Wenn Blicke sich begegnen~
Wenn Blicke sich begegnen~
Blicke trafen sich…
Und lasziv, wie eh und je, lehnte der rothaarige Turk an der Wand, wartete auf seinen Kaffee und wurde beobachtet – nicht nur von mir.
Ja, er war ein begehrter Mann, denn weder Frau noch Mann schien ihm widerstehen zu können. Keiner konnte ihm etwas abschlagen, dass war allseits bekannt und ehrlich gesagt… konnte ich das gut nachvollziehen, bei dem Anblick, der sich mir in diesen Moment bot.
Jedoch… jedoch war alles anders, als ich es immer dachte.
Gut, zugegeben, auch ich wollte immer so sein wie er, bei der Arbeit, in meiner Fitness.
Denn er war ein genialer Killer, ein guter Freund, ein… ein verspieltes Kind – manchmal.
Doch diese Seite kannte wohl kaum einer und wenn man es ganz genau nimmt, hätte ich schwören können, dass es außer Rude und mir… niemanden gab.
Koboldhaft, fast gar nicht wahrnehmbar, musterten die kristallblauen Augen den Raum, glitten durch die Cafeteria und umtanzten verführerisch jene Menschen, die ihm attraktiv schienen – zumindest glaubte ich das immer – bis gestern. Und ja, mittlerweile glaube ich, dass er schon immer so in die Welt geblickt hat: Umgarnend, gefährlich, unheimlich anziehend... auch ohne, dass er das überhaupt möchte.
Blicke trafen sich.
Und lasziv, wie es wohl die meisten Menschen nennen würden, lehnte Reno an der Wand, wartete noch immer auf seinen Kaffee.
Derweilen zündete ich mir eine Zigarette an, bemerkte, dass ich sein Feuerzeug bei mir trug, meine Kippe eben mit diesem entflammte, kurz darauf einen tiefen Atemzug voll rauch in meine Lunge zog. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.
Blicke trafen sich.
Erneut, hastiger als sonst und plötzlich lehnte der Rotschopf nicht mehr an der Wand, hatte seinen Kaffe bereits genommen und eine Bewegung füllte den Raum. Andere Angestellte würden jetzt auf ihren Kaffee warten, kerzengerade vor dem Automaten stehend.
Meine Augen wanderten durch den Raum, erhaschten die feurigen Farben seines Haares und ich erkannte richtig, dass er sich auf den Weg zu mir begab, ein spitzbübisches Grinsen an den Tag legte. Immer lauter wurden seine Schritte, immer näher kam sein Duft und letztlich sah ich nur noch, wie er mir zuzwinkerte, neben mir- gar nicht bemerkbar – langsamer wurde.
„Dein PHS klingelt.“
Seine Stimme klang belegt, mich spielerisch um den Finger wickeln wollend, ehe er weiter zog. Ebenso verspielt erwiderte ich sein Lächeln. Keiner in diesem Raum wird unser Gespräch verfolgt haben, denn sie waren zu sehr... auf seinen schlanken Körper fixiert, wurden abgelenkt, von seiner Schönheit und somit... bemerkte auch niemand die Zärtlichkeit, die er mir in seinen Worten entgegenbrachte… niemand, außer mir.
Trotzdem galt meine Aufmerksamkeit nun meinem PHS, welches tatsächlich klingelte. Einige sahen mich nur böse an, andere versuchten es mit „Pssst!“, gezische, warfen mir somit eine Unhöflichkeit, eine Ungehobeltheit vor mein PHS nicht auf lautlos gestellt zu haben.
Doch ich belächelte sie nur, ehe ich noch mehr grinsen musste – vor Glück.
»Rod, der gestrige Tag war... großartig... wunderschön. Wir sehen uns heute Abend vor dem Eingang des HQ – ich möchte nämlich mit dir spazieren gehen. -Reno-«
Ein weiteres Mal wurde mein Grinsen breiter, denn ich wusste, alle begehrten ihn aber er… ja, ich konnte mir sicher sein, dass er nur mich wollte... und ein letztes Mal blickte ich zurück, schaute auf die Uhr und begann die Minuten runter zu zählen, die ich noch bis zum Feierabend vor mir hatte.