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Big City Life

von

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[Shou] Schreck um Mitternacht

Soooo.
 

Ich fass mich kurz: Hab aus diversen Gründen LANGE nichts mehr geschrieben und auch dieses Kapitel ist bereits schon abgetippt gewesen, als ich noch regelmäßig an dieser FF geschrieben habe.

Da ich allerdings nun langsam wieder mit Schreiben anfange (leider noch etwas holprig und nicht in meinem gewohnten Stil und Umfang, wie man an "Graduation" sehen kann...), habe ich mich entschlossen, auch in den nächsten Wochen/Monaten, wieder an "Big City Life" zu schreiben und meine bereits handschriftlich festgehaltenen Notizen auszuarbeiten und diese Geschichte hier noch zum Ende zu bringen.
 

Im Vorfeld möchte ich aber zusätzlich sagen, dass ich aktuell keine Aussage dazu treffen kann, in welchen Abständen es hier oder bei anderen FFs weitergeht, weil ich einiges um die Ohren habe und wie gesagt gerade erst wieder anfange...
 

Nun aber genug ^^
 


 

Titel: Big City Life

Teil: 17/(25-30)

Dank: an alle Leser

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 


 


 

Kapitel 17 – [Shou] Schreck um Mitternacht
 

Was zuletzt geschah…
 

Dort standen auch der Brunnen und das Cafe, in dem Ruki mit Kanon gesessen hatte. Ebenfalls befand sich dort Mikus und Takuyas Lieblingskonditorei, wo sie sich Schokohörnchen kaufen wollten. Von dort aus würde man weiter entscheiden, wo man hingehen könnte.
 

Die Zeit wurde langsam knapp und sie hatten vor Zuhause oder woanders Unauffälliges zu sein, bevor die letzte Stunde zu Ende war und ihre Mitschüler ebenfalls in die Stadt strömten. Ruki hatte wirklich keine Lust irgendwem blöde Fragen zu beantworten oder gar von jemandem angeschwärzt zu werden. Doch trotz seines schlechten Gewissens genoss er die Zeit mit den vier Freunden und bereute es nur ein ganz kleines bisschen mitgekommen zu sein. Aber nur ein klein wenig.
 

~*~*~
 

Mikus und Takuyas Lieblingskonditorei entpuppte sich als ein gemütliches zweistöckiges Gebäude in einer kleinen Seitenstraße, die nicht so überfüllt war wie der Rest der Stadt.
 

Die glasige Front ließ schon aus einigen Metern Entfernung einen ersten Eindruck zu und Ruki sah die „Standard“-Bäckereiladentheke, hinter der zwei Frauen (eine jüngere und eine ältere) die Kunden bedienten, Brot und Kuchen schnitten, Brötchen in Tüten packten und hin und wieder einen Blick in den Ofen warfen. Zwei Stehtische waren direkt am großen Fenster zu erkennen und rechts waren noch einmal drei Tische mit Stühlen, an denen man seine Mahlzeiten serviert bekam, wenn man es nicht eilig hatte. Wenn man ein Stück weiter nach oben sah, erkannte man zudem, dass es noch ein oberes Stockwerk gab – ebenfalls mit großzügiger Glasfront – wo sich zudem ein kleiner Balkon befand, der dekorativ mit Topfpflanzen behangen worden war.
 

Sie betraten den Laden und wichen einem Kunden aus, der ihn gerade verlassen wollte. Dann gingen sie auf die Theke zu, wo sie nun die volle Aufmerksamkeit der beiden Frauen hatten. Sie lächelten beide erfreut.
 

„Miku-kun, Takuya-kun“, meinte die Jüngere mit mädchenhafter Stimme, „Schön euch mal wieder zu sehen!“ Die Ältere (beim näheren Hinsehen wohl die Mutter der jüngeren Frau) warf den Gästen einen einladenden Blick zu. „Ich nehme mal an, das Übliche?“ Die beiden Jungen verbeugten sich höflich und grüßten zurück, ehe sie strahlend nickten.
 

Während die jüngere Frau (sie hatte pinke Strähnen in ihrem nussbraunen Haar und Miku nannte sie >Mimi-chan<) sich mit den beiden Brüdern unterhielt, die auf ihre Schokohörnchen warteten (Mimis Mutter machte sie ihnen ganz frisch), machten sich Nao, Ruki und Hiroto schon einmal auf den Weg nach oben, zu ihrem „Stammplatz“.
 

„Seid ihr oft hier?“, fragte Ruki amüsiert und Nao grinste ertappt. „Wie kommst du denn darauf?“, er lachte, „Nee, mal im Ernst – so einmal in der Woche sind wir eigentlich mindestens hier, manchmal öfter. Zum einen, um die Schoko-Sucht der beiden da unten zu stillen und zum anderen haben die sagenhaften Moccachino hier – von den Muffins ganz zu schweigen!“ Hiroto lächelte nun ebenfalls. „Die Muffins sind klasse, da kann man nix sagen!“
 

Die drei setzten sich an den Tisch ganz hinten links. Hiroto saß mit dem Rücken zur Wand, die Glasfront rechts von ihm, Nao und Ruki saßen ihm gegenüber, die Treppe im Rücken und das Fenster links von ihnen.
 

Als Hiroto sein Handy herausholte (war er süchtig nach dem Ding?), setzte Nao feixend hinzu: „Außerdem sitzt hier auch immer Pons Schwarm und wie kann man ein Treffen zufälliger arrangieren als in einer Konditorei?“ Ruki und Nao lachten, als Hiroto unter dem Tisch nach ihnen trat und versuchte böse zu gucken. „Man!“, meckerte er und fixierte Nao mit heruntergezogenen Augenbrauen, „Ich lass mich auch nicht über dein Privatleben aus, also lass es! Sonst erzähl >ich< mal ein paar Geschichten!“
 

Nao hob abwehrend die Hände und ließ Hiroto beleidigt weiter auf seinem Handy herumtippen. Er verschränkte die Arme auf der Tischplatte und sah nach draußen.
 

Ruki nutzte die aufgekommene Stille, um mal wieder in seinen Gedanken zu versinken. Komisch war es schon – nicht nur komisch im Sinne von seltsam, sondern auch komisch im Sinne von witzig. Da wäre zum einen die Tatsache, dass er gerade schwänzte (seine Mutter würde ihn köpfen, sollte dies jemals ans Tageslicht kommen), obwohl er sonst ein Musterschüler war. Dazu kam der kuriose Umstand, dass er dies mit Leuten tat, die er eigentlich so überhaupt nicht kannte. Was wusste er schon von ihnen? Miku kannte er nun fast zwei Wochen (So lange schon? Die Zeit flog…) und er war ein netter Kerl, hilfsbereit, aufgeweckt – einfach liebenswürdig. Dann war da sein Bruder, den er das erste Mal auf der Party gesehen hatte und von dem er nur wusste, dass er Miku zwar ähnelte, aber doch auf ruhigere Art und Weise – er war ein angenehmer Zeitgenosse. Nao war… cool, locker, ein wenig neckisch… eigentlich ein ganz normaler Teenager, der ein wenig wie ein Bindeglied zwischen den vieren funktionierte. Und dann war da Hiroto. Ihn traf er heute zum ersten Mal. Aber er wusste schon, dass er gar nicht so cool und böse war wie er sich gab. Und dass es da scheinbar jemanden gab, an dem er Interesse hatte und sich diesbezüglich von Nao aufziehen ließ.
 

Er mochte sie gern. Alle vier. Auch wenn er sie nicht so gut kannte wie nun zum Beispiel Kanon, Nao oder Takeru – aber sie gaben einem ein sicheres Gefühl und vor allem auch die Gewissheit erwünscht zu sein. Und wer fühlte sich nicht gerne willkommen?
 

Ihm wurde ein wenig warm ums Herz bei dem Gedanken und er versuchte ein bisschen weniger kitschig zu denken, als auch schon Miku und Takuya mit dem Essen heraufkamen. Ruki fiel in diesem Moment ein, dass sie eigentlich alle gar nichts bestellt hatten – inklusive ihm – aber die beiden Brüder trugen zwei beladene Tabletts mit Tellern und Tassen.
 

„Wir wussten leider nicht, was dir wohl schmeckt Ruki, also haben wir einfach die leckersten Sachen bestellt und wir teilen uns alles, ok?“, fragte Miku und setzte sich neben Hiroto, seinem Bruder gegenüber, der neben Ruki Platz nahm. Ruki nickte bloß und bestaunte dann die riesige Auswahl, die die beiden mitgebracht hatten. Einige davon wurden gleich von gewissen Personen in Beschlag genommen (die Tasse mit Moccachino wanderte zu Nao, die heiße Schokolade und zwei Muffins zu Hiroto, die Schokohörnchen zu Miku und Takuya), aber dennoch blieb noch einiges über, was man unter fünf Jugendlichen mit gesundem Appetit rasch verteilen konnte.
 

Ruki nahm sich ein schmackhaft aussehendes Croissant, einen Muffin und eine Tasse mit einem heißen, wohlriechendem Getränk, von dem er nach dem ersten Schluck schmeckte, dass es Schokolade und Karamell waren, die seine Zunge benetzten. Lecker!
 

Doch so sehr er gerade auf Wattewölkchen schwebte und sich pudelwohl fühlte, schlich sich erneut der penetrante Gedanke an Shou in seinen Kopf. Er wusste nicht wieso, aber die Geschichte ließ ihn einfach nicht mehr locker. Wahrscheinlich lag es an dem Blick des Älteren. Er war einfach herzerweichend gewesen und obwohl Ruki nicht Schuld daran war, nagte er wie ein schlechtes Gewissen an ihm.
 

„Sagt mal…“, begann er vorsichtig und gewann die Aufmerksamkeit der anderen, „Saga und Shou verstehen sich doch sehr gut, oder?“, er wartete keine Antwort ab, „Wie kommt es dann, dass sich die beiden scheinbar so gefetzt haben, dass sie kein Wort mehr miteinander wechseln?“
 

Miku und Takuya, die Cousins von Shou, warfen sich einen vorsichtigen Seitenblick zu, ehe Miku das Wort ergriff und wieder seinen ernsten Blick aufsetzte, während er sich etwas nach vorne beugte, um Ruki anzuvisieren. „Ich weiß zwar ehrlich gesagt nicht, warum dir das so zu schaffen macht, aber ich möchte dir als Freund raten, dich nicht in die Geschichte einzumischen. Das mein ich ernst.“
 

Ruki zog die Stirn kraus und erwiderte Mikus Blick. „Wieso? Was soll schon passieren? Ich will nur, dass die zwei sich wieder vertragen, mehr nicht!“
 

Takuya warf ihm einen Blick zu, der sowohl mitfühlend und verständnisvoll war, aber auch sagte, dass sein Bruder Recht hatte. „Ruki, ich will dich ja nicht entmutigen, aber es gibt vieles, was du über die beiden nicht weißt und selbst wenn – glaubst du wirklich, dass die beiden sich wieder vertragen, nur weil du das so willst?“ Ruki war kurz vor den Kopf gestoßen und ihm fehlten die Worte. Miku schüttelte ein wenig traurig den Kopf. „Vergiss es einfach, ok?“, meinte er, „Die beiden kennen sich schon von klein auf und wenn man sich so nahe steht, weiß man nun mal leider auch, wie man den anderen am schlimmsten verletzen kann – ob nun absichtlich oder nicht. Ich weiß genauso wenig wie Yuki, was >genau< zwischen den beiden vorgefallen ist, aber ich weiß ziemlich sicher, dass die beiden sich früher oder später wieder zusammenraufen. Das haben sie bislang immer getan.“
 

Nao sah von einem zum anderen. Er sah ein wenig skeptisch aus, schien sich jedoch dann zu entschließen, sich nicht in diese Diskussion einzumischen. Auch Hiroto stierte auf sein Handydisplay, als wolle er mithilfe seiner vollsten Konzentration darin abtauchen – das Thema schien ihnen allen unbehaglich zu sein.
 

Und Ruki wurde im Laufe des Tages das Gefühl nicht los, dass Miku und Takuya doch mehr wussten, als sie zugeben wollten.
 

Kurz bevor offiziell das Ende des Unterrichts verkündet wurde, machten sich alle wieder auf den Weg nach Hause. Und auf dem Heimweg wurde Ruki schlussendlich klar, dass es nur zwei Möglichkeiten gab in dieser Sache etwas zu klären: entweder direkt mit Shou sprechen oder mit Saga. Über Umwege war sein Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt…
 

Er wollte gerade seinen Schlüssel aus der Tasche kramen, als er beinahe mit jemandem zusammenstieß. „Entschuldigung“, murmelten beide zugleich und erst zwei Sekunden später merkten beide, mit wem sie fast kollidiert wären.
 

„Ruki!“ „Kanon!“ – „Aua!“ „Himmel! Warum hast du nicht Bescheid gesagt?!“ Ruki rieb sich den Arm, aber Kanon schien nicht wirklich sauer zu sein – er sah mehr besorgt und erleichtert zugleich aus. „Das ließ sich in dem Augenblick nicht wirklich arrangieren – immerhin hatte ich keine Ahnung was Miku von mir wollte, als ich zu ihm rüber bin!“ Kanon schüttelte den Kopf. „Ist jetzt auch vollkommen unwichtig, deswegen bin ich nicht hergekommen.“ Ruki blinzelte. „Ach, nein?“ Wieder schüttelte sein Gegenüber den Kopf. „Ich brauch eigentlich einen Ratschlag und mein wertes Bruderherz ist nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner.“
 

Ruki musste beim Gedanken an Aoi lächeln. Die Sache mit dem Schwänzen war sofort von beiden in den hintersten Winkel ihrer Köpfe verschoben worden, als Kanon endlich mit der Sprache rausrückte, warum er Ruki gesucht hatte.
 

„Ich hätte vorhin beinahe einen Herzinfarkt bekommen!“, begann er theatralisch, als die die Treppe hoch zu Rukis Zimmer gingen, „Saga hat mich für heute Abend eingeladen und ich habe absolut keine Ahnung, was ich machen soll!“ „Heute Abend?“ „Ja.“ „Aber morgen ist Schule!“ „Sagte der Schwänzer.“ Ruki gab Kanon einen Knuff – sein neues Selbstbewusstsein entwickelte sich immer mehr zu einer kuriosen zweiten Persönlichkeit.
 

„Was sagt Takeru dazu? Hatte er keinen Vorschlag?“ Kanon rollte mit den Augen und ließ sich auf Rukis Bett plumpsen. „Der war viel zu aufgedreht bei dem Gedanken, dass ich heute Abend zu Saga gehe, als dass er ein vernünftiges Wort herausgekriegt hätte. Und da ich weiß, dass Yuu auch nichts Produktives zustande bringen wird, wenn ichs ihm sage, kamst halt nur du in Frage.“ Ruki blinzelte und ließ von dem Terrarium ab. „Ich? Du kommst ausgerechnet auf die Person zu, die nun wirklich >gar kein< Liebesleben hat?“, er dachte an Reita, „Ok, ich meine so >halb gar kein< Liebesleben.“
 

Kanon wurde hellhörig. „Jaaah? Gibt’s da etwas, von dem ich noch nichts weiß?“ Mit einigen kurzen Worten setzte Ruki Kanon ins Bild. Er war noch gar nicht dazu gekommen, Kanon von seinem Krankenbesuch zu erzählen; waren sie beide doch mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Und auch von diesen Dingen – sprich: Shou – erzählte er ihm. Als er geendet hatte, sah Kanon nachdenklich drein.
 

„Mittlerweile mach ich mir auch Sorgen – wenn ich das so höre“, sagte er und stützte sein Kinn auf die Handfläche, während er begann den Teppich anzustarren.
 

„Ich bin sicher, dass Miku und Takuya – und gewiss auch Yuki – ganz genau wissen, was da vorgefallen ist. Sie habens nur nicht gesagt, weil“, er zuckte mit den Schultern, „na ja, so was erzählt man halt nicht in der Öffentlichkeit.“
 

„Vielleicht könnte ich ihn fragen, wenn ich heute Abend da bin?“, schlug Kanon vor, doch Ruki schüttelte den Kopf. „Mach kein Quatsch! Nicht bei deinem ersten offiziellen Date mit Saga! – apropos: deswegen warst du ja hergekommen, ne?“ Kanon und er lachten. Sie sollten dringend aufhören sich über alles und jeden Gedanken zu machen.
 

Ruki schlug verwirrt die Augen auf und blinzelte gegen die Dunkelheit an. Es war bereits kurz vor Mitternacht und er lag schon im Bett. In Sekundenschnelle schossen die letzten Stunden vor seinem geistigen Auge vorbei und er erinnerte sich daran, dass er Kanon bei seiner Kleiderwahl geholfen und danach noch fern gesehen hatte, ehe er ins Bett gekrochen und eingeschlafen war. Aber was hatte ihn jetzt wach gemacht?
 

Verwirrt blinzelte er erneut, als er schließlich das Telefon klingeln hörte. Was war denn jetzt kaputt?
 

Schlaftrunken versuchte er sich aus seiner Bettdecke zu schälen und stolperte zum Apparat, um das Gespräch entgegen zu nehmen. „Hallo?“, nuschelte er müde und rieb sich die Augen. Allerdings erstarrte er in seinen Bewegungen, als er am anderen Ende jemanden weinen hörte. „Ruki?“
 

Sofort war er hellwach. „Kanon?“, fragte er erschrocken und wieder schluchzte es in der Leitung, „Kanon, was ist passiert? Geht es dir gut? Was ist los?“ Es dauerte einige Augenblicke, bis Kanon sich etwas beruhigt hatte und endlich erzählen konnte, was ihn so aufgewühlt hatte. „Es ist etwas passiert“, presste er hervor und Ruki wusste, dass er in diesem Moment kalkweiß abzog. „Bist du verletzt?“ „Nein, aber…“, wieder schluchzte er und Ruki wurde immer angespannter. „Ist Saga etwas zugestoßen?“ Ein Schluchzen. „Nein, er – ihm geht’s gut, alles ok – er – wir – Shou ist…“, Kanons Stimme überschlug sich und Ruki beschlichen böse Vorahnungen. „Was ist mit Shou?“ „Er – er ist im Krankenhaus – wir sind im Krankenhaus – ich – ich hab mich so erschreckt, Ruki!“
 

Der Damm brach und Kanon begann erneut zu weinen. Ruki wusste nur eins: er musste sofort ins Krankenhaus!
 

„Seid ihr in der Notaufnahme? Kanon!“ Der andere Junge versuchte sich wieder zusammenzureißen und stammelte etwas davon, dass sie tatsächlich in der Ambulanz standen. „Bleib wo du bist – ich bin gleich da!“
 

Er wartete keine Antwort mehr ab und legte auf, warf das Telefon achtlos aufs Bett und schlüpfte in die Anziehsachen vom Vortag, die griffbereit über dem Stuhl hingen. In seinem Hirn arbeitete es währenddessen auf Hochtouren. Shou war im Krankenhaus. Kanon war da. Saga schien ebenfalls dort zu sein. Was war mit Shou? Ihm war irgendwas passiert, dass Kanon scheinbar halb zu Tode erschreckt hatte. Ein Autounfall? Was war nur passiert?
 

Im Flur schlüpfte er so rasch in seine Schuhe, dass er sich bei dem Versuch gleichzeitig seine Schuhe anzuziehen, seine Jacke zu schnappen, den Schlüssel zu angeln und zur Haustür raus zu marschieren beinahe überschlug. Und dann schlug ihm die pechschwarze Nacht entgegen, als er sich auf den Weg zum Krankenhaus machte.
 

Es war nicht weit und er hatte seit Ende des Telefonats bis zum Erreichen der Notaufnahme nicht länger als fünfzehn Minuten gebraucht, aber es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor.
 

Auf dem Flur standen Saga und Kanon. Sein schwarzhaariger Freund hatte sich wieder halbwegs gefasst und ließ sich von Saga im Arm halten, der beruhigend auf ihn einsprach. Eigentlich war dies ein privater Augenblick, den er sonst unter keinen Umständen gestört hätte, aber dies war eine Ausnahmesituation und so steuerte er direkt auf die beiden zu und zog die Blicke von Kanon und Saga auf sich, die seine hallenden Schritte vernahmen und sich zu ihm umdrehten.
 

Kanon löste sich von Saga und lief Ruki entgegen, um diesen fest in die Arme zu schließen.
 

Ruki erwiderte die Umarmung abgehetzt und sah über Kanons Schulter hinweg zu Saga, der blass aussah. Gefasster als Kanon, aber sichtlich blass und mitgenommen. Er war sich sicher, dass er sich nur versuchte zu beherrschen, solange er nicht alleine war.
 

„Saga“, brach er das unangenehme Schweigen, „Was ist passiert? Ist Shou verletzt?“ Der ältere Junge brauchte nur einige Sekunden, dann sagte er mit fester Stimme: „Man hat ihn zusammengeschlagen.“ „Man hat bitte was?“, glitt es Ruki aus dem Mund, ehe er sonst etwas anderes tun konnte. Man hatte Shou zusammengeschlagen? Den lieben, witzigen, kumpelhaften, süßen, lächelnden Shou? Wer sollte so was tun? Und warum? Er verstand nur Bahnhof. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum jemand Shou zusammenschlagen sollte.
 

Doch zu Erklärungen sollte es in diesem Moment nicht kommen. Sie standen einfach nur da und warteten darauf, dass sie endlich Bescheid bekommen würden, was mit Shou genau los war und wann er auf die Station verlegt werden konnte.
 

Saga hatte dabei die ganze Zeit über diesen typischen grimmig-besorgten Ausdruck im Gesicht, den Eltern in Perfektion beherrschten, wenn ihre Kinder wegen einer Alkoholvergiftung in der Notaufnahme landeten.
 

Und wieder fragte sich Ruki, was genau geschehen war. Gesprächfetzen verschwammen in seinem Kopf zu einem nie enden wollenden Puzzle. Das Gerede von Takeru, dass sein Stiefbruder Shou stockbesoffen im >Dion< gesehen hatte und die Sorge, die dieser Shinpei gehabt hatte, bezüglich Shou wenn die beiden sich nicht miteinander vertrugen: >Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was mit Shou passiert, wenn sich das nicht klärt<, die Herumdruckserei von Miku, Takuya und Yuki, als sie auf den Streit zu sprechen gekommen waren. Da war was faul und Ruki würde schon noch herauskriegen was.
 

Als Shous Vater und sein Bruder schließlich auftauchten, begaben sich Ruki und Kanon etwas in den Hintergrund. Sie beobachteten nur aus gemessenem Abstand, wie Saga erklärte, was vorgefallen war.
 

Nachdem der Arzt – nach gefühlten Stunden – endlich zu ihnen auf den Flur kam und erklärte, dass es Shou soweit gut ging und nun auf seinem Zimmer war, atmeten alle erleichtert auf. Es war nun an der Zeit für sie zu gehen und als sich Saga noch einige Male erkundigt hatte, dass es Shou wirklich gut ging und angeboten hatte, ihn jederzeit anzurufen wenn was sein sollte, verließen sie endlich das Krankenhaus.
 

Ruki schlenderte etwas vorweg und blieb an der Straßenecke stehen, um seufzend in den Sternenhimmel zu sehen, während Kanon und Saga sich leise flüsternd voneinander verabschiedeten. Er blinzelte nur einmal kurz herüber, als er eine Bewegung wahrnahm und sah, wie Saga Kanon einen sanften Kuss aufdrückte, und wandte sich dann wieder ab und wartete.
 

Kanon kam schließlich zu ihm rüber und seufzte tief. Ruki legte einen Arm um ihn.
 

„Geh nach Hause und schlaf dich aus“, riet Ruki mitfühlend, „Wir reden dann morgen darüber, wenn du magst. Ok?“ Kanon nickte nur erschlagen, hielt kurz inne und schüttelte dann den Kopf. „Kann ich… kann ich bei dir bleiben heute Nacht?“ Ruki lächelte sanft und zog ihn dann ohne weitere Worte mit zu sich nach Hause, wo die beiden sich in seinem Bett eng aneinander kuschelten.
 

Ruki hatte seine Arme fest um Kanon geschlungen, dessen Körper von innerer Unruhe gepackt ein wenig zitterte.
 

„Habt ihr es gesehen?“, fragte er schließlich vorsichtig, „Ward ihr dabei, als es passierte?“ Kanon schüttelte zaghaft den Kopf. „Er lag einfach da – wie tot! Ich hab mich so erschreckt!“, wimmerte er, „Ich dachte wirklich, er wäre tot, Ruki!“ Er versuchte den anderen noch enger zu ziehen, ihn zu beruhigen. Aber er musste auch endlich wissen, was genau vorgefallen war. „Möchtest du darüber reden?“ Ruki wusste, dass es manchmal gut tat, sich alles von der Seele zu reden (genau wie Nao es auch getan hatte) und glaubte, dass Kanon danach sicher besser schlafen konnte. Und schlafen musste er eindeutig.
 

„Wir – Saga und ich sind beim Fernsehturm gewesen… wir saßen auf der Mauer und haben uns unterhalten, als wir es gesehen haben… er… er lag einfach so da… hinter einem Gebäude an der Wand… ich glaube, es war eine Disco…“, er schniefte kurz und wischte sich über die Augen, „Er sah aus, als hätte man ihn einfach… weggeworfen… wie Müll…“
 

Ruki versuchte sich an die Busstrecke zu erinnern, die er nach der Party im Checkpoint gefahren war. Dort waren sie ebenfalls an dem Fernsehsender mit passendem –turm vorbeigekommen. Er erinnerte sich daran, wie er aus dem Fenster heraus hinter der Mauer, die das Industriegebiet abgrenzte, eine Schwulenbar, ein Pornokino und eine große Diskothek gesehen hatte. Dort musste es gewesen sein… dort hatte Shou gelegen, als Saga und Kanon ihn gefunden hatten.
 

Was hatte Shou in einer solchen Gegend zu suchen? Ruki kam zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich das war, was alle versucht hatten zu vertuschen.
 

„Ich hoffe, es geht ihm wirklich gut und der Arzt hat das nicht einfach nur so gesagt“, murmelte Kanon da, „Er sah nämlich überhaupt nicht gut aus, als wir ihn gefunden haben…“ Ruki streichelte ihm über den Rücken. „Ich bin sicher, dass Shou zäher ist, als er aussieht“, meinte er zuversichtlicher, als er eigentlich war, „Bestimmt ist er schnell wieder auf den Beinen.“
 

Kanon seufzte noch ein „Ich hoffe, du hast Recht“ und bald waren die beiden in einen vor Erschöpfung tiefen, aber unruhigen Schlaf gefallen.
 


 


 


 

Nachwort: Diesmal leider kein "Nächstes Mal bei Big City Life", da das Kapitel wie gesagt noch nicht existiert *hust*

Die Geschichte um Shou nimmt langsam einen zentralen Punkt in der Geschichte ein (und wurde während der Planung immer wichtiger) und rückt RukixReita und SagaxKanon aus dem Bild -> dies werde ich beim Weiterschreiben nun in die Hand nehmen und wieder in Balance bringen... das verspreche ich :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Astrido
2012-08-07T19:20:21+00:00 07.08.2012 21:20
ich kann meiner vorgängerin nur zustimmen.
das kapitel war gut.
viel glück mit dem nächsten!
lg
yuura
Von:  saint-lilium
2012-08-07T14:48:23+00:00 07.08.2012 16:48
Ich dachte eben ich krieg nen Herzklabaster als da stand 18 Kapitel!!
Saga und Kanon haben sich geküsst...So ganz nebensächlich.
Ich versteh das mit Shou aber nicht,ich dachte er hätte bloß Streit mit Saga.Wieso wurd der denn jetzt zusammen geschlagen??


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