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13 Götter

von

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Die kaltherzige Nymphe

Sich zu fragen, warum wir eigentlich noch weiter leben sollten, wo wir doch genau genommen bereits tot sind – und das immer wieder, schließlich haben wir ja genug Zeit – ist sinnlos.

Es bringt nichts, die Zeit, die wir im Überfluss haben und deren Wirken bedeutungslos wurde, mit Gedanken zu verschwenden, die am besten gar nicht erst gedacht werden.

Es ist nicht, dass ich nicht dürfte.

Ich kann tun und lassen, was ich will, solange es nicht der Organisation schadet.

Und das habe ich nicht vor.

Ich will ihr höchstens eine neue Struktur verleihen, in ihr einen frischen Wind wehen lassen, der unter Xemnas bereits trocken wurde und nur noch den Spaß an dem raubt, der unser geschenktes Leben lebenswert macht.

Aber Xemnas kümmert das nicht.

So was wie Spaß interessiert ihn nicht.

Vor wenigen Tagen sprach ich mit Xigbar, Xemnas unmittelbaren Nachfolger in der Zahlenfolge, und mir wurde fast schlecht von der Art und Weise, wie er die Ordnung der Organisation pries. Als wäre es etwas besonderes, etwas wirklich, wahrhaftig besonderes, ohne Gefühle zu sein.

Wozu haben wir diese unglaubliche Macht, wenn wir sie nicht benutzen können?

Sinnlos.

Ich glaube nicht, dass Xigbar mir auch nur in irgendeiner Weise vertraute und mich deswegen auch ohne eine wichtige Aufgabe abziehen ließ. Er schickte mich nur auf Befehl von Xemnas zusammen mit Marluxia und einigen anderen Niemanden in das Schloss des Vergessens, von wo aus wir den Jemand unseres letzten Organisationsmitgliedes bewachen und ein wenig mit ihm spielen sollten.

Spielen.

Spaß.

Für Luxord genau das richtige, aber die werten und feinen Herren auf den Plätzen Nummer Eins und Zwei verstehen einfach nicht den Sinn.

Ich könnte ihn …

Und genau deshalb, weil ich ihn am liebsten auch dieses zweite, geschenkte Leben nehmen würde, schloss ich mich Marluxia an, als er vorschlug, die Organisation zu übernehmen.

Eine gute Idee, nicht schwer umzusetzen – Xemnas von seinem Thron zu stoßen war kein Kunstwerk.

Und dann, wenn er sich in das auflösen würde, was er ist, dann würde ich von Xigbars Platz auf ihn hinunter sehen und mich freuen.

Darüber, dass der vermisste frische Wind endlich weht und dieses langweilige Gelaber über Respekt den Mitgliedern gegenüber, die eine kleinere Eintrittszahl verfügen, endlich verschwunden ist.

Nicht mehr lange – bestimmt.

Marluxia und ich müssen nichts anderes tun, als Sora, den Jemand, so zu verwirren und im selben Moment so zu formen, dass er uns problemlos dabei helfen würde, Xemnas zu stürzen.

Es ist so einfach, den armen Jungen zu manipulieren, der gerade in diesem Moment hilflos durch seine eigenen Erinnerungen stolpert, sich dessen nicht bewusst, dass wir nur unser Spiel mit ihm spielen.

Schon wieder.

Meinst du nicht auch, Xemnas, denke ich mir, dass wir wirklich nur ein Leben aus Spaß und Spiel führen?

Nur unsere Regeln sind etwas anderes und am Ende ist nicht derjenige der Gewinner, der als erstes ins Ziel kam, sondern der, der am meisten Schmerzen bereitete.

Am meisten Herzen sammelte.

Sie auf die grauenvollste Art aus der Brust seiner Opfer riss.

Ein wunderbares Spiel, in der Tat.

Und, o ja, es war ein wunderbarer Tag, als ich dieses Spiel begann.

Erst verfolgt von all den Herzlosen, die nach meinem Herzen geradezu schrieen – ihre Stimmen zu hören, dieses Schreie, die eigentlich nichts weiter waren als ein unglaublich leises Gemurmel, zu überhören war nicht schwer, auch wenn es mich verwundert hatte, dass kein anderer sie zu hören schien.

In eine Ecke gedrängt, aus der es kein Entkommen gab, sah ich sie auf mich zukommen, schweigend, denn aus meiner Kehle drang keiner einziger Laut, obwohl ich hätte schreien müssen vor Angst.

Und im nächsten Augenblick, der ein paar Tage später war, was ich beim Blick auf eine Zeitung herausfand, wachte ich wieder auf, in diesem Körper ohne Herz und mit diesen besonderen neuen Mächten, mit denen ich mir ein wunderschönes Leben bereitete.

Ich hatte in meinem Leben als Jemand nie großen Wert auf materielle Dinge gelegt, aber jetzt, da ich die Fähigkeit besaß, an einem Ort zu verschwinden und fast zeitgleich an einem anderen wieder aufzutauchen, wurde es zu einem kleinen Hobby, ja, fast schon zu einem Wettkampf mit mir selbst, Läden auszurauben und all denjenigen, die mir im Licht standen, das Leben schwer zu machen.

Es war – um es auf den Punkt zu bringen – ein köstliches Vergnügen.

Auch wenn es in verschwindend kleinen Maßstäben gemessen war, verglichen mit dem, was ich eigentlich hätte tun können, war es ein wenig enttäuschend, als Xaldin am nächsten Tag auftauchte und diesem Vergnügen ein jähes Ende bereitete.

Und wenn ich jetzt daran denke, dann war es wirklich enttäuschend.

Darauf zu warten, dass Sora endlich das Phantom seiner Erinnerung verlässt und wieder aktiv durchs Schloss wandert, ist einfach nur endlos langweilig, aber ändern kann ich auch nichts.

Es dauert sicherlich nicht mehr lang, und Sora ist so weit, wie wir ihn haben wollen.

Dann wird Marluxia zu mir kommen und er wird mir sagen, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem Xemnas blutend auf dem Boden liegen wird.

Welch wunderschöner Traum, von dem ich mich liebend gerne immer wieder heimsuchen lasse.

Ob ich glaube, dass auch nur im Ansatz die Chance besteht, dass unser Plan fehlschlägt?

Nein, kein bisschen.

Die Untergrund-Truppe, bestehend aus Vexen, Laxeus und Zexion, kommt nur selten an die Oberfläche, sie werden sich nicht einmischen, solange wir ihnen keinen Grund geben. Sie stehen viel näher an Xemnas wie wir und wenn ich mich richtig erinnere, waren alle drei sogar bereits als Jemand mit Xemnas zusammen.

Xaldin hatte mir damals alles erklärt, hatte kurz erwähnt, dass ein paar von den Organisationsmitgliedern bereits vor ihrer Zeit als Niemand mit Xemnas zusammen gearbeitet hatten, als Schüler von irgendjemanden, dessen Namen ich bereits wieder vergessen habe. Ich hatte mir nicht alles gemerkt, es war langweilig.

Ich brauchte nichts wissen über jemanden, der so oder so nicht lange an der Spitze bleiben würde.
 

Der einzige jedoch, der wirklich gefährlich werden könnte, ist Axel.

Ich kann ihn nicht genau einschätzen, kann nicht sagen, warum Xemnas beschloss, die Nummer acht mitzuschicken anstatt Nummer Neun oder Zehn.

Vielleicht hatte er ja einen geheimen Auftrag, von dem wir, die Gruppe an der Oberfläche, nichts wussten, aber die aus dem Untergrund.

Oder es wusste niemand etwas.

Es war fast schon lächerlich unlogisch, wenn er keinen weiteren, geheimen Auftrag hätte, aber … so wie es aussah, schien er genau diesen nicht zu haben …
 


 

„Vielleicht können wir ihn überreden, oder? Was meinst du, Marluxia?“

Ich hatte die Tür leise ins Schloss fallen gehört; ich brauchte mich nicht umzudrehen, um ihn zu sehen oder überhaupt zu wissen, dass er da ist.

„Er soll beweisen, dass er es ernst meint.“
 

Meine Antwort ist nicht mehr als ein Grinsen, ein Nicken in Marluxias Richtung.
 

Sich Fragen zu stellen braucht niemand; sie zu erkennen ist wichtig, aber über sie zu grübeln bringt nichts.

Wo bleibt denn da der Spaß am Gemeinsein?

Nirgends.

Also warten wir die Antwort ab … und sie kommt sicherlich bald.

Dafür wird Sora schon sorgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-01-13T14:40:22+00:00 13.01.2009 15:40
Ich Finds echt gut wie du dich ausdrückst, es ist sehr "Gefühlsecht" aus ihrer Sichtweise geschrieben. :D
(Gefühlsecht geht ja eig. nicht. aber egal :D)

Liebe Grüße, Kisumii *-*


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