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If old love goes

and new love your heart warms up
von

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Zweifel

Kapitel 6: Zweifel
 

„Sie...sie haben dich ins Visier genommen.“

Der Satz schwirrte der total geschockten Viper im Satz herum wie ein jahrelang einstudiertes Gebet. Fahrig fuhr er sich mit der zitternden Hand über die Augen und zischte leise vor sich hin. Das war doch nicht sein Ernst!

„Ich hab ihnen erzählt, wie du so bist und...nun, sie waren sehr interessiert an dir...ich bin nicht der einzige, der möchte, dass es dir gut geht...ich kann mir so ungefähr denken, wie du dich fühlst, nachdem du ganz alleine da stehst und ich möchte dir helfen...“

Unsicher hielt Inui in seinem Monolog inne und schielte den Jüngeren scheu an. Dieser hatte sein Gesicht in den geöffneten Handflächen verborgen und reagierte nicht. Er war in Gedanken versunken.

„Natürlich ist das keine endgültige Entscheidung...zuerst ist natürlich immer eine bestimmte Probezeit eingeleitet, damit wir uns erst einmal alle gegenseitig kennen lernen können und herausfinden, ob wir überhaupt miteinander zurechtkommen...“

Zum ersten Mal seit mehreren Minuten regte der Jüngere sich wieder. Böse funkelte er den Älteren an, und Inui hatte komischerweise das Gefühl, Kaido sähe ihm direkt in die Augen. Kein schönes Gefühl!

„Du Idiot! Was denkst du dir eigentlich dabei? Kommst hier einfach so an und willst mein Leben auf den Kopf stellen, was? Danke, das ist schon gestört genug, auch ohne dich! Du kennst mich doch gar nicht richtig, wie kommst du dann auf die Idee, mich als deinen Bruder akzeptieren zu wollen? Du bist verrückt, Inui, aber total! Verpiss dich!“, schrie er sein Gegenüber an, das auch durch seine spiegelnde Brille hindurch einen sichtbar traurigen Ausdruck in den Augen trug. Das merkte Kaido aber gar nicht, in diesem Moment.

Krachend riss Kaido den Stuhl um und rannte aus dem Raum. Viele verdutzte Augenpaare ließ er hinter sich zurück, einige riefen sogar nach ihm, aber die Stimme, von der er sich heimlich fast gewünscht hatte, sie würde ihn zurückhalten, schwieg.

//Dämlicher Idiot! Du machst mich fertig, echt! Ich komm doch auch so schon nicht zurecht mit allem und dann machst du es mir noch schwerer! Erst einmal muss ich zusehen, dass ich hier irgendwie raus komme und...//

Weiter kam Kaido in seinen Gedanken nicht mehr, ehe er sich versah stürzte er auch schon ziemlich ungeschickt zu Boden, als er unbewusst jemanden anrempelte.

„Uh!“

„Autsch! Hey...“

Grimmig schaute Kaido auf. Eine harsche Antwort blieb ihm allerdings geradezu im Hals stecken, als er sah, wen er da eigentlich angerempelt hatte.

„Nanu? Kaoru?“ Erstaunt blickte die junge Frau mit den schulterlangen schwarzen Haaren und den blauen Augen aus großen Augen an. Frau Inui, stellte Kaido mit einem siedend heißen Schauer auf dem Rücken fest. Na toll!

„Ent...schuldigung...“, stammelte er aus reiner Verblüffung nur, bevor er sich erneut aufrappeln und weiterlaufen wollte, zu seinem Missfallen allerdings von Herrn Inui am Arm fest- und zurückgehalten wurde, ohne sich ernsthaft aus dem Staub machen zu können.

„Warte mal, Junge. Es trifft sich gut, dass wir dir gerade über den Weg laufen, wir wollten sowieso mit dir sprechen.“, meinte Inuis Vater mit einem sanften Lächeln, als er den leicht verschüchterten Ausdruck in den aufgerissenen Augen des Jungen bemerkte.

„Komm doch bitte mal mit uns, ja? Keine Angst, wir beißen nicht.“

Lächelnd ging Frau Inui voran. Sie verstand nun, was ihr Sohn gemeint hatte, als er sagte, Kaido sei ein scheuer Mensch, der sich nicht so gut auszudrücken vermochte und noch sehr unselbstständig war. Sie mochte den Jungen jetzt schon.

In einem kleinen Gruppenraum, in dem nur eine junge Frau und ein kleiner Junge saßen, ließen sie sich zu dritt nieder. Kaido setzte sich mit zusammengeklemmten Beinen den beiden Erwachsenen gegenüber und betrachtete anscheinend äußerst interessiert seine Schuhe.

Schließlich waren es wie erwartet die Erwachsenen, die das Gespräch einleiteten.

„Du kennst uns bestimmt, oder? Wir sind die Eltern von deinem Teamkollegen aus dem Tennisclub, Sadaharu Inui.“

Ein stummes Nicken antwortete.

„Wir haben von dem tragischen Unglück vor einer Woche gehört, aber unser Beileid werden wir dir nicht aussprechen, falls du das jetzt gedacht hast. Ganz im Gegenteil. Ich selbst hab meinen Vater verloren, als ich zehn Jahre alt war und ich weiß, wie du dich fühlst. Du fühlst dich allein gelassen und bist deprimiert, du weißt nicht, wie du dich verhalten sollst, stimmt’s? Ich kann das verstehen. Es ist schlimm, jemanden zu verlieren. Aber wir wollen dir helfen.“

Ganz ernst schaute der sonst so schweigsame Herr Inui dem Jungen in die Augen, zwang ihn so, den Blickkontakt möglichst nicht zu unterbrechen. Wozu Kaido sowieso viel zu ängstlich war in diesem Moment. Er wusste, was gleich kommen würde. Aber er verstand es nicht.

Und um sich nicht die ganze Story anhören zu müssen, beschloss er, selbst die Offensive zu ergreifen. Auch wenn es schwer fiel.

„Warum...warum wollen Sie mich adoptieren? Ich...es...na ja, es gibt doch...so viele andere Kinder hier, die eine Familie viel dringender nötig haben als ich...die schon viel länger darauf warten...“, fragte er scheu und blickte nun doch weg. Nervös begann er an seinem Hemd rumzuzupfen, um irgendwie seine Finger zu beschäftigen.

Erstaunt sahen sich die beiden Erwachsenen an. Mit solch einer Frage hatten sie nicht gerechnet. Sah aus, als wenn ihr Sohn wohl schneller gewesen wäre.

Aber Inuis Mutter machte dem Jungen sofort klar, wie ihre Meinung zu der ganzen Sache stand. Und das begriff sogar der manchmal etwas begriffsstutzige Kaido.

„Wir möchten aber dich adoptieren und nicht jemand anderen, Kaoru. Sadaharu hat uns einiges über dich erzählt und im Grunde genommen war das auch nur Gutes. Wir möchten dich gerne besser kennen lernen und dir eine Möglichkeit geben, dein Leben noch einmal neu und gut aufzubauen, und um dir eine gute Zukunft zu sichern. Nichts ist unsicherer als ein Leben ohne Verwandte, ohne helfende Hände, ohne die Liebe der Familie. Bitte Kaoru, denke darüber nach. Wir tun nichts, was du nicht möchtest, aber wir wären sehr glücklich, wenn du uns eine Chance geben würdest.“

„Bitte, Kaoru. Gib uns eine Chance. Wir werden unser Bestes geben, damit es dir gut geht. Und damit du diese Entscheidung später nicht bereust.“

Ohne, dass es jemand bemerkt hatte, war auch Inui wieder dazugestoßen. Aus großen blauen Augen, die Kaido zum allerersten Mal ohne die lästige Brille in ihrer ganzen Schönheit sah, schaute er seinen Freund an.

„Ich weiß, du bist unsicher und kannst dich nicht entscheiden, auf welche Stimme in deinem Inneren du hören sollst. Auf die Stimme deines Herzens, die dir unermüdlich zuflüstert, zuzustimmen, oder auf die Stimme der Vernunft, die dir irgendwelchen Quatsch einredet, der gar nicht stimmt. Aber ich rate dir, folge der lautesten Stimme. Tu das, wonach dich dein Herz drängt. Du wirst es nicht bereuen, ich verspreche es dir!“

Die Spannung schien die gesamte Luft zu zerfetzen wie einen zu straff gespannten Stofffetzen. Kaido seufzte leise auf.

„Ich wusste ja schon immer, dass du irre bist, Inui, aber dass du sogar Stimmen hörst...dir ist wohl nicht mehr zu helfen!“

Das war ein ganz typischer, lahmer Versuch, die Spannung zu lockern. Zu seiner Erleichterung stieg Inui allerdings auch sofort wieder drauf ein.

„Nun, diese Stimmen sind manchmal sogar recht praktisch, das muss man zugeben. Sie liefern einem recht nützliche Daten.“

Während der nüchternen Antwort setzte Inui seine Brille wieder auf. Er sah, dass Kaido einen kleinen Schmollmund machte.

„Lass doch mal diese blöde Brille ab, die sieht einfach nur blöd aus, wenn ich das mal so sagen darf, Senpai.“, knurrte der Jüngere der beiden herausfordernd. Ganz eindeutig. Er war auf eine kleine Konfrontation aus. Neugierig beobachtete Familie Inui das Spektakel zwischen den beiden Jungen.

„Die brauch ich aber. Ohne bin ich praktisch blind wie ein Maulwurf...außerdem ist die auch ganz praktisch. Wenn man mir nicht in die Augen schauen kann, merkt man auch nicht, wie ich Daten sammle.“

„Pfuuuhhh...das nächste, was wir zusammen machen, ist ein Besuch beim Optiker!“

Glücklich seufzte Inui auf.

„Danke, Kaoru, danke. Ich freue mich schon drauf.“



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