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Lost Boys resurrected

Every me and every you
von

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Please just kiss me one more time

Please just kiss me one more time

Kapitel 3 continued
 

Brian saß am Küchentisch und starrte auf das Telefon vor sich. Wenn Tovey sich nicht bald meldete, dann würde er wahnsinnig werden. Es konnte ihm sonst was passiert sein. Wie konnte Aron so seelenruhig sagen, dass Tovey nur nach Moskau abgehauen war? Nur abgehauen! Seit zwei Tagen gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm.

Aron kam in die Küche und streifte Brian mit einem säuerlichen Blick. Fuchtig öffnete er die Kühlschranktür, nahm etwas Milch heraus und füllte sich ein Glas ein. Die Kühlschranktür flog klirrend wieder zu. Aron zog einen Stuhl vom Tisch zurück und setzte sich mit überschlagenen Beinen darauf. Brian hob den Blick. Es fiel ihm wieder einmal unangenehm auf: Aron hatte sich verändert. Er war gemein und arrogant geworden, doch woran das lag, wusste er nicht.

„Unkraut vergeht nicht“, sagte Aron leichthin. „Und er wird sich nicht melden. Vergiss es.“

In diesem Moment klingelte das Telefon. Brian griff sofort zu, Aron war schneller. Er griff nach dem Hörer und zog ihn ans Ohr. Brian betrachtete ihn fassungslos.

„Hallo? … Hallo Billy. Schön von dir zu hören. Was gibt’s?“

Brian atmete hörbar aus. Aron warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch bevor Brian zurückschießen konnte wandte sich Aron dem Gespräch zu.

„Mhh … uns geht’s gut. Ja, alles bestens. Tovey? Kein Plan, der ist unterwegs … Keine Ahnung. Passt schon. Mhhmh … schieß los.“

Brian stand auf und ging in der Küche auf und ab. Dieser Trip nach Moskau war wohl Toveys blödeste Idee seit langem.

„Sonny?!“

Brian, der gerade aus dem Fenster geblickt hatte fuhr zu Aron herum.

„Sonny ist in der Stadt?! Aber … oh Gott … aber er hat dem Baby doch nichts getan?!“

Sofort war Brian wieder neben Aron am Tisch. Aron warf ihm einen flüchtigen Blick zu und stellte dann den Lautsprecher am Telefon an.

„ … nichts getan. Aber du hast keine Ahnung wie viel Angst ich hatte!“ kam jetzt Billys Stimme laut und deutlich aus dem Apparat. „Er war total komisch drauf, wie auf Drogen oder so. Und er ist mir die ganze Zeit hinterher gelaufen und hat mir stolz erzählt, dass Blecket bald aus dem Bau kommt…“
 

Tovey sah die beiden riesigen Typen aus verheulten Augen an. Nein, auch die würden ihn hier nicht rausbekommen. Er wollte einfach nicht! Wie eine Rakete schoss er aus den Laken und mitten durch die Lücke zwischen den beiden Muskelbergen. Sie versuchten nach ihm zu greifen, bekamen ihn aber nicht. Tovey, von seinem Glück überrascht, hechtete zur Tür und schlug sie hinter sich zu. Und jetzt?

Keine Zeit zum nachdenken. Er hastete nach links, stolperte eine Treppe hinunter, hielt sich wieder links und rannte fast eine spärlich bekleidete Frau um. Sie kreischte auf, schon im nächsten Moment stürzten die beiden Hünen an ihr vorbei. Tovey rannte einfach, bis plötzlich jemand seinen Arm packte. Ein Gefühl, als würde ihm jemand die Schulter auskugeln, raste durch seinen Arm. Er stolperte zur Seite, wurde in einen Raum gerissen und an eine Wand gepresst. In dem Raum war es dunkel und roch nach Wasser … ja Wasser. Jemand klammerte sich an ihn und hielt ihm den Mund zu. Tovey bekam kaum genug Luft durch die Nase. Draußen trampelten die Bodyguards vorbei.

Die Hand löste sich von Toveys Mund. Er atmete tief durch. Das war knapp gewesen.

„Danke“, hauchte er atemlos. Jemand betätigte einen Lichtschalter. Jetzt erkannte Tovey seinen Retter: der Junge von vorhin. Sie sahen sich einen Moment schweigend an.

„Juri“, sagte der Junge und deutete auf sich. Tovey begriff. Juri also. Warum nicht gleich so?

„Tovey“, sagte Tovey und deutete dabei auf sich. Der Junge nickte. Er fixierte Tovey eindringlich. Der Blick war Tovey nicht gerade geheuer. In seinem Kopf hämmerte wieder der Schmerz. Seine Schulter brannte und er atmete immer noch zu hastig. Plötzlich lächelte Juri ihn an.

„Ты умрешь“ , sagte er.

Tovey war ratlos. Was? Juri kam auf ihn zu und legte die Arme um seinen Hals wie Alexej zuvor. Tovey wurde erst heiß, dann kalt. Was sollte das werden? Doch eigentlich waren Juris Absichten sehr eindeutig. Er presste seine Lippen auf Toveys. In der ersten erschrockenen Sekunde bemerkte Tovey nicht, dass Juri ihn in Richtung einer der Duschen zerrte, doch dann begann er sich zu wehren.

„Hey, was soll das?“

Juri interessierte der Protest nicht. Das hier war sein Fachgebiet, er würde Tovey kriegen, so oder so. Er presste seinen Körper gegen Toveys und sagte das einzige Wort, dass sie beide verstanden: „Sex …“

Soviel war zumindest Tovey auch schon klar geworden. Er betrachtete Juri. Rein theoretisch hätte er sich nicht zweimal fragen lassen. Juri war süß, keine Frage. Er hatte die niedlichsten Augen, die Tovey jemals an jemandem gesehen hatte. Doch sie wirkten so kindlich, dass er sich unwillkürlich fragte, wie alt Juri eigentlich war. Und konnte er sich das erlauben? Unter Alexejs Dach? Unter seiner Nase? Wenn er Alexej zurückhaben wollte, dann war dass vielleicht der falsche Weg.

„Lassen wir das lieber“, sagte Tovey und hob abwehrend die Hände. „Nein. Ähm … keine gute Idee. Lass das.“

Juri griff nach einer von Toveys Gürtelschlaufen und zog ihn mit sich, wobei er einen Blick aufsetzte, der Widerstand eigentlich zwecklos machte. Langsam näherten sie sich der Duschkabine. Tovey hatte es vorher nicht wahrgenommen, aber dort drinnen lief Wasser.

„Запятая“ , hauchte Juri und lächelte dabei.

Tovey rang noch mit sich. Das war bestimmt keine gute Idee … aber andererseits wollte Alexej ihn doch gar nicht. Er ließ sich von Juri mit in die Kabine ziehen. Hätte er ein bisschen mehr russisch verstanden, er hätte sich sofort auf und davon gemacht.
 

Unvermittelt ließ Alexej von seinem Kunden ab. Es ging einfach nicht. Er war vielleicht ein Professioneller, aber seine Gedanken kreisten so penetrant um Tovey, dass er es nicht schaffte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.

„Was ist denn jetzt los?“ sein Kunde sah ihn halb wütend halb verständnislos an.

Alexej reagierte nicht. Was sollte er nur mit Tovey machen? Es war schmerzlich ihn hier zu haben, aber es schien ihm unerträglich ihn wieder gehen zu lassen. Hastig machte er seine Hose zu und warf sich sein Hemd lässig über. Sein Kunde wartete immer noch verdattert auf eine Antwort. Alexej griff nach seinem Handy.

„Lasst es, lasst ihn wo er ist … wie weg? Wieso ist er weg? Dann findet ihn, verdammt!“

Nicht zu fassen! Diese Versager! Aber weit konnte Tovey nicht sein.

Endlich wandte er sich zu seinem Kunden um.

„Soll ich Ihnen jemand anderen schicken?“

Der ältere Herr wirkte beleidigt.

„Du weißt genau …“

„Dann sollten Sie gehen.“

„Wir sind hier noch nicht …“

„Da ist die Tür“, sagte Alexej bestimmt, ohne ihn ausreden zu lassen.

„Frechheit!“ Der Kunde fluchte unschön. Alexej verschränkte die Arme. Auf das Geld war geschissen. Die anderen verdienten schließlich noch genug.

Endlich war der Kunde verschwunden. Alexej seufzte. Er hatte Tovey alles anvertraut und dieser Patzer, dieser gemeine Seitensprung mit Brian hatte alles kaputt gemacht. Alexej hatte lange darauf geschworen, dass die Trennung die einzig wirkungsvolle Strafe für Tovey gewesen war. Vielleicht sollte er die Strafe jetzt beenden. Alexej verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Wenn doch nur alles leichter gewesen wäre. Kein Raphael, kein Brian und die Welt wäre wahrscheinlich in Ordnung … Er trottete eine Treppe hoch und kam an dem Waschraum vorbei, der Raphaels Verhängnis geworden war. Drinnen lief Wasser. Alexej erstarrte.

Wer duschte denn jetzt, zur Hauptarbeitszeit?

Ein unangenehmes déja-vu Gefühl überkam ihn.

„Hey! Hey, was wird das!? Hey!“

Tovey …

Alexej stürzte in den Waschraum. Das Bild, das sich ihm bot, wischte den letzten Rest Farbe aus seinem Gesicht. Blut … Blut und Wasser. Juri mit einem Messer … und Tovey, noch übersäht von blauen Flecken auf dem Boden, eine blutige Hand an die Seite gepresst. Blutige Pfützen auf den Fliesen. Alexej sank auf die Knie.

Blut und Wasser auf den Fliesen. Blut in der Duschkabine …

Ihm war als hätte man eine Glaskugel über ihn gestülpt. Die Geräusche der Außenwelt wurden dumpf. Das war zu viel. Ein markerschütternder Schrei brachte die Welt zum beben. Erst als der Schmerz seinen Hals hoch raste bemerkte Alexej, dass er selbst schrie.

Er ist tot, Alexej. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Es tut mir leid. Raphael ist tot.

Die Stimme seines Vaters präsentierte ihm die Wahrheit auf dem silbernen Tablett.

Er ist tot, Alex. Keiner konnte mehr etwas für ihn tun. Wie schrecklich. Tovey ist tot.

Brians Stimme hallte durch Alexejs Kopf.

Nein! So weit war es noch nicht. Tovey konnte nicht tot sein. Dieses Mal war es anders … dieses Mal würde seine Liebe nicht sterben. Alexej riss die Augen auf und starrte seinen Halbbruder an. Ohne wirklich zu merken, was er tat stürzte er auf den Jüngeren zu und schlug ihn mit aller Gewalt zu Boden.

„Mörder!“ brüllte er.

Jemand packte ihn von hinten.

„Oh nein, nein hört auf!“

Alexej fuhr herum und blickte in die blauen Augen seiner Mutter.

„Du hast einen Mörder groß gezogen. Einen Mörder!!“

„Aber er weiß es doch nicht besser. Er ist noch so jung und ihr wart immer so unfair zu ihm. Alexej, er war doch noch so klein und so eifersüchtig auf dich. Versteh das doch.“

Doch Alexej wollte das gar nicht verstehen.

„Nimm ihn gefälligst nicht in Schutz! Schaff ihn weg!“
 

Tovey beobachtete das Spektakel vom Boden aus und ohne ein Wort zu verstehen. Eine Frau war dazugekommen. Sie und Alexej schrieen sich die ganze Zeit an. Juri lag benommen auf dem Boden. Er war hart mit dem Kopf gegen die Duschkabine geschlagen und schaffte es nicht, sich auf zu setzten. Jetzt kamen drei Männer in den Waschraum geeilt. Zwei davon waren die Bodyguards, die ihn verfolgt hatten, einer war der, den Juri noch vor einiger Zeit auf den Plan gerufen hatte, als er mit Alexej in seinem Zimmer gewesen war. Tovey vermutete, dass dieser Mann Alexejs Vater war. Nun ging er zwischen Alexej und die Frau, wobei er sie grob zur Seite stieß und seinen Sohn sachte aus der Schussbahn zog. Er verschaffte sich dröhnend Ruhe, die nur noch von Alexejs Schluchzern durchbrochen wurden. Mit einem zitternden Finger zeigte Alexej erst auf Juri und dann auf Tovey. Unwillkürlich zuckte Tovey zusammen. Was für ein böses Schauspiel. Alexejs Vater schien mit jedem Wort seines Sohnes zu wachsen. Er schrie die Frau an, woraufhin sie schluchzend davonlief. Dann brüllte er den Bodyguards etwas zu und auch sie verschwanden. Langsam kehrte Ruhe ein.

Bleierne Ruhe. Alexej entwand sich seinem Vater und fiel dem auf dem Boden hockenden Tovey um den Hals. Wasser spritzte auf. Rosa gefärbt von Blut. Robanov kniete sich neben seinen Jungen und sah Tovey eindringlich an.

„Bist du in Ordnung?“ fragte er in sehr akzentgeprägtem Deutsch. Tovey war sich nicht sicher. Er hob seine Hand von der Seite, dort wo Juri ihn erwischt hatte. Es hatte bereits aufgehört zu bluten. Zum Glück hatte Juri nicht dort getroffen wo er gewollt hatte.

„Tatjana holt dir einen Arzt. Bleib einfach wo du bist.“

Tovey hatte nicht vor wegzulaufen.

„Danke“, sagte er kleinlaut und betrachtete dann Alexej, der verstört und zitternd neben ihm hockte. Auch Robanov betrachtete seinen Sohn besorgt.

Ein gequältes Stöhnen riss sie alle aus ihren Gedanken. Ihre Köpfe fuhren zu Juri herum, der bäuchlings auf dem Boden lang, sich auf seine Arme stützte und es einfach nicht fertig brachte aufzustehen. Robanov trat an ihn heran und betrachtete ihn von oben. Der Junge musste wirklich ungünstig gefallen sein.
 

In Juris Kopf drehte sich alles. Er hatte keine Orientierung mehr. Wo war oben, wo war unten? Er wusste es nicht. Die Welt kippte einmal auf die eine Seite und dann auf die andere. Die Verzweiflung trieb ihm Tränen in die Augen. Musste er jetzt so sterben? Oder war er schon tot? Da war dieser Schmerz gewesen und dann hatte die Welt angefangen Karussell zu fahren. Es war nicht auszuhalten. Er kippte wie eine Marionette zur Seite. Fasziniert betrachteten Alexej und Tovey diese grausige Szene. Juri kämpfte sich hoch und fiel augenblicklich um, als hätte ihn jemand getreten.

„Oh Gott“, wisperte Alexej und klammerte sich an Toveys Arm. „Oh Gott, was hat er?“

Tovey schüttelte wortlos mit dem Kopf.

„Vielleicht“, stammelte er, ohne den Blick von Juri reißen zu können. „Vielleicht hast du seinen Gleichgewichtssinn außer Gefecht gesetzt.“

Robanov kniete sich neben Juri und starrte ihn immer noch kalt an. Noch ein Moment verging in dem er nichts tat, dann griff er nach Juri, der seine Hände in seine Haare gekrallt hatte.

„Mach, dass das aufhört. Es soll aufhör’n.“

Ihm liefen Ströme von Tränen über das verzerrte Gesicht. Er begann zu schreien. Selbst im festen Griff seines Zuhälters drehte sich noch immer alles.

„Mach - dass - das – aufhört …!“

Tovey riss endlich seinen Blick los. Sein Magen schien einen Salto zu machen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie jemand den Waschraum betrat. Es war Tatjana. Geschockt blieb sie stehen und betrachtete ihren schreienden Sohn.

Als der Rettungswagen kam, war Juri gnädigerweise ohnmächtig geworden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Sherlock-
2010-04-17T12:42:50+00:00 17.04.2010 14:42
oh schweres kapi! einen moment lang dachte ich echt...Tovey wäre tot! o,o


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