Self Doubts
Wütend stürmte der Blonde in seine Garderobe und knallte die Tür hinter sich zu. Es knallte so laut, dass man befürchten musste, dass sämtliche Fenster zu Bruch gehen würden. Doch das interessierte ihn nicht wirklich. Ihm war es nur recht, wenn dieser verdammte Laden in all seine Einzelteile zerfallen würde.
Leider war das etwas, was vermutlich nie eintreffen würde, da dies ein robustes und recht neues Gebäude war. Der Besitzer nahm so viel mit seinem Club ein, dass er sich die anfallenden Reparaturen locker leisten konnte. Und so kam es, dass dieses Gebäude zu einem der sichersten in ganz Konoha galt.
Aber das interessierte Naruto nicht wirklich. Ihn beschäftigte etwas anderes.
Um genau zu sein, beschäftigte ihn das Verhalten des jungen Mannes, welchen er vor wenigen Minuten am Hintereingang getroffen hatte. Wieso nur hatte dieser ihn mit seinen Worten so durcheinander gebracht?
Fluchend ließ sich der blonde Tänzer auf einen großen Stuhl vor dem Frisiertisch sinken. Sofort schloss er seine Augen und fuhr sich immer wieder nachdenklich mit seinen Händen durch seine goldene Haarpracht. Worüber er nachdachte?
Über die Worte des Schwarzhaarigen. Was hatte dieser nur mit seinen Worten versucht zu bezwecken? Hatte er vielleicht versucht ihn aufzuheitern?
Sofort verscheuchte der junge Tänzer diese absurden Gedanken. Wieso sollte sich jemand, der so privilegiert wie der Schwarzhaarige war, sich um einen einfachen Tänzer wie ihn Sorgen machen?
Wahrscheinlich war er wie alle anderen und versuchte ihn ins Bett zu bekommen. Wie alle anderen auch hatte es der Fremde, Sasuke hieß er, vermutlich nur auf seinen Körper abgesehen. Auf eine nacht mit ihm den sie alle nur Angel nannten, obwohl sein richtiger Name Naruto war.
Verbittert betrachtete sich Naruto in dem hellerleuchteten Spiegel über der Frisierkommode und begann sich zu fragen, was an ihm denn so toll wäre.
Er selbst hasste alles an sich: seine Augen, seinen Körper, einfach alles!
//Was finden die denn alle nur an mir? Sasori sagt, sie finden mich hübsch. Lieben wie ich tanze und wie ich aussehe, aber ich selbst hasse meinen Körper! Ich hasse diese furchtbaren blauen Augen, die wie strahlende Kristalle im Hellen und wie leuchtende Saphire im Dunkeln scheinen. Ich verabscheue diese gebräunte Haut, die so zart ist, als würde man einen jungen Pfirsich berühren. Mit der die Sonne gleichmäßig gespielt hat um anderen den Verstand zu rauben, sollten sie sie jemals berühren. Viele sagen meine Haut erinnert sie an flüssiges Karamell, welches sie liebend gerne mal schmecken wollen. Und diese verdammten Haare! Wie flüssiges Gold sagen sie, sieht es aus. Strahlender als die Sonne selbst und weicher als Seide sollen sie sein.
Ich hasse die Leute, die mich mit ihren lüsternen Blicken ansehen. Mich förmlich ausziehen und mir damit sagen, wie gerne sie mich jetzt in das nächstbeste Bett ziehen und durchnehmen wollen bis ich nicht mehr tanzen, geschweige denn laufen kann. Doch am meisten hasse ich mich, dass ich nichts dagegen unternehme. Hasse mich dafür, dass ich jeden Abend auf diese verdammte Bühne gehe und ihnen gebe, was sie wollen. Hasse mich dafür, dass ich mich nicht wehre und diese perversveranlagten Kerle, ohne es zu wollen, dazu veranlasse, solche Gedanken zu haben. Und das alles nur wegen....//
Sofort schnappte Naruto sich das Wasserglas, welches sich auf dem Frisiertisch befand, und warf es mit all seiner Kraft gegen den beleuchteten Spiegel vor sich.
Das Glas zersprang in seine Einzelteile. Kleine Scherben sausten durch die Luft, wobei einige den Blonden trafen und kleine Schnitte in seiner Haut hinterließen.
Blut tropfte aus den kleinen Wunden, fielen auf den kalten Boden. Doch es interessierte ihn nicht. Für ihn war der große Riss, welches das Glas im Spiegel hinterlassen hatte, viel interessanter. Kreisförmig breitete sich der Sprung im Glas aus und zog seine hypnotischen Bahnen.
Naruto lachte bitter auf. Diese kreisförmigen Bahnen erinnerten ihn an sein eigenes verkorkstes Leben.
//Schon seltsam...Dieser einfache Riss im Spiegel...Wie sehr er mich an mein eigenes Leben erinnert. Ein nicht enden wollender Teufelskreis aus dem es kein Entrinnen gibt. Der sich stattdessen in unaufhörlichen Spiralen, nein Dauerschleifen, durch mein Leben zieht...//
Traurig vergrub Naruto sein Gesicht in seinen schlanken Händen und schloss seine Augen. Wollte jetzt niemanden sehen. Weder sein Antlitz im Spiegel, noch den durch das Wasserglas entstandene Riss. Er versuchte alles um sich herum auszublenden, alles störende zu ignorieren.
Er hätte es geschafft, hätte nicht in dem Moment wo er begann sich langsam zu entspannen, jemand die Tür aufgerissen.
Jeder andere hätte nun seinen Kopf der Person im Türrahmen zugewandt, so aber nicht Naruto. Ihm war es egal, wer da nun war. Er wollte nur seine Ruhe.
Leider sah es die Person, welche vor kurzem eingetreten war, nicht gerne, wenn man sie ignorierte. Dies galt hier im Club mehr las nur unhöflich, Denn diese Person war niemand anderes als der Besitzer des Clubs selbst, auch bekannt als Itachi.
Seine kalten Augen sahen sich in dem kleine Raum um. Fast so, als würden sie nach etwas bestimmtes suchen.
Naruto ahnte schon, warum er hier war. Jedoch verspürte er nicht die geringste Lust irgendetwas zu sagen. Er zog es vor still zu bleiben.
Itachi allerdings fixierte ihn weiterhin mit seinen stechenden Augen, was den Jüngeren dazu veranlasste, seine Stille zu unterbrechen.
„Was willst du hier Itachi?“, fragte er ruhig. Keine Emotionen waren in seinen Worten zu erkennen. Seine Stimme wirkte in diesem Moment monoton und nicht wie die eines Menschen. Eher wie die einer leblosen Puppe. Eine Maschine ohne Gefühle.
Mit schnellen Schritten war Itachi auch schon bei dem Blonden angelangt. Zerrte ihn am Arm hoch, sodass der Tänzer ihn ansehen musste.
„Du kleines Stück Dreck! Was fällt dir eigentlich ein dich mir zu widersetzen? Wenn ich dir sage, dass du lächeln sollst, dann tust du verdammt noch mal auch lächeln, hast du mich verstanden?““, zischte Itachi bedrohlich.
Naruto wimmerte gequält auf. Der Besitzer drückte so fest zu, dass es schon schmerzte. „Lass mich los Itachi! Das tut weh!“
Der Schwarzhaarige drückte jedoch noch ein wenig fester zu und lachte höhnisch auf. In seinen Augen spiegelte sich blanke Wut wider. Seine Stimme jedoch war so ruhig und bedrohlich, dass sie jedem einen Schauer über den Rücken jagte.
„Für dich immer noch Itachi-Sama verstanden?! Und falls du es noch nicht bemerkt hast, ich drücke so fest zu wie es mir Spaß macht. Und weißt du auch warum? Weil ich der Besitzer dieses wundervollen Clubs bin und du nur ein jämmerlicher kleiner Wurm der unter meinem Pantoffel steht. Wenn ich will, dann kann ich alles mit dir machen, was ich will! Du gehörst mir Uzumaki... Und wenn du nicht hörst, dann werde ich dir bei Zeiten wohl oder übel Manieren beibringen müssen! Hast du mich verstanden?!““
Seine kalte, bleiche Hand griff in goldenes Haar und zerrte kräftig daran. Ließ aber nicht wieder los und riss mit zunehmender Kraft immer wieder daran.
„Itachi bitte...das tut weh...“, flüsterte Naruto leise.
Seine blauen Augen hatte er zusammengekniffen. Fast so, als glaubte er somit dem Schmerz entkommen zu können. Kleine Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. Drohten sich einen Weg seine Wangen, mit den jeweils drei Narben auf jeder Seite, zu suchen, während sein Atem nur stoßweise kam.
Das alles nahm ihn doch sehr mit. Zerrte an seinen Nerven.
Itachi interessierte das allerdings herzlich wenig. Im Gegenteil! Ihn spornte das alles an. Brachte ihn dazu noch fester in den Haaren seines Tänzers zu reißen. Ihn dazuzubringen weiter zu flehen. Ihn zu bitten doch endlich aufzuhören.
Ein eiskaltes Lachen ertönte. Jagte dem Blauäugigen eiskalte Schauer über den Rücken. Wieder bat er den Besitzer darum, dass dieser ihn endlich loslassen würde.
Ohne weitere Worte ließ Itachi plötzlich von ihm ab und drehte sich um.
Naruto war im Begriff erleichtert aufzuatmen, da schlug Itachi ihm auch schon mit voller Wucht direkt in das Gesicht. Schnaubend vor Wut packte er den Blonden am Hals und drückte ihn gegen die nächstbeste Wand. Seine schwarzen Augen funkelten ihn bedrohlich an.
„Ich werde dich lehren mir zu gehorchen. Das ist das letzte Mal, dass du dich mir widersetzt! Du wirst für deine Aufmüpfigkeit noch bereuen, das schwöre ich dir...“, wisperte Itachi mit schneidender Stimme.
Er ließ von dem jungen Tänzer ab und schritt auf die Tür zu.
Naruto keucht, versuchte krampfhaft nach Luft zu schnappen. Versuchte seinen Atem zu kontrollieren und sich zu beruhigen.
Als er jedoch sah, dass Itachi nicht gegangen sondern lediglich dabei war die Tür zu schließen, setzte sein Herz für einen Moment aus.
Nun war alles vorbei.
Langsam schloss sich dir Tür. Der Schein des Lichtes, welcher zuvor den dunklen Flur erleuchtete, wurde immer dünner. Bis er sich schließlich endgültig in der Dunkelheit verlor.
Mit dem Licht ging auch Narutos Hoffnung.