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Lost Boys resurrected

Every me and every you
von

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And we hope that heaven’s true

And we hope that heaven’s true

Kapitel 2 continued
 

Alexej hörte die Dusche hinter sich rauschen. Eine Gänsehaut kroch ihm über die Arme. Es war die Dusche. Raphaels feuchtes, blutiges Grab. Wohl das letzte, was seine wunderschönen Augen auf dieser grausamen Welt gesehen hatten.

Abwesend ließ er einen Schwall kalten Wassers über seine Hände laufen, griff dann nach der Seife und begann seine Hände abzureiben. Er fühlte sich dreckig. Wie viele Männer hatte er heute berührt? Es schienen 100 gewesen zu sein. Alexej unterdrückte einen Anflug von Ekel, der bunte Punkte vor seinen Augen tanzen ließ. Er drehte den Wasserhahn ab und hoffte, dass der Schwindel sich schnell wieder legte. Die Dusche verstummte. Einer der anderen Jungen kam herausstolziert, nackt, wie Gott ihn schuf. Alexej betrachtete ihn durch den Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht war.

Sein Name war Juri. Er war Alexejs Bruder. Ein vernebeltes Lächeln breitete sich auf Alexejs Gesicht aus. Nun ja, Juri war nicht direkt sein Bruder. Er war nur ein weiteres Kind seiner Mutter, die wohl ab und zu vergaß zu verhüten. Dummes Mädchen. Manchmal fragte Alexej sich, ob sie nicht endlich den HI Virus in ihrem Blut hatte, als Rache für ihre naive Dummheit. Er selbst war gesund, das wusste er. Der letzte Test war noch nicht allzu lange her. Aber ob Juri auch gesund war?

Der junge mit dem braunen Haar und den großen dunklen Augen wirkte eine unheimliche Anziehungskraft auf Alexej aus. Er war etwa ein und ein halbes Jahr jünger als Alexej. Sein Vater, wer auch immer er sein mochte, hatte nicht die geringste Ahnung, dass er Vater war. Bei Tatjanas unzähligen Ausschweifungen (natürlich beruflich bedingten Ausschweifungen) konnte jeder Mann aus ganz Moskau Juris Vater sein. Diese simple, aber schmerzhafte Wahrheit brachte den jungen Mann fast zum Wahnsinn. Im Gegensatz zu Alexej hatte Juri keine großen Privilegien genossen.

Juri hatte sich ein Handtuch gegriffen und trocknete sich nun genüsslich ab, als hätte er eine Menge Schmutz von seinem Körper gewaschen. Dabei bemerkte er Alexejs abwesenden, aber bohrenden Blick.

„Was ist?“ fragte er und klang dabei nicht sehr brüderlich.

„Nichts“, sagte Alexej und ihr Blick traf sich über den Spiegel. „Nimmst du eigentlich immer diese Dusche?“

Juri kichert, rubbelte seine Haare nachlässig trocken und trat näher an Alexej heran.

„Ich bin der Einzige, der sie überhaupt benutzt. Es ist sozusagen meine Dusche.“

Alexej betrachtete den halbnackten Körper seines Halbbruders mit gewissem Respekt. Er war schön, aber er kam nicht an Alexej und er kam vor allem niemals an Raphael heran.

„Dir ist es egal, dass Raphael dort gestorben ist, nicht wahr?“

Juri grinste verächtlich. Alexej hasste dieses Funkeln in seinen kindlichen Augen, das seine Freier zu Pädophilen machte.

„Was hatte ich denn schon mit Raphael zu schaffen? Ich kann mit diesem Namen kaum ein Gesicht verbinden.“

Alexej schloss die Augen um Juris bohrendem Blick zu entfliehen. Er konnte es nicht ertragen an Raphael zu denken, das wurde ihm in diesem Moment wieder deutlich bewusst. Aber was er absolut nicht ausstehen konnte, war mit jemandem über Raphael zu reden, vor allem, wenn dieser jemand Juri war. Sein Vater hatte Alexej auf seine vielen Besuche auf dem Friedhof angesprochen. Ob das mit dem bestimmten Jungen zu tun habe. Alexej war nicht fähig gewesen darüber zu reden. Er hatte genickt, auf dem Absatz kehrt gemacht und war gegangen. Wie hatte er nur jemals Tovey diese Geschichte erzählen können, ohne sich dabei selbst umzubringen? Aber vielleicht war es das nicht. Vielleicht hatte Toveys gemeiner Vertrauensbruch Alexej in sein Schneckenhaus kriechen lassen.

„Du hattest was mit ihm, oder?“ sagte Juri fast gleichgültig.

Alexej öffnete die Augen wieder. Sein Halbbruder hatte vom Spiegel abgelassen und streifte sich gerade eine Hose über.

„Er hat mir gehört“, hörte Alexej sich sagen. Das tat so weh, es tat so weh, er wollte nicht darüber reden, doch Juri entlockte ihm die Worte.

„Man kann niemanden besitzen“, konterte der Jüngere mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Papa hat ihn mir Geschenkt“, sagte Alexej leise und senkte seinen Blick ins Waschbecken. Der Schmerz schien ihn von innen zerreißen zu wollen. Wo war nur diese feste Mauer, die er in Deutschland um sich gezogen hatte? Wo war die Wand, an der alles Böse abprallte, ohne ihn verletzten zu können? Sie war einfach zerfallen, die Fassade war morsch gewesen. Ein Geräusch drang in Alexejs Narrenkästchen. Ein Lachen. Ein leises gemeines Lachen. Er fuhr herum und sah seinen biologischen Bruder entsetzt an. Juri lachte!

„Das muss wahre Liebe gewesen sein!“ spottete er, als er bemerkte, dass Alexej ihn endlich direkt ansah. „Er war ein Geschenk. Oh, das ist Liebe? Wie lächerlich. Er war nichts als dein persönlicher Stricher. So was ist keine Liebe, großer Bruder!“

Die letzten Worte schien er in Alexejs geschocktes Gesicht spucken zu wollen, soviel Verachtung schwang darin mit.

So was ist keine Liebe, So was ist keine Liebe, So was ist ….

Diese Worte schienen in Alexejs Kopf einen kreischenden Singsang zu bilden. Sie hämmerten gegen sein Trommelfell, machten ihn schwindelig, machten ihn fast taub und lösten einen unerträglichen Schmerz in seiner Brust und seinem Kopf aus. Er stützte sich an dem vergilbten Waschbecken ab und das abwertende Lächeln auf Juris Gesicht machte ihm klar, dass er wieder einmal in Tränen ausgebrochen war. Sein Damm war löchrig wie ein Schweizer Käse.

„Du bist nur eifersüchtig!“ sagte Alexej und klang dabei ungesund heiser. Er wandte sich ab und wollte aus dem Waschraum verschwinden, doch an der Tür hielt ihn Juri zurück. Ein offenes Hemd baumelte von seinen Schultern. Einen Moment lang sahen sie sich an, dann holte Juri aus, als wäre es das was er immer gewollt hatte und schlug seine Faust etwas ungeschickt in Alexejs Magen. Der Ältere taumelte ein zwei Schritte rückwärts, stolperte und knallte mit der Schulter gegen die Wand, die der Tür des Waschraums gegenüber lag. Keuchend presste Alexej seinen Arm gegen die Stelle an der Juri getroffen hatte. Ihm war speiübel.

„Was ist hier los?!“

Die Stimme von Alexejs Vater dröhnte durch den Gang. Juri zuckte zusammen, wie vom Schlag getroffen. Einen Moment schien es, als wollte er die Flucht ergreifen, doch er riss sich sichtlich zusammen.

„Was erlaubst du dir!“

Robanov stürmte auf Juri zu und packte ihn am Arm. Alexej versuchte sich an der Wand wieder hochzuarbeiten, doch die Szene vor ihm ließ seine Kräfte schwinden. Sein Vater hatte die Hand erhoben und schlug Juri mit ringbesetzten Fingern mitten ins Gesicht. Eine Ohrfeige nach der anderen, bis Blut aus Juris Mundwinkel lief.

„Papa! Hör auf!“

Juri wurde rückwärts auf den harten Boden gestoßen.

„Du kleiner, undankbarer Bastard! Mach, dass du verschwindest! Sofort!“

Juri blickte hasserfüllt zu seinem Zuhälter auf. Sein Gesicht würde anschwellen. Der feine Blutstrom war zu einem Bach geworden. Alexej schauderte. Er hatte das Gefühl sich im nächsten Moment übergeben zu müssen. Juris Augen verengten sich zu Schlitzen. Er arbeitete sich auf die Knie hoch, dann auf die Füße, ohne Robanov aus den Augen zu lassen.

„Verschwinde!“

Und Juri spuckte ihm sein Blut ins Gesicht.
 

Alexej hatte seinen Vater noch nie aggressiv erlebt und er hatte nicht erwartet, dass in ihm solche zerstörerischen Kräfte lauerten. Noch 2 Wochen später jagte ihn dieser Vorfall in seinen Träumen. Juris Blut auf dem makellosen weißen Stoff von Sergej Robanovs Hemd…

Doch Alexej ahnte nicht, dass Juri diese Schläge über sich ergehen ließ, wie ein Schüler eine Belehrung, die ihm ohnehin egal war. Der Triumph Alexej wehgetan zu haben, sowohl psychisch als auch physisch war größer als jede Strafe.

Juri betrachtete sein Gesicht in dem Spiegel, an dem Alexej gestanden hatte. Ein Riss, hervorgerufen von einem von Robanovs Ringen, verunstaltete seinen rechten Mundwinkel. Auch seine Nase wies noch immer Spuren der Misshandlung auf. Aber es war schon wieder erstaunlich gut und es hatte ihm „Urlaub“ verschafft. Juri hörte Schritte und lauschte. Es waren nicht Sergej Robanovs schwere Schritte, es waren auch nicht Tatjanas High Heels. Juri erkannte Alexejs leichten Tritt im Schlaf. Juri lächelte, als er an den Schlag dachte, den er Alexej versetzt hatte. Wäre dieser fiese alte Kerl nicht dazwischen gekommen, er hätte Alexej den Hals umgedreht, so sehr hasste er ihn. Alexej trat in den Waschraum, den Blick abwesend ins Leere gerichtet. Juri betrachtete seinen Halbbruder gespannt.

„Ist dir wieder der heilige Raphael im Schlaf begegnet?“ fragte er gehässig.

Alexejs Kopf schoss hoch. Er betrachtete Juri und eine steile Falte grub sich in seine Stirn.

„Nein“, sagte er nach einer kurzen Bedenkpause und Juri beobachtete ihn dabei, wie er an eines der Waschbecken trat. Die Szene löste in beiden ein eher ungutes déja-vu Gefühl aus. Alexej drehte den Wasserhahn auf und begann einen gräulich weißen Lappen zu befeuchten. Ratlos beobachtete Juri ihn dabei. Mit zitternden Händen wrang Alexej den Lappen aus, legte ihn dann liebevoll zusammen und verschwand als wäre Juri nur eine Wand, die es zu ignorieren galt. Juri folgte ihm. Da war doch was im Busch!
 

Verrückt!

Alexej trat in sein Zimmer.

So ein wirklich blöder Zufall!

Leise setzte er sich auf die Kante seines Bettes und betrachtete die Gestalt darin.

Diese miese Welt ist ein Dorf!

Vorsichtig hob er den Lappen und fuhr damit über Toveys Gesicht. Etwas getrocknetes Blut löste sich und blieb an dem vergilbten Lappen kleben. Es würde für immer dort bleiben. Alexej seufzte. Blut … er hasste es. Warum mussten immer die Leute bluten, die er liebte?

Der Lappen glitt sanft über Toveys Wangen, seine Stirn … irgendetwas musste Alexej dazu bewegt haben ihm von Raphael zu erzählen und was konnte das sein, außer blinder Liebe? Verrückt!

„Was machst du hier, du kleiner Idiot?“ fragte Alexej leise auf Russisch und ging damit sicher, dass Tovey ihn nicht hörte. Sie hatten ihn auf der Straße aufgeklatscht. Alexej war froh, dass er dazwischen gekommen war. Mit einem Luftschuss, aus seinem neuen Verteidigungsmittelchen (einer hübschen leichten 9mm) und dem gelogenen Ruf: „Polizei!!“ hatte er die Schweine verjagt. Am Anfang war ihm nicht klar gewesen, wem er da den Hals rettete. Verrückt!

Tovey begann sich auf Alexejs Bett zu regen.

„Alex …“, murmelte er, halb ohnmächtig, halb der Schmerzen gewahr, die er hatte.

Alexej biss die Zähne zusammen, um nicht weinen zu müssen. Blaue Flecken zierten Toveys Körper, einige hatten einen unangenehmen violetten Ton.

„Alex …“

Der junge Russe fröstelte. Tovey rief nach ihm, nicht nach Brian.

„Ich bin hier, Toto“, sagte er leise und vergaß den Lappen ganz. Unbewusst nutzte er Toveys alten Spitznamen, den Brian ihm verpasst hatte. „Es wird alles gut.“

Alexej stand auf und betrachtete den blutigen Lappen.

„Bin gleich wieder da.“

Er huschte aus dem Zimmer und bemerkte dabei nicht, wie Juri im Halbdunkel hinter seinem Rücken in den Raum schlich.

Unsicher trat Alexejs Halbbruder in den Raum. Das war es also, Alexej hatte einen anderen Jungen in seinem Zimmer. Aber wozu der Lappen? Neugierig trat er näher und erkannte schnell, die Antwort auf seine Frage. Noch jemand hatte böse Schläge kassiert, nicht nur er selbst. Unsicher setzte er sich auf die Bettkante, wo noch eine Minute vorher Alexej gehockt hatte und starrte auf den blassen Jungen mit dem schwarzen Haar hinunter. In diesem Moment begann der sich zu regen, und schlug langsam die Augen auf.

„Alex?“ sagte er, scheinbar geistig noch etwas weggetreten. Juri starrte ihn nur wortlos an. Was genau ging hier vor?

„Кем ты являешься?“ fragte er den Fremden in Alexejs Bett, doch der starrte ihn nun seinerseits verwirrt an. „Что ты имеешь? Не понимаешь ли ты меня? Кем ты являешься? Что ты здесь делаешь?“

Keine Antwort. Der Fremde richtete sich unter Schmerzen im Bett auf. Er öffnete den Mund, zögerte und fragte dann etwas. Doch Juri verstand nur, dass es sich um eine Frage handelte. Der Rest war für ihn ein unangenehmes Kauderwelsch. Dieser Bursche war Ausländer! Sie sahen sich an. Sie waren unfähig miteinander zu kommunizieren.

Juri konnte nur seine Muttersprache. Er hatte nie viel Bildung bekommen, konnte gerade einmal schreiben und 2 und 2 addieren. Das hieß nicht, dass er völlig verblödet war, aber ein Kind der ersten Klasse wäre ihm in diesen Sachen weit überlegen gewesen. Juri interessierte das nicht. Für sein Leben brauchte man weder Mathematik, noch Grammatik. Er musste nur dafür sorgen, dass die Kunden zufrieden nach Hause gingen.

Tovey versuchte es auf Englisch, doch Juri verstand ihn nicht. Unsicher sah er sich in dem Zimmer um. Es war nicht klein, auch nicht schäbig, aber dunkel und roch nach Opium. Wo war er hier?

„Где … я …. являюсь?“ fragte Tovey unsicher, ob er das Richtige sagte. Wo bin ich? Ob dieser Junge ihm gegenüber ihn verstand? Es sah nicht danach aus.

„Где ты являешься? В борделе, мои возлюбленные. В Москве.“

Tovey schluckte. Sein kühner Versuch sich mit ein paar schäbigen Brocken Russisch verständlich zu machen war nach hinten losgegangen. Die Antwort war genauso unverständlich für ihn, wie alles andere vorher auch. In diesem wirren Moment ging die Tür des abgedunkelten Raumes auf. Tovey wandte sich ihr hastig zu und bezahlte das mit einem stechenden Schmerz im Kopf.

„Alex!“

Alexej stand in der Tür. Der Junge, der eben noch seelenruhig auf Alexejs Bettkannte gesessen hatte sprang auf.

„Что ты делаешь все же здесь? Снаружи! Сразу снаружи с тобой, ты таракана!“

Tovey war sich sicher noch nie solche Wut in Alexejs Stimme gehört zu haben. Da war Liebe gewesen, ein kleines Stück Trauer, vielleicht etwas Unsicherheit, aber nie diese Wut, nie solch blanker Hass! Der Junge sprang auf. Tovey streifte ein letztes Mal mit einem Blick sein Gesicht. Jemand schien ihn vor einiger Zeit übel verdroschen zu haben. Dann hechtete der Junge auch schon davon, schubste Alexej zur Seite und verschwand. Einen Moment herrschte gespanntes Schweigen. Toveys und Alexejs Blicke trafen sich. Dann knallte die Tür ins Schloss. Alexej ließ etwas fallen - Tovey erkannte nicht was es war - stürmte auf seinen Ex-Freund zu und packte mit beiden Händen sein verschmutztes T-Shirt.

„Wie kannst du es eigentlich wagen hier aufzutauchen?! Wie kannst du?! Habe ich dir nicht ausdrücklich ge - …“

Stille. Tovey atmete schwer. Alexejs aufgebrachte Stimme hallte in seinem Kopf und schien ihn zum vibrieren zu bringen. Alexejs Arme schlangen sich um Toveys Hals. Er weinte … schon wieder, doch Tovey sah das zum ersten Mal.
 

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Ach ja, was das russische angeht. Wer russisch kann wird es merken, wer nicht, dem werd ich es nicht sagen. Will ja keine Illusionen zerstören XD
 

Angie



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Sherlock-
2010-04-17T12:08:12+00:00 17.04.2010 14:08
als ich das russische gelesen hab dachte ich /ja na klar..ähh ich versteh kein wort!/
Das Tovey jetzt wirklich nahc moskau gegangen ist..und wie hatt er ihn da überhaupt gefunden ö,ö?



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