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Liebe wie Gurkensushi

YUAL mit BxB-Oneshots!
von  Memphis

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Kapitel 5: Orangensaft

Okay, nennt mich faul, wenn ihr wollt, ich bezeichne es einfach `sparsam mit Energie umgehen`. Ich hatte nämlich nicht Energie im Überfluss und musste daher drauf achten, wie ich meine Energie verwendte, was mir meistens ganz gut gelang. Nur heute war einer dieser Abende bei denen ich mir wünschte, meine Energie besser eingeteilt zu haben.
Wir hatten Samstagabend, kurz nach Ladenschluss und ich habe gerade eben festgestellt, dass ich mein letztes Trinken verbraucht hatte.
Das einzige was es noch gab, war ein Tetrapack Orangensaft, den ich mir vor zwei Wochen gekauft hatte und am Verschluss schon einen hübschen Schimmelpelz zeigte. Kurz überlegte ich, ob ich es trotzdem trinken sollte, da meine Kehle sich trocken anfühlte und mein Mund irgendwie trockenklebrig. Allerdings war mein Ekelempfinden dann doch zu groß.
Ich erhob mich von meinem Schreibtischsessel und tigerte Richtung Kochnische, um im Kühlschrank noch nach Trinken zu suchen. Vielleicht fand ich ja dort wider Erwartens noch etwas Milch. Aber mein Kühlschrank empfind mich mit frostiger Leere, was hieß, dass es morgen nur Nudeln ohne Alles gab. Klasse, war ja nicht so, dass ich nicht schon die letzten Wochen davon gelebt hatte.
Kurz fiel mein Blick auf den Wasserhahn und kurz zog ich in Erwägung, ob ich nicht einfach Leitungswasser trinken sollte. Aber ehrlich gesagt, wurde mir immer schlecht davon. Entweder hatte mein Wasser keine Trinkwasserqualität, oder ich war einfach zu empfindlich was meine Getränkewahl anging. Ich war also noch nicht verzweifelt genug, um die Übelkeit für ein bisschen Flüssigkeit in Kauf zu nehmen. So durstig konnte ich also noch gar nicht sein.
Ich öffnete etwas wahllos ein paar Küchenschränke in der Hoffnung, dass sich in ihnen etwas offenbarte, dass ich jetzt essen oder trinken konnte.
Ich seufzte und schloss die Schränke wieder. Ich mein, wenn selbst im Geschirrschrank in dem ich niemals Essen aufbewahrte nichts mehr zu finden war, sollte mir klar sein, dass meine Suche vergebens war.
So begab ich mich etwas miesmutig wieder zurück an meinen Schreibtisch und starrte auf meinen Monitor, der mir meinen hübschen, absolut weißen Deskopthintergrund mit ein paar bunten Icons zeigte. Pure Langeweile. Online war niemand mehr. Jeder hatte Samstagabend was besseres zu tun, als alleine rumzuhängen und zu verdursten.
Also wenn man es sich recht überlegte war der Abend noch jung und ich könnte auch zu den Leuten gehören, die bessers zu tun hatten, als das was ich gerade tat. Ich griff nach meinem Telefonhörer und tippte die Nummer von Martin ein, die ich auswendig konnte.
Freizeichen, kurz warten, dann wurde abgehoben.
„Hey, Alter, ich bin´s!“, begrüsste ich ihn enthusiastisch.
„Mhm... was willst du?“ Martin klang ja sehr begeistert. Er sollte sich mehr freuen, wenn ihn sein allerbester, treuste und coolster Kumpel ihn anrief.
„Mir is langweilig, lass uns was zusammen machen!“ Immerhin hatte man doch Freunde für genau sowas.
„Mann, ich hab keine Kohle, dass weißt du...“
„Wir müssen ja nicht weggehen, du bringst einfach was zu trinken mit und wir zocken was! Ach, komm schon, ich geh hier ein vor Langeweile.“, ich setzte meinen besten Jammerton auf bei dem man einfach Mitleid bekommen muss.
„Oder vor Durst.“, gab Martin trocken zurück. Verdammt, der Kerl kannte mich zu gut.
„Du bist meine letzte Rettung, du willst mich doch nicht hängen lassen, oder?! Du hast dann auch was gut bei dir... Außerdem is mir wirklich langweilig.“, jammerte ich weiter. Er musste einfach kommen, ich würde sterben ohne ihn. Ehrlich, ich mein das ernst. Zumindest ein bisschen.
„Ich hab was gut bei dir?“ Seine Stimme klang dabei zwar lauerend, aber im Moment war mir das egal. Es bedeutete zumindest, dass er nicht mehr abgeneigt war vorbei zu kommen.
„Ja, Mann. Also kommst du?“ Ich hörte, wie er schwer seufzte.
„Meinetwegen, inner halben Stunde bin ich da...“
„Und vergiss das Trinken nicht!“ Hey, mit dem Satz klang ich halb so verzweifelt, wie ich tatsächlich war.
„Ja, ja...“, und aufgelegt.

Als ich das Klingeln meiner Wohnungstür hörte, lauerte ich schon davor, um sie stürmisch aufzureißen. Ich konnte vom Fenster aussehen, wenn jemand das Haus unten betrat, so wusste ich, dass Martin gleich vor meiner Tür stehen würde.
„Ah, ich hab dich so sehnsüchtig erwartet!“ Mit den Worten riss ich meinem Gast einfach die Flasche Cola aus der Hand, die er mitgebracht hatte, trank einen großen Schluck daraus, schmiegte sie an meine linke Wange und fing an sie mit Liebkosungen zu überhäufen. Während Martin meine Wohnung betrat, die Schuhe auszog und die Jacke an meine überladene Gaderrobe hing. Er kannte mich, wenn ich durstig war und er wusste, dass ich Cola sowieso über alles liebte. Auch wenn ich feststellte, dass es Rumcola war. War ja klar, dass er nichts alkoholfreies mitgebracht hat.
„Oli, du wärst so aufgeschmissen ohne mich...“, meinte Martin schließlich, während er mich mit einem skeptischen Seitenblick gemustert hat.
„Wär ich, du bist mein Engel in goldener Rüstung, mein Ritter in Toga auf einem Esel. Hach...“ Noch immer drückte ich die Colaflasche an mich.
„Redest du immer noch mit der Flasche?“ Er lachte leicht amüsiert.
„Du verstehst meine Gefühle einfach nicht...“, meinte ich vorwurfsvoll. Ich hatte schon seit heute Mittag Durst, hatte da aber noch nicht daran gedacht, dass ich noch Samstagabend und Sonntag ohne Trinken überleben musst.
„Möglich... Aber das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Er grinste, nahm mir die Rumcola ab und ließ sich dann einfach auf meiner siffigen Couch fallen, um selber einen großen Schluck daraus zu nehmen. Ich verdrehte noch die Augen und schaltete dann den Fernseher und meine Spielkonsole ein. Deswegen war er ja hergekommen.
„Welches Spiel?“ Ich schaute unentschlossen in das Fach mit meiner unübersichtlichen Spielesammlung. Ich sollte das echt mal sortieren.
„Irgendwas, wo man nich denken muss...“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er wieder was von meiner geliebten Cola trank. Ich war doch derjenige mit Durst.
„Schau nicht so, ich hab im Auto noch was, ich war nur zu faul den Kasten hochzuschleppen...“ Bei den Worten schlug mein armes, durstendes Herz höher.
„Gib mir die Autoschlüssel, ich hol den Kasten und du suchst ein Spiel aus.“ Die Aussicht auf Trinken vertrieb auch den Gedanken daran, wie mühselig es war einen vollen Getränkekasten vier Stockwerke hochzutragen. Außerdem war ich ja jung und stark und so was sowieso ein Klacks für mich.
„Klingt nach nem Plan... Die Schlüssel sind in meiner Jackentasche.“ Martin machte keine Anstalten sich vom Sofa zu erheben. Vermutlich würde ich doch das Spiel aussuchen müssen, der würde sich heute nicht mehr von der Couch weg bewegen.
„Ich weiß.“ Ich kramte noch kurz in den Jackentasche, schlüpfte in meine festen Hausschuhe und sprintete die Treppen runter. Manche Leute würden staunen, wie schnell ich mich bewegen kann, wenn ich nur will. Was aber selten der Fall war.

Es hatte sich heraus gestellt, dass Martin wirklich nur Alkoholisches besorgt hatte und ich einen Kasten Bier die vier Stockwerke hochschleppen durfte. Limo wäre mir eigentlich lieber gewesen, aber gegen Bier hatte ich sicher auch nichts. Aber wenn man es bedachte, war das wirklich etwas viel für zwei Personen. Naja, blieb wenigstens noch was für Morgen.
„Woah, mich kotzt diese verfluchte Wolke echt sowas von an!“, motzte ich und nahm einen Schluck aus meiner nun sechsten Flasche Bier. Die Rumcola hatten wir schon in der ersten Stunde vernichtet, in der wir noch versucht haben uns virtuell zu prügeln. Aber irgenwie sind wir auf das Thema Oldschool gekommen und wie toll doch die damalige Pixelgraphik war, so dass ich kurzer Hand beschlossen hatte, meine alte Super Nintendo anzuschließen und uns eine pure Ladung Nostalgie zu geben.
Aber ich fühlte mich langsam zu betrunken, um auch nur annährend tragbar in Mario Kart zu lenken. Ständig setzte ich mich in den Sand oder ins Wasser, bis einer dieser dummen Wolkenfuzzis Mitleid hatte und mich wieder auf die Fahrbahn setzte und dann auch noch was dafür kassierte!
Echt peinlich.
Beruhigend war nur, dass es bei Martin nicht besser lief und wir eigentlich nur noch darum battelten, wer letzter wurde.
Nach endlosen Minuten fuhren wir zum Gottweiß wievielten Male durch die Zielgeraden und starteten das nächste Rennen. Diesmal wollte ich mit mehr Konzentration rangehen, konnte doch nicht sein, dass ich dieses dumme Ding nur wegen ein bisschen Alkohol nicht mehr lenken konnte!
Verbissen starrte ich auf den Bildschirm und schaffte es diesmal sogar in Führung zu gehen. Vor mir war nur noch Wario für den ich auch noch eine schöne Überraschung hatte.
Martin war auf dem letzten Platz, was ihn wohl nicht weiter kümmerte, da er nichts tat, um jemand einzuholen.
„Ich hab mich von Lara getrennt.“, er klang bei den Sätzen unfair nüchtern. Zeitgleich bombte ich Wario von der Strecke und lag damit in Führung.
„Na endlich!“
„Danke für dein Mitgefühl.“, knurrte er, überholte dabei Peach und legte eine Banane aus, die sie ins Schleudern brachte.
„Du warst doch eh nicht in sie verliebt.“ Ich verstand nicht so recht, warum Martin eigentlich immer diese halblebigen, verlogenen Beziehungen anfing. Sex wäre mir nicht soviel wert, um mir solch eine emotionale Belastung anzutun.
„Ich war immerhin ein halbes Jahr mit ihr zusammen und ich glaub, sie hat mich echt gemocht.“
Ich erwiderte nichts darauf und versuchte Mario abzuwimmeln, der an mir klebte wie eine Klette.
„Sie hat voll geheult, als ich ihr gesagt hab, das Schluss is und mich dann angeschrieen, dass ich voll das Arschloch bin und keine Ahnung...“ Er hätte jetzt vermutlich etwas hilflos mit den Schultern gezuckt, wenn das nicht störend beim Spielen wäre.
„Darum also der ganze Alkohol... Und ich dachte schon, du willst mich abfüllen.“
Ich hörte sein kehliges Lachen, was leider nicht sonderlich amüsiert, sondern eher bitter klang. Die gute Stimmung war entgültig weg, aber ich hatte das Gefühl, dass Martin eigentlich nur hier hergekommen ist, damit er mit jemand darüber reden konnte und wer eignete sich da besser, als der jahrelange, beste Freund?! Ich wusste allerdings nicht, was ich groß dazu sagen sollte. Immerhin war er an dieser Misere selber Schuld. Ich hatte ihm schon ein paar Mal gesagt, dass er solche Beziehungen sein lassen sollte, weil er sich damit nur selber weh tat und den Mädchen auch.
„Du solltest echt mal deine emotionalen Differenzen ausgleichen...“ Ich fuhr durch die Zielgerade und ließ mich als Held der Stunde feiern, weil ich Erster war. Zumindest wurde ich im Spiel gefeiert, aber gerade kam ich mir echt mies vor. Was sollte ich denn machen, außer ihm dumme Ratschläge geben, die er selber eh schon weiß.
„Wie denn?!“ Er klang verzweifelter, als ich dachte. Ich legte meinen Kontroller beiseite und lehnte mich auf das Sofa zurück, schaute in seine Richtung. Er hielt seinen Blick immer noch auf die Mattscheibe gerichtet und lenkte sein Fahrzeug noch durch die Zielgerade, Zweitletzter.
„Naja, du musst wissen, was dich so fertig macht, dass du dich in die Beziehungen flüchtest.“ Ich fand, das klang unheimlich schlau und hätte von Lisa kommen können, die immer mit solchen Sprüchen ankam und gut mit mir und Martin befreundet war.
„Ich weiß es doch...“ Martin seufzte.
Wir wussten es beide. Eigentlich war das ganze Gespräch auch nur eine Farce, dass war uns beiden klar. Ich schaute an die Decke meiner Wohnung und spürte seinen Blick auf mir.
„Dann änder was daran.“ Ich leckte leicht nervös über meine trocknen Lippen und nahm noch mal einen Schluck von meinem Bier. Zu ihm schaute ich nicht.
„Ich kann nicht, dass weißt du...“ Er klang immer noch so verbittert.
Ich verdrehte die Augen, trank noch mal einen Schluck und beugte mich dann zu ihm hinüber, um ihn zu küssen. Der Kuss schmeckte nach Bier und ich fühlte mich eigentlich viel zu betrunken, um einen guten Kuss daraus werden zu lassen. Aber mir war es so lieber, der Alkohol machte alles viel einfacher zu erklären, vor allem für mich.
„Kannst du jetzt?“, meinte ich, als wir den Kuss beendeten. Meine Stimme war etwas belegt, was ich aber auf den Alkohol schob, Entschuldigung für alles.
Er packte mich an meinem Shirt und zog mich wieder zu sich. Ja, Küssen war in unserem Zustand auch einfacher als reden.
Ich muss gestehen, dass ich mich nicht mehr an allzu viele Einzelheiten erinnern konnte, ich wusste, dass wir noch eine Weile knutschten und rumgefummelt haben und irgendwann mal auf der Couch eingeschlafen waren, wobei ich mich einfach recht breit auf ihn gelegt hatte. Also es ist nicht wirklich was spannendes passiert, zumindest so rein körperlich gesehen, emotional wusste ich nicht.

Am nächsten Morgen bin ich erst mal mit einem Brummschädel aufgewacht und fröstelte leicht, so ganz ohne T-Shirt schlafen, war selbst mit so einer warmen Matratze wie Martin nicht das Wahre. Mein Blick viel auf den Fernseher, auf dem immer noch Mario Kart darauf wartet, ein neues Rennen starten zu dürfen. Das hatten wir wirklich total vergessen, war mir aber im Moment egal. Ich hatte das Gefühl als würden Elefanten in meinem Kopf Samba tanzen.
Außerdem war mir schlecht.
Zu wenig trinken und essen und der Alkohol war wohl doch ein beschissene Mischung gewesen, ich setzte mich vorsichtig auf und spürte, wie mir alles hochkam. Fuck, war mir schlecht.
Ich hechte in mein kleines, gammeliges Bad und konnte mich gerade noch rechtzeitig in mein Klo übergeben. Das widerlichste war ja, dass mein Magen komplett leer war und ich nur total eklige Magensäure kotze, die förmlich meinen Hals verätzte. Und wirklich, Magensäure macht doch Kotze erst so wirklich widerlich.
Ich hing noch etwas über der Kloschüssel, als ich sicher war, dass mir nichts mehr hochkommen würde, schleppte ich mich in mein Zimmer zurück und suchte nach Trinken ohne Alkohol. Mein Blick fiel auf den Orangensaft. Orangensaft klang toll, ich nahm die Packung, schüttelte probehalber, ob noch etwas drin war, stellte zufrieden fest, dass das der Fall war und nahm einen großen Schluck davon. Erst beim Absetzen, als mir der schimmlige Rand in die Augen stach, erinnerte ich mich daran, dass das Zeug da schon seit ewigen vergammelte.
So fand mich Martin dann kotzend in meinem Bad vor.
„Oli?“, er lugte vorsichtig in das Badezimmer, ich winkte ab und schaute ihn kränklich von der Kloschüssel aus entgegen.
„Ich werd mal gehen.“, meinte Martin schließlich.
Ich nickte nur und versuchte meinen rebellierenden Magen damit zu beruhigen, dass ich langsam ein- und ausatmete. Ich wunderte mich wirklich, dass ich immer noch was darin hatte, das revoltieren konnte.
Ich hörte wie er die Badezimmertüre schloss und seinen Mantel von der Garderrobe nahm, da erst ging mir auf, was er gesagt hat.
„Martin!“, rief ich ihm noch nach, was ich sofort bereute, da ich von meiner Stimme noch heftigere Kopfschmerzen bekam. Er hatte schon den Mantel an, als er nochmal ins Bad kam.
„Hm?“ Er wirkte etwas angespannt und nervös.
„Bring mir was ohne Alkohol von der Tanke mit, wenn du in ein paar Minuten wieder auftauchst, weil du mit mir reden willst, und bitte keinen Orangensaft...“
Er lächelte mich kurz an und ich erwiderte es schwächlich.Wir verstanden uns.


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