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Please Recall...

Shinji ♥ Natsuki
von

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Valentine's Special #5: Just A Matter Of Right Timing

Eilig bog Natsuki um die Ecke und lehnte sich, nachdem sie den Flur, der nun vor ihr lag, genauestens inspiziert hatte, an die Wand, um zu verschnaufen.

Sie fühlte sich wie auf der Flucht, aber andererseits - das war sie ja auch!

Mittlerweile kannte sie die Gänge der Momokuri Universität in- und auswendig und hatte sich auch schon den ein oder anderen Schlupfwinkel zurechtgelegt, doch leider hatte ihr Gegenspieler ihr 4 Jahre Uni-Kenntnisse voraus. Und würde sie immer haben! So ein Mist!
 

"Oh Gootttt!!", dröhnte es plötzlich in ihren Ohren und sie fuhr erschrocken zusammen, doch es war nur Naomi, die schwer atmend ihre Arme auf den Knien abstützte und ziemlich erschöpft den Kopf schüttelte. "Du kannst rennen wie ein Hase auf der Flucht. Was ist denn los?"

Natsuki grinste schief und wurde plötzlich wieder an alte Zeiten erinnert.

"Ich verstecke mich vor Shinji", wisperte sie ihrer besten Freundin zu, indem sie sich näher zu dieser vorbeugte und darauf bedacht war, den Vorbeigehenden das Mithören zu erschweren.

Naomi bedachte Natsuki mit einem merkwürdigen Blick, der sie als verrückt abstempeln sollte und hob eine Augenbraue.

"Wieso das denn? Ich dachte, die Zeiten wären vorbei?", wollte sie verständnislos wissen und richtete sich langsam auf, ihre Atmung normalisierte sich wieder.

Während Natsuki ihren Weg in normalem Tempo weiter fortsetzte, mit Naomi im Schlepptau, erklärte sie die ganze Situation.

"Er ist einfach überall! Ich kann nicht mit anderen Mädchen reden, weil er dann direkt auftaucht und sie denken, wir wollen 'allein gelassen werden' und wenn Jungs in der Nähe sind, macht er einen auf 'großer Beschützer'." Sie rollte zwischendurch genervt die Augen. "Und alle ergreifen sofort die Flucht. Ich hab nicht mal den Hauch einer Chance, mich mit normalen MENSCHEN anzufreunden!"

Grimmig starrte das Mädchen vor sich hin. Shinji's dauernde Allgegenwärtigkeit machte ihr wirklich zu schaffen und manchmal fragte sie sich, ob er überhaupt studierte oder sich nur auf die Lauer legte, um alle ihre sozialen Kontakte zu zerstören! Er hatte aber auch ein echt gutes Timing, was das anging...
 

"Ich muss da lang. Sehen wir uns nachher in der Cafeteria?", fragte Naomi und zeigte nach rechts, wo ein weiterer Gang vom Flur abging. Natsuki nickte und winkte dem Rücken ihrer Freundin zu, der sich langsam entfernte.

Als sie weitergehen wollte, wäre sie fast gegen etwas geprallt, das bedenklich nah vor ihr stand. Sie blickte auf und erkannte Kei, einen Jungen aus ein paar ihrer Kurse. Er hatte schwarze, kurze Haare und grüne Augen, die jetzt amüsiert auf ihr ruhten.

"Hallo, Natsuki", begrüßte er sie freundlich, wich jedoch keinen einzigen Schritt zurück. Da ihn nur wenige Zentimeter von ihr trennten, tat Natsuki es. Soziale Kontakte in Ehren, aber an so einen Kontakt hatte sie dabei nun auch wieder nicht gedacht.

"Hallo Kei", sagte sie und lächelte, strich sich dabei automatisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Kei sah sich um und schien erleichtert. "Endlich erwische ich dich mal ohne deinen ständigen Begleiter", sagte er gerade, als auch schon ein wohlbekannter Schatten leise neben ihm auftauchte.

Shinji grinste munter. "Du hast einen ständigen Begleiter, Natsuki-chan?", wollte er voller Unschuld wissen. "Wieso weiß ich davon nichts?"

Das Mädchen sog hörbar genervt die Luft ein und schenkte ihrem Freund einen vernichtenden Blick, doch dieser ließ sich nicht davon beeindrucken. Stattdessen trat er an ihre Seite und legte ihr voller Selbstverständlichkeit den Arm um die Schultern. Natsuki entging es nicht, dass er Kei dabei herausfordernd angrinste.

Dieser hob abwehrend die Hände in die Luft.

"Ich will dann auch nicht stören", entschuldigte er sich. "Wir sehen uns im Seminar."

Und so schnell, wie er gekommen war, verschwand er auch wieder im selben Flur, den Naomi vor einigen Minuten entlanggegangen war.

Natsuki machte sich wutschnaubend von Shinji Umarmung los und trat einen Schritt zurück, funkelte ihn zornig an.

Der junge Mann erwiderte ihren Blick ratlos, schien jedoch geduldig auf die nächste Salve Wut zu warten, die ihn schon bald erfassen würde, doch seine Freundin stierte ihn nur in einer "Wenn-Blicke-töten-könnten“-Manier an und, ohne ein Wort zu sagen, machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte in die andere Richtung davon.

Die Worte waren ihr einfach im Hals stecken geblieben, so sauer war sie auf Shinji! Durfte sie sich denn mit keinem mehr anfreunden? Würde er immer so kontrollsüchtig bleiben?
 

Der junge Mann, der mal wieder wie bestellt und nicht abgeholt stehen gelassen wurde, setzte sich nach einer kurzen Schrecksekunde in Bewegung und hatte seine Freundin schon nach ein paar Schritten eingeholt, hielt sie am Handgelenk fest, doch sie riss sich wieder los. Wenigsten war sie stehengelieben und warf ihm wieder diese tödlichen Blicke zu.

Dann, ganz langsam, hob sie ihre Hand und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.

"Du nervst!", keifte sie ihn an. "Bist du eigentlich überall?"

Obwohl Shinji eben noch so unschuldig getan hatte, wusste er sehr wohl, worum es ging.

"Ich mag ihn nicht", verteidigte er sich, froh darüber, dass sie mittlerweile die Einzigen im Gang waren und ihnen gaffende Studenten erspart blieben. "Er ist mir nicht geheuer."

"Na klar!", höhnte Natsuki. "Nur weil er ein Mann ist! Du bist doch so eifersüchtig, dass es beinahe weh tut!"

Shinji grinste anmaßend und lehnte sich zurück. "Er ist doch kein Mann", spottete er und ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen, doch Natsuki schnaubte genervt.

"Weißt du was?", fragte sie aufgebracht. "Den Titel 'Mann' muss man sich erst einmal verdienen! Angefangen damit, dass man sich nicht wie ein eifersüchtiger Trottel benimmt!", spielte sie ihren letzten Trumpf aus und drehte sich wieder um, um Shinji, der bei ihren letzten Wörter zur Eissäule erstarrt schien, wieder stehen zu lassen. Als sie um die Kurve bog, entdeckte sie eine Damentoilette, die auf der anderen Seite einen weiteren Eingang hatte, durch den Natsuki in Nullkommanichts entkommen konnte. Was für ein Glück!

Wütend riss sie die Tür auf und ließ sie hinter sich ordentlich knallen, um auch ja keine Missverständnisse zwischen ihnen aufkommen zu lassen.
 

Das Wochenende war beinahe um und Natsuki hatte Shinji am Freitag, dem Tag des großen Streites, das letzte Mal gesehen. Die freien Tage hatte sie viel mit Naomi verbracht und war so oft wie möglich unterwegs, denn sie wusste, früher oder später würde Shinji bei ihr zu Hause auftauchen. Anfangs hatte sich das Mädchen dagegen gesträubt, weil sie noch zu wütend war und keine Ausflüchte oder Entschuldigungen hören wollte, aber mittlerweile hatte sie nur noch Angst vor der Konfrontation, denn die Zweifel hatten sie doch übermannt.

Vielleicht hatte sie überreagiert? Vielleicht war sie im Unrecht? Sie wusste, dass er es nur gut meinte und ja, sie hatte ihn gern in der Nähe, aber... es war zu viel. Trotzdem hätte sie es ihm doch auch ganz normal erklären können? Sie hatte wirklich überreagiert... oder?

Natsuki seufzte und zog sich, nach einem kurzen Blick auf die leuchtende Funkuhr, die Decke über den Kopf. In weniger als zehn Stunden würde sie ihn vielleicht schon wiedersehen. Vorrausgesetzt, er tauchte, wie immer, ungefragt auf.

Sie hoffte wirklich, dass er ungefragt auftauchte...
 

Als hätte es nicht anders kommen können, tauchte Shinji nicht auf. Und zwar den ganzen Vormittag nicht. Er stahl sich auch nicht in ihren Hörsaal und saß plötzlich neben ihr und hielt sie vom Mitschreiben ab. Nein, er begegnete ihr auch nicht in der Mittagspause in der Mensa und auch nicht am Nachmittag.

Langsam fing sie an, sich Sorgen zu machen. War er tatsächlich so sauer auf sie? Hatte sie ihn verletzt? Natsuki wurde fast übel, als sie sich daran erinnerte, was sie zu ihm gesagt hatte.

"Den Titel 'Mann' muss man sich erst einmal verdienen"! Sie hatte nicht nachgedacht und jetzt... ging er ihr aus dem Weg! So schlimm war es noch nie gewesen, denn wann immer ihr Temperament mit ihr durchging, tauchte er wieder auf und brachte sie mit seiner charmanten, entwaffnenden Art wieder zum Lachen und ihr Ärger verpuffte im Nichts. Er war großartig, was das anging. Und sie, sie war viel zu ungeduldig.

Was hatte sie angerichtet?

Sie würde auch nicht mehr dazu kommen, ihn heute zu Hause zu besuchen, um sich zu entschuldigen, denn sie hatte bis acht Uhr abends Kurse und danach musste sie sofort zum Kendo. Die Montage waren immer voll ausgefüllt und meistens fiel sie nach den anstrengenden zwölf Stunden wie tot ins Bett, jedoch wusste sie, dass sie heute kaum ein Auge zutun können würde...
 

Vollkommen mit den Nerven fertig - in der Zwischenzeit hatte sie mit ihrer schlechten Laune sogar Naomi vergrault, und das kam äußerst selten vor - suchte Natsuki sich ihre Blätter zusammen und packte diese in den Ordner, den sie zusammen mit ihren Stiften lieblos in ihre Umhängetasche beförderte. Auf Kendo hatte sie jetzt wirklich gar keine Lust und spielte mit dem Gedanken, zu schwänzen, doch was sollte sie ihren Eltern erzählen? Und noch zwei Stunden im Park oder in der Stadt zu bummeln, danach stand ihr wirklich nicht der Sinn.

Abwesend schlenderte sie, als eine der Letzten, aus dem großen Hörsaal in die Vorhalle, außer ihr war fast keiner mehr da, was ja auch kein Wunder mehr war, bei dieser Uhrzeit!

Durch die Glastür einige Meter weiter konnte sie sehen, dass die Sonne bereits untergegangen und es dunkel war. Zum Glück war die Kendohalle nur einige Straßen weiter, sodass sie nicht lange zu Laufen brauchte.

Schweren Herzens steuerte sie den Ausgang an, hinter dem sie die kühle Abendluft erwartete. Es war angenehm draußen, nicht kalt und nicht warm, gerade richtig für einen schönen Herbstabend, und trotzdem fehlte da etwas, um das zu genießen...
 

Noch bevor sie diesen Gedanken weiter nachgehen konnte, spürte sie, wie jemand neben sie trat und sie an der Schulter streifte.

Fast schon erfreut wirbelte sie herum und blickte dem Neuankömmling erleichtert an. Doch die Vorfreude wich einem enttäuschten Seufzten, als sie bemerkte, dass es nicht Shinji war, der dazugekommen war. Es war Kei.

"Oh", machte sie automatisch und zwang sich im selben Augenblick, sich zusammenzureißen. Sie wollte nicht unhöflich sein. "Hallo."

"Du hast einen Stift verloren, Natsuki", sagte der Schwarzhaarige fröhlich und hielt ihr einen gewöhnlichen Bleistift hin. Natsuki griff automatisch nach dem Stift, doch dann schaute sie ihn sich genauer an.

"Das ist nicht meiner, tut mir leid." Sie gab ihn Kei wieder zurück, doch der zuckte nur die Schultern.

"Schade. Ich hätte gerne einen Vorwand gehabt, um mit dir reden zu können", gestand er, immer noch heiter, und Natsuki wusste nicht so recht, wie sie diese Aussage interpretieren sollte.

"Einen Vorwand? Du kannst immer mit mir reden", versuchte sie es auf diese Weise, doch Kei's Gesichtsausdruck wurde plötzlich ganz ernst und er fixierte sie. Natsuki fühlte sich, als wäre sie unter seinem durchdringenden Blick festgenagelt worden, seine Augen blitzten auf.

"Etwa wenn dein Freund dabei ist?", wollte er wissen und in ihren Ohren klang der spöttische Unterton nach, den sie in seinem Satz zu hören glaubte.

Plötzlich fühlte sie sich sehr unwohl. Was wollte Kei?

"Na ja...", sagte sie lahm. "Jetzt ist er ja nicht hier..."

Er lachte, es klang nicht aufrichtig.

"Genau." Doch dann lächelte er wieder und entließ sie aus seinem hypnotischem Blick, das Mädchen atmete erleichtert auf.

"Denkst du wirklich, er ist der Richtige für dich?", hakte Kei nach und Natsuki schnappte nach Luft.

"Wie bitte?"

Kei starrte in den Abendhimmel und tat gleichgültig.

"Ich hab gesehen, wie ablehnend du ihn angesehen hast. Du bist genervt von ihm. Du kannst unmöglich glücklich sein", analysierte er das geschockte Mädchen, das ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte.

Dann sah er sie wieder mit demselben, durchdringenden Blick an, doch anstatt sich davon wieder so gefangen nehmen zu lassen, kroch schon wieder die Wut in Natsuki hoch. Langsam erhob sich die Welle, füllte ihre Brust, ihren Kopf, ihre Zehenspitzen aus, ihre Finger kribbelten gefährlich, doch sie ballte die Hände zu Fäusten.

"Du spinnst doch", sagte sie, schneidend kalt, wie ein Winterwind, der schmerzhaft unter die Haut ging. "Du hast absolut keine Ahnung."

Überrascht hob der gleichaltrige Kei die Augenbrauen, doch schon nach weniger als dem Bruchteil einer Sekunde lachte er in sich hinein.

"Verstehe. Du machst dir doch selbst etwas vor. Sträub dich doch nicht dagegen, Süße..."

Er lehnte sich zu ihr vor und streckte die Hand nach ihr aus, doch Natsuki tat einen Schritt zur Seite und schlug seine Hand energisch zurück.

"Wag es ja nicht!", warnte sie den jungen Mann, der wohl ihm Begriff gewesen war, sie zu küssen.

Die Panik kroch langsam in ihr hoch, als sie sich umschaute und bemerkte, dass niemand mehr auf dem Hof anwesend war. Wieso hatte sie auch den hinteren Ausgang nehmen müssen?

Kei schüttelte verständnislos den Kopf.

"Du wärst mit einem anderen viel besser dran", versicherte er ihr in ruhigem Tonfall, der ihn beinahe schon gefährlich erscheinen ließ.

Natsuki lachte bitter auf. "Etwa mit DIR?"

Er zuckte gleichgültig die Schultern. "Zum Beispiel."

Doch das Mädchen hatte dafür nur ein schiefes Lächeln übrig. "Nein, danke."

Kei schien plötzlich wütend zu sein, denn seine Augen verengten sich zu Schlitzen und Natsuki erinnerte das Ganze an den Blick eines Psychopathen. Vielleicht hätte sie sich diesen Horrorfilm letzten Freitag nicht anschauen sollen...

Sie schluckte und trat wieder unbewusst einen Schritt zurück.

Kei öffnete wieder den Mund, als er ihr näher kam.

"Du gibst mir einen Korb?", fragte er ungläubig und streckte wieder eine Hand nach ihr aus, doch mitten in der Bewegung stockte er.
 

Natsuki blinzelte. Erst dann bemerkte sie, dass nicht er inne hielt, sondern sich eine andere Hand um sein Handgelenk gelegt hatte. Mit eisernem Griff hinderte diese ihn daran, sie zu berühren.

"Das hoffe ich doch", sagte eine altbekannte Stimme in scharfem Tonfall. Er war Shinji, natürlich! Der wunderbare Shinji, der immer zur rechten Zeit auftauchte.

"Shinji", rief Natsuki erleichtert und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, doch ihr Freund starrte Kei herausfordernd an.

Dieser, von Shinji's Alter - immerhin lagen vier Jahre und acht Semester zwischen ihnen - und seiner Größe eingeschüchtert, zog seine Hand schnell zurück und stand plötzlich stramm.

Misstrauisch musterte Shinji den Jungen.

"Lass dich ja nicht noch einmal in ihrer Nähe blicken", murmelte er drohend.

"Und was, wenn doch?", fragte Kei provokativ und für einen kurzen Moment lieferten sich die beiden ein intensives Blickduell, sodass Natsuki fast schon überrascht war, seine keine Funken flogen.

Doch letztendlich war es Kei, der als erster den Kopf zur Seite drehte. Mit einem verächtlichen Schnauben und einer plötzlichen Bewegung wandte er sich von den beiden ab und stolzierte davon, Richtung Gittertor.
 

Natsuki atmete beruhigt aus. Kurzzeitig hatte ihr der sonst immer so nette Kei echte Angst eingejagt.

Shinji nahm nun endlich seine Freundin in Augenschein. Ernst blickte er sie an.

"Du kannst doch Kendo!", wies er sie streng zurecht. "Wieso verteidigst du dich nicht?"

Natsuki schien erstaunt. Stimmt! Sie konnte ja Kendo! Sie hätte ihm in Nullkommanichts das Knie zertrümmern können, oder Ähnliches...

"Du hast recht!", bestätigte sie verblüfft, als sei ihr das vollkommen neu.

Shinji musste angesichts ihrer Überraschung lächeln und das entspannte auch sie ein wenig.

Er war nicht böse. Er war immer noch da. Und das war das einzige, was zählte: er war immer noch da!

Sie ließ sich bereitwillig einen Arm um ihre Schulter legen und zusammen traten sie den Rückweg an.

"Gutes Timing", grinste sie anerkennend und er lachte.

"Darauf kannst du dich verlassen", versicherte er ihr und drückte sie kurz an sich, dann wurde er wieder ernst.

"Du hattest recht. Ich geh dir auf die Nerven."

Natsuki wollte schon protestieren. Aus seinem Munde klang es wirklich grausam, was sie da zu ihm gesagt hatte! Doch Shinji ließ sich nicht unterbrechen.

"Es ist nur so, dass das mein letztes Semester an der Uni ist. Wenn alles gut geht, bin ich ab Winter im Krankenhaus, wegen der praktischen Ausbildung... Und das wird hart und ich werde wenig Zeit haben, deshalb..." Er sprach nicht mehr weiter, doch Natsuki wusste auch so, was er sagen wollte.

Das stimmte. Für Shinji stand das praktische Jahr unmittelbar bevor und von ihrer Mutter wusste sie, wie sehr das die Auszubildenden einnahm. Viel lernen, viel arbeiten, wenig Freizeit... Immerhin hatte Marron die ganze Prozedur auch mit Chiaki durchlaufen und kannte sich bestens aus.

"Ich weiß", seufzte sie. "Es tut mir leid. Ich habe das nicht so gemeint, ich war nur..."

"Genervt", vollendete er ihren Satz und sie nickte bedrückt.

Eine Minuten lang gingen sie schweigend nebeneinander her. Sie hatten automatisch den Heimweg eingeschlagen. Viel lieber als zu Kendo zu gehen schlenderte Natsuki hier still neben Shinji her. Am liebsten für immer.

Dann durchbrach er die Stille, die sich zwischen sie gelegt hatte.

"Und?", fragte er vergnügt. "Hab ich mir den Titel 'Mann' nun verdient oder muss ich noch irgendwelche anderen Heldentaten vollbringen?"

Natsuki wurde ein bisschen rot und lachte befangen.

"Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe", stellte sie klar. Von einem Baum fiel ein kleines, gelb-gefärbtes Blatt vor ihre Füße.

"Ist das ein Nein?" Er ließ nicht locker, doch die Antwort aus ihr herauszukitzeln schien ihm unverschämtes Vergnügen zu bereiten.

"Nein", gab sie widerwillig zu und jetzt erst bemerkte sie die Sporttasche, die Shinji über seine linke Schulter gehangen hatte.

Verblüffte schaute sie ihn an.

"Was soll die Tasche?", wollte sie wissen. Er lächelte.

"Basketball", sagte er knapp. "Ich hab das Training wieder aufgenommen. Irgendwie muss ich mich ja beschäftigen, wenn ich nicht in deiner Nähe sein darf."

Gespielt empört stieß sie ihm sanft ihren Ellbogen in die Seite und er grinste.

Dennoch war sie überrascht. Shinji hatte das Training vor einem Jahr aufgegeben, um mehr Zeit für sein Studium zu haben - zumindest hat er das behauptet.

"Ich geh eh kaum hin, da kann ich es ganz bleiben lassen", hatte er damals schulterzuckend gesagt. Und jetzt spielte er wieder im Team - weil er nicht "in ihrer Nähe sein durfte".

Natsuki rollte sie Augen. "Du bist ein Idiot", stellte sie ruhig fest, doch Shinji kannte das schon.

"Aber ein Idiot, der sich den Titel 'Mann' verdient hat", korrigierte er sie vergnügt und Natsuki ahnte schon, dass sie das in den nächsten Wochen noch öfter zu hören bekommen würde. Aber da war sie selber Schuld dran.

"Du darfst immer in meiner Nähe sein, solange du nur die Leute nicht verscheuchst", stellte sie klar, um Shinji nicht in falschem Glauben zu lassen.
 

Er dachte darüber nach, sagte jedoch nichts dazu und wechselte nach einer Weile das Thema.

"Ich hab dir doch gesagt, er ist mir nicht geheuer. Wie er dich immer angestarrt hat. Wie ein hungriger Wolf." Verblüffte schaute Natsuki ihren Freund an. Er starrte feindselig geradeaus und hatte die Zähne zusammengebissen. Kei schien ihn wirklich verärgert zu haben und das konnte sie ihm kaum verübeln. Immerhin war sie es, die ihn falsch eingeschätzt hatte.

Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, redete Shinji weiter. Sein Tonfall hatte wieder einen ruhigen, munteren Klang angenommen, denn nur selten ließ er sich aus der Ruhe bringen.

"Übrigens, diesen Shima, der immer mit euch zu Mittag isst, find ich eigentlich ganz in Ordnung."

Bei diesem Satz musste Natsuki laut losprusten.

"Das findest du aber auch nur, weil er auf Naomi steht, gib es zu", forderte sie ihn lachend auf und er grinste ertappt.

"Woher weißt du das?", lenkte er ab und sie schüttelte verständnislos den Kopf.

"Woher weißt DU es?", stellte sie die Gegenfrage.

Shinji grinste wieder. "Sieht doch ein Blinder, dass das so ist", antwortete er und holte den Schlüssel für das Wohnhaus aus seiner Jackentasche, denn die beiden waren mittlerweile am Orleans angekommen.

Natsuki lächelte "Siehst du. Daher weiß ich es auch."

Beide gingen hinein und Natsuki drückte auf den Knopf, der den Aufzug ins Erdgeschoss befördern würde.

Nach kurzer Zeit öffnete sich der Lift und beide traten ein. Die Türen schlossen sich wieder und mit einem kleinen Ruck setzten sie sich in Bewegung, hinauf in das siebte Stockwerk.

Shinji lehnte sich entspannt zurück, sein Blick ruhte auf Natsuki, ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen.

Auf einmal stieß er sich von der Wand ab und war ganz nah an Natsuki's Ohr.

"Und weißt du, was einen 'Mann' noch ausmacht?", raunte er ihr zu und ein Schauer bahnte sich den Weg durch alle Fasern ihres Körpers.

Sie drehte sich um und erwiderte seinen Blick.

"Ja", sagte sie leise, geheimnisvoll lächelnd. "Das richtige Timing."



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  mirinna
2014-09-15T11:58:10+00:00 15.09.2014 13:58
ich liebe deine story..ich wollte immer eine story mit natsuki und shinji und wollte wissen wie es mit ihnen ausgeht. DA hab ich sie, die perfekte story. hast du super gemacht !!!!! >.< ^^
Von:  McShep
2010-06-25T19:26:12+00:00 25.06.2010 21:26
Nun, ich hab dir ja schon geschrieben das deinen Schreibstil wie aus einem Buch ist. Dein Ideenreichtunm für einige Sachen ist auch zugegebenermaßen recht beeindruckend, garde das scheinbar normale lieb ich immer am meisten, jedoch find ich eins-zwei sachen etwas ...klischehaft?
Das ist leider das Problem wenn man Leser hat die schon mehr als eine Geschite gelesen haben ~.~ Irgendwann scheint sich vielles zu wiederholen und nur noch die Schreibweise kann das wieder rausreizen >.>
Ich bin auch immergenervt von dem Thema von früherem Leben und jetzigem. Dieses Dilema das man nicht die Person ist, die man mal war und sie als etwas fremdarties abtut -.-
Aber du hast definitiv wieder eine Jeanne-Manie bei mir ausgelöst! Und die hat ich seit gut 5 Jahren nicht mehr

Von:  Moons
2009-03-04T21:20:44+00:00 04.03.2009 22:20
Also die FF ist soooo toll! >///< Hab sie bis hierhin gelesen und bin wirklich begeistert. Deinen Schreibstil find ich sehr schön und wenn man die FF ließt kann man sich die Situationen und Gefühle der Personen gut vorstellen. <3 Die Story könnte von Arina geschrieben sein. Eine perfekte Fortsetzung von Jeanne. =D Mach so weiter! :333
Grüße Len
Von:  Wandel_des_Herz
2009-01-02T19:16:07+00:00 02.01.2009 20:16
WOW!
Ich habe diese FF jetzt in einem durchgelesen und bin ich begeistert!
die ist sooo toll^^
Von: abgemeldet
2008-08-23T15:59:41+00:00 23.08.2008 17:59
wooaahhh...yeah!!!!hahahaha...einfach nur geil!!!

ich lieeebe diese ff!!!!
Von:  blackangel94
2008-08-18T23:13:59+00:00 19.08.2008 01:13
Hey!
Also da ich nt zu jedem Kappi ein Kommi hinterlassen will
Sag ich einfach meine gesamt Meinung
Diese FF ist einer der besten FFs von Jeanne die Kamikaze Diebin
und glaub mia e gibt nur wenige, die gut sind
Du hast ein perfekten Schreibstil
und eine tolle Arte Gefuehle zu beschreiben
Ich finde solche Paare wie Shinji und Natzuki einfach suess *schwaerm*
Nachdem Spruch was sich neckt das liebt sich xDD
Wenn du was neues schreibst sag bitte bescheid
Uff was mich aufgeredt hat dass du in die Special Kappis
Nicht das Ende geschrieben hast war einfach fies *gespielt beleidigt guck*
Mach nur weiter so
gglg
deine ba


Von:  Bernsteinseele
2008-05-04T16:44:34+00:00 04.05.2008 18:44
Tolle FF .. aber doofe Stelle wo du einfach unterbrichst *schnief*

Wollte er sie etwa Küssen und dann sind die einfach schon in ihrer Etage angekommen? Das wäre gemein :(
Von: abgemeldet
2008-04-23T15:59:39+00:00 23.04.2008 17:59
Eine echt tolle ff! Von dieser Geschicht muss es n anime geben, die isch echt klasse ^^ hoffentlich schreibsch weiter oder weitere solche ff.

GLG _mausi_
Von: abgemeldet
2008-04-12T12:42:07+00:00 12.04.2008 14:42
Huhu!^^
Hab die ff erst entdeckt und gelesen und find sie echt super!^^
Die ideen sind klasse, so könnte es echt weiter gehen...
Mach weiter so!^^
Lg
Von: abgemeldet
2008-03-09T20:29:15+00:00 09.03.2008 21:29
Ein ganz großes Lob an deine Schreibkunst und deinen Ideenreichtum. Die Geschichte ist dir richtig gut gelungen.

Da ich nicht zu jedem Kapitel einzeln was schreiben möchte, fass ich es mal für das letzte zusammen:

Also wie schon erwähnt, finde ich deinen Schreibstil richtig toll. Wie du die Charaktere, ihr Handeln und Denken beschreibst, ist wirklich gut. Man kann das so nachvollziehen.
Vorallem die "Wandlung" von Natsuki von "kleinem Trotzkopf" zum Heranwachsenden ist dir wirklich sehr gut gelungen.
Die kleinen Streitereien zwischen Shinji und Natsuki haben mir des Öfteren ein Lächeln oder gar Lachen aufs Gesicht gezaubert.

Auch finde ich gut, dass du immer wieder doch noch ein Kapitel dazu schreibst, obwohl die eigentliche Geschichte schon beendet ist.

Ich werd mir gleich eine weitere FF von dir vornehmen und lesen, denn dein Schreibstil gefällt mir!!!

LG

Marrojeanne


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