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Mobbing führte uns zusammen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das vorerst letzte Kapitel... Bis das Nächste steht dauerts noch etwas länger ^^" Komplett anzeigen

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Konsequenzen

Kapitel 7: Konsequenzen
 

[Kais PoV]
 

Kaum waren die Jungs verschwunden, brachte ich Raymond ins Krankenzimmer. Dort sollte er sich erst einmal ausruhen. „Geht's? Brauchst du irgendetwas?“ Doch er antwortete mir nicht. Ray war noch immer Starr vor Schreck, sah lediglich gen Boden.

Ich fragte mich, ob dieser Tachi es nur auf Ray oder auch auf andere abgesehen hatte. Ganz gleich wie es auch war, musste ich etwas tun. So weit zu gehen... Am besten verständige ich den Rektor. Das wird das Beste sein.
 

Da Raymond sich nicht mehr öffnen wollte, ließ ich ihn bei der Schwester zurück. Sie würde sich um ihn kümmern, bis es ihm wieder besser ging – dessen war ich mir sicher. Ich selbst konnte ja nichts tun. Er sprach zwar mittlerweile wirklich ein wenig mit mir, aber viel Vertrauen hatte er wohl noch nicht gefasst. Es stimmte mich traurig und beschäftigte mich zugleich. Es musste doch einen Grund für diese Verschwiegenheit geben.
 

Am späten Nachmittag, nachdem der Unterricht beendet war, begab ich mich zum Zimmer des Rektors. Ich klopfte an und wurde sogleich herein gebeten.

„Guten Tag, Kawabata-sensei“, grüßte ich ihn höflich und schloss die Türe hinter mir.

„Hiwatari-kun. Bitte, tritt ein.“ Der ältere Mann mit stattlicher Figur lächelte freundlich; legte ein paar Blatt Papier beiseite. „Was kann ich für Sie tun?“

„Nun“, begann ich und trat an den Tisch heran und setzte mich an den mir dargebotenen Stuhl. „Es gab einen Zwischenfall bezüglich Koganei Tachi und Kon Raymond. Mir ist bereits aufgefallen, das Koganei zum Mobbing greift. Heute Nachmittag habe ich Koganei dabei erwischt, wie er sich an Kon-kun vergehen wollte.“

Der Mann hörte mir ruhig zu. Als ich fertig war, änderte sich sein Mimik. „Hm. Das hört sich nicht gut an. Sie haben ihn erwischt? Was haben Sie unternommen?“

„Koganei ließ ich vorerst gehen, da ich mich um Kon-kun gekümmert habe. Ich sagte ihm, dass das Konsequenzen haben würde.“

„Verstehe. Nun. Das können wir natürlich nicht einfach auf sich beruhen lassen. Ich werde seine Eltern konsultieren. Wir werden sehen, was sich ergibt.“

„Vielen Dank“, gab ich zu verstehen. Das war zumindest ein erster Schritt. Mir blieb nur zu hoffen, dass er eine gerechte Strafe für sein Handeln bekommen würde.

„Danke Ihnen. Gibt es sonst noch etwas?“ Die Gesichtszüge des Mannes klarten etwas auf.

„Nein. Ich wünsche einen guten Abend“, meinte ich, verbeugte mich verabschiedend und ging dann aus dem Büro.
 

Knapp eine Woche später kam mir zu Ohren, dass Tachi für geraume Zeit der Schule verwiesen wurde. Er würde also erst mal keinen Kontakt mehr zu Raymond haben. Erleichtert darüber konnte ich den Unterricht unbesorgt fortführen.
 

Wenige Tage später aber bemerkte ich, das Ray im Unterricht fehlte. Am ersten Tag dachte ich mir noch nicht viel dabei. Als er aber bereits seit drei Tagen nicht mehr kam, machte ich mir langsam Sorgen. Ob er Krank war? Vielleicht lag er im Bett und war nicht in der Lage zu telefonieren?

„Wobei...“, nuschelte ich vor mich hin, an meinem Schreibtisch gerade eine Pause einlegend. Ein Telefon war mir nie aufgefallen... Ob er überhaupt eins besaß?

Im Lehrerzimmer wurden Mitteilungsblätter für die Eltern ausgegeben, die bereits am nächsten Tag zurückzubringen waren. Ich ging die Blätter durch und zählte auch noch einmal nach, da fiel mir etwas auf. „Entschuldigung? Fehlt hier nicht das Blatt für Kon-kun?“ Ich sah in die Runde, welche sehr erstaunt zurück sah.

„Nein. Der Junge ist doch Krankgeschrieben?“

„Hat er keine Erziehungsberechtigten?“, fragte ich weiter und noch erstauntere Blicke trafen mich.

„Er ist in Ihrer Klasse und Sie wissen das nicht?“ Ich konnte genau den Spott heraushören, ging aber nicht darauf ein.

„Doch, sicher. Ich dachte nur, vielleicht gibt es einen anderen Verwandten, der...“

„Gibt es nicht.“

Ich wunderte mich. Nicht nur über die Verhältnisse in Ray's Familie, sondern auch vom Verhalten meiner Kollegen. Verschwiegen sie mir etwas oder stellte ich mich so dumm an, das sie mir nichts erzählten? „Wenn das so ist“, begann ich, noch etwas in Gedanken. „dann gebe ich Sie ihm. Ich wollte heute sowieso wieder bei ihm vorbeischauen und fragen, wie es ihm geht.“

Kaum hatte ich die Blätter in meine Schublade gelegt, kam einer der älteren Kollegen näher an meinen Tisch heran. Ich blickte auf, in ein finsteres Gesicht. „Was meinen Sie damit?“

„Was meine ich womit?“

„Vorbeischauen? Wieder? Wissen Sie nicht, dass das untersagt ist, wenn kein Angehöriger anwesend ist?“

Ich sah ihn verwundert an. Gab es hier eine Regel die mir nicht bekannt war? War das Besuchen von Schülern wirklich untersagt, wenn kein Elternteil dabei war? Ich konnte mir das nicht so recht vorstellen. „Sie belieben zu Scherzen?“, fragte ich skeptisch. Nein. Das konnte nun wirklich nicht sein.

„Ich scherze nie.“

So sah er auch aus, dachte ich mir im Stillen.

„Sie besuchen Ihren Schüler also wirklich?“

Ich nickte nur. Was mich anschließend erwartete glich einem schlechten Film. Mein Kollege schien es darauf anzulegen und fragte wieder und wieder nach. Als wolle er es als Schuldeingeständnis. Natürlich bekamen es dadurch auch die anderen Kollegen mit, sodass das Gespräch nun nicht mehr nur uns Beide betraf.

Es geschah dann schneller als ich hatte gucken können und wurde nicht viel später zum Rektor gebeten. Von ihm bekam ich nicht nur eine kleine Predigt zu hören, man verbat mir auch – und das mit eindringlicher Stimme – jemals wieder einen Schüler zu besuchen, sofern keine Erziehungsberechtigten anwesend waren.

Mir stand der Schock regelrecht ins Gesicht geschrieben. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn doch niemals besucht. Ich fragte mich, warum mir das derart entfallen war. Natürlich war ich während des Studiums darüber aufgeklärt worden. Natürlich kannte ich die Regeln. Und natürlich war es selbstverständlich. Doch warum war ich dennoch so sicher gewesen, das es okay sei? Ich konnte mich nur über mich selbst wundern und ärgern. Denn nun hatte ich es mir wohl endgültig verbaut.

Was nun aus Ray werden würde?

Ich verließ das Zimmer mit niedergeschlagener Haltung und fragte mich noch den ganzen Tag lang, was ich nun tun sollte.
 

Da es mir untersagt worden war ihn zu besuchen, hielt ich mich weitestgehend auch daran. Es fiel mir schwer, da ich wirklich besorgt um ihn war. Nach einem solchen Vorfall allein zu sein... Ich glaube nicht das es das Beste war. Ich wünschte mir in dem Moment nichts sehnlicher als ihn zu sehen.

Bereits eine Woche war seit jenem Tag vergangen und noch immer fehlte Ray. Seine Mitschüler wussten nichts darüber; auch weil es ihnen egal zu sein schien. Der Lehrkörper konnte mir auch nichts sagen – zu meiner Verwunderung. Es kam mir vor als wäre es ihnen fast recht. War Raymond denn wirklich so ein Problemkind, das man es am liebsten gar nicht um sich herum haben wollte? Das konnte doch nun wirklich nicht sein. Sicher war alles ganz anders!
 

Am achten Fehltag konnte ich kaum noch stillsitzen. Ständig plagte mich der Gedanke, wie es dem Jungen wohl ging. Nervös blickte ich immer wieder auf die Uhr und konnte mich kaum auf den Unterricht konzentrieren. Da es so nicht weitergehen konnte, beschloss ich – trotz des Verbotes – Ray einen Besuch abzustatten. Es musste heimlich geschehen und lange würde ich auch nicht bleiben können. Aber ich musste mich vergewissern, das es ihm gut ging. Und sei es nur das.

So machte ich mich direkt nach Unterrichtsschluss auf den Weg. Versuchte unauffällig zu seinem Haus zu gelangen, was mir gelang. Ich wurde nicht beobachtet und konnte erst mal aufatmen. Ich klingelte gleich nachdem ich vor seiner Tür stand, doch regte sich nichts. Im Inneren war es dunkel, kein Licht brannte. Auch konnte man keinen Laut hören. Etwas beunruhigt klingelte ich noch einmal. Wieder nichts. Etwas lauter klopfte ich nun gegen die hölzerne Tür.

„Ray?“, rief ich und hoffte, das er wenigstens auf meine Stimme reagieren würde. Doch auch jetzt tat sich nichts. Angst beschlich mich. Ihm wird doch wohl nichts passiert sein? „Raymond? Lass mich rein. Alles okay bei dir?“ Immer noch keine Antwort. Ich war mir sicher, das da etwas nicht stimmte und rüttelte fest an der Tür. Da das Gebäude nicht mehr das Neueste war, gelang es mir tatsächlich das Schloss zu öffnen – wobei es etwas beschädigt wurde. Langsam trat ich ins Innere. Stockdunkel war es. Ich tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn und machte das Licht an. „Raymond?“ Weiter ging ich vor, betrat das Wohnzimmer. Leere. Hier war niemand zu sehen. Auch ein Blick in die kleine Küche zeigte dasselbe: Nichts. War er dann im Schlafzimmer?

Wenn Ray dort nicht war, würde ich wirklich zur Polizei gehen und ihn als vermisst melden müssen. Ich konnte nur hoffen, das er da war.

Mit einem lauten Knarren öffnete ich die Tür zum Schlafzimmer. Auch hier war alles Dunkel. Aber ich erkannte etwas. Wenn auch nur einen Schatten. „Ray?“

Der Schatten zuckte und drehte sich kaum merklich in meine Richtung. Mir wurde klar, das es Ray war, der sich unter dieser Decke versteckte und beinahe regungslos an der Bettkante saß.

„Raymond. Ich bin es. Ist alles in Ordnung...?“ Unsicher wagte ich mich langsam weiter vor. Der Schwarzhaarige drehte sich wieder in seine Position zurück. Zitterte er oder bildete ich mir das ein? Am liebsten hätte ich das Licht angemacht, doch streikte die Glühbirne. „Ray?“

Ich trat an ihn heran, kniete mich neben ihn ans Bett und versuchte einen Blick zu erhaschen. Zu meinem Glück drehte er sich nicht gänzlich weg. Aber auf mich zukommen tat er auch nicht. Was war nur los?

Sachte hob ich meine Hand an und nahm ihm die Decke aus dem Gesicht, sodass ich ihm wieder in die Augen sehen konnte. Ein kleiner Lichtschein drang hinter mir durchs Fenster – die Vorhänge hatte er zugezogen gehabt, mittig war aber ein Spalt frei geblieben. Dem Licht verdankte ich einen klareren Blick, doch was ich sah war einfach schrecklich. Rays einst so klare, goldgelbe Augen waren ganz trüb und leblos. Auch war er noch nie zuvor so Blass gewesen. Müde und abgeschlagen, nicht zuletzt auch abgemagert... Ich traute meinen Augen kaum.

„Ray?“ Ich versuchte so gefasst wie möglich zu klingen, aber es war schwer. Ich sah ihn hier sitzend, kauernd und konnte nicht einmal annähernd erahnen was in ihm vorgegangen war.
 

[Fortsetzung folgt irgendwann...]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hAyLeY9pOtTeR
2015-06-10T14:10:39+00:00 10.06.2015 16:10
Tachi hat es voll verdient aus der schule geschmissen zu werden, nach allem was er im letzten kapitel ray das angetan hatte! >:( hmm kaum ist der weg, ist ray abwesend und da bin ich auch fragwürdig was wieder passiert war. Sieht so aus als hätte er von diesem erlebnis beim sportfest doch nicht können verarbeiten... :( ehrlich was sind das für lehrer wo es einen schüler gleichgültig können sein bei diesen fehlen. Kai wohl nicht, wenigstens ihm nicht, nach allem wenn es um ray geht. Trotz verbot oder mahnung ist er zu ihm rüber gegangen. Gut so kai! 8^^8 würde mich auch sorgen machen und das gleiche tun. Das ist schockierend: ray geht es nicht gut? So etwas habe ich geahnt.
Tut mir leid für die lange verzögerung fürs kommentieren. Ich hoffe es wird alles gut für die beiden.


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