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AppleJuice on Sunday

Sonntags gibt's Apfelsaft
von

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Kapitel 6

Sie starrte schon eine ganze Weile an die Decke. Soweit sie es beurteilen konnte befand sie sich in einer alten vermoderten Gruft, oder so etwas. Es war stockdunkel, doch trotzdem konnte sie ihre Umgebung so klar wahrnehmen, als sei es taghell. Sie lag auf dem kalten steinigen Boden, doch sie wusste nicht warum und hatte auch keine richtige Lust noch länger hier liegen zu bleiben. Die Leere in ihrem Kopf war nicht mehr auszuhalten. Langsam setzte sie sich auf. Als sie sich mit den Händen abstützte, bemerkte sie, dass sie in Wasser oder in irgendeiner anderen Flüssigkeit gelegen hatte. Sie schaute auf ihre Hand. Die Handfläche war vollkommen mit Blut beschmiert. Igitt. Sie wischte das Blut an ihrer Hose ab.

„Ah, du bist endlich wach!?“ Eine dunkle Stimme hallte in der Gruft wider und ein stämmiger Körper kniete sich neben sie auf den Boden.

„Wer bist du?“, fragte sie sofort.

Er lächelte sie kalt an. „Ich bin Nomeus. Dein Erschaffer. Und wer bist du?“

Erschaffer? Was soll der Mist denn?

„Ich bin…“ Sie überlegte. „Ich bin…“ Sie wusste es nicht. „Ich…“ Verheißungsvoll sah sie Nomeus an. Dieser lachte nur leise.

„Du kannst dich nicht erinnern. Keiner von uns kann sich an sein früheres Leben erinnern. Entweder man versucht etwas über sein früheres Ich zu erfahren, oder man lässt es und erfährt nie wer man war, dafür kann man aber ein komplett neues Leben beginnen.“, erklärte er. Sie fand, dass der Kerl aussah als wüsste er wovon er sprach. Also glaubte sie ihm mal. Vorerst.

„Doch ich weiß deinen früheren Namen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Willst du ihn wissen?“

Sie überlegte kurz und nickte dann langsam. Schaden kann es nicht.

„Du bist Willow.“, sagte er und strich ihr eine blonde Strähne von der Schulter. „Und eine sehr mächtige Hexe.“

Willow. Der Name fühlte sich ihr vertraut an. Ja, so war es bestimmt. Und dass sie eine sehr mächtige Hexe war, hörte sich auch nicht schlecht an.

„Hier.“ Nomeus hielt ihr ein Glas mit Blut hin. „Zur Stärkung. Keine Sorge es ist nicht dein eigenes.“

Sie nahm das Glas entgegen und sah auf die rote Flüssigkeit. Langsam führte sie das Glas zur Nase, um daran zu schnuppern. Ein überaus starker metallischer und feuchter Geruch drängte sich ihr entgegen und sie hielt das Glas sofort wieder von sich weg.

„Trink.“, forderte Nomeus.

Sie wollte trinken, doch der Geruch wurde immer stärker. Sie ekelte sich davor. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Ihr Herz klopfte unangenehm schnell. Es hob ihr. Sie ließ das Glas fallen und übergab sich in Nomeus’ Schoß. Dieser sah ihr angewidert und überrascht dabei zu…
 

Sie lag auf dem Boden und starrte an die Decke. Schon wieder. Seit sie sich übergeben hatte, fühlte sie eine seltsame Erleichterung. Das Übergeben war sicher so üblich wenn man gerade neu ‚erschaffen’ wurde. Sie seufzte. Irgendwie war ihr langweilig. Willow. Der Name ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Er fühlte sich so vertraut an, doch sie fühlte sich nicht wie eine Willow. Irgendetwas sagte ihr, dass sie keine Willow war, sondern jemand anderes. Es war schrecklich, so ganz ohne Identität und Gedächtnis.

Sie wollte raus hier. Egal wohin, hauptsache weg von dieser blöden Gruft. Sie stand auf und suchte einen Ausgang, den sie auch sogleich fand. Sie riss die Tür der Gruft auf und blickte auf einen gepflegten Friedhof. Die Sonne schien und Vögel zwitscherten. Bäume und Büsche vor der Gruft, schützten dessen Eingang und spendeten zudem ein paar Meter weit Schatten. Die junge Frau ging nach draußen. Sie wollte mehr sehen, als Grabsteine und trat weiter nach vorne. Ihre Neugier trieb sie aus dem Schatten, doch es schmerzte sie gewaltig in der Sonne zu stehen. Sie blickte nach oben, blinzelte direkt in die Sonne und schaute dann auf ihre Hände, die zu qualmen anfingen. Ein seltsam zischendes Geräusch, begleitet von noch mehr Qualm und großen Schmerzen, wurde immer lauter. Sie flüchtete zurück in den Schatten. Die Schmerzen und das Qualmen ließen augenblicklich nach. Ehrfürchtig sah sie auf die sonnige Wiese.

„Einer von zehn verbrennt bei dieser Erfahrung.“ Hinter ihr stand Nomeus. Er führte sie zurück in die Gruft.

„Wir sind nicht umsonst die ‚Kinder des Schattens’. Meide Kreuze, Weihwasser, spitze Pflöcke, Sonnenlicht, Feuer und die Jägerin und du wirst ein langes untotes Leben fristen.“

Es klang wie ein Werbespruch.

„Was bin ich?“, fragte sie.

„Du bist ein Vampir. Ein Schattenkind.“, antwortete Nomeus.

„Schattenkind?“

„Ja, wir Kinder des Schattens sind eine besondere Art von Vampiren. Das werde ich dir aber erst später erzählen. Wir werden jetzt in die Stadt gehen. Ich treffe mich mit jemandem.“

Sie sah zur Tür hin und erinnerte sich schmerzhaft an ihre Begegnung mit dem Sonnenlicht.

„Nein, wir benutzen einen Tunnel.“ Nomeus ging in die Gruft zurück, schob eine schwere Stahlplatte auf dem Boden zur Seite und offenbarte somit ein Loch, in das eine Leiter führte. Er machte eine einladende Geste und stieg die Leiter hinunter. Bevor sie auch in den Tunnel stieg, blickte sich ein letztes Mal kurz um. Nein, an diesem eintönigen Ort, an dem außerdem in ihrer eigenen Blutlache aufwachte, wollte sie nicht bleiben. Sie folgte ihm augenblicklich in den Tunnel.
 

Sie gingen schon eine ganze Weile den düsteren, engen und feuchten Tunnel entlang. Nomeus hatte eine Fackel mitgenommen und erleuchtete ihnen den Weg.

„Wir benutzen den Tunnel um bei Tag in die Stadt zu kommen. Sonst wird es eine brenzlige Angelegenheit, wie du eben schon bemerkt hast.“, erklärte Nomeus.

Ihre Schritte hallten eintönig und leise von den Wänden wider.

„Was ist ein Erschaffer?“, fragte sie neugierig.

„Das bin ich, Willow. Deiner zumindest und von noch einigen mehr. Ich habe dich zu dem gemacht, was du jetzt bist.“

„Zu einem Vampir. Einem Schattenkind.“, ergänzte sie.

„Genau.“, bestätigte Nomeus. „Du lernst schnell.“

Der Tunnel sah nicht so aus, als würde er bald enden.

„Und was sind diese Schattenkinder?“

„Du bist ja zudem noch ganz schön neugierig.“ Nomeus lächelte sie an und sie war sich sicher, wäre er kein gefühlsloser Vampir, wäre es ein warmes Lächeln gewesen. „Wir Schattenkinder sind eine ganz besondere und seltene Art von Vampiren. Es existieren nicht viele von uns.“ Sie bogen um eine Kurve. „Und wenn ein Schattenkind ein anderes erschafft, geschehen sonderbare Dinge.“

Sie sah ihn wissbegierig an.

„Erzähl’s mir.“
 


 

Willow schrak aus dem Schlaf. Komischer Traum. Er endete mit dem Geräusch einer zerbrechenden Scheibe oder irgendeines Glasgegenstandes. Die Hexe bemerkte, dass sie im Bett in ihrem und Taras Zimmer lag. Tara. Wie ein Schlag traf sie wieder die erschütternde Wahrheit. Ihr Kopf schmerzte so sehr vom vielen Weinen und sie war richtig erschöpft, obwohl sie gerade erst geschlafen hatte. Sie rollte sich auf den Rücken und sah an die Decke. Im Augenwinkel bemerkte sie etwas und blickte sich zur Seite um. Mit einem spitzen Schrei vor Schreck, machte Willow einen Satz aus dem Bett und betrachtete die Person, wegen der sie sich so erschrocken hatte. Es war ein kleines Mädchen, vielleicht 7 Jahre alt, mit hellen blonden, langen Haaren, die im dem Sonnenlicht, das durch die Läden des halb abgedunkelten Zimmers schienen, silbern schimmerten. Aus großen blauen Augen sah es Willow traurig und ängstlich an.

„Oh Gott…w-wer bist du? Und was machst du hier in meinem Zimmer?“, fragte Willow mit panischer Stimme.

Das Mädchen antwortete nicht, sondern sah die Hexe weiterhin eindringlich und traurig an.

„Was willst du von mir?“, fragte Willow erneut. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „B-bist du ein Geist?“

Das Mädchen antwortete immer noch nicht. Willow wurde immer nervöser. So langsam bekam sie Angst vor ihr. Nicht nur, dass sie hier urplötzlich in ihrem Zimmer stand und sie anstarrte, nein, sie sprach auch noch kein Wort. Das Mädchen ging langsam auf die andere Seite des Bettes, auf der Willow stand. Die Rothaarige ließ sie nicht aus den Augen und drückte sich mit dem Rücken an die Wand neben der offenen Tür. Sie hielt die Luft an. Das blonde Mädchen ließ Willow ebenfalls nicht aus den Augen, als hätte sie ihrerseits Angst vor dieser. Sie schlich langsam und sehr auf Abstand bedacht an der Hexe vorbei in den Flur. Danach hörte Willow nur noch viele kleine schnelle Schritte die Treppe hinunterlaufen, und kurz darauf die Haustür, die ins Schloss fiel. Sie atmete aus. Die Unstetigkeit ihres Atems zeigte ihr, dass ihr diese Begegnung ziemlich nahe ging. Was war denn das? Sie blickte an sich hinunter auf ihre leicht zitternde Hand und bemerkte erst jetzt, dass sie noch immer die schmutzigen Kleider vom Vorabend trug. Egal. Willow beschloss ihr Erlebnis erst einmal für sich zu behalten und sich vorrangig auf die Suche nach Tara zu konzentrieren.
 


 

Sunday ließ die Tür ins Schloss fallen und ging in das Zimmer.

„Wirkt es??“ AppleJuice hob den Kopf aus dem Zauberbuch, das sie studierte.

Sunday nickte: „Ja, es wirkt.“

AppleJuice lächelte.

Sunday blickte auf den Boden und ließ, nach kurzem zögern, ein leises „Danke.“ verlauten.

„Gern geschehen.“ AppleJuice musste unweigerlich noch mehr lächeln.

Es kommt selten vor, dass sich Sunday bedankt und wenn es so ist, schämt sie sich immer unglaublich dafür und ihr Gesicht nimmt dann einen leichten Rot-Ton an. Die aschblonde Jugendliche blickte leicht auf und AppleJuice musste feststellen, dass sie doch tatsächlich ein tief errötetes Gesicht hatte. Die Rothaarige kicherte. Sunday schaute sie verwirrt an.

„Wieso lachst du??“, fragte sie kleinlaut. Sie mochte es definitiv nicht, sich für irgendetwas zu bedanken und jetzt lachte ihre Zimmergenossin auch noch darüber.
 

„Ach, es ist nur weil-“ AppleJuice verstummte plötzlich. Ihr Lächeln erstarb.

Sunday wunderte sich erst, doch dann fühlte sie etwas. Sie nahm an, dass die Rothaarige dasselbe spürte.

„Ist jemand hier?“, flüsterte sie.

AppleJuice nickte ernst.

„Wer?“ Sunday spürte zwar die Anwesenheit irgendeines Wesens, aber sie konnte nicht feststellen wer oder was es war.

„Erscheine!“ Sie richtete den Befehl an eine dunkle Ecke im Raum.

„Danke, dass ihr mir Einlass gewährt.“, ertönte eine dunkle Stimme, woraufhin aus dem Schatten eine ehrfürchtig verbeugte Gestalt erschien. Sie entpuppte sich als Nomeus.

„Ich habe Euren Auftrag ausgeführt.“ Er stand aus der Verbeugung auf und wartete ihre Reaktion ab. Sunday musterte ihn neugierig. Sie wusste nichts von einem Auftrag.

„Und das soll ich dir jetzt einfach so glauben?“ Die Rothaarige war jedes Mal auf’s neue erstaunt, dass ihre Handlanger erwarteten, dass sie alles sofort glaubte.

„Ihr wollt einen Beweis?“, fragte er unsicher.

„Natürlich will ich einen Beweis!“, erwiderte AppleJuice scharf und verschränkte die Arme. „Willst du mich etwa für blöd verkaufen?“ Sie funkelte den Vampir böse an.

Nomeus wurde etwas nervös, wegen diesem blöden Fehler hatte er schon Minuspunkte auf seinem Konto und war seinem eigenen Tod einen großen Schritt näher. Wenn es etwas Gefährlicheres gab als die normal gelaunte AppleJuice, war es eine verstimmte AppleJuice.

„N-nein, natürlich nicht! Ich will Euch nicht für dumm verkaufen! I-ich habe nicht nachgedacht, bitte habt Nachsicht mit einem dummen blutgierigen Vampir, ohne Verstand und Seele.“ Er warf sich vor ihre Füße auf die Knie und verbeugte sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. Er versuchte AppleJuice mit seiner Unterwürfigkeit wieder milde zu stimmen.

Sunday überraschten immer wieder solche Schauspiele.

„I-ich habe einen Beweis.“ Nomeus sah die rothaarige flehend von unten an. „Wenn ihr gestattet…?“, fügte er leise an.

AppleJuice schwieg und schaute ihn ton- und gefühllos an. Nomeus wartete ein paar Sekunden auf eine Antwort. Aber als keine kam, wusste er, dass das schon seine Antwort war. Er stand hastig auf, eilte zurück zu der schattigen Ecke und verschwand.
 

„Du hast Schattenkinder angeheuert!?“, fragte Sunday. Sie war etwas enttäuscht, dass AppleJuice ihr davon nichts erzählte. „Wofür?“

„Sie sollten jemanden für mich töten.“, antwortete AppleJuice kurz und lehnte sich an den Tisch.

Sunday sah besorgt aus. Beide schwiegen sich kurz an.

„Und…wen wolltest du töten?“, fragte sie vorsichtig. Sie hatte schon einen Verdacht.

AppleJuice schaute auf den Boden.

„Du hast herausgefunden wer sie ist. Und du willst die töten!“, musste Sunday erschüttert und enttäuscht zugleich feststellen. Offenbar hatte sie ihr noch mehr verschwiegen.

Die rothaarige schwieg und vermied bewusst Blickkontakt, indem sie weiter auf den Boden starrte.

Eine bedrückende Stille breitete sich in dem Raum aus. Es war so leise, dass es schon wieder unerträglich laut war. Sunday hielt es nicht mehr aus.

„Aber warum-“

„Hier ist der Beweis!“, unterbrach sie Nomeus, der in diesem Moment zurückgekehrt war.

Sunday und AppleJuice schauten ihn gleichzeitig an. Beide waren so auf ihre Gefühle fixiert, dass sie seine Rückkehr nicht bewusst gespürt hatten.

Sunday stach sofort der metallische Geruch von Blut in die Nase.

Nomeus trat stolz beiseite und legte den Blick auf eine blonde junge Frau frei. Sie sah sehr blass und mitgenommen aus, wies frische Bisswunden am Hals auf und trug ein blutverschmiertes Oberteil und Hose.

Sunday vermutete, dass es ihr eigenes Blut war. Irgendwie hatte sie aber das Gefühl, dass sie sie kenne. Allerdings konnte sie es sich nicht erklären woher sie diese Frau kennen sollte und verwarf dies schnell wieder.

„Hier ist sie.“ Nomeus verbeugte sich und machte ein erwartungsvolles Gesicht.

AppleJuice musterte die Frau. Das ist nicht Willow! Die Beiden besaßen nicht einmal den Hauch einer Ähnlichkeit, also wie konnte Nomeus sie verwechseln?

„Wer ist das?“, fragte die Rothaarige ohne ihre Augen von ihr abzuwenden.
 

Die junge Frau blickte nervös zu Nomeus, der seinerseits etwas verwirrt zu sein schien, und wich einen Schritt vor AppleJuice zurück. Sie spürte die Macht, die von ihr ausging und bekam Angst um ihr Leben. Immerhin ging es hier ja scheinbar um sie. Sie wusste zwar nicht was passiert ist, aber irgendetwas musste passiert sein, wobei sie eine tragende Rolle spielte.
 

„Aber…Ihr habt mir doch befohlen-“,

„Wer ist das?“, fragte AppleJuice erneut, ohne auf das was Nomeus sagte, einzugehen. Sunday wurde hellhörig.

„Ich-“

„Muss ich mich wiederholen?“, unterbrach sie ihn erneut.

„N-nein…Das ist Willow.“, antwortete der stämmige Vampir.

„Das ist nicht Willow!“, erwiderte AppleJuice mit Nachdruck. „Wie lautete dein Auftrag?“

„Euer Auftrag lautete, dass ich eine Hexe namens Willow, die gestern auf dem Friedhof war, töten soll.“

AppleJuice nickte zustimmend.

„Einfach. Plausibel. Leicht.“ Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an den Tisch. „Und was genau hast du daran nicht verstanden?“

Nomeus wusste genau, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte. Er musste sie so schnell wie möglich milde stimmen.

„Gestern Nacht beobachteten meine Kinder und ich eine kleine Gruppe von Menschen, die gegen einen Vampir kämpften. Und sie-“ Er deutete auf die junge Frau. „Nur sie konnte diesen Vampir töten indem sie einen Zauberspruch anwandte. Sonst niemand zauberte. Deswegen nahm ich an, dass sie Willow sei. Verzeiht.“ Er verbeugte sich unterwürfig.

AppleJuice betrachtete den stämmigen Vampir.
 

Sunday musste in sich hineingrinsen. Nomeus war so gut wie tot, wenn er es nicht schaffen würde, AppleJuices Laune schnellstmöglich zu heben. Wenn es um ihre Handlanger ging, handelte AppleJuice schnell, impulsiv und ohne jegliches Gefühl. Bis jetzt kam noch keiner davon, der bei einem Auftrag Mist gebaut hat. Davon abgesehen konnte die Rothaarige aber auch jeden zu einem ihrer Handlanger machen. Sie war so mächtig, dass ihr sämtliche Dämonen auf Fingerschnippen gehorchten und das nicht nur aus Angst sofort getötet zu werden, sondern auch um mit einem Teil ihrer Macht belohnt zu werden. Allerdings war dabei nie genau heraus zusehen, ob die Ehrfurcht oder doch die Habgier überwiegt.
 

„Selbst wenn es Willow wäre, du hättest sie zu einem Vampir gemacht und nicht getötet!“, erwiderte AppleJuice scharf.

„Aber…aber, sie ist doch tot! Auch wenn sie jetzt ein Vampir ist!“, versuchte sich Nomeus zu retten.

„Ich wollte, dass du sie tötest und nicht zu einem Vampir machst! Aber ihr unterbelichteten Schattenkinder habt NUR EUER DUMMES VOLK IM KOPF!!!“ Sämtliche Glühbirnen im Zimmer und im Hotel platzten an Überspannung. Nomeus und die junge Frau erschraken. Sunday sah sich das ganze Schauspiel teilnahmslos an. Sie schaute gelangweilt aus dem Fenster. Draußen regnete es wie aus Kübeln.

AppleJuice bebte vor Wut.

„Du hast gesagt, sie sei mit einer Gruppe von Menschen unterwegs gewesen. Was ist mit denen?“, fragte sie wütend.

„W-wir haben sie ausgeschaltet.“, antwortete Nomeus mit zitternder Stimme.

„Ausgeschaltet?“

„Ja. Ich befahl…I-ich…sie waren nicht mehr bei Bewusstsein.“, seufzte Nomeus resigniert. Er wusste, dass er in den letzten Minuten sein untotes Leben verspielt hatte.

„Das heißt, du hast deine Zeugen am leben gelassen!?“ AppleJuice sprach sehr langsam und gefasst, aber man sah ihr an, dass sie in ihrem Inneren mit ihrem Zorn kämpfen musste.

Nomeus nickte. Er fühlte sich hilflos.

„Glaubst du nicht, dass es einen Grund hatte, dass diese Menschen auf dem Friedhof waren!? Oder dass sie da zaubern kann!??“ Sie deutete auf Nomeus’ Mitbringsel.
 

Sunday blickte erschrocken auf. Oder dass sie da zaubern kann!?? Es traf sie wie ein Blitz. Schlagartig erinnerte sich die aschblonde Jugendliche. Ich bin Tara und das ist Willow. Sunday wirbelte zu der jungen Frau.

„Tara!“

Sechs paar Augen blickten sie verwirrt an.

„Tara?“, wiederholte AppleJuice.

Sunday ging auf die blonde junge Frau zu, die vor ihr ängstlich etwas zurück wich.

„Du heißt Tara! Ich hab dich gestern im Park getroffen. Du warst dort mit einer Freundin, sie heißt Willow!“ Sunday redete eindringlich auf sie ein, doch sie sah nicht so aus, als würde sie wissen wovon Sunday sprach. „Erinnerst du dich?“
 

Taras Kopf war leer. Sie wusste nicht wovon sie sprach. Das Einzige an das sie sich erinnerte ist die dunkle Gruft in der sie aufgewacht war. Nomeus, der gleich bei ihr war. Die Sonne in der sie sich verbrannte. Dieser Tunnel, der sie hierher führte. Alles das, was Nomeus ihr über die Schattenkinder erzählt hat. Und jetzt stand sie hier und scheint direkt mit dem Leben vor ihrem Tod konfrontiert zu werden. Das war alles zu viel was da in kürzester Zeit auf sie einwirkte.
 

„Erinnerst du dich?“, fragte sie erneut und riss Tara somit aus ihren Gedanken. „Ich bin Sunday. Die mit den Kräutern aus dem Zauberladen!“

„Sunday?“, fragte sie vorsichtig.

„Ja.“ Sundays Miene hellte sich auf. „Ich bin in Willow rein gerannt.“

Tara schüttelte nur den Kopf.

Sunday wurde sauer. Sie funkelte Nomeus, der an Taras Zustand schuld war und die Konversation aufmerksam verfolgte, böse an und drehte sich dann zu AppleJuice um, die sie ebenfalls neugierig beobachtete.

„Du wolltest tatsächlich diese Willow töten lassen!?“, warf Sunday der Rothaarigen vor. Diese nickte nur.

„Das wirst du nicht tun!“, befahl sie AppleJuice regelrecht. „Sie bleibt am Leben, es gibt noch andere Möglichkeiten das Schlimmste zu verhindern. Finde einen anderen Weg!“

AppleJuice war erstaunt und sprachlos zugleich über Sundays plötzlichen Ausbruch. Es kam selten vor, dass sie dermaßen emotional reagierte und das auch noch wegen zwei Menschen, die sie nicht einmal kannte, aber wenn es mal vorkam, fand es die rothaarige jedes Mal aufs Neue toll.

„Eine Frage.“ AppleJuice hob verspielt die Hand. „Was machen wir mit dem?“ Sie deutete auf Nomeus, der sie erschrocken anblickte. Sunday folgte ihrem Fingerzeig und musterte kurz den stämmigen Vampir.

„Ich glaube nicht, dass er noch von Nutzen sein wird.“

AppleJuice wendete ihren Blick böse grinsend von Sunday zu Nomeus, der sie geschockt ansah.

„N-nein…nicht, ich-“

Die Rothaarige hob die Hand, der Vampir verstummte augenblicklich. Er versuchte etwas zu sagen, aber er bekam keinen Ton raus, als sei er stumm. Panisch flehend schaute der Vampir zu AppleJuice, die ihn jediglich überlegen angrinste. Er drückte Tara beiseite und versuchte zurück in den Schatten zu laufen, um zu flüchten, doch plötzlich war er wie erstarrt. Mitten in der Bewegung stoppten seine Gliedmaßen und er konnte sich nicht mehr rühren.

AppleJuice fing an noch breiter zu grinsen. Sunday nahm Tara am Handgelenk und führte sie von dem erstarrten Nomeus weg. Die Rothaarige hob die Hand und erschuf eine rot glühende Energiekugel. Sie grinste immer noch…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-07-20T23:39:40+00:00 21.07.2008 01:39
Îch liiiiebe diese FF *~* die is sooo toll geschrieben=) ich will die weitrer lesen hop hop!;)


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