Ein kurzes Fingerschnippen seitens Michael folgte und Raphael war zufrieden.
"Wem bist du denn nun begegnet? Hat er dir seinen Namen verraten?"
"Nein. Interessiert mich eh nicht wer oder was mir was oder wen und warum vertickt."
"Der wohl komplizierteste Satz in deiner Sammlung, Mikachan."
"Was? Echt? Scheiße, da sag ich mal was superintelligentes und dann bist nur du hier um das zu hören."
Der Rotschopf zog eine seltsame Grimasse, halb Schmollmund, halb Erstaunen über sich selbst.
"Raph, mal was anderes... ich hab schon wieder Hunger."
Angesichts der vier Pizzaschachteln auf dem Fußboden fragte sich Raphael schon, wo der kleine Engel das alles hinfraß beziehungsweise warum sich das bei dem nicht auf die Hüften legte.
Glücklicher, einen guten-Stoffwechsel-besitzender Mika-chan ...
Oder waren Engel vielleicht schon bei ihrer Geburt sozusagen... fertig programmiert auf Aussehen und Gewicht und Sexappeal?
Wenn ja, dann konnte er Barbiel endlich davon abbringen, die Wartezimmerzeitschriften noch vor den Kunden zu lesen, da die Diäten dann eh nicht halfen. Ein Grinsen stahl sich auf Raphaels Züge, das sich jedoch sofort verflüchtigte, als aus der Küche ein Klirren und mehrere unflätige Schimpfworte zu hören waren.
KLIRR.
"Argh, Scheiße!"
SCHERBEL.
"Orrrrrr leck mich am...!"
BUMM.
"Ach, koch dich doch selbst!"
Raphael kam nicht mehr zum Nachsehen, zu sehr musste er über Mikas Anblick lachen.
Der Feuerengel hatte sich, mangels logischen Denkens dank einer gewissen Grünpflanze, in Barbiels spezielle, rüschenbesetzte Küchenschürze geworfen, die ihm irgendwie stand.
Aber damit nicht genug, sein rotes Haar hatte interessante Flecken abbekommen und in Mikas Mundwinkeln klebte eindeutig Schokolade. Zum Anbeißen, fand Raphael. Mika-chan sah wirklich süß aus in dieser ... Küchenklamotte.
Gut, sie war weiß, sie hatte Rüschen und sie sah aus wie aus einer Lolita-Fantasie entsprungen, aber Raphael hatte plötzlich Gefallen an der absurden Kombination Junge-Mädchenkleidung.
Und er konnte sich, zum Glück, rechtzeitig noch das Nasenbluten verkneifen.
"Ehm... was sollte es denn werden, wenn's fertig ist?"
"Pfannkuchen."
Energisch riß Mika an dem Alptraum von Schürze und verhedderte sich im Schürzenband.
"Hilf mir mal, verdammich!"
"Schaffst du denn gar nichts alleine..."
Raphaels Hirn schaltete sich aus, als er Mika so nahe kam, dass er den so typischen Geruch nach Feuer, irgendeinem hauchzarten After-Shave-Duft und Nutella ... das offensichtlich die Flecken in Mikas Haar erklärte ... wahrnahm.
Herr, schmeiß Beherrschung vom Himmel. Ich bin doch nicht schwul!
War es das Gras oder seine bereits seit drei Stunden unbefriedigte Libido, er wusste nur noch eins.
Poppen!