Zum Inhalt der Seite

Child Again

AkuRoku
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teil 6 - Sora

Teil 6 – Sora:
 

Seufz.
 

Sie streiten schon wieder.
 

Müde sehe ich von meinen Unterlagen auf und reibe mir die Augen. Ich sollte dieses Kapitel über den Muskelaufbau bis morgen durchgelesen haben, aber irgendwie halten sie mich den ganzen Tag vom Lernen ab.
 

Ich stehe gerade kurz vor den Abschlussprüfungen in Sportwissenschaften. Morgen findet eine der ersten dieser Abschlussprüfungen statt. Eigentlich auch eine der leichteren, aber mir wäre dennoch wohler, wenn ich wenigstens dieses eine Kapitel durch hätte...
 

“Gib das zurück, Axel!”, höre ich meinen kleinen Bruder schreien. “Das gehört mir!”
 

“Dein Name steht nicht drauf!”, antwortet der andere Junge spöttisch. “Aber wenn du es willst, dann hol es dir doch!”
 

Seufzend stehe ich auf und gehe aus dem Arbeitszimmer, folge den Stimmen ins Wohnzimmer und lehne mich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Eine Weile beobachte ich die beiden, wie sie durch das Zimmer laufen, und ich beneide Namine, die einfach daneben sitzen und zeichnen kann, als wären ihr Zwilling und der Rotschopf nicht gerade dabei, das Zimmer zu zerlegen.
 

Offenbar hat Roxas wieder einmal einen meiner Schlüsselanhänger geklaut. Er scheint zu glauben, die Anhänger seiner alten Schlüsselschwerter gehören ihm. Egal, wo ich sie verstecke, er findet sie immer wieder. Und dann hat Axel ihn ihm wohl wieder gestohlen.
 

“Welcher diesmal?”, frage ich müde und reibe mir wieder die Augen. “Sternentreue oder Memoire?”
 

Die beiden Jungen hören auf zu schreien, Roxas bleibt sofort stehen, während Axel sich auf die Couch fallen lässt. Er betrachtet etwas in seiner Hand interessiert, während Roxas ihm wütende Blicke zuwirft.
 

Roxas ist jetzt sieben Jahre alt. Axel ist acht. Meistens sind sie unzertrennlich, aber manchmal treibt Axel Roxas dermaßen auf die Palme, dass mein Bruder sich wütend in seinem Zimmer einsperrt und oft stundenlang nicht herauskommt.
 

Axel ist recht groß für sein Alter, und obwohl er mehr isst als Roxas und Namine zusammen, ist er beinahe beängstigend dürr. Er war ja schon damals ziemlich dünn, aber jetzt, wo ihm noch der Muskelaufbau eines Erwachsenen fehlt, fällt es noch viel mehr auf. Inzwischen ist sein Haar länger geworden, aber er bindet es beinahe immer im Nacken zusammen. Oft verschwindet er stundenlang, um die Inseln zu erkunden, manchmal so lange, dass Roxas sich Sorgen um ihn macht. Aber er taucht immer wieder auf, ehe Roxas völlig ausflippen kann, nimmt ihn in die Arme und beruhigt ihn mit zwei, drei ausgewählten Sätzen. Roxas ist danach immer wütend auf ihn, aber dennoch sind sie die besten Freunde.
 

Axel konnte mit vier bereits unsere Namen buchstabieren, und er war einer der besten Schüler in seiner Klasse. Aber in letzter Zeit interessiert ihn das immer weniger, und er beginnt bereits, sich mehr und mehr für Musik zu interessieren.
 

Roxas hingegen ist der sportlichere von den beiden. Er klettert auf jeden Baum, schwimmt bereits weite Strecken, fährt Skateboard, ist im Fußball- und im Schwimmteam der Schule und ansonsten ein eher durchschnittlicher Schüler. Aber er ist fleißig, und würde Axel ihn nicht so oft vom Lernen abhalten, wären seine Noten bestimmt immer Top. Er ist, ganz im Gegensatz zu seinem Freund, eher klein geraten. Erinnert mich sehr an meine eigene Kindheit. Axel macht sich oft einen Spaß daraus, Roxas’ Sachen so zu verstecken, dass der kleinere Junge sie nicht erreichen kann, so wie Riku es früher auch bei mir gemacht hat.
 

Viele Leute sagen, Roxas sähe mir zum Verwechseln ähnlich, bis auf die Haarfarbe. Natürlich sind da auch andere Unterschiede. Seine Augen sind eine Spur dunkler als meine, dafür ist seine Haut heller. Sein Lächeln ist völlig anders, jedenfalls meiner Meinung nach. Aber wir beide haben denselben, eher zierlichen Körperbau und das rundliche Gesicht (Rikus Worte, nicht meine), und wenn man meine Kindheitsfotos mit Roxas vergleicht, sind die Ähnlichkeiten wirklich unglaublich.
 

Namine ist noch immer das liebe Mädchen von früher, und sie ist künstlerisch außergewöhnlich begabt. Meistens ist sie es, die zwischen den beiden Jungs Frieden stiften muss.
 

Ich verstehe nicht, warum sie so oft streiten. In einem Moment sind sie unzertrennlich, im nächsten kommt Roxas weinend angelaufen, weil Axel ihn gehänselt hat. Ob das wohl früher auch so war? Keiner der drei scheint sich an ihr früheres Leben erinnern zu können. Nur Roxas macht manchmal Bemerkungen, die das vermuten lassen würden. Ich weiß von Riku, dass Axel damals, als er ihn aus Radiant Garden geholt hat, meinen Namen und Niemande erwähnt hat, aber seitdem hat er sich dazu nicht mehr geäußert. Nur Roxas. Nur mein kleiner Bruder scheint sich wenigstens ein bisschen zu erinnern. An Dinge wie seine Schlüsselschwerter.
 

“Also?”, frage ich wieder, als keiner der beiden Streithähne mir antwortet. “Welchen Anhänger hast du diesmal geklaut?”
 

“Er gehört mir.”, schnieft Roxas trotzig, störrisch Tränen der Frustration zurückhaltend. “Axel soll ihn mir wieder geben!”
 

“Aber es ist weder Sternentreue noch Memoire.”, meldet sich Axel zaghaft zu Wort. “Wie heißt der hier?”
 

Ich trete näher und nehme ihm den Schlüsselanhänger ab. Oh. Ausgerechnet der hier?
 

“Flammenfesseln.”, antworte ich und werfe Roxas einen überraschten Blick zu. “Und der gehört ganz bestimmt nicht dir, Roxas.” Ich betrachte das Miniaturchakram an der Kette nachdenklich. “Wenn überhaupt, gehört er Axel.”
 

“Mir?”, ruft Axel verwundert und versucht, mir den Anhänger wieder wegzunehmen. Ich halte ihn über meinen Kopf und wehre Axel mit der anderen Hand ab.
 

“Wenn diese Schlüsselanhänger nicht alle mir gehören würden.”, füge ich ruhig hinzu.
 

“Er gehört mir!”, schreit Roxas wieder und ballt die Hände zu Fäusten. “Er wollte ihn mir schenken!”
 

“Wer?”, frage ich überrascht. Das meinte ich. Manchmal sagt er Dinge, die er eigentlich nicht wissen kann, aber er kann sich selbst nicht erklären, woher er diese Dinge weiß.
 

Genau wie jetzt. Ich sehe zu, wie Roxas versucht zu antworten, dann aber verwirrt wieder den Mund zuklappt und zu Boden sieht. Er sagt nichts mehr, sondern dreht sich einfach um und läuft davon.
 

“Wasn jetzt los?”, fragt Axel verwirrt, während Namine sofort aufspringt und ihrem Zwilling folgt. Ich seufze wieder.
 

“Nichts.”, antworte ich und lege ihm eine Hand auf die Schulter. “Ich rede mit ihm. Solltest du nicht schon lange zuhause sein? Kairi macht sich bestimmt Sorgen.”
 

“Ist Roxas böse auf mich?”, fragt er erschrocken, packt meine Hand und sieht mich flehend an, seine hellen, mandelförmigen Augen weit aufgerissen. “Er darf nicht böse auf mich sein! Ich wollte nicht...”
 

“Ich weiß. Es ist nicht deine Schuld.”, antworte ich sanft und tätschle ihm den Kopf. Meine Güte, er scheint über Nacht wieder gewachsen zu sein... “Keine Sorge, er ist nicht böse auf dich. Wohl eher auf mich. Geh nach Hause.”
 

“Aber...”
 

“Axel!” Ich hebe drohend einen Zeigefinger.
 

Aber...”
 

“Sora hat recht, Kleiner.”, meldet sich plötzlich Riku zu Wort. Irgendwie schafft er es immer wieder, sich unbemerkt anzuschleichen. “Ihr seht euch morgen wieder. Kairi wartet bestimmt schon auf dich.” Er umarmt mich kurz und küsst mich zur Begrüßung. “Ich bringe ihn nach Hause, okay?”
 

Ich lächle ihn an und nicke. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber irgendwie scheint Axel mehr auf ihn zu hören als auf Kairi oder mich. Nicht, dass der Kleine ein Problemkind wäre, wie wir es eigentlich insgeheim befürchtet hatten. Nein, er ist nur manchmal etwas... stur. Und manchmal auch etwas aufbrausend, aber er ist im Großen und Ganzen recht gut erzogen. Manchmal prügelt er sich mit anderen Kindern, aber nur, um die Zwillinge zu verteidigen, die oft von älteren Kindern gehänselt werden. Und selbst hier verlegt er sich immer öfter darauf, sich mit Worten zu wehren anstatt mit den Fäusten, oft mit Erfolg. Viele Kinder lassen sich von seinen scharfzüngigen, oft erstaunlich erwachsen wirkenden Antworten verunsichern. Er ist ein guter Junge, so wie Riku es ihm immer wieder sagt.
 

“Danke.”, antworte ich, und Riku lächelt müde. Er kommt in letzter Zeit immer spät nach Hause. Seit er sein Studium abgeschlossen hat, arbeitet er in einer Forschungsgruppe an der hiesigen Universität, an einer Studie über die Korruption der Persönlichkeit durch Macht oder so etwas. Jedenfalls hat er sehr viel mit den alten Forschungsarbeiten von Ansem... Xehanort zu tun, und natürlich hat er in der Beziehung seinen Arbeitskollegen einiges voraus.
 

Riku legt eine Hand auf Axels Schulter und führt den schmollenden Jungen hinaus, der immer wieder nervöse Blicke in die Richtung wirft, in die Roxas verschwunden ist.
 

Ich werfe den Schlüsselanhänger in die Luft und fange ihn wieder auf, wieder die kleinere Ausgabe der Waffe betrachtend, die Axel früher benutzt hat. Seltsam. Dass Roxas Sternentreue und Memoire als sein Eigentum betrachtet, ist ja auch irgendwie verständlich. Irgendwann werde ich sie ihm ohnehin überlassen, aber jetzt ist er noch zu klein dafür. Aber Flammenfesseln? Er scheint sich also doch an seine Freundschaft zu Axel zu erinnern.
 

Ich klopfe vorsichtig an die Tür zu seinem Zimmer.
 

“Nein!”, kommt sofort die laute Antwort.
 

“Roxas?”, rufe ich dennoch. “Kann ich rein kommen?”
 

“Nein hab ich gesagt!”, schreit er wütend. “Geh weg!”
 

Ich öffne trotzdem die Tür und schließe sie leise hinter mir. Roxas sitzt auf seinem Bett, Namine neben ihm, und sie hält seine Hand. Er hat offensichtlich geweint, seine Augen sind ganz rot, und er wischt sich schniefend mit einer Hand immer wieder über die Augen.
 

Ich bleibe eine Weile stumm. Das wirkt am besten. Roxas lässt sich nur helfen, wenn er zu erzählen beginnt, was ihn bedrückt. Fragt man ihn, zieht er sich nur noch mehr zurück.
 

Also schweige ich. Für eine Weile hört man nichts außer Roxas’ leises Schniefen hier im Zimmer.
 

“Warum habe ich das gesagt?”, fragt er schließlich verzweifelt. “Ich habe den Anhänger gesehen, und ich... ich... wollte ihn einfach haben und... dann...”
 

Wortlos trete ich näher und schnappe mir eine Schachtel mit Taschentüchern auf dem Nachttisch. Ich gebe ihm eines, und Roxas putzt sich laut die Nase.
 

Wie soll ich einem siebenjährigen Jungen erklären, dass der Anhänger in einem früheren Leben seinem besten Freund gehört hat, der für mich gestorben ist? Er würde es nicht verstehen. Aber es wird zunehmend schwieriger. Er erinnert sich nicht, und irgendwie erinnert er sich doch. Dass Axel sich nicht erinnern zu können scheint, macht es nicht leichter.
 

“Ist schon gut, Roku.”, sage ich leise und nehme ihn in den Arm. Dabei fällt mir der Anhänger aus der Hand, und Namine hebt ihn hoch.
 

“Das... kenne ich.”, sagt sie langsam, und sie hebt ihren Zeichenblock vom Boden auf, blättert darin etwas herum. Roxas und ich beobachten sie dabei, und mir wird zunehmend unwohler.
 

“Hier!”, ruft sie schließlich und zeigt uns eine Zeichnung. Das hatte ich befürchtet. Sie erinnert sich also auch, ohne sich zu erinnern.
 

Das Bild zeigt Sternentreue und Memoire, gekreuzt über einem von Axels Chakrams. Das Chakram steht in Flammen, während Memoire in Schatten und Sternentreue in Licht gehüllt sind. Feuer, Licht und Schatten verbinden sich zu einem seltsamen Muster, und im Hintergrund sieht es aus, als würden sich zwei Hände nacheinander ausstrecken, ohne sich zu berühren. Es ist außergewöhnlich realistisch gezeichnet, selbst der metallische Glanz der Schlüsselschwerter und des Chakrams sind sichtbar. Die Hände wirken lebensecht, eine sehr schlank und in einem schwarzen Handschuh, die andere etwas kleiner, mit mir äußerst bekannten Schmuckbändern an zwei Fingern, eines weiß, eines schwarz.
 

Roxas beginnt beim Anblick des Bildes zu weinen, und Namine lässt es betroffen wieder sinken.
 

“Oh, es tut mir so leid, Roku!”, ruft sie und nimmt wieder seine Hand. “Gefällt es dir nicht? Ich werfe es weg wenn du...”
 

“Nein!”, unterbricht er sie heftig, aber er klammert sich nur noch fester an mir fest. “Aber... ich...”
 

“Warum weinst du, Roku?”, frage ich ihn sanft.
 

“Ich weiß es nicht!”, wimmert er, sein kleines Gesicht in meiner Jacke vergrabend. “Ich kann mich nicht erinnern! Ich... ich... weiß nicht... Ich weiß nicht, wie seine Augen ausgesehen haben, Sora!”
 

Oje. Diese Diskussion hatten wir doch schon einmal...
 

“Grün.”, antworte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. “Seine Augen waren grün.”
 

“Er... er wollte mir Flammenfesseln schenken.”, schluchzt er verzweifelt. “Aber ich wollte es nicht. Ich bin einfach gegangen, und er... und... er hat... Ich kann mich nicht an ihn erinnern, aber er war wichtig ... und...”
 

Er bringt keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus, und er gibt bald auf und weint sich an meiner Schulter aus. Auch Namine beginnt zu weinen, und ich nehme auch sie in den Arm. Sie weinen beide, bis sie vor Erschöpfung einschlafen, und ich beobachte sie, wie sie unruhig schlafen. Ob sie von ihren früheren Leben träumen? Ob sie wirklich alles vergessen haben?
 

Obwohl Roxas sich scheinbar immer wieder erinnern kann, und nun auch Namine erste Anzeichen zeigt, sind Szenen wie diese eher unüblich. Roxas war noch nie so aufgelöst deswegen wie heute. Meist ist er einfach verwirrt und wird deswegen wütend, meist auf Axel, hat aber einige Stunden später alles wieder vergessen. Wenn man ihn dann darauf anspricht, sieht er einen nur mit diesem unschuldigen, ahnungslosen Blick an und beteuert, dass er nicht weiß wovon man spricht. Keine Ahnung ob er es wirklich vergisst oder ein guter Lügner ist. Ich bete jedesmal, dass er wirklich vergisst. Denn wenn nicht, muss es sehr schmerzhaft für ihn sein.
 

Was soll ich nur sagen? Wie soll ich ihm erklären, dass dieser wichtige Mann auch jetzt hier ist? Dass dieser Mann, an den Roxas sich so verzweifelt zu erinnern versucht, ihn ebenfalls vergessen hat? Was soll ich nur tun?
 

Ich schlafe diese Nacht nicht. Irgendwann kommt Riku zurück, sieht vorsichtig in das Zimmer, und ich schließe die Augen und tue so, als wäre ich mit den Zwillingen eingeschlafen. Ich höre, wie die Tür sich wieder schließt, und dann öffne ich die Augen wieder, sehe zum Fenster hinaus und betrachte den Mond, während ich sanft Roxas’ Haar streichle. Er bewegt sich immer wieder unruhig, es scheint, als hätte er einen Alptraum.
 

Irgendwann, als bereits der Morgen dämmert, schläft er tief und fest ein. Ich möchte ihn nicht aufwecken, darum bin ich besonders vorsichtig, als ich aufstehe. Roxas und Namine kuscheln sich sofort aneinander, und ich decke sie vorsichtig zu.
 

Riku ist bereits wach. Er schläft nie besonders lange, obwohl er erst gegen zehn zu arbeiten beginnt. Ich finde ihn auch jetzt bereits in der Küche, wo er über einer Tasse dampfenden Kaffee und einem seiner Berichte brütet. Er sieht sofort auf, als ich den Raum betrete.
 

“Hey.”, begrüßt er mich, und das Lächeln auf seinem Gesicht wirkt besorgt.
 

“Ich bin okay.”, sage ich leise und hole mir meine eigene Tasse Kaffee. “Roxas kann heute zuhause bleiben, wenn er will.”
 

“Okay.” Riku sieht mich über den Rand seiner Tasse hinweg an. “Was war gestern los?”
 

“Roxas hat wieder einen meiner Schlüsselanhänger gestohlen.”, antworte ich.
 

“Sternentreue oder Memoire?”, fragt Riku lächelnd.
 

“Flammenfesseln.”, erwidere ich, und Riku runzelt verwirrt die Stirn. “Er... hat sich an Axel erinnert. Aber er weiß nicht...” Ich lache kurz auf, obwohl mir gerade so gar nicht danach zumute ist. “Er sagt, jemand, der ihm sehr wichtig ist, wollte ihm den Anhänger schenken, aber er hat ihn abgelehnt. Und... er hat... keine Ahnung, dass dieser wichtige Jemand näher ist, als er denkt.”
 

“Es ist seltsam.”, erwidert Riku nachdenklich. “Warum kann Axel sich nicht erinnern? Seit dieser Meldung über die Schlösser der Niemande hat er nichts dergleichen mehr angedeutet...”
 

“Vielleicht die Rache, weil Roxas ihn damals vergessen hat.”, antworte ich bitter und reibe mir müde die Augen. Mist. Die Prüfung heute kann ich wohl abhaken.
 

“Wir sollten mit ihnen darüber reden.”, meint Riku, und ich schüttle nur müde den Kopf.
 

“Sie sind noch zu klein.”, widerspreche ich, aber jetzt ist es Riku, der den Kopf schüttelt.
 

“Das denkst du nur, weil die Zwillinge deine Geschwister sind.”, sagt er sanft, und ich seufze tief. “Irgendwann müssen wir es ihnen sagen.”
 

“Irgendwann, ja. Aber nicht, solange Roxas der einzige ist, der sich erinnern kann. Es wäre nicht fair ihm gegenüber.”, entgegne ich etwas gereizt, und Riku kennt mich gut genug, um das Thema auf sich beruhen zu lassen. Er steht auf und geht herüber zu mir, nimmt mich in den Arm und küsst sanft meine Stirn. Ich lehne mich an ihn und schließe die Augen, atme seinen vertrauten Duft ein und lausche seinem Herzschlag. Es gibt nichts Beruhigenderes für mich in solchen Situationen, und das weiß er ganz genau.
 

“Dann lass uns hoffen, dass Roxas sich auch diesmal nicht mehr erinnern kann.”, höre ich ihn flüstern, und ich nicke nachdenklich. Ja. Hoffentlich vergisst er wieder...
 

... Doch insgeheim wünsche ich ihnen, dass sie beide sich wieder erinnern können, und ich hasse mich dafür. Sie haben so viel durchgemacht, Roxas und Axel, und niemand sollte sich an solche Dinge erinnern müssen, aber dennoch... dennoch glaube ich, dass ihnen etwas Wichtiges gestohlen wurde, die Erinnerung an ihre Freundschaft. Die Gefühle, die sie füreinander hatten, müssen stark gewesen sein. Ich wünschte, sie könnten sich daran erinnern, auch wenn damit all die schlimmen Erinnerungen wiederkommen würden, und ich schäme mich dafür, den Kindern etwas so Grausames zu wünschen.
 

Ich beginne zu weinen, um Roxas, um Axel, um ihre verlorenen Erinnerungen, um ihre verlorene Freundschaft, und fühle mich noch schlechter deswegen, und Riku hält mich fest, ohne zu fragen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück