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Seelensplitter

Rufe aus der Vergangenheit
von

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"Stimmungsschwankungen"

"Stimmungsschwankungen"
 

(Loftsdrekar)
 

„Wenn du mich noch einmal schwängern solltest, dann, mein Lieber, ist hier oben die Hölle los, dann gnaden dir deine Vorfahren, dass ich dich nicht in die Finger bekomme!“
 

Benommen hebt der junge Luftdrache den Kopf, presst die Hände auf die Ohren.

Es ist wieder einer dieser Tage.

Verflucht, wie sehr er es hasst, wenn die schrille, hysterische Stimme seiner Mutter durch den gesamten Gebäudekomplex schallt, und noch dazu in einer Lautstärke, die einem das Trommelfell zu zerreißen droht.
 

Dass die meisten Formulierungen für ihn nichts sagend oder zu vage ausfallen, und er Schwierigkeiten hat, sie zu erfassen, ist nebensächlich.
 

„Hörst du mir zu, du langweiliger Bücherfetischist?!

Ich rede mit dir!“
 

Mühselig rafft das Kind sein Bewusstsein zusammen, tapst auf leisen Sohlen aus seinem Quartier.

Auch ohne es konkret vor Augen zu sehen, ist er sich sicher, dass Blaka wie eine aufgebrachte Furie durch die verzweigten Flure stürmt und sich rücksichtslos ihren Weg zur Büchersammlung seines Vaters bahnt.

Und dabei hat der sie heute nicht einmal provoziert.
 

Für jene Art von widersprüchlicher Beziehung, die seine Eltern führen, fehlt ihm jegliches Verständnis.

Vielmehr besteht zwischen ihnen eine wechselhafte Hassliebe, die auf beiden Seiten beruht, und eine bunt schillernde Variation von Facetten der Interaktion und Kommunikation kreiert.

Interessant immerhin, dass sich zwei so unterschiedliche Individuen derart ablehnen und gleichzeitig zueinander hingezogen fühlen können.
 

Ein Königreich für einen Wissenschaftler?

Nein. Dafür fehlt es dann doch noch an Komplexität.

Seinen Spaß hätte ein Verhaltensforscher trotzdem – was nicht ausschließen soll, dass ansonsten niemand Vergnügen an dem sonderbaren Betragen findet.
 

Schematisch würden Laie und Experte wohl auf ein ähnliches Resultat stoßen:
 

Grundsätzlich existieren nur drei Stimmungslagen zwischen Súnnanvindur und Blaka.
 

Flúgar – und die restlichen Affektierten - genießt es, wenn sie sich aus dem Weg gehen und mitunter wochenlang kein Wort miteinander sprechen. In dieser Zeit ist es ruhig in Himinngarður, nahezu idyllisch.
 

Oftmals gestaltet sich die Atmosphäre dort oben jedoch anders.

Blaka zetert, schreit und schimpft ohne Unterlass, während sich Súnnanvindur in seiner Bibliothek verbarrikadiert und sich seinen Pflichten als Gefährte, sein Weib im Zaum zu halten und zu züchtigen, wenn es nötig ist – wie Hríðarbylur es gerne auszudrücken pflegt – entzieht.

Solche Situationen sind Nerven aufreibend, anstrengend und vor allem laut.
 

An anderen Tagen wiederum kann man etwas vollkommen Gegensätzliches beobachten.

Dann findet man die beiden nämlich entweder überhaupt nicht oder sie können die Finger nicht voneinander lassen, gleichgültig, wo sie sich gerade aufhalten, beziehungsweise, wer sich derzeit in unmittelbarer Nähe befindet.
 

Dem Jungdrachen ist letzteres Phänomen besonders rätselhaft.

Das ist nicht normal. Nie und nimmer.

Um von den verdächtigen blauen Flecken und Blutergüssen am Hals und im Nacken seines Vaters einmal ganz zu schweigen…
 

„Erwachsene…“
 

Ein leicht säuerlicher Ausdruck stiehlt sich auf die kindlichen Züge, als er nach draußen blickt.

Dort herrscht die Dunkelheit der Nacht vor, die Sonne wird erst in einigen Stunden aufgehen – wie kann einem dieses infantile Theater so früh am Morgen nicht die Laune verderben?
 

Die dezenten Marmorwände mit vernichtenden Blicken bedenkend, tritt er auf einen der Balkone hinaus, lehnt sich an die niedrige Brüstung.
 

Seine selbst gewählte Einsamkeit währt nicht lange.
 

„Afi.“
 

Der Ältere wirkt gelassen und gewissermaßen entspannt, und eine unergründliche Milde spielt auf seinem Antlitz. Für einen Augenblick vermeint der Jungdrache gar den Hauch eines zaghaften Lächelns auf seinen Lippen zu erkennen.
 

Das Mädchen tut ihm gut…
 

Seine Gedanken behält er jedoch für sich, und schweigt.
 

Flúgar zieht daraus eigene Schlüsse.

Vermutlich bereitet Hríðarbylur sich mental darauf vor, Súnnanvindur und Blaka ordentlich die Leviten zu lesen und sie den entsprechenden Konsequenzen ihres Betragens zuzuführen.
 

Ob er darüber Schadenfreude empfindet?

Ja, durchaus, wenn auch nicht überschwänglich.
 

Dass das eine heimliche Respektlosigkeit seinerseits illustriert, möchte er nicht leugnen. Dennoch stört es ihn nicht.

Sie wissen nicht, was er denkt.
 

„Flúgar.“
 

Gehorsam hebt er den Kopf, begegnet den blanken, weißen Iriden des zeitlosen ClanOberhauptes, denen die seinen so sehr gleichen, viel mehr als denen seiner Eltern.

Manchmal fragt er sich, ob das etwas Besonderes zu bedeuten hat, zumeist fällt es ihm nicht auf.
 

„Komm.“
 

Ohne zu zögern leistet er der ungewöhnlich sanften Aufforderung seines Großvaters Folge, heftet sich an seine Fersen.
 

Nachsichtig, wie es sonst nicht seine Art ist…
 

Hríðarbylur muss sich für seine Entscheidungen nicht rechtfertigen, vor niemandem – höchstens vor sich selbst.

Und das Kind hat nie den Drang verspürt, etwas zu hinterfragen, nicht bei ihm. Stumm nimmt es die Umstände hin, neigt fügsam das Haupt, und tut, was er ihm sagt.
 

Denn der Kleine kann sich dem bewusst sein, dass er die Anerkennung des Altdrachen bedingungslos genießt.
 

In Súnnanvindurs Nähe hingegen plagen ihn Unsicherheiten und Selbstzweifel, jedes Mal, wenn er ihm gegenüber sitzt. Sein Bild von ihm ist verklärt, vermutlich misst er die Ausstrahlung der absoluten Autorität, an der es seinem Vater mangelt.
 

Damit vermag er nicht umzugehen, es überfordert ihn heillos und stürzt ihn in einen beängstigenden Kontrollverlust.
 

***---***---***
 

[Anm. der Autorin]

Wieder mehr ein Bastel-OS als sonst etwas.

Das eher offene Ende war nicht beabsichtigt, und insgesamt kann ich sagen, dass wenig so geworden ist, wie ich es geplant bzw. mir vorgestellt hatte.

Im großen Ganzen bin ich zufrieden, da ich ausgedrückt habe, was ich eigentlich wollte, und auch wenn mich das Unfertige an diesem OS geringfügig stört, hat es etwas (ja, ich folge damit dem Rat meines ehemaligen Kunstlehrers, der meinte, dass auch unbeendete Projekte ihren Wert haben, so, wie sie sind).



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Carcajou
2007-10-23T19:43:02+00:00 23.10.2007 21:43
Ähem.
Das Kind gebraucht gegenüber seinen Eltern die Bezeichnung "Infantil"?
Deutlicher gehtd wohl nicht.
Und wieder wird klar, warum das Verhältnis zwischen Sunnanvindur und Flugar so gestört ist... wohl auch deswegen, weil sein Sohn ihm gegenüber niemals den tiefen Respekt empfinden kann, den er gegenüber seinem Großvater verspürt. Und sein Großvater hat ja diese wesentlich engere Bindung zu seinem Enkel, as natürlich die Autorität Sunnanvindurs weiter untergräbt- und dessen Unsicherheit gegenüber seinem Sohn erklären könnte- ein Teufelskreis.
Blaka und Sunnanvindur- ist ja auch so ein Affentheater... Drachentheater?^^°

Ich musste echt grinsen, als ich mir das vorgestellt habe...

LG,
Carcajou
Von:  Hotepneith
2007-10-23T19:21:24+00:00 23.10.2007 21:21
Dein Kunstlehrer hatte recht...
Nun, das lässt etwas tiefer in Flugars Seele blicken. Spätestens nach dem Tod seines Grossvaters hat er niemanden mehr, den er so anerkennt. Dennsein ater schient ja auch später diese Bewunderung ..oder auch nur den Respekt nicht bekommen zu haben, obwohl er ischer uaf seine Art ein guter Herr der Drachen ist...

bye

hotep


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