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Regen

Challenge-Antwort
von

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Mutter und Kind

Der laute Knall eines Blitzeinschlages zerriss die Stille und zerstörte einen angenehmen Traum. Ruckartig schlugen die Lider hoch und die noch blinden Augen starrten dorthin, wo er die Zimmerdecke vermutete. Er seufzte genervt und fuhr sich mit den Fingerspitzen durch die zerzausten Haare. Die gesamte Situation war nervend. Der starke Regen trommelte unentwegt gegen Dach und Fensterscheibe und ständig zuckte ein Blitz, gefolgt von lautem Donner.

Stöhnend zog Shikamaru das Kissen unter seinem Kopf hervor und drückte es auf Gesicht und Ohren. Dieser verdammte Krach stand zwischen ihm und seinem wohlverdienten Erholungsschlaf.

Irgendwann gab er auf und warf das Kissen zur Seite. Es polterte laut und sein Gedächtnis erklärte ihm, dass an dieser Seite des Bettes die Bilder aus seiner Ge-nin-Zeit standen. Mendoukusai. Ino würde ihm wieder schmollend einen Vortrag halten, wenn er soeben eine dieser wichtigen Erinnerungen ihres Teams beschädigt hatte.

Blind tastete er nach seiner Nachtischlampe. Seine Fingerspitzen tappten über den Lampensockel bis zum Schalter, legten diesen um und warteten. Nichts. Verdammt, das war also der laute Knall von vorhin gewesen. Wider besseren Wissens probierte der Chu-nin es noch einmal und auch ein drittes Mal. Die Stromleitungen waren tot, definitiv. Er verdrehte die Augen. Es war ja auch kein Wunder. Nur dieses Dorf konnte auf die Idee kommen die Hauptstromleitung durch einen Platz laufen zu lassen, der förmlich danach schrie von einem Blitz getroffen zu werden, mitten durch einen flachen Teich, umgeben von wundervollem, flachem Grasland.

Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten: weiterhin hier liegen und darauf hoffen, dass er bei dem permanentem Krach des Regens doch noch einschlief oder sich in die Küche tasten und seinen momentanen Durst stillen.

Ein Blitz erhellte das Zimmer, ließ die Schatten einen Herzschlag lang die Wände hoch kriechen und erschreckte Shikamaru zutiefst. Er atmete tief ein und aus, fuhr sich wieder durch die Haare und schlug letztendlich die Decke zur Seite.

Seine Zehen erklärten ihm, wie der Boden aussah. Ein Hausschuh, Kleidung und etwas was sich wie ein Kunai anfühlte. Der plötzliche Schmerz und das Gefühl einiger warmer Tropfen auf dem großen Zeh sagten ihm, dass es garantiert ein verdammter Kunai war. Fluchend suchte und fand er dann doch noch den zweiten Pantoffel und schlüpfte hinein. Leicht humpelnd machte er sich schließlich auf den Weg in die Küche, wobei er noch so einige Gegenstände am Boden auf eine eher schmerzvolle Art und Weise entdeckte.

Eine kleine Stimme im Hinterkopf war der Meinung, dass seine Mutter vielleicht Recht hatte und er wirklich einmal sein Zimmer aufräumen sollte, wurde aber sofort vom gewaltigen inneren Schweinehund mit mentalen Kopfnüssen zum Schweigen gebracht. Soweit kam es noch, dass er für diese mühselige Frau auch noch sein bisschen Freizeit opferte.
 

Schlurfend kämpfte er sich zu der Stelle durch, an der er den Kühlschrank vermutete. Gelegentliche Blitze, welche die Küche durch das recht große Fenster erhellten, machten dies etwas leichter. Das war vermutlich der einzige positive Aspekt dieses Wetters.

Er zog die Kühlschranktür auf und starrte in eine dunkle Tiefe. Es war schon schwer am helllichten Tag etwas darin zu erkennen, aber im Dunkeln? Nahezu unmöglich. Blind tastete er in den Regalen in der Tür herum. Flasche, noch eine Flasche, Butter, Eier und schließlich etwas, das sich wie eine Milchtüte anfühlte. Shikamaru zog die Packung heraus und führte sie an seine Nase. Durch die kleine Öffnung erschnüffelte er den Geruch von Milch. Bingo!

Das Zufallen der Tür wurde vom Donner übertönt und mit einem leisen Seufzen lehnte er sich gegen den Kühlschrank. Gierig begann er zu trinken. Es war eiskalt und schmerzte etwas an den Zähnen, aber es war ein genießbarer Durstlöscher.

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht aus der Packung trinken sollst?“

Shikamaru riss die Augen auf und verschluckte sich fast. Sein Blick wanderte durch die dunkle Küche und blieb schließlich an einem Schatten, mitten im Raum, stehen. Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass sie auch im Raum war.

„Solltest du nicht schlafen?“ fragte er seine Mutter monoton.

„Ich könnte dich das gleiche fragen.“

Zischend stieß er etwas Luft aus. Diese Frau war einfach mühselig. Er stellte den halbleeren Getränkekarton auf die Arbeitsfläche und konnte förmlich spüren, wie ihr Blick ihn durchbohrte. Die Küche war ihr Bereich und sie hasste Unordnung darin. Anscheinend bestand ihr ganzes Leben nur aus Haushalt und andere Leute zum Haushalten „überzeugen“.

Ein Blitz fiel durch das Fenster mit seiner Vorstadtkitschgardine und tauchte den Raum in gleißendes Licht. Nur ein kurzer Moment, kaum länger als ein Atemzug, aber er reichte aus, um Shikamaru erkennen zu lassen, dass sie keineswegs wie immer war. Sie saß auf einem Küchenstuhl und schaute zu, wie dicke Regentropfen gegen das Fenster schlugen. Ihre Haltung war verkrampft, als würde sie sich selbst zur Ruhe zwingen.

Mit verengten Augen und kritischem Blick betrachtete er seine Mutter. Es blitzte erneut und er konnte deutlich sehen, wie sie zusammenzuckte. Eine seiner Brauen zuckte hoch. Diese laute, beängstigende Frau fürchtete sich vor Gewitter. Er hätte schmunzeln können, sich innerlich freuen, doch stattdessen stellte er nur eine simple Frage.

„Was machst du hier?“

Yoshino drehte ihren Kopf leicht über ihre Schulter, um dort hin zu sehen, wo sie ihren Sohn erahnte.

„Ich hab nachgesehen, ob die Tür noch offen ist. Dein Vater vergisst immer den Schlüssel.“

Shikamaru blinzelte. Ungläubig starrte er die Frau an. Er wusste, dass seine Eltern eine merkwürdige Beziehung führten und mehr als einmal fragte er sich, was seinen Vater bei ihr hielt. Anscheinend Situationen wie diese.

Kleine Gesten.

Er blickte auf den Tisch und erkannte Schatten. Es sah aus wie die Silhouetten eines Glases und einer Reisschüssel.

Große Gesten.

„Wollte er heute wiederkommen?“

Yoshino verkrampfte kurz, als wieder ein Blitz die Nacht zerriss. Sie atmete einmal tief ein und aus, bevor sie antwortete.

„Er sagt nie, wann er wiederkommt oder dass er wiederkommt. In der Hinsicht war er immer ehrlich genug keine Versprechungen zu machen.“

Irritiert runzelte Shikamaru seine Stirn. Wie konnte sie dann…? Es traf ihn wie ein Donnerschlag. Lautlos formten seine Lippen ein mehr als erstauntes Oh. Er hatte sich bisher nie Gedanken darum gemacht, warum sie immer mehr als zwei Portionen kochte, selbst dann, wenn Shikaku abwesend war.

Verdammt große Gesten.

Einen Moment kämpfte er mit sich selber, bevor er sich vom Kühlschrank abstieß und zu ihr ging. Er murrte ein leises „mendoukusai“, allein aus Gewohnheit, bevor er einen Stuhl zurechtrückte und sich darauf niederließ. Seine Hand tastete nach ihrer; dankbar griff sie danach und drückte sie fast schon zu fest, als das Gewitter einen neuen Höhepunkt erreichte.

Schweigend lauschten sie dem trommelnden Gewitterregen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Kerstin-san
2015-08-16T15:37:20+00:00 16.08.2015 17:37
Hallo,

ha! Ich wusste gleich, dass es hier um Shikamaru geht. Wenn schon das Wort "genervt" fällt, ist doch schon alles gesagt.
Ich finde es irgendwie süß, wie er da durch sein Zimmer stolpert und an seine Mutter denken muss, die ihm das aufräumen ans Herz gelegt hat.
Ich wäre zu dem Zeitpunkt ja nur am fluchen gewesen.

Das Gespräch der beiden ist herrlich. Shikamaru ist ja wirklich von allem und jedem sofort genervt und doch ist da diese Vertrautheit der beiden.
Eine sehr schöne Geste, dass er mit seiner Mutter dann in der Küche wartet.

Liebe Grüße
Kerstin
Von:  OnePieceFan
2010-06-12T20:38:47+00:00 12.06.2010 22:38
Noch einmal hallo :D
ich kann hier eigentlich nur das gleiche sagen wie bei Wüstenkinder
wunderhübsch ^^
lg♥
Von:  -Kassiopeia-
2009-04-07T18:17:15+00:00 07.04.2009 20:17
verdammt wie machst du das?
ich mein man hat das gefühl das du genau so schreibst wie die person ist.. ich meine shikamarus mutter... vom anime her kennt man sie kaum, außer das sie sehr sehr temperamentvoll ist, aber in diesem os hat man das gefühl das es genau so sein muss.
oder auch wie sich shikamaru verhällt... passt perfekt.
das unaufgeräumte zimmer, na klar der kerl ist so faul der schläft vermutlich sogar mit den klamotten vom tag, weil er sich nicht umziehen will^^, dass das zimmer dann unordentlich ist, ist nur logisch.

ich mag deinen schreibstil.
große klasse!


Von:  Buchruecken
2008-08-30T21:16:55+00:00 30.08.2008 23:16
Ohh.. das is i-wie sehr berührend.. ich meine, Shikas Mutter is really sehr temperamentvoll, aber das sie sich sone Sorgen macht und Angst hat, das find ich soo süß *g* nya supi Kapitel auf jeden :)

LG Mimi
Von:  Minerva
2008-01-30T16:55:09+00:00 30.01.2008 17:55
Ich bemühe mich seit langem irgendwann einmal so zu schreiben wie du...
und das meine ich jetzt ohne dämliches "suppa kappi, mach weita so!!" geschleime. Du hast meinen Respekt und es ist verdammt schwer den von mir zu kriegen. ;)
Mach weiter so.

theo_

PS: "Verdammt große Gesten" ich lieb diesen Teil. Der ist so... ich weiß nicht... wunderschön. oder so...
Von: abgemeldet
2007-11-07T18:24:01+00:00 07.11.2007 19:24
Geez... es gibt Geschichten, die liest man im Vorbeigehen, während der Fernseher im Hintergund läuft, das Telefon klingelt, ein Auflauf im Backofen steht und man ohnehin alle fünf zur Uhr starrt. Und es gibt Geschichten, da stellt man den Fernseher bewusst aus, nimmt sich Zeit, eine heiße Tasse Kaffe und eine Protion Ruhe. Seelenschmalz nenne ich so etwas immer. Etwas, dass meine Seele streichelt, mich wirklich erreicht, und nicht rührungslos an mir vorbeigeht. Es muss keine außergewöhnliche Handlung sein, nichts spektakuläres, keine Action - alles, was es bedarf, ist ein feines Gespür für kleine Gesten, ein bisschen Magie für Worte und fertig ist die Streicheleinheit.
Ich habe schon einige Sachen von dir gelesen und finde, meine ganz persönliche Meinung, dass "Wüstenkinder" und "Mutter und Kind", bisher das Beste ist. "Gebrochene Kinder" war ein gelungener Auftakt, kommt aber leider nicht ganz an die wunderbar stille gleichzeitig schöne Melancholie der beiden Nachfolger heran. Am faszinierendsten finde ich, dass du deinen Lesern zutraust, zwischen den Zeilen zu lesen, oder eher, dass man überhaupt als Leser zwischen den Zeilen darf, wo man doch bei ff's in der Regel alles breimäßig vogekaut bekommt. Du hast einen sehr 'cleveren' Schreibstil, gewürzt mit Humor und einer großen Prise Tiefgang und das ist der Grund, weshalb ich auch künftig meinen Fernseher beim Lesen ausschalten werde ;-)
liebe Grüße, NewJade

PS: Diese Oneshots sind technisch gesehen ein riesiger Schritt nach vorne, wenn ich das mit 'Freundschaft...oder so was ähnliches' vergleiche.


still
Von:  Votani
2007-09-04T10:44:31+00:00 04.09.2007 12:44
Ich hab irgendwie gar nicht mitbekommen, dass es weitergeht. ^^° Deswegen kommt mein Kommi reichlich verspätet und etwas unter Zeitdruck. *schule ruft*
Allerdings will ich es nicht aufschieben, denn sonst vergess ich es.

Zurück zum Thema - was ein geniales war! Nicht nur, dass ich Shikamarus Mutter irgendwie mag und seinen Vater, aber auch die Thematik. Es wird nicht viel gesagt, aber dennoch wird klar, was klar werden sollte. Keine schmalzige Romanze, wo Shikaku ja noch nicht einmal dort ist, trotzdem könnte man fast sagen 'romantisch'. Eben auf ganz eigene Weise, dass mag ich recht gerne, auch wenn nur wenige Leute sowas gut beherrschen. *drop*
Auf jeden Fall hat es mir gut gefallen, auch weil seine Mutter Angst vor Gewitter hat, was er nicht einmal gedacht hatte. Macht sie gleich sympathischer - sehr gelungen. ^^

Votani
Von:  Wieldy
2007-08-16T16:04:48+00:00 16.08.2007 18:04
Ich finde das (mal wieder) sehr schön. Das Thema ist schon recht unverbraucht. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, schon einmal eine FF über Shikamarus Mutter gelesen zu haben... XD
Besonders der letzte Teil gefällt mir gut. Also ab "Ich habe nachgesehen, ob die Tür noch offen ist..."
Diese Steigerung von "kleine Gesten" bis zu "verdammt große Gesten" mag ich. Der Teil davor hätte auch gut kürzer sein können. Nicht, dass mir der Teil nicht gefiele, es ist schön, aber er sagt halt weniger aus.
Das Thema finde ich auch schön eingearbeitet, dieses Gewitter gibt dem OS eine schöne, intime Stimmung.

So, noch zwei, drei Sachen, die mir aufgefallen sind. Erstmal diese Sätze:
"Seine Zehen erklärten ihm, wie der Boden aussah. Ein Hausschuh, Kleidung und etwas was sich wie ein Kunai anfühlte. Der plötzliche Schmerz und das Gefühl einiger warmer Tropfen auf dem großen Zeh sagten ihm, dass es garantiert ein Kunai war."

Da find ich zweimal Kunai irgendwie wiederholt... Vielleicht kann man da schreiben "das Gefühl einiger warmer Tropfen auf seinem großen Zeh bestätigte seine Vermutung." Obwohl, das ist auch nicht so toll^^

Außerdem fand ich das beim ersten Lesen ein bisschen seltsam, dass Shikamarus Mutter gleich erkennt, dass er Milch trinkt, wo doch alles so dunkel ist. Aber da hats bestimmt grad geblitzt.^^

Und hier empfinde ich zweimal "und" in einem Satz als etwas "doppelt gemoppelt":
"Seine Hand tastete nach ihrer und dankbar griff sie danach und drückte sie fast schon zu fest, als das Gewitter einen neuen Höhepunkt erreichte" Vielleicht: "Seine Hand tastete nach ihrer. Dankbar griff sie danach und drückte sie..."

So, insgesamt also ein sehr schöner Oneshot, bloß dass das Humor sein soll, geht mir nicht so ganz auf. Also eine Darkfic ist es schon mal gar nicht, aber unter Humor hatte ich mir was anderes vorgestellt. Aber gut so! Humor mag ich nämlich nicht so wirklich XD
Von:  Sunny713
2007-08-14T22:11:08+00:00 15.08.2007 00:11
ich finde das kapitel ist sehr gut!
mir gefällt es!
schob allein wenn man shikamarus mutter kennt denkt man nie das sie
überhaupt angst haben könnte!


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