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mazohyst of decadenc

von

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- Der Nächste.

Es ertönte eine elektronische Stimme. Die Menschen, welche sich eben noch leise unterhalten hatten, verstummten. Nach einem leisen Geräusch, welches verdeutlichte, dass die Tür geschlossen wurde, begannen sich die Leute von neuem leise zu unterhalten.

Das war aber nicht alles, was ich hörte. Es waren viel mehr Stimmen. Mehr als gewöhnlich.

- …in dieser Region wird es vereinzelt zu Regenschauern kommen...

- Was hat man dir denn erzählt?

- Ich weiß es nicht genau, aber nichts Gutes. Ich bin verunsichert, aber…

- Am Nachmittag werden sich die Wolken hier auflösen, dennoch kann es hier zu kurzen Gewittern kommen und…

Ich drehte mich etwas und lauschte dem Herzschlag meiner Mutter. Obwohl er mich immer beruhigte, war heute etwas anders. Und immer noch hörte ich die Stimmen. Sie klangen so anders, als die, die ich gewohnt war. Sie waren viel höher, so ähnlich, wie die von meiner Mutter. Vielleicht waren es andere Mütter…

Hier war es anders. Warum waren wir hier? Warum mussten wir hier warten? Hier, unter so vielen verschiedenen Geräuschen?

- Es beginnt zu regnen…

Regen?

- Tatsächlich. Das Fenster ist bereits mit Regentropfen übersät. Außerdem hört man auch das Rauschen, wenn man genau hinhört.

Ich sah es aber nicht. Ein Grund waren wohl meine geschlossenen Augen. Stattdessen spürte ich, wie meine Mutter ihre Hand auf mich legte und sanft über die Haut streichelte. Leider verschwand diese gleich wieder, als abermals diese elektronische Stimme ertönte.

- Der Nächste.

Ich wurde hochgehoben. Die Wärme verschwand, ebenso wie die Stimmen. Das Rauschen, das leise Klopfen, von welchem sie gesprochen hatten, wurde lauter. Unheimlich. Warum waren wir hier? Konnten wir nicht wieder gehen? Das hier machte mir Angst.

Mama, ich will nach Hause!

- Sind sie sich sicher, dass Sie das machen wollen?

- Ja.

- Ist es Ihr erstes Mal?

- Ja.

Ich versuchte mich mit Hilfe des Herzschlages zu beruhigen. Doch das war nicht mehr möglich. Viel zu schnell, viel zu unregelmäßig. Viel zu…aufgeregt. Irgendetwas stimmte nicht. Ich fühlte es, ich konnte nicht sagen was es war, aber ich fühlte es. Das, was meine Mutter antwortete, das, was sie gefragt wurde, alles wirkte auf mich ein, obwohl ich keine Ahnung hatte. Sie redeten und redeten.

- Gut, dann lassen Sie uns beginnen.

Donnern. Der Regen wurde stärker, lauter. Wollte er mir etwas sagen?

Komm zu mir. Komm zu mir. Bald sehen wir uns wieder.

Mama, lass uns nach Hause gehen. Warum hörst du mich denn nicht?

Es war zu früh. Viel zu früh, das spürte ich. Ruhiger, er wurde ruhiger. Das Klopfen regelmäßiger, entspannter. Es war viel zu früh.

Warum tust du so etwas? Hör auf! Warum lässt du so etwas zu?

Ich konnte nichts machen. War auf mich allein gestellt. Mir wurde nicht geholfen. Von niemandem. Warum? Hatte ich etwas Falsches gemacht? Ich hatte doch noch nicht einmal einen Namen. Wusste nicht warum ich hier war.

Nein. Hör auf! Warum machst du nichts dagegen?

Ein Gebilde, welches nicht hier hergehörte, störte meinen kleinen Kampf. Es unterbrach ihn und zog mich weg, tat mir weh. Hakenartiger Schmerz durchlief meinen noch nicht ganz ausgebildeten Körper. Die lebenserhaltende Schnur, mein Lebensretter, ließ mich im Stich. Ich verstand es nicht.

Ich wollte das doch alles nicht.

War es gerechtfertigt? War es eine zumutbare Entscheidung? Was wollte ich denn schon? Etwas ganz einfaches. Ich wollte nur geliebt werden. Die warmen Hände auf mir, auf dem Bauch. Mutterliebe. Ich wollte geboren werden. Beobachtet, behütet im Mutterleib.

Das Klopfen wurde immer leiser. Es entfernte sich von mir, ebenso wie die Wärme. Kälte umfing mich. Ein kalter Blick. Menschen, grelles Licht, Weiß und Donner. Er zog mir heraus, ohne meine rechte Hand. Brutal und mechanisch. Das Spiegelbild in seinen Augen war erschreckend. Es war Rot, wirkte erbärmlich, verlassen und enttäuscht. Ich fühlte, wie mein Bewusstsein dahinschwand. Das Bewusstsein, welches ich doch erst vor kurzem erlangt hatte. Ich hatte es doch geschenkt bekommen. Schließlich habe ich es mir nicht einfach genommen. Schon vergessen?

Der Regen, das Rauschen, das Klopfen der Tropfen dröhnte in meinen Ohren.

Mama.

Es war nicht fair. Ich konnte mich nicht wehren. Hatte verloren, aber hatte ich das denn verdient? So wie ich war, wurde ich in Schwarz gesteckt. Ich wurde eingehüllt und weggelegt...weggeschmissen. Der Schrei blieb aus und würde es auch immer bleiben. Es war still, bis auf das Klopfen des Regens war nichts zu hören.

Ich wollte nur geliebt werden. War ich nicht würdig? War es besser, so wie ich war, zu sterben?

Mama.

Ungeliebt und alleine. Verstoßen von den Erwachsenen, deren Leben man zerstörte. Von einem Erwachsenen, ohne Schuld, war es sicher in Ordnung. Ich hatte nichts gewusst.

Doch, ich wollte sie spüren. Einmal.

Danke für das, dass ich sie erfahren durfte. Vielleicht war sie es ja. Liebe und…

- Der Nächste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jeniva
2007-04-05T19:21:34+00:00 05.04.2007 21:21
oh gott, oh gott..*kopfschüttel*..
wie kann man nur so grausam zu seinen ungeborenen kind sein?..>-<
es nicht mal die chance zu lassen zu leben..*sfz*
ich versteh die mütter da nicht..~Ä~
aber, du hast das wirklich gut beschrieben..*schnüff*
während des abtreibens, hab ich so geweint..ich kann es einfach nicht verstehen..


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