Versuch es!
Sally
Sie war müde.
Dieses elendige Grinsen in die Kamera hatte sie angestrengt.
Außerdem knurrte ihr Magen schon wieder.
Jukka hatte angekündigt das sie den Rest des Tages frei hatten und am nächsten Morgen alle einen schönen chilligen (das waren seine eigenen Worte) Ausflug in einen der Freizeitparks machen würden.
Die Idee gefiel Sally.
Sie mochte so was…Achterbahnen, Wasserbahnen…Riesenrad!
Und vor allem ne Menge Zuckerwatte…
Was sie nur etwas beunruhigte war die Tatsache das auch Samu dabei war. Seid dem gestrigen Abend fragte sie sich immer mehr ob sie nicht doch…
Sie ließ den Kopf hängen.
„Sally?“, Eve grinste sie an und setzte sich neben sie aufs Bett.
„Mhm..?“
„Warum starrst du die ganze Zeit n Foto von Samu auf deinem Laptop an?“
Der Laptop knallte zu.
„Tu…tu ich doch gar nicht…“, Sally lief knallrot an.
Eve grinste.
„Lügnerin.“
„Geh zu deinem Jukka!“, fauchte Sally sie an.
Eve grinste verlegen.
„Tja, eh…ich weiß überhaupt nicht wo der ist.“
Sally sah sie erstaunt an.
„Hä? Der schleicht sich doch sonst nie raus.“
Eve zuckte mit den Schultern.
„Ich war eben bei ihm. Samu scheint auch nicht da zu sein.“
Sally legte skeptisch den Kopf schief.
„Bist du…bist du sicher?“
Ihre Schwester nickte.
„Ach was…die lungern hier bestimmt irgendwo rum.“, sie stand auf und sah auf den Flur hinaus.
In dem Moment lief ein vertrautes Gesicht an ihrem Zimmer vorbei.
„Das…eh…hey! Dr. Watson!“, sagte sie aufgeregt und lief auf den Mann zu der an ihr vorbeigelaufen war.
Der Mann mit den braunen Haaren drehte sich um.
„Mhm? Oh, Sally! Wie schön Sie gesund und munter zu sehen.“, er erkannte sie sofort.
Eve sah neugierig aus der Tür raus.
Der?!
Sie wusste nicht wieso, aber der Arzt der Sally nach dem Unfall im Krankenhaus behandelt hatte war ihr nie geheuer gewesen.
Er sah Sally immer so an…das passte ihr nicht.
„Wie…wie geht’s ihnen?“, Sallys Augen leuchteten glücklich auf.
Sie verdankte diesem Mann ihr Leben, sie hatte großen Respekt vor ihm.
„Danke, sehr gut. Aber ich hab Ihnen doch angeboten mich Ryan zu nennen, oder?“
Uäh, dachte Eve nur.
Was ein Schleimer.
„Dann hör auf mich zu Siezen…Ryan.“, lachte Sally.
„Haha, tut mir leid, Sally. Hättest du Lust heute Abend was mit mir zu unternehmen?“
Bei Eve läuteten die Alarmglocken.
Sie wollte grade eingreifen das hatte Sally schon „Ja, gerne.“, gesagt.
Verdammt!
Eve kroch wieder ins Zimmer und suchte verzweifelt ihr Handy.
Joanna war mit Janne, Raul und Sami irgendwo im Nirgendwo.
„Geh ran, geh ran!“, fauchte sie das Tuten ihres Handys an.
Joanna ging nicht ran.
Mist.
Eve wusste nicht warum sie das so störte das Sally mit diesem Kerl ausging aber was sie noch mehr störte war das selige und glückliche Lächeln auf Sallys Gesicht als sie sich für den Abend fertig machte.
Sally kam spät abends wieder zurück. Sie strahlte wie ein kleines Kind.
Sie hatte den schönsten und wunderbarsten Abend ihres Lebens mit Ryan verbracht.
Er hatte sie nicht schick ausgeführt sondern sie waren einfach ins Kino gegangen, danach bei McDonalds was Essen und dann noch in die nächste Spielhalle.
Es war traumhaft gewesen.
Ryan war absolut irre.
Er war ein noch sehr junger Arzt, aber er erzählte nicht einmal was von seiner Arbeit. Er fragte Sally die ganze Zeit über ihre Musik aus.
Und als er sie zurück zum Hotel gebracht hatte…sie hielt den Atem an.
Da hatte er sie ganz sanft geküsst.
Sally strahlte.
Oh mein Gott…sie war verliebt.
„HEY!“, Joanna riss sie aus ihren Träumen.
Sally sah sie strahlend an. Das irritierte Joanna.
Sally umarmte ihre Freundin glücklich.
„Joanna…es war so schön…Ryan ist klasse…“, strahlte sie.
Eve sah um die Ecke.
Das hatte sie befürchtet.
Sie wollte nicht weiter drauf eingehen und sah Sally mahnend an.
„Und Samu?“
Sally sah sie erstaunt an.
„Was ist mit Samu? Ist was passiert?“
„Jaaa, mit dir!!!!“, fauchte Eve sie an.
Sally verstand nicht was Eve von ihr wollte.
„Oh bitte, Sally. So blind kannst du doch nicht wirklich sein.“, Eve schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Eve hat Recht. Wie lange willst du dich denn noch vor deinen Gefühlen verstecken?“, meinte Joanna.
Sally sah ihre beiden Freundinnen verständnislos an.
„Meinen Gefühlen? Wovon redet ihr überhaupt?“
„Von Samu. Herrje, jeder von uns weiß es nur du rallst es nicht!“, fauchte Eve wütend.
Dann klickte es bei Sally.
Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
„Kommst du schon wieder mit der Leier verliebt in Samu an?“
„Oh bitte… natürlich bist du das. Und ihm geht es nicht anders. Das weiß jeder.“, fauchte Eve. Sallys Verhalten regte sie auf.
Sally schüttelte empört den Kopf.
„Ihr spinnt doch beide. Lasst mich endlich mit Samu in Ruhe und gönnt mir mein Glück mit Ryan, klar?“, wütend schlug sie die Badezimmer hinter sich zu.
Sie sah in den Spiegel und starrte die Narbe an.
Samu…verliebt in sie…wie lächerlich.
Jukka duckte sich grade rechtzeitig bevor das Glas an der Wand zerbrach.
Er sah vorsichtig zu Samu auf der schon nach einer Flasche Wasser griff die auf dem Tisch stand.
„Hey, Alter…jetzt krieg dich doch mal wieder ein. Es könnte Verletzte geben.“, wobei er natürlich auf sich selber anspielte.
„ICH HAB ABER KEINE LUST MICH EINZUKRIEGEN!!!!“, die Flasche schmetterte gegen die Wand.
„Klasse…wie erklär ich das der Hotelleitung? Samu, was ist denn los? Regst du dich echt so sehr darüber auf weil Sally mit Ryan ausgegangen ist?“
„WAS?! DARÜBER REGE ICH MICH NICHT AUF!!!“
Jukka schüttelte wie selbstverständlich den Kopf.
„Nein, nur nicht.“, seine Ironie war nicht zu überhören.
„Flipp doch nicht so aus. Frag Sally doch einfach.“, meinte Jukka als Vorschlag (wobei er sich vor einem fliegendem Kissen retten musste).
„Es ist mir egal mit wem sie ausgeht…“, Samu sank aufs Bett und stützte in den Kopf in den Händen ab.
Jukka wagte sich vorsichtig an ihn heran.
„Wenn es dir egal ist…warum regst du dich dann so auf…?“, versuchte er es vorsichtig.
„Hast du es nicht gesehen?!“
Jukka sah ihn verständnislos an.
Worauf wollte Samu hinaus?
„Was anders an ihr war…? Sie hat ihn angelächelt. Aber wie sie das getan hat! So..“
„…hat sie dich noch nie angesehen?“, beendete Jukka seinen Satz.
Oh man, war das kompliziert.
Er wusste immer das Samu an Sally hing, aber das es so extrem stark ausgeprägt war, hatte er nicht für möglich gehalten.
Er dachte immer das es mehr ein Beschützerinstinkt war, eine Art „Auf kleine Schwester“-Aufpassen Syndrom.
Aber es war wohl doch mehr als sich Samu selber eingestand.
„Dann geh du doch mit ihr aus.“, grinste Jukka.
„Was…soll ich?“, Samu sah ihn empört an.
„Naja, anscheinend baggert unser Doktor fleißig und Sally fällt voll auf seine Schleimerei rein…da musst du dich ranhalten.“
„Son Blödsinn…ich will mich gar nicht ranhalten.“, Samu sah ihn patzig an.
Jukka schüttelte wieder den Kopf.
„Dann verlierst du sie.“
Samu stand wütend auf.
„Ich wollte sie nie haben!“, die Hotelzimmertür knallte geräuschvoll hinter ihm ins Schloß.
Wütend ging Samu den Flur entlang.
Er hatte Sally schon längst verloren, dass wusste er. Seit dem Unfall, war zwischen den beiden eine noch größere Kluft als vorher. Sally entfernte sich immer mehr von ihm.
Aber seine Gefühle verwirrten ihn…wollte er sie wirklich nie haben?
Er ging zielstrebig Richtung Aufzug, fuhr in die Lobby und ging zur Bar.
Mit einem Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter hockte er sich an die Bar und bestellte sich irgendwas.
Er ließ den Kopf hängen und betrachtete fasziniert die Eiswürfel in seinem Glas.
Sally…was war nur los mit ihm?
All die Jahre hatte er nur seine schützende Hand über sie gehalten, er hatte sie einfach nur beschützen wollen.
Aber es frustrierte ihn das all seine Bemühungen wohl für lau gewesen waren.
Sally hatte sich nie bei ihm bedankt…oder ihn so angestrahlt…er hatte sie das letzte Mal so lächeln sehen als sie ihren Kater Diego als kleinen Kater bekommen hatte.
Er war sich sicher…Sally war verliebt in diesen Arzt.
Der Gedanke tat weh.
Warum?
Er spürte ein Stechen in seiner Brust.
Das nervte ihn…er wusste es, wollte es sich aber nicht so wirklich eingestehen.
Er leerte mit einem Zug sein Glas.
Was solls. Es war halt so.
Er war eifersüchtig.
„Vor wem versteckst du dich?“, er zuckte zusammen als er Sallys Stimme neben sich hörte.
Sie setzte sich neben ihn.
„Das gleiche was er hat.“, sagte sie zum Barkeeper und wies dabei auf Samus Glas.
Samu sah sie nicht an.
„Also, vor wem läufst du davon?“, fragte sie und sah ihn genervt an.
Vor dir, wollte er schon sagen, zuckte aber nur abweisend mit den Schultern.
Sie seufzte.
„Eve und Joanna gehen mir…mit dir auf die Nerven.“
Samu sah sie erstaunt an.
„Was?“
„Jaaaa, sie sind felsenfest davon überzeugt das du…na ja…was von mir willst…aber das streite ich ab. Das ist doch…Blödsinn…oder?“, sie sah ihn verlegen an.
Samu sah sie kurz an.
„Ja…völliger Blödsinn…“, flüsterte er leise.
Dann sah er sie herausfordernd an.
„Liebst du…diesen Ryan?“
Sally verschluckte sich beinahe und wurde rot.
„Ich…“, ihr war es irgendwie peinlich mit Samu darüber zu sprechen.
Samu fasste Mut.
Er stand auf und schlang seine Arme um Sally Hüfte.
Sie sah ihn erschrocken an und wich leicht zurück.
„Wa…was hast du vor…?“, sie wurde rot im Gesicht.
„Ich will…nur was wissen…“, flüsterte er leise.
Sally konnte ihm darauf nichts mehr entgegensetzten, den auf einmal küsste Samu sie.
Er ließ nicht von ihr ab und zog sie näher an sich ran.
Sally stiegen die Tränen in die Augen.
Was war…?
Samu ließ nicht von ihr ab und schob ihr vorsichtig seine Zunge in den Mund.
Sally´s Abwehrhaltung löste sich.
Sie erwiderte den Kuss und ihr wurde ganz anders zumute.
Das war nicht wie bei Ryan…das war…als ob eine lange da gewesene Sehnsucht von ihr abbrach.
Sie schlang die Arme um Samu´s Hals.
Ihr Herz raste und sie zog sich selber dicht an ihn.
Sie wollte nicht dass er aufhört.
Samu ließ langsam von ihr ab.
Seine Knie sackten beinahe zusammen.
„Wow…“, sagte er unabsichtlich laut und ließ Sally vorsichtig los.
Sie wurde wieder wach.
Sie spürte dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Dann sprang sie von dem Barhocker und rannte aus der Bar.
Samu sank auf dem Barhocker zusammen und packte sich an den Kopf.
„Mist…“, da hatte er mal wieder was angerichtet.
