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Lost Boys resurrected

Every me and every you
von

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Can you take this broken boy?

Kapitel Zwei

Can you take this broken boy?
 

Viele Stunden später landete ein Flieger in Moskau. Die Stadt erstrahlte im Licht der bunten Reklamen und Straßenlaternen. Der Flughafen war belebt. Viele Leute rannten hin und her, wirkten dabei sehr beschäftigt und streiften die beiden großen, stämmigen Männer in ihren schwarzen Anzügen nur mit einem kurzen Blick. Vielleicht weil sie keinen Ärger wollten, oder vielleicht auch deshalb, weil sie wichtigeres zu tun hatten, als sich um das Leid anderer zu scheren. Diese Typen sahen fies aus und wirkten am Koffertransportband so fehl am Platze wie es nur ging.

Die ersten Fluggäste aus Deutschland erreichten das Band und hielten sich Instinktiv von den Männern fern. Sie sahen einfach gefährlich aus. Wer legte sich schon freiwillig mit solchen Schränken an? Das Koffertransportband setzte sich in Bewegung. Mit ihm auch die unbeweglichen Männer im Anzug. Als die Koffer kamen nahmen sie drei vom Band und entfernten sich dann. Einige Leute tauschten irritierte Blicke. Wie Kofferträger sahen die beiden nun gar nicht aus. Ihre Verwirrung verstärkte sich noch, als ein zierlicher Junge, mit einer großen Sonnenbrille und ganz in schwarz gekleidet auf die beiden Männer zuging. Er schien keinerlei Angst oder wenigstens Respekt zu haben. Schon den ganzen Flug lang war der Junge aufgefallen. Zierlich wie er aussah hatten ihn alle für schwul oder teilweise auch für ein Mädchen gehalten. Außerdem hatte er die Sonnenbrille nie abgenommen. Wer wusste schon was er darunter verbarg?

„Ich hasse Flugzeuge“, sagte der zierliche Junge zu den beiden Männern. „Alle Koffer da?“

Ein Bodyguard, denn das waren sie, nickte knapp. Alexej machte eine unmissverständliche Bewegung mit der Hand und die beiden Männer hoben die Koffer an, nahmen ihn in ihre Mitte und verließen schweigend und finster blickend den Flughafen.

„Ich will zum Friedhof“, sagte Alexej, als sie eine schwarze Stretch-Limousine auf dem großen Parkplatz erreichten. Sie wurden angestarrt. Doch das kümmerte keinen der drei.

„Ihr Vater wünscht, dass Sie sofort zu Hause erscheinen. Es ist fast Nacht. Abstecher wären zu gefährlich“, gab einer der Bodyguards zurück, während der andere die Koffer verlud.

„Das ist mir egal“, sagte Alexej, seine Stimme war plötzlich dünn geworden und er lehnte sich mit unmissverständlich weichen Knien gegen die Autotür. „Das ist mir egal. Ich will zum Friedhof. Sofort.“

„Sind Sie sicher?“

Dem Bodyguard war Alexejs kleiner Schwächeanfall nicht entgangen.

„Ja. Keine Diskussion.“

Hastig wandte er sich um, stieg in den Wagen und knallte als endgültige Geste die Tür hinter sich zu.
 

Alexej war seit vielen Jahren nicht mehr auf dem Friedhof gewesen. Genauer gesagt seit Raphaels Beerdigung nicht mehr, bei der er völlig zusammengebrochen war. Danach hatte er es vermieden diesen Ort wieder aufzusuchen, aus Angst, er würde es wieder nicht aushalten, vor dem Grab seines ersten Geliebten zu stehen. Doch jetzt, drei Jahre später, dachte Alexej anders. Er fühlte sich miserabel, weil er Raphael vernachlässigt hatte. Sicher hätte der hübsche Blondschopf nie damit gerechnet, dass Alexej seinem kalten Grab den Rücken zuwenden würde. Umso stärker war nun Alexejs schlechtes Gewissen. Moskau verlassen, Raphael verdrängt und nur noch mehr Schaden angerichtet, als er ohnehin schon hatte. Wie hatte er nur so voreilig glauben können, dass Tovey der Richtige war um ihm sein Herz zu schenken.

Sichtbar nervös blieb Alexej vor dem Grab Raphaels stehen. Seine Hände zitterten. Als könne ihm Raphael jetzt noch Vorwürfe machen, als könne er aus seinem Grab aufstehen und Alexej seine Enttäuschung ins Gesicht schreien, so fühlte sich der junge Russe. Es war unerträglich. Das Zittern ging auf seinen ganzen Körper über und seine Knie gaben mit einem Mal nach. Sofort waren die Bodyguards an seiner Seite.

„Lasst mich!“ murmelte Alexej mit gebrochener Stimme, obwohl er eigentlich hatte schreien wollen. Doch nichts war mehr so wie er es sich vorgestellt hatte. Alexej hatte die ganze Zeit um Unantastbarkeit und Ruhe gerungen, jetzt war alles dahin. Er riss die verdammte Sonnenbrille von seinem Gesicht und warf sie auf die feuchte Erde. Zum Vorschein kamen seine völlig verweinten, roten Augen. Die Bodyguards sahen sich unsicher an. Was tun mit diesem Jungen?

„Ich bin so ein Idiot“, wisperte Alexej und handelte sich dabei endgültig zwei besorgte Blicke ein. „Es tut mir so Leid. Ich wünschte es wäre nie soweit gekommen. Ich werde alles versuchen um meinen Fehler wieder gut zu machen.“ Er atmete tief durch, schien nach Worten zu suchen, während sein Blick über das Grab irrte. Unter dreckiger Erde versenkt. Zerfressen von Maden. Dieses hübsche Gesicht, dieser schöne Körper. Alexej wurde schlecht.

„Morgen“, fing er an, klang dabei etwas kurzatmig und stützte sich mit den Händen auf den Boden um nicht den Halt zu verlieren. „Morgen komm ich wieder. Versprochen. Ich werde jeden Tag zu dir kommen.“

Sein Magen begann sich zu drehen wie ein Karussell. Die Vorstellung war zu grausam, die Bilder in seinem Kopf zu klar. Damals, als er in diesem Sarg gelegen hatte, so hübsch hergerichtet auf Alexejs Wunsch, da hatte er noch so lebendig ausgesehen. Aber was musste nun aus ihm geworden sein? Eine Leiche, wie aus einem schlechten Horrorfilm. Alexej brach in Tränen aus. Tränen der Trauer, der Angst, der Übelkeit und Schwäche.

„Ich kann nicht mehr“, schluchzte er und war fast dankbar, als man ihm nun auf die Beine half und ihn zu der schwarzen Limousine zurückführte. Vielleicht würden ein paar Stunden Schlaf Wunder wirken.

Im Wagen fiel Alexej in einen traumschwangeren leichten Schlaf. Im Minutentakt schreckte er hoch, sah sich verwirrt um, erkannte wo er wirklich war und fand wieder etwas Ruhe, nur um dann erneut hochzufahren. Vor den Türen des väterlichen Bordells, dass im Obergeschoss die Wohnung der „Familie“ und im Untergeschoss die Zimmer der Mädchen beherbergte, empfing Alexejs Mutter ihren Jungen mit einer stürmischen Umarmung und einen unheimlich besorgten Gesicht.

„Mein armer, süßer Junge“, flüsterte sie unaufhörlich und küsste ihren Sohn auf beide Wangen. „Mein armer, süßer Junge. Komm rein. Du musst dringend ins Bett.“

Sie legte ihm einen Arm um die Schultern und führte ihn hoch in sein altes Zimmer. Die Treppenstufen knarrten, wie damals. Alexej kannte jede Stufe, die laut genug war um auf sich aufmerksam zu machen und er hatte schnell gelernt sie zu meiden. Jetzt war es ihm egal. Der heimische Duft von viel Parfum und Rosenöl stieg in seine Nase. Hier kam er her, hier ging er wieder hin. Tovey hatte Recht. Mama als Kollegin, Papa als Zuhälter, was war falsch daran?

„Mama“, sagte Alexej, als sie ihn auf sein Bett gesetzt hatte und ihn allein lassen wollte.

Sie zögerte und sah ihn an.

„Mama, sag Papa, dass ich es auch machen will.“

Sie nickte. Doch Alexej sah die Traurigkeit in ihrem Gesicht aufleuchten. Sie hatte es vielleicht geahnt und sie würde nie etwas gegen seine Entscheidung sagen, doch es machte sie traurig. Eigentlich hatte sie nie etwas gesagt. Vielleicht kam in ihrem hübschen Köpfchen nicht mal alles an, was die anderen sagten.

„Schlaf, mein Kleiner.“

Schlaf … Alexej ließ sich auf das Kissen fallen. Es roch frisch, etwas nach Waschpulver, aber sauber. Wenn es mit dem Schlaf nur so einfach wäre. Wieder liefen Tränen, dabei brannten seine Augen als wären sie trocken wie die Wüste Sahara. Es war fast schon Morgen, als eine verträumte Vision Raphaels Alexej in den Schlaf hinüberschickte.
 

Etwas zersplitterte. Dann folgten wüste Beschimpfungen. Zwei Stimmen die durcheinander schrieen und eigentlich konnte man nicht ausmachen, was sie sagten. Doch Beschimpfungen mussten es sein, denn nichts anderes warf man sich in diesem Ton an den Kopf. Brian saß sofort senkrecht im Bett und bemerkte mit einem kurzen Kontrollblick, dass Arons Seite des Bettes bereits verlassen war. Mit einem Kontrollgriff wurde ihm sogar klar, dass Arons Seite des Bettes bereits alle Körperwärme wieder abgegeben hatte. Das Schreien wurde lauter. Die Nachbarn würden ausrasten. Brian sprang auf, stolperte dabei über seine Decke und landete der Länge nach auf dem Fußboden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht arbeitete er sich wieder hoch. Er riss die Tür auf und sah Tovey im selben Moment aus der Küche stolpern.

„Krepier doch!“ brüllte er über die Schulter, rauschte an Brian vorbei ohne ihn zu beachten und war im nächsten Moment auf und davon. Brian starrte ihm fassungslos nach. Als er in Richtung Küche sprintete machte er sich auf ein Blutbad und einen halbtoten Aron gefasst, doch er fand weder das eine, noch das andere.

Aron stand an den Kühlschrank gelehnt und starrte mit verschränkten Armen aus dem Fenster. Scheinbar völlig ungerührt von seinem lautstarken Streit mit Tovey.

„Ihr kommt klar, ja?“ sagte Brian merklich verunsichert und starrte seinen Freund nur an. Aron schnaubte beleidigt und stieß sich vom Kühlschrank ab.

„Er will nach Moskau, Alexej verfolgen. Stalker. Widerlich!“ zischte er knapp und schaltete unwirsch die Kaffeemaschine aus, die gerade blubbernd fertig geworden war. Nur Arons zitternde Hände verrieten, wie wütend er wirklich war. Er verschüttete fast den Kaffee, als er versuchte ihn in einen mit Herzen bedruckten Becher zu kippen. Brian zog unsicher die Augenbrauen hoch und kratzte sich am Kopf. Wo sollte das bloß enden?

„Auch Kaffee?“ fragte Aron wieder ziemlich knapp. Brian bejahte vorsichtig und setzte sich Aron gegenüber an den Tisch. Ob er jetzt fragen sollte, warum genau die beiden sich gestritten hatten? Vielleicht lieber nicht, denn dann lief er Gefahr Arons Hass abzubekommen und das wollte er nun wirklich nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Sherlock-
2010-04-16T09:12:49+00:00 16.04.2010 11:12
Oh Tovey! Ich traus ihm zu. u,u
mal schaun was jetzt passiert!



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