ihre Schwester, mit der sie sich nicht ganz

so gut versteht, zu ihr hält! Die Omi, die rein zufällig was mit einer Frau hatte..

naja... aber irgendwie süß :-D Aber was ist nur aus den wilden 20igern geworden?

Was ist aus der offenen Liebe dieser Zeit geworden? Mal ein Buch drüber lesen :-D

Carola ist wieder aufgetaucht - gut konstruiert, wir hatten eine Weile Ruhe vor ihr

:-D Mal sehen, wie es weitergeht...

Von:  Renji-kun
2007-12-26T20:33:27+00:00 26.12.2007 21:33
*aufgefallen ist das sie das kapi noch gar ned gelesen hatte*
*toll* also die familie ist ja mal echt krass drauf! obwohl mich ja schon interessieren würde was aus der geliebten von dannis oma geworden ist! oder welche geheimnisse noch in der familie lauern und wieso wusste lena schon wieder bescheit? hatte sie es evtl von lane??? naja hoffe mal ich erfahre das bald ^^
Von:  randy
2007-10-22T07:27:43+00:00 22.10.2007 09:27
Hurra! Bald gibt es wieder Zickenalarm... ich hatte ja schon Angst Du machst hier immer mehr auf Friede, Freude, Eierkuchen... aber jetzt kommt bestimmt wieder mehr Schwung rein...

Das Kapitel war auch wieder recht ruhig, fand ich... so richtig ausgerastet ist ja keiner bei dem Coming-Out... aber das war ja auch das zweite in der Familie... :) aber war trotzdem nett zu lesen!
Von:  xxnoirxx
2007-10-21T21:24:28+00:00 21.10.2007 23:24
Ich fand´s auch wieder ma geil xD
Die Oma war mir schon immer sehr unsymphatisch hat nie mit Danni gebabbelt und so.. aber jetzt tut sie mir irgendwie Leid..
und Carola mag ich auch net so besonders..
bin aber schon mächtig auf die Fortsetzung gespannt..=)

LG
xxnoirxx
Von: abgemeldet
2007-10-21T20:19:40+00:00 21.10.2007 22:19
jeh...wieder gespannt durch gelesen.^^
zwar gabs bei mir ein paar verwirrende momente in meinem kopf(was ich jetz auf die uhrzeit shiebe....<.<),aber ansonst gut geschrieben.*g*
musste zweimal das ende lesen,bis ich begriefen hab das carola wieder da ist....mag ich auch nich besonders.<.<

mensch schreib schnell weiter,damit wa weiter lesen können.*g*

LG
de punkie
^.^x

p.s. weiter so!!!
Von:  gilmi
2007-10-21T16:45:11+00:00 21.10.2007 18:45
*grins* jap es gefällt mir ^^
super idee wie die oma endlich zum zuge kommt...
allerdings *carola in grund und boden stampf bevor SIE zum zuge kommt*
das diese person wieder auftaucht nehm ich dir jetzt schon übel >_<
*wieder sehnsüchtig auf nächstes kapi wart*
glg


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