Jahre im Heim
Es war, wie so oft ein regnerischer Tag und das lag nicht nur am Wetter, auch ihr Leben glich einem Regentag. Sie ging den Weg entlang, den sie schon so oft gegangen war. Wie immer schaute sie nur nach unten und achtete nicht auf ihre Umgebung.
Sie lief nicht lange, aber währenddessen dachte sie wie immer an ihre Eltern die vor zwei Jahren, bei einem Autounfall, umgekommen sind. Den Unfall hatte sie nur mit Glück überlebt.
Seit einem Jahr lebte sie in dem Heim, seit sie aus dem Koma aufgewacht ist. Das Erste was sie sah, nachdem sie erwacht ist, war eine weiße Decke und als sie sich umsah, ein weißes Zimmer, indem ein weißer Tisch stand und ein Fenster vor dem sich weiße Vorhänge im Wind bewegten, der durch das gekippte Fenster ins Innere drang.
Nachdem sie erfahren hatte, was mit ihren Eltern passiert ist, nach denen sie gefragt hatte, weinte sie bis tief in die Nacht.
Als sie das Krankenhaus verlassen durfte, kam sie gleich in das Heim. Ein paar Kleider und andere Sachen aus Ihrem Haus durfte sie noch einpacken, weil sie nie wieder ihr Elternhaus betreten würde.
Langsam hatte sie sich eingewöhnt. Die Namen der Anderen behielt sie nicht, sie redete mit niemanden und wenn sie gefragt wurde, fielen ihre Antworten sehr knapp aus oder sie ging einfach weg und ignorierte die Frage.
Hinata hatte das Zimmer am Ende des Ganges, sie teilte es mit keiner, während die anderen Mädchen zwei oder drei Zimmergenossinnen hatten.
Die Zimmer waren in verschiedenen bunten Farben gestrichen, nur ihres zierte ein einheitliches blaugrau, auf dem Boden lag ein blauer Teppich und die Decke war blassblau. Ein Bett stand unter dem kleinen Fenster, welches hellblaue Gardinen umgaben. Das Bett war mit einem blaugrünen Bettlaken und mittelblaugrüner Bettwäsche bezogen. In dem Zimmer standen noch ein dunkelbrauner Schreibtisch, vor diesem, ein mitternachtsblauer Stuhl. Ein hellbrauner Nachttisch stand neben dem Bett. Zu ihren Kleidern zählten ein paar schwarze T-Shirts, ein paar dunkle Hosen und ein schwarzes Kleid.
Mit traurigen Blicken machte Hinata einen Schritt nach dem anderen. Nachdem sie eine Weile gelaufen war kam sie an einem Gebäude an, es war ein anderes Heim. Sie blieb, wie jeden Tag, am Zaun stehen und beobachtete einen Jungen, der auf einer Schaukel saß und genauso traurig schaute wie sie.
Jeden Nachmittag ging Hinata diesen Weg, seit sie sich an einem regnerischen Tag verlaufen hatte. Sie war noch nicht lange in dem Heim und wollte sich ein bisschen die Beine vertreten und ging im Wald spazieren, dabei stieß sie auf einem Jungen, der traurig durch die Gegend lief. Sie hatten beide einen Unterschlupf gefunden, um nicht nass zu werden. Dabei hatten sie sich ein bisschen unterhalten und Freundschaft geschlossen.
Als er sie bemerkte ging er zu ihr, begrüßte sie und sie gingen beide in den Wald, an den Ort an den sie sich das erste Mal getroffen hatten. Hinata freute sich immer, wenn sie zu ihren Treffen ging, denn das war das Einzige in ihrem Leben, das ihr Freude bereitete. Sie unterhielten sich, sprachen über ihre Vergangenheit oder saßen einfach nur da und schauten sich an. Eine Stunde später mussten beide wieder zurück, mit traurigen Blicken sahen sie sich an und freuten sich schon auf den Nächsten Tag an dem sie sich treffen würden.
Sie gingen den selben Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Mit langsamen Schritten kam Naruto dem Heim immer näher. Er hatte das Zimmer ganz oben und teilte es sich mit keinem der anderen Jungs. Während alle anderen Zimmer in verschiedenen Farben gestrichen waren, war seines einfach versehen.
Der Boden war mit dunkelgelben Teppichen belegt und die Wände waren mittelgelb, das Bett war mit einem pastellgelben Bettlaken und hellgrüner Bettwäsche bezogen. Am Fenster, über dem Bett hingen hellgelbe Gardinen. Im Zimmer stand ein hellbrauner Schreibtisch und davor ein gelber Stuhl. Neben dem Bett stand ein kleiner dunkelrauner Nachttisch. In seinem Kleiderschrank waren ein paar orangene Hosen und Oberteile, ein paar schwarze T-Shirts und Pullover.
Während Naruto den Weg entlang ging, dachte er wieder einmal an seine Eltern und wie es vor dem Unfall war. Er kannte sie seit einem halben Jahr und freute sich immer, auf ihre täglichen Treffen. Naruto machte die Tür, zu seinem Zimmer auf, trat ein, legte sich auf sein Bett und wartete auf den morgigen Tag.
Hinata machte die Tür, zu ihrem Zimmer auf, legte sich auf ihr Bett und wartete auf morgen, auf den Nachmittag an dem sie Naruto wieder sehen würde.
Es ist jetzt fünf Jahre her seitdem Narutos und Hiantas Eltern den Unfall hatten, jeden Tag haben sie nur darauf gewartet sich zu treffen, sie blieben immer länger weg und ihnen war es egal ob sie Ärger bekommen würden, wenn sie später viel zu spät in ihr jeweiliges Heim zurückkehrten. Für Hinata war es eine schrecklich Zeit im Heim, jeden Tag wurde sie aufs Neue von den Mädchen gequält und mit jedem Tag wurde es schlimmer. Aber Naruto ging es nicht besser, auch er wurde jeden Tag aufs Neue von den anderen Jungs gequält. Sie sprachen oft darüber wie es wäre, wenn sie beide weglaufen würden.
Hinata machte sich mit schnellen Schritten auf zu ihrem Treffpunkt, zur gleichen Zeit lief auch Naruto mit eiligen Schritten zu dem Ort ihres ersten Treffens.
Von weitem sah sie ihn schon.
„Naruto, hallo!“ rief sie freudig und winkte dabei.
Er winkte zurück. „Hallo, Hinata!“ rief er und lächelte dabei.
„Ich hab alles dabei und morgen hole ich den Rest meiner Sachen!“
„Ja und dann könne wir endlich von hier verschwinden!“ Er nahm ihr die Tasche ab und versteckte sie, zusammen mit seiner, in den Büschen. Sie setzten sich, dicht neben einander, auf den Boden.
„Es ist kalt geworden!“ sagte sie und zitterte leicht dabei.
Er kam ihr noch näher und hielt sie in seinen Armen um sie zu wärmen. Schlagartig wurden beide rot und sahen auf den Boden. Sie schloss, wie er, ihre Augen und genoss die Nähe des Anderen. So saßen sie noch die nächsten zwei Stunden unter dem Baum und lauschten der stille und dem leisen Atem des Anderen. Nach einiger Zeit regte sie sich und sagte leise und mit traurigem Blick:
„Wir müssen bald wieder zurück!“
„Ich weiß…!“ erwiderte Naruto leise und mit einem ebenso traurigen Blick in den Augen und drückte sie noch etwas fester an sich. Sie flüsterte:
„Weißt du noch wie die letzten Jahre für uns waren?“
„Natürlich, wie könnte diese furchtbare Zeit je vergessen!“
„Aber jetzt wird alle gut, nicht war Naruto?“
„Ja, alles wird gut, das verspreche ich dir!“
In seiner Stimme hörte man so viel Sicherheit und Zuversicht heraus, dass sie glücklich lächelte und ihren Kopf auf seine Schulter lehnte und ihre Augen wieder schloss.