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Have you ever

Tom Riddle and Hermione Granger
von

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Have You Ever Given Up Hope

Have You Ever
 

Chapter 1: On the Verge of Defeat
 

Donnerstag, Mai 28, 1998
 

10:57 P.M.
 


 

Tränen brannten in Hermine Grangers warmen, sonst so fröhlichen, Augen. Die gewöhnliche Behaglichkeit aus Albus Dumbledores häuslichem Rektorbüro war seit langem verschwunden und Hermine fand sich selbst, dem Direktor von Hogwarts persönlich gegenüber sitzend, wieder. Sie fühlte sich sehr einsam.

Der lebhafte, rot-goldene, spitze Gryffindor-Abschlussshut, der sie anfangs mit samt dem speziellen Schulsprecherabzeichen so unglaublich erfreut hatte, lag jetzt als Knäul in ihren schlaffen Händen.
 

Sie konnte nicht gauben, dass das passierte. Nicht an dem Tag ihres Schulabschlusses. Die dunklen Kräfte sollten verschwunden sein. Der Krieg sollte enden.
 

Diese Nacht konnte nicht geschehen!
 

„Hermine“, sagte der ältere Mann schwer, „du weißt mehr, als ich es ausdrücken kann, wie du, Harry und Ron ein Teil unserer Familie seid, unserer Hogwarts-Familie, und das für sieben wundervolle und zugleich schrecklicke Jahre.“
 

Wundervoll, schrecklich. Diese zwei Worte hätten niemals treffender gewählt werden können. In ihren Gedanken blickte sie zärtlich zurück auf die Abenteuer, die sie mit ihren beiden besten Freunden erlebt hatte, an die Gänge nach Hogsmeade, an die Streiche an den Slytherins (trotz ihres Protestes, es sei denn, sie hatten es wirklich verdient), an die Art, auf die sie einfach bei ihnen sitzen – und sein konnte, und sich niemals mehr zu Hause fühlte.
 

Dann hatte der Krieg begonnen.
 

Sie konzentrierte sich wieder auf das, was er gesagt hatte, runzelte die Stirn und saß etwas steifer. Ihre Wirbelsäule war so gerade, dass sie sich elegant an das Holz der Stuhllehne schmiegte. Warum hatte Dumbledore sie in sein Büro gerufen, zu dieser Stunde und an diesem Tag, von allen Tagen, ohne ihre üblichen Begleiter?
 

Sie lächelte in sich hinein, als sie sich vorstellte, wo Harry und Ron jetzt waren…. Würde es ihr dreizehnter Krug Butterbier sein oder ihr vierzehnter? Nach allem, was geschehen war, war es ihre letzte Nacht, um den Rest der Schulregeln zu brechen, bevor sie lebewohl sagten und Hogwarts für immer verließen…
 

Ja, jetzt, da sie darüber nachdachte.. vielleicht war es tatsächlich das Beste, Harry und Ron da rauszuhalten, was Dumbledore auch immer mit ihr besprechen musste.
 

Als ob er ihre Geistesabwesenheit gespürt hätte, räusperte er sich freundlich und Hermine überließ Ron und Harry schnell wieder ihren spätabendlichen Partys.
 

Sie war betroffen, als ihr der Leiter vom Orden des Phönix erklärt hatte, dass beinahe jede noch so winzige Information, die der Orden auf dem Weg des Krieges zu haben geglaubt hatte, vollkommen falsch war; dass Voldemort, statt aufzugeben, lediglich seine Kräfte neu sammelte und wieder auferstand, nur um noch wilder und mit noch größerer Macht durch Großbritannien und Paris zu fegen - zu große Macht, als dass die übrigen Auroren etwas dagegen hätten ausrichten können.
 

„Bitte, Sir“, begann sie langsam, vorsichtig und so taktvoll wie möglich, „ich will nicht unhöflich sein, aber… warum erzählen sie mir das?“. Mir und nicht Harry? „Was gibt es noch, was ich – wir – möglicherweise tun könnten?“.
 

Wortlos verließ Dumbledore seinen polierten, hölzernen Sitz und begann in dem Raum umherzuschreiten, während er die vielfältigen Gemälde musterte, die die Wände zierten. Er legte eine Hand auf den Rücken und sein langer grauer Bart streifte den oberen Rand seines kastanienbraunen Gürtels und die dazu passende Robe.
 

Ein stiller Dumbledore war niemals ein gutes Zeichen und Hermine konnte den Anblick, der sich ihr bot, wann immer sie in sein Gesicht sah, nicht ignorieren - so sehr sie es auch versuchte:

Das Funkeln, dass seine gutwilligen, blauen Augen sonst immer schmückte, war schon seit Monaten nicht mehr vorhanden. Sie fürchtete, dass es für immer von einem verlorenen, geschlagenen Ausdruck ersetzt werden würde; so war es auch an diesem Abend.
 

Es war mehr als Todessern gegenüberzustehen, mehr als inmitten eines Kampfes, Zauberstab an Zauberstab um ihr Leben zu kämpfen, mehr als sich darauf vorzubereiten, dass sich Voldemort und Harry im unausweichlichen und immer näher kommenden Endkampf gegenübertreten würden. Dumbledores Gesichtsausdruck ließ Wellen des reinen Schreckens durch Hermines Adern pumpen.
 

Wir werden diesen Krieg verlieren.
 

Der Gedanke, so grausam er auch war, war die einzige logische Schlussfolgerung, die Hermine aus den gegebenen Fakten ziehen konnte. Wenn der einzige Mann, den Voldemort angeblich fürchtete, Angst hatte – nicht um sich selbst, aber um das Schicksal der Menschen um ihn herum, was sollte Hermine sonst schlussfolgern?
 

„Ich fürchte, dass das Resultat von Voldemorts nächstem Angriff sehr wohl unser aller Leben auslöschen kann“, sagte Dumbledore schließlich schwer, seine Augen ruhten auf einem Portrait mit lachenden Kindern in Freizeitkleidung. Ein kleiner Junge auf dem Bild streckte Dumbledore gerade die Zunge heraus und kicherte. Dies ließ sein Gesicht nur noch ernster erscheinen. Er drehte sich um und ging die wenigen Schritte zurück zu seinem Stuhl an dem enormen Schreibtisch. „Wie du dir vielleicht denken kannst, habe ich diese Erkenntnis noch mit keinem anderen Schüler geteilt, denn in diesem Fall ist es so - was sie nicht wissen, wird sie sicher nicht belasten, jedenfalls noch nicht.“
 

Welch lustiger Gedanke. Und welche anderen Dinge haben uns das Jahr über 'nicht belastet, weil wir sie nicht wussten'?
 

Hermine kämpfte mit aller Kraft gegen den dichten Knoten in ihrem Magen und die bedrückende, wachsende Angst in ihrem Kopf, um Dumbledore strahlend anzulächeln. „Was ist mit der Prophezeiung? Harry hat immer noch eine Chance, Voldemort zu töten, oder?“
 

„Ja, oder umgekehrt“, bestätigte Dumbledore seufzend mit einem kleinen Nicken. „Aber, denk nach, Hermine. Denk an den Preis. Lord Voldemort hat eine Armee aufgestellt, die so gewaltig ist, dass niemand im Stande sein wird, sie zu stürzen. Die Riesen, die Goblins, die Dementoren, die dunklen Kreaturen aus den Transylvanischen Waldländern… du hast sie gesehen, Hermine. Du kennst ihre Neigung zum Töten. Glaubst du wirklich, dass sie zu kämpfen aufhören werden, wenn Harry Voldemort besiegt hat?“
 

Die grausame Wahrheit dieser Worte ließ Hermine augenblicklich in einem Gefühl der Aussichtslosigkeit versinken; besonders, da es Albus Dumbledore war, der schien, als wäre er kurz davor, aufzugeben. Das laute, verhasste TICK TOCK TICK TOCK seiner Muggle-Uhr trieb sie an den Rande des Wahnsinns und für einen Moment überlegte sie, ihren Zauberstab zu nehmen und die Uhr mit einem Reductor zum anderen Ende des Schlosses zu befördern.
 

Immerhin war es die Nacht ihrer Schulabschlussfeier und sie würde sterben, so oder so. Wenn Dumbledore dachte, alles wäre verloren, dann war alles verloren. Warum nicht handeln und einen illegalen Zauberspruch benutzen? Warum wurde es im Unterricht gelehrt, wenn man es sich nicht zunutze machen durfte?
 

Abrupt festigte Dumbledore seine Stimme und ließ sie dann etwas höher klingen, wie er es oft tat, wenn er vorhatte einen entscheidenen Punkt zu erläutern. „Es sei denn…“, warf er ernst ein.
 

Bei diesen kleinen Worten fühlte Hermine, wie sich die traurige, unheilvolle Stimmung im gesamten Raum beträchtlich hob. Es sei denn. Das bedeutete, dass es immer noch eine Chance gab, so dürftig sie auch sein mochte. Es sei denn, es sei denn, es sei denn.

Es gibt noch Hoffnung! „Es sei denn…?“, wiederholte sie eifrig, während sie sich in ihrem Stuhl etwas nach vorn lehnte.
 

„Es sei denn-“, Dumbledore griff in eine für sie nicht sichtbare Schublade und holte ein uraltes, staubiges, abgenutztes und in Leder gebundenes Buch daraus hervor, ehe er es mit einem dumpfen Laut auf dem Schreibtisch plazierte. Der verblasste graue Einband sah aus als wäre er kurz davor auseinanderzufallen, und mehrere Ecken des gelblichen Pergaments waren schwarz angesengt,“- wir bekämpfen das Problem an dessen Wurzel."
 

Hermines Neugier kochte über, all die Angst vor einer kurz bevor stehenden Niederlage verpuffte und sie fühlte sich leicht wie eine Feder. Begierig lehnte sie sich zum Schreibtisch hinüber, ohne auf ihren Gryffindor-Abschlussfeierhut zu achten, der zu Boden fiel. Ungeduldig versuchte sie, die verblassten eingestanzten Lettern auf dem Umschlag zu lesen, indem sie den Kopf etwas nach rechts neigte.
 

Ihr fiel eine Haarsträhne ins Gesicht und verdunkelte die Sicht auf ihrem linken Auge, doch es störte sie nicht. Im Laufe der letzten zwei Jahre hatte sich das krause Durcheinander verringert und wurde stattdessen zu weichen, kräuselfreien, beneidenswerten dunkelbraunen Locken, so musste Hermine sich nicht jeden Morgen einen Kampf mit ihrem Haarschopf liefern wie mit den dunklen Künsten. Stattdessen ließ sie ihr Haar nach dem Duschen trocknen, wobei jede einzelne Locke einen leicht nassen Glanz behielt. Das machte es im Großen und Ganzen sehr viel handlicher und das war es, was Hermine gefiel.. auch wenn Lavender Brown nun ständig jammerte, dass sie sich auch gelocktes Haar wünschte („Diese süße Art wie sich deine Haare kringeln, Hermine.“).
 

Sie lächelte in sich hinein und konzentrierte sich nun wieder auf den Buchtitel. Stirnrunzelnd verband sie die einzelnen Buchstaben miteinander.

Z-E-I-T-R-E-I-S-E-N-U-N-D-A-N-D-E-R-E-N-I-C-H-T-W-E-I-T-E-R-U-N-M-Ö-G-L-I-C-H-E-K-U-N-ST-S-T-Ü-C-K-E-D-E-R-A-L-T-E-N-Z-A-U-B-E-R-E-I
 

Zeitreisen? Wiederholte sie in Gedanken sprachlos. Hatte Dumbledore nun den Verstand verloren? Jeder anständige Schüler wusste, dass Zeitreisen nicht möglich waren.
 

Dennoch berührte Hermine den alten Einband ehrfurchtsvoll. „Dieses Buch… es muss Jahrhunderte alt sein…“, flüsterte sie, während Dumbledore sie beobachtete. Ihr kluger Verstand begann nun zwei und zwei zusammenzuzählen; sie fühlte sich nicht mehr allzu erleichtert. „Direktor, was genau hat all das zu bedeuten?“
 

Dumbledore sah Hermines schmales, wissbegieriges Gesicht durch seine Halbmondgläser düster an. Hermine war sich sicher, dass nun auch das leiseste Rascheln von Papier verschwunden war. Bis auf die nervende Muggle-Uhr, war es im Rektorbüro vollkommen still.
 

TICK TOCK TICK TOCK TICK TOCK…
 

Eine elektrische Spannung begann sich in der Luft aufzubauen. Hermine konnte es fühlen und sie konnte spüren, wie sich ihr eigener Herzschlag beschleunigte. Was auch immer dies zu bedeuten hatte, Dumbledore musste einen unglaublichen Plan geschmiedet haben – er musste unglaublich sein, denn das Verwenden von alter Magie war, wegen des Instabilitätgesetzes, seit 1781 verboten.
 

Doch sie hatte keine Ahnung wie erschreckend seine nächsten Worte tatsächlich sein würden.
 

„Es bedeutet, Hermine, dass du vielleicht nie zurück kommen wirst.“

Have You Ever Belonged

Eine elektrische Spannung begann sich in der Luft aufzubauen. Hermine konnte es fühlen und sie konnte spüren, wie sich ihr eigener Herzschlag beschleunigte. Was auch immer dies zu bedeuten hatte, Dumbledore musste einen unglaublichen Plan geschmiedet haben – er musste unglaublich sein, denn das Verwenden von alter Magie war wegen des Instabilitätgesetzes seit 1781 verboten.
 

Doch sie hatte keine Ahnung wie erschreckend seine nächsten Worte tatsächlich sein würden.
 

„Es bedeutet, Hermine, dass du vielleicht nie zurück kommen wirst.“
 


 

Chapter 2: Meet the Six
 

Donnerstag, Mai 28, 1998
 

11:48 P.M.
 


 

Als sie den Weg zum Raum der Wünsche Stück für Stück hinter sich ließ, fühlte sich Hermines Kopf an, als hätte er sich in einen verwirrenden Brei aus Götterspeise verwandelt. Die trägen Grau -und Brauntöne der Dunkelheit und der matt beleuchtete Fußboden des fünften Korridors schienen in beunruhigender Geschwindigkeit hinter ihr her zu wirbeln.
 

Sie war aus dem Büro des Rektors gekommen und trug nun einen abgetragenen leichten Baumwollrucksack. Der Hut ihrer Abschlussfeier hing schlaff in ihrer linken Hand, doch sie spürte ihn kaum. Noch immer versuchte sie zu realisieren, was Dumbledore ihr als „letzte Möglichkeit“ offenbart hatte.
 

Sie war so in das Durcheinander ihrer Gedanken vertieft, dass sie von der gewaltigen hölzernen Tür für den Raum der Wünsche, die zu ihrer Linken aus dem Nichts auftauchte, kaum Notiz nahm und nur mit Mühe spürte wie ihre kalten Finger den geschmeidigen vergoldeten Türknauf berührten. Sie bemerkte nicht einmal die anderen fünf nicht gerade leisen Personen im Innern des Raumes, als sie die Tür hinter sich zuknallte.
 

WUMMS!
 

„Whoa, dort, Hermine!“, rief Ron Weasley mit einem Gesichtsausdruck wie ein vom Scheinwerferlicht getroffenes Reh. Er sprang weg vom Sprühregen aus Butterbier, der entstanden war, als er seine Flasche fallen gelassen hatte. Eine Runde Applaus und vereinzelte Beifallrufe brachen von den übrigen vier Teenagern im Raum aus.
 

Der große Rotschopf beugte sich übertrieben weit nach vorn, um nach unten auf die Glasscherben zu sehen, die auf dem nun nassen Boden lagen. Dann richtete er sich wieder gerade auf und schüttelte seine zottelige rote Mähne aus seinem Gesicht, wobei er Hermine an einen kleinen Jungen erinnerte. „Was hetzt du so, he?“, fragte Ron wütend.
 

„Denk lieber nicht zu viel darüber nach, Ronald, es ist nicht so, dass du noch ein Butterbier bräuchtest“, Hermine lächelte gewissenhaft, stieß sich mit dem Rücken von der Tür ab und suchte sich einen Weg durch das Zimmer, zu dem einzigen freien Sitzplatz. Dieses Mal hatte sich der Raum in ein Chalet verwandelt. Trotz der warmen Sommernacht loderte fröhlich ein Feuer im Kamin. Es gab sorgfältig verarbeitete hölzerne Möbel aus Eichen –und Kirschholzschichten und ein gigantisches hängendes Bockgeweih, welches die Dekoration vollendete.
 

Auf seinem Sitzplatz an einer Ecke des Mahagoni-Couchtisches schüttelte er verzweifelt den Kopf und wimmerte: “Du verstehst das nicht“. Nachdem er verärgert seinen Zauberstab zog, machte er eine lebhafte Show daraus, seine Ärmel hochzurollen und sah aus, als würde er sich auf eine Explosion vorbereiten. „Reparo“, nuschelte er fachmännisch.
 

Sofort umhüllte ein blauer Dunst das Glas und innerhalb von Sekunden waren die Flasche und das Butterbier wieder eins. Wieder schüttelte Ron den Kopf, wahrscheinlich über ihren extremen Mangel an Verständnis für das männliche Geschlecht, dann nahm er sich ein weiteres Stück Kürbiskuchen von der Servierplatte, die sie offensichtlich von dem Abschlussfest in der großen Halle mitgeschmuggelt hatten. Ohne zu zögern schob er sich das ganze Stück auf einmal in den Mund.
 

„Iiiiiiihhhhhhhh, Ron!“
 

Jemand wollte offensichtlich nicht, dass sie sich setzte, dachte Hermine verschroben und sprang über die eben noch quiekende, ausgestreckt am Boden liegende Lavender Brown, die noch immer ihre seidig schwarze Abschluss-Robe trug. Den rot-goldenen Gryffindorhut hatte sie unsauber aufgerollt und benutzte ihn als Kissen.
 

Hermine war noch nie so erleichtert gewesen, als sie sich in den gepolsterten hölzernen Schaukelstuhl neben dem knisternden Kamin sinken ließ.
 

„Willst du irgendwo hin?“, piepste Ginny Weasley von ihrem Platz auf dem Liebessessel aus, wo sie zusammengekauert bei Harry Potter saß. Als Hermine sie fragend anblickte, nickte die Rothaarige zu dem verblassten Baumwollrucksack, der immer noch in ihrer Hand baumelte.
 

Gegen Hermines Willen musste sie an den Tag zurück denken, an dem Harry Ginny vor einundhalb Jahren das erste Mal gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen würde.
 

Sie selbst war niemals glücklicher mit einen Paar. Seit Harrys Ansehen und seine Macht wuchs, war er zum absoluten Empfänger der unerwünschten Aufmerksamkeit von fast der Hälfte der weiblichen Bevölkerung in Hogwarts geworden. Seit Ende des dritten Schuljahres war Ginny, neben Hermine, mit die einzige, die Harry einfach nur als Freund betrachtete, wenn auch als sehr guten Freund. Sie war, neben Hermine, mit die einzige, die sein Talent, seinen Mut und seine Sturheit vollkommen aktzeptierte. Kurz, Ginny und Harry waren für einander geschaffen.
 

Ginny trug noch ihre Uniform. Sie hatte noch ein Jahr vor sich, das sie in Hogwarts verbringen würde.
 

Das heißt, wenn es Hogwarts in einem Jahr noch gibt…
 

Oh richtig, der Rucksack. Als sie sich in die Gegenwart zurück geblinzelt hatte, blickte sie auf ihre rechte Hand hinunter und ließ die Tasche bereitwillig die paar Zentimeter auf den Boden fallen. „Eigentlich wollte Dumbledore-“
 

„Verrückt werden?“, zwitscherte Lavender dazwischen und kicherte über ihren offenbaren, oder vielleicht eher mangelnden, Einfallsreichtum.
 

Hermine seufzte schwer und rollte mit den Augen. „Eigentlich nicht, also wenn ihr jetzt-“
 

„Nichts dagegen hättet, wenn wir mitmachen?“, fügte Harry mit einem versteinerten Grinsen hinzu, das seine groben Gesichtszüge zum Vorschein brachte, bevor Lavender ihre nächste Bemerkung laut aussprechen konnte.
 

Lavender strahlte inzwischen, als Ron den Couchtisch verlassen hatte und nun ein Butterbier in der linken, –einige Schokofrösche in der rechten Hand balancierend auf dem Weg zu ihr war. Sie hielt ihm die Hand entgegen und schaffte es, sich seinen Arm zu schnappen und ihn mit einem Grunzen auf den Boden zu ziehen, wobei sie in all dem Tumult und zu Rons Ärger den Schokofröschen zur Flucht verhalf.
 

„Oh, Lav, ganz ruhig, ok?“
 

In Hermines Kopf begann es zu surren. Sie gab ein verärgertes, aber gutmütiges Grummeln von sich und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, während das letzte und überraschenste Mitglied der Gruppe im Raum der Wünsche aufsah. Auf seinem Gesicht trug er ein amüsiertes Lächeln, mit dem es ihm bereits erfolgreich gelungen war, die Herzen der anderen Hälfte der Mädchen in Hogwarts zum Schmelzen zu bringen.
 

"Scheint so, als würdest du gleich den Verstand verlieren, Granger“, sagte Draco Malfoy träge und streckte sich auf dem feinen Ledersofa, das schräg gegenüber von Hermines Feuerplatz stand. Seine schwarze Abschlussrobe, die einzige im Raum der Wünsche, die das grün-silberne Slytherin-Hauswappen trug, lag achtlos in einer Ecke der Couch und hob sich stechend von Malfoys platinblondem Haar ab.
 

„Werdet ihr alle einfach mal leise sein!“, explodierte Hermine schließlich und warf in ihrer Wut den Rucksack von sich.
 

Das Surren in ihrem Kopf verstummte augenblicklich und Harry kläffte: „In Deckung!“. Er schob seinen Kopf zwischen seine Knie und schützte ihn mit seinen Händen, gerade rechtzeitig, da die Tasche von seinem Rücken abprallte und auf dem Boden liegen blieb. „Au, Mine, das tat weh!“.
 

Die Brünette senkte den Kopf und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Tut mir Leid, Harry, war nicht mit Absicht“, murmelte sie mit einem Seufzer und nahm den Rucksack von ihm entgegen, ohne aufzusehen. Sie konnte sie wirklich nicht dafür verurteilen, dass sie so sorgenfrei waren. Zwar musste Harry noch Voldemort töten, doch sie alle dachten, dass wir immerhin noch den Krieg unter Kontrolle hätten. Naja, wahrscheinlich sollte ich ihnen ihren Spaß lassen, so lange das noch möglich ist, dachte sie und nahm mehrere Atemzüge, um ihren vollen Kopf zu beruhigen.
 

Draco schwang seine Beine vom Sofa, setzte sich auf und lehnte sich zurück. Er hob seine Hand und deutete auf die sichtbar frustrierte Hermine. „Die Schulsprecherin hat eindeutig was zu sagen“, verkündete er in seiner typisch schleppende Art, „lasst sie reden.“ Als sie ihren Kopf ein wenig hob, blitzte sie heldenhaft ein tiefes, blaues Auge an. „Mach weiter.“
 

„Wie rücksichtsvoll von dir, Frettchen“, neckte sie ihn, obgleich sie ihm ein dankbares Lächeln schenkte, welches er mit einem charakteristischen Grinsen erwiderte.
 

Seit zwei Jahren hatte Draco Malfoy sich verändert und es gab Zeiten, in denen Hermine immer noch Probleme damit hatte, seine… nun ja, vollkommen neue Persönlichkeit zu aktzeptieren. Er hatte bis jetzt noch nie etwas getan, womit er ihr Vertrauen missbraucht hätte. Sie rang immer wieder mit sich, doch sie musste zugeben, dass sie Draco Malfoy vertraute. Das tat sie. In ihrem ersten Jahr hätte sie sich selbst für vollkommen verrückt erklärt, aber jetzt hatte sie keinen Grund dazu… bis auf die Tatsache, dass er Draco Malfoy war.
 

Als Hermine sprach, nahm ihre leicht neckende Stimme einen dauerhaft gebieterischen Klang an, der nur der Schulsprecherin von Hogwarts gehören konnte. Hermine schätzte die Fähigkeit, ihre Stimme so zu kontrollieren. Jede Facette darin, von nett und sorgend, neckend und verspielt, scharf und clever, bis hin zu befehlshaberisch und wissend, war gleichermaßen verlockend, gleichermaßen effektiv… und gleichermaßen sie.
 

„Alles klar, hier ist der Plan…“

Have You Ever Given Up Everything

Als Hermine sprach, nahm ihre leicht neckende Stimme einen dauerhaft gebieterischen Klang an, der nur der Schulsprecherin von Hogwarts gehören konnte. Hermine schätzte die Fähigkeit, ihre Stimme so zu kontrollieren. Jede Facette darin, von nett und sorgend, neckend und verspielt, scharf und clever, bis hin zu befehlshaberisch und wissend, war gleichermaßen verlockend, gleichermaßen effektiv… und gleichermaßen sie.
 

„Alles klar, hier ist der Plan…“
 


 

Chapter 3: A Mad and Last Ditch Plan
 

Freitag, Mai 29, 1998
 

12:04 A.M.
 


 

Hermines braune Augen waren auf Ginny gerichtet, während sie sich fragte, wo sie beginnen sollte.
 

Obwohl die kleinste Weasley ein Jahr jünger war, als sie, hatte Hermine ihr gegenüber schon immer eine Mischung aus elterlicher Fürsorge und enormer Blutsverwandschaft empfunden. Obgleich ihre Freundschaft zu Ron und Harry so stark war wie sie nur sein konnte, hatte sie sich immer nach jemandem gesehnt, mit dem sie all ihre Interessen, über den typischen Mädchen Kram, teilen konnte. Harry und Ron konnten die Mystiken der Frau einfach nicht verstehen, so sehr sie es auch versuchten, und Hermine hatte nicht vor, mehrere Wochen aus ihrem wertvollen, -möglicherweise kurzen, Leben dafür zu verschwenden, es ihnen zu erklären.
 

Ginny, so konnte man es nennen, war die Erhörung auf Hermines Gebete, und die Mädchenfreundschaft wurde noch stärker, als sie bei der D.A. mitgemacht hatte und mit Harry zusammen gekommen war. Als der Krieg schleichend begann und so kalt die Leben von weitaus zu vielen Hogwarts Schülern, deren Familien und Freunden auslöschte, traf man Ginny und Hermine nur noch selten ohne die Gegenwart der jeweils anderen, oder die von Harry und Ron an.
 

Das war es, was alle sechs zusammen gebracht hatte.
 

Hermine entschied schließlich, dass eine kurze und auf den Punkt gebrachte Version wahrscheinlich am sinnvollsten wäre. Wenn es eine Sache gab, mit der Harry, Ron, Ginny, Draco und Lavender umgehen konnten, dann war es die Wahrheit, egal wie schlimm sie auch war.
 

„Ich hab mit Dumbledore geredet“, begann sie schwer und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum, bemüht, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Zur selben Zeit bemerkte sie Harry, der ihr ein verborgenes, vertrautes und neckendes Grinsen bot wie er es oftmals gerne tat, wenn sie etwas viel ernster nam, als die Situation es erforderte.
 

Wenn du nur wüsstest, Harry.
 

Noch immer konnte sie den ernsten Ausdruck nicht verhindern, doch nun sandte ihr liebevolles, weiches Gesicht Harry ein stummes Hallo.
 

Harry.
 

Mit ihm war sie durch dick und dünn gegangen, ob sie nach einem Riesen, namens Grawp, suchten, sich durch einen nebligen, verbotenen Wald schlugen, während sie von einem Werwolf verfolgt wurden, oder Seite an Seite gegen Todesser kämpfen mussten, weil sie sich unbeabsichtigt inmitten eines Schlachtfeldes wiederfanden, nachdem sie, während ihres letzten Hogsmeadebesuches, die „Drei Besen“ verließen. Er und sie waren dem Tod mehr als einmal gefährlich nahe gekommen… doch sie konnten ihm jedes mal entwischen.
 

„Anscheinend sind die Informationen, die wir bekommen haben, falsch. Er denkt nicht, dass wir eine Chance haben, den Krieg zu gewinnen“, fuhr Hermine langsam fort und legte eine Pause ein, als sie fünf bestürzte Augenpaare fixierten. Geistig ging sie nochmal alles durch, an was Dumbledore sie hatte teilhaben lassen. „Und ehrlich gesagt, wenn ich noch einmal darüber nachdenke, glaube ich das auch nicht.“
 

Rons völlig lesbare, grün-blaue Augen hingen an Hermines. Nun, jedoch, war weniger Funkeln darin, als üblich. Vollkommen gedankenverloren ließ er langsam die Hand sinken und ermöglichte den wenigen übrigen Schokofröschen, sich windend aus seinem Griff zu befreien und davonzuhüpfen.
 

Sie musste lächeln. Es gab keinen Zweifel daran, dass auch Ron und sie einiges zusammen durchgemacht hatten und es gab auch keinen Zeifel daran, dass es für ein paar Jahre einen Funken zwischen den beiden gegeben hatte, der sich vielleicht zu etwas mehr hätte entwickeln können… wenn nicht eine Reihe von unveränderlichen Ereignissen geschehen wäre, die sie in sehr verschiedene Richtungen gedrängt hatte.
 

Ron hatte den Ruhm des Quidditchs entdeckt, die Aufregung des Kampfes, die der Krieg mit sich gebracht hatte, sein besonderes Geschick beim Duellieren und die Liebe mit der lebenslustigen Lavender Brown.
 

Hermine hatte ihre Eltern entdeckt wie sie in rauchender, glühender Asche lagen, an dem Tag, an dem sie nach ihrem fünften Schuljahr nach Hause zurückkehrte; den Reiz und die Erfüllung, dass ihr fast jede denkbare Art des Tanzens beigebracht wurde, während des langen schweren Sommers, nach dem Mord ihrer Eltern; die Tatsache, dass Draco Malfoy wirklich ein exzellenter Tänzer –und das ganze Schuljahr über für sie da war.
 

Nicht, dass Letzteres irgendetwas bedeutete. Überhaupt nicht.
 

„Unsere Streitkräfte sind zahlenmäßig unterlegen“, Hermine begann müde, ihre Finger zu kreuzen. „Dumbledore hat mir gerade erzählt wie gigantisch Voldemorts Armee ist – und sie wächst kontinuierlich immer weiter. Sie wächst weiter. Die Riesen, die Vampire, sie alle sind auf Voldemorts Seite übergetreten - und da gibt es nichts mehr zu verleugnen, Harry“, fügte sie hastig hinzu, als dieser seinen Mund öffnete, um zu protestieren.
 

Genauso schnell schloss sich sein Mund auch wieder und sie schüttelte schwer seufzend ihren Kopf. „Selbst, wenn du die Chance kriegen würdest, Voldemort zu vernichten…“, ihre Stimme war einen Moment lang gefangen, dann senkte Hermine sie grimmig, „der Rest von ihnen würde nicht aufhören. Sie würden es nicht, das weißt du. Da gibt es genug von ihnen, die keinen Grund hätten, aufzugeben, ganz einfach, weil sie ihren Anführer verloren hätten.“
 

Harry schien wieder etwas dagegen einwenden zu wollen, doch stattdessen wandte er die grünen Augen von ihr ab und musterte seine Hände. „Ja, das ist richtig“, murmelte Harry und imitierte ihr Seufzen.
 

Draco streckte eine Hand aus und zerrte an einem losen Band von Dumbledores – nun ihrem, wie Hermine annahm – Rucksack. Er hatte einen neugierigen und trotzdem vollkommen wachsamen Ausdruck angenommen und sein Handgelenk offenbarte eine Uhr, die fest in die frühen Morgenstunden tickte. „Lass uns deinen verrückten Plan hören, Granger“.
 

Und Draco Malfoy.
 

Für Hermine war er immer ein... naja, reinblütiges Arschloch gewesen. Doch das hatte sich geändert, noch bevor das sechste Schuljahr begonnen hatte.
 

Die Details von dem, was in der betroffenen Juni Nacht geschehen war, waren nur sehr vage. Tatsache blieb jedoch, dass Lucius Malfoy Dracos Mutter und seine Freundin, Pansy Parkinson, getötet hatte. Draco Malfoy kehrte nach Hogwarts zurück – frei vom dunklen Mal, frei von jeglichen Vorurteilen gegenüber Mugglegeborenen, Mugglen - Leuten von denen er vorher allgemein nichts wissen wollte… und als jemand, dem es freistand, einer der meist informierten Spione, des Orden des Phönix’ zu werden.
 

Hermine hatte diesen kompletten Sinneswandel als unglaubwürdig empfunden, doch so schnell wie die extreme Veränderung eingetreten war, war Draco bereit, mit Harry und Ron (zu ihrem Widerstreben) zusammenzuarbeiten, hatte sich in kniffligen Situation als treu erwiesen, hatte sich zur Verfügung gestellt, wann immer sie dieses befreiende Tanzen gebraucht hatte und hatte sich nie großartig beklagt, wenn sie das Angebot wirklich annahm.
 

„Wie kommst du darauf, dass ich einen verrückten Plan habe?“, fragte sie und lächelte unschuldig, während sich die tanzenden Flammen des Feuers auf ihren Gesichtern wiederspiegelten.
 

Er schüttelte feixend seinen Kopf. „Bitte, Granger. Ich bin nicht ein ganzes Jahr lang Schulsprecher mit dir gewesen, ohne gewisse Dinge zu lernen. Ich kann dich lesen wie ein Buch“, er grinste über ihren entsetzten Gesichtsausdruck und fügte dann etwas widerwillig hinzu, “und du hast die ganze Sache mit ´Alles klar, hier ist der Plan…` angefangen.“
 

„Oh, du Slytherin!“, rief sie in gespieltem Ärger und plötzlich schien der Rucksack in ihren Händen nur noch aus einem Grund dort zu sein. Also hatte sie wirklich keine andere Wahl mehr, als Draco das Ding an den Kopf zu werfen.
 

Der Blonde wich ihm sogleich mit all den Reflexen eines geschickten Suchers aus und fing den Rucksack mit einer Hand ab. Seine Augenbrauen so hoch gezogen wie es nur ging, hob er warnend einen Finger. „Wenn du das nochmal versuchst, Granger, werd ihr dir das Teil für immer wegnehmen.“
 

„Schach matt“, sagte Ron beherzt und hielt seine Flasche Butterbier in einem Trinkspruch in Dracos Richtung, bevor er einen Schluck von dem Inhalt nahm.
 

„Oh, hört auf ihr Beiden. Das hier ist ernst“, das Lächeln auf Hermines Gesicht begann zu verblassen, als ihr bewusst wurde, was sie als nächstes erklären musste. Jetzt oder nie. Nachdem sie einen tiefen Atemzug genommen hatte, um ihre Nerven zu beruhigen, fing sie an. „Der Punkt dieser ganzen Unterhaltung ist der Grund, aus dem mich Dumbledore in erster Linie in sein Büro gebeten hat. Er denkt, dass die einzige Chance, diesen Wahnsinn ein für alle mal zu stoppen, darin besteht, zurück ins Jahr 1944 zu reisen.“
 

Lavender taumelte von Rons Schoß und fiel platt auf den Boden. „Wa-Was?“, rief sie ungläubig. Hermine lächelte innerlich, sie war schon lange an Lavenders Hang zur Dramatik gewöhnt. „Ich dachte… ich dachte, ich hätte dich gerade ´zurückreisen ins Jahr 1944` sagen gehört – aber was genau meinst du damit?“

„…Zeitreisen..“, grübelte Ginny langsam, bevor Hermine antworten konnte. „Zurück zu… das ist es.“ Ein einleuchtender Gesichtsausdruck huschte über ihr sommersprossiges Gesicht. Sie lehnte sich eifrig nach vorn, ihr Kopf ruhte auf ihrer Hand, ihre braunen Augen starrten Hermine an. „Das ist es, oder?“
 

Hermine nickte lächelnd. „Sehr gut, Gin, fünf Punkte für Gryffindor.“
 

Lavender machte eine Armbewegung in einem aufgeregten Ja! und streckte ihn dann aus, um Ginny "5 zu geben". Ron rollte mit den Augen, streckte einen langen Arm, von seinem Platz auf dem Teppichboden aus, aus und stieß Ginnys Bein mit den Fingerspitzen an. „Also, schön für dich, Ginevra. Lust, uns daran teilhaben zu lassen?“, fragte Ron sardonisch.
 

Ginny neigte ihren Kopf und sah amüsiert auf ihren Bruder hinunter. „Ich weiß nicht, warum ich das tun sollte, wenn ich das Gefühl habe, dass du dich über mich lustig machst, mein lieber Bruder“, sagte sie bitter, „spürst du die schlechte Stimmung, Lav?“
 

Uuuhhhhh“, rief Lavender in einem merkwürdigen Singsang synchron zu Ginny, hob ihre Hände vors Gesicht und wackelte unheilvoll mit ihren Fingern in Rons Richtung, bevor sie sich die Hände auf den Mund schlug und in Kichern verfiel.
 

Ron starrte seine Freundin entsetzt an und robbte allmählich ein wenig von ihr weg. „Bitte. Tu das nie wieder.“
 

Als Lavender ihn wütend anblickte und begann, zu erörtern, dass er ihr 'Talent' nicht zu schätzen wusste, gluckste Hermine und fand Geschmack an dem Moment, bis ihr wieder klar wurde, dass die Dinge sich schon bald zum Ernsten wenden würden. Als Ginny jedoch plötzlich an Lavenders Seite hüpfte, entschied Hermine, tiefer in ihren Sessel zu sinken und plumpste fast auf den Fußboden, als der Schaukelstuhl nach vorne kippte.
 

Anscheinend war es Ron nicht möglich, eine streitfreie Beziehung mit einer Frau zu führen, dachte sie belustigt und nach ihrer Diskussion mit Dumbledore hatte sie einfach nicht mehr die Kraft, dazwischen zuspringen. Nachdem sie einen Seufzer unterdrückt hatte, traf sie Dracos amüsierten Blick und murmelte: „Betäub mich, bitte.“
 

„Oder besser alle“, konterte er zwinkernd und nickte zu den zankenden Rothaarigen und Dunkelblonden.
 

Unnötig zu sagen wie erleichtert Hermine war, als Harry den Streit schließlich auflöste, indem er Ron und Lavender sagte, sie sollten es draußen klären oder ruhig sein. Ginny setzte wieder bei ihrer Schlussfolgerung an. „Ok, also Dumbledore will, dass wir in der Zeit zurückreisen und Voldemort stoppen, bevor er die Chance hat, seine Macht zu erlangen“, sie lehnte sich zurück, indem sie sich mit ihren Ellenbogen von ihren Knien abstieß und die Arme überlegen vor ihrer Brust verschränkte, „nun, hab ich Recht oder hab ich Recht?“
 

„Ich glaube nicht, dass du die Vergangenheit ändern kannst“, warf Harry nachdenklich ein und sah Hermine flüchtig und mit fragendem Blick an, „ich meine, du kannst – man beachte das dritte Jahr – aber etwas mit dieser Drastik.. könntest du dabei nicht etwas tun, ich weiß nicht, womit du verhinderst, dass du jemals geboren wirst und überhaupt die gesamte Zeitschiene in Unordnung bringst?“
 

„Nur in Muggelfanfictions“, antwortete Hermine mit einem schwachen Grinsen und klemmte ungeduldig eine verirrte Locke hinter ihr Ohr, „die alten Magier versuchten es und entwickelten einen richtigen Zauberspruch für Zeitreisen und der funktioniert wirklich ganz anders… eigentlich überhaupt nicht wie ein Zeitumkehrer. Statt, zum Beispiel, die gesamte Zukunft von, sagen wir, 1944 an zu ändern, wirkt es sich nur auf die Zukunft der Welt aus, unmittelbar nachdem wir zurückgereist sind. Die Veränderungen würden sich erst hier wiederspiegeln, in unserer Welt, in dem Moment, in dem wir abreisen.“
 

Sie machte eine Pause, gestikulierte mit ihren Händen, als sie versuchte die allgemeinen –aber komplizierten Verwicklungen des Zeitreisezaubers auszudrücken. „Ganz recht, denn im Grunde wäre die Zeit, die wir in erster Linie versuchen zu verändern, die, in der wir uns jetzt befinden. Nicht die Zukunft im allgemeinen, aber unsere Zukunft… von diesem Jahr an.“
 

Die Verwirrung in Lavenders Gesicht war deutlich sichtbar.
 

Hermine biss sich gedankenverloren auf die Lippe. „Seht ihr, wenn etwas in der Vergangenheit durch die Anwendung dieses Zaubers verändert wird, werden unverzüglich zwei alternative Dimensionen geschaffen: die originale Dimension, die, von der die Zeitreisenden kamen, in der die Veränderung der Vergangenheit nicht zu erkennen ist, bis zu dem Moment, in dem die Reisenden eigentlich in der Zeit zurückgehen…

und die Welt, in die die Reisenden gingen, diese Welt würde sich auf die Art weiterentwickeln wie sie verändert wurde, wenn das Sinn macht. Also, in der Welt der Vergangenheit, in der die Veränderung stattfindet, würde sich die Zukunft unvermeidlich noch einmal exakt wiederholen.“
 

Sie legte eine weitere Pause ein, stellte sicher, dass sie nicht jeden von ihnen komplett abgehängt hatte. Nicht, dass sie nicht intelligent genug waren, um ihr zu folgen, aber eher oft, als gar nicht, erwischte sie Ron dabei wie er drohte, neben Lavender einzuschlafen. „Natürlich basiert das meiste davon auf purer Theorie“, fügte sie nachdenklich, als zusätzlichen Einfall, hinzu, „trotz des dafür vorhandenen Zauberspruches existieren keine vernünftigen Aufzeichnungen einer erfolgreichen Zeitreise.“
 

„Ja“, Draco zeigte zustimmend mit dem Finger auf sie, „ja, ich glaube, ich hab davon gehört. Er heißt Impartus Infinitivum. Das ist extrem unsichere, alte Magie. Inzwischen illegal. Die erfahrensten Zauberer würden hoffen, diesen Zauberspruch in ihrem Leben niemals zu Gesicht zu bekommen. Obwohl ich nicht daran zweifle, dass Dumbledore es schaffen könnte..“, er ließ seine Worte einige Momente in der Luft abklingen, bevor er fortfuhr, „als letztes habe ich gehört, es werde auch gesagt, dass der Zauber nicht umkehrbar ist.“
 

Hermine schwörte, dass sie nun eine Nadel auf der anderen Seite des Raumes zu Boden fallen hören könnte. Was würde sie mit Draco anstellen? Das war der Teil der Information gewesen, bei dem Hermine die meisten Bedenken hatte, ihn den anderen zu erzählen und zwar mit gutem Grund: Wer würde schon gehen wollen, wenn sie erst einmal gehört hatten, dass sie dann für immer in der Vergangenheit festsitzen würden? Würde der Erfolg dieses Plans wirklich den Preis wert sein, den sie alle bezahlen müssten?
 

Ginny verhielt sich genauso wie sie es erwartet hatte. Ihr Mund klappte auf, mit einem Ausdruck des Entsetzens starrte sie Draco ungläubig an. „Das heißt, wir können nicht zurück kommen?“, keuchte sie.
 

Draco nickte und warf Hermine einen flüchtigen Blick zu. Sie nahm einen langen Atemzug. „Ja“, stimmte sie ihm widerwillig zu, „er hat Recht, es wurde kein Gegenzauber dafür gefunden.“
 

Ginnys starrer Blick wechselte von Draco zu Hermine. „Du wusstest es?“, rief sie und Entäuschung und Wut begleiteten ihre Worte, „ denkst du nicht, du hättest das erwähnen können, bevor du uns die Hoffnung gemacht hast, dass wir vielleicht eine Chance haben, ihn zu vernichten. Dass wir, wenn wir es täten, unsere Familien, unsere Freunde, alle verlassen müssten, die wir kennen… für immer? Sieh mal, Hermine, ich weiß, du hast nicht mehr viel Familie übrig, die du verlieren würdest, aber manche von uns schon!“
 

Gleich nachdem die Worte ihren Mund verließen, nahm Ginnys Gesicht einen noch schockierteren Ausdruck an und wieder einmal herrschte im Raum Totenstille. Genau wie es mit Harrys Eltern gewesen war, war es auch bei Hermines Eltern zu einem Tabu geworden, sie in irgendeiner Form zu erwähnen. Die Brünette starrte ihre Freundin mit weit aufgerissenen Augen an, ihr Brustkorb fühlte sich an, als hätte gerade jemand ein Messer hinein gestoßen und gegen ihren Willen kamen die Erinnerungen an den Tag vor einundhalb Jahren hoch, der ihr wie ein Alptraum vorkam…
 

„Du weißt, Gin“, sagte sie langsam und sprach die Worte aus, als würde sie sie zum ersten Mal hören, „du hast Recht.“ Ihre Stimme begann an Fahrt zu gewinnen, als sie das rothaarige Mädchen entschlossen ansah.
 

„Du hast absolut Recht! Lass uns hier bleiben. Lass uns nicht zurückgehen und nicht die womöglich größte, einzige Chance nutzen, den Rest unserer Freunde und Familien zu retten. Lass uns einfach, egoistischerweise, hier bleiben und mit einer Tüte Popcorn in den Händen zusehen wie Voldemort auch den Rest Europas dem Erdboden gleich macht. Wo wir gerade dabei sind, vielleicht sollten wir den Hauselfen sagen, dass sie Stände mit Kuchen und Tee aufstellen sollen, für den Fall, dass die Todesser nach Hogwarts kommen-“
 

„Schon gut, schon gut“, schnappte Ginny und ihr Gesicht errötete. Schuldbewusst sah sie auf ihren Schoß. „Sieh mal, Hermine, es tut mir Leid, dass ich deine Eltern da mit reingebracht habe.. es ist nur, dass alles so extrem schnell geht…“
 

Hermine seufzte. „Das ist schon in Ordnung.“ Sie schenkte Ginny ein müdes, aber verständnissvolles Lächeln. „Ich weiß." Sie bemerkte wie Harry flüchtig zwischen seiner Freundin und seiner besten Freundin hin und her blickte und sah ihn flehend an. Harry. Bitte. Das könnte unsere einzige Chance sein.
 

Er verstand. In seinem Gesicht konnte sie deutlich sehen, dass er hin und her gerissen war, zwischen dieser Welt und der Vergangenheit. Schließlich - und Hermine kam es wie eine Ewigkeit vor - gab er ihr ein kleines Nicken und den schwachen Wink eines freudlosen, bestimmten, halben Lächelns. Er ließ seinen Arm von Ginnys Taille gleiten und sprang vom Sofa. „Also gut, na los, wir müssen über fünfzig Jahre alte Sachen packen!"

Have You Ever Become Someone Else

Er verstand. In seinem Gesicht konnte sie deutlich sehen, dass er hin und her gerissen war, zwischen dieser Welt und der Vergangenheit. Schließlich - und Hermine kam es wie eine Ewigkeit vor - gab er ihr ein kleines Nicken und den schwachen Wink eines freudlosen, bestimmten, halben Lächelns. Er ließ seinen Arm von Ginnys Taille gleiten und sprang vom Sofa. „Also gut, na los, wir müssen über fünfzig Jahre alte Sachen packen!"
 


 

Chapter 4: Hermione Dumbledore Nefertari
 

Mittwoch, Junie 2, 1998
 

12:26 P.M.
 


 

„Bequeme Kleidung?“
 

„Gecheckt. Ohne können wir nicht überleben, oder? Hast du gesehen, wie die Mode in den Vierzigern aussah? Mine, diese Kerle trugen enge Unterhosen!“
 

„Ja. Merlin sei Dank, nehmen wir einen zwanzig Jahre Vorrat an vierziger und fünziger Jahre Kleidung mit, die so verzaubert ist, dass sie sich anfühlt, wie die heutige. Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte dich auf diese Art leiden zu sehen oder winseln zu hören, such dir was aus. Die Bibliothek von Dumbledore?“
 

„Ähm, gecheckt… Mine, wie kriegst du das alles da rein?“
 

„Talent beim Packen, Ron. Hättest du deiner Mutter im Fuchsbau ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wärst du dazu jetzt vielleicht auch im Stande. Okay, die 1944er Lehrbücher der sechsten und siebten Jahrgänge, damit uns der Ausflug in die Winkelgasse erspart bleibt?“
 

„Gecheckt, leider. Ich kann nicht glauben, dass wir das siebte Jahr wiederholen. Hab ich schon erwähnt, dass ich es nicht fassen kann, da zugestimmt zu haben? Hermine, ist dir klar, dass wir gerade unsere Abschlussprüfungen bestanden haben? Wir haben das kommende Schuljahr schon hinter uns, die völlig nutzlosen Hausaufgaben, diese UTZ… Verdammt nochmal, Mine, wir müssen die UTZ nochmal machen.“
 

„Ron, ich hoffe ehrlich, dass dir das nicht erst jetzt klar geworden ist. Magischer MP3 Player Super Mix und MP3 Player Back up?“
 

„Gecheckt. Ich wusste gar nicht, wie erfinderisch Muggle mit ihrer Musik sein können. Brilliant, ein paar davon zu kaufen und Dumbledore dazu zu bringen sie magisch zu verändern. Ich schwöre, Hermine, wenn die Dinger jemals kaputt gehen, koch ich mich vielleicht selbst.“
 

„Ronald gegart, welch entzückende Vorstellung. Ich bin sicher, du wärst köstlich, Ron. Ähm, Malagans magisch versiegelte Eigentumswohnung - RONALD WEASLEY! Was, in Merlins Namen, ist das?“
 

Nachdem sie mehrere Wochen im Weasley Haushalt verbracht hatte, konnte Hermine das wütende Mrs. Weasley Gekreische perfekt imitieren und Ron, der sich instinktiv duckte, sprang vom Couchtisch weg, als wäre er verseucht.
 

Nachdem sie sich wild durch die erstaunliche Gruppe von großen Koffern gegraben hatte, tauchte sie wieder auf, in ihrer Hand schwang eine große Packung mit magischen Gummis. „Guter Merlin, ich kann es nicht glauben!“, rief sie aufgebracht und ungläubig, „hast du noch nie daran gedacht, damit bis zu deiner Hochzeit zu warten, Ronald? Und falls du dachtest, dass ich wirklich in Betracht gezogen hätte, auszugehen mit -“
 

Sie brach rasch ab, bevor sie sich selbst in etwas reinreiten konnte, doch Ron schien es gar nicht gehört zu haben. Stattdessen sah er aus, als würde er sich schließlich daran erinnern, dass er gute 6 Zoll größer war, als sie, und richtete sich stattlich zu seiner vollen Größe auf. „Naja, weißt du was, Hermine, du bist in erster Linie nicht diejenige, die sich über sicheren Sex Gedanken machen muss, also gib sie zurück!
 

Bei „zurück“ langte der Rothaarige nach der Packung Kondome, doch Hermine tanzte aus seiner Reichweite und hielt die Packung so hoch es ging. „Hör auf, Ronald!“
 

„Kinder, Kinder“, schallte Dracos Stimme aus dem Nichts und der Blonde schritt anmutig durch den Raum der Wünsche. Er trug eine sehr antik wirkende Zaubererrobe. „Dumbledore wird jede Minute hier sein, um uns fünfzig Jahre durch die Zeit zurück zu schicken, damit wir die Welt retten. Glaubt ihr, eine Szene, in der ihr euch verhaltet, wie Erstklässler, wird ihn beruhigen?“
 

Nein!“, rief Hermine mit einem letzten, scharfen Blick auf Ron. Sie ignorierte Dracos Kommentar und warf die Packung in die Luft. Als sie durch den Raum segelte, kauerte sich Ron zusammen wie eine Sprungfeder, doch noch eine Sekunde, bevor er tatsächlich losspringen konnte, um sie an sich zu reißen, zog Hermine rasch ihren Zauberstab und schoss einen gut gezielten Feuerball auf die unselige Packung.
 

Hermine!“, klagte Ron, als Fetzen von verbranntem Papier im Raum der Wünsche auf sie herunterregneten. Der Geruch von verbranntem Gummi erfüllte die Luft. „Du bringst mich um, Mine, ist dir das klar? Du bringst mich um!
 

Draco gab Hermine ein handelsübliches Zwinkern. „Vertrau mir, Weasley, in dreißig Jahren wirst du ihr danken“, versicherte er dem gereizten Rotschopf.
 

Hermine grinste und begann zu lachen, als Ron finster dreinblickte und einen wohl gezielten Tritt in Malfoys Richtung schickte. Dieser konnte in letzter Minute ausweichen und Ron rief verärgert: “Hey, du! Auf welcher Seite stehst du eigentlich?!“
 

Der Gedanke traf Hermine ziemlich abrupt, als sie Draco und Ron dabei beobachtete, wie sie durch den Raum rannten und Spaß daran hatten (höchstens Draco – Ron sah aus, als würde er keine Probleme damit haben, seinen Erzfeind ernsthaft zu verletzen). In diesem Moment wurde Hermine plötzlich klar, wie wunderschön ihr Leben war.
 

Was tat sie nur?
 

Wie konnte sie auch nur daran denken, diese perfekte Welt hinter sich zu lassen, in der es beinahe jede Woche neue, wissenschaftliche, magische Durchbrüche gab und in der die äußerst bequemen, weiten, schwarzen Roben auch für Mädchen zugelassen waren; in der Frauen überhaupt wesentlich unabhängiger waren und in der es Mp3 Player gab, die verzaubert werden konnten, sodass sie in der Lage waren, auch die Weird Sisters, John Mayer und die heißeste Latino Musik, seit Beginn der Zeitrechnung, zu spielen?
 

Doch dann erinnerte sie sich.
 

Visionen des Horrors aus ihrem ersten Schuljahr und ihrer ersten Begegnung mit Voldemort; Ginnys Besessenheit im zweiten Jahr und die Furcht, die die Kammer des Schreckens über sie gebracht hatte; Pettigrews Rückkehr zum Dunklen Lord im dritten Schuljahr; das Fiasko des dunklen Mals auf der Weltmeisterschaft, die Auferstehung Voldemorts und Cedric Diggorys Tod im vierten Schuljahr. Wie wenig sie oder jeder andere doch erwartet hätte, dass sein Tod nur der erste von vielen war, die in den darauffolgenden Jahren unausweichlich sein würden.
 

Die Zerstörung des Zaubereiministeriums, am Ende ihres fünften Jahres, und Sirius’ Tod bei dieser Katastrophe, waren nichts, verglichen mit Voldemorts Angriff auf die Winkelgasse in ihrem sechsten Schuljahr. Bevor der Orden des Phönix auch nur irgendetwas hätte tun können, war alle Magie Londons völlig zerstört.
 

Doch dann begann der Krieg wirklich. Die Todesser kamen, gegen Ende ihres sieben Jahres, an einem der Besuchstage nach Hogsmeade. Jeder Schüler, von den jüngsten, den Erstklässlern, bis hin zu den älteren Siebtklässlern, hatte mit so viel Tapferkeit, solcher Selbstlosigkeit gekämpft, dass ihr die bloße Erinnerung an ihren Mut einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
 

Als das Team von Auroren angekommen war, waren, trotz aller Mühe, bereits einundachtzig Schüler bei dem Angriff gestorben - über ein Drittel waren Gryffindors.
 

Und dann waren da noch ihre ermordeten Eltern.
 

Hermine hatte hart auf dem Gedanken verweilt, als blanke, brennende Wut entschlossen in ihren Adern pulsierte. Und dann schwörte sie, schwörte auf ihre Eltern, schwörte auf ihre geliebten Bücher, schwörte auf all das, woran sie jemals geglaubt hatte, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun würde, um sicher zu stellen, dass diese grausame Kreatur niemals, niemals mehr die Chance hatte, sich einen Namen zu machen. Und sie würde alles darauf setzen, was sie hatte.
 

Ja, entschied sie bestimmt. Ganz egal, was passierte, selbst wenn die bloße Idee von Lord Voldemort nach 1944 nicht mehr existierte. Sie hatte keine Ahnung wie - oder besser, wer - am Ende das tun würde, was getan werden musste – auch wenn ein Teil von ihr annahm, dass es Harry sein würde – aber, oh ja, es würde getan werden.
 

Lord Voldemort, dachte sie finster, du hast nicht die leiseste Ahnung, was auf dich zukommt… und glaub mir, es wird dich so hart treffen, dass du nie wieder der selbe sein wirst.
 

Seltsamerweise konnte sie sich damit kaum beruhigen, doch bevor sie Gelegenheit dazu hatte, weiter darüber nachzudenken, betrat Dumbledore mit Harry, dicht an seiner Seite, den Raum. Ginny schlenderte neben Harry her, ihre Hand lässig in seiner verschlungen, nur die weißen Knöchel, die an ihrer Hand hervortraten, verrieten ihre Angst. Dicht hinter ihnen folgte Lavender, die damit beschäftigt war, ihren geschrumpften Koffer und anderes Reisegepäck in die Tasche ihrer 40er Robe gleiten zu lassen, welche sie von Professor Sprout bekommen hatte (und auch die hatte sie um einiges schrumpfen müssen).
 

Jedem schien mehr als unbehaglich zu sein, selbst die sonst so unbekümmerte Lavender. Hermines Herz schien durch Anspannung beinahe still zu stehen. Es war fast soweit. Sie strich sich das Haar aus ihrem Gesicht und ihre Hand kam mit kaltem Schweiß in Berührung, der von ihrer Stirn perlte. Das ist wahnsinnig, schrie ihr Verstand verzweifelt, das ist komplett und vollkommen wahnsinnig –
 

„Ah… wenn ich nun bitte eure Aufmerksamkeit haben könnte“, selbst Dumbledores ruhige und noch immer gesammelte Stimme konnte sie nicht beruhigen. Der Mann selbst wirkte erschöpft und alt. Jeder konnte seinem Gesicht ansehen, dass ihr Überleben an einem dünnen, seidenen Faden hingen.
 

Ein Kloß begann sich in Hermines Kehle zu bilden.
 

Merlin, was, wenn wir wirklich die letzte Chance sind?
 

„Ja, ich sehe, dass ihr die Uniformen, die die Professoren euch gegeben haben, bereits tragt. Sehr gut, sehr gut“, bemerkte Dumbledore und versuchte allen sechs ein müdes Lächeln zu schenken, „nun, wie es für Zaubersprüche eines solch hohen Schwierigkeitsgrades, wie dem Impartus Infinitivum, üblich ist, ist die exakte Bestimmung vom Datum des Reisezieles sehr kompliziert und ein magisch fortgeschrittenes Verfahren. Aber ich glaube, dass ich es geschafft habe, den Spruch zu perfektionieren, sodass ihr euch am Tag des 29. September, im Jahre 1944, wiederfinden werdet. Dabei handelt es sich um den ersten Schultag und den Tag, an dem der Hogwartsexpress ankommt.“
 

„Am 29. September?“, fragte Lavender mit einem vergnügten Grinsen, „die Schulzeiten sind dort ein bisschen anders, oder Direktor?“
 

„Die Schulzeit wird bis zum 30. Juni nicht von Ferien unterbrochen werden, Ms. Brown“, informierte Dumbledore sie mit einer Spur Humor in seiner Stimme.
 

„Es wird WA –Ppssst“, Lavenders erschreckter, hoher Schrei wurde augenblicklich von einem Kaugummi erstickt, das aus ihrem Mund schoss und in einer perfekten Parabel durch die offene Tür vom Raum der Wünsche segelte.
 

„Whoa!“, Ron blickte erst zur Tür und dann in Lavenders überraschtes Gesicht, „whoa… gut gezielt, Lav!“
 

„Danke!“, sagte Lavender strahlend, gab ihm "5" und presste sich an ihn. Sie warf ihr langes, blondes, glattes Haar zurück und gab ihm einen energischen Kuss.
 

Hermine konnte nicht anders, als lächelnd ihren Kopf zu schütteln. Sie hatte seit langem beschlossen, dass das wohl ihre Art war, ihre Nervosität abzulegen – so zu tun, als wenn absolut nichts wäre. Sie ignorierte es und hielt den alten, abgetragenen Rucksack in die Höhe, den Dumbledore ihr fünf Tage zuvor gegeben hatte. „Entschuldigen sie, Direktor. Wofür ist der?“
 

Dumbledores Augen nahmen ein unerwartetes Funkeln an und blickten von der Tasche zu Hermine. „Nun, wenn die Tasche zu dem wird, wozu ich es hoffe… solltest du es herausfinden“, er wandte sich von ihr ab, „ich nehme an, du hast bereits eine Idee im Hinterkopf?“
 

„Ähm…“, wieder eine dieser geheimnisvollen Antworten. Rasch dachte Hermine zurück an ihren Einfall, „ja, Sir, ich glaube, die habe ich.“
 

„Sehr gut“, zu Hermines Ärger fuhr er fort, ohne weiter auf das Thema einzugehen, „wenn ihr im Jahre 1944 ankommt, werdet ihr mich unverzüglich kontaktieren“, sagte er munter, griff in seinen Umhang und holte ein extrem großes und dickes Päckchen hervor, „und mir das geben.“
 

Er hielt es Hermine hin. Überrascht wanderten Hermines Augen zu dem Päckchen. Langsam streckte sie ihren Arm aus und nahm es, während sie den Direktor neugierig musterte. „Darf ich fragen, was das ist, Sir?“
 

Dumbledore tätschelte es fast zärtlich. „Das, meine Liebe, ist etwas unentbährliches, dass meinem vergangenen Ich die entsprechenden Umstände eurer unerwarteten Ankunft schildert: dass ihr alle Zeitreisende mit einer wichtigen Aufgabe seid, die es zu erfüllen gilt. Es werden keine Fragen offen bleiben. Ich empfehle euch sehr, diese Informationen mit niemandem zu teilen - ich wiederhole, mit niemandem. Ich habe außerdem noch ein kleineres Päckchen hinzugefügt, welches an Direktor Dippet adressiert ist und eure Verlegung von der Zauberer Akademie der Sonne nach Hogwarts erklärt.“
 

Nach Dumbledores letztem Satz fiel beinahe jedes übrig gebliebene Teilchen des Puzzels geschmeidig an seinen Platz. „Die Zauberer Akademie der Sonne?“, wiederholte sie eifrig mit einem Lächeln auf den Lippen, „Sir, wollen sie damit sagen, das legendäre ägyptische Institut für Magie, welches angeblich das älteste der Welt ist und 6.000 Jahre zu den antiken ägyptischen Zivilisationen zurück reicht, existierte tatsächlich? Die, dessen Existenz 1981 widerlegt wurde?“
 

Was 1944 natürlich kein Problem wäre, schloss sie triumphierend.
 

Als Dumbledore ihr die Spur eines Lächelns schenkte und nickte, sog Hermine ehrerbietig Luft ein. Rasch lösten sich all die Knoten in ihrem Kopf und ein übereinstimmendes, halbes Grinsen huschte über ihr Gesicht. Das konnte funktionieren. Sie könnten es tatsächlich schaffen, das durchzuziehen, „Direktor, sie sind gut.“
 

„Der beste“, stimmte Dumbledore ihr augenzwinkernd zu.
 

„Und der Bescheidenste“, murmelte Lavender. „Direktor, wie können sie nur?“, rief sie entrüstest aus, während sie ihre Robe grob glatt strich, „das ist eine ernste Angelegenheit!“
 

Hermine gluckste und hätte wahrscheinlich über die Ironie in Lavenders Behauptung gelacht, wäre sie selbst nicht so angespannt gewesen. „Also ist das unsere Geschichte?“, fragte Harry, während er seinen Zauberstab in seine Gesäßtasche schob, „glauben sie nicht, dass es zu einem kleinen Problem werden könnte, dass keiner von uns Ägyptisch spricht?“
 

Hermine hatte sich darüber bereits Gedanken gemacht und sprang ein, bevor Dumbledore antworten konnte. „Eigentlich nicht“, sagte sie, „das werden wir nicht tun… naja, ich habe eine wirklich phantastische Idee für den Fall. Ich werde es euch erklären, wenn wir angekommen sind.“ In dem Moment, als die Worte ihren Mund verließen, lächelte sie beinahe. Beinahe. Unterbewusst hatte sie `FALLS wir dort ankommen` gegen `WENN wir dort ankommen` getauscht. Von nun an war jede Art von Fortschritt etwas wert!
 

Dumbledore nickte. Er sah aus, als würde er geistig die einzelnen Punkte einer Liste abhaken. „Und ihr alle habt die Namen genommen, die ich vorschlug? Ginnevra, Ron, es wäre nicht klug, den Namen Weasley zu tragen, euer Großvater gehört dort gerade zu den Fünftklässlern. Ihr werdet den Namen West annehmen, ja? Harry, du hast mir dein Begehren, deinen Namen zu Harry Evans zu ändern, bereits deutlich gemacht; dies ist ein gewöhnlicher Zauberer –wie auch Muggelnachname, gut, gut… Und Draco, du kannst den Namen Malfoy definitiv nicht behalten, Calugala wird im selben Jahrgang sein, wie du…“
 

„Du Lac“, sagte Draco augenblicklich, während er träge seine Hände musterte, „Draco du Lac.“
 

„Du Lac?“, wiederholte der ältere Mann, der gedankenverloren zu sich selbst nickte, „ja, der Name einer alten, magischen, französischen Familie. Der wird gut zu dir passen, obwohl ich empfehle, ein paar Sätze Französisch zu lernen, bevor du dort ankommst… Lavender, Brown ist ein solch häufiger Name, dass du damit wohl kaum auf Probleme stoßen wirst…“
 

Hermine rief sich rasch den Gedanken in Erinnerung, den sie in der Nacht zuvor gehabt hatte. „Ich habe geplant, den Namen Granger zu behalten, Direktor. Da ich die erste meiner Familie bin, die sich als Hexe bezeichnen kann, sollte mein Name mit niemandem in Konflikt geraten.“
 

Ohhh, dieser Blick. Hermine mochte den kalkulierenden Blick, mit dem Dumbledore sie ansah, ganz und gar nicht. „Nein, Hermine, eigentlich hatte ich etwas anderes für dich vorgesehen“, sagte er langsam, als würde er noch immer überlegen, was er ihr eigentlich sagen wollte. Wunderbar, dachte sie, ehe er fortfuhr. „Ich würde mich wesentlich wohler fühlen, wenn keiner von euch als offensichtlicher Muggelgeborener in diese vage Zeit zurückreist.“
 

Offensichtlicher Muggelgeborener… ? In sich gekehrt lehnte sie ihren Kopf leicht nach vorne, ihr rechtes Ohr dem Direktor zugewandt. Hermine fand keinen Geschmack daran, auf diese Art im Ungewissen zu schweben. „Aber, Direktor“, begann sie unsicher, „ich bin muggelgeboren.“
 

„Das ist mir klar, Hermine“, sagte Dumbledore mit einem kleinen Lächeln und einem leichten Schütteln seines Kopfes, „mit einem Nachnamen, wie Granger, jedoch, würdest du, fürchte ich, zu einer offensichtlichen Zielscheibe werden, sollten die Dinge nicht so funktionieren, wie wir es hoffen. Allerdings habe ich mir die Freiheit genommen, einen altmodischen Namen für dich auszuwählen, von dem ich denke, dass es das Beste wäre, wenn du ihn trägst…“, der ältere Mann legte eine Pause ein, bevor er das Geheimnis lüftete. „Hermine Dumbledore Nefertari. Ganz richtig, Hermine“, fügte er lächelnd hinzu, als ihr der Mund erstaunt aufklappte, „ich mache dich zu meiner Nichte.“
 

Seine Nichte? Er wollte, dass sie zum Verwandtenkreis des größten Zauberers des zwanzigsten Jahrhunderts gehörte? Wieder ertappte sich Hermine dabei, wie sie sich fragte, ob der Mann verrückt war. Gigantische, dunkle Flecken verdunkelten ihre Sicht und sie fühlte sich, als würde sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen… „Und `Nefertari`?“, würgte sie schließlich hervor.
 

„Einer der ältesten Zauberernamen der Welt“, erklärte Dumbledore, „er verbreitete sich rasend schnell durch die ägyptische Krone, bis die Zivilisation vor einigen Jahrtausenden zusammenbrach. Ich habe mir auch die Freiheit genommen, einige Beweise für deine neue Blutslinie in deinem Koffer zu verstauen, bevor du ihn geschlossen hast.“
 

Hermines Hand bewegte sich automatisch zu ihrer Tasche und betastete den geschrumpften Reisekoffer. Ich werde lieber nicht fragen, was das für ein Beweis sein soll, dachte sie. In ihrem Kopf wirbelte es noch immer, ausgelöst durch die unerwartete Ehre, die Dumbledore entschieden hatte, ihr, aus einem ihr unerklärlichem Grund, zuteil werden zu lassen. Merlin… Hermine Dumbledore Nefertari… Dumbledore Nefertari… einer der ältesten Zauberernamen der Welt…
 

Draco schüttelte seinen Kopf über all die Ironie. „Da du stolz darauf bist, eine Muggelgeborene zu sein, Granger“, sagte er träge, „sollte dir bewusst sein, dass unser Direktor dich nicht nur zu seiner Nichte –sondern zu einer höchst angesehenen Reinblüterin macht.“
 

Dumbledore gluckste. Wortlos, teilweise noch immer unter Schock, fragte sie sich, was genau sie getan hatte, um diese besondere Aufmerksamkeit verdient zu haben. Schließlich nickte Hermine. „Also… also gut. Ich werde ihn annehmen“, antwortete sie schwach.
 

„Sehr gut und nun, da diese kleine Angelegenheit geklärt ist…“, die klaren, blauen Augen des Direktors waren plötzlich wieder besorgt. Vage verstand Hermine, welche Gefühle er in diesem Moment hegen musste… es war unnötig zu erwähnen, dass Harry, Ron, Ginny, Lavender, Draco und sie sehr vermisst werden würden. Ihr Verschwinden würde nur sechs weitere Begräbnisse bedeuten, bei denen Dumbledore und die übrigen Professoren anwesend sein würden, ganz zu schweigen von dem Rest ihrer Familien…
 

Seine Stimme lastete auf ihnen, wie die von Hunderten, als Dumbledore ernst murmelte: „Es ist Zeit.“

Have You Ever Travelled Through Time

„Sehr gut und nun, da diese kleine Angelegenheit geklärt ist…“, die klaren, blauen Augen des Direktors waren plötzlich wieder besorgt. Vage verstand Hermine, welche Gefühle er in diesem Moment hegen musste… es war unnötig zu erwähnen, dass Harry, Ron, Ginny, Lavender, Draco und sie sehr vermisst werden würden. Ihr Verschwinden würde nur sechs weitere Begräbnisse bedeuten, bei denen Dumbledore und die übrigen Professoren anwesend sein würden, ganz zu schweigen von dem Rest ihrer Familien…
 

Seine Stimme lastete auf ihnen, wie die von Hunderten, als Dumbledore ernst murmelte: „Es ist Zeit.“
 


 

Chapter 5: The Only One They Need
 

Mittwoch, Junie 2, 1998
 

12:54 P.M.
 


 

Bei seinen Worten, die sich anfühlten, wie ein elektrischer Schlag, verflogen alle Gedanken über ihren Decknamen, als Dumbledores ägyptische Nichte. Es ist Zeit. Wir werden über fünfzig Jahre in der Zeit zurück reisen. Mit der Hilfe eines illegalen Zauberspruchs, wobei es beinahe unmöglich ist, ihn auszuführen. OhMerlinOhMerlinOhMerlinOhMerlin—
 

Dumbledores Augen wanderten zu der Person, die ihm am nächsten war. „Warum gehst du nicht als erstes, Draco?“, schlug er schwer vor.
 

Draco schaute alamiert auf, nervös strich er sich eine Strähne platinblonden Haars aus dem Gesicht. „Gut“, mit seiner rechten Hand schob er seinen Zauberstab tiefer in die Tasche und richtete sich dann entschlossen auf, „lasst es uns hinter uns bringen.“ Hermine sah stählerne Härte in seinen Gesichtszügen, hörte sie in seine Stimme überschwappen, sah, wie er seine Muskeln anspannte und sich vorbereitete.
 

Draco Malfoy war bereit.
 

„Viel Glück“, murmelte Hermine, als er sich von den anderen entfernte. Wegen des Rückpralls, den der Zauber auslösen würde, war der Raum der Wünsche vollkommen leer. Die Wände und der Fußboden bestanden aus riesigen Steinen und unheimlicherweise erinnerte es Hermine an eine Gefängniszelle. Ein Anflug von Panik, ähnlich der von Platzangst, begann an ihren Nerven zu nagen, doch sie zwang sich, nicht daran zu denken, griff stattdessen rasch nach der Hand des Blonden und drückte sie leicht, ehe er sich nicht mehr in ihrer Reichweite befand.
 

„Weißt du, ich brauche kein Glück mehr. Ich bin damit geboren“, informierte er sie selbstzufrieden. Sie rollte mit den Augen, als er ihr zuzwinkerte und sein typisches Grinsen schenkte. Er konnte seine Angst sagenhaft gut überspielen. „Wir sehen uns auf der anderen Seite, Granger.“
 

„Ja und ich fürchte, da wirst du mich auch nicht mehr loswerden“, sagte Hermine sorglos mit einem Grinsen auf den Lippen und stemmte die Hände in die Hüften. Das scherzende Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste, als sich Dumbledore Draco zuwandte und den Zauberstab hob, welcher entspannt in seiner Hand lag. Ihr war, als würde ihr das Herz in die Hose rutschen. Das war's.
 

Dumbledore, jedoch, war noch nicht ganz soweit. Er war noch nicht bereit, sie gehen zu lassen. Hermine konnte das Leid in seinem Gesicht erkennen und sie war sich sicher, dass es ihn fast umbrachte. Genauso schien es sie fast umzubringen… „Vergesst nicht, dass ich zu dieser Zeit Verwandlung gelehrt habe. Der Klassenraum für Verwandlung“, wiederholte er, „ihr müsst in den Raum für Verwandlung gelangen, bevor euch irgendjemand sieht.“
 

„Direktor, wir sind die Menschen, Orte und Dinge vom 1944er Hogwarts mindestens dreißig Mal durchgegangen, seit wir vor fünf Tagen von dem verdammten Plan gehört haben“, sprach Draco und seine Finger trommelten ungeduldig auf seine Robe, „wir haben so viel darüber gelernt, dass es mich fast wahnsinnig macht. Machen sie sich keine Sorgen.“
 

„Ja, wir wissen mehr über die, als sie selbst“, fügte Ron hinzu. Ginny schnaufte und schüttelte den Kopf missbilligend, woraufhin er die Arme herausfordernd vor seiner Brust kreuzte. „Ja, das tun wir!“, protestierte er.
 

„Es wäre das Beste, wenn sie es jetzt tun, Direktor“, sagte Harry leise auf seinem Platz an Ginnys Seite, seine Hand fest in ihrer verschlungen. Sie, zusammen mit Hermine, Lavender und Ron, waren soweit von Draco und Dumbledore enfernt, wie es ihnen der Raum erlaubte.
 

Für einen kurzen Moment wünschte sich Hermine, jemand stände neben ihr, wie Harry bei Ginny, und hielt ihre Hand so fest, doch sie schüttelte rasch den Kopf.
 

Im Vordergrund seufzte Dumbledore schwer den müden Atem eines alten, geschlagenen Mannes. Selbst sein spitzer, blauer Zaubererhut hing schlaff herunter. Doch dann richtete er seine Augen auf Draco und seine Worte klangen plötzlich undeutlich: „Sehr gut. Draco, bist du auf jegliche Nebenwirkungen vorbereitet, die der Zauber möglicherweise verursacht?“
 

Wieder drehte sich Hermines Magen um und sie fragte sich, was sie zum Frühstück gegessen haben könnte, dass ihr jetzt so zusetzte. Dumbledores Sorge war rührend, wirklich, aber hätte er die Frage nicht auch so formulieren können, dass kein 'Bist du bereit zu sterben?' darin mitklang?
 

Doch das schien Draco nicht im Geringsten beunruhigt zu haben. „Wir alle schätzen, dass sie sich so viele Gedanken darüber machen.. aber ich glaube nicht, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, mich danach zu fragen“, murmelte er und hörte sich etwas verärgert an, „sehen sie, tun sie es einfach, okay?“
 

Seine Worte schienen auszureichen, um Dumbledore zu überzeugen. Er spannte seinen Arm an und hob seinen Zauberstab erneut. Hermine erschauderte, als ein starker Windstoß den Raum erfüllte und ihre lange dunkelbraune Mähne aufwirbelte. Hastig strich sie sich die Strähnen aus dem Gesicht, gespannt, als Dumbledore begann. Seine anfangs sanfte Stimme gewann an Fahrt und Kraft und seine Gesichtszüge schienen sich in dem Glühen zu verzerren, welches der schwierige Zauber auslöste.
 

„Impartus Infinitivum!“
 

Ein ohrenbetäubendes Getöse erfüllte den Raum und eine Energiekugel brach mit einem lauten Knall aus Dumbledores Zauberstabspitze hervor. Wie eine Rakete schoss sie auf Draco zu, der mit weit aufgerissenen Augen da stand. In weniger als einer Sekunde umhüllten ihn glänzende Funken, wie goldene und silberne Diamanten. Im nächsten Moment implodierte die Magie – und Draco – zu einem einzigen, winzigen, schimmernden Fleck… und verschwand.
 

Die Stille, die auf Dracos Verschwinden folgte, war fast so betäubend, wie es der Anblick des gigantischen Zaubers gewesen war. Hermine ließ ihre Hände behutsam von ihren Augen sinken, die sie dort platziert hatte, um nicht von dem gleißenden Licht geblendet zu werden. Sie war erleichtert, dass es vorüber war und bemerkte, dass sie die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte.
 

Lavender, derweil, deutete mit bebendem Finger auf den leeren Fleck, an dem Draco noch Momente zuvor gestanden hatte und sprach den Gedanken laut aus, von dem Hermine sich sicher war, dass sie ihn alle gerade dachten: „Oh mein Gott!“, würgte sie hervor, „auf keinen Fall werdet ihr mich da auch nur... nur in die Nähe kriegen! Das werde ich nicht mit mir machen lassen!“, sie stampfte mit dem Fuß auf, „ich werde es nicht tun!“
 

„Dann werde ich den Zauber dort ausführen, wo du dich momentan befindest“, sagte Dumbledore unnachgiebig und sprach die zwei erschreckenden Worte aus, bevor Lavender auch nur den Versuch hätte unternehmen können, zur Seite zu springen. Instinktiv schützte Hermine wieder ihre Augen und keuchte, als der kräftige Windstoß sie gegen die Wand warf.
 

Lavender gab ein leises, überraschtes Quieken von sich, bevor sie in dem strahlenden Lichtblitz verschwand und Dumbledore seinen Zauberstab erschöpft auf Ron richtete. „Nächster.“
 

„Ja, ich vermute Lavender würde mich umbringen, wenn ich sie dort mit Malfoy allein lasse“, murmelte Ron. Mit einem schweren Seufzer trat er vor und streckte seine Arme weit aus, als würde er sich Dumbledore als Opfer anbieten. „Äh… na los, schlagen sie zu“, scherzte er schwach.
 

Hermine lächelte müde über Rons Versuch, doch das Lächeln verschwand schnell wieder, als Ron selbst mit einem Donnerschlag verschwand. Ihr wurde übel, als Harry und Ginny auf die selbe, einschüchternde Weise verblassten. Natürlich musste Dumbledore sie bis zum Schluss aufheben. Da waren so viele Wege, auf die der Zauber schief gehen konnte. Sie konnte im Mittelalter landen, mit Harry im ersten Weltkrieg und Ron hing vielleicht mit Godric Gryffindor rum…
 

Kein Wunder, dass keiner jemals dumm genug war, den Zauber anzuwenden –
 

„Hermine?“
 

Von irgendwo her rief eine Stimme ihren Namen, doch Hermine nahm es kaum war. Wäre es nicht Dumbledore gewesen, der am anderen Ende des Zauberstabes stand, mit dem der Impartus Infinitivum ausgeführt wurde, so würde sie höchstwahrscheinlich verleugnen, irgendetwas mit diesem verrückten Plan zu tun zu haben. Über ein halbes Jahrhundert zurück zu reisen, nur um jemanden von seinem Machtposten zu stürzen, der genauso klug, wenn nicht sogar klüger war, als sie? War sie wahnsinnig geworden?
 

Hermine!
 

Hermine blinzelte schnell und fand sich in der Realität wieder, in der sie Dumbledore erwartungsvoll ansah. Während sie versuchte, ihre Angst zu unterdrücken, nahm sie all ihren Mut zusammen und schlürfte inmitten des Raumes, der nun verkohlt war. „Ich vermute, jetzt gibt es kein Zurück mehr, hab ich Recht, Onkel Al?“
 

Hermine hätte schwören können, dass Dumbledores Augen funkelten - das selbe alte, vertraute Funkeln war für einen winzigen Moment zurück gekehrt. Wie der Mann es schaffte, wusste sie nicht, doch aus irgendeinem Grund erinnerten sie die gutwilligen, blauen Augen daran, dass es in dieser Welt noch immer Hoffnung gab. Gleichgewicht, das immer da sein würde, komme was wolle… da würde es immer auch das Gute geben. „Noch ein paar Worte zum Abschied, Hermine?“, fragte er.
 

Ich kann nicht glauben, dass ich das tue. Atme. Atme. Atme. Ausatmen. Plan. Plan, habe ich überhaupt einen Plan? Werden wir einfach nur ankommen und den siebzehnjährigen Voldemort auf der Stelle ausschalten? Was für ein schrecklicher Plan soll das sein? Was tue ich hier nur?
 

Vielleicht brauchte sie lediglich ein paar von Dumbledores Weisheiten. „Tut mir Leid, Direktor, fahren sie bitte fort“, sagte sie und schenkte dem Mann den schwachen Versuch eines Lächelns, „damit würde ich nur versuchen, den Moment aufzuschieben, an dem ich fünfzig Jahre durch die Zeit geschickt werde.“
 

Erschöpft beschwörte Dumbledore einen Stuhl herbei und sank langsam darauf nieder, ganz so, wie es für einen sehr alten Menschen üblich war... dabei verhielt sich Albus Dumbledore sonst niemals, wie ein sehr alter Mensch. Der anstrengende Zauber, der in kurzer Zeit mehrmals wiederholt werden musste, forderte definitiv seinen Preis.
 

„Hermine – oder besser, Hermine Dumbledore Nefertari“, begann er mit plötzlich veränderter Stimme, „ich denke, du solltest wissen: in den letzten Tagen habe ich dir mehr Informationen über den jungen Lord Voldemort anvertraut, als ich es jemals zuvor getan habe.“
 

Aha! Schließlich bahnte sich tatsächlich ein Lächeln den Weg durch die vorgespielte Beherrschung auf Hermines Gesicht. „Ich hatte mich schon gefragt, warum sie alle so schnell mit dem Lesen fertig waren!“, rief sie, richtete ihre vierziger Robe und ließ sich dann auf dem Boden nieder. Ihr Kinn ruhte auf ihrer Hand, ihre Ellenbogen auf den Knien und sie sah den Direktor neugierig an. „Und warum war ich die einzige Eingeweihte?“
 

Der Direktor musterte sie. „Ich vertraue deinem Verstand, Hermine“, begann er behutsam, „aber am allermeisten vertraue ich deinem Herzen. Lord Voldemort hat jedem von uns große Schmerzen zugefügt, ob körperlich oder seelisch – dir und Harry ganz besonders. Du hast die Verwüstung, die er hinterlässt, mit eigenen Augen gesehen. Die Menschen, die er getötet –und die Leben, die er zerstört hat und noch immer zerstört… Du hast all die Dinge gesehen, die er als der Mann getan hat, der Tom Riddle beschloss, zu werden. Du hast die Geschichte seiner ersten siebzehn Jahre gelesen, wie ich sie nicht besser für dich hätte vorbereiten können. Vielleicht hast du bereits deine eigenen Schlussfolgerungen aus den gegebenen Tatsachen gezogen.“
 

Dumbledores Stimme festigte sich plötzlich wieder. „Doch du solltest wissen, dass Tom Riddle zu keinem Zeitpunkt vor und während seiner Zeit in Hogwarts, zu keinem, eine glückliche Kindheit gehabt hat“, er ließ seinen bohrenden Blick auf Hermine ruhen, „niemand ist böse geboren, Hermine. Es ist das Leben, das sie dazu macht.“
 

Zwar nahm Hermine seine Worte wahr, doch war sie sich nicht ganz sicher, was genau er damit meinte. Hatte er gerade gesagt, dass Lord Voldemort nicht böse war? Das bezweifelte sie. Und überhaupt, weshalb erzählte er ausgerechnet ihr das?
 

Doch zur Zeit hatte sie größere Probleme, die sie beschäftigten. Der geschrumpfte Koffer, in der rechten Tasche ihrer Robe schien wild zu pulsieren und sie befürchtete, dass ihre Freunde es bereits leid waren, fünfzig Jahre zuvor im Raum der Wünsche auf sie zu warten und stattdessen ohne sie gegangen waren.
 

Fünfzig Jahre zuvor.
 

Ein plötzlicher, aber ziemlich geistreicher Einfall, wie sie fand, überkam sie. „Direktor“, begann sie aufgeregt, „wenn Harry, Ron, Draco, Ginny und Lavender nun schon seit fünfzig Jahren in der Vergangenheit sind, sollten sich die Dinge dann, in dieser Zeit, nicht bereits geändert haben? Sollten Voldemort und die dunklen Mächte nicht bereits vernichtet sein? Zu Staub zerfallen?“
 

Dumbledore wandte sich dem kleinen Eckfenster zu. „Nichts sieht anders aus, oder Hermine?“
 

Rasch hob Hermine ihren Kopf etwas, um durch das Glas sehen zu können… und da schien ihr das Herz in die Hose zu rutschen, während sich ihre Zunge am Gaumen anfühlte, wie Sandpapier. Die unheilvollen schwarzen -und unnatürlich grünen Gewitterwolken, die lediglich von einer gewaltigen, magischen Schlacht stammen konnten, waren in der Ferne noch immer zu sehen.
 

„Sie meinen…“, ihre Stimme festigte sich wieder und sie warf dem Direktor einen entsetzten Blick zu, „sie meinen, es hat nicht funktioniert?“ Merlin. All dieser Wahnsinn, die intensiven Vorbereitungen.. und es hat nicht funktioniert?
 

Das war's.
 

Alle Hoffnung war gestorben.
 

„Vielleicht“, antwortete Dumbledore schlicht. Er lächelte müde und erhob sich langsam von seinem Stuhl.
 

Was ist nur mit ihnen? Wollte Hermine schreien. Sie richtete sich angespannt auf, strich über ihre Robe und folgte seinen Bewegungen. Vielleicht bin ich im Moment ein wenig nervös, aber sollte es ihnen nicht genauso gehen, wie mir? Oh, wir befinden uns in einer wirklich schlechten Situation, schlecht, schlecht, schlecht, schlecht-
 

„Vielleicht ist alles verloren“, fuhr er nachdenklich fort. Langsam senkte er seinen Blick, bis er mit seinen faszinierenden Augen an ihrer zierlichen Gestalt hängen blieb. Dann trat er zurück und hob seinen Zauberstab, während er sich auf den letzten Zeitreisezauber vorbereitete. „Oder… vielleicht brauchen sie auch einfach nur dich, Hermine.“
 

Hermine konnte förmlich spüren, wie das Blut in ihren Adern gefror. Ein kurzes, trockenes Lachen entfloh ihrer Kehle. „Also, das ist wirklich sehr liebenswürdig, Direktor, setzen sie mich bloß nicht unter Druck“, sagte sie zynisch und ihre Stimme begann, gegen ihren Willen, zu flackern. Ja, ohhhh ja, kein Zweifel, jetzt konnte sie ihr morgendliches Frühstück förmlich schmecken. Französisches Toast und Bananen, das war es gewesen. Mit einem Schuss Ahornsirup, gerade genug, um dem ganzen eine leicht süße Note zu verpassen—
 

HERMINE, BLEIB BEIM THEMA!
 

Plötzlich wurde ihr klar, wie erschreckend es sein konnte, wenn man selbst diejenige war, auf die Albus Dumbledore seinen Zauberstab gerichtet hatte. Seine Augen waren furchtbar ernst, er schien nun bereit zu sein. „Ich habe keine Ahnung, was du geplant hast, Hermine-“
 

Da sind wir schon zwei.

„-noch will ich es wissen. Aber… denk immer daran, Hermine, denk immer daran, was du womöglich auch in Erwägung ziehst... manchmal werden die schwersten Schlachten nicht durch Kämpfen gewonnen.“
 

Verwirrt kniff Hermine ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, doch noch bevor sie Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, was immer er ihr damit auch sagen wollte, blendete sie ein weißer Blitz aus gleißend hellem Licht. Ihre Füße hoben vom Boden ab und die Welt um sie herum, wie sie sie kannte, wurde vollkommen schwarz.

Have You Ever Met A Redheaded Dumbledore

Verwirrt kniff Hermine ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, doch noch bevor sie Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, was immer er ihr damit auch sagen wollte, blendete sie ein weißer Blitz aus gleißend hellem Licht. Ihre Füße hoben vom Boden ab und die Welt um sie herum, wie sie sie kannte, wurde vollkommen schwarz.
 


 

Chapter 6: Dead and Buried
 

Montag, September 29, 1944
 

1:11 P.M.
 


 

Der Raum der Wünsche hatte sich nicht im Geringsten verändert - natürlich von der Tatsache abgesehen, dass er nun nicht mehr verkohlt war.
 

Hermines Kopf pochte und sie fühlte sich fast so, als wäre sie gerade vom Hogwarts Express erfasst worden. Zu ihrer Linken hörte sie das typische Aufstöhnen von Draco, den sie durch einige Sterne und schwarze Punkte in ihrer Sicht dasitzen sah. „Ähhhh.. ha´e´ funksionia´?“
 

„Ähhhhmmm… lammich ma sehn“, gab Harry undeutlich von sich.
 

Seine Brille hing schief von seiner Nase. Unsicher rappelte er sich auf und lief gefährlich wankend zur Tür hinüber. Er riss sie auf, wobei er beinahe hinten über gefallen wäre und hielt seinen Kopf hinaus in den Korridor. „Ähhhhmmmm… arg…“
 

"Ahhhhhh..", ächzte Ginny, die der Länge nach auf dem Boden lag. Vorsichtig rollte sie sich auf den Bauch und hielt sich daraufhin den Kopf, als wäre diese simple Bewegung fürchterlich schmerzhaft gewesen.
 

Die riesige Erleichterung, die Hermine durchflutet hatte, nachdem sie zu einem winzigen Fleck implodiert, -durch die Zeit gereist war und tatsächlich überlebt hatte, war nun der Angst gewichen, dass der Zeitreisezauber die Gehirne ihrer Freunde auf die Größe einer Erbse geschrumpft hatte. Sie musste sicher gehen. „Harry, versuchs bitte nochmal auf Englisch..“, würgte sie hervor und zuckte zusammen, als sie sich vorsichtig aufsetzte, „ich bin nicht wirklich mit der Sprache der Höhlenmenschen vertraut.“
 

Beinahe erwartete sie, dass Harry sie angrunzen würde. Stattdessen warf er ihr einen finsteren Blick zu und richtete seine Brille. Sein Haar war noch wesentlich zerstrubbelter als sonst. Es stand so extrem von seinem Kopf ab, dass er als jemand hätte durchgehen können, der kürzlich von einem Blitz getroffen worden war. Er schien gerade antworten zu wollen, als Ron ein widerwärtiges, lautes Schnauben von sich gab, sich ruckartig aufsetzte und stöhnend wieder zusammenbrach.
 

Die gesamte Situation brachte Hermine dazu, ein ganzes Stück vergnügter zu sein, als sie, den Umständen entsprechend, eigentlich hätte sein müssen. Ginny, die den Kopf gerade zur rechten Zeit hob, um zu sehen, wie ihr Bruder wieder zusammensackte, schien die selben Zeilen zu denken und kicherte. Das war es, was Hermine brauchte.
 

„Oh… Merlin!“, krächzte Hermine zwischen Lachanfällen und stechenden Schmerzen, „ich bin mir ganz sicher, dass wir keine Probleme bekommen werden…. wir werden sie sicher alle um den Finger wickeln mit… unserem Witz und Charme!“
 

Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf Rons Gesicht aus. Er hob einen Finger und gab den anderen damit das Zeichen, abzuwarten - und, zu spät, Hermine verstand, was ihr bester Freund vorhatte…
 

Geht in Deckung!“, heulte Harry und stürzte sich in den Korridor des fünften Stocks, als Ron seinen Mund öffnete und das abstoßenste Geräusch von sich gab, das Hermine je gehört hatte. Gute 20 Sekunden lang und dem Geräusch ähnlich, das ein riesiger Ochsenfrosch in Verbindung mit einem Megafon von sich geben würde. Sie stieß ein Quieken aus und sprang der Person auf den Schoß, die ihr am nächsten war: Draco; Ginny vergrub den Kopf unter ihren Armen, während Lavender sich die Ohren zu hielt und kreischte: „Oh!
 

Der extreme Stress an diesem Morgen schien zuviel für Hermine gewesen zu sein, denn sie war die erste, die wie eine Wahnsinnige anfing zu gackern, während sie ihr Gesicht in der Schulter des grinsenden Dracos vergrub. Ihr Gelächter wurde lediglich noch schlimmer, als Harry glucksend in den Raum der Wünsche zurück kroch.
 

Währenddessen war Lavender ein Wrack. Ihr liefen die Tränen übers Gesicht, als sie über Ron zusammenbrach, ihm gut gemeint auf die Schulter klopfte und kicherte: „Ihhhhhh, Ron!
 

Und dann, es fühlte sich an, wie ein Schlag ins Gesicht, spürte Hermine das dicke Päckchen, das Dumbledore ihr gegeben hatte, in ihrer Hand, wo es plötzlich fast zu brennen schien… es zog sie zurück in die ernste Realität, in der sie etwas wichtiges zu erledigen hatten. „Leute… haha, wir –Harry, hör auf damit!- Wir müssen uns zusammenreißen!“
 

„Kann ich… euch sechs helfen?“
 

Aufgescheucht durch die fremde Stimme, die scheinbar aus dem Nichts gekommen war, sprang Hermine von Dracos Schoß und landete hart auf dem Boden. „Ssschhhh!“, zischte sie ihren Freunden zu und stieß Lavender mit dem Ellenbogen an. Anmutig richtete sie sich auf und versuchte so, einen guten ersten Eindruck zu machen, soweit das überhaupt noch möglich war. Sie richtete ihre Robe und warf ihre Haare zurück, um sich wieder zu fassen. Dann wagte sie es das erste mal, einen flüchtigen Blick auf den Mann in der Tür zu werfen.
 

Sofort riss sie die Augen auf und wäre durch den Schock beinahe zurückgestolpert. Kann das sein?
 

„Oh mein Gott, er ist rothaarig!“, gluckste Lavender, sobald sie freie Sicht auf den großen Mann hatte.
 

Ron und Ginny starrten das offensichtlich amüsierte Mädchen an. „Was ist falsch daran?“, fragten die Geschwister gleichzeitig.
 

Leute!“, zischte Hermine, wie eine wütende Gans. Dies war einer der - wenn nicht sogar der wichtigste Teil ihrer Mission… und sie benahmen sich immer noch wie Kleinkinder? Sie drehte sich um und starrte die Blond,- Braun,- und Rothaarigen ernst an. „Sscchhh!
 

Als Lavender kicherte und sich hinter Ron versteckte, schüttelte Hermine den Kopf und wandte sich wieder der irritierten, jüngeren Version Dumbledores zu. „Ja, das können sie definitiv“, antwortete sie auf seine Frage und überlegte, ob sie zur Sicherheit ein 'Wir kommen in Frieden' hinzufügen sollte; stattdessen entschloss sie sich dazu, ihm das große Päckchen auszuhändigen.
 

Dumbledore betrachtete die elegante Handschrift, mit der das Paket an ihn addressiert worden war und hob seine Augenbrauen. Offensichtlich hatte er bemerkt, dass dies seine eigene Schrift war, dachte Hermine. „Ich schlage vor, sie öffnen dies, Sir. Jetzt.“
 

Dumbledores Augen funkelten hin und her gerissen und beobachteten Hermine aufmerksam, bevor er einen Zauberspruch murmelte. Eine kleine Klinge erschien an der Spitze seines Zauberstabes und glitt durch den Rand des Päckchens. Nachdem er den Inhalt entnommen hatte, überflog er schnell den ersten Teil des Pergaments.
 

Hermine trat zurück, sodass sie neben Harry stand. Er legte einen tröstenden Arm um sie und massierte ihren Nacken mit der Hand. „Mmmm“, seufzte sie zufrieden, schloss die Augen und genoss die Ruhe, die im Raum herrschte. Ginny, Draco, Lavender und Ron hatten sich nun auch aufgerappelt und musterten den neuen -alten- Dumbledore. Er hatte eine Menge rotes Haar und den selben lächerlichen, langen Bart, trug noch immer eine Halbmondbrille und ragte auch noch immer über alle Köpfe empor, Ron vielleicht ausgenommen…
 

Nur die Aura, die ihn umgab, schien so viel jünger. Beinahe unschuldig. Hermine konnte nicht begreifen, wie zwei Personen, die ja eigentlich ein und dieselbe waren, sich so ähnlich -und gleichzeitig so unterschiedlich sein konnten.
 

Schließlich hatte Dumbledore den Brief ganz gelesen und faltete ihn vorsichtig zu einem winzigen, geometrisch perfektem, Quadrat. Mit einem verwirrten Blick auf die sechs neugierigen Augenpaare, die jede seiner Bewegungen verfolgten, hielt der Mann das Blatt Papier vor sich, murmelte: „Incendio“, und ließ den einzigen, aussagekräftigen Beweis ihrer Geschichte –oder Zukunft, wie Hermine vermutete- in Flammen aufgehen.
 

Und da gehen wir hin, dachte Hermine, während sie beobachtete, wie die Flammen vor ihren Augen tanzten. Die Kanten des Papiers wurden schnell schwarz und begannen sich zu kringeln, bis das Pergament zu Asche zerfiel, zu Boden glitt und sich dort wie Staub verteilte. Das war’s dann. Hermine Granger, Harry Potter, Ron Weasley, Ginny Weasley, Lavender Brown und Draco Malfoy waren tot und begraben und würden es auch immer bleiben. In diesem Augenblick waren Hermine Dumbledore Nefertari, Harry Evans, Ron West, Ginny West und Draco du Lac an deren Stelle geboren.
 

Dumbledore war ruhig und es schien, als würde er gerade seine Gedanken ordnen. Nach ein paar Sekunden hob er das zweite, dickere Päckchen und las die Anschrift. „Ich werde keine Fragen stellen, an keinen von euch, noch möchte ich irgendetwas aus eurem vergangenen – oder sollte ich sagen, zukünftigem - Leben erfahren“, sagte er, „es wäre besser, wenn niemand etwas davon weiß.“
 

Hermine lächelte erleichtert darüber, dass sie zumindest die erste Phase ihres Plans – was für ein Plan dies auch war – gemeistert hatten. „Eigentlich haben sie uns das auch schon gesagt, bevor wir gegangen sind.“
 

Dumbledore schien kurz zu stutzen, doch dann erwiderte er ihr Lächeln schwach. „Nun, ich nehme an, manche Dinge werden sich nie ändern, meine… liebe Nichte, Hermine, nehme ich an?“
 

„Natürlich“, antwortete Hermine mit dem bezaubernsten Lächeln, das sie ihm zur Zeit schenken konnte. Dumbledores Brief an sich selbst schien wirklich eine Menge erklärt zu haben und sie musste beiden, dem Mann in der Vergangenheit und dem aus der Zukunft, zugute halten, dass sie so flexibel und tolerant waren. Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Es ist so schön dich endlich wieder zu sehen, Onkel! Es ist viel zu lange her!“
 

Draco schnaubte, wandelte es jedoch geschickt in ein Husten um. Hermine warf ihm verdeckt einen finsteren Blick zu. Dumbledore lächelte nun definitiv. „Nun denn, Hermine, ich schlage vor, wir gehen sofort zu Direktor Dippet, um mit ihm über den Austausch meiner Lieblingsnichte und ihren fünf engsten Freunden, von der bekanntesten Zaubererakademie der Welt, zu sprechen…“

Have You Ever Formed A Plan

Draco schnaubte, wandelte es jedoch geschickt in ein Husten um. Hermine warf ihm verdeckt einen finsteren Blick zu. Dumbledore lächelte nun definitiv. „Nun denn, Hermine, ich schlage vor, wir gehen sofort zu Direktor Dippet, um mit ihm über den Austausch meiner Lieblingsnichte und ihren fünf engsten Freunden, von der bekanntesten Zaubererakademie der Welt, zu sprechen…“
 


 

Chapter 7: Walk Like An Egyptian
 

Montag, September 29, 1944
 

5:44 P.M.
 


 

„Hab ich schon erwähnt, dass ich Dippet nicht mag?“, fragte Harry etwa drei Stunden später und lag der Länge nach gemächlich auf einer Gryffindorbank, in einer komplett verlassenen Großen Halle. Jede Bank an den vier massiven, langen Tischen stand an ihrem Platz und war für die Schüler bereitgestellt worden, die später an diesem Abend mit dem Hogwarts Express ankommen würden.
 

„Ganz ruhig, Dumbledore – der moderne Dumbledore, meine ich – hat erwähnt, dass er ein Wiesel war“, grübelte Ginny mit leiser Stimme und legte sich etwas entfernt auf die selbe Bank, auf der Harry lag.
 

„Er war unentschlossen. Konnte sich nicht lange genug konzentrieren, um irgendetwas hinzukriegen“, sagte Ron und machte sich auf einer Ravenclawbank breit. Er schob seine Hände unter seinen Kopf, als er die untergehende Sonne und die lila und pinken Wolken an der Decke betrachtete, „ich meine, ein Mann muss bei seinen Waffen bleiben. Und er ist nicht nur irgendein Mann, er ist der Mann.“
 

„Tolle Bemerkung, Ron“, Hermine drehte ihren Kopf nach rechts und rollte mit den Augen zu Ginny hinüber, die auf der anderen Seite des Gryffindortisches lag. Ihr brauner, gelockter Haarschopf berührte gerade den seidig blonden Schopf Dracos, der ihre Position auf der anderen Hälfte der Bank spiegelte. Sie hob ihre Hand in die Luft und begann, mit der Fingerspitze sanft die Umrisse einer rötlich-gelben Wolke, nahe der schwindenden Sonne, nachzuzeichnen.
 

„Weißt du, Hermine“, begann Lavender plötzlich, die aufrecht saß und die liegende Hermine gedankenverloren ansah, „wenn du so herumlaufen wirst, wie ein Ägypter, so reden wirst, wie ein Ägypter… hab ich mir ein paar Wege ausgedacht, um dich so aussehen zu lassen, wie ein Ägypter.“
 

Oh Merlin. Nicht sowas.
 

„Ja, das stimmt“, rief Ron eifrig und schielte über Harry hinweg und unter den Tisch, um einen guten Blick auf Hermine zu erhaschen. „Ich weiß nicht… deine Augen sind irgendwie besonders mandelförmig, ich glaube das ist gut… vielleicht könntest du sie, ich weiß nicht, mit diesem Augenzeug umranden, das du benutzt oder so? Als wir in Ägypten waren, haben wir ein paar Mumien gesehen und ihre Augen waren so-„
 

„Ich bin nicht seit über 6000 Jahren tot, Ron, danke, aber nein“, unterbrach ihn Hermine stur und ihr Finger machte sich an eine andere Wolke.
 

„Ah, Hermine, du musst wenigstens dunkelhäutig sein“, seufzte Lavender widerstrebend und fügte widerwillig hinzu, „das ist alles, versprochen. Ich kenne einen tollen Bräunungszauber. Und vielleicht könnte ich deine Haare auch einen Tick dunkler machen…“, sie begutachtete Hermines Körper kritisch. „Weißt du, das wäre vielleicht alles…“, grübelte sie.
 

Hermine ahmte Lavenders tiefes Seufzen nach. So sehr sie es auch hasste, es zuzugeben, Lavender hatte es erfasst: Sie würden hör- und sehbar überzeugen müssen. „Also gut, Lav, du darfst mich dunkler machen, bevor der Hogwarts Express hier ankommt, ok? Aber lasst uns jetzt die Strategie besprechen. Unsere Geschichten müssen übereinstimmen, wenn wir sie einmal benötigen.“
 

„Wir können kein Ägyptisch sprechen“, bemerkte Harry sofort.
 

„Nein, ich denke nicht, dass das ein großes Problem sein wird“, sagte sie, schüttelte den Kopf und hob die Augenbrauen, während sie die Decke studierte. „Ich bezweifle zutiefst, dass hier irgendein Schüler oder Lehrer Ägyptisch sprechen kann – oder wenn, dann nicht mal annähernd gut genug um unseren Bluff aufzudecken. Ein wenig Kauderwelsch sollte reichen, falls das jemals zu einem Problem werden sollte.“
 

Lavender lachte und Ron hob freiwillig seine Hand von ihrem Platz auf der Bank. „Alles klar, ich nehme an der Plan ist mini-Du-Weißt-Schon-Wen zu verfolgen, bis wir ihn allein erwischen und dann befördern wir ihn zurück ins letzte Jahrtausend, wo er hingehört“, schloss er mit leiser, eisiger Stimme, in der all die Wut der letzten zwei Jahre des Krieges steckten und Merlin weiß wie viel Angst.
 

Automatisch spürte Hermine den puren Hass, den sie dem Mann - nein, dem Ding - gegenüber empfand, in sich hochkochen. Nein Hermine, ganz ruhig, sagte ihr eine kleine Stimme in ihrem Kopf, als Ginny bitter murmelte: „Wir werden ihn für all seine Taten bezahlen lassen, bevor er überhaupt weiß, wie ihm geschieht.“
 

Ganz ruhig…ganz ruhig…
 

Wunderbarerweise fühlte Hermine tatsächlich die Erleichterung in sich aufsteigen und nahm ein paar beruhigende Atemzüge, um ihre Gedanken zu ordnen. Vielleicht war Lavender deshalb so ein Yoga Fanatiker. „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich möchte nicht unbedingt in Askaban verotten, weil wir einen Siebzehnjährigen ohne offenbares Motiv umgebracht haben“, konterte sie kopfschüttelnd, „ich denke, das Beste, was wir tun könnten, wäre, die Situation für ein paar Tage, Wochen, Monate, wie viel Zeit es auch braucht, aufmerksam zu beobachten, bevor wir irgendwelche zerstörerischen Pläne schmieden.“
 

„Sie hat Recht, West“, Draco rollte sich auf den Bauch, ließ seinen britischen Akzent fallen und nahm eine schleppende südamerikanische Redensart an, „sieh mal, wir müssen überlegt vorgehen. Das ist nicht irgendein Idiot, mit dem wir verkehren, das ist wahrscheinlich einer der cleversten H****söhne, die Hogwarts je gesehen hat. Wir müssen herausfinden, was für ein Spiel er spielt und mitspielen.“
 

„Ich weiß was du meinst“, sagte Lavender langsam. „Wir werden hier für immer feststecken und so lange Zeit so zu tun, als wären wir jemand anderes, könnte ziemlich anstrengend sein.“
 

Hermine wusste nicht wieso, aber sie musste lachen. „Damit hast du die ganze Sache in ziemlich positives Licht gestellt, Lav“, sagte Hermine, als sie damit fertig war, Wolke 8 zu umranden und ihre Hand wieder auf ihren Schoß fallen ließ.
 

„Danke“, antwortete Lavender fröhlich, kletterte von der Ravenclawbank und ging in eine Yoga-Baumposition über.
 

„Die Sache ist die, dass wir Voldemort so nah, wie nur möglich kommen müssen“, sagte Hermine, wobei sie versuchte, jede Information über den Dunklen Lord durchzugehen, die sie hatte, „nach dem, was uns der moderne Dumbledore gesagt hat, hat sich Voldemort in der Schule ziemlich abgeschottet. Hatte ein paar Freunde, die man nicht wirklich Freunde nennen konnte – mehr, wie Komplizen in einem Verbrechen, nehme ich an… hätte anscheinend eine Freundin haben können, wenn er gewollt hätte, aber Dumbledore sagte, dass er jedes Mädchen, das ihm näher kommen wollte, ignorierte, egal wie sehr es sich ihm an den Hals schmiss-“
 

„Was sich ändern wird“, meldete sich Draco selbstbewusst zu Wort und Hermine unterdrückte den Drang ihn zu erwürgen, „ernsthaft, Grang- Nefertari, hast du dir schon mal das Jahrbuch angesehen? Die Anzahl der männlichen Exemplare ist viel niedriger, als man es sich wünschen würde, besonders, wenn der Dunkle Lord ganz oben auf der Liste der Frauen steht.“ Er grinste. „Vielleicht muss ich ihm helfen und ihm diese furchtbare Last abnehmen…“
 

„Die Mädchen sind auch nicht allzu heiß, weißt du“, grübelte Harry gedankenverloren.
 

Hermine starrte ihn geschockt an, als die Worte seinen Mund verließen. Niemals zuvor hatte sie Harry Potter etwas derartig oberflächliches sagen hören. „Harry!“, keuchte sie.
 

Ginny grunzte und warf Hermine einen wissenden Blick zu, welchen diese perfekt interpretierte: Männer. Ohne zu zögern streckte Ginny ihren Kopf aus und stieß Harrys Bein leicht an. „Besser für dich, wenn du auch weiterhin so redest“, grummelte sie.
 

„Ja, aber hast du die, äh, eine Slytherin gesehen?“, fragte Draco und schnippte mehrere Male schnell hintereinander mit den Fingern. „Ähm, wie hieß sie… Columbia Salvi! Sie war heiß.“
 

„Oh! Die eine!“, Harry schnippte in Übereinstimmung mit den Fingern und zeigte unter dem Tisch auf Draco, „stimmt, das war sie!“
 

Ginny gab ein Knurren von sich, hielt ihren Zauberstab über ihren Kopf und sagte lässig: „Expelliarmus“. Sogleich schoss ein blauer Lichtstrahl aus Ginnys Zauberstab auf Harry, der sofort von der Bank flog, in den Ravenclawtisch purzelte und schepperndes Geschirr in alle Richtungen verteilte.
 

„AU… Gin!
 

Sie warf ihren Kopf zurück, schleuderte ihr üppiges rotes Haar in Richtung Boden und gurrte wenig mitfühlend: „Oh, tat das weh? Tut mir Leid!“ Sie drehte ihren Kopf und begann nun wieder, unschuldig an die Decke zu starren.
 

Harry rappelte sich hoch, hob seine Brille taumelnd vom Boden auf und stolperte zurück zum Gryffindortisch.
 

Argh!“, Lavender fiel unelegant aus ihrer Baumposition und knallte beide Hände mit einem BANG! Auf die Tischplatte, „ihr alle stört meine Konzentration!“
 

„Wisst ihr, so unterhaltsam das alles auch ist, der Hogwarts Express wird in genau-„, Hermine warf einen flüchtigen Blick auf die große Uhr in der nordwestlichen Ecke der Großen Halle, „-einer Stunde und vier Minuten ankommen. Was im Grunde bedeutet-“
 

„Auf den Boden, Leute!“, bellte Draco künstlich in viel zu hohem Ton und warf seinen Kopf nach unten, über Hermines, seine blauen Augen glitzerten auf eine merkwürdige Art und Weise, wie die von Dumbledore. Inspiriert streckte Hermine beide Hände aus und packte ihn am Nacken. “Argh!“, stieß er überrascht aus.
 

Verdammt“, grummelte Lavender. Sie gab ihre Baumposition schließlich auf und setzte sich beleidigt auf den Hufflepufftisch, um zuzusehen, wie Hermine den Slytherin erwürgte. „Ich kann nicht glauben, dass sie es endlich wirklich tut! Los, Hermine! Los! Los! Los!“
 

„Arrgh… Nefertari… lallos…“
 

„Hey Mine, wenn du damit fertig bist, Mal –äh du Lac umzubringen, hab ich eine Frage.“
 

Ahhh!“, mit einem Grunzen stieß sich Draco selbst von der Bank und befreite sich aus Hermines Griff. Er landete ungrazil auf dem Boden und schnappte nach Luft, bevor er Ron durch die verschiedenen Lücken und Spalten im Gryffindortisch hindurch anstarrte, „toller Freund, West. Deine Ex-Schulsprecherin war gerade dabei mich umzubringen und du hast eine Frage?
 

„Ja… das ist eine Schande, Kamerad, eine Schande…. Richtig Hermine, was du vorhin gesagt hast, über Du-Wei - Voldemort… dass er all die Mädchen ignoriert hat, die ihm näher kommen wollten“, fuhr Ron professionell fort, offenbar vollkommen uninteressiert an Dracos nahem Ableben. Ginny warf einen Blick auf Draco und fing an zu lachen.
 

„Was ist damit, Ron?“, fragte Hermine und reckte sich etwas, als sie sich fragte, mit was für einer unwichtigen Bemerkung Ron diesmal kommen würde.
 

„Also… was, wenn er, du weißt schon…“, schob Ron es unbehaglich vor sich her, doch bei Hermines ‚Nein, ich weiß nicht’ Blick gestikulierte er mit seinen Händen, als könnten sie seine Gedanken für ihn ausdrücken. „Was, wenn er nicht, äh, auf Mädchen steht?“
 

Sogar Lavender hörte mit dem nicht enden wollenden Lachen auf und die Stille in der Großen Halle wurde plötzlich so dick, dass Hermine tatsächlich das leise Ticken der weit entfernten, aber riesigen Uhr hören konnte. Schließlich hob Draco seine Hand von dessen Platz auf dem Boden. „Wenn er vom anderen Ufer ist, werde ich nicht derjenige sein, der die entscheidenden Schritte macht!“
 

Lavender kicherte wieder und Hermines Körper entspannte sich ein wenig auf der Bank. „Also, ähm… interessanter Gedanke, den du da hattest, Ron, aber ich denke, was Dumbledore damit eigentlich versucht hat, zu sagen, ist, dass Voldemort womöglich nichts empfindet, somit wird es extrem schwer sein, ihn zu knacken.“
 

„Und was schlägst du vor, oh furchtlose Anführerin?“, fragte Harry, der immernoch versuchte, es sich nach der wilden Flucht, á là Ginny, auf der Gyffindorbank bequem zu machen.
 

Hermine machte ein Pause. „Ich sage, wir werden nicht versuchen, zu ihm zu kommen“, begann sie dramatisch, während sie ihren Zauberstab in der einen Hand wirbelte und um die Finger der anderen eine Locke ihres Haares wickelte, „wir werden ihn dazu bringen, dass er zu uns kommen will.
 

Harry gab den Versuch, es sich bequem zu machen, auf, setzte sich aufrecht hin und verrenkte sich den Hals, bevor er sich mit einem grünen, bohrenden Blick interessiert an Hermine wandte. „Du hast meine Aufmerksamkeit, Mine. Erzähl weiter.“
 

„Alles klar, lasst uns nachdenken. Welche Dinge ziehen Leute an?“, Hermine, die immer noch auf der Bank lag, hielt ihre Hände über den Kopf und zählte es an den Fingern ab. „Hier sind ein paar. Nummer eins: Popularität. Nummer zwei: Geheimnisse. Nummer drei: Etwas zu haben oder jemand zu sein, das andere nicht haben können oder über den sie nichts wissen. Letzteres ist, wo ihr ins Spiel kommt. Jedes Mal, wenn euch jemand fragt, woher wir kommen oder warum, möchte ich, dass jeder von euch sagenhaften Schwachsinn erzählt. Letzte Nacht habe ich Dippet besonders aus diesem Grund vorsätzlich darum gebeten, nicht anzukündigen, woher wir kommen… obwohl ich es auch ihm nicht erzählt habe“, fügte sie nachdenklich hinzu, „werft es in den Wind. Macht sie neugierig.
 

„Merlin, das ist eine gute Idee, Hermi!“, rief Lavender und Hermine konnte praktisch schon hören, wie sie Lügengeschichten erfand, als sie sprach: „Also können wir alles erzählen?“
 

„Oh, ja“, ein verschmitztes Grinsen zeichnete sich auf Hermines, sonst so aufrichtigem, Gesicht ab, „ich möchte, dass du diese Geschichten gut machst, solange keine Ansätze von Zeitreisen erwähnt werden. Ich möchte nicht, dass das eine Variante ist; es kommt der Wahrheit zu nahe. Aber sorge dafür, dass es immer irgendwelche Gerüchte gibt. Das Rätsel um uns wird nur zu unserer Popularität beitragen, was mich daran erinnert… wir müssen uns auf die hohe Wahrscheinlichkeit vorbereiten, dass wir auf unterschiedliche Häuser verteilt werden.“
 

„Glaubst du wirklich, dass das passiert?“, fragte Ginny. Sie setzte sich auf und schirmte ihre Augen von den Strahlen der untergehenden Sonne ab, sodass sie fragend zu Hermine sehen konnte. „Wir wurden letztes Mal auf die selben Häuser verteilt… naja, alle außer ihm“, sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter in Dracos Richtung.
 

Hermine wackelte, an ihre rothaarige Freundin gewandt, wissend mit ihrem Finger. „Ja, aber das war so, weil wir alle in Gryffindor sein wollten… oder etwas in der Richtung. Ron, Ginny, wisst ihr, der wirkliche Grund, weshalb Gryffindor eure einzige Wahl war, ist, weil es in eurer Familie so üblich ist. Und Harry, der einzige Grund, warum du nicht nach Slytherin gekommen bist, war, weil du dem Sprechenden Hut gesagt hast, dass er dich nicht nach Slytherin stecken soll.“
 

„Woa, woa, woa – Was?“, unterbrach sie Draco, der das Gespräch verfolgt hatte.
 

„Ganz recht, du Lac“, Harry grinste verächtlich über den betäubten Blonden, „dein lieblings Mitschüler war einmal der Kandidat für das Schlangenhaus.“
 

„Merlin, was wird nur aus dieser Welt?“, murmelte Draco kopfschüttelnd.
 

Hermine sah Harry direkt an, als sie den nächsten Teil ihres Plan erläuterte. „Dieses Mal möchte ich, dass ihr euch von dem Sprechenden Hut verteilen lasst, wohin es euch auch immer verschlägt. Ja, sogar nach Slytherin, wenn er es will“, fügte sie auf Harrys erstaunten, fast angewiderten Gesichtsausdruck hin, hinzu, „wir alle wissen, dass uns eine solche Trennung nur helfen kann, mehr Informationen zu sammeln. Ist euch das klar?“
 

„Kristall klar“, witzelte Ron.
 

Harry nickte. „Mine, das ist gut. Wir haben eine Chance, das kann ich fühlen. Aber“, fügte er hinzu und seine Stimme schwankte verheißungsvoll, „wir dürfen nicht vergessen, mit wem wir es zu tun haben.“
 

„Oh, das werden wir nicht“, sagte Ginny finster, kein Zweifel, dass sie sich an die schrecklichen Erlebnisse mit dem Dunklen Lord, in ihrem ersten Jahr erinnerte.
 

Hermine legte ihren Zauberstab auf den Tisch, setzte sich auf und traf jeden einzelnen Blick ihrer Freunde. „Was immer ihr tut, lasst euch von ihm nicht bei einer Lüge erwischen“, warnte sie und schüttelte grimmig ihren Kopf, „er ist clever; er wird es merken. Wir haben schon einmal gesehen, wie die Dinge hier laufen, wir würden mit einem geplanten Angriff aufkreuzen, ihn aber absolut nicht dazu kriegen, sich verdächtig zu verhalten. Das hier wird so langsam und vorsichtig angegangen werden müssen, wie es nötig ist, damit es funktioniert.“
 

„Und wenn der langsame Weg bis Ende des Jahres nicht funktioniert, vergessen wir ihn und leben in der Mugglewelt“, sagte Ron mit einer unheimlichen Aufrichtigkeit in seiner Stimme, „also macht euch keine Sorgen über diesen ganzen verdammten Unsinn, da wird’s immer einen schnellen Ausweg geben. Wir haben einen Vorteil. Stimmt’s, Mine?“
 

Aus irgendeinem Grund verkrampfte sich Hermines Magen. Ja, sie hatten einen Plan. Und ja, bei aller Gerechtigkeit würden sie wahrscheinlich alle mehr als befriedigt sein, wenn sie Lord Voldemort zur Strecke brachten. Aber da war dieses Gefühl, sie fühlte sich schuldig… eher, als würden sie auf sein Level begeben, wenn sie ihn umbrachten. „Ja“, murmelte sie und ihre Augen huschten wieder einmal hinüber zur Uhr. 6:10. Fünfzig Minuten waren noch übrig. „Richtig“.
 

Ihre Gedanken wurden durch das schrille Geräusch einer aufgleitenden Tür unterbrochen, welches von den Wänden der Großen Halle widerhallte. „Onkel Al, auf sieben Uhr“, murmelte Draco.
 

Hermine grinste und sah hinüber zum Lehrereingang, auf der weit entfernten Seite der Halle, durch welchen Dumbledore eingetreten war und beobachtete, wie er in die Halle trat – nein, eher schwebte. Er musterte die Gruppe und die drei Haustische, die sich vor ihm erstreckten und fing, überraschenderweise, ihren Blick auf. „Ms. Nefertari, Direktor Dippet würde sie gerne auf ein Wort sehen.“
 

Hermine sog, in einem einzigen Atemzug, die Stille eines sorglosen, allgemein Krieg-freien Lebens ein, gemischt mit gespannter Erwartung und mehr als nur ein wenig Angst, vor was auch immer ihr bevorstand. Sie grinste Draco an und murmelte in einer supersanften Stimme, von der Hermine wusste, dass Dumbledore nicht im Stande war, sie zu hören: „Also dann, du Lac, lasst die Spiele beginnen.“

Have You Ever Become A Head Girl

Hermine sog, in einem einzigen Atemzug, die Stille eines sorglosen, allgemein Krieg-freien Lebens ein, gemischt mit gespannter Erwartung und mehr als nur ein wenig Angst, vor was auch immer ihr bevorstand. Sie grinste Draco an und murmelte in einer supersanften Stimme, von der Hermine wusste, dass Dumbledore nicht im Stande war, sie zu hören: „Also dann, du Lac, lasst die Spiele beginnen.“
 


 

Chapter 8: The Past and Future Head Girl
 

Montag, September 29, 1944
 

6:45 P.M.
 


 

Nach einer guten halben Stunde, in der sie von Armando Dippet über ihre frühere Ausbildung ausgefragt wurde, konnte Hermine nicht anders, als Harrys einleitenden Worte, die die Zeitreisenden bei ihrem Treffen verfolgt hatten, in Gedanken wieder abzurufen („Habe ich schon erwähnt, dass ich Dippet nicht mag?“).
 

Kräftig und ein wenig rundlich saß Dippet, mit einem Hauch von distanzierter Teilnahmslosigkeit, ganz anders als es Dumbledore je getan hatte, im Rektorstuhl und sprach mit hoher Stimme, die Hermine an eine dröhnende Sirene erinnerte. Und diese verdammte Muggle-Uhr war noch immer hier.
 

TICK TACK TICK TACK TICK TACK TICK TACK
 

Gerade als Hermine kurz davor war, einen Schrei aus purer Ungeduld auszustoßen, zog Dippet ein Stück Pergament aus dem selben Päckchen, das der moderne Dumbledore ihnen mitgegeben hatte. Der neue – alte – Schulleiter fuhr professionell fort, indem er es auf dem Schreibtisch glatt strich und die elegant beschrifteten Papiere, Zahlen und Lettern, behutsam studierte.
 

Er schien innerlich eine Debatte zu führen. Hermine war sich sicher, da sie sehen konnte, wie sich seine Augen vor und zurück bewegten, zwischen dem Papier, das er gerade hervorgeholt hatte und einem anderen Blatt Pergament daneben, welche er betrachtete und mit einander verglich.
 

Ohne es zu offensichtlich zu machen, wanderte sie mit ihren hellbraunen Augen zu der Handschrift und legte ihren Kopf leicht schief, sodass ihre schokoladenbraunen Locken wieder über ihr linkes Auge fielen. Unerwartet überkam sie ein schwindelerregendes Déjà Vu, welches sie zeitweilig zurück versetzte, zu ihrem ersten Treffen mit Dumbledore, in der Nacht ihrer Abschlussfeier…
 

Das Treffen, mit dem alles begonnen hatte.
 

Die Brünette schüttelte kurz und unauffällig ihren Kopf. Komm schon Hermine, bleib beim Thema! dachte sie ermutigend zu sich selbst. Sie verengte ihre Augen und konzentrierte sich wieder auf das Pergament auf dem Schreibtisch, vor ihrem Stuhl.
 

Vor Schreck musste sie blinzeln; fast sofort, nachdem sie das Schreiben erkannte.
 

Was in Merlins Namen…
 

Dies war nicht Dumbledors Handschrift; das wäre für Dippet viel zu leicht zu erkennen gewesen. Nein, es war McGonagalls unfehlbare, großartig verschnörkelte Schrift, welche ein Formular ausfüllte. Ein Formular mit einem kompliziertem Abzeichen der Akademie der Sonne.
 

„Wie ich dir und den anderen fünf Austauschschülern bereits erklärt habe“, begann Dippet und seine Stimme klang ein wenig abgelenkt, als er die Dokumente noch einmal durchging, „besagt die Schulordnung, dass es nach dem vierten Schuljahr in Hogwarts zwei Vertrauensschüler und an der Spitze jeweils einen Schulsprecher und eine Schulsprecherin gibt. Die Träger dieser Titel werden im siebten Jahr nach ihren Noten ausgewählt. Unser diesjähriger Schulsprecher war die naheliegendste Wahl, die wir seit vielen Jahren je getroffen haben. Wunderbarer Junge.“ Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Es war die einzig richtige Entscheidung, wirklich…“
 

Oh, wie nett. Das wird das Selbstvertrauen all der anderen Jungen mit Sicherheit stärken.
 

„Unsere ursprünglich ausgewählte Schulsprecherin lehnte das Angebot ab, als sie über den Sommer darüber informiert wurde. Ihre Familie zog vor ein paar Jahren nach Frankreich und ich glaube, dass sie beabsichtigt, für ihr letztes Jahr nach Beauxbatons zu wechseln. Meine zweite Wahl wäre eine Slytherin, Miranda Wilkes“, erklärte Dippet. Er schien in seiner Überlegung zu zögern und Hermine lehnte sich nach vorn, um die Pointe mitzubekommen, von der sie sich sicher war, dass sie noch folgen würde, obwohl sie nicht ganz verstand, was an dieser Unterhaltung so spannend sein sollte…
 

„Das war, bevor ich dein… extrem außergewöhnliches Zeugnis sah.“
 

Hermines scharfer Verstand war die indirekte Einladung, in seinen angedeuteten Worten, nicht entgangen. Oh mein Gott! Fragt er mich, ob ich… Er fragt mich! Oh mein Gott!
 

Äußerlich zeigte sie nicht im Geringsten, dass sie vor Aufregung fast platzte, als sie, mit ihrem Oberkörper noch immer halb über den Schreibtisch gelehnt und ihr Kinn an die tassenförmige Hand geschmiegt, interessiert in sein erwartungsvolles Gesicht blickte. „Nunja, das ist eine wirklich große Verantwortung…“
 

Die Chance, Schulsprecherin zu werden.. und das zwei Jahre in Folge… Wer würde sonst noch die Gelegenheit bekommen, die einzige Zeit im Leben, in der es möglich war, Schulsprecher zu sein, zu wiederholen?
 

Dumbledore, Sie sind ein Gott.
 

„Aber ich werde sie auf mich nehmen“, beendete sie ihren Satz entschlossen, wobei sie versuchte, das typische Draco-Grinsen zu unterdrücken, das gefährlich nahe dran war, auf ihrem Gesicht auszubrechen.
 

Oh, die Spiele hatten definitiv begonnen.
 

7: 18 P.M.
 

„Harriman, Alice?“
 

… „Ravenclaw!“…
 

Applaus brach aus.
 

„Jules, Godfrey?“
 

Godfrey?“, gackerte Ron entzückt in einer matt beleuchteten Nische, seitlich des Lehrertisches in der Großen Halle. Er lungerte an dem nahe gelegenen, dünnen Holzgeländer, das Hermine, Harry, Ginny, Draco, Lavender und ihn selbst von der restlichen Bevölkerung aus Hogwarts trennte, und lugte durch eine Spalte in der Tür. „Ich würde lieber an einer Krankheit sterben, als mit diesem grausamen Namen herumzulaufen… Lav, was tust du da?“
 

„Ich arbeite“, antwortete Lavender ärgerlich. Sie hatte bereits einen merkwürdig klingenden Verdunklungszauber für Hermines Haare gemurmelt. Nun musterte sie die neue Schulsprecherin kritisch, bevor sie ihren Zauberstab direkt auf Hermines Gesicht richtete und murrte: „Cabria solus.“ Unwillkürlich wimmernd, fühlte sich Hermine krank, als sie beobachtete wie sich ihre creme-farbenden Hände um eine gute Spur verdunkelten und sie konnte nur annehmen, dass es ihnen ihr restlicher Körper gleich tat.
 

Ron gackerte wieder, als der Sprechende Hut donnernd „HUFFLEPUFF!“ brüllte und damit sogar noch den kleinen Nebenraum erreichte. „Oooooh und er ist auch noch in Hufflepuff, armer Kerl…“
 

Lavender trat zurück und klatsche einmal in die Hände, als sie ihr Meisterwerk musterte. Hermine, dagegen, wartete und hielt in ihren Befürchtungen die Luft an. Merlin, was habe ich mir nur dabei gedacht, Lavender zu erlauben, irgendwelche Zauber an mir auszuüben? schrie ihr Verstand bestürzt und wartete darauf, dass Harry, Ron, Ginny oder Draco einen Blick auf sie warfen und in die entgegengesetzte Richtung davonrannten.
 

Ihre Freundin grinste schließlich in Beifall und nickte fröhlich; Gesten, die Hermine nicht unbedingt als beruhigend empfand. „Alles klar, Hermi, du bist fertig!“, erklärte sie, begleitet von kurzem Klatschen und sah sehr zufrieden mit sich selbst aus.
 

So schnell, wie die Worte über Lavenders Lippen kamen, fing Draco auch schon scharf den Blick der, nun dunklen, Brünette auf; seine Augen weiteten sich theatralisch und er bedeckte sein Gesicht mit einer Hand. Mit seiner anderen packte er Harrys Arm und zerrte den dunkelhaarigen Jungen neben sich. „Evans, rette mich vor diesem Ding!“, heulte er.
 

Hermine warf ihm einen finsteren Blick zu. „Oh, warum versteckst du dich nicht in einer Ecke, du Frettchen“, schnappte sie giftig und hielt sich stürmisch eine, nun ebenfalls dunkle, schokoladige Locke von ihrer Schulter vors Gesicht, um sie zu untersuchen.
 

„Hermine, achte nicht auf den Idioten. Du siehst wirklich, wirklich hübsch aus“, sagte Ginny aufrichtig, stellte sich neben Harry und begutachtete Hermine selbst. „Ich mein’s ernst, das tust du. Du könntest definitiv als Ägypter durchgehen und du siehst wunderschön aus“, fügte sie warm hinzu, als Hermine die Locke zurück auf ihre Schulter fallen ließ und mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck zu ihr herüber sah.
 

„Gin hat Recht, Mine“, sagte Harry mit einem kritischen Nicken. „Du siehst brilliant aus. Nicht, dass du das nicht auch schon vorher getan hättest, aber… bestimmt gut genug, um sogar Voldemort aufzufallen, wenn er denn ein Herz hat“, scherzte er trocken. Er schüttelte seinen Arm aus Dracos Griff und sah ihn streng an. „Du Lac, sag Hermine, dass sie wirklich gut aussieht.“
 

Langsam ließ Draco seine Hand vom Gesicht sinken und sah sie widerwillig an. „Du siehst… besser aus“, sagte er unbarmherzig.
 

„Verdammt, ich sehe eine jüngere McGonagall!“, keuchte Ron abrupt und seine Stimme klang verstört und doch fröhlich. Er lehnte sich zurück und winkte sie zu sich und der offenen Tür herüber. „Kommt schon… seht euch das an!“
 

Nachdem sie einen letzten, finsteren Blick in Dracos Richtung warf, drängte sich Hermine zu der Tür, nahm den Platz des aufgeregten Rothaarigen ein und lugte durch den schmalen Schlitz zwischen Tür und Wand. Das erste, was sie sah, war eine Menge Licht, gefolgt von den großen, schwarzen Massen von Schülern in ihren Schuluniformen. Ebenso schnell wehte der quälende, köstliche Geruch eines Festmahles zu ihr herüber und ihr Magen knurrte laut, bei dem wunderbaren Gedanken an ein Abendessen.
 

Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte sie die einzelnen Schüler erkennen. Sie überflog den Gryffindortisch und ihr Blick blieb schnell an einer schlanken Brünette hängen, die ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte und auf Hermine wirkte, als wäre es ihr viertes oder fünftes Schuljahr. Das Gesicht des Mädchens war dem von der McGonagall, die sie kannte, erschreckend ähnlich; davon abgesehen, dass diese McGonagall, welche einen Federkiel durch ihren Pferdeschwanz gesteckt hatte, welcher das Schreibutensil fest an seinem Platz hielt, dem Mädchen neben sich etwas zuflüsterte - und sie lächelte.
 

Unglaublich!
 

Trotz der Tatsache, ein vertrautes Gesicht zu sehen - auch wenn es ein jüngeres war, flaute die ergreifende Spannung in Hermine etwas ab. Eine Hand, die leicht die Kaskade von gezähmten Locken aus ihrem Gesicht strich, veranlasste sie dazu, in ihren Analysen über ihre zukünftige Hauslehrerin inne zuhalten. Sie bewegte sich zurück in die dunkle Nische, blickte über die Schulter und traf Harrys mitgenommenes, aber freundliches Gesicht.
 

„Lust‚ 'Ich suche Voldemort' zu spielen?“, fragte er trocken und senkte seinen Kopf dicht neben ihren, um auch etwas durch den Schlitz sehen zu können. Das war ein weiterer Punkt, den Hermine an Ginny liebte. Ginny war Harrys erste Freundin, die verstand, dass die Liebe zwischen Hermine und Harry, so unzerstörbar und stark sie auch sein mochte, nur platonisch war. So war es immer gewesen und so würde es auch immer sein. Sie hatten zusammen schon zu viel durchgemacht, als dass sich mehr daraus hätte entwickeln können.
 

Sein warmer Atem berührte sanft ihren Nacken und sie schloss bei dem angenehmen Gefühl kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete, konnte sie zeitweilig beobachten, wie er mit seinen smaragdgrünen Augen den Raum aufmerksam überflog, bevor sie mit einem resignierten Seufzer und einem abwehrenden Wedeln mit der Hand antwortete. „Warum nicht?“
 

Nachdem sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Großen Halle gewidmet hatte, spähte sie sofort zum Slytherintisch. Ihre Augen fuhren den Tisch systematisch ab, als sie nach der lebenden Version des Jahrbuchfotos ausschau hielt, mit dem sie sich während der letzten Wochen so vertraut gemacht hatte…
 

„Mine“, sagte Harry plötzlich mit leiser Stimme. „Ich will, dass du mir zuhörst. Hier wird es hauptsächlich um dich gehen, weißt du. Du wirst diejenige sein, die ihm nahe kommt, wahrscheinlich näher, als jeder andere.“ Er seufzte und fuhr sich beunruhigt mit der Hand durchs Haar. „Merlin, Mine, das gefällt mir nicht. Ich meine, es wäre eine Sache, wenn du mit einem von uns zusammenbleiben würdest, aber du wirst einen ganzen Gemeinschaftsraum nur mit ihm teilen! Ist dir klar, was er dir dadrin alles antun könnte?“
 

Ein leichter Anflug von Panik loderte in Hermine auf und sie versuchte, so gut es ging, diesen wieder zu vertreiben. Es war nicht so, dass sie noch nicht über all diese Dinge nachgedacht hätte –oh nein, darüber hatte sie sich definitiv schon Gedanken gemacht- aber so, wie sie es im Moment sah, gab es keine wirklich besseren Optionen. Nein, sie würde tun, was sie tun musste, so, wie sie es 1998 beschlossen hatten, und sie musste mit den Konsequenzen zurecht kommen.
 

Sie unterbrach die Suche nach Voldemort und sah Harry an, dann streckte sie den Arm aus und legte eine Hand zärtlich an Harrys Wange. Ihre Augen funkelten warm. „Harry, Harry, Harry“, flüsterte sie seufzend. „Mach dir keine Sorgen um mich; ich bin ein großes Mädchen!“ Als sie der Zauber ihrer Freundschaft noch enger zusammenschweißte, lächelte Hermine den Jungen-Der-Überlebte versichernd an. „Ich krieg das schon hin. Ihr alle solltet das wissen. Ich krieg das hin“, wiederholte sie, wild flüsternd, bei seinem zweifelnden Gesichtsausdruck.
 

Harry lächelte halbherzig und seufzte. Große Büschel seines pechschwarzen Haars fielen nun unordentlich in sein besorgtes Gesicht und standen in verschiedene Richtungen von seinem Kopf ab. „Ich weiß, dass du so gut wie alles hinkriegst, ich weiß“, murmelte er, sodass die anderen es nicht hören konnten, „aber Voldemort auch, und du hast ihm niemals wirklich gegenübergestanden… wenn es nur noch dich und ihn gibt und dazwischen nichts, außer euren Zauberstäben…“
 

Die Augen hinter seiner Brille wurden dunkler. Hermine hatte keinen Zweifel daran, dass er sich seine zahlreichen Aufeinandertreffen mit dem Dunklen Lord wieder in Erinnerung rief, mehr Aufeinandertreffen als jeder andere Mensch in seinem Leben über sich hatte ergehen lassen müssen, doch schließlich senkte er den Kopf wieder zu der kleinen Brünette und konzentrierte sich entschlossen auf ihr Gesicht.
 

„Mine, du musst es hören - besser jetzt, als im Krankenflügel“, murmelte er. „Voldemort ist gefährlich; er ist manipulativ und geschickt; er ist alles, was du nicht Tag ein, Tag aus um dich haben willst und Mine, es ist mir egal, wie verständnisvoll Dumbledore mit seinen jungen Jahren umgeht, er hat bereits zwei Menschen getötet – und du weißt, dass ich mir Sorgen mache“, fügte er etwas leiser hinzu, als Dippets unbestreitbare Stimme ertönte und selbst die beschatteten Spalten der feuchten Steinwände in der Nische erreichte, in der die sechs sich aufhielten.
 

„Und wir fahren fort, mit unseren Austauschschülern des siebten Jahrgangs!“
 

„Ja, Harry, das tust du“, sagte Hermine leise. „Aber… ich gebe zu, es ist immer nett zu wissen, dass sich jemand um dich sorgt.“ Sie lächelte ihn schwach an, doch ihre Ruhe schwankte, als die scharfe Stimme des neu eingestellten Professor McDewitt ausrief: „Dumbledore Nefertari, Hermine?“
 

"Ja, Mine", rief Ginny, als Harry ihr eine Hand auf den Kopf legte und sie sanft in Richtung der halb offenen Tür drehte. "Das bist du", sagte er mit einem ermutigenden Schubs.
 

„Viel Glück, Nefertari“, sagte Draco gedehnt und winkte Hermine grinsend zu, bevor sie den Weg in die Große Halle antreten konnte. Sein typisches übermäßiges Selbstbewusstsein, besonders nach seinem süßen kleinen Kommentar über ihre Erscheinung, war alles was sie brauchte, um eifrig zurückzulaufen.
 

Glück?“, wiederholte Hermine, warf ihre glänzenden Locken über die Schultern und richtete sich auf. Sie grinste Draco neckend an und ging einen Schritt rückwärts in die Große Halle. „Ich brauche kein Glück, du Frettchen, schon vergessen?“ Sie winkte dem Blonden übertrieben zurück und flüsterte verschwörerisch: „Ich bin damit geboren.“
 

Draco klappte bei Hermines Schlagfertigkeit die Kinnlade herunter. „Hey!“
 

Und Hermine schlenderte hinaus zum Sprechenden Hut – noch immer alt, zerknautscht und auf einem Stuhl in der Großen Halle platziert –, inmitten von dem gedämpften Getuschel der schwatzenden Schüler, die ihr Auftauchen aus der Nische verfolgten, und einer verärgerten Männerstimme, die von irgendwo her, außerhalb der Halle, rief: „Hey! Sie hat meinen Text geklaut!“

Have You Ever Met A Dark Lord

Und Hermine schlenderte hinaus zum Sprechenden Hut – noch immer alt, zerknautscht und auf einem Stuhl in der Großen Halle platziert –, inmitten von dem gedämpften Getuschel der schwatzenden Schüler, die ihr Auftauchen aus der Nische verfolgten, und einer verärgerten Männerstimme, die von irgendwo her, außerhalb der Halle, rief: „Hey! Sie hat meinen Text geklaut!“
 


 

Chapter 9: Mr. I-Don’t-Do-Formalities
 

Montag, September 29, 1944
 

9:02 P.M.
 


 

Hermine erreichte den Gemeinschaftsraum, bevor Voldemort es tat.
 

Dippet hatte ihr gesagt, dass das Passwort, ironischer Weise, 'Zeit' lautete. Als Hermine an dem gewohnten Eingang des Aufenthaltsraumes ankam, musste sie drei Herausforderungen von Sir Cadogan durchleiden, bevor er schließlich nachgab und sie eintreten ließ. Betrachtete sie den Ritter, den sie dieses Jahr als Wächter für das Portraitloch bekommen hatten, und verglich diesen mit dem völlig angenehmen Gemälde der Zehn Hüpfenden Herrscher, welches sie und Draco im Jahr davor gehabt hatten, so schloss sie daraus, dass sich ihr Glück möglicherweise dem Ende neigte.
 

Hoffentlich hatte sie noch genug übrig, für, was auch immer in dieser Nacht noch geschehen mochte.
 

Sie seufzte und tapste über den Holzboden, wobei sie automatisch den Weg zu ihrem lieblings Ledersofa einschlug, welches seinen Platz direkt vor dem prasselnden Feuer hatte. Während sie sich die Schläfen massierte, sank sie in das sanfte, kühle Material und noch immer wirbelten die Gedanken der großen Ereignisse in ihrem Kopf umher: wie sie zu einem winzigen Fleck implodiert – und fünfzig Jahre in der Zeit zurückgereist war; erneut zur Schulsprecherin gekrönt wurde und tatsächlich den dunklen Haarschopf, wenn auch nicht mehr, als das, des, im zwanzigsten Jahrhundert weit gefürchteten Dunklen Lords, während der Auswahlfeier am Slytherintisch gesehen hatte.
 

Ein plötzlicher Schauer lief ihr über den Rücken und Hermine zwang sich selbst dazu, Unterschiede zwischen dem Gemeinschaftsraum, den sie noch in Erinnerung hatte und dem, der sich vor ihr erstreckte, zu finden.
 

Ehrlich, es hatte sich nicht viel verändert, wie ihr klar wurde, als ihre Augen den ziemlich abgenutzten Kamin, das vierteilige Ledermöbelset (ein Diwan, ein geräumiger Sessel mit dazugehörigem Fußstück und das Dreisitzsofa, auf dem sie lag), den durchsichtigen Couchtisch hinter ihrem Sofa und zwischen dem Diwan und dem Sessel, den kleinen, quadratischen Arbeitstisch und schließlich das zimmerdeckenhohe Westfenster überflogen. Die draußen herrschende, erdrückende Dunkelheit bildete einen scharfen Kontrast zu dem Dämmerlicht, das von dem prasselnden Feuer durch das Fenster geworfen wurde.
 

Sie grinste zufrieden und während sie einen Blick nach unten warf, bemerkte sie den klaren und doch fremden blau-bronzenen Schimmer des Schals, der neben ihr lag. Die Farben waren das komplette Gegenteil von dem rot-gold, an das sie sich so sehr gewöhnt hatte, dass es nun einer zweiten Haut glich…
 

Hermine wusste, dass Ravenclaw perfekt zu ihrer fleißigen Seite passen würde und nach den Beifallrufen zu urteilen, die bei ihrer Ankunft am Tisch ausbrachen, schien sie sich auch ganz gut mit den Ravenclaws zu verstehen.
 

Wie schon erwartet, war Draco wieder nach Slytherin gekommen. Harry hatte sich zu ihm in das Haus der Schlangen gesellt, was Hermine sich schon fast gedacht hatte und Ginny…
 

Nun ja, die Wahl für Ginny war eine Art Schock, aber nun, da Hermine über die Qualitäten ihrer Freundin nachdachte, konnte sie die Gründe für die Entscheidung des Sprechendes Huts verstehen. Sie besaß die entscheidende Fähigkeit, hinterlistig, geschickt und sarkastisch zu sein, wenn sie es wollte, und sie hatte die dunklen Seiten des Lebens gesehen…
 

Nachdem Ginny nach Slytherin gekommen war, behauptete Lavender, dass sie Ron hatte betäuben müssen, um ihn davon abzuhalten, wie ein Verrückter herumzuschreien und in die Große Halle zu hechten, um den Sprechenden Hut persönlich in Stücke zu reißen. Ron selbst war willentlich nach Gryffindor gesteckt worden und Lavender war, nach der Ansage ihres Hauses, fröhlich zum Hufflepufftisch gehüpft. Nachdem der temperamentvolle Rothaarige akzeptiert hatte -oder es zumindest versuchte-, dass seine Schwester und sein bester Freund nun in dem Haus waren, das er am meisten hasste, schien er mit der Situation einigermaßen zufrieden zu sein.
 

Diese ließ Hermine nichts anderes mehr übrig, als sich ihren eigenen Plan für das restliche Schuljahr zu schmieden – einen Plan, der ganz abrupt eine andere Richtung eingeschlagen hatte, nachdem sie, mit Voldemort als Schulsprecher, zur Schulsprecherin ernannt wurde.
 

So, wie sie das sah, gab es nun noch zwei Möglichkeiten. Sie würde in den nächsten zehn Minuten, in denen Voldemort damit fertig sein sollte, den Erstklässlern den Weg in die Kerker zu zeigen, eine davon wählen müssen. Wenn der zukünftige Dunkle Lord durch das Portraitloch kam, könnte sich Hermine einfach so benehmen, wie sie es wollte, könnte ihm einfach alles antun, was er verdient hatte…
 

Oder sie könnte die freundlichste Person der Welt sein, selbst wenn sie der winzigste Gedanke daran anekelte.
 

Gedankenverloren wickelte Hermine eine Locke des ungewohnten, dunklen Haares um ihren Finger und starrte abwesend in die tanzenden orange-weißen Flammen.
 

Ja, wie dieses Schuljahr verlaufen würde, hing wahrscheinlich davon ab, wie sie in genau dieser Nacht handelte. Der erste Eindruck zählte; das wusste sie. Wenn sie entschied, vom ersten Tag an Krieg zu führen, dann würden Ron in Gryffindor, Lavender in Hufflepuff, Draco, Ginny und Harry in Slytherin, plus jeder andere, den sie auf ihre Seite ziehen konnten, ihrem Beispiel gern folgen. Und nach allem, was Voldemort der Welt angetan hatte, war Hermine ehrlich der Meinung, dass er alles verdiente, was sie ihm dann möglicherweise antun würden..
 

Aber noch hat er es nicht getan, sprach die selbe kleine Stimme in einem kleinen Winkel ihres Verstandes, die sie schon früher in der Großen Halle besänftigt hatte. Noch ist er jung. Noch ist er nicht wirklich Lord Voldemort.
 

Er hat die Kammer des Schreckens in seinem fünften Schuljahr geöffnet, verdammt nochmal!, schrie der andere, vernünftigere (zumindest kam es Hermine so vor) Teil in ihrem Kopf. Wenn das nicht belastend ist, was dann? Er hat seinen eigenen Vater mit dreizehn Jahren getötet! Er wurde geboren, um zu töten!
 

Niemand ist böse geboren, Hermine.
 

Dumbledores geheimnisvolle Worte hallten plötzlich in ihrem Kopf wider, als würde der Mann neben ihr sitzen, und verwirrten sie nur noch mehr. Hermine kniff ihre Augen zusammen, völlig hin und her gerissen, was sie als nächstes tun sollte. Niemals zuvor war sie in einer solchen Situation gewesen – welche, wie sie annahm, ein langfristiger, mentaler Krieg gegen einen gefährlichen Mann in einer unbekannten Welt sein würde. Sie allein würde einen Gemeinschaftsraum mit dem zukünftigen Dunklen Lord teilen, um Gottes Willen!
 

Nie zuvor hatte sich Hermine so unglaublich und vollkommen allein gefühlt.
 

Vielleicht, nur vielleicht, wenn sie fest genug daran glaubte, würde sie Draco in dem Ledersessel hinter sich hören, wie er schlechte Dinge über Hagrid und die verrückte neue Kreatur, die dieser mitgebracht hatte, vor sich hin murmelte; würde den wohlriechenden Duft von Kürbisbrot wahrnehmen, das Harry und Ron für eine Mitternachtsparty in den Gemeinschaftsraum geschmuggelt hatten; würde die kühlen Butterbierblasen spüren, die sanft über ihre Zunge tanzten, während Lavender und Ginny im Hintergrund über die aktuellen Quidditchunfälle schwatzten…
 

UIIIIIIIIEEEK!
 

Das plötzliche gedämpfte Quietschen und das darauf folgende Scharren des sich öffnenden Portraitlochs, sandten einen eiskalten Schauer durch Hermines Körper. Sekunden später sagten ihr schnelle, feste Schritte, irgendwo hinter ihr, dass das Böse in Person soeben den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Oh Gott. Ihr Atem stockte und ihr Herz pochte plötzlich so stark, dass es in ihrem Brustkorb zu bersten drohte. Das war's. Sie war in diesem Moment die einzige Person im Raum, mit dem Mann, der ihre Eltern, ihre Freunde, so, so viele Menschen umgebracht hatte –
 

Hör augenblicklich auf, Hermine Granger! Du wirst nicht weit kommen, wenn du dir selbst solche Angst machst!
 

Das Portraitloch schlug hörbar hinter ihm zu und Hermine wurde grausam daran erinnert, dass, wie stabil die Erscheinung des Gemeinschaftsraumes auch war, sie nicht länger an dem sicheren Ort war, den sie einmal „Zuhause“ genannt hatte. Nein, dieser Ort war für sie für immer verloren.
 

„Hölle“ wäre im Moment vermutlich ein passenderes Wort.
 

Hermine sank hastig tiefer in die Couch und musste unwillkürlich an Harrys Worte denken. Sie ließ sie, wie bei einem kaputten Tonband, immer und immer wieder in ihrem Kopf ertönen: Voldemort ist gefährlich; er ist manipulativ und geschickt; er ist alles, was du nicht Tag ein, Tag aus um dich haben willst…
 

Geschützt, hinter dem Sofa und dankbar für dessen hevorragende Position, da die Rückenlehne dem Eingang zugewandt war, reckte sie behutsam den Kopf über die hohe Lederlehne, sodass nur ein Teil des lockigen Haarschopfes und ihre argwöhnischen, zu Schlitzen verengten, Augen zu sehen waren. So leise und vorsichtig, wie nur möglich, prüfte sie den soeben eingetretenen, siebzehnjährigen Lord Voldemort.
 

Prompt bemerkte sie, dass dieser für sein Alter ganz gut aussah. Sie wusste nicht, warum sie diese Tatsache überraschte, da sie die alten Fotos von ihm gesehen hatte, aber es war ihr nie so aufgefallen, wie jetzt. Er strahlte eine gewisse Anmut aus, bei jeder Bewegung, die gefährlich und unbestreitbar charismatisch zugleich war.
 

Sie seufzte angewidert. Schließlich ging sie es komplett objektiv an; sie musste verrückt sein, den Mörder tausender attraktiver Männer in diesem Licht zu betrachten. Alles an seiner Erscheinung schien peinlich genau an seinem Platz zu sein, von seinem dicken, seidigen, ordentlich gekämmten und rechtsgescheiteltem Haar, bis hin zu der sauberen Krawatte seiner Uniform. Selbst seine Schritte waren kräftig und zielstrebig. Er sah sich ruhig im Gemeinschaftsraum um und warf nicht mehr, als einen kurzen Blick, in die Richtung von Hermines Couch.
 

Ihr Herz machte einen Hüpfer und sie hielt die Luft an, während sich Schweiß auf ihrer Stirn bildete. Das war's, wirklich. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie würde sich entscheiden müssen, und zwar jetzt.
 

Nachdem sie sich daran erinnerte, zu atmen, sog sie erlösend die Luft ein. Sie folgte seinem scharfen Blick, als er rasch den Jungenschlafsaal und die Treppe, die zu diesem hinaufführte, erblickte. Er ging auf sie zu… noch immer hatte er Hermine nicht bemerkt… lief direkt an dem Ledersofa vorbei…
 

Nun hatte sie die Wahl, wie sie dieses Spiel spielen wollte; wie sie dieses Leben in der Vergangenheit leben wollte…
 

In Hermines Kopf sausten die Gedanken umher, wie rasende Besen und zerrten sie in vollkommen verschiedene Richtungen. Sie alle riefen ihr wie Sirenen zu und jede war gleichermaßen überzeugend:
 

Ginnys feste Stimme murmelte finster und voller Hass, Wir werden ihn bezahlen lassen, bevor er überhaupt weiß, wie ihm geschieht…
 

Dumbledores besänftigende und weise Aura predigte heiter, Niemand ist böse geboren, Hermine…
 

Und Hermine traf ihre Wahl, so dumm und voreilig sie auch sein mochte. Sie schluckte die aufkommenden Zweifel hinunter und sprang auf, bevor sie es sich doch noch anders überlegen konnte. „Hey!“, rief sie dem verschwindenen Dunklen Lord hinterher, wobei sie versuchte freundlich zu klingen.
 

Er hatte bereits einen Fuß auf die erste Treppenstufe zum Schlafsaal gesetzt. Voldemort stoppte und schwenkte den Kopf nach links, bis er sie sah. Seine kalkulierenden grauen Augen prüften sie aufmerksam. Hermine zwang sich erneut zum Atmen. Sie hatte das Gefühl geröntgt zu werden, doch sie richtete sich nur auf, hob ihr Kinn und traf seinen Blick. Nein, er würde sie nicht verunsichern.
 

Wir haben 1944, Hermine. Er ist, größtenteils, immer noch ein normaler Teenager und solange er dir keinen Grund gibt, kannst du ihn nicht wie einen Feind behandeln, ohne Verdacht zu erregen.
 

Obwohl kurzweilig Überraschung in seinen Augen aufgeblitzt war, als sie ihn das erste Mal gegrüßt hatte, schien diese mehr von der Tatsache her zu kommen, dass sie diejenige war, die den ersten Schritt tat, als davon, dass sie aus dem Nichts aufgetaucht war –oder hinter der Couch.
 

Also war er nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Das würden sie ja noch sehen.
 

„Hey“, wiederholte Hermine. Sie ging um das Sofa herum, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen und suchte sich einen Weg zwischen dem Couchtisch und dem Diwan, mit all der Sicherheit von jemandem, der den Gemeinschaftsraum wie seine Westentasche kannte … und das tat sie natürlich. „Du musst der Schulsprecher sein.“
 

Voldemorts Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, als er beobachtete, wie sie näher kam und wenige Schritte von ihm entfernt stehen blieb. Nach einer Sekunde antwortete er in normalem, jedoch nicht besonders interessiertem, Ton: „Wenn man bedenkt, dass nur Schulsprecher und Lehrer das Passwort zum Aufenthaltsraum der Schulsprecher kennen, scheint es so, nicht wahr?“
 

Oooh, trockener Humor. Zynismus ist das erste Anzeichen der Dunklen Seite, Schätzchen.
 

Hermine trat einen Schritt zurück und musterte sein markantes, definitiv schönes, allerdings fast zu dünnes Gesicht. Merkwürdigerweise war es die Art eines fahlen Gesichtes, mit der auch Harry immer zur Schule zurückgekehrt war, nachdem er einen ganzen Sommer bei den Dursleys verbracht hatte. Sie versuchte, zu entscheiden, ob sein Kommentar spöttisch gemeint -oder einfach nur normales Voldemortgerede war, doch sie konnte nichts in seinem Gesichtsausdruck erkennen…
 

„Ich bin Hermine“, sagte sie schließlich und hoffte, dass sich der saure, bittere Geschmack in ihrem Mund nicht in ihrer Stimme widerspiegelte. Sie zwang ihr Gesicht zu einem freundlichen Lächeln. „Hermine Nefertari“, fügte sie hinzu, als er nicht sofort reagierte und überlegte, den Namen 'Dumbledore' fallen zulassen.
 

„Ich weiß“, sagte Voldemort schlicht, ruhig, während er sie noch immer musterte. Seine Stimme war überraschend leise und doch gebieterisch – die Art, die die Leute dazu brachte, zuzuhören und sich kein einziges Wort engehen zu lassen. „Du bist die Austauschschülerin aus Ravenclaw. Dippet und McDewitt haben deinen Namen beim Abendessen verkündet. Zweimal. Einmal bei der Hausverteilung und einmal, um deine Position als Schulsprecherin bekanntzugeben.“
 

Dir entgeht nichts, stimmt’s?
 

Natürlich hatte sie nicht erwartet, dass er der Typ war, der irgendetwas nicht mitbekam.

Nun kämpfte sie dagegen an, dass sich das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht in einen finsteren Ausdruck des Ekels verwandelte und so ließ Hermine sich schnell auf einen weiteren Versuch der Höflichkeit ein. „Alles klar, soweit ich weiß ist das der Teil, bei dem du sagst, 'Hi, ich bin der und der, ich bin in dem und dem Haus. Nett, dich kennen zu lernen.'“
 

Voldemort betrachtete Hermine für einen Moment unverfroren, eine Hand hatte er beiläufig in seiner Tasche, mit der anderen spielte er lässig mit seinem Zauberstab. Sie sah ihn erwartungsvoll an, seine stürmischen Augen wirkten etwas entnervt, um es milde auszudrücken. Nach einem Moment verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust, allein, um sich zu bewegen, und fragte sich, ob sie wohl zu weit gegangen war - und wenn nicht, wie weit sie noch gehen konnte.
 

Plötzlich hielt er ihr seine Hand entgegen, als würde er ihre schütteln wollen. Bei dieser unerwarteten Bewegung sprang sie vor Schreck beinahe zurück. „Hi, ich bin Tom Riddle, ich bin in Slytherin. Nett, dich kennen zu lernen“, sagte er mit einer schwachen Wendung in seiner Stimme.
 

Moment mal… 'Tom Riddle'?
 

Oh richtig. Sie konnte nicht wirklich von ihm erwarten, dass er herumlief und sich selbst Voldemort nannte.
 

„Ich glaube, ohne die genaue Wiedergabe meiner Worte, hätte's das auch getan“, grummelte Hermine, „aber, freut mich.“ Sie starrte sachte seine Hand an, nicht sicher, ob sie diese nun schütteln sollte, oder ob sie es überhaupt wollte.
 

„Du solltest wissen, Nefertari“, fuhr Tom Riddle fort, der ihr immernoch die Hand hinhielt, als ob ihr plötzliches Zögern keine Wirkung auf ihn gehabt hätte und dessen Augen noch immer auf ihrem Gesicht ruhten, „dass ich keinen Wert auf Formalitäten lege.“
 

„Tust du nicht?“, konterte sie trocken und hob eine dünne, dunkle Augenbraue. Ihre rechte Hand begann zu prickeln und um es noch schlimmer zu machen, wurde sein stechender Blick zunehmend unangenehm. „Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
 

„Es gibt keinen besonderen Grund“, erklärte er sachlich. „Ich meine, wie kannst du dir so sicher sein, dass es eine Freude ist, mich kennen zu lernen, wenn du mich nicht einmal kennst?“
 

„Man nennt es, höflich sein“, erwiderte Hermine, unfähig den leichten Sarkasmus von ihrer Stimme fernzuhalten. Fast ärgerlich hielt sie ihm die Hand zu einem Händeschütteln hin, nachdem sie entschieden hatte, dass es nicht der diplomatischte Zug war, seinen Arm in der Luft hängen zu lassen.
 

Und wie von einem dröhnenden, überwältigenden Donnerschlag, traf sie eine der besten Ideen –nein, sie überrollte sie viel eher-, die sie je gehabt hatte; eine Idee, die das Potential hatte, immer einen Vorteil gegenüber Lord Voldemort zu haben. Und wenn das, was über ihn gesagt wurde, wirklich wahr war, würde Hermine jeden Vorteil brauchen, den sie kriegen konnte.
 

Ohne richtig darüber nachzudenken, ohne dessen Logik auch nur eine Sekunde lang anzuzweifeln, ergriff Hermine ihre einzige Chance und schauspielerte.
 

In dem Moment, in dem ihre Hand vollen Kontakt zu der von Tom Riddle hatte, schnappte die Brünette hörbar nach Luft, rollte die Augen so weit nach innen, dass es ausreichte, um den gewollten Effekt zu erzielen, bevor sie sie fest schloss und jeden einzelnen Muskel gänzlich erschlaffen ließ. Gleich darauf zitterten ihre Knie und der Rest ihres Körpers tat ihnen dies rasch nach.
 

Riddles Griff war so fest, dass Hermine ihn fast mit sich runter zog, als sie zusammenbrach und stumm betete, dass er zumindest Mann genug war, etwas zu tun, um zu verhindern, dass sie mit dem Kopf auf dem Holzboden aufschlug. Sie hörte ihn etwas vor sich hin fluchen und war dankbar, als sein Griff um ihren rechten Arm sie davor bewahrte, hart auf dem Boden aufzukommen.
 

Merlin sei dank.
 

Als er sie langsam die restlichen Zentimeter sinken ließ, lag Hermine leblos und mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem Boden. Innerlich zählte sie bis fünf, bevor sie nuschelte: „Ähhm…“. Sie machte eine recht große Show daraus, ihre Augen flatternd zu öffnen… und starrte in Tom Riddles bestürztes Gesicht. „War ich…“, langsam hob sie den Arm und hielt sich den Kopf. „War ich gerade ohnmächtig?“
 

Riddles stürmische, grauen Augen verengten sich zu Schlitzen und er antwortete mit einer scharfen Gegenfrage. „Passiert dir so etwas öfter?“
 

„Ähm… Ja… Nein – manchmal.“ Allmählich setzte sich Hermine auf und rieb sich den Hinterkopf, wobei sich ihre Locken unbeabsichtigt in alle Richtungen kräuselten.
 

"Manchmal, wenn ich Leute berühre… sehe ich Dinge.“ Sie schüttelte energisch den Kopf, als wenn dies helfen würde, wieder volles Bewusstsein zu erlangen und bemerkte mit einem beträchtlichen Anflug von Befriedigung, wie ein alarmierter Ausdruck über sein Gesicht huschte.
 

„Tatsächlich ist es etwas merkwürdig“, fuhr sie etwas kühner fort, nachdem sie sicher sein konnte, dass er den Köder gefressen hatte. „Normalerweise bin ich dann nicht komplett bewusstlos. Das passiert nur, wenn ich wirklich… starke… Bilder empfange“, grunzte sie, während sie sich aufrappelte. „Für mich ist es immer ein entzückendes Erwachen. Nachdem ich auf dem Boden aufgeschlagen bin, meine ich.“
 

So schnell, wie die Besorgnis Riddles Gesicht ergriff, verschwand sie auch wieder gekonnt und wich hochmütiger Gleichgültigkeit. „Und was hast du gesehen, als du mich berührt hast?“, fragte er, lehnte sich mit der Schulter am Treppengeländer an und kreuzte die Arme vor seiner Brust. Seine Stimme klang verächtlich und vollkommen unbekümmert.
 

Ja, ich habe auch noch nie viel von Hellseherei gehalten. Keine Sorge, das wird sich ändern, das wird sich alles ändern.
 

Hermine wünschte sich fast, sie hätte einen Augenzeugen für diesen glorreichen Moment. Professor Trelawny, wenn sie jetzt nur hier wären!
 

Innerlich gluckste sie fröhlich, als sie unschuldig zu dem zukünftigen Dunklen Lord aufsah, den sie bald zu Fall bringen würde.
 

„Was ist ein Voldemort?“

Have You Ever Been Egyptian

Hermine wünschte sich fast, sie hätte einen Augenzeugen für diesen glorreichen Moment. Professor Trelawny, wenn sie jetzt nur hier wären!
 

Innerlich gluckste sie fröhlich, als sie unschuldig zu dem zukünftigen Dunklen Lord aufsah, den sie bald zu Fall bringen würde.
 

„Was ist ein Voldemort?“
 


 

Chapter 10: One For the Scrapbooks
 

Dienstag, September 30, 1944
 

8:11 P.M.
 


 

“Du hast was gesagt?”, fragte Draco, der neben Hermine auf einer reich verzierten, bronze- und treublauen Couch saß; legte eine Hand, wie eine Schale, an sein rechtes Ohr und neigte den Kopf weiter in ihre Richtung.
 

„Du hast mich schon verstanden!“, lachte sie und schubste ihn von sich weg, während sie sich auf dem Ravenclawsofa im Raum der Wünsche zurücklehnte. Der Raum hatte sich in den ultimativen Hogwarts-Gemeinschaftsraum verwandelt, in dem es drei Sofas gab, die jeweils ein anderes Haus oder Häuser repräsentierten und einen Halbkreis um den prasselnden Kamin bildeten. „Nein, er denkt, ich bin eine Hellseherin oder so was. Ohhh, ich kann dir sagen, das hat ihn erschüttert.“
 

„Merlin, Hermi, du machst mich fertig“, rief Lavender, die zusammengerollt neben Ron auf dem Sofa lag, welches zur Hälfte mit den Farben rot-gold für Gryffindor -, und zur anderen gelb-schwarz für Hufflepuff stand. Sie sprang auf, wobei sie gefährlich nahe am Feuer landete, zog einen Marshmallow aus ihrer Schultasche, spießte ihn auf der Spitze ihres Zauberstabs auf und hielt diesen ohne Bedenken in die tanzenden Flammen. „Weiter so, Mädchen!“
 

„Er ist wirklich drauf reingefallen?“, fragte Harry. Während ihrer Geschichte hatten sich seine Gesichtszüge, wie ein Weihnachtsbaum, erhellt. Sein Arm war um Ginnys Bauch gelegt, die entspannt auf dem silber- und waldgrünen Sofa lag. Ihr Hinterkopf ruhte auf Harrys Schoß und ihr tief kastanienbraunes Haar bildete einen scharfen Kontrast zu dem Schwarz seiner Uniform.
 

Abwesend nickte sie ihrem besten Freund zu, doch ihre tatsächliche Aufmerksamkeit galt Lavender, die sich näher zu dem Feuer beugte, um den Zustand ihres Marshmallows zu überprüfen. Hermine beobachtete mit erschreckender Faszination, wie Lavenders glatte, blonde Mähne den heißen, roten Flammen immer näher kam…
 

Hastig sendete sie ein Stoßgebet gen Himmel und murmelte einen Feuer-Lösch-Zauber, doch genau zu dem Zeitpunkt, wie es schien, lehnte sich Lavender wieder zurück und pustete an dem Marshmallow herum. „Lav“, begann Hermine langsam und atmete, absolut erleichtert, tief aus, „bitte, versuch niemals wieder, ein Marshmallow auf deinem Zauberstab zu rösten. Niemals.“
 

Lavender grinste, als Antwort. Entweder war ihr nicht klar, dass sie kurz davor gestanden hatte, selbst geröstet zu werden oder es kümmerte sie einfach nicht. Dann biss sie, mit hoch gerecktem Daumen in Hermines Richtung, herzhaft in die zähe Masse.
 

Die Schulsprecherin seufzte verzweifelt, fragte sich, warum sie es überhaupt versuchte und wandte sich wieder Harry zu. „Tut mir Leid, Harry; ja, er ist voll darauf reingefallen.“ Sie lächelte in sich hinein und durchlebte die herrliche Nacht zuvor für einen kurzen Moment noch einmal. „Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihn fragte, was ein Voldemort ist. Ich schwöre, das hätte man mit der Kamera festhalten müssen.“
 

„Was ein Voldemort ist, das kommt ins Fotoalbum!“, rief Ron, grub einen roten Toffee aus seiner Tasche und stopfte ihn sich in den Mund. Er gluckste und schüttelte murmelnd den Kopf, „was ein Voldemort ist, ehrlich, das Mädchen ist brilliant, ist sie…“
 

„Also los.“ Ginny verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. „Lass uns nicht im Ungewissen! Was hat er gesagt?“
 

Hermine verkniff sich ein Grinsen, als Riddles vollkommen fassungsloses Gesicht vor ihren Augen aufblitzte. „Er sagte, es wäre der Name seiner Schlange, die diesen Sommer starb und mit der er extrem eng verbunden war.“
 

Pppst!
 

Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, spuckte Ron den Toffee in hohem Bogen über den freien Platz zwischen den Haussofas, woraufhin er akkurat in der Mitte des Kamins landete. Lavender gackerte, Ginny hielt ihr Lachen zurück und Hermine hob überrascht und vergnügt die Augenbrauen, als sie beobachtete wie er rasch schmolz und verschwand.
 

Ron starrte alle drei Mädchen an und begann laut zu husten. Dabei breitete sich ein Grinsen auf Hermines Gesicht aus und sie fühlte sich, als wäre Dracos Geist irgendwie in sie gefahren. „Ja, Ron, genau so etwas wäre mir auch fast passiert.. davon abgesehen, dass ich keinen Toffee hatte, natürlich“, fügte sie lachend hinzu. Sie runzelte die Stirn. „Ich hatte wirklich Angst, direkt vor seinen Augen loszulachen.“
 

„Was hast du gesagt, was hast du gesagt?“, rief Lavender, als sie ihren Marshmallow hinuntergeschluckt hatte und ihre Finger damenhafter sauber leckte, als Hermine es jemals gesehen hatte… zumindest wenn man bedachte, dass Lavender gerade einen Marshmallow auf der Spitze ihres Zauberstabs im Raum der Wünsche geröstet -und die klebrige Masse anschließend gegessen hatte.
 

Die Brünette lächelte schwach. „Ich sagte, 'Oh, das ist schrecklich! Das tut mir so Leid!'“
 

Ron brach fast zusammen, Harry lächelte auf seine ernste, fast schon neckende Art, Draco grinste und Lavender begann teuflisch zu kichern. Hermine stieß sie tadelnd, aber gut gemeint, mit dem Finger an. „Lav, wie konntest du nicht in Slytherin landen?“
 

Lavender hörte sofort auf und legte den Kopf mit vollkommen ernstem Gesicht schief. „Das ist alles hier oben drin, Hermine.“
 

Richtig…
 

„Oh, Hermine!“, rief Ginny plötzlich, als Ron nach Lavenders Antwort losschnaubte und sich mit der Hand den Mund zu hielt. Sie schnippte bei der Erinnerung mit den Fingern. „Was ich dir vorhin noch erzählen wollte. Ich wurde gefragt, woher wir kommen und warum wir hier sind. Meine gängigste Antwort war, dass wir von der Akademie der Sonne verwiesen wurden, weil wir zu viel schwarze Magie benutzt haben. Die kleinen Schlangen haben das geliebt.“
 

„Oh, ich hab gesagt, dass wir ausgebildet waren, um die ägyptischen Streitmächte zu vernichten und jetzt hier her gekommen sind, um unsere Arbeit zu Ende zu bringen“, sagte Harry. Er verharrte gedankenverloren in seiner Position, blickte auf seine Freundin hinunter und stupste die Spitze ihrer zierlichen Nase, sanft neckend, an. „Gin, unsere Antworten könnten aneinander geraten.“
 

„Ja, die Slytherins sahen heute morgen beim Frühstück tatsächlich etwas verwirrt aus“, grübelte Draco sarkastisch. Er warf einen Seitenblick auf Hermine, grinste verführerisch und legte seinen Arm direkt neben ihren.
 

Hermine rollte mit den Augen, rutschte aber nichtsdestotrotz die paar Zentimeter zu ihm herüber. Sie schmiegte sich an ihn und schloss ihre Augen, als er seinen Arm um ihre Schultern legte und gedankenverloren begann mit seinen Fingern auf ihre Taille zu trommeln. Zumindest, dachte sie, zumindest hatten sie es geschafft, ihren ersten Schultag mit einer minimalen Anzahl unnormaler Vorkommnisse zu überleben. Minimal. „Und denkt dran, Leute, je haarsträubender desto besser“, murmelte sie schläfrig.
 

„Willst du ein haarsträubendes Beispiel?“, fragte Ron und lächelte verschmitzt, „hier ist eins: Ich habe gesagt, dass wir unser ganzes Leben auf einer tropischen Insel, mitten im Pazifischen Ozean, privat unterrichtet -und vor kurzem in der Zivilisation ausgesetzt worden sind.“
 

Ginny rollte daraufhin mit den Augen. „Oh, das war kreativ, Ron. Jetzt werden sie alle denken, wir sind Junglefreaks.“
 

Ron runzelte die Stirn und warf Ginny einen finsteren Blick zu.

Um nicht von ihrer Hassliebe übertroffen zu werden, sagte Lavender gebieterisch, „Also, ich habe gesagt, dass Draco vom französischen Königreich des selben Namens abstammt, Ron sein Haar grün färben und seine Ohren auf Kommando spitz machen kann, Harry und Ginny Mitglieder einer uralten magischen Kultur sind, die beim Licht jeden Vollmondes ein Treffen in der großen Pyramide abhalten, und Hermine, neben ihren unheimlichen wahrsagerischen Fähigkeiten, aus der mächtigsten Zaubererfamilie in der Geschichte der Zauberei kommt.“
 

Überlasst es Lav. Es hörte sich an, wie eine Sitcom. Draco senkte den Kopf etwas, erhaschte Hermines amüsierten Blick und sagte zwinkernd: „Ich mag diese Version irgendwie, Nef, du nicht?“
 

Die leichte Atmosphäre im Raum der Wünsche war genau das, was Hermine nach dem stressigen ersten Schultag brauchte, nicht zu erwähnen, dass es ein stressiger erster Schultag in einer anderen Zeitperiode war. Auf jeden Fall war sie erleichtert, dass sie die erste Begegnung letzte Nacht und eine der beiden darauf folgenden Stunden (ironischerweise Verteidigung Gegen die Dunklen Künste) mit dem jungen Lord Voldemort überstanden hatte.
 

Doch das Glücksgefühl war nur von kurzer Dauer, als sie sich daran erinnerte, wo sie diese Nacht eventuell enden würde – sie würde, unter anderem, einen Gemeinschaftsraum mit ihm teilen –, doch sie lächelte mutwillig. „Ja, es hört sich wie etwas an, an das ich mich gewöhnen könnte.“ Sie streckte ihr Bein aus und schaffte es mit der Spitze ihres Schuhs, Rons Knie anzustoßen. „Wie sieht's aus, Ronald, würdest du vielleicht mal grün und spitzohrig für uns werden?“
 

Ron sah sie mit dem selben Gesichtsausdruck an, den er grade, an seine Schwester gewandt, angenommen hatte und sah nun so sauer aus, dass Hermine wieder anfing zu lachen… doch ihr Lachen verblasste, als Harry plötzlich sagte: „Wo wir gerade von Slytherins und Frühstückstischen von heute Morgen reden.“ Seine durchdringenden grünen Augen huschten über die Lücke zwischen den Sofas, um Dracos Blick aufzufangen. „Hast du Tom Riddle seit dem Willkommensfest und Verteidigung gegen die Dunklen Künste irgendwo gesehen?“
 

„Er kam nie in den Slytherin Gemeinschaftsraum“, sagte Draco langsam, während er zurückdachte und den Kopf schüttelte, „er war auch nicht beim Frühstück. Oder, zumindest habe ich ihn dort nicht gesehen. West, was ist mit dir?“
 

Ginny schüttelte den Kopf. Während sie herzhaft gähnte, grub sie sich tiefer in Harrys Schoß und murmelte schläfrig: „Wenn es nicht einmal der edle und mächtige Draco du Lac geschafft hat, einen flüchtigen Blick auf die, neben Onkel Al, aufsehenerregenste Person dieser Zeitperiode zu werfen, was bringt ihn dazu, zu denken, dass die niedere Ginevra West es besser könnte?“
 

Hermine spürte es eher, als dass sie sah, wie Harrys Blick auf ihr landete. „Mine, du hast ihn auch nicht gesehen, oder?“
 

Als sie die Ereignisse der letzten Tage überflog, wurde ihr klar, dass Harry völlig Recht hatte. „Nein, nicht mal heute Morgen. Du weißt, wie früh ich aufstehe und ich blieb noch eine Weile im Gemeinschaftsraum, um Die Geschichte Hog“- Sie stoppte schnell, bevor Rons voraussehbares Seufzen ertönen konnte, „also, ich habe gelesen und ihn nicht runterkommen sehen.“
 

Harry legte den Kopf zurück und musterte stumm die graue Zimmerdecke vom Raum der Wünsche. Sie bemerkte, dass er begonnen hatte, Ginnys Arm zu massieren, wie er es immer tat, wenn er sich unwohl fühlte und daran erinnert werden musste, dass da noch jemand anderes war. „Das gefällt mir nicht“, murmelte er schließlich, „wir müssen ihn zumindest im Auge behalten.“
 

„Aber wir dürfen nicht so rüberkommen, als wenn wir ihn beschatten. Er würde bemerken, dass etwas nicht stimmt“, argumentierte Hermine und Harry hatte den Kopf leise wieder etwas gesenkt, um sie besser sehen zu können. Nach einem Moment fügte sie widerwillig hinzu: “Ich werde es tun.“
 

Sie fühlte sich krank, als sich die kalte, harte Realität dessen, was sie und niemand anderes tun musste, schwer in ihr vergrub. „Es ist meine Aufgabe, nach ihm zu sehen und ihn, wenn nötig, auf Trab zu halten“, erklärte sie, als sich Harrys Augen fragend verengten. „Es würde niemals verdächtig sein, da wir beide Schulsprecher sind und ich kann mir jederzeit Gründe ausdenken, warum ich ihn brau – Merlin!“, keuchte sie.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde schien Harry zu befürchten, dass der Dunkle Lord nun aufgetaucht war, doch er entspannte sich wieder, als Hermine aufsprang und auf die Zeiger der Wanduhr hinter Ron starrte. „Ich muss los, ich habe ein Schulsprecher-Treffen mit Dippet, in weniger als sieben Minuten!“, kläffte sie bestürzt. Was mir wirklich, wirklich nicht viel Zeit gibt…
 

„Dippet, mein Mann!“, johlte Ron, als sie gehetzt ihre Uniform glatt strich. „Merlin, Mine, versuch es zu vermeiden, so zu schreien, als wenn du hier gerade Voldemort entdeckt hättest“, schimpfte der Rothaarige. Er hielt inne und das nächste Mal, als er sprach, erklang seine Stimme in einem deutlich tieferen Grummeln. „Spar dir das für den Fall auf, dass es wirklich passiert.“
 

„Wird er da sein?“, warf Ginny ein, wobei ein scharfer, verräterischer Ton gefährlich in ihrer Stimme auftauchte.
 

Bei dem Gedanken an Rons letzten Kommentar, fühlte Hermine, wie ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief und sie beugte sich vor, griff über Dracos faul ausgestreckten Beine und schnappte sich ihre staubige Büchertasche. Sie hatte keinen Zweifel daran, wer mit 'er' gemeint war, doch sie antwortete unschuldig: „Ginny, ich hab nicht die leiseste Ahnung, wen du meinst-“
 

„Whoa, whoa, Nef!“, unterbrach sie Draco laut. Er griff nach ihrem Arm, bevor sie sich wieder aufrichten konnte und zog sie zu sich herunter, wo sie in ein paar himmelblaue Augen blickte. Verwirrt starrte Hermine den Blonden an, als wären ihm plötzlich Flügel gewachsen. Noch immer folgte sie seinen Augen und ihr Blick landete auf…
 

Oh, richtig. In all dem Durcheinander des Tages hatte sie es fast vergessen.
 

Ja, das würde definitiv genug sein, um Draco du Lac aus der Fassung zu bringen.
 

Als Hermine sich bewegt hatte, um ihre Tasche aufzuheben, war ein großes Amulett aus ihrer Bluse gefallen und baumelte nun, für alle sichtbar, an einer langen, mit Juwelen bestickten, goldenen Kette, die ihren Hals umfasste. Ein Stein war darin eingelassen, der im Umfang gut einen Zoll größer war, als ein Schnatz. Das exquisite Stück schien fast protzig und im Vergleich zu ihrer Schuluniform recht unpassend.
 

„Nefertari, ich habe schon viele Juwelen gesehen - und dann habe ich Juwelen gesehen“, sagte Draco bei dem Anblick des geschmeidigen, perfekt tränenförmig geschliffenen, lebendig karmesinroten Rubins; selbst er war unfähig die Ehrfurcht aus seiner Stimme zu nehmen. „Das ist unglaublich, Nef, unglaublich. Weißt du, wie teuer etwas von der Größe ist? Wo hast du das her?“
 

„Danke, Juwelier Draco“, sagte Hermine, während sie mit den Augen rollte. Sie zog ihren Arm aus Dracos, nun schlaffem, Griff und stand auf. Dann wandte sie sich zu den erwartungsvollen Blicken vom Rest des Publikums um und hielt das funkelnde, facettenreiche Juwel mit dem, gleichermaßen beeindruckenden, Halsband vorsichtig hoch, als würde sie ein Produkt bei einem Ausverkauf präsentieren, bevor es versteigert wurde.
 

Obwohl der Raum hell beleuchtet war, schien der Rubin das Licht nicht zu reflektieren und stattdessen einen eigenen Glanz, mit einer Art innerem Schimmer, auszustrahlen, und sie starrte ihn selbst für einen Moment fasziniert an, bevor sie erklärte: „Das ist der 'Beweis meiner neuen Blutslinie', über den Dumbledore gesprochen hat, kurz bevor er uns hierher schickte. Man nennt es, das Amulett von Eras.“
 

Ron wisperte beeindruckt. „Gib mir das für einen Tag und selbst ich werde so tun, als wäre ich ein Ägypter.“
 

Hermine hielt ein Grinsen zurück, doch sie ließ den kalten Edelstein schnell wieder unter ihrem Shirt verschwinden – aus irgendeinem Grund fühlte sie sich unwohl bei dem Gedanken, eine unbezahlbare Halskette im Freien zu wissen.
 

„Er hat auch noch eine Notiz dagelassen“, fügte sie gedankenverloren hinzu, während sie auf ihre Oxfordbluse lugte. Für die enorme Größe des Rubins, hinterließ dieser nur eine kleine Delle darauf. „Sagte, sobald ich ihn anlege, würde ich nie mehr davon loskommen, bis ich sterbe oder so etwas in der Art. Ich bin kein Experte in der Mythologie von Edelsteinen, deshalb kenne ich nur die Grundbedeutungen.“
 

Beim Anblick von Ginnys starrem, neugierigem Blick, spürte Hermine, wie sie unbewusst in den, wie Ron zu pflegen sagte, 'Professor Modus' verfiel. „Gemäß der traditionellen Mythologie vermittelt die Sonne Rot. Deswegen werden Rubine von der Sonne 'kontrolliert'. Wenn die Sonne über ein geeignetes Haus herrscht, wie das Haus des Ägyptischen Pharaos – welcher vor langer Zeit für den lebenden Sonnengott gehalten wurde – wird ein Rubin die Überlegenheit des Trägers verdeutlichen.“
 

Unbewusst griff sie nach der Halskette und begann, nach der Delle zu tasten, welche dem Juwel zuzuordnen war. „Legenden zufolge liegt im Innern dieses Rubins die gewaltige Macht der Nefertari Linie. Die ganze Macht. Es ist wie ein… wie ein winziger Abstellraum und du musst nur herausfinden, wie du hinein kommst. Er ist tausende von Jahren alt, aber nahe dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts war er verschollen. Ich will gar nicht wissen, wie Dumbledore es geschafft hat, ihn in die Hände zu bekommen - und Draco.. mein Gesicht ist hier oben, danke-“
 

DONG… DONG…
 

Mistkerl… Beweg dich, Mine!
 

Als die Uhr laut zur halben Stunde läutete, stieß Hermine ein weiteres alarmiertes Kläffen aus. „Merlin, ich muss los!“
 

„Fliegen wäre jetzt wohl noch das einzige, was dich retten könnte“, bemerkte Ron entmutigend, als er sich im Sessel drehte, um noch einen Blick auf die Uhr zu werfen, während Lavender den Kopf schüttelte, als ob sie höchst enttäuscht über Hermines Mangel an Disziplin wäre.
 

Hermine ignorierte sie beide, hob ihre Tasche auf und hielt einen Moment vor dem Portrait der vier Hogwartsgründer, das über dem Kamin hing, inne, um schnell ihr Spiegelbild im polierten, goldenen Rahmen zu überprüfen. Als sie entschied, dass sie recht respektabel aussah, fummelte sie gekonnt in ihrem glänzenden, dunklen Haar herum und murmelte vor sich hin: „Das erste Schulsprechertreffen… Oh, keine gute Art, einen ersten Eindruck zu hinterlassen, gar keine gute Art…“
 

„Weißt du, vielleicht solltest du Riddle eine Karte wegen seiner Schlange schenken, die dein Mitgefühl ausdrückt“, grübelte Harry und kehrte damit zum Anfangsthema der Nacht zurück, während ihr seine belustigten grünen Augen folgten, als sie aus dem Raum der Wünsche jagte. „Ich meine, wenn man bedenkt wie sehr es ihn mitgenommen hat und du seinen Verlust bedauerst…“
 

Verärgert gefror Hermine auf halben Weg zum Portraitloch. Wie… Wie kann der Kerl es wagen{/b], so leichtfertig mit dieser Situation umzugehen! Sie würde ihn gerne mal sehen, wenn er sich mit der jungen Version Lord Voldemorts einen Gemeinschaftsraum teilen müsste! Sie wirbelte herum und stieß mit dem Zauberstab spöttisch in Harrys Richtung. „Du… du, fall tot um!“
 

Harrys Augen leuchteten amüsiert auf. „Hm, während du weg bist, würde ich es vielleicht tun.“ Beide, er und Ginny, begannen zu glucksen, was einen Adrenalinschub auslöste, der durch Hermines Körper schoss. Während sie ihre innerliche Uhr ignorierte, die verhasst die verstreichenden Minuten heruntertickte, raste sie zurück zum Ravenclawsofa, schnappte sich ein blau und golden besticktes Kissen und schmiss es kraftvoll in die Richtung des Paares.
 

Ginny duckte sich, doch sie war nicht schnell genug. „Au, Mine!“, rief sie, als das Kissen von ihrem Kopf abprallte und auf den Teppichboden fiel.
 

Harry grinste schelmisch und zog seinen Zauberstab hervor. „Wingardium Leviosa“, murmelte er, während er gekonnt mit dem Handgelenk wedelte. Das blau-goldene Kissen erhob sich bedrohlich in die Lüfte und er warf einen scharfen Blick zwischen das Kissen und dem Fleck, auf dem Hermine stand, ausgeliefert, mitten auf dem hölzernen Boden zwischen den Sofas und dem Eingang, als wenn er überlegte, Soll ich oder soll ich nicht?
 

Hermine war nicht umsonst für sieben lange Jahre Harry James Potter Evans beste Freundin gewesen. Wirklich, sie konnte praktisch seine Gedanken lesen und sie schüttelte enttäuscht den Kopf, wie es ein Professor bei einem unartigen Kind tun würde, während sie ein paar nervöse Schritte zurückging. Erst gestern hatte Dumbledores Zauberstab sie auf die gleiche Art verunsichert, wie es nun Harrys tat und sie war nicht wirklich besessen darauf, noch einmal so an das spitze Ende eines Zauberstabes gebunden zu sein. „Komm schon, Harry, du weißt, dass du das verdient hast!“
 

Scheinbar sah Harry das nicht so, er zielte mit dem Zauberstab direkt auf Hermine. „Volo.
 

Das Kissen bebte auf der Stelle und schoss dann ungebremst auf sie zu.
 

Harry!“, quietschte Hermine und warf sich, Schutz suchend, hinter das Ravenclawsofa. Sie war überzeugt, dass sie Armando Dippet, Tom Riddle oder beide umbringen würden, wenn sie fünfzehn Minuten zu spät im Büro des Schulleiters eintrudelte.

Have You Ever Compromised

Das Kissen bebte auf der Stelle und schoss dann ungebremst auf sie zu.
 

Harry!“, quietschte Hermine und warf sich, Schutz suchend, hinter das Ravenclawsofa. Sie war überzeugt, dass sie Armando Dippet, Tom Riddle oder beide umbringen würden, wenn sie fünfzehn Minuten zu spät im Büro des Schulleiters eintrudelte.
 


 

Chapter 11: Ladies First
 

Tuesday, September 30, 1944
 

8: 57 P.M.
 


 

„…die neuen Stundenpläne werden Freitag Nacht in meinem Büro abgegeben, keine Widerrede und ich schlage vor ihr beiden kümmert euch um die alljährlichen Schüleraktivitäten, über die ihr Kontrolle habt“, dröhnte Dippet eilig von seinem gebieterischen Platz aus, auf dem kaiserlichen Thron des Schulleiters, auf der anderen Seite seines gewissenhaft ordentlichen Schreibtisches. „Oh, und versucht ein Auge auf die Geschehnisse in Hogwarts zu haben. Ich möche nicht, dass sich die Ereignisse vor ein und halb Jahren wiederholen.“
 

Auf der Stelle wurde Hermine klar, welche Ereignisse Dippet meinte… aber das wussten sie nicht.
 

„Natürlich, Direktor“, sagte Tom Riddle und er schaffte es, wie immer, die ideale Balance zwischen Höflichkeit und Desinteresse in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. Er saß lässig auf einem Stuhl mit starrer Lehne, welcher identisch mit dem von Hermine war. Sein Kinn ruhte auf seiner rechten Hand, in vorgespieltem Interesse, da war sie sich sicher. Sein anderer Arm hing gleichgültig vom Ende der linken Armlehne.
 

Hermine hatte ihn sich, in den letzten siebzehn Minuten, nicht einmal bewegen sehen.
 

'Natürlich?', 'Natürlich', du kleine Schlange? Lügner!
 

„Welche Ereignisse?“, fragte sie scharf und hob den Kopf mit einem, wie sie hoffte, fesselnden Blick, über Dippets Schreibtisch auf den kleinen aber herrischen Mann. Sie konnte noch immer nicht glauben, wie streng und leer das Büro des Direktors wirkte, ohne Dumbledores Massen von Trödel und Instrumenten, die sonst überall verstreut auf den Tischen herumlagen. Streng, leer und einsam. Sie widerstand dem Drang, in ihrem Frust den Kopf zu schütteln. Schulleiter Dippet: ein wahrhaft langweiliger Mann.
 

Dippet wühlte sich übertrieben durch die diversen Schichten seiner Robe und holte schließlich eine goldene Uhr mit eingemeißelten Verzierungen hervor. Als er sie öffnete, warf er ungeduldig einen Blick auf das Zifferblatt und ließ sie geschäftsmäßig wieder zuschnappen. „Wenn ich die Zeit hätte, Ms. Nefertari, würde ich nicht zögern, ihnen diese Frage ausführlich zu beantworten. Aber ich habe einen –und ich bin sicher das haben sie bereits bemerkt- recht wichtigen Beruf. Ich muss eine Schule leiten und in fünf Minuten habe ich ein Treffen mit Professor Dumbledore, das ganz einfach nicht warten kann.“
 

Was für ein selbstsüchtiges kleines Wiesel!
 

Ungläubig beobachtete sie, wie Dippet damit beschäftigt war, den Stapel Pergamente solange auf dem Schreibtisch zu verschieben, bis die Ecken exakt übereinstimmten und schaffte es gerade noch, ein Augenrollen zu vermeiden. Er wird den wahrscheinlich einfach dort liegen lassen, nur um ihn dann immer wieder gerade zu rücken. Plötzlich, wie von einem Geistesblitz getroffen, wandten sich die runden, perlenartigen Augen des Mannes von ihr, als Schulsprecherin, ab und schwenkten zu ihrem männlichen Gegenstück. „Warum erklären sie Ms. Nefertari die Situation nicht beim Hinausgehen, Mr. Riddle?“
 

Ja, warum erklären sie es mir nicht, Mr. Riddle?
 

Riddle, jedoch, schien den wissbegierigen Blick nicht einmal richtig wahrzunehmen. Mit gelangweilter, dennoch respektvoller Stimme, bei der sich Hermine sicher war, dass auch sie vorgetäuscht sein musste, sagte er: „Sir, denken sie nicht, es wäre das Beste, wenn sie es von jemandem wie ihnen hör-„
 

„Oh, nicht im geringsten, nicht im geringsten, Mr. Riddle. Sie sind der Schulsprecher, ich bin mir sicher, sie werden diese Aufgabe großartig meistern“, sagte Dippet eilig, wobei er ihm das Wort abschnitt, während er einen Blick zurück nach unten auf seine Papiere warf.
 

Lediglich Hermine sah den dunklen Ausdruck, der für einen flüchtigen Moment über Riddles Gesicht tanzte, während er den Mann unnachgiebig mit offensichtlichem Missfallen ansah. Doch dann stand Dippet auf und der Blick verwandelte sich unverzüglich in höfliches Interesse, als der Schulleiter mit seinen Händen in die Richtung des Schulsprechers und der Schulsprecherin wedelte, als wollte er Kühe auf eine Weide treiben. „Jetzt geht schon, geht schon, ihr zwei. Raus! Raus! Ich habe hier Arbeit, um die ich mich kümmern muss!“
 

Als sie und Riddle aus dem Büro des Schulleiters stürzten, fühlte sich Hermine, als hätte sie soeben ein Türsteher aus einem, über zwanzig Jahre alten, Club geworfen. Im Vergleich zu den langwierigen Gesprächen mit Dumbledore, die sie Stunde für Stunde geführt hatte, war dieses Treffen wirklich schnell vorüber gegangen. Sie fragte sich, wie Dippet es geschafft hatte, alles so schnell über den Tisch zu bringen.
 

Er muss etwas vergessen haben, folgerte sie.
 

Mit einem Stechen und einer Welle von Heimweh, fiel ihr ein, dass er vergessen hatte, ihnen ein Zitronen-Bonbon anzubieten.
 

Ihnen.
 

Abrupt erinnerte sie sich wieder an die Person, mit der sie allein, inmitten eines recht verlassenen Korridors stand. Ihr Herz begann schneller zu klopfen und Harrys Stimme schlich sich in ihr Gedächtnis, ‚ …du hast ihm niemals wirklich gegenübergestanden… wenn es nur noch dich und ihn gibt und dazwischen nichts außer euren Zauberstäben…’
 

Merlin, Mine, mehr Selbstvertrauen! Schimpfte sie rasch mit sich selbst. Er wird dich nicht direkt vor dem Büro des Schulleiters umbringen!
 

Als sie ihre dunkelbraunen Locken über die Schultern warf, mischte sich das angenehme Aroma von frisch gewaschenem Haar mit dem modrigen, feuchtkalten Geruch des dämmrig beleuchteten Korridors. Hermine wandte sich zu dem Erbe Slytherins um und hoffte, dass sie selbstbewusster wirkte, als sie sich fühlte, als sie mit einem Grinsen fragte: „Hast du hier jemals das Gefühl, unterschätzt zu werden?“
 

Statt zu antworten, wie es jeder normale Mensch getan -und wahrscheinlich sogar gelacht hätte, starrte Riddle auf sie herab, als würde er aus ihr einfach nicht klug werden. Seine ,fast schon dünne, Gestalt war gute sechs Zoll größer, als Hermines schlanke Statur. Einen Moment später drehte er sich einfach auf dem Absatz um und schritt den dämmrig beleuchteten Gang zügig entlang, zu den Schlafsälen der Schulsprecher. Sein Umhang wehte dabei dramatisch hinter ihm her, was sie sehr an Severus Snape erinnerte.
 

Wow, das sollte wohl ein Scherz sein.
 

Für gute dreißig Sekunden starrte ihm die Brünette hinterher, unfähig zu glauben, dass es noch irgendjemand anderen gab, der so entsetzlich unhöflich war und dennoch jegliche Lehrer so bezaubern konnte, wie er im Stande zu sein schien.
 

Alles klar, dann antworte mir eben nicht.
 

„Hey!“, rief sie, während sie hinter ihm her trabte, als er scharf nach links um eine Ecke bog und über eine gerade verlaufende Treppe verschwand. Das Amulett kam hart auf ihrem Nacken auf und so hielt sie es mit einer Hand an seinem Platz, bis sie ihn eingeholt hatte und schnell versuchte mit seinen Schritten mitzuhalten. Sie fragte sich, was genau sie da eigentlich tat. „Ist Dippet immer so?“
 

„Immer wie?“, fragte er mit matter Stimme, frei von jeglichen Emotionen, wobei er seinen rasanten Schritt nicht im Geringsten verlangsamte, um es ihr leichter zu machen.
 

Verspürst du nicht ein winziges Bisschen Neugierde in dir? „Immer so, 'Ich liebe mich selbst und da ich ganz deutlich so viel wichtiger bin, als jeder meiner niederen Schüler, lasst uns das hier hinter uns bringen, bevor ich euch aus meinem Büro werfe, damit ich damit fortfahren kann, meine wichtige Persönlichkeit weiter zu bewundern?'“, fragte sie mit einer Stimme, die Ron als ihre „Professor Trelawney Stimme“ bezeichnete (ganz einfach, weil sie sie benutzte, wann immer sie deren Prophezeiungen verspottete).
 

Für einen Moment dachte Hermine, dass sie sah, wie ein Grinsen auf Riddles Lippen zucke, doch als er ihr eine Sekunde später einen apathischen Blick zuwarf, war sie sich sicher, dass sie es sich bloß eingebildet hatte. „Normalerweise schon. Wärst du tatsächlich pünktlich gewesen, wäre das Treffen möglicherweise etwas ruhiger verlaufen“, sagte er genervt und sein Blick kratzte finster an ihr, bevor er sanft hinzufügte, „meinst du nicht auch?“
 

Verdammt, ich wusste die Sache würde mich nochmal verfolgen!
 

„Nun, tut mir Leid, wenn ich, neben der Tatsache, clever genug zu sein, um als Schulsprecherin bestimmt zu werden, auch noch ein soziales Leben habe“, erwiderte sie scharf. Sie begann ernsthaft daran zu zweifeln, dass sie jemals im Stande sein würde, irgendwelche Fortschritte mit der jüngeren Version des Dunklen Lords erzielen zu können. Dumbledore hatte in keinster Weise übertrieben, als er behauptet hatte, Riddle hätte jegliche Menschlichkeit von sich abgeschüttelt und dabei hatte Hermine nicht einmal versucht, eine Plage zu sein, sondern sich lediglich darum bemüht, eine freundliche Unterhaltung zu führen.
 

Sie schüttelte verzweifelt den Kopf und bemerkte erleichtert, dass sie das vertraute Gemälde von Pferd und Ritter erreicht hatten. Riddle trat einen Schritt vor sie und starrte hinab auf den sonderlichen Ritter, als Sir Cadogan sein Schwert erhob und damit wild herumfuchtelte. „Zeit; und nein, keiner von uns hat heute Lust auf einen Zweikampf “, fügte er vernichtend hinzu, als der Ritter seinen Mund öffnete, um die gewohnte Herausforderung auszurufen.
 

„Schon gut, Sir, schon gut! Kein Grund gleich bissig zu werden“, beteuerte Sir Cadogan eingeschnappt. Beleidigt schwang das Bild mit einem nervenden QUIIIIIEEK zur Seite. Riddle verengte, als Antwort an den Ritter, die Augen zu Schlitzen und trat einen Schritt auf das Portraitloch zu. Hermine folgte ihm –
 

„Stehen bleiben, du Schuft! STEHEN BLEIBEN, habe ich gesagt!“
 

Bei dem entrüsteten Schrei, gab Riddle ein kaum hörbares, bösartiges Zischgeräusch von sich. Mit verschränkten Armen trat er ein paar Schritte zurück und richtete seine kühlen, stürmisch-grauen Augen auf den verstimmten Ritter. „Gibt es ein Problem?“, fragte er mit gedämpfter Stimme, welche zu ruhig war, als dass sie tatsächlich ruhig sein konnte, wenn das überhaupt Sinn machte. Sein Kiefer war so verkrampft, dass man glauben konnte, er hätte es mit einem wirklichen, menschlichen Wesen zu tun.
 

Sir Cadogan hatte den Augenschutz seines Helms hochgeklappt und starrte den Schulsprecher furios an. „Gentleman-untypisches Verhalten, sage ich! Unritterlich! Schandhaft“, spie er. Er hob eine gepanzerte Hand und fuchtelte damit herum, während er mit dem Finger auf Riddle zeigte. „Ladies First, du kleiner Bengel, Ladies betreten einen Raum immer zuerst!“
 

Zum vierten Mal in achtundvierzig Stunden musste Hermine grinsen und dieses Mal versuchte sie nicht einmal es zurück zu halten. Ohne darüber nachzudenken und gefangen in der vorherigen Aussage, wandte sie sich zu Riddle um und gab ihm mit ihrem Kopf ein Zeichen in Richtung Portraitloch. „In dem Fall werde ich gehen, oder vielleicht doch besser du? “
 

So schnell die Worte aus ihrem Mund kamen, stand ihr dieser vor Entsetzen über solch unverfrorenen Blödsinn, beinahe, weit offen. Sie verspürte den deutlichen Drang sich selbst in den Hintern zu treten und sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen – und in Lachen auszubrechen. Riddle schien über diesen willkürlichen Kommentar ebenso überrascht zu sein und sie schloss daraus, dass es wahrscheinlich das war, was sie rettete.
 

Keiner von beiden zeigte auch nur das leiseste Bestreben, durch das Portraitloch einzutreten. Stille baute sich in der Halle auf, bis das einzige Geräusch, das Hermines Ohren erreichte, das sanfte Flüstern des Windes, vor ein paar Fenstern aus dem Korridor war.
 

Der Schulsprecher, für seinen Teil, studierte sie unverzüglich für eine gute Minute. Instinktiv hob Hermine ihr Kinn, während sie widerwillig unter seinem Laser-Scan stand… aber, sie gab zu, nach ihrem Kommentar verdiente sie es wahrscheinlich. Sie erwartete, Wut, Hass oder zumindest Ärger in seinem Gesicht zu sehen, aber seltsamerweise fand sie… nichts.
 

Trotz seines äußeren Mangels an Ausdruck, wusste sie, dass er in den sechzig Sekunden irgendetwas gedacht haben musste und sie hatte nicht unbedingt das Bedürfnis, herauszufinden, was ihm durch den Kopf gegangen war. Es war leicht zu erkennen, warum viele von den jüngeren Schülern – und sogar viele von den älteren – mit einem Hauch von Nervosität, Antipathie... Angst um Tom Riddle herumschlichen. Unterbewusst wusste sie ihre Hand einen Zoll näher an ihrer rechten Tasche und ihrem Zauberstab darin…
 

Schließlich gab sie einen erleichterten Seufzer von sich, als Riddle einen Schritt zurück trat. Lächerlicherweise stellte er sich weit weg von dem Portraitloch. „Oh nein, mir würde nicht im Traum einfallen, einer reinblütigen Adligen den Weg zu versperren, Nefertari.“ In einer fließenden Bewegung streckte er gnädig die Hände aus, als ob er sie durch eine Tür geleiten wollte und senkte leicht seinen Kopf. „Geh hinein. Ich bestehe darauf.“
 

Dieses Mal konnte Hermine nicht verhindern, dass sie mit weit geöffnetem Mund dastand und ehrlich, es kümmerte sie nicht. Ihr Verstand war, vor Überraschung, augenblicklich lahm gelegt, doch kurz darauf wurde dieses Gefühl abgelöst, von einem verwirrenden schnellen Durcheinander.
 

Hat die junge Version von Lord Voldemort gerade Reinblüter verspottet?
 

Noch immer mental betäubt, hob Hermine ihr Kinn und schnappte bitter: „Wie rücksichtsvoll von dir.“ Gehorsam kletterte sie durch das Portraitloch. Tom Riddles leeres Grinsen und brennenden Augen folgten ihr, als sie an ihm vorbei ging.
 

Als sie mit halb zugekniffenen Augen in die helle Glut des prasselnden Feuers blickte, kam sie zum Stehen und erlangte nach und nach die Kontrolle über ihre Gedanken wieder, um noch einmal durchzugehen, was gerade passiert war.
 

Sie hatte soeben Tom Riddle beleidigt. Er hatte im Gegenzug sie beleidigt und Hermine war sich nun sicher, dass sein Kommentar eine Beleidigung gewesen war.
 

Diese Dinge bedeuteten nicht gerade einen guten Start.
 

Hermine wurde klar, dass sie einige Vorsätze ablegen musste, wenn sie jemals etwas über den jungen Lord Voldemort herausfinden wollte, das im entferntesten brauchbar war - und sie musste sie jetzt ablegen. Sie überlegte, ob sie ihre nächste reizende kleine Diskussion zum Laufen bringen sollte, entschied sich dann aber weise dagegen.
 

„Hör zu, Riddle“, begann sie vorsichtig, „wir werden dieses Jahr eine Menge zusammen arbeiten. Wenn wir dabei nicht miserabel sein –und uns gegenseitig auf die Nerven gehen wollen, schlage ich vor, dass wir uns eine Art zu kommunizieren suchen, die funktioniert.“
 

Riddle war, seit er Hermine durch das Portraitloch gefolgt war, nicht stehen geblieben und befand sich nun auf halbem Wege zur Treppe, die in sein Zimmer führte. Der Ausgangssituation nach zu urteilen, erwartete Hermine ernsthaft, dass er sie ignorieren –und unbeirrt weitergehen würde, doch er überraschte sie und drehte sich, vor den letzten drei Treppenstufen, lässig zu ihr um. „Nefertari, ich glaube, das ist das intelligenteste, das du seit unserem ersten Aufeinandertreffen gesagt hast.“
 

Das Unheimliche daran war, dass er sich anhörte, als wäre er davon wirklich überzeugt.
 

Hermine seufzte. Als sie ihre langen, frisch gewaschenen Locken von ihren Schultern hob, häufte sie sie frustriert auf ihrem Kopf auf und ließ sich auf das einzige Möbelstück fallen, das ihr erlaubte zu sitzen und Riddle gleichzeitig im Blick zu behalten: der flauschige Ledersessel. „Richtig, ich kann jetzt schon ein Problem erkennen: Ich bin geschwätzig und du nicht. Schon klar, aus irgendeinem merkwürdigen Grund und obwohl du mich gerade erst kennen gelernt hast, magst du mich nicht. Das ist okay, kein Problem, damit kann ich umgehen. Aber es hilft nichts, wenn wir herausfinden wollen, wie wir uns gegenseitig ertragen können, um das Schuljahr ruhig verlaufen zu lassen!“
 

Riddle hatte seine Position auf der dritten Treppenstufe vor seiner Zimmertür nicht verändert, doch eine Hand fuhr nun durch sein dunkles, ordentliches Haar. „In Ordnung, Nefertari, entweder so oder gar nicht“, schnappte er und klang dabei verärgert, „es ist mir egal, ob und wann du entscheidest zu tun, was immer du tun willst. Wie auch immer“, er legte eine Pause ein, die Betonung lag auf wie auch immer, „ich werde darum bitten, dass unser Gemeinschaftsraum für offizielle Dinge genutzt wird - und nicht für jegliche Art von sozialen Zusammentreffen, die bei dir scheinbar gut laufen. Wird dich das zufrieden stellen?“
 

Hermine dachte über seine Worte nach, milde überrascht, dass Riddle derjenige war, der dies angeboten hatte. Obwohl sie sich noch nicht ganz sicher war, in wie weit ihr diese Einigung nützen würde, wollte sie den Pakt mit dem Teufel schließen, allein schon um sicher zu stellen, dass er nicht nachts in ihr Zimmer kam und sie aus purem Ärger umbrachte.
 

Hör auf damit, Mine, noch ist er nicht ganz zum geisteskranken Psychopathen geworden!
 

Naja, sie schätzte, dass der Raum der Wünsche ebenso gut für jegliche Art von Mitternachtsparties ausreichen würde. „Es könnte funktionieren“, lenkte sie langsam ein.
 

„Gut.“ Der Erbe Slytherins drehte sich wieder um und pirschte steif in sein Zimmer. „Es ist mir eine absolute Freude mit dir zusammen zu arbeiten, Nefertari. Nach Möglichkeit müssen wir es nicht allzu bald wieder tun.“
 

Hermine sagte nichts und dann, inspiriert, trillerte sie fröhlich: „Gute Nacht!“, als seine Zimmertür laut zuknallte.
 

Nachdem er weg war, massierte sie ihre pochenden Schläfen und schloss die Augen, während sie versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen, damit es wieder in normalem Tempo schlug, nachdem sie einer körperlichen Auseinandersetzung mit Tom Riddle nur knapp entgangen war. Himmel stehe ihr bei, falls dies jemals der Fall sein sollte. Flüsternd murmelte sie: „Arschloch“.

Have You Ever Seen The Past

Hermine sagte nichts und dann, inspiriert, trillerte sie fröhlich: „Gute Nacht!“, als seine Zimmertür laut zuknallte.
 

Nachdem er weg war, massierte sie ihre pochenden Schläfen und schloss die Augen, während sie versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen, damit es wieder in normalem Tempo schlug, nachdem sie einer körperlichen Auseinandersetzung mit Tom Riddle nur knapp entgangen war. Himmel stehe ihr bei, falls dies jemals der Fall sein sollte. Flüsternd murmelte sie: „Arschloch“.
 

Chapter 12: The Thin Red Line
 

Sunday, October 5, 1944
 

9:47 A.M.
 


 

„Hey, Nef, steht die Erdbeer-Rhabarber Marmelade bei dir?“
 

„Ähm… ich glaube die steht gleich da hinten, Draco, siehst du?“
 

Oh, ja ich sehe sie.“ Draco erblickte die Marmelade in der Mitte des Gryffindortisches vor der Teenager-Professor McGonagall. Ohne zu zögern lehnte sich der erstklassige Flirter so weit wie möglich zu seiner Verwandlungslehrerin herüber, wobei er mit seinen Fingerspitzen das Glasgefäß berührte. Er griff danach und setzte sich zurück auf seinen Platz, während er McGonagall zuzwinkerte und lässig sagte: „Guten Morgen, Sonnenschein.“
 

Als McGonagall tatsächlich leicht errötete und Draco anlächelte, schnaubte Ron und versteckte sich hinter einer Ausgabe des Tagespropheten. Ginny tat so, als würde sie sich übergeben. Hermine verdrehte die Augen und rümpfte übereinstimmend die Nase und Draco öffnete den Deckel seiner Erdbeer-Rhabarber Marmelade.
 

Nach diversen Diskussionen, viel Verwirrung und einigen einsamen Abendessen, hatten die Sechs im Hinblick auf ihr Sitz-Abkommen beim Essen einer allgemeinen Faustregel zugestimmt: Frühstück bei den Gryffindors, Mittag bei den Ravenclaws und Abendessen bei den Slytherins. Lavender hatte sportlich angeboten darauf zu verzichten, an ihrem Tisch zu essen, als sie sagte: „Das sind Hufflepuffs, Leute. Wir reden nur über Frieden, Liebe und Glück. Nach einer Weile wird das ein bisschen langweilig.“
 

„Ich hoffe, es stört meinen lieben alten Großvater und den alten Lestrange nicht all ihre Frauen mit mir zu teilen, aber was soll ich sagen? Es liegt in der Familie“, bemerkte Draco grinsend aus dem Stegreif, während er seinen mit Orangensaft gefüllten Kelch in einem parteiischen Trinkspruch in Richtung des Slytherintisches erhob, „danke, Großvater!“
 

Sssssch“, lachte Hermine, reichte über seinen Teller und zog seine Hand herunter. Nachdem sie ihren dunklen Schal, der locker um ihren Hals geschlungen war, gerichtet hatte, wedelte sie ihren Haaren, die vom Duschen noch immer nass waren, mit ihrem bereits leeren Teller Luft zu und hoffte stumm, dass sie dadurch schneller trockneten. Sie spürte, wie ein überheblich wirkender, älterer Teenager mit platinblonden Haaren, welcher am Slytherintisch saß, unfreiwillig ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
 

Harry ließ den Kopf dicht neben ihren sinken. Seine hellen grünen Augen folgten ihrem Blick und hielten inne bei… „Calugala Malfoy. Der Typ hat mich schon zwei mal gefragt, ob ich dem geheimen Zirkel der dunklen Magie angehöre - kannst du dir das vorstellen? Wollte immer wieder wissen, warum wir die Schule gewechselt haben. Warum wir die Schule gewechselt haben.“ Bei dem letzten Satz nahm Harrys Stimme einen leicht weinerlichen Ton an, den Hermine auf der Stelle mit jedem Malfoy in Verbindung brachte, ob böse oder nicht.
 

„Das erste Mal“, fuhr Harry leise fort, „hab' ich ihm erzählt, dass wir hergekommen sind, um den Zyklus einer exotischen und seltenen Pilzpflanze zu untersuchen, die nur im Verbotenen Wald heimisch ist. Anscheinend hat ihn das nicht zufrieden gestellt, also hat er mich am Freitag nochmal gefragt. Dann hab' ich ihm gesagt, dass wir eigentlich wegen eines höchst wichtigen Auftrags der Regierung hier sind, der erfordert, dass wir nach einer besonderen Art von reinblütigen Tieren suchen, die oftmals mit ihrem weißen Haar angibt und bekannt ist, für ihre typisch schlangenhaften Charakterzüge…“
 

Lachend hielt sich Hermine die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten. Ihre Schultern begannen zu beben und sie vergrub ihren Kopf unter dem Tisch, um einen Lachanfall zu verbergen. Zu ihrer Rechten begann Draco mit seiner linken Hand gedankenverloren, ihren Rücken zu massieren, während er sein Erdbeer-Rhabarber-Brot mampfte und räuberisch die Große Halle überblickte.
 

Hermine konnte das Stirnrunzeln in Harrys Stimme beinahe hören, als er murmelte: „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er schon herausgefunden hat, was ich damit gemeint habe..“
 

„Wo wir gerade von herausfinden sprechen“, warf Draco ein, nachdem er Harrys letzten -glücklicherweise nicht seinen ersten- Kommentar aufgeschnappt hatte, „wie kommst du mit dem Ausspionieren der Schlange voran, Nef?“
 

Als sie den Versuch, ihre Haare zu trocknen, aufgegeben hatte, zuckte Hermine mit den Schultern, nahm sich einen kleinen roten Apfel aus dem Obstkorb und biss hinein. „Ich… sehe ihn morgens im Gemeinschaftsraum“, sagte sie kauend und schluckend, „aber nie beim Frühstück.“
 

„Weißt du, das ist wirklich merkwürdig“, murmelte Draco, sodass die anderen Gryffindors um ihn herum nichts hören würden. Er musterte den ebenso blonden Hinterkopf seines Großvaters, Calugala, der auf der Slytherinbank und gegenüber des Ravenclawtisches saß. „Man sollte meinen, der Dunkle Lord, Großvater und Lestrange wären die besten Freunde, wenn man bedenkt dass sie alle an die Überlegenheit der Reinblüter glauben. Aber Lestrange und Großvater scheinen Riddle nicht mal zu mögen – und umgekehrt. Ich kann den Hass, der von ihnen allen ausgeht, regelrecht spüren.“
 

„Ja, das ist mir auch aufgefallen“, flüsterte Harry.
 

Etwas an Dracos Aussage über die Reinblüter rüttelte an Hermines Erinnerung. "Wisst ihr", gab sie nachdenklich von sich, während sie den angebissenen Apfel auf ihren Teller legte, "vor ein paar Tagen hat Riddle etwas über Reinblüter gesagt." Sie machte eine Pause, in der sie die etwas unangenehme Begegnung mit Sir Cadogan durchging und rümpfte die Nase. "Es war beinahe... erniedrigend."
 

"Naja, er ist ein Halbblut", bemerkte Harry sachlich, doch ein dunkler Ausdruck huschte über sein Gesicht. "Trotzdem, Mine, du hättest ihn sehen sollen, als er im zweiten Jahr aus dem Tagebuch kam. Er hat Muggle und Muggle-Geborene so sehr gehasst, man könnte glauben, dass es schon immer in ihm gesteckt hat."
 

Hermine zuckte zusammen, als sie einen Blick auf die gigantische Uhr hinter dem Tisch der Lehrer warf. "9.55 Uhr", stöhnte sie und warf ihre Serviette beiseite, "Merlin, ich habe gesagt, ich treffe mich um zehn Uhr mit Riddle in der Bibliothek, um den Zeitplan für die Patrouilliengänge der Vertrauensschüler auszuarbeiten!"
 

"Also, du kannst dich doch von ihm nicht in solchen Dingen schlagen lassen! Unsere Schulsprecherin kommt zu spät - wie würde das aussehen?", rief Draco. Indem er seine Hände unter Hermines Armen platzierte, hob er sie von ihrem Platz und ließ sie auf dem Boden wieder herunter. Bevor sie darauf etwas erwidern konnte, hatte er bereits unter den Tisch gegriffen und ihre Schultasche hervorgezerrt. Während er sie ihr in die Hände drückte, drehte er sie herum und schubste sie leicht in Richtung Tür. "Geh, Nef, geh!"
 

"Draco!", rief Hermine, die es letztendlich geschafft hatte, ihre Stimme wiederzufinden. Sie ging ein paar Schritte zum Ausgang. "Entspann dich!"
 

"Ich bin entspannt, Nef - ach, und das neue Quidditch-Team wird um elf Uhr vor der Großen Halle ausgehängt. Dann musst du da sein!", brüllte Draco, "ich will, dass du den Ausdruck auf Evans Gesicht siehst, wenn ich Sucher werde!"
 

"Mine, du solltest besser kommen, denn du wirst ihn weinen sehen, wenn er herausfindet, dass er da absolut falsch liegt!", rief Harry ihr nach, als sie der Großen Halle schließlich entkam. Hermine seufzte verärgert und schüttelte den Kopf, während sie den sonnenbeschienenen steinernen Korridor in Richtung Bibliothek entlanglief.
 

Ehrlich, Männer und Quidditch.
 

Hermine dachte über den Verlauf der vergangenen Woche nach - und doch musste sie lächeln. Während manche Hogwartsschüler eher weniger freundlich waren, was wohl in jeder Schule und in jeder Zeitperiode der Fall war, schienen es die meisten Schüler wert zu sein, Zeit mit ihnen zu verbringen - oder sie vor dem zukünftigen Dunklen Lord zu retten. Hermine hatte sich bereits mit einigen ihrer Klassenkameraden angefreundet, einschließlich einer gewissen Columbia Salvi.
 

Davon war Draco natürlich begeistert, doch er war viel zu beschäftigt, um irgendeine Gelegenheit wahrzunehmen und einen Flirtversuch zu starten. Quidditch-Testspiele hatten in der Woche stattgefunden und Hermine hatte keine Zweifel daran, dass er einen der vier freien Plätze im Slytherin-Team ergattern würde. Welche Position ihm nun tatsächlich zugeteilt werden würde, war allerdings ungewiss, seit dem er und Harry einen persöhnlichen Krieg um den Posten des Slytherin-Suchers ausfochten. Obwohl Harry zum wiederholten Male bewies, dass er der Talentiertere von beiden war, hatte Draco noch einen Trumph im Ärmel: Columbia Salvi war die Mannschaftskapitänin.
 

Tatsächlich war Hermine die einzige Zeitreisende, die sich vom Quidditch-Wahn fernhielt. Ginny, Ron und - zum Erstaunen aller - Lavender hatten ebenso an den Testspielen der jeweiligen Quidditch-Teams teilgenommen. (Lavender: "Hey! Wenn er - " (zeigt mit dem Finger auf Ron) "- im Gryffindor-Team ist, dann werd ich bei den Hufflepuffs mitmachen, schon allein um ihm in seinen verdammten Hintern zu treten!")
 

Mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht schlenderte Hermine in die Hogwarts-Bibliothek. Sie hielt inne, atmete tief ein und schloss ihre Augen, während der alte, muffige sowie ledrige Geruch von uralten Büchern und Regalen ihre Sinne erfüllte. Wie eine Welle überkam sie das Gefühl zu Hause zu sein, in ihrer Zeit und an ihrem liebsten Ort in der gesamten Schule. Eine gute Minute genoss Hermine in purer Glückseligkeit mit geschlossenen Augen einfach die Wärme der tröstenden, familiären Umgebung... bis sie der wahre Grund ihres Besuchs wieder einholte.
 

Hermine öffnete die Augen und begann schnell, die umliegenden Tische auf der Suche nach Tom Riddle zu überfliegen.
 

Nichts.
 

Die Bibliothek schien vollkommen verlassen zu sein.
 

Hermine runzelte die Stirn und lief einen der Gänge entlang, die von Regalen umgeben waren. Während sie wegen der hellen Strahlen blinzeln musste, die am frühen Morgen durch die verschmutze Glasdecke über ihr strömten, spähte sie in jeden kleinen Gang, um die Ecken und in jede kleine Nische, an der sie vorbeikam und in denen es Arbeitstische gab.
 

Und jeder war gleichermaßen leer.
 

Verwirrt beschleunigte Hermine ihren Schritt, wobei sie noch einmal jede Nische kontrollierte, um sicher zu gehen, dass sie ihn nicht übersehen hatte. Ihre Suche blieb erfolglos und die Brünette fand sich schließlich am Eingang wieder.
 

Sie betrachtete argwöhnisch die kaum beleuchteten, weniger genutzten Bereiche der Bibliothek, zu ihrer Rechten und Linken. Die düsteren Schatten, hervorgerufen durch die schweren Bücherregale, bildeten einen scharfen Kontrast zu dem fröhlichen und voll beleuchteten Hauptbereich. Als sie noch einmal hinsah, flackerte ein schwaches Licht am Ende des rechten Flügels und erlosch.
 

Natürlich hatte Riddle sich nicht an einen Tisch gesetzt, der leicht zu finden und zu erreichen war...
 

Hermine war sich sicher, dass sie nun schon zwei Drittel der Bibliothek durchsucht hatte, ehe sie in eine dämmrig beleuchtete Nische kam. Es war der letzte Arbeitstisch vor der Verbotenen Abteilung - weit hinten in der Bibliothek. Zudem befand er sich zwischen den beiden einzigen Abteilungen für die Dunklen Künste.
 

Typisch.
 

Hermine ließ ihre Schultasche laut auf den Boden neben dem kleinen, viereckigen Tisch fallen und setzte sich steif auf einen Stuhl, direkt gegenüber von Riddle. Sie schielte in die dunklen Schatten, nur um sicher zu gehen, dass er es war und keine andere gruselige, von den Dunklen Künsten besessene Person.
 

Er war es.
 

Das Geräusch von Büchern, die auf Holz trafen, brachten den dunkelhaarigen Slytherin dazu, mit dem Lesen aufzuhören und ruhig aufzublicken. "Ich hoffe, derartige Verspätungen werden nicht zur Gewohnheit, Nefertari", kommentierte er mit einem leicht abfälligen Unterton in seinen Worten.
 

Scheinbar hatte er keine Probleme damit, im Dunkeln zu sehen.
 

"Naja, wenn du einen Wegweiser an die Tür gehängt hättest, hätte ich dich vielleicht schneller gefunden", erwiderte Hermine gereizt, während sie nach ihrer Tasche griff. Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke, der ihre Hand auf halbem Wege gefrieren ließ. "Kommst du immer hier her?", fragte sie aufmerksam.
 

Er musterte sie, sein Ausdruck war undurchschaubar. Nach einigen Sekunden nickte er wortlos.
 

Hermine runzelte die Stirn, während sie sich abwesend mit der freien Hand die langen Locken hinters Ohr klemmte. "Wann isst du dann?"
 

Riddle zuckte unberührt zusammen. "Ich finde die Zeit", sagte er gleichgültig, als er nach dem verwitterten, abgenutzten und deckellosen Buch griff, das er gelesen hatte, es mit einem Knall zuschnappen und zügig in seine Tasche gleiten ließ.
 

Genau,das erklärt, warum du nie in der Großen Halle bist. Jetzt, da sie dieses kleine Geheimnis gelüftet hatte, sich jedoch noch immer fragte, wann oder wo er aß, hievte sie ihre rosane Schultasche mit einem Ruck auf den Platz neben sich und durchsuchte sie. Schließlich fand sie die halb erarbeitete Tabelle für die Patrouillengänge der Vertrauensschüler.
 

Das nervenzermürbende Gefühl beobachtet zu werden überkam sie und als sie vorsichtig die Zeiten in die Tabelle eintrug, sah sie zu Riddle herüber. Sie konnte die Belustigung in seinem apathischen Blick fast spüren, als er sie ansah. "Was?", schnappte sie und forderte ihn mit einem verärgerten Blick zu einer Antwort auf.
 

Riddle hob eine dunkle Augenbraue und reichte über den Tisch, griff nach dem obersten Zeitplan und überflog ihn flüchtig. "Du bist heute ungewöhnlich launisch, Nefertari. Kein 'Guten Morgen, wie geht's dir?' ".
 

Was für ein Spiel er auch versuchte zu spielen, sie hatte keine Lust darauf. Hermine rollte mit den Augen und schnappte sich mit der rechten Hand das Pergament, das er sich Sekunden zuvor genommen hatte, während sie ihm mit der linken Hand das Papier gab, das darunter gelegen hatte. "Das ist deins, vielen Dank - und erzähl du mir nichts über Höflichkeit, Mr. Ich-lege-keinen-Wert-auf-Formalitäten."
 

Riddles rechte Augenbraue hob sich erneut leicht, als er damit fortfuhr seinen Zeitplan zu begutachten. "Nun ja, da kann ich dich beruhigen, Nefertari, denn das habe ich nicht vor", sagte er höhnisch, "jemand, der so ungezogen ist, wie ich es bin, würde nicht einmal zu hoffen wagen, mit deiner offensichtlich überragenden Etikette mithalten zu können."
 

Hermine öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, dann schloss und öffnete sie ihn erneut. "Weißt du, Riddle, so clever und gewitzt du auch bist - ich wüsste nicht, weshalb ich mich von dir verspotten lassen sollte", verkündete sie ihm beleidigt. Während sie ihn anblitzte, begann sie erneut ihre Schultasche zu durchsuchen und zog schließlich eine silberne Uhr daraus hervor. Sie platzierte sie auf dem Tisch und seufzte. "Also gut, jetzt, da das geklärt ist, schlage ich vor nicht noch mehr Zeit mit sinnlosen Diskussionen zu vergeuden. Ich muss in exakt fünfundvierzig Minuten gehen."
 

Unruhig beobachtete sie, wie Riddle unverfroren ihre Kleidung musterte: einen knielangen, dunklen, wallenden Rock und eine leichte, malvenfarbende Bluse im fünfziger Jahre Stil, die einmal Professor McGonagall gehört hatte. Die sechs Zeitreisenden hatten fast ihre gesamte Vorbereitungszeit in der modernen Welt dafür gebraucht, genug altmodische Kleidung aufzutreiben, die sie anziehen konnten, wenn sie nicht gerade ihre Uniformen tragen mussten, bis sie Gelegenheit dazu hatten, sich ihre eigene zu kaufen.
 

"Oh, das ist richtig, ich vergaß", sagte er mit sanfter Stimme und einem dunklen sauren Unterton, während er den Kopf leicht schüttelte und seinen Zeitplan direkt neben eine Liste mit den Namen der Vertrauensschüler legte.
 

Er reckte den Hals und lehnte sich nach vorn, als er die Liste begutachtete. "Du hast um elf ein Interview mit der Hexen Mode, nicht wahr? Ich meine, du, als die reiche und berühmte Erbin, die du bist, kannst deinen Einfluss auf die höhere Gesellschaft nicht einfach verkümmern lassen, nur weil du jetzt in England lebst, richtig?"
 

Unwillkürlich entwich Hermines Lippen ein Knurren und sie rammte die Spitze ihres Federkiels in das Papier. Als sie ihn ansah, fiel ihr rasch die Tatsache auf, dass Riddle noch immer seine tadellose Schuluniform -und robe trug, und das, obwohl sie Wochenende hatten und es dazu noch so warm war, wie es der Spätsommer zuließ.
 

"Ich trage einfach, was bequem ist, mein lieber Riddle, und das ist mit Sicherheit mehr, als man von dir behaupten kann", knirschte sie wütend, "und wenn du es unbedingt wissen willst, zwei meiner besten Freunde werden heute um elf Uhr erfahren, welche Positionen ihnen im Quidditchteam zugeteilt wurden -im Quidditchteam deines Hauses, um genau zu sein- und haben mich gebeten zu kommen, um sie moralisch zu unterstützen."
 

Riddle schüttelte erneut den Kopf, dieses Mal fast herablassend, und schrieb unbeschwert einen Namen in die Tabelle. Mit desinteressierter, beinahe schon amüsierter Stimme sagte er: "Du bist dir sicher, dass es dein edler du Lac ins Team schaffen wird, nicht wahr, Nefertari?". Er sah auf und grinste sie an. "Würde es dir das Herz brechen, wenn er es nicht täte?"
 

Entsetzt spürte Hermine, wie sich ihre rechte Hand unter dem Tisch erhob, als hätte sie sich verselbstständigt. Ihre linke Hand rang mit dieser und drückte sie wieder auf ihren Schoß, bevor sie ganz die Kontrolle verlieren und Riddle ins Gesicht schlagen konnte, wie sie es vor so vielen Jahren bei Draco getan hatte.
 

Warum musste Riddle gerade heute so schwierig sein?
 

Hermine hatte sich vorgenommen, Tom Riddle daran zu hindern, zu Lord Voldemort zu werden, was es auch kostete. Was immer sie dafür opfern musste, sie würde tun, was nötig war. Jetzt, und dabei war es gerade mal die erste Woche ihres 1944er Schuljahres, begann sie, ernsthaft über Rons Worte an ihrem ersten Tag nachzudenken: 'Da wird's immer einen schnellen Ausweg geben. Stimmt's, Mine?'. Wenn sich herausstellt, dass der einzige Weg darin besteht, Tom Riddle zu töten... nun ja, dann -und sie verdrängte die kleine leise Stimme, die ihr ins Ohr flüsterte, dass es falsch wäre- würde Hermine diese Möglichkeit auch in Erwägung ziehen müssen.
 

Lord Voldemort, dachte sie sardonisch, du bewegst dich auf der dünnen roten Linie zwischen Krieg und Frieden, und das ist dir nicht mal bewusst.
 

"Dann kann ich sagen, dass er es wenigstens versucht hat", antwortete Hermine schließlich eisig. Sie drehte die Liste der Vertrauensschüler, die in der Mitte des Tisches lag, in ihre Richtung und kritzelte Pepperdine, Piper auf ihren Zeitplan in die 8.30 - 10.00 PM Spalte am Mittwoch, direkt neben Jenson, Wilhelma. "Was weitaus mehr ist, als ich momentan von dir behaupten kann."
 

Riddle antwortete nicht.
 

Hermine hatte begonnen, die Stille zu genießen, die darauf folgte und lediglich von dem Geräusch gelegentlich kratzender Federkiele und dem Rascheln von Papier unterbrochen wurde, wenn entweder sie oder Riddle die Liste der Vertrauensschüler auf die jeweilige Seite des Tisches zog. So gut sie konnte, ertrug sie eine gute halbe Stunde lang die eintönige Situation und die unglaublich matte Beleuchtung.
 

Schließlich, als die unerträglich langen Minuten verstrichen und das Licht noch schwächer zu werden schien, nur um sie zu ärgern, hielt sie es nicht mehr aus. Sie überlegte, ihren Zauberstab als Schreibleuchte zu benutzen, als sie die Erinnerung an den letzten Montag überkam.
 

Sie legte ihren Federkiel beiseite, beruhigte ihre Nerven und nahm einen schnellen Atemzug, bevor sie einen stählernen Blick auf Riddle warf. Letzterer war vollkommen in seine Arbeit vertieft. Tatsächlich sah er überraschend normal aus, als er abwesend eine Hand auf die Tabelle legte, während er die Namen der verschiedenen Vertrauensschüler in verschiedene Spalten schrieb. Hermine fragte sich, ob er vergessen hatte, dass sie da war.
 

Nach einiger Zeit schüttelte sie den Kopf und fragte entschlossen: "Welche Ereignisse?".
 

Riddles Augen waren noch immer lebhaft auf die Tabelle der Patrouillengänge gerichtet. Ihre plötzliche Frage schien ihn nicht im Geringsten aus der Fassung gebracht zu haben. Er hörte nicht einmal auf zu schreiben, obwohl seine Hand abrupt erstarrte und dann langsam auf den Tisch sank. "Was?", fragte er schließlich und klang dabei verwirrt.
 

Hermine senkte ihre Stimme und nahm einen leicht weinerlichen Ton an, der dem sehr ähnlich war, den Harry zuvor benutzt hatte, um Calugala Malfoy zu beschreiben. " 'Oh, und versucht ein Auge auf die Geschehnisse in Hogwarts zu halten. Ich möche nicht, dass sich die Ereignisse vor ein und halb Jahren wiederholen' ", sagte sie in einer recht guten Imitation des Schuldirektors, als sie Dippet Wort für Wort zietierte. Sie verschränkte die Arme erwartungsvoll vor der Brust.
 

Riddle steckte seinen Federkiel zurück in das Tintenfass, ließ seinen Stuhl auf zwei Beinen nach hinten kippen und streckte sich leicht, allem Anschein nach völlig unbekümmert. Hermine erkannte, dass er ein erstaunlich guter Schauspieler war. Sagenhaft talentiert. "Du lässt dir die willkürlichsten Dinge einfallen, Nefertari, ist dir das klar?", kommentierte er sorglos.
 

Hermine verengte ihre Augen alarmiert und gab Riddle damit dass sicheres Zeichen, dass sie nicht plante, das Thema allzu bald fallenzulassen. "Nicht wirklich willkürlich".
 

Sie hatte keine Chance, Riddles Gesichtsausdruck zu interpretieren, als er sie emotionslos anstarrte. Entsprechend überrascht war sie, als er sich auf seinem Stuhl nach vorn lehnte und auf dem Tisch nach der Liste der Vertrauensschüler griff. "Scheint so, als würdest du lieber vom Thema abweichen, als zu arbeiten und deine Aufgabe zu erledigen - womit wir so wenig Zeit wie möglich miteinander verbringen müssten, möchte ich hinzufügen."
 

Oh, da wirst du nicht rauskommen, Tom Lord Voldemort Riddle- "Verzeih mir, wenn ich da falsch liege, aber alles, was mit dieser Schule zu tun hat, scheint für mich bedeutsam genug, um Teil des Themas zu sein", schnappte Hermine, während sie hitzig nach seinem Handgelenk griff, bevor er das Pergament zu sich ziehen konnte..
 

...und es genauso schnell wieder losließ, wobei sie ihre Hand ruckartig zurückzog, als hätte sie sich soeben verbrannt. Sie riss die Augen geschockt und überrascht weit auf...
 

Dieses Mal war Hermine sich sicher, dass sie für einen kurzen Moment einen alarmierten Ausdruck über Tom Riddles Gesicht huschen sah. Er zog seine Hand ebenso schnell zurück, wie sie es getan hatte, und seine Atmung wurde hörbar schneller. Hermine hätte sie nicht wahrgenommen, hätte sie nicht gewusst, dass sie darauf achten musste. Sie wusste, dass er sich angespannt an das letzte Mal erinnerte, bei dem sie ihn berührt hatte - aus gutem Grund.
 

Innerlich machte sie Luftsprünge bei dieser einmaligen Gelegenheit.
 

So ist es richtig. Leide, du kleiner Wurm!
 

Sie entschied, Riddle ins kalte Wasser zu werfen. Nach allem starrte er sie nun erwartungsvoll an und Hermine würde ihn nicht enttäuschen.
 

Während sie ihre Augen schwach ins Leere blicken lies, konzentrierte Hermine sich auf die abgebrannte Fackel über Riddles Kopf, als würde sie ein entferntes Bild betrachten. Sie begann sanft, weich, vorsichtig: "Da war eine... eine Kammer.. eine Kammer de... de... der Stille?". Ihre Augen wanderten fragend zu Riddle.
 

Er hob abschätzend leicht eine Augenbraue. Sie hatte keine Zweifel daran, dass ihm klar war, dass es für Hermine ein Leichtes gewesen wäre, die Umstände der Ereignisse zum Ende seines fünften Schuljahres herauszufinden und damit nur eine Show abzog. "Des Schreckens", sagte er schließlich mit leiser gleichmäßiger Stimme.
 

Hermine runzelte nachdenklich die Stirn und nickte.
 

"Ja, das ist richtig... die Kammer des Schreckens. Und da war etwas... etwas in der Kammer des Schreckens", fuhr sie wissentlich langsam fort, als wenn sie versuchte, jedes Wort ein wenig größer erscheinen zu lassen. "Es wurde... von Hass kontrolliert - Töte, töte die Schlammblüter", krächzte sie abrupt mit viel tieferer Stimme, als ihre eigene.
 

Sobald die Worte ihren Mund verließen, zuckte sie scheinbar überrascht zusammen, blinzelte und schüttelte den Kopf. Innerlich kämpfte sie gegen das Lachen an, das gefährlich nahe dran war, auszubrechen. Tom Riddle zog die Augen zu Schlitzen zusammen. In seinem Blick wandelte sich die Sicherheit zu extremem Argwohn, bis hin zu - könnte das sein? - Fassungslosigkeit.
 

"Ein Mädchen - Da war ein Mädchen, mit einer Brille... sie starb", sprach Hermine es unverblümt aus und warf einen weiteren Blick auf Riddle, um sicher zu gehen.
 

Riddle nickte stumm, dieses Mal gab er keine weiteren Informationen mehr preis, doch Hermine war noch lange nicht mit ihm fertig. "Sie war... auf einer... Mädchentoilette... und - und da waren Augen, monströs, glühend... eine gigantische Schlange. Merlin. Sie war riesig und-", sie lächelte fast, da sie wusste, dass sie ihre nächste Aussage, theoretisch, nur vom Erben des Slytherin selbst hätte erfahren haben können, "-und da waren Rohre, ein... ein gewaltiges Loch inmitten einiger Waschbecken. Hm, das ist merkwürdig... warte! Es öffnete sich-"
 

BOOM!
 

Riddle ließ seine Tasche auf den Tisch knallen und Hermine damit aus ihrer 'psychischen Trance' aufschrecken. Als sie vor Überraschung zusammenzuckte, deutete er auf Hermines kleine silberne Uhr. "Die Zeit, Nefertari, 10.58 Uhr", bemerkte er völlig ausdruckslos, trotz seiner urplötzlichen Unterbrechung. "Wenn du noch länger hier bleibst, wird du Lac vielleicht ungeduldig und lässt dich für ein anderes Mädchen sitzen. Ich habe bemerkt, wie er Salvi während Verteidigung gegen die Dunklen Künste von oben bis unten gemustert hat."
 

Das war's. Hermine hatte genug von Riddle und seinen stichelnden kleinen Kommentaren!
 

Sie biss die Zähne fest zusammen und sprang wütend auf. Während sie ihre Hände flach auf den Tisch schlug, sank sie mit dem Kopf soweit nach unten, dass sie dem sitzenden jungen Lord Voldemort Auge um Auge gegenübertreten konnte. Hermine sah sich selbst als jemand, der selten die Beherrschung verlor, aber Merlin schütze die, die in ihrer Nähe waren, wenn sie es tat...
 

"Hör mal zu, du kleines schleimiges Etwas", knurrte sie und wurde sogar noch wütender als sich ein leichtes Grinsen aus sein Gesicht stahl. "Was ich mit Draco du Lac tue, ist meine Sache, aber ich bin keinesfalls die dumme, blonde Möchtegern-Schulsprecherin, die sich ihre Position erkauft hat und für die du mich zu halten scheinst."
 

"Nein?", fragte Riddle, wobei er durchaus interessiert klang und beide Augenbrauen gelassen hochzog. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, als würde er damit sagen wollen, 'Das ist mir neu'.
 

"Nein!", stimmte Hermine nachdrücklich zu. Wütend schloss sie ihre Tasche und schlang den staubigen, rosanen Träger um ihre Schulter. Sie hielt inne, als sie noch einmal darüber nachdachte und sah zornig auf ihn herab. "Und wenn du nicht vorsichtig bist, wirst du vielleicht bald derjenige sein, der hier zum Narren gehalten wird."
 

Als sich Riddles Augen bei ihrem letzten Kommentar sichtlich verdüsterten, stieß sie sich kräftig von der Tischkante ab und schlenderte zum Anfang der Bücherreihe, wobei sie den schmalen Nebengang ansteuerte. Im letzten Moment drehte sie sich zu Riddle um und versuchte ein weiteres Grinsen zu unterdrücken.
 

"Ich hatte Recht, nicht wahr?", fragte sie wissentlich, "die Kammer des Schreckens, das Mädchen, das auf der Toilette gestorben ist, das 'Ereignis', von dem Dippet sprach. Nicht wahr, Riddle?"
 

Obwohl Tom Riddles Gesicht keine Emotionen zeigte, konnte Hermine erkennen, dass er wesentlich steifer und weniger entspannt dasaß als vorher. Er musterte Hermine für eine Minute unverfroren, woran sie sich zu gewöhnen begann. Schließlich sagte er mit ruhiger Stimme: "Zehn Punkte für Ravenclaw, für diese... treffsichere Schilderung, Ms. Nefertari."
 

Als er so auf eine sonderbare Art und Weise anerkannte, dass sie völlig richtig lag, hob Hermine eine Augenbraue. Selbst wenn er es nur tat, damit sie niemand anderem erzählte, was sie 'gesehen' hatte - sie wusste, dass er so tun musste, als wären die Dinge, die sie ausgesprochen hatte, nur allgemein bekannte Tatsachen.
 

Was bei ihm definitiv nicht der Fall war.
 

"Okay, also, man sieht sich", sagte Hermine lässig, drehte sich um und schlenderte in Richtung des Hauptkorridors, dem Sonnenschein entgegen. Sie tat dies auf eine stolze Art und Weise, die Dracos erschreckend ähnlich war. Schließlich konnte sie dem dringenden Bedürfnis zu Lächeln nachgeben und ihre Brillianz bewundern, bis sie ein kurzer Blick auf die Uhr dazu anspornte in einen Trab zu verfallen. Sie fragte sich gedankenverloren, ob sie dazu bestimmt war zu jeder Verabredung, die sie dieses Jahr haben würde, zu spät zu kommen.
 

Noch immer verspürte sie den starken Wunsch einen Punktestand in die Luft zu malen. Sie war gleich auf mit Tom Riddle.
 

Ich sollte einen Auszeichnung dafür bekommen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (76)
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Von:  NaxLu
2014-01-11T21:35:39+00:00 11.01.2014 22:35
Wow, das ist soo cool geworden.
Ich liebe die Story, hoffe es geht bald weiter.
Mal sehen, was noch so alles passieren wird. Und ob
Tom auf unseren guten alten Draco 'eifersüchtig' wird,
wenn die Zeit reif ist und er Gefühle zulässt.
Hinterlass mir bitte eine Ens, wenn es weiter gehen sollte.

Lg, deine Nami :)
Von:  xXshadowblossomXx
2013-12-15T17:26:01+00:00 15.12.2013 18:26
Ich muss zugeben, dass ich diese ff liebe.
Ich hoffe du schreibst schnell weiter.
Kannst du mit vl eine ENS schicken wenn es fertig ist ???
Danke im voraus.

GLG
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-08-03T11:43:27+00:00 03.08.2011 13:43
Ich hoffe auch, dass es iwann hier weiter geht o_o
Ich finde es nämlich toll, es geht nicht zu schnell voran und alles entwickelt sich... und das hermine ihm widerspricht dauernd ist excellent.


Danke fürs Übersetzen, vllt schreibst du ja mal was eigenes (:

Von:  Vanadie
2010-07-29T07:35:16+00:00 29.07.2010 09:35
Hallöchen :)
Also erstmal sollte ich wohl vorweg sagen, dass mich diese Story so sehr gepackt hat, dass ich einfach nicht anders konnte, als sie auf Englisch zuende zu lesen. Trotzdem finde ich ist es einfach nur eine super Idee von dir sie zu übersetzen, hättest du es nicht gemacht, wäre ich im Fanfiction.net Dschungel wohl nie im Leben auf diese wundervolle FF gestoßen, allein schon deßhalb nochmal ein herzliches Dankeschön an dich :)
Ich hab vorher schonmal eine FF von Hermione & Voldemort gelesen, aber die handelte (wie gesagt) von Voldemort und nicht Tom, darum bin ich eigentlich noch relativ unvertraut mit dem Pair, aber seitdem ich diese FF gelesen habe, hab ich irgendwie einen Narren an den Beiden gefressen (was nicht besonders wünschenswert ist, wenn man bedenkt, das es nicht unbedingt viele FFs zu den Beiden gibt).
Und obwohl ich die Story ja schon zuende gelesen habe, hoffe, nein bete! ich, dass du sie trotzdem weiter übersetzen wirst, du machst einen wirklich fantastischen Job was das angeht und ich hab einfach das Verlangen, auch andere nicht-Englisch-Lesende an dem Pair teilhaben zulassen, damit sie genauso über die Beiden verzweifeln wie ich es gerade tue ;)
Vanadie
Von:  Froggy_Princess
2010-03-12T13:20:20+00:00 12.03.2010 14:20
hi^^ echt super story...ich liebe dieses pair jetzt schon^^ freu mich schon aufs nächte kapitel...glg moon18
Von:  Hot-girl
2010-02-23T20:02:44+00:00 23.02.2010 21:02
Voll cool schreib weiter
ist voll interessant
freu mich schon auf weitere kaps

L.G.
Hot-girl

Von:  Mon_Cherie
2009-09-19T16:01:23+00:00 19.09.2009 18:01
Danke danke danke :3
ich weiß sowas wirklich zu schätzen, mit Übersetzen und so :)
Alleine englisch zu lesen dauert bei mir ja schon lange..
Von:  JO89
2009-09-15T15:34:05+00:00 15.09.2009 17:34
Ach ich liebe Hermine :)
Sie ist toll!
Und ich liebe jedes Wort dieser FF :)
ja was soll ich sagen.... fabelhaft :)

LG
Von:  JO89
2009-09-15T13:49:41+00:00 15.09.2009 15:49
Ja was soll ich sagen, ich bin überwältigt :)
Ich liebe Riddle :)
Das Kapitel war spitze :)

LG
Von:  JO89
2009-09-15T13:14:14+00:00 15.09.2009 15:14
Also kleine Info :)
irgendwo steht: {/b] :)
ja was soll ich sagen, das Kapitel war großartig :)
und lustig :)
Ich hab Tränen gelacht :)
Und was ist mit Hermines Pünktlichkeit passiert? Ó.Ò
Ach ich liebe es :)

LG

P.S.: Bin auf das nächste Kapitel gespannt :)


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