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Die Blutfehde der Youkaifürsten

von

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Inu Yashas Feuertaufe

„Und vergesst nicht, immer höflich zu bleiben!“ Wachsam folgt Inu Yasha dem Ostyoukai, der vor ihm den Weg entlanggeht und lauscht dabei aufmerksam den letzten Anweisungen Myogas in seinem Ohr. Jetzt wird es also ernst! Nun ist der Moment gekommen, wo er zeigen muss, dass auch in seinen Adern fürstliches Blut fließt. Er ist ein wenig nervös und ehrlich gesagt heilfroh, dass der kleine Flohdämon ihn heimlich unterstützen wird.

Wie lange ist es her, dass er eine noble Erziehung genossen hat? Fast zweihundert Jahre. Seit dem hat er sie nicht mehr gebraucht. Er ist auch so immer ganz gut klargekommen. Er hatte schon mit dem Gedanken abgeschlossen, seine Etikette je wieder brauchen zu müssen. Aber mal im Ernst! Der einzige Kontakt mit der Familie seines Vaters, war das gelegentliche Aufeinandertreffen mit seinem Bruder gewesen und diese Treffen sind niemals freundlich abgelaufen. Sein Groll auf seinen Bruder wird höchstens noch von dessen Groll auf ihn übertroffen. Sesshomaru hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ihn und seinen Blutstatus für verachtenswürdig hält. Dass er ihm vorhin gesagt hat, dass er sein Verhalten, Arashitsume gegenüber nicht nur billigt sondern sogar gut heißt, ist eine extreme Seltenheit, die sich sicher nicht so bald wiederholen wird.

Inu Yasha beißt sich etwas auf die Lippen. Eigentlich sollte ihm das völlig egal sein, was Sesshomaru von ihm hält, doch er kann sich nicht helfen. Es war irgendwie ein gutes Gefühl, Anerkennung von seinem Bruder zu erfahren, so bescheuert das auch klingt. Inu Yasha seufzt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er gezwungen ist, mit seinem Bruder zusammenzuarbeiten und daran, dass er langsam beginnt, ihn so zu sehen, wie die anderen Youkais aus den Clans und die Streuner; als Fürst des Westens, der sich um sein Reich sorgt und dem Stolz und Würde über alles geht.

Missmutig ballt Inu Yasha die Faust. Es herrscht einfach eine große Diskrepanz zwischen seinen Erfahrungen mit seinem Bruder und der Art wie die anderen ihn sehen. Nun liegt es an ihm, für welche Sichtweise er sich entscheiden will. Doch im Grunde wurde diese Wahl bereits getroffen, als er sich entschloss, mit seinem Bruder in den Osten zu gehen. Alles was jetzt noch zu tun bleibt, ist, sich dieser Entscheidung würdig zu erweisen.

In Inu Yashas Ohr macht sich Myoga einmal mehr bemerkbar. „Und wenn Ihr immer noch vorhabt, auf Yaebas Gesuch einzugehen, und ich halte das immer noch für eine riskante Idee, dann wartet auf jeden Fall den richtigen Moment ab. Wenn Ihr zu forsch seid, könnte das nach hinten losgehen.“ „Es ist nicht nötig, dass du mir das immer wieder sagst!“, murmelt Inu Yasha kaum hörbar, „Du wirst es nicht glauben, aber ich bin durchaus in der Lage mich zu beherrschen, wenn es nötig ist.“ „Es ist nötig!“, kommt es strengt zurück. „Ja, ja, weiß ich ja! Ich hab's versprochen und ich halt mich auch dran. Ich geb doch Sesshomaru keinen Grund zu sagen: Ich hab's doch gewusst!“

Nun kommt vor ihnen ein roter Pavillon in Sicht. Schon von weitem kann Inu Yasha die drei Gestalten sehen, die ihm regungslos entgegensehen. Er kommt näher und schließlich hat er die Stufen, die hinauf führen, erreicht. Der Youkai, der ihn hergeführt hat, nimmt rasch wieder neben der Treppe Platz und senkt den Blick. Nun steht Inu Yasha alleine vor den drei Fürsten die auf ihren Kissen knien und ihm schweigend entgegensehen.

Ein wenig unwohl ist ihm schon zu Mute. Die Atmosphäre ist ziemlich frostig und noch immer sagt keiner ein Wort, sondern die drei mustern ihn höchstens aufmerksam, als wollten sie jeden kleinen Fehler, der ihm unterläuft, registrieren. Unter diesen durchdringenden Blicken stellen sich ihm die Nackenhaare auf und er muss sich sehr zusammenreißen, um keine patzige Bemerkung zu machen. Stattdessen steigt er langsam die Stufen zur Pagode hinauf und reckt dabei trotzig das Kinn. Die sollen bloß nicht, denken, dass sie ihn einschüchtern können.

Nun steht er vor den drei Fürsten. „Kniet nieder!“, wispert Myoga leise. Steif befolgt Inu Yasha die Anweisung, ohne jedoch die drei Daiyoukais aus den Augen zu lassen. Das also ist die Fürstin des Nordens. Wirklich interessant, auf den ersten Blick könnte man sie für einen Knaben halten. Das liegt wahrscheinlich an ihrer fransigen Frisur und diesem ziemlich undamenhaften Gesichtsausdruck. Frech würde er dazu sagen, Sesshomaru würde es wahrscheinlich unverschämt nennen. Gerade jetzt grinst sie ihn ziemlich herablassend an und macht auch keinen Hehl daraus. Inu Yasha hat die starke Vermutung, dass diese Frau ihre Probleme auch lieber auf die direkte Art löst, statt lange Reden zu schwingen. Bestimmt ist sie eine starke Kämpferin.

Sein Blick geht hinüber zu Arashitsume. Auch den Ostfürsten könnte man zunächst für eine Frau halten, dem Gesicht nach zu urteilen. Doch diese makellose Fassade täuscht. Der Kerl ist ein eiskalter Killer, gerissen und skrupellos. Nach allem was er bisher über ihn weiß, ist er hinterhältig, rechthaberisch und machtgierig und nicht zu vergessen maßlos arrogant. Wenn der wüsste, wem er in Wirklichkeit seine Freiheit verdankt. Doch wenn es nach Inu Yasha geht, wird er das niemals erfahren. Kagomes Sicherheit ist wichtiger.

Angeblich sind seine Freunde zwar geschützt, weil sie als seine Diener gelten, doch wer weiß ob nicht Arashitsume einen Weg findet, ihnen trotzdem zu schaden. Versucht hat er es bereits und allein schon dafür, möchte er ihn am liebsten zur Verantwortung ziehen, doch zunächst muss er versuchen, heil aus dieser Sache rauszukommen, denn wenn man ihn für schuldig bekennt, ist das auch das Todesurteil für seine Freunde. Es liegt also an ihm, sie alle zu beschützen. Ebenso wie die Streuner.

Nun blickt er zu Sesshomaru hinüber. Der Blick seines Bruders ist kühl und reserviert. Es ist ihm nicht anzusehen, was er denkt, doch Inu Yasha hat die Ahnung, dass er sich Gedanken macht, ob er sich auch zu benehmen weiß. Einmal mehr hat er den Eindruck, dass sein Bruder irgendwie erschöpft wirkt, doch wahrscheinlich ist er der Einzige der das bemerkt.

„So, das ist er also!“, bricht nun Yarunuyuki die Stille und grinst amüsiert, „Sieht ja noch ganz manierlich aus. Hatte schon mit Schlimmerem gerechnet.“ Inu Yasha schürzt die Lippen, doch er verkneift sich die Bemerkung die ihm auf den Lippen liegt. „In der Tat, die Tatsache, dass sein Vater ein Fürst war, steht ihm recht gut zu Gesicht“, bemerkt nun auch Arashitsume und lehnt sich ein Stück zurück. Yarinuyuki legt den Kopf schief. „Aber ein bisschen schwächlich sieht er aus, finde ich. Und der soll einen Eurer Krieger getötet und Eure Fesseln überwunden haben?“ „Kaum vorstellbar, nicht wahr?“, meint Arashitsume, „Doch man berichtete mir, das zweifellos er es war, der meinen Krieger tötete als er den Streuner beschützte. Was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass er der Träger Tessaigas ist.“ „Was?“, ruckartig setzt Yarinuyuki sich auf, „Tessaiga? Eines der legendären Schwerter? Wie kommt es, dass dieser... dass er es besitzt?“

„Es war ein Vermächtnis meines Vaters!“, klar dringen Inu Yashas Worte zu ihnen hinüber. Er ist nicht länger bereit, schweigend hier zu sitzen, während diese Fürsten über ihn Fleischbeschauung halten. Trotz Myogas mahnendem Zischen im Ohr blickt er der Fürstin des Nordens unverwandt in die Augen.

Nach diesen Worten herrscht erstmal Stille. Drei ernste Augenpaare blicken ihn an. „Ihr sprecht nur, wenn Ihr dazu aufgefordert werdet!“, sagt Arashitsume nun kühl an ihn gewandt, „Man hätte Euch entsprechend unterweisen sollen.“ Doch Inu Yasha trotzt seinem Blick. „Das ist mir bekannt! Aber ich nahm an, dass diese Frage an mich gerichtet war. Und es war mein Vater, der mir dieses Schwert vermacht hat!“

Yarinuyuki und Arashitsume werfen sich skeptische Blicke zu, nur Sesshomaru scheint seinen Bruder mit Blicken durchbohren zu wollen. „Seltsam, ich hätte angenommen, dass dieses Schwert Euch zugesprochen worden wäre, Sesshomaru“, meint Yarinuyuki keck an den Westfürsten gewandt. „Die Erbverteilung meines Vaters ist nicht Gegenstand dieses Rates“, antwortet Sesshomaru kühl. „Wie auch immer“, meint Arashitsume, „Damit ist wohl eindeutig geklärt, dass er wirklich Inu Taishos Sohn ist. Was ihn somit in den Rang eines Prinzen erhebt mit allen Rechten und Pflichten.“ Ein boshaftes Lächeln legt sich um Arashitsumes Mundwinkel.

Er wendet sich nun direkt an Inu Yasha. „Inu Yasha-ouji, ist Euch klar, weshalb Ihr hier seid?“ „Ich habe Euren Krieger getötet?“, stellt Inu Yasha die Vermutung an. „Nicht nur“, sagt Arashitsume, „Was Euch und Eurem Bruder zur Last gelegt wird, wiegt viel schwerer. Es geht um nichts weniger als um Hochverrat!“ „Hochverrat?“, stößt Inu Yasha empört hervor, „Wie kommt Ihr darauf?“

Nun wirft der Fürst des Ostens ihm einen Blick zu, als müsste er einem kleinen Kind einen schwierigen Sachverhalt begreiflich machen. „Lasst es mich Euch erklären! Vermutlich habt Ihr noch nicht von den Drei Brüdern gehört.“ „Stellt Euch vor, das habe doch!“, antwortet Inu Yasha mit kaum weniger künstliche Nachsicht in seiner Stimme. Myoga sei dank! Zufällig hat der alte Floh in der vergangenen Nacht das eine oder andere davon erzählt.

Den säuerlichen Blick Arashitsumes ignorierend, redet Inu Yasha weiter: „Die Drei Brüder waren die drei ersten Inuyoukaifürsten dieses Landes, die vor etwa dreitausend Jahren gelebt haben. Zunächst haben sie gegeneinander gekämpft und als sie merkten, dass keiner von ihnen siegen würde, und damit das Land nicht noch weiter verwüstet wurde, beschlossen sie, in ihre Reiche zurückzukehren und für die Zukunft einige Gesetze aufzustellen, die es ihnen erlaubten, miteinander umzugehen, ohne in Streit zu geraten. Sie gründeten auch den ersten Hohen Rat und legten die Richtlinien zu seiner Durchführung fest.“

„Inu Yasha-sama, ich bin ja so gerührt!“, mit tränenerstickter Stimme fiept Myoga in Inu Yashas Ohr, „Ihr habt mir also wirklich zugehört und Euch meine Worte zu Herzen genommen! Dass ich das noch erleben darf!“ „Pss!“, macht Inu Yasha kaum hörbar.

Arashitsumes Miene ist ungerührt. „Ich bin wirklich erstaunt, dass Ihr darüber so gut bescheid wisst. Nun, dann muss ich Euch wohl auch nicht sagen, dass sich die Fürsten der Reiche, nicht an den Youkais der anderen Clans vergreifen dürfen.“ „Ohne guten Grund!“, fügt Inu Yasha ernst hinzu. Arashitsume schaut ihn missgünstig an: „Ihr wollt also behaupten, es war nicht Eure Schuld, dass es zu diesem Vorfall kam?“ „Vorsicht, Inu Yasha-sama!“, wispert Myoga in seinem Ohr, „Wenn Ihr es abstreitet, wird er Euren Bruder verdächtigen.“

Inu Yasha reckt sich. „Im Gegenteil!“, sagt er entschieden, „Diesen miesen Kerl in seine Schranken zu weisen, war eine Entscheidung die ich bis heute nicht bereue! Aber...“, und nun blickt er dem Ostfürst direkt in die Augen, „auch wenn ich hier und heute dafür Rechenschaft ablege, bin ich davon überzeugt, dass ich völlig im Recht war.“ „So?“, meint Arashitsume, „Und das obwohl Ihr durch meine Soldaten informiert wurdet, dass die Jagd von Eurem Bruder genehmigt wurde?“ Inu Yasha verschränkt die Arme. „Hmh! Die beiden hätten mir viel erzählen können. Alles was ich mit Sicherheit wusste, war, dass zwei fremde Youkais in unserem Revier waren und Jagd auf einen anderen Youkai machten, den ich zuvor schon kennengelernt und als unbedenklich angesehen hatte. Ich würde meine Aufgabe als Prinz vernachlässigen, wenn ich dem nur tatenlos zugesehen hätte.“

Flüchtig geht Inu Yashas Blick zu seinem Bruder hinüber. Sesshomaru hat leicht eine Braue angehoben. Tja, damit hast du wohl nicht gerechnet, was? Doch schon wird seine Aufmerksamkeit wieder von Arashitsume in Anspruch genommen. „Unbedenklich sagt Ihr? Er ist ein Streuner und sein Rudel hat einen hohen Youkaifürsten ermordet. So etwas seht Ihr als unbedenklich an? Verstehe ich das richtig, dass Ihr Inu Taihyougas Tod als Nebensächlichkeit anseht?“ Inu Yasha knirscht mit den Zähnen. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts davon.“ Der Ostfürst wirft Ihm einen geringschätzigen Blick zu: „Und es ist Euch nicht in den Sinn gekommen, dass Euer Bruder einen Grund dafür hatte, die Jagd zu gestatten?“

Trotzig starrt Inu Yasha ihn an: „Nein, verdammt! Weil das nämlich eigentlich nicht seine Art ist!“ Irgendwie wirkt Arashitsume zufrieden: „Ach tatsächlich?“ Hoch aufgerichtet kniet Inu Yasha da. „Sesshomaru hat kein Interesse an solchen schwächlichen Gegnern wie denen. Einfach weil sie ihm nicht das Wasser reichen können. Es wäre unter seiner Würde, sich mit ihnen zu befassen.“ „Und deshalb schickte er Euch?“, fragt Arashitsume gefährlich. „Nein!“, behauptet sich Inu Yasha, „Deshalb nahm ich an, dass er sie entweder selbst getötet oder sie ignoriert hätte, wenn er von ihrer Anwesenheit gewusst hätte. Es ist nicht seine Art, Eindringlinge in seinem Reich auch noch zu unterstützen!“

Böse funkelt Arashitsume ihn an. „Ihr habt also nicht wissentlich gegen seine Anweisungen verstoßen? Sagtet ihr nicht, ich zitiere wörtlich: 'Mir doch egal was der Kerl erlaubt hat oder nicht!'?“ Unbeeindruckt erwidert Inu Yasha seinen Blick: „Vielleicht hab ich ja gelogen!“ „Und was sollte der Grund für solch eine Lüge sein?“ Inu Yasha verschränkt erneut die Arme: „Ganz einfach! Ich kann ihn nicht leiden! Und wenn die Abneigung zu meinem Bruder gegen das Gesetz verstößt, müssten sämtliche Eurer Krieger ebenfalls hier angeklagt sein, Ihr eingeschlossen!“

Ein schallendes Lachen dringt nun von Yarinuyuki zu ihnen hinüber. „Na, der hat es Euch jetzt aber gegeben, Arashitsume!“, ruft sie, „Der Kleine ist mir gleich sympathischer geworden.“ Der Ostfürst wirft ihr einen vernichtenden Blick zu. „Ich bin entzückt, dass Ihr das so amüsant findet, doch es ändert nichts an den Tatsachen, dass er mit den Streunern sympathisiert. Schließlich hat er sie in seinen Dienst und damit in seinen Schutz genommen. Und statt sich über den ganzen Sachverhalt zu informieren, hat er meinen Krieger gnadenlos umgebracht und dabei ignorierte er böswillig, dass der Angriff auf diesen Streuner völlig legitim war.“

„Einen Augenblick!“, sagt Inu Yasha nun. Alle Augen richten sich auf ihn. „Ihr sagt, diese Jagd wäre legitim gewesen, doch das sollte vielleicht erstmal bewiesen werden. Ich habe da nämlich meine Zweifel.“ „Inu Yasha-sama“, wimmert Myoga in seinem Ohr, „Bitte überlegt Euch das noch mal!“ Wie beiläufig kratzt sich Inu Yasha am Ohr und mit einem leichten Schnippen bringt er Myoga zum Verstummen.

Drei ernste Augenpaare starren den Hanyou nun an. Jegliches Lächeln ist aus Yarinuyukis Gesicht verschwunden. Wutschnaubend faucht sie ihn an: „Willst du damit sagen, dass die Ermordung meines Vaters als Grund nicht ausreicht? Diese dreckigen Streuner haben sich einmal mehr in einen ehrlichen Zweikampf eingemischt und die Gesetze mit Füßen getreten. Dieser Abschaum besitzt keine Ehre und keine Rechte und es steht völlig außer Frage, dass sie den Tod verdient haben! Wenn ich diese dreckige Brut vom Antlitz dieser Erde fege, brauch ich noch nicht mal einen Grund angeben! Legitimer kann eine Angelegenheit gar nicht sein.“

Inu Yashas Lippen sind fest aufeinandergepresst und seine Hände sind zur Faust geballt. Doch dann sagt er: „Vielleicht ist das so! Ich vermute, Ihr könnt in Eurem Reich machen was Ihr wollt, doch wenn Ihr diesen Vorfall als Grund angebt, weshalb Eure Krieger in feindlicher Absicht in unser Revier kommen, dann sollte uns wohl das Recht zustehen, die Angelegenheit zu überprüfen.“

„Das könnte dir so passen! Du versuchst doch nur Zeit zu schinden und von dir abzulenken!“, grollt Yarinuyuki ihn an. „Ich sehe das genauso!“, stimmt Arashitsume ihr zu, „Das Streunerrudel besteht aus Ausgestoßenen. Sie besitzen keine Rechte. Jede Diskussion über Schuld oder Unschuld von ihrer Seite ist völlig hinfällig!“

„Ich fürchte ich muss in diesem Punkt meinem Bruder zustimmen!“ Sämtliche Blicke gehen nun zu Sesshomaru hinüber. „Der Tod von Inu Taihyouga, den ich übrigens sehr bedaure, zu rächen, galt Euch als Grund in feindlicher Absicht in mein Reich einzudringen. Ich möchte Gewissheit haben, ob dies die tatsächliche Absicht war, oder ob es Euch nur gelegen kam, die Schuld auf Kreaturen abzuwälzen, die niemals die Gelegenheit haben würden, sich zu rechtfertigen!“

Empört funkelt Arashitsume ihn an: „Ihr unterstellt mir, dass...“ „Und was unterstellt Ihr mir?“, fällt ihm Sesshomaru energisch ins Wort, „Schon seit geraumer Zeit, höre ich von Euch nichts anderes als Anschuldigungen und Vorwürfen. Ich finde es ist langsam an der Zeit, mit Beweisen aufzuwarten, oder ich muss daraus schließen, dass Ihr nichts in der Hand habt sondern nur mutwillig Zwietracht zwischen unseren Reichen säen wollt.“

Mit bitterbösem Blick starrt Arashitsume den Fürsten des Westclans an. „Was für eine Art Beweis verlangt Ihr?“ „Sprecht mit einem Augenzeugen. Jemandem der bei dem Angriff auf Inu Taihyouga dabei war und uns darüber berichten kann.“ Arashitsumes Augen werden schmal: „Ihr meint doch sicher, einen von den Streunern, oder? Glaubt Ihr wirklich, Ihr erhaltet eine glaubwürdige Schilderung der Ereignisse von denen?“ „Was für einen Grund hätten sie, etwas zu verschönen. Sie müssen ohnehin damit rechnen, dass ihr Leben verwirkt ist. Lasst sie hier sprechen und urteilt dann, ob Ihr ihren Worten Glauben schenken wollt.“

„Auf keinen Fall!“, schreit Yarinuyuki, „Ich werde diesen miesen, kleinen Verrätern keine Gelegenheit geben, sich zu rechtfertigen! Sie werden das Andenken meines Vaters nicht mit ihren Lügen besudeln!“ „Ich sehe das ebenso!“, meint Arashitsume, „Von dieser Bande ist kein wahres Wort zu erwarten. Eine Befragung wäre reine Zeitverschwendung! Die Streuner werden nicht vor diesem Rat sprechen!“

Schmal schaut Sesshomaru ihn an. Dann sagt er: „Ich wundere mich, Arashitsume-sama, gabt Ihr nicht erst gestern dem Streuner Yaeba die Erlaubnis, vor dem Hohen Rat sprechen zu dürfen?“ Ungerührt erwidert Arashitsume den Blick: „Ich habe meine Meinung geändert, na und? Er ist ein Streuner; ich habe keine Verpflichtung, mein Wort zu halten.“ „Habt Ihr vielleicht irgendetwas zu verbergen?“, fragt Sesshomaru ernst. „Selbstverständlich nicht!“, kommt die Antwort, „Doch ich bin der Meinung, dass sich dieser Rat nicht mit Nichtigkeiten aufhalten soll.“ „Mord und Grenzbruch sind also Nichtigkeiten für Euch?“, kommt Sesshomarus scharfe Frage. „Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, dass es keinen Sinn macht, die Streuner zu befragen, da sie ohnehin nur zu ihrem Vorteil lügen würden.“

„Was spielt das für eine Rolle?“, wettert Yarinuyuki dazwischen, „Ich will dieses Pack nicht hier sehen! Und solange Arashitsume ebenfalls dagegen stimmt, erübrigt sich diese Diskussion!“

Ich stimme dafür!“ Augenblicklich gehen sämtliche Blicke zu Inu Yasha hinüber. So selbstbewusst wie möglich erwidert der Hanyou ihren Blick. „Was sagt Ihr?“, fragt Arashitsume scharf. „Ich sagte, ich stimme dafür, dass Yaeba seinen Standpunkt vor dem Rat vertreten kann!“ Das Lächeln auf Arashitsumes Gesicht ist wahrlich zum Fürchten. „Ich enttäusche Euch nur ungern, doch bedauerlicherweise zählt Eure Stimme vor diesem Rat nicht!“

Inu Yasha reckt das Kinn: „So, meint Ihr? Ihr selbst habt festgestellt, dass ich ein Prinz bin und wenn ich mich nicht täusche, setzt sich der Rat aus Mitgliedern der Fürstenhäuser zusammen. Der Westen ist mit zwei Mitgliedern vertreten, und dass Ihr nicht weitere Angehörige aus Euren Reihen berufen habt, ist Euer eigenes Versäumnis! Ich weiß, dass ich natürlich nicht über mein eigenes Schicksal abstimmen kann, doch meine Zustimmung dafür zu geben, dass Yaeba vor dem Rat sprechen kann, ist immer noch mein gutes Recht! Und jetzt behauptet noch einmal, meine Stimme würde hier vor dem Rat nicht zählen!“

Arashitsume starrt ihn an, als wollte er ihn bei lebendigem Leib fressen. „Und warum seht Ihr das als Euer gutes Recht an? Was habt Ihr mit den Streunern zu schaffen?“ Entschlossen reckt Inu Yasha das Kinn: „Die Streuner unterstehen keinem Clan. Deshalb steht es jedem Fürsten frei, sie in ihre Dienste zu nehmen. Das habe ich getan! Ihr Anführer, hat sie mir alle unterstellt. Solange diese Verhandlungen laufen, werden sie sich friedlich verhalten und allen meinen Anweisungen Folge leisten. Ich bürge für sie! Und ich erwarte, dass keinem von ihnen ein Haar gekrümmt wird, solange ich es nicht gestatte!“

Jetzt weiß ich was Myoga meinte, als er sagte, dieses Thema könnte heikel werden, denkt Inu Yasha bei sich. Arashitsume macht ein Gesicht als ob er nicht glauben könnte, was er gerade gehört hat, die Nordfürstin sieht aus, als würde sie jeden Moment explodieren und Sesshomaru scheint ihn mit Blicken erdolchen zu wollen. Doch nun gibt es kein zurück mehr!

Nun zieht ein giftiges Lächeln auf Arashitsumes Gesicht: „Ihr habt wirklich Mut, Inu Yasha-ouji, das muss man Euch lassen! Doch Ihr seid naiv, wenn Ihr glaubt, dass dieses Pack es Euch danken wird. Eure Mühe wird letztendlich vergeblich sein! Doch ich werde Eurem törichten Mut Tribut zollen. Soll der Streuner ruhig seine Meinung vertreten. Es wird weder ihm noch Euch etwas bringen, doch unterhaltsam könnte es werden.“

„Nein! Ich weigere mich, das zu akzeptieren!“, schreit Yarinuyuki zornig. „Es ist entschieden!“, sagt Sesshomaru streng, „Ihr seid überstimmt! Der Streuner Yaeba soll kommen und vor dem Rat sprechen!“ „Ja, von mir aus bringt ihn her, direkt in meine Reichweite!“, grollt sie gefährlich. „Und Ihr werdet ihn nicht anrühren!“, fügt Sesshomaru scharf hinzu, „Ihr habt meinen Bruder gehört. Er bürgt für ihn. Wenn Euer Anspruch auf seinen Tod gerechtfertigt ist, werdet Ihr noch früh genug Gelegenheit zur Vergeltung erhalten, also mäßigt Euch!“

Nachdenklich beobachtet Inu Yasha seinen Bruder. Er ist tatsächlich auf meiner Seite und das obwohl ihm sicher nicht passt, was ich über die Streuner gesagt habe. Doch offenbar hatte Yaeba Recht mit seiner Vermutung. Wenn ich kein Recht hätte, im Rat abzustimmen, hätte Sesshomaru mich niemals unterstützt. Ich hoffe, dieser Streuner weiß was er da verlangt. Indem ich mich für die Streuner verbürge, hab ich mir nicht gerade Freunde gemacht. Sesshomaru hätte mich sicher am liebsten erwürgt dafür. Aber Yaeba sagte, er könnte es schaffen, dass man mich frei spricht, wenn ich dafür sorge, dass er vor dem Rat sprechen kann. Er traut Arashitsume wohl auch nicht. Zu Recht, wie man ja gesehen hat. Mieser Wortbrecher! Hoffentlich weiß Yaeba wirklich was er tut!
 

Reglos und mit gesenktem Blick kniet Tenmaru auf dem hölzernen Boden in seinem Quartier. Fast drei Stunden verharrt er nun schon in dieser Haltung. Niemand sonst ist hier und um ihn her herrscht Stille. Er hasst es. Ohne jegliche Ablenkung schweifen seine Gedanken in Bereiche ab, in denen sie nichts zu suchen haben. War es jetzt eine gute oder eine schlechte Entscheidung, diese Kagome gerettet zu haben? Er ist an seinen Schwur gebunden, sein Geheimnis zu bewahren und sie ist für einen Menschen erschreckend helle.

Andererseits hatte das Ganze auch sein Gutes. Er ist sich sicher, dass Inu Yasha ihm dafür sehr dankbar ist. Das er seinen Bruder dazu gebracht hat, ihn in seine Dienste zu nehmen, wenn auch nur vorübergehend, war ohne Zweifel ein Zeichen seiner Dankbarkeit. Das hat er verstanden. Ob der Hanyou weiß, dass er ihm kaum eine größere Freude hätte machen können? Tenmaru fegt den Gedanken beiseite. Er sollte die Realität im Auge behalten. Näher wird er seinem Ziel wahrscheinlich niemals kommen.

In diesem Augenblick wird die Tür aufgeschoben und Tenmaru blickt auf. Im Türrahmen steht der Befehlshaber der Streuner. „Yaeba?“, meint Tenmaru verwundert, „Du bist schon zurück?“ Doch der strenge Blick des Streuners lässt ihn rasch wieder den Blick senken. Yaeba schließt die Tür hinter sich und tritt auf Tenmaru zu. Direkt vor ihm bleibt er stehen.

„Ich hörte, du hast einen von Arashitsumes Kriegern getötet?“ Tenmarus Kopf sinkt noch ein Stück tiefer. „Ja, das stimmt!“, sagt er leise. Der kräftige Streuner atmet einmal durch. „Ich will wirklich hoffen, dass du einen ausgezeichneten Grund dafür hattest.“ Tenmaru beißt sich auf die Lippen. „Ich weiß nicht.“ „Was ist vorgefallen?“ Aus den Augenwinkeln schielt Tenmaru zu Yaeba hoch. „Dieses Mädchen, Kagome, sie brauchte Hilfe. Arashitsume spielt ein falsches Spiel mit Inu Yasha-sama. Wenn ich sie nicht beschützt hätte, wäre sie getötet oder zumindest schwer verletzt worden.“

„Ich verstehe!“, nickt Yaeba langsam, „Tenmaru, du hast dich ziemlich verändert in den letzten Tagen.“ Nun blickt der junge Streuner überrascht auf. Yaeba schaut auf ihn herunter und Falten überziehen seine Stirn. „Ich erkenne dich kaum wieder. Du hast deine... Gleichgültigkeit verloren.“ Unsicher schaut Tenmaru ihn an: „Und ist das... schlimm?“ Yaeba verzieht das Gesicht und gibt ihm eine spielerische Kopfnuss: „Dummkopf, natürlich nicht! Das wurde verdammt noch mal Zeit! Chutaisho würde sich freuen, wenn sie das sehen könnte!“

Tenmaru senkt den Blick und er schluckt. „Glaubst du wirklich? Dabei habe ich doch noch immer nicht getan was sie wollte. Ich war doch immer nur eine Enttäuschung für sie.“ Nun geht Yaeba vor dem jungen Streuner in die Knie und in seinen Augen liegt auf einmal Milde. „Tenmaru, du weißt nicht, was du da redest! Chutaisho... deine Mutter, sie durfte niemals ihre Gefühle offen zeigen. Sie musste stets alle gleich behandeln, sonst hätte sie den Respekt ihrer Leute verloren und du weißt wie wichtig es ihr war, dass sie sich ihrer Anführerrolle als würdig erwies. Aber glaub mir, sie war stolz auf dich! Auch wenn... sie sich nie zu dir stellen konnte.“

Schweigend hat Tenmaru ihm zugehört. Dann sagt er leise: „Ich dachte, sie würde sich für mich schämen. Ich nahm an, sie hätte mich nie gewollt. Wahrscheinlich wäre es einfacher für sie gewesen, wenn es mich nie gegeben hätte.“ Ruckartig fliegen Yaebas Augen auf: „So etwas darfst du nicht sagen! Du hast dich trotz allem prächtig entwickelt! Du bist reif geworden, und du bist stärker als du denkst! Hanaki wusste das immer! Einen besseren Sohn könnte sich niemand wünschen! Ihre ganze Hoffnung liegt auf dir! Du wirst sie nicht enttäuschen, da bin ich sicher!“ Unsicher schaut Tenmaru ihn an: „Denkst du das wirklich? Glaubst du wirklich, ich könnte es schaffen?“ Ernst legt Yaeba ihm die Hand auf die Schulter: „Ich glaube, dass du alles versuchen wirst, was dir möglich ist. Du hast alles was man dafür braucht und ich könnte gar nicht stolzer auf dich sein... wenn du mein Sohn wärst!“ Der Streuner blickt zur Seite. Es ist schwer zu deuten, was in ihm vorgeht.

Verwundert kräuselt sich Tenmarus Stirn. „Yaeba, warum... sagt du mir das jetzt? Ich finde es ja gut, dass du mich aufmuntern willst, aber...“, er senkt den Blick, „wirke ich wirklich schon so verzweifelt?“ Nun schaut er wieder auf und sofort treffen seine Augen den harten Blick des Streuners. Tenmaru schluckt unwillkürlich. Sein Mentor sieht verärgert aus.

„Glaubst du, ich sage das nur so zum Spaß?“, kommt die scharfe Frage. Tenmaru beißt sich erneut auf die Lippen. „Entschuldige! Das war nicht so gemeint. Ich...“, er zögert, „ich habe mir oft vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn ich... dein Sohn wäre. Ich wäre froh gewesen! Es bedeutet mir viel, dass du mich so hoch einschätzt, aber...“, ernst blickt er auf, „ein 'Was wäre wenn?' bringt mich nicht weiter.“

Nachdenklich betrachtet Yaeba den jungen Streuner. Seine Miene ist ausdruckslos. „Wahrscheinlich hast du recht!“, sagt er schließlich, „Keiner von uns kann sich mit Eventualitäten aufhalten. Es gibt Wichtigeres zu tun! Nach Hanakis Tod, bin ich euer Anführer und nun ist es meine Aufgabe, euch zu beschützen.“ „Und wie willst du das anstellen?“, fragt Tenmaru. Yaeba erhebt sich. „Im Augenblick seid ihr geschützt weil Inu Yasha für euch bürgt. Ich habe ihn darum gebeten und er hat zugestimmt. Doch die Fürsten werden versuchen, ihn deshalb zu Fall zu bringen, also muss ich ihnen ein besseres Ziel bieten.“

Tenmarus Augen fliegen auf. „Du willst dich ihnen ausliefern?“ Er springt auf. „Das werde ich nicht zulassen!“ „Keine Diskussion darüber!“, Yaebas scharfer Befehl lässt ihn verstummen, „Du wirst dich gefälligst bedeckt halten! Wenn herauskommt, wer du bist, ist dein Leben verwirkt.“ „Was spielt das für eine Rolle?“, ruft Tenmaru energisch, „Arashitsume weiß es! Er weiß es schon lange!“ Fest blickt Yaeba ihn an: „Er wird es nicht verraten. So dumm ist er nicht!“

Resigniert lässt Tenmaru den Kopf hängen. Schweigend mustert Yaeba ihn. Dann fährt er ein wenig milder fort: „Den Rat überlass mal mir! Du bleibst am besten solange hier!“ Tenmaru schaubt verächtlich auf. „Ich kann hier ohnehin nicht weg! Sesshomaru hat es mir verboten!“ Erstaunt hebt Yaeba die Brauen. „So, hat er das? Er gibt dir Befehle?“ Ein leichtes Lächeln spielt um seine Lippen. „Dann solltest du wohl besser tun, was er sagt!“

In diesem Moment ist ein Geräusch an der Tür zu hören. Die beiden Youkais fahren herum. Schon schiebt sich die Tür auf und ein Diener Arashitsumes steht davor. Er verneigt sich leicht und dann sagt er: „Der Streuner Yaeba ist vor den Rat gerufen worden!“, und an Yaeba gewandt, „Folge mir!“

Yaeba nickt kurz und dann verlässt er den Raum, ohne sich noch einmal zu Tenmaru umzusehen. Nur aus den Augenwinkeln wirft er noch einen Blick zurück und dann schließt sich die Tür hinter ihm.

Tenmarus Herz pocht heftig. Wird sein Mentor sich wirklich für sie alle opfern? Hoffentlich muss es nicht dazu kommen! Was sollte dieses Gerede eben? Es schien ihm so wichtig zu sein. Fast als befürchtete er, die Worte könnten ungesagt bleiben. Yaeba, was hast du vor? Schließt du schon mit allem ab? War das ein Abschied? Verdammt, nein!

In diesem Augenblick öffnet sich die Tür erneut. Im Türrahmen steht jetzt eine kleine Gruppe von Leuten. Da sind sie wieder! Kagome und die anderen betreten den Raum. Irritiert mustert Tenmaru die Invasion seiner Einsamkeit. „Was macht ihr hier?“, fragt er verwundert, „Warum seid ihr nicht bei Inu Yasha-sama?“ „Waren wir“, sagt Sango und geht gleich hinüber zu ihrer Ausrüstung um sie zu überprüfen. In diesem Schloss darf sie natürlich nicht in ihrer Uniform herumlaufen, doch wohl ist ihr auch nicht dabei, ihre Waffen hier im Quartier zu lassen.

„Bis eben haben wir in der Küche mitgeholfen“, erklärt Shippo, „und dann wollten wir wieder zu Sesshomarus Quartier. Doch Inu Yasha wurde schon zum Rat abgeholt und da sind wie eben hierher zurückgegangen.“ Schweigend nimmt der Streuner die Erklärung zur Kenntnis. Doch dann wird sein Blick von Kagome eingefangen. Das Mädchen hat sich direkt ihm gegenüber niedergelassen und irgendetwas scheint sie zu beschäftigen. Unsicher aber ernst schaut sie ihn an.

„Tenmaru“, sagt sie, „Wir müssen mit dir reden. Es ist wichtig!“ Alarmiert starrt er sie an. Hoffentlich geht es nicht um das, was er befürchtet. Nun haben sich auch die anderen zu ihm gesellt und blicken erwartungsvoll von ihm zu ihrer Freundin. Ein wenig druckst Kagome herum doch dann sagt sie: „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, nichts darüber zu verraten.“ Tenmaru ahnt Schlimmes. „Aber die Situation hat sich geändert und ich bin der Meinung, meine Freunde sollten es erfahren.“ Verdammt!, flucht Tenmaru innerlich, jetzt muss ich sie wohl doch töten! Doch Kagome ist noch nicht fertig: „Aber ich wollte nichts verraten, bis ich dich nicht um Erlaubnis gefragt habe. Schließlich betrifft es ja dich und ich finde es unhöflich, hinter deinem Rücken über dich zu reden.“

Mit großen Augen starrt Tenmaru sie an. Meint sie das im Ernst? Sie überlässt ihm die Wahl? Sie würde es unhöflich finden, es einfach zu verraten? Kommt ihr denn gar nicht in den Sinn, was er tun könnte, wenn er nicht will? Wer oder was ist dieses Mädchen? Fürchtet sie wirklich nichts, oder ist sie einfach nur naiv? Aber irgendwie trifft beides nicht auf sie zu. Sie meint es wohl wirklich ehrlich! Kann er ihr denn wirklich vertrauen? Soll er ihr alles erzählen? Nein, das bringt er nicht über sich! Das was sie bereits weiß, muss reichen. Wenn sie diesen Menschen vertraut, kann er es vermutlich auch wagen.

Er zögert einen langen Moment dann sagt er: „Wenn du meinst, dass das notwendig ist.“ „Ich denke schon“, nickt Kagome ernst, „Denn Arashitsume wird alles tun, um dich in seine Finger zu bekommen!“ Tenmarus Stirn legt sich in Falten: „Wie kommst du darauf?“ Ein wenig beklommen schaut Kagome drein: „Tenmaru, ist es üblich, dass Youkais... andere Youkais essen?“

Verwundert hebt Tenmaru die Brauen. Mit dieser Frage hat er nicht gerechnet. Ihre Freunden offenbar auch nicht, denn nun machen sie alle ziemlich angewiderte Gesichter. „Hmm!“, meint Tenmaru nachdenklich, „Ich würde nicht gerade sagen 'üblich', aber ungewöhnlich ist es auch nicht.“ „Iih!“, quietscht Shippo und verkriecht sich gleich hinter Miroku, „Ich hoffe du willst nicht mich essen!“ Fast schon muss Tenmaru schmunzeln. „Das steht wohl nicht zu befürchten“, meint er, „Für gewöhnlich werden Youkais nur dann verspeist, wenn der Betreffende sich eine Steigerung seiner Kraft davon verspricht. Und ich könnte mir nicht vorstellen, wer dich zu diesem Zweck auswählen sollte!“ Empört starrt Shippo ihn an. „Willst du damit sagen, dass ich schwach bin? Ich bin ein echter Youkai! Mein Papa war ein starker Fuchsdämon! Und sogar Inu Yasha hat anerkannt, dass ich gut kämpfen kann!“

„Aber du bist ein Kind!“, sagt Tenmaru mit aufrichtigem Ernst, „Wenn du groß bist, könnte vielleicht jemand auf die Idee kommen, durch dich stärker zu werden, doch im Moment bist du nicht der Rede wert!“ Fassungslos starrt Shippo ihn an, dann füllen sich seine Augen mit Tränen: „Whääh, Kagome, Tenmaru ist so gemein zu mir!“ Heulend wirft er sich dem Mädchen an den Hals. „Das war nicht nett von dir!“, tadelt sie den Streuner. Verwundert schaut dieser sie an. „Nicht? Ich dachte, es würde ihn freuen zu hören, dass er im Moment nicht in Gefahr ist und später mal richtig stark wird.“ „Oh!“, Kagome stutzt, „Ach, so war das gemeint. Na ja wenn man das von der Seite betrachtet!“

„Jedenfalls“, fährt Tenmaru fort, „Youkais ernähren sich eigentlich nur von anderen Youkais, um ihre Stärke in sich aufzunehmen.“ „So wie bei den beiden Donnerbrüdern!“, ruft Shippo laut dazwischen. Er hat sich wieder etwas beruhigt. „Stimmt!“, erinnert sich Kagome, „Der ältere von ihnen, hat das Herz seines Bruders gegessen nachdem wir ihn getötet hatten, und ist dadurch wesentlich stärker geworden. Sogar seine Attacken hatte er drauf.“

„Um deine Frage zu beantworten“, kommt Tenmaru wieder auf das Thema zurück, „Es kommt vor, dass Youkais andere Youkais essen, doch für gewöhnlich ernähren sie sich noch von anderen Dingen. Was nicht bedeutet, dass sie einen Youkai verschmähen würden, wenn er ihnen angeboten wird. Wie auch immer, die wirkliche Nahrung für Youkais, ist wohl für Menschen kaum genießbar.“ Behutsam umschifft er diesen pikanten Bereich.

„Dann hast du das also gemeint, als Kagome dir ihre Suppe angeboten hat und du sagtest, dass du sie nicht runterbekommst.“ stellt Shippo die Vermutung an. Verblüfft schaut Kagome Tenmaru an, „Stimmt das wirklich?“

Ein wenig unbehaglich schaut Tenmaru sie an. Nur ungern wird er an den Vorfall während ihrer Wanderung erinnert. Er hatte sich schon Vorwürfe gemacht, dass er Schuld daran war, dass Sesshomaru wütend und Inu Yasha gedemütigt wurde. „Das ist es nicht!“, wehrt er rasch ab. Fieberhaft versucht er das Thema zu wechseln: „Warum stellst du mir Fragen über die Essgewohnheiten von Youkais?“ Nun macht Kagome ein unbehagliches Gesicht. „Ich habe in der Küche die Dienerin gesehen, die mich während unseres Gespräches abholen sollte. Sie war tot und sollte gekocht werden.“

Erschrocken und angeekelt schreien ihre Freunde auf. Nur Tenmaru hat es schweigend zur Kenntnis genommen. „Und seit dem weiß ich, dass Arashitsume vor nichts zurückschreckt, um dich zu bekommen“, fährt Kagome hastig fort, „Er wollte, dass du diesen Krieger tötest, damit er dich an seiner Stelle haben kann!“

„Was redest du da, Kagome?“, fragt Sango verwirrt, „Wieso sollte Arashitsume ihn haben wollen? Er ist doch ein Streuner und Arashitsume kann die Streuner nicht leiden. Warum betreibt er so viel Aufwand wegen ihm?“ Kagome blickt verschämt zu Boden. „Es tut mir leid, ich hätte es euch schon früher sagen sollen. Ich habe die beiden letzte Nacht belauscht, im Garten, nachdem ich bei Inu Yasha war.“

„Was hast du belauscht?“, fragt Miroku. Kagome atmet einmal tief durch: „Arashitsume hat Tenmaru angeboten, ihn im seine Dienste zu nehmen. Er wollte ihn... sogar adoptieren.“ Ungläubig reißen die anderen die Augen auf. „Was? Aber warum denn das?“, Sangos fragender Blick geht nun zu Tenmaru hinüber. Der Streuner hat die Lippen hart aufeinandergepresst und starrt stur zu Boden. „Na ja“, meint Kagome, „Ich glaube, weil Tenmaru sein Neffe ist!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Yvibel
2014-12-22T17:01:01+00:00 22.12.2014 18:01
Wow also, ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Das hat unser Inu nach meiner Meinung bisher doch ganz gut hin gekriegt. Er ist und bleibt zwar hitzköpfig aber er hat sich gut im Griff gehabt und ganz aus seiner Haut raus kann man sowieso nicht. Ich fand es gut, dass Sess und er sich da nun einig waren. Die einzigen beiden mit noch ein bisschen Vernunft in der Birne wie´s scheint. Mal sehen wie das jetzt weiter geht. Mein Gefühl sagt mir irgendwie...nicht gut aber...mal abwarten.
Tja und bei den Anderen ist die Katze nun also aus dem Sack. Kago ist sicher erleichtert, das sie darüber nicht mehr schweigen muss und aus Erfahrung ist es nicht das Schlechteste wenn die ganze Gruppe bescheid weiß. Die können sich nun bestimmt gemeinsam was einfallen lassen. Bin schon mächtig neugierig!^^
Yvi
Von: abgemeldet
2011-02-27T16:45:31+00:00 27.02.2011 17:45
Und weiter im Programm. Irgendwie schaff ich das mit meinen Monatskommis in der letzten zeit immer auf edn letzten Drücker -.-
Den Kapiteltitel find ich diesma sehr interessant ^^.
Jetzt gehts ans Eingemachte für Inu, wies aussieht.

Tja, Inu ... sowie Sessy Anerkennung von seinem Vater gewünscht hat, wünscht du dir das jetzt von deinem Bruder ... ich find das süß ... aber irgendwie auch normal, immerhin ist er ja alles, was Inu an Familie noch hat. so sehr das den beiden nach außen hin auch missfallen mag~
Aber seine Einschätzung von Yarinuyuki ist gar nicht mal so verkehrt =3
Schön, die mag ihn also xD
Aber geschickt ... Inu ist nicht auf den Mund gefallen und wahrt trotzdem das, was man ihm aufgetragen hat, ich muss sagen, ich bin beeindruckt ^^
Und je mehr ich lese, desto beeindruckter werde ich, Inu schafft es ja wies scheint wirklich, sich vor diesen Daiyoukai zu behaupten ...
Sie ist nun also doch seine Mutter gewesen ... Ich gehe dann wirklich mal davon aus, dass Sessy der Papi ist ^^?
Alles andere würde ja irgendwie keinen Sinn ergeben ...
Trotzdem find ich es etwas komisch, dass sie ihn in den Flashbackabschnitten so ... ja, beinahe kalt behandelt hat. Ich denke schon, dass man es verstanden hätte, wenn sie ihr eigenes Kind eben wie ein Kind behandelt hätte ...
Von:  mangacrack
2010-12-30T11:24:31+00:00 30.12.2010 12:24
Êin sehr interessantes Kapitel, dessen Titel kaum passender sein könnte.
InuYasha hat sich großartig gemacht, auch wenn Sesshomaru ihm wieder einmal erdolchen möchte. Und nun ist auch endlich (so halbwegs) heraus, dass Tenmaru von andliger Herkunft ist. Bin gespannt, wie weit das noch führen wird.

Fehler sind mir keine aufgefallen, nur stolpere ich manchmal über die Verben, weil du in der Gegenwart schreibst und nicht in der Vergangenheit, wie die meisten Autoren. Respekt, dass du das durchhälst.

mangacrack
Von: Kupferschweif
2010-06-28T13:16:49+00:00 28.06.2010 15:16
Wow, Inu Yasha hat wirklich was dazu gelernt und sich vorbildlich verhalten. Und selbst wenn die Fürsten ihn jetzt hassen, ich finde es richtig, was er gemacht hat. Und wenn ein Mord legitim ist, wenn man damit den Tod eines Elternteils rächen will, dann war es doch Tenmarus Recht, Inu Taihyouga anzugreifen. Schade, dass das nicht gesagt werden soll. Obwohl es zwei von drei Fürsten sowieso schon wissen. Ich hoffe ehrlich, dass Yaeba nicht sterben muss. Und dass Yarinuyuki eine geschmiert kriegt. Klar, dass sie wütend ist, aber ihr Benehmen ist wirklich unter aller Kanone. Für so ein Verhalten würde ich versohlt werden und mein Vater ist nicht besonders streng.
An den Kampf mit den Donnerbrüdern kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern... hat der eine wirklich das Herz von dem anderen gegessen? Bäh.
Aber das Aufnehmen der Stärke des Verspeisten wird wohl kaum der Grund für den Tod der Dienerin sein. Die wird Arashitsume wirklich einfach im Weg gewesen sein. Hab meine Meinung über den Kerl geändert. Der ist schlimmer als Naraku, der hat seine Opfer wenigstens nicht seinen Feinden ins Essen gemischt.
Freu mich wirklich schon auf das nächste Kapitel.
Bis denne
Jenny
Von:  Vanilla_Coffee
2010-01-26T20:56:53+00:00 26.01.2010 21:56
Inu Yasha hat sich echt gut vor dem Rat geschlagen^^
Hätt ich ihm nicht zugetraut. Ansonsten gutes Kappi mal wieder abgeliefert^^
*schnell zum nächten Kappi renn*
LG Mila
Von:  KilluahZaoldyek
2009-11-24T19:30:05+00:00 24.11.2009 20:30
Inuyasha hat wie es den Anschein macht gut zugehört, als Myoga ihm etwas erzählt hat. Mit solchen Dingen haben die Fürsten wohl alle nicht gerechnet. *g*
Hoffentlich läuft es weiterhin so gut. Und vor allem auch für Yaeba, dem soll nichts passieren. >_> Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass alle gut aus der Sache rauskommen. Aber abwarten, dann wird man es erfahren. ^-^
Interessant ist die Frage "Wer Tenmaru wirklich ist?" denn daraus wird ja ein großes Geheimnis gemacht. Außerdem kommt auch die Frage auf, wer denn darüber alles bescheid weiß, außer Yaeba und Tenmaru. Ich schätze mal, dass der Ostfürst und Sesshomaru es auch wissen?
Auf jeden Fall ist es super spannend. Weiter so. =)
LG
Kill ^^
Von: abgemeldet
2009-11-18T08:41:56+00:00 18.11.2009 09:41
Mein Vorredner hat ja eigentlich alles gesagt.

Ich finde wirklich, dass war ein gutes Kapitel.

Mehr kann ich auch nicht sagen, außer ich würde hotep`s Worte wiederholen.

na ja

Weiter so

JLP
Von:  Hotepneith
2009-11-17T10:06:55+00:00 17.11.2009 11:06
Inuyasha schlägt sich tapfer vor dem Hohen Rat, das muss man ihm lassen, auch, wenn er die Regeln noch immer nicht so ganz versteht. ( Die 3 Brüder-Geschichte fand ich gut eingeflochten). Andererseits wäre es in Anbetracht der gewissen Reizbarkeit hochrangiger Youkai wirklich nicht schlecht, ein paar mehr Leute als nur drei Ratsmitglieder so schwerwiegenden Entscheidungen trefen zu lassen, Tradition hin oder her.
Was auch immer Yaeba vorhat, hört sich wirklich riskant für ihn an - und Inuyahsas Freunde wühlen bei Tenamaru schon tief in den Intrigen. Dasss das dem Herrn des Ostens gefällt, wenn er draufkommt, ist wohl unwahrscheinlich (allein die Sache mit der Dienerin....du machst ihn wirklich unsympathisch...^^)

Jetzt kann man nur abwarten, was die Menschen herausfinden, was Yaeba erzählt - und wie sehr Inyuasha sich an seinen neuen Status hält.



bye

hotep





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