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Wie weit wirst du gehen...?

Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert
von

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Auge um Auge, Zahn um Zahn, Feuer gegen Feuer

Hallo, da bin ich wieder ^^"

Sorry, dass es etwas gedauert hat, aber irgendwie hat sich wieder einmal alles selbstständig gemacht und ich hatte Mühe, die Story doch noch in geregelte Bahnen zu leiten.

Man Dank geht hierbei an Shinu, die mir versichert hat, dass das Kapitel doch nicht so schlimm geworden ist, wie ich dachte... Höchstens etwas theatralisch gegen Ende hin ^.~

Die Lyrics stammen von Within Temptation's "Stand My Ground" und sind mit einer der Hauptgründe für die FF, da ich die Szene, wenn auch in abgewandelter Form, schon eine ganze Weile im Kopf hatte^^

Viel Spaß!
 

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Es war immer kalt gewesen in der Abtei.

Kai hatte es in all den Jahren, die er in dem steinernen Bau zubrachte, nie anders erlebt. Nur ganz zu Anfang hatte es eine Wärmequelle gegeben, etwas, was ihn davor bewahrt hatte zu erstarren, so wie er es später tat. Doch das war zu lange her…

Der silberhaarige Junge wusste, dass ihn viele Menschen für einen Eisblock hielten, eine lebendige Puppe, einen Roboter aus Fleisch und Blut. Was sie dagegen nicht wussten, war, dass er nicht immer so gewesen war. Ganz im Gegenteil. Aber die Flamme, die einst in seinem Inneren gebrannt hatte, war fast erloschen, denn wie jedes Feuer brauchte sie Nahrung, jemanden, der sich von außen um sie kümmerte und am Leben erhielt. Doch diesen Jemand gab es nicht mehr…

Kai reiste in seinen Träumen wieder zurück an den Ort der ewigen Kälte, den er jahrelang widerwillig sein Zuhause genannte hatte:
 

Kai war fünf und fühlte sich so elend wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Der kleine Junge stolperte müde und mit schmerzenden Knochen neben einigen anderen Abteischülern her und wünschte sich weit weg. Nach Hause, in die weichen, warmen Arme seiner Mutter, zu der beruhigenden Stimme seines Vaters und seinem tiefen, leicht kehligen Lachen.

Er spürte, wie ihm Tränen in den Augen brannten und schluckte hart, bevor er sie mit all seiner Willenskraft wieder zurückdrängte. Weinen brachte gar nichts, nur Schmerz, das hatte er in den letzten Tagen oft genug zu spüren bekommen. Außerdem waren sie nun einmal tot und konnten ihm nicht helfen oder ihn beschützen.

Kai wusste, dass er ihnen unrecht tat, aber er fühlte sich von ihnen im Stich gelassen. Warum mussten sie sterben? Warum hatten sie ihn allein gelassen?

Mechanisch lief er mit den anderen Jungen mit, folgte dem endlos erscheinenden Gang, der sie geradewegs in die große Versammlungshalle führen würde. Andere Gruppen schlossen sich ihnen an als sie den großen Saal betraten und gemeinsam reihten sie sich in die Reihen der wartenden Schüler ein. Sie sahen aus wie schlanke, graue Säulen oder wie namenlose Grabsteine, während sich über ihnen ein dunkler, steinerner Himmel erstreckte, den kein Lichtstrahl jemals erhellen würde.

Kai wandte den Blick zu Boden, denn er wollte die anderen Schüler nicht sehen, weil sie ihn daran erinnerten, dass er auch nicht anders aussah.

Wieder kamen die Tränen und erneut biss er die Zähne zusammen. Er wollte kein wandelnder Grabstein sein, dessen Schicksal mit dem ersten Schritt in die Abtei besiegelt worden war. Er wollte keine Maschine sein, die nur zu funktionieren hatte. Er wollte das alles nicht!

Einige Wachen begannen die Reihen abzuschreiten und sowohl die Namen als auch die letzten Daten der einzelnen Schüler aufzunehmen. Siege, Niederlagen und andere Sachen, deren Bedeutung Kai zwar völlig fremd war, die er aber schnell gelernt hatte, sich zu merken und auf Nachfrage wiederzugeben.

Eine harsche Stimme ließ ihn zusammenzucken und vorsichtig aufsehen: Boris hatte den Saal betreten und redete mit einem der Aufseher, bevor er ebenfalls die Reihen entlang schlich, die harten Augen hinter der schwarzen Maske verborgen, auf jeden noch so kleinen Fehler lauernd. Wie Kai ihn doch hasste…

Eine schwache Bewegung zu seiner Rechten erregte seine Aufmerksamkeit. Während des Appells hatten sie stillzustehen und die Fragen zu beantworten, alles andere war verboten. Viele Kinder hielten während dieser Zeit sogar immer wieder den Atem an und hofften so noch weniger Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Aus den Augenwinkeln linste Kai zur Seite und registrierte überrascht ein vertrautes Profil, das ein warmes Gefühl durch seinen Körper strömen ließ und das er so lange Zeit vermisst hatte.

Sein Bruder war seit dem Tag vor wenigen Wochen, an dem man sie voneinander getrennt hatte, merklich dünner geworden und einige neue Linien hatten sich in sein Gesicht eingegraben, die ihn irgendwie älter erscheinen ließen. Aber die Züge waren immer noch dieselben…

Kai war unglaublich froh ihn zu sehen.

Sein Bruder war so lange er denken konnte immer an seiner Seite gewesen, hatte ihn zum Lachen gebracht, ihn getröstet und beschützt. Er hatte mit ihm gespielt, ihn in den Arm genommen, ihm Mut zugesprochen und ihm immer wieder gesagt, dass alles wieder gut werden würde. Auf seine Art war er ihm sogar wichtiger und näher gewesen, als seine Eltern es jemals hätten sein können…

Und dann hatte man sie voneinander getrennt und in verschiedene Teile der Abtei gebracht. Seitdem hatte Kai seinen großen Bruder nicht gesehen und er hatte das Gefühl gehabt innerlich zu erfrieren, weil ein wichtiger Teil von ihm fehlte.

Doch jetzt war er endlich wieder in seiner Nähe und der Fünfjährige fühlte zum ersten Mal, seit er die Abtei betreten hatte, wieder so etwas wie Hoffnung in sich aufsteigen. Jetzt würde bestimmt alles gut werden – oder vielleicht wenigstens besser. Und selbst wenn nicht, wenigstens waren sie wieder beisammen.

Ob sein Bruder ihn schon bemerkt hatte?

Kai warf erneut einen raschen Seitenblick auf den Größeren, doch dessen Gesicht blieb angespannt nach vorne gerichtet.

Der silberhaarige Junge sah sich kurz nach Boris und den Aufsehern um, doch die schienen anderweitig beschäftigt, also hob er zögernd die Hand. Langsam und vorsichtig, während er die Wächter aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, suchte er mit den Fingern nach der Hand seines Bruders, bis er die warme Haut unter seinen Fingerkuppen spüren konnte. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen als sich seine kleine Hand um die etwas größere schloss. Wie sehr er ihn vermisst hatte…
 

Kai erwachte schweißgebadet und konnte spüren, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Fluchend wischte er sie weg, dann nahm er die noch halbvolle Wasserflasche und leerte sie ohne Rücksicht auf sein Bettzeug oder den Teppich über seinem Kopf aus.

Diese verdammte Hitze und ihre verfluchten Alpträume brachten ihn noch um den Verstand!

Als die kleine Dusche nichts brachte, sprang der Junge aus seinem Bett und hastete ins Badezimmer um schwerere Geschütze aufzufahren. Doch selbst der stetige Wasserstrahl, der aus dem Wasserhahn des Waschbeckens kam, in das er seinen Kopf nun hielt, hatte nicht die gewünschte Wirkung.

Unter das lauwarme Wasser mischten sich immer mehr salzige Tropfen, egal, wie sehr Kai darum kämpfte sie zurückzuhalten. Warum musste es auch unbedingt immer dieser Albtraum sein?

Er zwang sich ruhig zu atmen und an etwas Anderes zu denken. An seine letzten Siege; an Hiros dummes Gesicht, als der gemerkt hatte, dass plötzlich nicht mehr alles nach seinen Plänen verlief; an Brooklyns psychopathisches Grinsen wenn er Zeus rief; an die Geräusche im Dojo, wenn der Rest seines Teams langsam aufwachte und sich zum Frühstück sammelte…

Nach ein paar Minuten stellte er das Wasser wieder ab und atmete einmal tief durch, bevor er sich im Spiegel betrachtete: Man sah ihm nicht an, dass er geweint hatte, die leichte Rötung seiner Augen würde man auf den Sonnenbrand schieben, der sich inzwischen über sein ganzes Gesicht ausgebreitet hatte. An der Stirn begann sich die Haut sogar leicht zu pellen.

Innerlich wieder ruhig rubbelte Kai kurz mit einer Hand über besagte Stelle, dann putzte er sich die Zähne und zog sich an. Er würde sich doch nicht von einem Albtraum kleinkriegen lassen! Das hatten schon ganz Andere versucht und waren gescheitert…

Sein Blick fiel auf den schwarzen Beyblade auf seinem Nachtschrank und er streckte die Hand nach ihm aus, nur um sie nach kurzer Überlegung wieder zurückzuziehen. Er war im Moment nicht in der Verfassung es mit Black Dranzer aufzunehmen, egal, was er sich auch vormachen wollte.

Er ließ den Blade liegen und machte sich auf den Weg zur Küche. Es gab auch noch andere Wege als Training um sich abzulenken. Wie ignorierte sonst alle Welt so erfolgreich ihre Probleme?

Anders als gestern war die Küche dieses Mal leer und wirkte plötzlich doppelt so groß auf den silberhaarigen Blader. Warum musste er auch so früh aufwachen? Selbst die Sonne konnte höchstens erst seit ein paar Minuten am Himmel stehen…

Seufzend schmierte er sich ein paar Brote und verließ dann das Gebäude. Was brachte es ihm in einem leeren Raum herumzusitzen und darauf zu warten, dass die restlichen Beyblader endlich aufwachten, die ihn vermutlich noch nicht einmal sehen wollten?

Da konnte er auch genauso gut joggen gehen und etwas mehr Entfernung zwischen sich und das dunkle Bitbeast bringen, das ihn schon die ganze Zeit zu rufen schien. Und wie es rief! Lockend, versprechend, schmeichelnd, fordernd…

‚Vielleicht sollte ich doch lieber trainieren als joggen… Meine Kondition ist hervorragend und wenn mein Gesicht noch mehr Sonne abkriegt, zerfällt es bald zu Asche. Meine Technik dagegen könnte wesentlich besser sein’, unbewusst lenkte er seine Schritte wieder in Richtung Eingangstür. Dann stockte er, stutzte und schüttelte wütend den Kopf. „So leicht kriegst du mich nicht“, murmelte er, drehte sich wieder zum Wald und lief los.

Wie sehr er es doch bereute, sich auf diesen gottverdammten Ausflug eingelassen zu haben…
 

Zwei Stunden später setzte sich endlich auch der letzte Beyblader an den reich gedeckten Frühstückstisch und langte ordentlich zu.

Die Erwachsenen bemerkten erfreut, dass die meisten Gesichter nach den schrecklichen Ereignissen des gestrigen Tages wieder entspannt und voller Tatendrang waren und die allgemeine Stimmung immer weiter anstieg. Selbst die ehemaligen Bladebreakers wirkten ausgelassen und unterhielten sich angeregt.

Einzig Hiro saß etwas abseits und betrachtete die lachenden Jugendlichen nachdenklich. Ihm ging der schreckliche Verdacht, der sich gestern in seine Gedanken eingeschlichen hatte, einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn er doch richtig lag?

Sein Blick wanderte zu den vier Russen, die über irgendeinen Witz lachten, den Ian soeben erzählt hatte und für einen kurzen Augenblick ähnlich unbeschwert wirkten wie die anderen Jugendlichen im Raum.

Sie hatten so viel erdulden müssen, so viel überstanden und hatten erst seit kurzem wieder die Gelegenheit endlich das richtige Leben zu kosten und einfach sie selbst zu sein.

Und selbst das war ihnen von Boris fast wieder genommen worden…

Hiro war klar, dass sie die Abtei vermutlich niemals vergessen konnten und sie für immer Einfluss auf ihr Leben nehmen würde, aber dennoch schienen sie eine echte Chance auf eine glückliche Zukunft zu haben.

Durfte er das alles, nur aus einem vagen Verdacht heraus, zerstören?

Aber auf der anderen Seite war da auch Kai, der das Gleiche durchgemacht und sein Glück für ihn und Tyson geopfert hatte…

Wenn Hiro wirklich richtig lag und schwieg, würde er helfen ein schreckliches Geheimnis zu bewahren, das so vielleicht niemals ans Licht kommen würde. Aber was war, wenn Kai sogar wollte, dass die Wahrheit niemals herauskam?

‚Verdammt! Wo ist die nächste Wand? Ich will meinen Kopf dagegen schlagen!’, dachte der junge Mann und fuhr sich seufzend durch die hellblauen Haare. Das alles brachte ihn einfach nicht weiter!

Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste, und zwar so schnell wie möglich, aber welche? Egal was er tat, er würde etwas opfern und für immer zerstören.

Entweder Kai oder –

Strahlend blaue Augen begegneten seinem Blick und hielten ihn fest. Tala runzelte die Stirn über Hiros schon beinah verzweifelte Miene und überhörte so Tysons enthusiastische Erklärung, dass er nun vollends satt, gestärkt und dazu bereit wäre, Kai sein dämliches, verkohltes Riesenhuhn auszureden oder notfalls mit Gewalt abzunehmen. Max und Ray wirkten zwar etwas skeptisch, nickten aber, während Daichi hochmotiviert und vollkommen sorglos in der Gegend herumhüpfte und immer neue Spitznamen für Black Dranzer erfand.

Einige Beyblader lachten, andere dagegen versuchten ihnen diese eindeutige Schnapsidee auszureden, doch Tala beachtete sie nicht, sondern starrte weiterhin Hiro an, der zuerst heftig den Kopf schüttelte, dann tief aufseufzte und ihn schließlich mit einem seltsam entschuldigenden und traurigen Gesichtsausdruck ansah.

Der russische Rotschopf runzelte die Stirn.

Tysons Bruder stand auf, ging um die inzwischen genüsslich streitenden Beyblader herum und beugte sich zu Tala herunter: „Ich muss mit dir reden… Allein!“

Der Junge zögerte kurz, dann nickte er mit einem flauen Gefühl im Magen und stand auf. Hiro öffnete die Tür zum Gang und gemeinsam ließen sie, völlig unbemerkt von den Anderen, den Trubel des Frühstücks hinter sich zurück…
 

Kai hatte Glück: Der Waldweg, den er als Route gewählt hatte, wurde von dicht belaubten Bäumen überdacht, so dass seine empfindlich schmerzende Haut im Schatten lag und er trotz der steigenden Temperaturen fast den Eindruck von Kühle hatte.

Er genoss das monotone Laufen mehr, als er es selbst für möglich gehalten hätte. Keine Beyblades, keine Menschen, keine Stimmen, keine Blicke…

Nur das sanfte Rascheln der Blätter im schwachen Wind, das Singen einiger Vögel und das gleichmäßige Geräusch seiner Schritte war zu hören, durchsetzt mit seinem regelmäßigen Atem. Früher hatte er Joggen gehasst, hatte die ewigen Runden im eisüberzogenen Abteihof verabscheut, später hatte er es einfach als Teil seines täglichen Trainingsplans betrachtet, doch nun genoss er es tatsächlich ganz allein durch das sanfte, grünliche Dunkel des Waldes zu laufen, das ab und an von strahlenden Sonnenflecken durchsetzt war.

Es war erfrischend, trotz der Hitze, und zum ersten Mal seit seiner Ankunft im Camp hatte er das Gefühl, seinen Kopf endlich einmal wieder vollkommen frei zu haben, klar genug um über seine Probleme nachzudenken – was er allerdings nicht tat. Manchmal konnte sich eben selbst er vor einer ungeliebten Aufgabe drücken.

Der Weg führte einen sanft ansteigenden Hang hinauf, wobei sich die Baumkronen immer weiter lichteten und schließlich den Blick auf einen strahlend blauen Himmel freigaben. Die Sonne schlug wieder mit ihrer vollen Macht zu, doch der Junge kümmerte sich nicht darum: Vor ihm war nichts mehr – außer einer einfach atemberaubenden Aussicht.

Weit über den Wald konnte er sehen, ein Meer aus Grün und Wind. Das rote Dach des Camps stach leuchtend hervor, auch wenn die Lichtung um das Gebäude zu klein war, um eingesehen werden zu können. Irgendwo glitzerte das schmale Band eines Flusses in der Sonne und schickte gleißende Lichtreflexe gen Himmel, wenn sich die Strömung an den Ufern brach. Einige Vögel flogen über den Wald und zwei Raubvögel hingen scheinbar träge in der Luft, nur um in sekundenschnelle gen Boden zu fallen und mit reicher Beute wieder zum Nest zu fliegen.

Kai lächelte unbewusst und sein Gesicht nahm einen sanften, friedlichen Ausdruck an, als er sich auf einen Stein nahe der Klippe setzte: Hier war er frei!

Frei von allen Verpflichtungen, frei von seiner Maske, frei von allen Schrecken und Schmerzen dieser Welt, frei von Black Dranzer…

Kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, war die Harmonie vorbei.

Der Blader starrte weiterhin auf das sich ständig wiegende Meer, doch er sah es nicht länger. Sein Denken kreiste nur noch um das pechschwarze Bitbeast, das im Camp auf ihn wartete. Hier, meilenweit entfernt, erschien es ihm plötzlich unverantwortlich und vor allem unverständlich, warum es noch immer in seinem Besitz war: Er hatte sich doch zu Anfang so entschieden geweigert es nur noch einmal einzusetzen. Warum also spielte er noch immer mit dem Feuer? Er sollte doch selbst am besten wissen, dass das nur Schmerzen mit sich brachte.

Und auch wenn er am Ende Hiro nachgegeben hatte – nach dem Match gegen Tyson hatte er den Beyblade doch eigentlich wieder irgendwo verstecken und nie wieder anrühren wollen! Stattdessen hatte er ihn weiterhin behalten und eingesetzt, obwohl er mehr als einmal die Möglichkeit gehabt hatte, das verfluchte Ding irgendjemand Vernünftigen in die Hand zu drücken…

„So darf es nicht weitergehen“, murmelte er entschlossen und seufzte, als ein Spatz, der sich vermutlich in Erwartung eines Mittagessens neben ihm niedergelassen hatte, mit einem, wie es schien, fragenden Tschilpen den Kopf schief legte. Er betrachtete den graubraunen Vogel mit den klugen, dunklen Augen kurz, dann kramte er in seiner Hosentasche und fand tatsächlich noch einen Müsliriegel, den er irgendwann einmal eingesteckt hatte. „Ich hoffe, ich hab den nicht versehentlich mitgewaschen“, murmelte er an den Vogel gewandt, betrachtete kurz das Haltbarkeitsdatum und riss dann die Verpackung auf. Vorsichtig brach er kleinere Stückchen ab und warf sie dem aufmerksam zuschauenden Sperling hin. „Hast wohl im Moment nicht viel Glück, hm? Bei dieser Hitze mag niemand bis hier oben kraxeln. Nur Verrückte, Lebensmüde… Und ich!“, er lächelte und hielt dem zustimmend zwitschernden Vogel die nächsten Bröckchen auf der Hand hin, die ebenso dankbar und gierig angenommen wurden wie das Futter zuvor.

Kai sah wieder in die Ferne, wo sich Wald und Himmel zu treffen schienen und die Sonne hoch am Himmel strahlte. „Ach Dranzer… Wo bist du nur?“
 

Als Kai wenig später ins Camp zurückkehrte, hatte er eine Entscheidung getroffen. Obwohl er gefürchtet hatte ins Wanken zu geraten, je näher er Black Dranzer wieder kam, schien das genaue Gegenteil einzutreffen.

Als er durch die Eingangstür des Gebäudes trat, konnte er die fröhlichen Stimmen der anderen Beyblader hören, die noch immer schwatzend und lachend über ihren inzwischen leeren Frühstückstellern saßen. Beinahe sofort schien sich das Gefühl in seinem Inneren, dass er das Richtige tat, sogar noch zu verstärken, bis es Black Dranzer lockende Rufe gänzlich verstummen ließ.

Mit einem kaum sichtbaren Lächeln und dem Gefühl eine Zentnerlast losgeworden zu sein, ging Kai an der Küchentür vorbei in Richtung seines Zimmers. Er würde diesen verfluchten Beyblade holen und ihn einfach Mr. Dickinson übergeben. Genau genommen eine ganz einfache Sache, die er schon vor Tagen hätte erledigen sollen.

Auf dem Gang zu den Zimmern standen Hiro und Tala…

Sie schienen sich leise aber aufgeregt zu unterhalten, denn Tysons Bruder gestikulierte heftig und der Rotschopf hatte die Arme wie eine Art Mauer vor der Brust verschränkt und die Lippen fest zusammengekniffen, während seine Augen eisige Blitze auf den Älteren abschossen. Kais Lächeln gefror, als er den Beiden näher kam, und auf seiner Stirn zeigten sich erste Furchen.

Als Hiro die Schritte auf dem Gang hörte, zuckte er zusammen und ging deutlich auf Abstand zu Tala, der im Gegensatz zu ihm völlig unberührt zu bleiben schien. Als er Kai sah, drehte der junge Mann rasch den Kopf weg, murmelte Tala noch etwas zu und ging dann an dem silberhaarigen Blader vorbei wieder in Richtung Küche.

Der Teamleader der Blitzkrieg Boys und Kai sahen ihm nach, bevor sie die Blicke des jeweils anderen suchten. Kais Blick war fragend, Talas dagegen wanderten über die verschwitzten Klamotten seines Gegenübers, während sich ein hämisches Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Was?“, fauchte Kai schließlich ungehalten. Das Grinsen des anderen Russen wurde breiter: „War dein Morgenspaziergang schön?“ „Und wenn?“, sein Gegenüber war sich nicht sicher, worauf Tala hinauswollte. „Nun ja…“, Talas Grinsen wurde immer höhnischer. „Jetzt verstehe ich zumindest, warum ich dich gestern fast besiegt hätte.“

„Wie meinst du das?“, Kai spürte wie sich sein Hass wieder regte und erneut an die Oberfläche strebte. „Es reicht eben nicht aus, nur ein starkes Bitbeast zu besitzen. Man muss auch damit trainieren und es beherrschen können. Aber das scheinst du ja in letzter Zeit zu vernachlässigen… Zugunsten von Spaziergängen“, der letzte Satz triefte vor Verachtung. „Ich habe mich geirrt: Du hast dich verändert, Kai…“, der silberhaarige Blader ballte in stummer Wut die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. „Du bist noch erbärmlicher geworden“, zischte Tala, grinste ein letztes Mal und ließ Kai dann einfach stehen.

Der Halbrusse starrte noch sekundenlang auf die Stelle, an der Tala bis eben noch gestanden hatte, die Augen brennend vor Hass, die Haut leichenblass, der Mund zu einem bitteren Strich verzogen. In ihm brodelte es!

Plötzlich hob er den Kopf und ging zu seinem Zimmer, die Hände immer noch zitternd vor unterdrücktem Zorn. Dem würde er es schon zeigen…
 

Hiro beobachtete, wie Tala einige Minuten nach ihm wieder in den Raum kam und sich mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck wieder zu seinen Kameraden setzte.

Noch immer unterhielten sich die anderen Beyblader. Tyson und Daichi hatten inzwischen alle mit ihrem Optimismus angesteckt und beratschlagten gerade mit rund der Hälfte der anderen Teams über die beste Möglichkeit Kai sein Bitbeast abzunehmen, wobei ihre Ideen immer abenteuerlicher und unrealistischer wurden. Weder der Vorschlag, den Bitchip gegen eine von Daichi auf ein Blatt Papier hingekritzelte Kopie auszutauschen, noch ein Erpresserbrief – Womit wollten sie Kai überhaupt erpressen? – , den sie unter seiner Tür durchschieben wollten, noch Romeros bescheuerte Idee, Kai den Blade zu stehlen, während ihn eines der weiblichen Mitglieder der Teams bezirzte, schien sonderlich Erfolg versprechend. Da konnten sie auch gleich auf Knien angerutscht kommen: Da hätten sie wenigstens die winzige Chance den Blade während eines Lachanfalls von Kai an sich zu bringen. Wenn er sie nicht alle vorher rösten würde…

‚Schon wieder zu viele „Wenn“, Hiro’, dachte Tysons Bruder düster. ‚Und deine Unterhaltung mit Tala hat dich auch nicht wirklich weitergebracht. Und ironischerweise ist auch noch Kai daran Schuld…’

Plötzliche Ruhe riss ihn aus seinen Gedanken: Alle Augen waren auf Tala gerichtet. Der schien sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, auch wenn er es zu überspielen versuchte.

Hiro überlegte, was eben gesagt worden war, doch er hatte es nicht mitbekommen. Allerdings schien es etwas Wichtiges zu sein, denn alle Blader zeigten sich höchst interessiert.

„Jetzt komm schon! Tala!“, quengelte Tyson in einem Ton, der seinem Bruder nur allzu bekannt und von ihm gefürchtet war. Daichi fiel in einer perfekten Imitation ein: „Nun erzähl! Bitte! Ich lass dich auch das nächste Match gewinnen!“ Über Talas Gesicht huschte ein säuerliches Lächeln, während einige andere Beyblader aufstöhnten.

„Bryan, Spencer und Ian sind nun einmal erst später in die Abtei gekommen als du. Und du bist nur ein Jahr älter als Kai und warst bei seiner Ankunft bereits dort!“, bettelte Ray, eifrig unterstützt von Max: „Wir würden ja Kai fragen, aber ich glaube nicht, dass er sonderlich begeistert auf Fragen über seinen Bruder reagieren würde.“

„Ist mir doch egal“, murmelte Tala und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Flehen ging weiter, wobei sich immer mehr Stimmen fanden, die in die allgemeine Bettelei einstimmten. Schließlich gab der Russe auf, auch wenn es ihm sichtlich unangenehm war. Böse Blicke trafen seine Teamkollegen, die triumphierend grinsten und sich zuvor energisch an den Überredungsversuchen beteiligt hatten.

„Kais Bruder war älter als er. Er war sechs, als sie in die Abtei kamen. Zufrieden?“, murmelte Tala und starrte düster auf die Tischplatte. „Wie war er so?“, fragte Mariah neugierig und stützte den Kopf auf die Hände. „Kann mich nicht erinnern“, meinte der Rotschopf knapp, doch die Blicke der Blader machten ihm klar, dass er ihnen nicht so leicht davon kam. Ian wagte es sogar, ihn heftig in die Seite zu knuffen. Sein plötzlicher Mut verschwand nach einem kalten Blick seines Teamchefs.

„Er war…“, Tala runzelte die Stirn und kramte anscheinend in seinem Gedächtnis. „Nett“, schloss er mit einem hilflosen Schulterzucken. „Nett!“, wiederholte der Rest der Anwesenden im Chor und starrte den Russen vorwurfsvoll an. Der fühlte sich unter den vielen Blicken sichtlich immer unbehaglicher und begann auf seinem Stuhl herumzurutschen. „Sah er Kai ähnlich?“, wollte Mathilda wissen. Alle Blicke wandten sich ihr zu, dann wieder Tala. „Ja, irgendwie sah er ihm schon ähnlich… Ist bei Brüdern so üblich, hab ich mir sagen lassen“, schnappte Tala gereizt. „Ja ja… Aber wie war er denn nun so?“ „Hab ich doch gesagt: Nett!“, fauchte Tala. Die darauf folgende Kopfnuss ging auf Spencers Konto, der gerade jeden Respekt vor seinem Teamleader verloren zu haben schien.

Der Rotschopf rieb über die schmerzende Stelle, dann schloss er kurz die Augen, um sich genauer zu erinnern: „Er war…“ „Wenn er jetzt nett sagt, kriegt er von mir etwas ganz anderes als eine Kopfnuss“, murmelte Michael und errötete, als einige Blader zu kichern begannen. Offensichtlich hatte er das eigentlich nicht laut aussprechen wollen.

„Er war freundlich, hilfsbereit und… offenherzig. Er hat… oft gelächelt und hatte einen starken Beschützerinstinkt Kai gegenüber. Die Beiden hingen sehr aneinander und er versuchte Kai zu trösten und vor den Schrecken der Abtei zu bewahren… Dass sie die Beiden getrennt haben, hat ihn sehr getroffen… Er hat oft nach Kai Ausschau gehalten und sich ständig Sorgen gemacht, wie es ihm wohl ergeht. Aber letztendlich war er wohl der Schwächere von Beiden…“, Tala lächelte bitter.

„War er denn wirklich schwach?“, fragte Emily leise. Tala zögerte kurz, dann zuckte er mit den Schultern: „Er war stark – aber auf die falsche Weise, denke ich…“

„Tala?“, der Junge sah wieder auf, den Blick feindselig auf Hiro gerichtet, doch dieser ließ nicht locker. Er würde seine Antwort bekommen: „Wie ist Kais Bruder gestorben?“

Der Russe zögerte und rang sichtlich mit sich selbst, den Blick abgewandt. „Tala!“, wiederholte Hiro, die Stimme fest und fordernd. Fast eine Minute kämpfte der Rotschopf mit sich, dann öffnete er den Mund, doch seine leise Antwort ging in einem lauten Krachen unter.

Alarmiert schauten alle Beyblader zur Tür, dann sprangen sie auf und rannten zum Ursprung des Geräusches, der eigentlich nur einer sein konnte: Nur ein gewisser Blader hatte sich nicht in der Küche befunden…
 

Kai stand vor einem der wenigen Beystadiums im Inneren des Gebäudes und versuchte seine Wut wieder so weit unter Kontrolle zu kriegen, dass er gefahrlos seinen Beyblade starten konnte. Es gelang ihm einfach nicht! Talas Worte schienen sich in seinem Inneren festgefressen zu haben und wiederholten sich immer und immer wieder, wie bei einer gesprungenen Schallplatte.

Kai befestigte den schwarzen Blade an seinen Starter und schoss alle Warnungen, die ihm sein Gehirn und auch sein Gefühl sendeten, in den Wind. Dem würde er es schon zeigen!

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen als er die Reißleine zog und der Blade mit einem lauten, unheilverkündenen Surren in der Arena landete, um dort rasend schnell seine Kreise zu ziehen. Er nahm immer mehr Geschwindigkeit auf, bis er einem dunklen Blitzen glich, das dann und wann im Gesichtsfeld seines Herrn auftauchte. Der wiederum gestattete sich ein selbstzufriedenes Grinsen, das Wut und Hass in eine Grimasse verzerrten. Vergessen waren die guten Vorsätze, vergessen die Bedenken, vergessen die rettenden Pläne…

Er war Herr dieses Bitbeasts und seines Beyblades und bei ihrem nächsten Kampf würde nichts und niemand Tala retten können…
 

~~~+~~~
 

I can see

When you stay low nothing happens.

Does it feel right?
 

~~~+~~~
 

Warum hatte er sich überhaupt jemals Sorgen gemacht? Er hatte die Kontrolle über diesen Blade und würde sie nie verlieren. Black Dranzer war zu schwach um sich gegen ihn aufzulehnen…

Wenn er es recht bedachte, hatte er sich in letzter Zeit eh viel zu oft einschüchtern lassen. Er sollte diesen Amateurbladern endlich zeigen, wo ihr Platz war: Weit unter ihm, zu seinen Füßen, wo er sie je nach Lust und Laune zertreten konnte…

Schließlich war er der beste Beyblader aller Zeiten – mit diesem wunderbaren, allmächtigen Bitbeast!

Dranzer war ein Witz dagegen!

Das verzerrte Grinsen wurde breiter und nahm wahnsinnigere Züge an, während Kai immer mehr Black Dranzers Verlockungen erlag und zuließ, dass das Bitbeast in seine Gedanken eindrang und sie manipulierte. Alles schien plötzlich so einfach und wertlos zu werden. Wozu brauchte man Ehre? Wozu Freunde?

Der einzige Grund, warum er ihre Nähe suchen sollte, waren ihre Bitbeasts, denn Black Dranzer war hungrig und gierte nach ihrer Macht, die seine eigene nur noch steigern würde.

Wozu Versprechen halten, selbst, wenn man sie sich selbst gegeben hatte? Wozu an früher denken, wenn die Zukunft doch so strahlend und verheißungsvoll erschien?

Kai zuckte zusammen als ein vertrautes Gesicht in seinen Gedanken auftauchte. Ein Gesicht, das er sogar noch besser zu kennen schien, als sein eigenes oder die der Bladebreakers, obwohl es Jahre zurücklag, dass er es wirklich betrachtet hatte…

Plötzlich schienen Black Dranzers Versprechungen nur noch halb so verlockend und die plötzlich aufkommende Trauer erstickte jedes Hochgefühl: Was brachte ihm all die Macht, die er erlangen konnte, wenn sein Bruder dadurch nicht zu ihm zurückkam? Wenn er zuließ, dass Black Dranzer ihn beherrschte, würde er wieder einsam sein…

Selbst seine Freunde hatten das klaffende, schmerzende Loch in seinem Inneren nicht füllen können, das sein Bruder hinterlassen hatte, aber zumindest war er nicht mehr völlig allein gewesen. Das Einzige, was Black Dranzer bisher in dieser Beziehung erreicht hatte, war, dass er sich als Verräter fühlte, als größerer Verräter als jemals zuvor – und dass er Albträume hatte, die seinen Bruder und dessen letzte Stunden immer wieder aufs Neue für Kai lebendig werden ließen…
 

~~~+~~~
 

Late at night

Things I thought I put behind me

Haunt my mind.
 

~~~+~~~
 

Kai schüttelte den Kopf, als ob er damit auch die düsteren Erinnerungen abstreifen könnte.

Trauer hatte Hass und Wut in seinen Augen ersetzt, als er sich seufzend wieder seinem Beyblade zuwandte, der noch immer unbeirrbar seine Kreise zog. „Was machst du nur, Kai Hiwatari“, murmelte er leise und streckte die Hand aus um seinen Blade zurückzurufen und endgültig an Mr. Dickinson zu übergeben.

Er gehorchte nicht!

Noch einmal rief der Halbrusse seinen Blade zu sich, doch stattdessen kreiselte das schwarze Ding nur noch schneller und in abwechselnd engeren und weiteren Kreisen.

Kai konnte spüren, wie sein Herz schneller zu schlagen begann und eine dunkle Ahnung stieg in ihm hoch. „Zu weit“, tauchte seine eigene Stimme aus seinen Erinnerungen auf.

Der schwarzgrüne Beyblade begann zu leuchten und schimmernde Wellen kränklich grünen Lichts breiteten sich erst über die Arena, dann über den Boden der Halle aus.

Kai wich zurück.

Ein Strahl schoss aus dem Blade – und dem unangenehmen Schimmer folgte die Dunkelheit…

In einer zähen, nebligen Masse ergoss sie sich aus dem Blade, kroch über den Boden und schwappte über Kais Schuhe, die sofort am in sekundenschnelle vereisten Boden festzufrieren schienen. Wenn die undurchsichtigen Wolken eine Wand erreichten, schwappten sie an ihr hoch und hinterließen eisige Spuren, während sich Eisblumen an den Festern bildeten und mehr als eine Glasscheibe einfach unter der plötzlichen Einwirkung der Kälte, wo zuvor noch Hitze gewesen war, einfach splitterten und sich nur noch mühsam im Rahmen hielten.

Kai riss sich los und wich zur Tür zurück, mit einer Hand nach der Klinke tastend, die Augen stets auf den Blade gerichtet, der nun in der Mitte des Stadiums zur Ruhe gekommen war.

Die Dunkelheit überholte ihn, brandete an der Tür hinauf und ließ das Holz weißglitzernd zurück. Der Halbrusse versuchte gar nicht erst die mit Eiszapfen versehene Klinke zu ergreifen: Er war gefangen!

Ein spöttisches Kreischen erklang und der schwarze Beyblade drehte sich noch eine Spur schneller.

Kai wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte: Dass er Black Dranzers Einfluss Stand halten konnte, hieß noch lange nicht, dass er die Kontrolle hatte. Das begriff er jetzt. Auch das dunkle Bitbeast war stärker geworden. Seinem Benehmen nach brauchte es Kai nicht mehr, um sich in Freiheit zu halten, wenn es erst einmal freigelassen worden war…

„Zu weit“, flüsterte die geisterhafte Stimme in seinem Kopf.

„Wie immer“, antwortete er beinahe ebenso leise und sah zu, wie sich der pechschwarze Phönix aus seinem Gefängnis befreite.
 

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I just know there’s no escape now

Once it sets its eyes on you.

But I won’t run, have to stare it in the eye.
 

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Provozierend langsam erschien der schwarze Phönix, eine Wolke aus schwarzem Feuer um sich herum. Wie nach einem langen Schlaf streckte er zunächst die eindrucksvollen Schwingen, dann den ganzen, dunklen Körper, bis er sich seinem ehemaligen Herrn bis zur Krallenspitze präsentiert hatte. Die düsteren, mit Feuer gesäumten Federn wurden aufgeplustert und wieder an den Körper gelegt, die goldenen Verzierungen schimmerten leicht bei jeder Bewegung.

Er war ein prachtvolles Bitbeast, schöner und majestätischer als viele andere – doch die Augen, die er nach seinem eitlen, angsteinflößenden Gebaren auf Kai richtete, waren böse und ohne jedes Mitleid. Mit einer sanften Bewegung der Flügel stieg er ein Stück in die Höhe, bis sein heller Schopf beinahe die Decke berührte, wobei er den Blader, der sich vorsichtig von der Tür wegbewegte, immer im Auge behielt. Er hatte so lange gewartet wieder freizukommen – da hatte er sich ein kleines Spielchen mit dem, der ihn gefangen gehalten hatte, verdient.

Mit einer täuschend trägen Bewegung schickte er einen Luftschwall in Kais Richtung, der sich gerade noch so zur Seite retten konnte. Das unsichtbare Geschoss traf mit ungeheurer Gewalt auf die Wand knapp neben der Tür und verursachte ein Geräusch, das man bestimmt noch bis ins Dorf hören konnte.

Kai fluchte und musste sich beeilen dem nächsten Geschoss auszuweichen. ‚Verdammt, das ist alles meine Schuld!’, ein Hechtsprung rettete ihn vor einer weiteren Attacke, die der Abwechslung halber aus schwarzen Flammenzungen bestand.

Der silberhaarige Blader kam wieder auf die Beine und warf einen Blick auf das dunkle Feuer, das sich gierig durch den eisüberzogenen Boden fraß, bis es auf die Grundfläche aus Beton traf und schließlich verlosch.

‚Er wird alles hier in ein Flammenmeer verwandeln… Der Wald ist völlig ausgetrocknet, der brennt wie Zunder. Und was ist mit Tyson, Max, Ray und den anderen?’, Kai wurde schlecht und die nächste Attacke ging nur knapp daneben. ‚Ich muss ihn irgendwie aufhalten! Das alles hier ist meine Schuld! Und ich habe bisher noch nie zugelassen, dass jemand für meine Fehler bezahlen muss! Nicht so, dass ich es nicht wieder gutmachen konnte!’, Entschlossenheit leuchtete in seinen Augen auf und verdrängte die Panik, die begonnen hatte sich wie eine Klaue um sein Herz zu legen.

Ohne die besorgten Rufe zu hören, die inzwischen von der eingefrorenen Tür her kamen, wich er der nächsten Attacke aus und stellte sich dann seinem lebendigen Albtraum…
 

~~~+~~~
 

Stand my ground, I won’t give in.

No more denying, I’ve got to face it.

Won’t close my eyes and hide the truth inside.

If I don’t make it,

Someone else will stand my ground.
 

~~~+~~~
 

Mit all seiner Willenskraft versuchte er die schwache Verbindung, die er noch immer zu dem stetig kreiselnden Beyblade hatte, dazu zu nutzen, um Black Dranzer wieder in sein Gefängnis zurück zu zwingen. Rötliche Strahlen, biegsam wie Schnüre, erhoben sich aus dem Blade und legten sich um das erbost schnarrende Bitbeast, das sich wand und zu entkommen versuchte.

‚Zu schwach’, wisperte Kai ängstlich in Gedanken. ‚Zu wenige.’

Der schwarze Phönix bäumte sich auf und die Strahlen rissen so einfach wie ein Spinnennetz. Höhnisches Kreischen, wie Gelächter, schrillte in Kais Ohren und ließ ihn sich zusammenkrümmen. Immer neue Attacken prasselten auf ihn ein, bis Black Dranzer schließlich die Lust verlor ihn zu jagen und ihn nur dann und wann zu streifen. Er breitete die Schwingen weit aus und schlug sie dann mit rasender Geschwindigkeit nach vorn: Zwei große Wirbelstürme bildeten sich und rasten auf den wehrlosen Jungen zu, der bereits seinen Tod vor sich sah.

Doch die beiden Luftströme trafen aufeinander und lenkten sich gegenseitig ab, in Richtung Tür und der dazugehörigen Wand. Krachend trafen sie auf den vereisten Beton und rissen ihn in Stücke. Staub wirbelte auf und nahm Kai die Sicht und den Atem.

Hustend und spuckend hockte er auf dem Boden und hoffte, dass Black Dranzer von seiner fehlgeschlagenen Attacke dermaßen aus dem Konzept gebracht worden war, dass er ihn für einen Moment in Ruhe ließ.
 

In den Geröllbrocken, die noch vor wenigen Sekunden eine stabile, weiß getünchte Wand gewesen war, richteten sich derweil die ersten Beyblader wieder auf und versuchten ebenfalls den Staub und die Schmerzen aus den Körpern zu bekommen.

Bis sich die Wolke wieder legte und sie alle mit einem feinen, grauen Überzug bedachte, waren alle wieder auf den Beinen und starrten fassungslos auf das Bild, dass sich ihnen bot: Black Dranzer schwebte Meter über dem Boden und starrte böse in ihre Richtung. Seitlich hinter ihm, hustend und nach Luft ringend, hockte Kai auf dem Boden und schielte immer wieder zu dem Bitbeast.

Der schwarze Phönix fauchte die Beyblader an und spreizte die Schwingen. Offensichtlich hatte er vor sie anzugreifen. „Scheiße“, murmelte irgendjemand.

Hinter dem Bitbeast richtete sich Kai gerade wieder auf und wischte sich mit einem Arm über das Gesicht. „Kai!“, brüllte Ray. „Hör auf damit!“

Panik lag in seiner Stimme, denn dunkles Feuer sammelte sich um die mattschwarzen Federn und der grausame Schnabel öffnete sich zu einem weiteren, vorfreudigem Fauchen.

Kai starrte ihn an, das Gesicht kalkweiß unter all dem Staub, dann legte er plötzlich die Finger an die Lippen und pfiff laut und durchdringend.

Der mächtige, goldbewehrte Kopf flog herum und die brennenden, hasserfüllten Augen richteten sich auf den silberhaarigen Blader, der sich winkend als Ziel anbot. Black Dranzers Verstand setzte sich in Bewegung und begann abzuwägen: Der verhasste, schwache Herr oder die anderen nichtswürdigen Kreaturen, die er alle auf einmal töten könnte.

Die Entscheidung war denkbar einfach und der Phönix wandte sich wieder den vor Angst wie gelähmten Bladern zu.

Kai pfiff erneut, doch er wurde ignoriert. Hoffend, dass Black Dranzer auch jetzt noch, bei so sicherer Beute, eitel war wie eh und je, begann er das Bitbeast zu beschimpfen: „Hey! Hier bin ich! Du zu lang gekochtes Suppenhuhn! Du mickrige, angekokelte Pfauenhenne! Ein abgebranntes Streichholz ist angsteinflößender als du!“

Die dunklen Augen musterten ihn hasserfüllt einen kurzen Augenblick, dann wandte es sich wieder ab. ‚Scheiße! Das ist meine Schuld! Ich darf nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert!’, Kai versuchte es weiter, wobei er Ausdrücke benutzte, die er sonst als weit unter seiner Würde betrachtet hätte. Aber wer war schon kreativ in so einer Situation?

Die Blader, die nicht zu beschäftigt waren zu zittern und ihr Leben an sich vorbeiziehen zu sehen, registrierten den Umstand, dass Kai anscheinend nicht Urheber dieses Albtraums war, verblüfft. Allerdings hatten sie nicht allzu lange Zeit dazu:

Black Dranzer bäumte sich auf und stieß einen lauten, schmerzhaft schrillen Schrei aus, dann schlug es mit den Flügeln – wobei es sich im letzten Moment zur Seite warf und auf Kai zielte.

Derart überrumpelt blieb Kai keine Chance um auszuweichen und der Feuerball traf ihn schmerzhaft vor die Brust und schleuderte ihn hart mit dem Rücken gegen die Wand. Ihm wurde die Luft aus den Lungen getrieben, sein Kopf füllte sich mit einem dumpfen Schmerz, während seine Sicht in blendenden Lichtblitzen ertrank, und er hatte das Gefühl, als ob sämtliche Knochen in seinem Körper zersplittern würden, während seine Haut einfach verdampfte.

Doch der Schmerz in seiner Brust ließ zu rasch nach, als er an der Wand nach unten rutschte und ihm wurde klar, dass Black Dranzer noch immer mit ihm spielte. Vermutlich würde der schwarze Phönix sich einen Spaß daraus machen, ihn langsam zu Tode zu quälen.

Wie hatte er bloß jemals die Idee haben können, ihm gewachsen zu sein. Sie spielten in zwei völlig unterschiedlichen Ligen…
 

~~~+~~~
 

It’s all around,

Getting stronger, coming closer,

Into my world.
 

~~~+~~~
 

Wie zum Beweis fühlte er sich plötzlich an den rauchenden Überresten seines T-Shirts hochgezogen, bis seine Füße nicht länger den Boden berührten. Eisige Augen starrten ihn an, voller Hass und Hohn – ob er bei seinem Kampf gegen Tala genauso ausgesehen hatte?

Schwer atmend spürte er die Hitze, die von dem mächtigen, gefiederten Körper in seiner Nähe ausging und die Krallen, die sich, als sie den Halt am nachgebenden Stoff verloren, tief in sein Fleisch bohrten.

Black Dranzer schnarrte belustigt, als er sich wand und zu entkommen versuchte, ließ ihn aber weiter zappeln.
 

Die anderen Beyblader beobachteten die schreckliche Szene voller Grauen und wussten nicht genau, was sie tun sollten. Einige hielten ihre eigenen Blades in den Händen, doch ob sie eine Chance gegen den schwarzen Phönix hatten? Selbst Zeus schien ihnen weit weniger mächtig und furchteinflößend…

„Wir müssen etwas tun! Er wird ihn umbringen!”, flüsterte Hillary und zuckte zusammen, als sie Blut über Kais Oberkörper laufen sah.

„Und was bitte?“, brüllte Lee gereizt. „Sieh dir das Ding doch an! Dagegen haben wir wohl kaum eine Chance!” Trotzdem schloss er seine Faust fester um seinen Blade und machte einen Schritt vor. Wenigstens versuchen mussten sie es…

Tyson, Ray und Max zeigten dagegen keine Spur eines Zögerns: Kai war mit ihnen in einem Team gewesen und das bedeutete, dass sie für einander verantwortlich waren und einander halfen – selbst wenn dieses Team seit etwa einem halben Jahr Geschichte war. Außerdem war Kai ihr Freund – und sie hatten noch nie seit ihrem Kennenlernen so eine unverhohlene Panik auf seinem Gesicht gesehen wie jetzt, wo Black Dranzer ihn wie ein Spielzeug in seinen Klauen hielt und ihn zu verbrennen drohte.

Sie machten sich bereit ihre Beyblades zu starten und bis zum Äußersten zu gehen, als sie Kais befehlende Stimme davon abhielt: „Seit ihr verrückt geworden? Haut ab! Ihr habt keine Chance! Das ist eine Sache zwischen ihm und mir!“

Wieder griffen die rötlichen Stränge nach dem Bitbeast, doch es schüttelte sie problemlos ab.
 

~~~+~~~
 

I can feel

That it’s time for me to face it,

Can I take it?
 

~~~+~~~
 

Er schrie auf, als sein ehemaliges Bitbeast, erbost über die ach so heldenhaften Worte, Flammen um seinen Körper spielen ließ. Sein Opfer hatte gefälligst schreiend und leidend unterzugehen und keine großen Reden zu schwingen. Aber wenn Kai so viel an diesen Menschen lag, dass er sie unbedingt retten wollte…

Black Dranzers Kopf fuhr herum und seine Augen blitzten boshaft auf, dann entfaltete er die mächtigen Schwingen und Flammen loderten auf, die sich in Windeseile in ganzen Raum verteilten und ein Durchkommen beinahe unmöglich machten. Während der schwarze Phönix zufrieden auf die erschrockenen Schreie der anderen Blader im Hintergrund lauschte, wandte er sich wieder Kai zu, der ihn voller Grauen anstarrte.

Gemächlich ließ sich Black Dranzer zu Boden sinken und pinnte seinen ehemaligen Herren mit einer großen Klaue fest. Mit ihm würde er sich beschäftigen, wenn seine Freunde erst einmal erledigt waren und er völlig verzweifelt war…

Blind in seiner Grausamkeit bemerkte der Phönix nicht, dass er Fehler gemacht hatte, wie schon so viele vor ihm: Denn wenn man Kai an die Wand drängte, begann er sich zu wehren. Stärker als jemals zuvor, mit allem, was er aufbringen konnte…
 

~~~+~~~
 

Though this might just be the ending

Of the life I held so dear.

But I won’t run, there’s no turning back from here.
 

~~~+~~~
 

Entschlossen versuchte er trotz des beißenden Qualms, der tosenden Flammen, des schweren Gewichts auf seiner Brust und dem stechenden Schmerz in jeder Faser seines Körpers all seine Willenskraft zu konzentrieren und Black Dranzer wieder in seinen Beyblade zurück zu zwingen.

Wenn es ihm gelingen würde, würde das Feuer erlöschen und es würde vielleicht noch einmal alles gut ausgehen. Wenn nicht…

Weiter wollte er gar nicht denken.

Tatsächlich waren die Stränge dieses Mal stark und zahlreich, legten sich wie Fesseln um den pechschwarzen Körper und zogen ihn trotz der heftigen Gegenwehr und des zornigen Geschreis wieder zurück zu dem nun gefährlich schlingernden Beyblade. Die Flammen verloren an Kraft und gewannen ihre normale, rötliche Färbung zurück, flackerten aber dennoch wie in einem unsichtbaren Kampf immer wieder auf.

Von der haltenden Klaue befreit, stützte Kai sich auf die Ellenbogen und beobachtete, wie Black Dranzer auf halbem Weg zwischen Beyblade und Besitzer anhielt und wild gegen die Fesseln ankämpften, die sich fest um Flügel und Hals schnürten und sich nicht im mindestens von den brennenden Federn und dem scharfen Schnabel beeinflussen ließen.

Kai richtete sich vollkommen auf und versuchte auf die wackeligen Beine zu kommen, die sein Gewicht kaum tragen wollten. „Haut gefälligst endlich ab!“, brüllte er den wie paralysiert dastehenden Beybladern zu. Trotz der nun immer kleiner werdenden Flammen machten sie keine Anstalten ihre Chance zu nutzen und zu fliehen, sondern sahen nur fasziniert dem Schauspiel zu.

„Aber du hast ihn fast!“, schrie Daichi in einem Anflug von Begeisterung zurück. „Noch ein kleines Stück und wir sind ihn los!“, verkündete Tyson optimistisch und sah seinen Freund und ehemaligen Teamleader an. Begeisterung stand in seinem Blick, Aufmunterung – und so viel Vertrauen, dass Kai seinen Willen durchsetzen und die Sache wieder in den Griff bekommen würde, dass dem silberhaarigen Beyblader fast schlecht wurde. Vor allem, als er dieses Vertrauen noch in mehreren anderen Gesichtern entdeckte.

‚Aber die Kraft für dieses kleine Stück habe ich nicht mehr’, dachte er verzweifelt und wünschte sich, niemals geboren worden zu sein. Er war vollkommen ausgelaugt und hatte das Gefühl mit jedem Augenblick mehr Schmerzen zu haben. Der einzige Grund, warum er überhaupt noch lebte, war Black Dranzers ausgeprägter Spieltrieb…

‚Ich kann nicht mehr’, diese Worte sickerten träge in seinen Gedanken und die rötlichen Fesseln des schwarzen Bitbeast zerrissen geräuschlos und entließen es in die Freiheit. Außer sich vor Wut schrie es seinen Hass in die Welt hinaus und griff seinen Herrn erneut an. Auch wenn der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, würde er ihn nicht noch einmal unterschätzen und ihn nun ein für allemal auslöschen.

Erneut wurde Kai krachend gegen die Wand geworfen und während der Schmerz durch seinen Körper tobte, schien alles vor ihm schwarz zu werden. Krampfhaft klammerte er sich an die winzigen Fetzen Realität, die er noch wahrnahm und versuchte der nach ihm greifenden Bewusstlosigkeit zu entkommen. Nur am Rande registrierte er, wie die scharfen Klauen ihn erneut in die Höhe hoben und ihn dann ein weiteres Mal in Richtung Wand schleuderten.

Sein Aufprall wurde von einem anderen Körper gedämpft, der sich zwischen ihn und den Beton geworfen hatte. Kai hörte ein dumpfes Ächzen, als seinen Beschützer die ganze Wucht der Attacke traf, doch er hielt sich aufrecht und brachte es sogar noch fertig, den silberhaarigen Blader zu stützen.

Der silberhaarige Blader glaubte eine vertraute Stimme zu hören, die beruhigende und ermunternde Worte flüsterte, war sich aber nicht sicher. Sehen konnte er die Person allerdings nicht, denn noch immer kämpfte er mit der Schwärze, die sich in seinem Gehirn ausbreiten wollte.

Vielleicht wäre es ja besser einfach nachzugeben…

Jetzt, wo er durch den Stress und die Schmerzen von Dingen fantasierte, die eigentlich gar nicht sein konnten…

„Komm schon… Du kannst doch nicht einfach so aufgeben. Du darfst nicht aufgeben. Kai!”, beschwor ihn die Stimme. „Das passt nicht zu dir!“

Und ob nun eingebildet oder nicht, Kai zog neuen Mut und Entschlossenheit aus den Worten: Wenn sein Bruder an ihn glaubte, konnte er diese Hürde auch meistern. So war es schon immer gewesen – und so würde es auch immer sein.

Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen, während er sich nun selbst mühte wieder halbwegs aufrecht zu stehen. „Ich bin froh, dass du wieder da bist…“, stellte er fest, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er die Worte nun tatsächlich ausgesprochen oder nur gedacht hatte.
 

~~~+~~~
 

All I know for sure is I’m trying.

I will always stand my ground.
 

~~~+~~~
 

Irgendwie gelang es ihm sich aufrecht zu halten, die stützenden Hände immer auf seinen Schultern, und noch ein letztes Mal sammelte all seine Kraft um Black Dranzer entgegenzutreten.

Er konnte nicht sehen, wie sich der schwarze Phönix verzweifelt aufbäumte und sich dagegen sträubte erneut in einen Bitchip verbannt zu werden, doch er hörte seine protestierenden Schreie und spürte, wie jemand ermutigend seine Schultern drückte.

Jetzt nur nicht nachlassen, flüsterte es in seinen Gedanken und er zwang sich trotz seiner Erschöpfung einfach durchzuhalten. Er musste nicht sehen, ob er Erfolg hatte oder ob Black Dranzer sich vielleicht bereits wieder befreit hatte und nun dabei war ihn anzugreifen. Es war unwichtig geworden…

Wichtig war nur, dass sein Bruder wieder da war und ihm den Rücken stärkte.

Wenn er das hier erst einmal geschafft hatte, könnte er endlich wieder einmal richtig mit ihm reden und es gab so vieles, was er ihm unbedingt sagen wollte…

Was er ihm sagen musste!
 

~~~+~~~
 

Stand my ground, I won’t give in.

I won’t give up, no more denying.

I’ve got to face it.

Won’t close my eyes and hide the truth inside.

If I don’t make it,

Someone else will stand my ground.
 

~~~+~~~
 

Plötzlich schien sich irgendetwas zu verändern: Die dunkle Präsenz, die Kai ohne es wirklich zu registrieren, bis eben noch als schmerzhaften Druck in seinen Gedanken wahrgenommen hatte, verschwand spurlos und ließ ihn verwirrt und völlig am Ende zurück.

Die Dunkelheit in seinem Gehirn breitete sich nun immer schneller aus und der Junge verstand mit einem Mal gar nicht mehr, warum er sich bis eben noch gegen die sanfte Umarmung der Finsternis gewehrt hatte. Nichts schien ihm schöner, als jetzt in die tiefe Bewusstlosigkeit versinken zu können und alles, was geschehen war, für einen Moment zu vergessen…

Langsam sackte er in sich zusammen, gehalten von hilfreichen Händen, die ihn halbwegs bequem auf den Boden betteten. Kurz bevor Kais Bewusstsein endgültig abschaltete, bemerkte er noch, wie ihm jemand sanft durchs Haar fuhr und ihm zuflüsterte: „Das hast du gut gemacht, Kleiner…“
 


 


 

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Ich hoffe, es hat euch gefallen und euch zum Nachdenken angegeregt.

Ist ja genug passiert, nicht wahr? ^.~

Wir sehen uns im nächsten Kapitel - dessen Name mir noch immer arges Kopfzerbrechen bereitet.

Bis dann ^^

Lyos



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2008-02-25T17:46:34+00:00 25.02.2008 18:46
sooooo xD meld mich mal wieda zu nem kommiiii~
eig würde ich viiiiiel mehrere schreiben aba ich find sooooo spannend und da muss ich immer schnell weida lesen~
nya bin immer noch fleißig am lesen *die ganze zeit nix anderes tut*
sou zum kapi *___*~
zuerstmal:
XDDDD~
wie geil ich hab mich schlap gelacht bei der erwähnung von Tyson Black Dranzer als >verbrantes hühnchen< zu bezeichnen XD~
oder von kai
>Du zu lang gekochtes Suppenhuhn! Du mickrige, angekokelte Pfauenhenne<
zuuuu geil!! |DD~ *verrofelz*
das es trotz dieser traurigen stimmung noch zu lachern kommt find ich supi da bin ich wenigstens nicht die ganze zeit so am... mitheulen? xD'~
*sich eindeutig zu schnell mitreisen lässt*
nya aba bei deinem gaylen schreibstiel ^.~
ich finde deinen schreibstiel echt anbetungswürdig!!
es macht total spaß zu lesen und ist null langweilig :D~ voll top!! ^____^b~
genau nach meinem geschmack~
yeah mir gefällt die beziehung zwischen Tala un Kai *___*~
*totaler TaKa fan is*
die is soo...feindlich zu einander <3~
hat i-was...~
xD~
joa und i-wie xD haste es geschafft Ian auch mir gegenüber sympatischer zumachen ^.~ finds auch super wie du ihn mal rüberbringst is mal was anderes ihn in ein solches licht zustellen *lob* :3~
ich bin jetzt echt mal gespannt auf den bruder und wie sich das alles aufklärt ^o^
ansonsten... Q____Q ich bin grad fast vorm heulen >_> oke... ich hör grad au meine absoluten heulesongs~ und dann noch deine tollen situations beschreibungen ;____;b
aba ich mag das ja so und ich les jetzt mal lieber schnell weida >o< bevor ich dich hier noch mehr zumüll ;D~
ganz liebe grüße meinerseits (\^..^/)
Von:  Kitten92
2007-09-21T16:05:23+00:00 21.09.2007 18:05
ok ich weis jetzt nich genau ob ich das kappi verstanden habe..
war kais bruder nicht tot und ..
warum ist der gestorben ...wenn er es überhaut ist,
und wer hat ihn gerettet..
was wird aus kai und aus Black dranzer

und übrigens ich mag egrn so lange kappis und ich bewundere dich wie kannst du es nur schaffen so geile geschichten zu schreiben..
naja ich hoffe das es bald weitergeht..

P.S. danke für die ens ^^ <3
Von:  shinu
2007-09-18T17:22:53+00:00 18.09.2007 19:22
hiooo^^
endlich schaffe iche s einen kommi zu schreiben xD *schäm* v.v
ein paar sachen zum kapi, hatte ich dir ja schon per ens geschrieben^^°
also der verlauf der geschichte ist dochmal..äh...interessant O.O *untertrieben* armer kai v.v und das mit seinem bruder *sigh*...
und ich frage mich, was du dir für nen grund ausgedach hast, das der bruder gestorben ist...ich wüsste vielleicht schon ein paar varianten...aber so genau, wie du das machen wirst und mit kai, weiß ich natürlich nicht^^° na dann, hoffe ich mal das das nächste kapi bald da ist^^ *freu*
Von: abgemeldet
2007-09-17T16:51:53+00:00 17.09.2007 18:51
Nur ein Wort: WOOOWWW!!!! O__O
Von:  Anbica
2007-09-17T14:54:49+00:00 17.09.2007 16:54
Hi^^ Na,wie geht es dir?
Ich bin verwirrt...Ich dachte Kais Bruder ist tot? Oder nicht?
Ich will's endlich wissen!
Und auf Talas Antwort bin ich auch gespannt.Hat er was damit zu tun?
Wie heißt er eigentlich?

Aber egal was ist,ich mag Black Dranzer trotzdem XD

Naja,dann warte ich halt bis das nächste Kapitel da ist.
Bis dann.

Ps:Danke für die ENS^^
Von: abgemeldet
2007-09-17T05:25:20+00:00 17.09.2007 07:25
hi
eine wirklich sehr gelungene story =)
dein schreibstil ist sehr gut und die art wie du die spannung erhälst ebenfalls ^^
ein pairing braucht diese ff nicht wirklich wobei mir hirokai hier sehr gut gefallen würde ^^
ansonsten bin ich ebenfalls gespannt wie es weiter geht ^^
nochmal großes lob für diese wirklich gelungene FF
MfG
Aire
Von:  Callisto
2007-09-16T13:21:19+00:00 16.09.2007 15:21
Wow das war wieder hammermäßig spannend, besonders die Probe an Kais Willenskraft, wer ist hier das Bitbeast und der Blader, aber Black Dranzer ist shcon ein fieses Mistvieh XD
Die Erinerungen von Kai in Bezug auf seinen Bruder vermitteln eine sehrschöne, melancholishce Stimmung.
Ja das Kapitel wirft einige Spekulationen auf, ich habe zwei die tootal entgegengesetzt sind und wahrschienlich beide Falsch XDD

Calli
Von:  -Llynya-
2007-09-16T11:52:52+00:00 16.09.2007 13:52
ich bin immer noch gespannt, ob ich recht habe mit meiner Vermutung....
Löst du das im nächsten Kapi auf? BITTEEE!!!!!!! *_*
Von: abgemeldet
2007-09-16T05:49:31+00:00 16.09.2007 07:49
Woah~
Lyos!
Die FF ist super genial!
Und dieses Kapitel... Spannung pur *~*
Ich finde es zur Abwechslung mal wieder toll, FFs zu lesen, in denen es nicht nur um Yaoi als Mainstoryline geht.
Denn so random hab ich nie~ was dagegen ;)
Obwohl hier...nyu, Hiro und Kai geht meiner Meinung nach gar nicht... obwohl die voll süß flirten XD~
Tala und Kai find ich geil, weißt du ja, aber hier müsste wirklich noch sehhh~r viel passieren, damit dass in den Bereich des Möglichen rutscht oO""
Ich find Ian übrigens super niedlich <3
Toll dargestellt ;P

Ich glaube nicht, dass das wirklich Kais Bruder war...
Vielleicht hat er sich das alles nur eingebildet?
Oder war da doch jemand?
Die Geschichte mit Kais Bruder finde ich sowieso sehr interessant.
Mal was neues, dass der ältere Bruder stirbt, während der Jüngere überlebt...
Ich persönlich glaube ja, dass Tala irgendwas mit dem Tod von ihm zu tun hat... wie heißt er überhaupt?
Oder Tala ist das @.@
*vollkommen verwirrt desu*
Ich fand die Szene nämlich sehr... komisch(?), in der er ihn beschrieben hat...
*unbedingt Aufklärung benötigt*

Ich weiß nie, was ich immer zu deinem Schreibstil sagen soll...
Mensch, du weißt es eh selber.
Der ist so richtig "professionell", so schön fließend, anständige Absätze, beachten der Grammatik- und Rechtschreibregeln.
Und so weiter...blablabla...

So~,
ich will unbedingt wissen, was noch passiert!
Also musst du ganz schnell ein neues Kapitel hochladen...
und bitte, bitte, lass die Fic nicht wie Losing Control absterben, promise?
Bye
Dari
Von:  Aoichan
2007-09-15T22:41:00+00:00 16.09.2007 00:41
Das Kappi ist echt genial! Ich freu mich riesig auf das nächste. Schreib schnell weiter!

lg

Tarasun


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