Zum Inhalt der Seite

Nightdancer

- Killerin aus Liebe II -
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Competitor?

Nun habe ich überraschenderweise von meiner Chefin doch eine Woche Urlaub bekommen und diese will ich auch nutzen um euch endlich mal mit ein paar neuen Kapiteln zu beglücken.

Hier ist eines davon und ich hoffe wirklich, dass ich bis zum Ende dieser Woche noch zwei oder gar drei weitere schaffe.
 

Ich kann euch natürlich nichts versprechen aber ich gebe mir Mühe!

Viel Spaß beim lesen ^-^
 

Eure Mihikoru
 

Kapitel 9: Competitor?
 

Ich richtete das Frühstück und goss gerade meinen selbst zubereiteten Tee in die hingestellten Schalen als mein Kumpel wieder in die Küche trat.

„Ich habe Croissants, Zimtschnecken und Nusshörnchen mitgebracht.“ Erklärte ich nun und deutete auf den gefüllten Bastkorb mit den süßen Leckereien und hielt ihm danach seine morgendliche Lektüre vor die Nase.

„Und die Tokyo Times.“

„Danke.“

Kyusuke versuchte es nicht zu offensichtlich zu zeigen, jedoch sah ich wie er mich misstrauisch beäugte.

„Ich wollte dir einfach eine kleine Freude machen, wegen all der Unannehmlichkeiten die du wegen und mit mir hast.“

Aufgrund meiner weiteren Erklärung neigte er mit ernster Miene den Kopf.

„Du bist meine Freundin, dass ist selbstverständlich.“

Ein freudloses Lächeln legte sich kurz auf meine Lippen.

„Für dich ist wohl alles selbstverständlich…? Ich weiß selbst, dass ich sehr anstrengend bin, also ist dein leugnen zwecklos.“

„Deine komplizierten Charaktereigenschaften habe ich nie geleugnet. Ich habe mich nur schon längst daran gewöhnt.“ Sprach er neutral und vertiefte sich kurz in die Titelreportage der Morgenzeitung bevor er einen Schlick des Tees zu sich nahm.

Sekundenschnelle verzog sich sein Gesicht und er erhob sich betont ruhig um den Inhalt seines Mundes in die Spüle zu spucken.

„So schlimm?“ Enttäuscht von mir selbst und bedauernd sah ich ihn an während Kyusuke in stummer Anwiderung die Lippen verzog.

„Noch schlimmer! Was hast du da rein getan oder anders gesagt: Warum hast du die Blätter nicht ausgesiebt??“

„Die muss man aussieben?“ Irritiert blinzelte ich auf. „Ich dachte, die lösen sich im heißen Wasser…?“

„Und wie bitteschön? Dafür gibt es Aufgusssiebe oder Teenetze die nur die Aromen ins heiße Wasser lassen!“

„Entschuldige.“

Hätte ich ihm bloß die Zubereitung überlassen. Ich kam mir schrecklich dumm vor. Noch nicht mal einen anständigen Tee konnte ich zubereiten.

Aber es sah schon irgendwie ulkig aus wie mein Kumpel an der Anrichte stand und sich mit einem Küchenpapier über die Zunge strich um die feinblättrigen Teebestände aus seinem Mund zu bekommen.

„Wage es ja nicht zu lachen!“ Knurrte er unvermittelt eher empört als ernstlich wütend sodass ich mich mit zuckendem Mundwinkel meinem Croissant zuwandte.
 

Gegen neun Uhr verließ Kyusuke das Haus um zum Polizeipräsidium zu fahren während ich abermals den Abwasch übernahm.

Als ich gerade dabei war den Tisch abzuwischen erschallte die Türklingel

In freudiger Erwartung auf den Besuch meiner Adoptivmutter schritt ich in den Flur und öffnete die Tür.

„Du bist ja früh dran…“ Setzte ich lächelnd an, stutzte jedoch überrascht als nicht Eri auf der Schwelle stand sondern eine junge Frau.

„Äh… Guten Morgen. Ich wollte zu Kyusuke.“ Sprach diese nun wohl ebenso erstaunt über mein Auftauchen.

„Der ist gerade weg… Wollten Sie etwas Bestimmtes?“

„Oh nein.“

Ihre Wangen röteten sich etwas und nun fiel mir auf, dass sie in ihren Gesichtszügen nun viel jünger wirkte.

Wie alt sie wohl war? - Zwanzig… neunzehn??

Ihre schulterlangen Haare wiesen einen haselnussbraunen Ton auf und ihre Augen waren in einem freundlichen braun gehalten.

Als sie mich nun höflich anlächelte fielen mir zwei attraktive Grübchen unterhalb ihrer Wangen auf.

„Ich wollte mich nur für seine Hilfe von vor zwei Wochen bedanken. Das war total nett von ihm.“

Hilfe? Vor wenigen Wochen??

Musste ich das verstehen?!

„Ich hatte gehofft, ihn noch anzutreffen aber da bin ich wohl zu spät gekommen. Würden Sie ihm das hier geben?“

Ein kleiner, jedoch hübsch aussehender Korb wurde mir entgegengehalten, den ich automatisch annahm.

„Sie sind sicherlich seine Putzfrau, oder?“

Putzfrau??

Meine rechte Braue zuckte.

PUTZFRAU?!?!

„Richten Sie Kyusuke doch liebe Grüße von Yumi aus.“ Plapperte sie nun frohgemut weiter ohne auf ihre vorherige Frage einzugehen.

„Ich werde es Herrn Fuma bestellen.“ Gab ich nun höflich in meiner unfreiwilligen Putzfrau-Rolle zurück sodass sie sich sittengemäß leicht vor mir verbeugte.

„Ich danke Ihnen.“

Starr sah ich ihr nach bis sie das kleine Gartentor hinter sich geschlossen hatte.

Spöttisch schnaubte ich kurz durch die Nase und schmiss die Tür knallend hinter mir zu.

Ich und eine Putzfrau! - Freche Rotzgöre!!
 

Konnte man sich von einem kleinen Weidenkorb ernstlich bedroht fühlen? - Ja, man konnte.

Besonders, wenn die Person solch eine wirre Charaktereigenschaft wie ich aufwies.

Die ersten fünfzehn Minuten verbrachte ich nämlich damit in stumpfsinniger Manie das kleine Präsent mit missmutigen Blicken zu durchbohren, sodass der Bast sich eigentlich hätte entflammen müssen.

Wer immer diese junge Frau… nein, dieses junge Mädchen gewesen war, dieses Geschenk sah ziemlich intim aus.

Kannten sich die beiden schon länger?

Zu schade, dass ich keinen Blick ins Innere des Korbes werfen konnte denn eine ebenso hübsch aussehende rote Schleife hielt den Verschluss vorsorglich zusammen.

Rot… Wer zum Teufel band denn ein Geschenk mit einer roten Schleife zusammen?!

Das war so kitschig… widerlich!!

In meiner kleinen Wutspirale gefangen knurrte ich unwillig als die Türklingel ein weiteres Mal erklang.

Wenn das wieder dieses Mädchen war… Woah…!

Mit verkniffener Miene schritt ich abermals in den Flur und öffnete die Haustür, doch dieses Mal war es - wie vorher schon angenommen - meine Adoptivmutter.

„Ach, du bist es.“

Beinahe gelangweilt wandte ich mich - vollkommen unhöflich - ab um wieder in die Küche zu trotten.

„Oh, welch herzlicher Empfang. Überschlage dich nicht gleich vor Freude.“ Scherzte sie nun eher belustigt als gekränkt und folgte mir, nachdem sie sich die Hausschuhe angezogen hatte.

Natürlich bemerkte sie gleich den Korb, der wie eine Vase inmitten der Tischplatte thronte.

„Oh, was für ein hübsches Präsent. Ist das von dir?“

„Sehe ich etwa so aus, als würde ich eine rote Schleife um so etwas wickeln?“ Erwiderte ich aufgebracht und deutete voller Entrüstung auf das verfluchte Dedikation.

Eri warf mir einen Blick aus Verwirrung und leichter Reue vor.

„Entschuldige, ich habe nur gedacht, dass ist eine kleine Aufmerksamkeit für die Mühe, die sich Kyusuke mit dir gibt.“

„Ich habe ihm heute Morgen das Frühstück geholt.“ Erklärte ich nun wie aus Rechtfertigung und verdrehte die Augen. „Und als Dank, hat er gleich beim Inspektor angerufen da er dachte, ich wäre abgehauen dabei musste ich nur einen Umweg zur nächsten Bäckerei nehmen.“

„Er macht sich immer Sorgen um dich, ist doch nett. - Aber von wem ist denn jetzt dieser Korb?“

„Keinen blassen Schimmer.“

Nun gut, ich wusste, dass das junge Mädchen Yumi hieß jedoch mehr auch nicht.

Was nutzte mir schon so ein geläufiger japanischer Name?

„Vorhin hat ein Mädchen geklingelt, kurz bevor du gekommen bist und hat nach Kyusuke gefragt. Der war aber schon weg also hat sie mich gebeten ihm dieses Geschenk zu geben.“

„Ein Mädchen sagst du? Ein Kind??“

„Nein, sie war neunzehn… vielleicht auch zwanzig.“

„Dann ist es doch kein Mädchen mehr, sondern eine heranreifende Frau.“

„Findest du?“

„Du bist schließlich auch erst einundzwanzig.“

„Das ist ein Unterschied zu neunzehn!“

„Findest du?“

„Ja.“

„Nun gut, wenn du meinst.“

Ja, das meinte ich… ein gewaltiger Unterschied, jawohl!
 

Zum Glück beließ es Eri bei diesem leidigen Thema und ich verfrachtete den unseligen Korb in eine Ecke der Küche wo ich ihn nicht die ganze Zeit im Auge behalten musste.

Jedoch dachte ich an ihn… mehr und intensiver als ich es zugeben wollte und spürte selbst, dass meine Reaktion darauf etwas übertrieben war.

Immerhin war es nur ein kleiner Korb.

Wahrscheinlich war Essen darin oder eine andere kleine Aufmerksamkeit.

Höchstwahrscheinlich hatte Kyusuke ihr mal geholfen ihre entlaufende Katze oder den gefangenen Hund zu finden…

Das wäre immerhin möglich, nicht wahr?

So verbrachten wir beide die nächsten Stunde in ausgleichender Harmonie und sahen uns wieder einige Fernsehprogramme an während wir uns zwar unterhielten, jedoch nur belanglose Themen anschlugen.

Gegen zwei Uhr zogen sich die Wolken am Himmel zusammen und ein langer Platzregen setzte ein.

Kero - der seit gestern unauffindbar gewesen war - flüchtete sich mit triefnassem Fell unter die kleine Überdachung vor Kyusukes Terrasse und verschaffte sich mit viel Miaue und Pfotenschlägen Gehör.

Mit ebenso raschen Schritten stand ich von meinem Sitzplatz auf der Couch auf und öffnete meinem kleinen Freund der nun heiser schreiend ins Innere des Hauses trat und auf dem Teppich kleine, feuchte Kreise hinterließ.

„Das kommt davon, wenn du zu lange die Gegend erkunden willst.“ Schalte ich ihn nun amüsiert während ich die Balkontür wieder zuschob und ihm nachlief.

Kero gab einen anklagenden Laut von sich und ließ es nur widerwillig zu, dass ich sacht mit einem unbenutzten Geschirrtuch durch sein nasses Fell strich.

Jedoch wollte ich nicht, dass sich der kleine Kerl erkältete.

„Oh, Kyusuke hat eine Katze?“ Eri schien ehrlich verwundert und sah zu dem schwarzen Tierchen nach unten.

„Was? Nein… das ist meiner. Ein Kater, er heißt Kero.“

„Ich wusste gar nicht, dass du einen Kater hast…?“

„Erst seit cirka 2 Jahren.“ Erklärte ich beiläufig und strich meinem alten Freund kurz über den Kopf bevor dieser sich abwandte und es sich unter dem Couchtisch bequem machte wo er sich erst einmal trocken putzte.

„Ich habe ihn des Nachts in einer Seitenstraße gefunden. Irgendjemand hatte den armen Kerl einfach ausgesetzt, er war wohl kaum ein Jahr alt und es hat in Strömen geregnet, da habe ich ihn einfach mitgenommen.“ Setzte ich noch hinzu und ließ mich wieder in die Polster neben ihr sinken.

„Das habe ich ja gar nicht gewusst.“ Murmelte sie nun abermals und irgendwie klang ihre Stimme wehmütig.

„Ach… es war doch nicht wichtig.“

Warum legte ich jetzt auch noch Rechtfertigung ab?

Ich wusste ja noch nicht mal wieso.

Eri schien meine Worte gar nicht gehört zu haben denn sie kniete sich nun auf den Boden und streckte vorsichtig die Hand nach Kero aus.

Der Kater betrachtete dies aus zusammengezogenen giftgrünen Augen äußerst misstrauisch bevor er protestierend miaute um sich dann zu erheben um den Rückzug anzutreten.

„Oh…“ Entwisch es meiner Adoptivmutter und sie zog geistesgegenwärtig die Hand zurück.

„Kero kennt dich noch nicht. Katzen meiden prinzipiell alles Fremde.“ Erklärte ich nun schlichtend da ich nicht wollte, dass sie dachte, dass er sie unsympathisch fand.

„Er ist dir sehr ähnlich.“ Ihr Lächeln als sie dies sagte war klein und traurig.

Wortlos lockte ich den schwarzen Kater zu mir um ihn kurz über den Kopf zu streicheln bevor ich ihn auf den Arm nahm.

„Hier… er ist ganz lieb. Du kannst ihn ruhig anfassen.“

Eri sah alles andere als überzeugt aus jedoch streckte sie abermals die Hand aus um Kero sacht über den Kopf zu streicheln.

Ein raues Mauzen erklang das sich jedoch in ein dauerhaftes Schnurren umwandelte als die Streicheleinheiten verstärkt wurden.

„Er ist am Anfang nur etwas scheu aber das legt sich sehr schnell.“

„Hm…“ Auf Eris Lippen legte sich ein kleines Lächeln. „Er ist dir wirklich unglaublich ähnlich.“

„Was?“ Ich wusste nicht Recht ob ich auf diese abermalige Äußerung gekränkt sein oder nachdenklich werden sollte.

„Ich bin doch kein Kater.“

„Nein, dass nicht aber du bist auch allem Fremden gegenüber misstrauisch und wenn dir Jemand zu nahe kommt, dann fährst du deine Krallen aus und ziehst dich zurück.“

Auf ihre Erklärung legte ich nachdenklich den Kopf schief.

Irgendwie hatte sie Recht damit.

Ja, ich war wirklich wie eine dieser Vierbeiner.

Egal wie schlimm es mich traf, ich fiel immer wieder auf meine Pfoten zurück und ich konnte ganz schön kratzbürstig sein, wenn ich wollte.

Vielleicht mochte ich Katzen deswegen so gerne, da ich ihnen so ähnlich war.

„Na ja, lassen wir das.“

Meine Adoptivmutter ließ mit einem letzten Kraulen von Kero ab sodass ich diesen wieder auf den Boden stellte.

Jedoch war der Kater - nun angelockt von den Streicheleinheiten - wild auf mehr und tänzelnde schnurrend um Eris Beine herum.

„Ich habe dir ja gesagt, dass er ganz zutraulich ist.“ Gab ich nun lächelnd zurück als sie mir einen erstaunten Blick zuwarf.
 

Wir gingen an diesem Tag zusammen einkaufen und diesmal beteiligte ich mich mutiger weise mehr dann je am heutigen Abendessen und war heilfroh, dass ich dieses nicht total in den Sand setzte.

Natürlich war meine Adoptivmutter die leitende Hand und sie gab mir exakt und unter ihren wachsamen Augen genaue Anweisungen.

Trotzdem war ich ein kleines bisschen stolz auf mich, als das dampfende Essen mehr als lecker auszusehen auf dem Tisch stand und wir nur wenige Zeit später das vertraute Motorgeräusch von Kyusukes Auto in der Auffahrt hörten.

„Eri, ich habe gerade eben entschieden, dass du jeden Tag zu kommen hast. Es ist nämlich viel angenehmer, wenn man gleich das Essen auf dem Tisch hat, wenn man heimkommt als erst selbst zu kochen.“ Sprach nun mein Kumpel im Spaß als er am Tisch saß und sich schon hungrig einige Portionen gönnte.

Meine Adoptivmutter lachte erheitert.

„Vielen Dank für die Blumen aber diese Aufgabe kann Suzuna das nächste Mal ruhig übernehmen, ich werde es ihr schon beibringen.“

Sie warf mir ein mehr als eindeutiges Zwinkern zu sodass ich nicht umhin konnte etwas rot anzulaufen.

„Ich war und bin keine Hausfrau!“ Protestierte ich nun knapp dennoch vehement.

Ich war noch nie ein Mensch gewesen der untätig zu hause sitzen konnte. Schon, wenn ich die Detektei wegen Urlaub einige Wochen schloss war es mir so, als würde mir die Decke auf den Kopf fallen.

Ich brauchte meine Arbeit… ohne sie wäre ich verloren.

„Dann eben eine berufstätige Hausfrau.“ Neckte nun auch mein Kumpel sodass ich ihm einen mehr als tödlichen Blick aus zusammengekniffenen Augen zuwarf.

Schlichtend hob er sogleich die Hand.

„Schon gut… ich hatte sowieso nicht vor mich von dir vergiften zu lassen.“

„Was soll denn das nun wieder heißen?!“

So ein Blödmann!

So schlecht kochte ich nun auch wieder nicht.

Von Eri kam nur ein stummes Schmunzeln, dass jedoch mehr als zufrieden wirkte.

Im stummen freute ich mich, dass sie diesmal mit uns am Tisch saß und mit uns aß.

Hoffentlich hatte sie dies mit Shinji vorher abgesprochen.

Wie es meinem Adoptivvater wohl ging?

Seit Eri wieder in meinem Leben aufgetaucht war hatte ich mich selbst mehr und mehr dabei ertappt auch an ihn zu denken.

Schmerzlich wurde mir abermals bewusst, dass ich damals so etwas wie eine Familie gehabt hatte.

Und genauso bewusst war es mir, dass ich sie mutwillig von mir gestoßen hatte.

„Suzuna… du wolltest Kyusuke doch etwas geben, erinnerst du dich?“

Die Frage meiner Adoptivmutter riss mich aus meinen Gedanken sodass ich einige Sekunden verwirrt blinzelte.

„Etwas geben? Ja, was denn?“

Eri sah mich ebenso verwundert an.

„Na, den Korb.“

„Ach so, ja… den…“ Musste sie mich daran erinnern?

„Korb? Was für ein Korb?“ Klingte sich nun auch Kyusuke ein während er weiter auf seinem Reis kaute.

„Bevor Eri heute Morgen kam hat ein junges Mädchen bei dir geklingelt. Sie hat mir einen Korb für dich da gelassen.“ Erklärte ich nun knapp und stand auf um dieses unselige Präsent aus seinem Versteck zu holen.

„Ich soll dir liebe Grüße von Yumi ausrichten.“

Hoffentlich klang meine Stimmlage nicht zu zickig und hoffentlich war meine Miene nicht zu verkniffen aber allein die Erwähnung dieses Präsents hatte mich wieder wütend gemacht.

„Von Yumi also…?“

Mein Kumpel sah nicht im Mindesten überrascht aus.

Er kannte das Mädchen also wirklich.

„Wer ist sie denn?“ Wollte nun Eri untypisch neugierig wissen sodass mir dunkel die Ahnung kam, dass sie diese Frage meinetwegen stellte.

Normalerweise war ihr Charakter nämlich eher stille Zurückhaltung.

„Eine junge Studentin, Anfang zwanzig. Sie wohnt ein paar Häuser neben mir und studiert Mathe und Sport an der Universität.“

„Aha… Und warum dankt sie dir??“

„Ich habe ihr die letzten Monate geholfen für die Aufnahmeprüfung zu lernen. Vor 2 Wochen hat sie bestanden. Sie kam damals in der Uni zu mir und bat mich darum, sie schaut mir auch oft mit den anderen Mädchen zu, wenn ich Kendo-Unterricht gebe. Ich wollte dafür kein Geld von ihr annehmen aber anscheinend konnte sie sich ein kleines „Dankeschön“ trotzdem nicht verkneifen. - Das ist wirklich sehr nett von ihr.“

„Ja, das ist es wirklich. Wie schön für Sie, die Aufnahme an der Universität ist nicht leicht.“ Stimmte meine Adoptivmutter nickend zu während ich mich wieder auf meinen Platz sinken ließ.

Eine angehende Studentin also?

Ich wusste ja das Kyusuke ab und an die Studenten an der Universität im Kendo unterrichtete, jedoch hatte er mir nie gegenüber auch nur ein Sterbenswörtchen davon erwähnt, dass er weibliche Zuschauer hatte.

Musste er mir das gegenüber erwähnen?

Nein, eigentlich nicht.

Trotzdem wurmte es mich und ich spürte - zu meinem eigenen Verdruss - dass ich langsam eifersüchtig wurde.

Leider war es mir nicht gestattet ihm eine Szene zu machen.

Vielleicht war es besser, wenn er sich eine Andere suchte.

Eine Andere mit der er wirklich glücklich werden konnte.

Während ich meinen eigenen Gedanken nachging hatte mein Kumpel die rote Schleife des Präsentkorbes gelöst und brachte nun aus dem Inneren einige Lebensmittel zu Tage.

Selbstgebackene Plätzchen in hübsch verzierten Tüten, abgepackte Gebäckstücke und einige Gläser Konfitüre. - Sogar ein Glas mit Teekräutern war darin enthalten.

„Du meine Güte! Yumi muss es aber auch immer übertreiben, dass wäre wirklich nicht nötig gewesen.“

Trotz Kyusukes trockenem Einwand sah ich genau, wie sehr er sich über die liebevoll zubereitete Hausmannskost freute.

Mit einem kleinen Stich im Herzen senkte ich den Kopf und beschränkte mich wieder auf mein Essen.

Auch das noch! Mit selbst zubereiteten Leckereien konnte ich nicht mithalten.

Wie hatte er vorhin noch so schön gesagt? Er wollte sich ja nicht von mir vergiften lassen.

Recht hatte er…

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Der Tag der Beerdigung… heute war er gekommen.

Wenigstens hatte ich kein Problem damit, schon gegen 9 Uhr aufzustehen.

Dank den wiederkehrenden Alpträumen seit dem Bombenanschlag war ich froh, wenn ich überhaupt 5 Stunden Schlaf fand.

Den Rest der Nacht verbrachte ich immer damit ziellos in die Dunkelheit zu starren und meinen Gedanken nach zuhängen.

Müdigkeit empfand ich nur noch schleppend und dann in so einem intensiven Ausmaß, dass ich erstmal nicht mehr wach zu bekommen war.

„Was soll das?“

Kyusuke sah mich mehr als strafend an, als ich an diesem Morgen in die Küche kam.

Kritisch zog ich eine Braue nach oben.

„Was soll was?“

Ich hatte keinen blassen Schimmer worauf er anspielte.

„Na das da!“ Anklagend deutete er auf mein schwarzes Kostüm. „Was soll das? Willst du das auf der Beerdigung tragen?“

„Ja. Was denn sonst?“

Abwährend verschränkte ich die Arme vor der Brust und fragte mich, was er nun wieder für ein Problem hatte.

„Dir ist schon klar, dass die traditionelle Trauerfarbe in unserem Land weiß ist?“

„Natürlich du Schlauberger! Aber erstens, habe ich kein Kostüm in dieser Farbe und zweitens, sind Daves Eltern Amerikaner. In ihrem Land ist schwarz die traditionelle Trauerfarbe und somit bin ich korrekt angezogen.“

„Dave hat seit über 5. Jahren sein Heimatland verlassen und ist zu uns nach Japan gekommen. Seine Eltern werden sich sicherlich nicht nur über sein neues Heimatland sondern auch über die Sitten und Gebräuche dort informiert haben, er war immerhin ihr Sohn.“ Belehrte er mich nun wie bei einem Kleinkind sodass ich schnaubend ausatmete.

„Und jetzt? Soll ich mir noch schnell ein weißes Kostüm besorgen??“

„Nein, du kannst es dir auch einfacher machen.“

Grummelnd schritt er an mir vorbei, die Treppe nach oben und war für kurze Zeit in seinem Zimmer verschwunden bevor er wieder nach unten kam.

„Hier.“ Mit emotionsloser Miene hielt er mir in seinen ausgestreckten Händen ein weißes, langes Kleidungsstück entgegen.

Blinzelnd nahm ich den Stoff an und befühlte das feine Material unter meinen Fingerkuppen.

„Ist das ein Mantel?“

„Richtig geraten.“ Kyusuke seufzte leise auf. „Es ist sowieso in den letzten Tagen wieder ungewöhnlich kalt geworden. Auf dem Friedhof wird es ganz schön windig sein, so bist du geschützt und du fällst nicht auf.“

Nun war ich wirklich sprachlos, vor allem da der Mantel Damengröße war.

„Wie viel bekommst du dafür?“

„Gar nichts.“ Er winkte ab und ließ sich an den Frühstückstisch sinken. „Ich dachte mir schon, dass du kein weißes Kleidungsstück besitzt. Ich habe ihn damals auf dem Rückweg von deiner Wohnung gekauft, als ich deine Sachen geholt habe. Immerhin willst du doch nicht, dass dich Daves Familie für unhöflich hält.“

Der Kerl dachte wirklich an alles und er kannte mich tatsächlich besser als jeder andere.

Das war nicht gut…

Aber zum einen gefiel es mir nicht, dass er mir einfach einen Mantel kaufte; als Selbstverständlichkeit.

„Kyusuke… der war bestimmt teuer! Ich kann es fühlen… der Stoff ist total weich. Lass mich wenigstens die Hälfte bezahlen.“

„Vergiss es!“

„Jetzt sei nicht so stur…!“

„Nimm ihn als verspätetes Geburtstaggeschenk an. - Damals hast du mir noch nicht mal erlaubt, dich zum Essen auszuführen. Also sei still und setz dich endlich an den Tisch.“

Oh Mann… Dieser Kerl…
 

Eine Stunde später fuhren wir mit Kyusukes Wagen gen Stadtteil Akasaka, wo die Beerdigung auf dem nahe gelegnen Friedhof stattfinden sollte.

Inzwischen hatte es wieder angefangen aus Bindfäden zu regnen sodass das Surren des angelassenen Scheibenwischers fast denselben Takt innehatte wie das nervöse Klopfen meines Herzens.

Angespannt kaute ich auf meiner Unterlippe herum während mein Kumpel vor einer roten Ampel Halt machte und sich zurück in den Sitz sinken ließ.

Wir waren an einem Bahnübergang und dort konnte es einige Zeit dauern, bis die Schranken sich wieder öffneten.

Ich sah aus den Augenwinkeln wie Kyusuke mir einen kurzen Blick zuwarf bevor er mit den Fingerkuppen auf das Lenkrad trommelte.

Er hatte sich erst kurz vor Verlassen des Hauses umgezogen und trug nun einen komplett weißen Anzug, jedoch mit schwarzem Hemd.

Innerlich betete ich, dass die Ampel so schnell wie möglich wieder umspringen und sich die Schranken öffnen würde.

Diese Stille hier im Auto war für mich unerträglich…

„Suzuna…“ Ein tiefes Ausatmen kam von ihm. „Hast du Angst?“

Überrascht sah ich ihn an.

Warum fragte er das?

„Ich… Ich weiß nicht.“ Murmelte ich nun und starrte wieder links aus dem Fenster.

Irgendwie musste ich wieder an diesen Präsentkorb denken und an diese Yumi.

Nun hatte ich wieder ein schlechtes Gewissen.

Heute war Daves Beerdigung und ich dachte an Yumi.

An diese Yumi und Kyusuke… und an diesen blöden Geschenkkorb.

„Du musst keine Angst haben. Ich bin ja bei dir.“ Gab er nun zurück und legte in eine wirklich liebe Geste seine linke Hand auf meine.

Kurz blickte ich auf unsere zwei Hände und ließ seinen leichten Druck und diese vertraute Wärme auf mich wirken bevor ich ihm in die Augen sah und kurz nickte.

„Okay.“

Ich schenkte ihm ein Lächeln das sehr schwach jedoch ehrlich war.

In diesem Moment brauste der angekündigte Zug an uns vorbei und wenige Augenblicke später blinkte die Ampelanlage bevor sich die Schranken wieder erhoben.

„Dann wollen wir mal.“

Mit dieser Aussage zog Kyusuke seine Hand wieder zurück, betätigte die Kupplung und fuhr los.
 

*********************************************************************************
 

Ich habe keinen blassen Schimmer wie dieses Kapitel bei euch ankommt.

Ich selbst kann es nicht so Recht bewerten.

Ihr könnt euch selbst ein Urteil machen und mir dieses per Kommentar mitteilen^-^
 

Liebe Grüße, Mihikoru



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Karma
2008-08-07T20:03:46+00:00 07.08.2008 22:03
So, nach einer gefühlten Ewigkeit hab ich auch mal endlich das Kapitel gelesen.
*drop*
*mich schäm*
*seufz*
*in Ecke verkriech*

Hm, was soll ich jetzt zu diesem Kapitel sagen? Ich schliesse mich den Anderen an. Mir gefällt es. Jaja, Eifersucht ist eine Leidenschaft...
XD

Bei der Sache mit den Teeblättern hab ich herzlich gelacht. Das hätte mir früher auch passieren können.
*drop*
Gut, inzwischen weiss ich, wie man ein Teesieb benutzt, aber vor ein paar Jahren...
*unschuldig pfeif*

Nya, sehr sinnvoll wird dieser Kommi nicht, fürchte ich. Aber wie meine Vorredner schon gesagt haben: Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel mit der Beerdigung und auch darauf, wie es mit Yumi weitergeht. Woher Du den Namen wohl hast?
o.O
XD

Was mir übrigens sehr gefallen hat war der Katzenvergleich. Jaja, Suzu und Kero haben wirklich viel gemeinsam. Ob Kyusuke das wohl auch so sieht?
XD
Na, das werden wir ja wohl irgendwann mal erfahren. Vielleicht. Eventuell...

Karma
Von:  Yuuka_Ayana
2008-07-14T09:02:37+00:00 14.07.2008 11:02
Ich glaube zrur Gerichtsverhandlung von Subway bin ich zu spät gekommen...
Da hätte ich doch gerne als Zeuge ausgesagt XD
Naja was solls er dich richtig verurteilt *gg*
Das alte Ehepaar genau das lag mir auf der Zunge danke Nochnoi!^^
Nein es ist wirklich klasse geworden Blätter aussieben beim tee hätte ich wahrscheinlich auch vergessen was aber eher dran liegt dass wir hier diese Teebeutel benutzen... XDD
Aber wäre sie auch eine liebe Hausfrau würde sie uns ja nicht diese Szenen bescheren ist doch gut dass sie es nicht ist oder Nochnoi?
um auf den Punkt zu kommen: Ich finde dieses Kappi( wie alle anderen auch XD) wunderbar und freue mich schon auf die Fortsetzung auch wenn die Beerdigung wohl nicht so angenehm wird...

PS: Das mit den Trauerfarben fand ich auch schön. Das unser lieber Kyo sich so was schon vorher gedacht hat... XD

LG
Yuuka

Von:  Nochnoi
2008-07-11T17:27:46+00:00 11.07.2008 19:27
Also ich fand das Kapitel auch ganz klasse, brauchst dir also keine Sorgen zu machen ^^

Da ist Suzuna nun eifersüchtig auf einen Präsentkorb - tja, sowas passiert gewiss nicht jedem XDD Es wäre sicherlich lustig anzusehen gewesen, wie sie das arme Ding die ganze Zeit mit ihren giftigen Blick durchbohrt hat ;)
Witzig war auch der Anfang! Sie gibt sich solche Mühe, ihm ein Frühstück zu machen, und dann weiß sie doch tatsächlich nicht, dass man die Blätter aussieben muss XDD Tja, an Suzu scheint ja wirklich keine Hausfrau verloren gegangen zu sein ;) Aber ich liebe es allgemein, wenn die beiden sich kabbeln wie ein altes Ehepaar XD
Nun bin ich aber mal gespannt, wie die Beerdigung verläuft. Witzig wird das nächste Kapitel bestimmt nicht ... aber trotzdem freue ich mich schon sehr darauf ^^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von: abgemeldet
2008-07-09T22:06:59+00:00 10.07.2008 00:06
Also Das Urteil lautet Folgendermaßen die Anklagte (du^^) soll dieses Kapitel verfasst haben. Herr Staatsanwalt was haben sie dazu sagen. "ehm...ich..ehm". Gut danke Herr Staatsanwalt...Herr Verteidiger(ich^^)... ich finde das das Kapitel sehr gelungen ist, wie gesagt ich kann einige Sachen gut rauslesen^^', und wie immer tuen die zwei sich necken, sehr zum vergnügen von Eri. Besonders gut ist auch die auch die Eifersucht von Suzu auf Yumi und ihren Korb, ich kann es mir bildlich vorstellen^^. Alles in allem sage ich weiter so und... ich will wissen wies weiter geht...xD. Danke Herr Verteidiger. Das Urteil ist wohl klar die Angeklagte wird hiermit zur Schriftstellerin verurteilt - Lebenslänglich! Der Gerichtssaal ist geschlossen!

Hey Schatz keine Angst^^...das war nur ein kleiner Scherz von mir, bitte nicht böse sein oki =)...

PS: Hab dich ganz doll lieb und freu mich schon auf das nächste Kappi *Knuddel* ^^

~<Subway>~


Zurück