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Im Schatten der Nacht

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Zwei Seiten einer Sache

Im Schatten der Nacht

Teil 1

Kapitel 2 - Zwei Seiten einer Sache
 

Die morgendliche Stille schlängelte sich zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch und umfing Nystala Dymaris wie eine wohltuende Decke, trennte sie von der Hektik und dem Trubel des Jedi-Tempels, der in wenigen Stunden wieder voll ausbrechen würde. Sie hatte sich an die Einsamkeit gewöhnt in den Jahren ihrer Abwesenheit und fühlte sich erschlagen und bedrängt von den vielen Menschen und Nichtmenschen, die sich durch die Korridore drängten, die Speisesäle füllten und deren Gefühle sie als vages, pulsierendes Echo in ihrem Geist wahrnehmen konnte.

Aber nun schliefen die meisten von ihnen, und die von der Klimakontrolle erzeugte Kühle des frühen Morgens erlaubte ihr, sich zu entspannen und zu beruhigen und Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Es war eine gute Idee gewesen, noch einmal über Meister Yodas Vorschlag nachzudenken, und nachdem sich ihre erste Empörung verflüchtigt hatte, erkannte sie, dass durchaus Sinn hinter seiner Argumentation steckte.

Sie mochte keine überragenden Machtfähigkeiten besitzen, und auch um eine ausgezeichnete Schwertkämpferin zu werden, war sie zu klein und zu schwach, aber diese Tatsachen waren ihr schon seit ihrer Ausbildung klar, und zum Ausgleich hatte sie ein Talent erhalten, das nicht jedem vergönnt war: In die Seelen anderer zu blicken, die verborgenen Absichten hinter ihren Handlungen zu ergründen und mit ihnen zu fühlen.

Und jener Junge benötigte diese Fähigkeiten mehr als alles andere, denn seine Arroganz und sein Mangel an Empathie machten ihn blind für jene, die er eigentlich beschützen sollte, und der Zorn darüber, dass ihm eine Ausbildung verwehrt blieb, die seinen Fähigkeiten – wie er meinte – entsprach, zeigte einen beängstigenden Weg zur dunklen Seite der Macht auf.

Nystala war klar, dass der zweite, ungenannte Grund, weswegen Yoda sie gebeten hatte, seine Ausbildung zu übernehmen, mit dieser Tatsache zu tun hatte – und damit, dass sie genau wusste, wie knapp sie damals der Dunkelheit entronnen war.

Manche Jedi waren noch immer der Ansicht, dass man sie damals aus dem Orden hätte ausschließen sollen, doch nach ihrer Rückkehr fanden diese Stimmen weniger und weniger Unterstützung. Die meisten im Tempel spürten, dass sie zwar noch voll Schmerz war, aber die Bitterkeit und der Zorn von damals sie nicht mehr quälten.

Ihre Schritte trugen sie bis zu dem großen künstlichen See, dessen Oberfläche still und glatt vor ihr lag, und sie lächelte weich, als sie das Wasser sah. Wie von selbst schlug sie einen Weg zur Seite ein, durch dichte Büsche, bis sie eine Stelle erreichte, an der ein kleiner Fels ins Wasser ragte.

Sie grinste – fast ein wenig hinterhältig -, zog ihre Stiefel aus und streckte ihre nackten Füße ins Wasser, während sie es sich bequem machte und damit begann, sich in der Macht zu verbergen.

Wenn sie Recht hatte und der Junge sich wirklich so sehr auf sein besonderes Talent verließ, dann würde er eine heilsame Überraschung erleben – sie hatte aber eine längere Wartezeit vor sich. Mit einem Lächeln zog sie ein kleines Bild-Comgerät hervor, das ihr die Daten von den Überwachungssystemen des Tempels übertrug, legte es sich auf den Schoß und begann zu warten.

Nach vielleicht zwei Stunden – der Tempel erwachte gerade und einige der Jedi begannen mit ihren morgendlichen Übungen – trat eine schlaksige Gestalt in der Robe eines Padawans in den Saal der tausend Quellen, und Nystala Dymaris lächelte und richtete ihren Blick auf den Aufzeichner.
 

Adian Milanon war sauer, sobald er den ausgedehnten Grünbereich betrat. Von der Jedi, wegen der Meister Yoda ihn zu dieser nachtschlafenden Zeit aus dem Bett gejagt hatte, war weit und breit nichts zu sehen, und frustriert stemmte er die Hände in die Hüften. Er konnte zwar einige Padawane erkennen, die ihre Morgenübungen machten, aber von einer Frau, wie er sie suchte – klein, blass, schmal und dunkelhaarig, so hatte Meister Yoda sie beschrieben – war weit und breit nichts zu sehen, und auch mit seinen noch unausgebildeten Machtsinnen konnte er keine Aura finden, die zu ihr gehören konnte.

Er ließ sich ins Gras sinken und starrte hinaus aufs Wasser, wartete, ohne dass er die elektronischen Augen spürte, die sich auf ihn richteten und ihn beobachteten.

Die Minuten verrannen, und mit der Zeit wurde ihm immer unbehaglicher zumute, und irgendwann stand er auf und begann rastlos auf- und abzulaufen, während er auf sein Chronometer starrte. Bald war eine Stunde vergangen, und er hatte sie noch immer nicht entdeckt – vielleicht war ihr etwas geschehen und er sollte zu Meister Yoda gehen und ihn informieren, dass sie nicht erschienen war.

Weitere Minuten verstrichen ungenützt, und endlich hatte er sich dazu durchgerungen, Bescheid zu geben, da trat ein kleiner Junge, ein Padawan von vielleicht vier oder fünf Jahren, auf ihn zu. „Adian Milanon?“

Er schrak hoch, da er ihn nicht kommen gehört hatte, und setzte zu einer wütenden Erwiderung an, doch der junge Zabrak erklärte mit großem Ernst: „Ich soll von Jedi Dymaris bestellen, dass sie bereits hier ist und darauf wartet, gefunden zu werden.“

„Und wo ist sie?“ Er fauchte fast und der Kleine schrak zusammen, doch er ließ sich nicht einschüchtern. „Sie sagte, das darf ich nicht verraten.“ Er sah ihn noch einmal ernst an, dann verschwand er in Richtung Tür, offenbar froh, sich aus seiner Nähe entfernen zu können. Und das zu Recht, denn Adians Wut kochte hoch und überschlug sich in seinem Kopf.

Er hatte andere Jedi flüstern gehört über eine Nystala Dymaris, dass sie der dunklen Seite der Macht verfallen war und im Zorn jemanden getötet hatte, doch die Gerüchte im Jedi-Tempel breiteten sich genauso schnell und mit derselben Ungenauigkeit aus wie überall sonst auch.

Und eines musste man ihr lassen: sie hatte sich einen sehr schwierigen Ort ausgesucht, um sich vor ihm zu verstecken, denn die künstliche Landschaft und die Bäume und Sträucher des Saales der tausend Quellen machten es schwierig bis unmöglich, hier jemanden zu finden.

Sie spielte ihre Spielchen mit ihm, stellte er säuerlich fest, aber irgendwo musste er anfangen, sie zu suchen, denn sie verbarg sich außerdem in der Macht.

Er kehrte zurück zu einem der Eingänge, durchsuchte die Umgebung, ohne einen genauen Plan oder eine Idee zu haben, und die Zeit verging. Eigentlich hatte er bald eine Stunde und hatte noch nicht gefrühstückt, doch sein Zorn verhinderte, dass er aufgab.

Sie spielte mit ihm. Sie spielte einfach mit ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DINO2011
2007-07-29T19:27:57+00:00 29.07.2007 21:27
xDDDD Also die Idde mit dem kleinen Versteckspiel finde ich nicht schlecht, auch wenn dies ja eher zu Yoda passen würde, zumindest aus meiner sicht.

Hm, mal sehen ob er sich gut schlägt und vor allem was sie zu seinen doch eher gefährlichen Gefühlsregungen zu sagen hat.

Mfg DINO
Von: abgemeldet
2007-05-14T19:19:09+00:00 14.05.2007 21:19
Hey, zweites Kapitel geschafft. Die Metapher im ersten Absatz finde ich sehr schön.
Ich würde total verunsichert sein, wenn ich morgens geweckt werden würde und eine mir unbekannte, mysteriöse Jedi suchen müsste. Armer Junge - mal sehen wie er sich anstellt.


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