Die jungen Wilden
Hallöchen, ihr Lieben, und einen schönen guten Tag wünsche ich!
Meine Laune ist momentan ein wenig zwiegespalten (das ist mal total ein Wort, Word!) und weil euch sicher alle interessiert, wieso, erzähl ich euch das auch!
Zum Einen bin ich mehr als froh, dass ich den Handlungsbogen mit dem verfluchten Spiegel jetzt endlich, endlich hinter mich gebracht habe – der nahm ja gar kein Ende mehr – zum Anderen hänge ich jetzt ein wenig zwischen den Seilen, weil ich zwar einen Plan habe, was jetzt als Nächstes kommen soll, aber irgendwie völlig unmotiviert bin, mich da hin zu schreiben.
Frustrierend, aber echt jetzt mal!
Ich hoffe, ihr mögt Mike und Tom, ich plane nämlich, die Beiden zu meiner eigenen Erheiterung zu festen Bestandteilen der Geschichte zu machen – das sollte ein Plan sein, den ich ohne Probleme umsetzen kann – und so, wie ich die Zwei kenne, werden sie es auch schaffen, mich ausreichend zum Weiterschreiben zu motivieren.
(Ich bin ja so ein Füchslein.)
Und nun: Viel Vergnügen mit einem reichlich redundanten Kapitel Echte Kerle.
Sam und Dean haben ja keine Ahnung, was demnächst auf sie zukommt.
Harrharrharr.
moko-chan
Tom hob seine Bierflasche zum Mund – Die Dritte? Die Vierte? – und leckte sich den (mikroskopisch feinen) Schaum von den Lippen, als er sie wieder absetzte.
Mike war soeben gen Toiletten entschwunden, und seine Abwesenheit schien Tom in gleichem Maße zu irritieren wie zu beruhigen.
Dean konnte sich nicht helfen, aber irgendwie sah Tom zu neunzig Prozent der Zeit aus wie ein zu groß geratener Junge, und er konnte sich nicht entscheiden, ob das an Toms großen, babyblauen Augen, oder seiner unschuldigen Ausstrahlung lag – es führte jedenfalls dazu, dass er ihn als Jäger nicht sonderlich ernst nehmen konnte … was, genauer betrachtet, absoluter Unsinn war, Sam wirkte schließlich auch, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun.
„Also …“ Toms Stimme riss Dean aus seinen Gedanken, und sein Gesicht verzog sich kurz zu einer nachdenklichen Grimasse, „Ihr macht das schon lange ja? Solche … solche Sachen bekämpfen?“
Sam, der innerhalb der letzten halben Stunde festgestellt hatte, dass Tom zu der Sorte Mensch gehörte, der man bedingungslos vertrauen konnte, nickte einfach nur und trank sein Bier aus.
Er fühlte sich angenehm duselig, und Deans Hand an seiner Hüfte war ihm im Moment alles andere als peinlich, sie schien dort hinzugehören, unter sein Shirt.
„Und ihr?“
Dean hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Beine von sich gestreckt, streichelte selbstvergessen Sams Hüfte auf und ab, und blickte Tom direkt in die Augen.
„Ich will dir ja nich auf’n Schlips treten … aber ihr habt ein kleinwenig überfordert gewirkt, vorhin.“
Sam an Toms Stelle wäre jetzt zumindest ein kleinwenig beleidigt gewesen – immerhin hatten Dean und er sich auch nicht viel besser angestellt – aber Tom lächelte nur.
„Wir machen das erst seit ungefähr einem Jahr … ein Werwolf hat meinen Dad umgebracht … und Mike war der Einzige, der mir geglaubt, und mir geholfen hat, das Vieh zu erledigen … seitdem … naja.“
Dean und Sam tauschten einen kurzen Blick, wussten nicht, wie sie Tom zu seinem Verlust ihr Beileid aussprechen sollten, einigten sich schließlich stumm auf betretenes Schweigen und mitfühlende Blicke, und Tom wiederum wusste nicht so ganz, wie er damit umgehen sollte – was zu hilflosem Gestammel seinerseits führte.
„Ich weiß, Mike wirkt nicht unbedingt besonders … Vertrauen erweckend, aber er war wirklich der Einzige, der mich damals nicht für verrückt erklärt hat, und ohne sein Geld könnten wir diese Sache hier niemals durchziehen.“
Dean hob in amüsierter Überraschung beide Augenbrauen in die Höhe, und Sam versuchte Tom durch das Tätscheln seiner ausladenden Schulter zu beruhigen.
„Keiner zweifelt an Mikes Verlässlichkeit“, versicherte er Tom ernsthaft, und Dean beugte sich auf seinem Stuhl ein wenig vor, legte die Arme auf den Tisch und starrte Tom neugierig an.
„Was meinst du, wenn du von „Mikes Geld“ redest? Ist der Typ reich, oder was?“
Tom nickte einfach nur, und lächelte ein wenig gezwungen, als er Deans ungläubiges Gesicht sah.
„Was dachtest du, wo wir den Wagen herhaben? Er mag nicht so aussehen, aber Mike legt Wert auf einen ihm angemessenen fahrbaren Untersatz – seine Worte, nicht meine.“
Tom lächelte ein wenig verlegen, fuhr sich mit der Hand durchs schwarze Haar, und Dean lehnte sich auf seinem Stuhl wieder zurück.
„Kein Wunder, dass er mein Baby nicht zu schätzen weiß, wenn er Daddys verwöhnter kleiner Liebling ist, und keine Ahnung von den wirklich wichtigen Dingen im Leben hat …“
„Wer soll hier klein sein?“ ertönte plötzlich Mikes fröhliche Stimme direkt hinter ihnen, und Tommy zog schuldbewusst den Kopf ein, als Mike wieder seinen Platz neben ihm auf der Sitzbank einnahm.
„Ich verdiene mein eigenes Geld, seit ich sechzehn Jahre alt war – und ja, ich hatte mehr Startkapital als der Durchschnittsbürger, aber dafür sehe ich ja auch weitaus besser aus als der Durchschnittbürger, nicht wahr?“
Mike stürzte einen Tequila-Shot hinunter, und als er das leere Glas zurück auf den Tisch knallte, grinste er einmal fröhlich in die Runde.
„Mehr Bier?“
Mike stellte seine leere Bierflasche zu ihrer inzwischen extrem beeindruckenden Sammlung auf dem Tisch ab, und knockte mit einer spontanen Geste seiner linken Hand, die wohl seine grenzenlose Großartigkeit illustrieren sollte, beinahe den armen Tom aus, bevor er die Pointe seines kleinen Monologs auf die Menschheit losließ.
„Wenn man’s genau nimmt, bin ich also Batman.“
Mike blickte von Einem zum Anderen, als habe er soeben das Ei des Kolumbus entdeckt, und Dean zog eine beleidigte Schnute.
„Dude, das geht nicht! ICH bin Batman!“
Er blickte auf Unterstützung hoffend zu Sam hinüber, aber der war inzwischen seinen Getränken erlegen und mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen.
Falls er sich entschließen sollte, besagten Kopf auch nur ein paar Zentimeter nach rechts oder links zu bewegen, würde er damit eine Lawine von umstürzenden Gläsern und Bierflaschen auslösen, aber das kümmerte momentan weder Mike noch Dean, und am allerwenigsten Tom, der just in diesem Augenblick damit kämpfte, NICHT einfach zur Seite wegzusacken und an Mikes Schulter einzuschlafen, und ihm seine teure Lederjacke voll zu sabbern.
Dean lächelte überrascht, als er seinen Gefährten schlafend vorfand, und streckte die Hand aus, um Sam durchs Haar zu wuscheln, der seine Bemühungen mit einem leisen Schnobern belohnte, dann wandte er sich, fest zu seiner Ehrenrettung entschlossen, wieder Mike zu.
„Ich hab mal total die älteren Rechte! Ich mach das schon viel länger als du!“ brachte er wahrheitsgemäß vor, beeindruckte Mike damit allerdings nicht im Geringsten.
„Aber du bist weder Millionär, noch lässt sich deine Kiste auch nur im Entferntesten mit dem Batmobil vergleichen! ICH habe Sonderausstattungen, von denen du nicht mal träumen kannst!“
Mikes ständig zwischen beunruhigend und liebenswert schwankendes Grinsen wurde unanständig, und er blickte vielsagend an sich hinab.
„Und damit meine ich nicht nur den Wagen …“
Dean verdrehte die Augen und schnaubte, und Tom stöhnte leise auf.
„Du“, verkündete er undeutlich, „bist unmöglich. Und ich“, er stand auf und schwankte wie ein Fähnlein im Wind, „gehe jetzt ins Bett.“
Mike blickte zu ihm auf, mit leisem Spott vermengte Zuneigung überaus deutlich in seinen grau-blauen Augen, dann erhob er sich ebenfalls und grinste auf Dean hinab.
„Ich schätze, das war’s dann für heute. Ich helf ihm lieber, bevor er sich noch verläuft und im falschen Zimmer landet …“
Dean grinste in sein Bier, verkniff sich eine Bemerkung über Batmans zweifelhafte Beziehung zu Robin, und protestierte reichlich halbherzig, als Mike verkündete, ihre Rechnung übernehmen zu wollen.
Ob er jetzt Mike bezahlen ließ oder gefälschte Kreditkarten dazu herhalten mussten, machte im Prinzip keinen Unterschied – und wozu war Mike schließlich der nächste Bruce Wayne?
Dean wünschte den Beiden eine gute Nacht, trank in aller Ruhe sein Bier aus, dann rüttelte er Sam sanft aber bestimmt wach.
„Aufwachen, Prinzessin. Es wird Zeit fürs Bett.“
Sam murmelte undeutlich vor sich hin, und als er die Augen aufschlug, und Dean verpennt anblinzelte, spürte der das unnatürliche Bedürfnis, ihn dumm und dusselig zu knuddeln, mit erschreckender Intensität zurückkehren.
„Sammy?“
Sam setzte sich gähnend auf, streckte seine verspannten Muskeln, und legte den Kopf schief, um Dean fragend anzublicken.
In seinem mehr als angetrunkenen Zustand, mit dem verwuschelten Haar, das ihm teilweise in recht erheiternder Form vom Kopf abstand, und dem herrlich planlosen Blick sorgte er nicht unbedingt dafür, dass Dean sich besser unter Kontrolle hatte.
„Du hast nicht zufällig eine Ahnung, warum ich mich noch immer so … komisch fühle?“ fragte Dean ihn leise, während er ihm auf die Beine half, und Sam, obwohl nicht wirklich Herr seiner Sinne, legte den Arm um ihn und lehnte sich vertrauensvoll an ihn.
„Naja“, lallte er undeutlich, „Du warst Zorgs … Pheromonen ziemlich lange ausgesetzt … vielleicht dauert es ein Weilchen, bis sich das wieder einpendelt.“
Dean zog Sam aus der stickigen Bar vor die Tür, kämpfte dort angekommen ein paar panikerfüllte Sekunden lang um ihrer Beider Gleichgewicht, bevor er sich Sammy einigermaßen sicher an die Hüfte geklebt hatte, und die gefühlte Weltreise quer über die Straße und zu ihrem Motel antrat.
„Du meinst also ich … bin noch länger so kuschelig drauf?“
Dean klang hin und her gerissen zwischen amüsierter Resignation und schmollender Halsstarrigkeit, und Sam biss sich auf die Unterlippe und grinste.
„Nur, wenn ich Glück habe.“
Eine halbe Stunde später, als Dean neben Sam im Bett lag und gar nicht dicht genug an den verführerisch warmen Körper seines Liebsten heran kommen konnte, nutzte sein Verstand den erschöpften Zustand seines Körpers, endlich die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten.
Deans Verstand brauchte manchmal etwas länger als der des Durchschnittbürgers.
„Ich hab mich an ’nem Kerl gerieben!“
Sam, der eben dabei gewesen war, ins Traumland abzugleiten, brummte undeutlich und drehte ihm den Kopf zu.
„Das machst du doch ständig.“
„Ja, aber der Kerl warst nicht du!“
Dean setzte sich ruckartig auf, riss die Bettdecke mit sich, und Sam knurrte unzufrieden ob der unangenehm kalten Luft, die nun uneingeschränkten Zugang zu seiner nackten Brust hatte.
„Dean …“
Sam war zu müde und zu angetrunken, um dieses Gespräch jetzt so führen zu können, dass etwas Anständiges dabei herauskam.
„Du konntest das nicht kontrollieren … und es ist ja nichts passiert …“
„Nichts passiert?“
Dean klang, als stehe er kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
„Seine Hand war an meinem Arsch! Ich war … also … das hat mir gefallen! Das ist total peinlich! Mike und Tom haben das gesehen!“
Dean vergrub sein Gesicht in seinen Händen, ließ sowohl Schultern als auch Kopf hängen, und Sam kämpfte sich in die Vertikale und legte den Arm um ihn.
„Dean“, Sams Stimme klang sowohl ungeduldig als auch beruhigend, „Mike und Tom ist völlig egal, dass sie das gesehen haben, die verstehen das – also solltest du dich da auch nicht drum kümmern. Sowas kann doch jedem Mal passieren.“
Dean ließ langsam seine Hände sinken und starrte in seinen Schoß hinab.
„Und warum passiert das dann immer nur mir?“
Sam unterdrückte ein Glucksen, zog Dean enger an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Karma.“
Dean schnaufte empört, ließ sich zurück auf die Matratze fallen und starrte blicklos an die Decke.
„Meinst du, wir können den Beiden vertrauen?“
Sam wusste, dass er an Gordon dachte, und zog die Stirn kraus und die Oberlippe hoch.
„Ich denke schon. Die Zwei sind noch nicht lange Jäger … ich glaube nicht, dass sie schon mal von uns gehört haben. Ich wäre froh, wenn wir … in Kontakt bleiben könnten.“
Dean streckte seine Hand nach Sam aus, zog ihn zu sich hinab, und Sam bettete seinen Kopf auf Deans nackte Brust.
„Tom ist ja ganz nett“, meinte er bierernst, „aber Mike ist ein Arschloch.“
Sam schnaufte amüsiert, und Dean bekam eine Gänsehaut, als Sams warmer Atem über seine nackte Haut strich.
„Du magst ihn“, stellte Sam in einem Ton fest, der keinen Widerspruch duldete. „Ihr seid euch ähnlich.“
Deans drohendes empörtes Gemurmel wurde von Sam in einem entschlossenen Kuss erstickt, und als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten, seufzte Dean zufrieden.
„Denkst du, wir sollten es Bobby erzählen, dass du … dass deine Fähigkeiten sich vermehrt haben?“
Sein Tonfall machte klar, dass er diesbezüglich momentan nicht sonderlich besorgt war, und Sam fing an, mit seinem Zeigefinger kleine Kreise auf seinem flachen Bauch zu ziehen und grinste, als Dean die Bauchmuskeln anspannte.
„Er wird sich Sorgen machen, meinst du nicht?“
Deans Mundwinkel zogen sich in einer unsicheren Grimasse nach unten, und er zuckte mit den Schultern.
„Wissen sollte er’s trotzdem. Er wird uns umbringen, wenn er’s irgendwann auf anderem Wege erfährt. Und von Tom und Mike sollten wir ihm auch erzählen. Nur zu Sicherheit. Vielleicht hat er schon was über die Zwei gehört.“
Sam nickte und brummte zustimmend, und Dean fing an, ihn im Nacken zu kraulen.
„Hätt nicht gedacht, dass wir tatsächlich noch mal Kollegen in unserem Alter kennen lernen …“
Sam nickte schläfrig, rückte dichter an Dean heran, und war schon halb weggedöst, als Dean ihn sanft ins Ohrläppchen kniff.
„Und du bist gar nicht sauer?“
„Warum sollte ich sauer sein?“ erwiderte Sam gähnend, und Dean schnaubte ungeduldig.
„Weil ich mich an ’nem anderen Kerl gerieben habe?“
Sam hob seinen Blick zu Dean an und sah ihm fest in die Augen.
„Ich bin nicht sauer. Nicht auf dich, Dean. Dass es so weit kommen konnte, ist meine Schuld, nicht deine.“
Deans Augenbrauen zogen sich in stummem Protest zusammen, und Sam ließ ihn gar nicht erst dazu kommen, diesen Protest auch laut zu äußern.
„Es ist meine Schuld, Dean. Ich hab nicht gemerkt, wie meine Seele nach und nach in den Spiegel gezogen wurde, ich hab nicht gemerkt, wie mein böser Zwilling meinen Platz eingenommen hat, mit dem Ergebnis, dass er dich fast umgebracht hat! Und als Zorg dich unter seine Kontrolle gebracht hat, war ich wegen seinem verdammten Spiegel zuerst so geschwächt, dass ich dir nichtmal helfen konnte!“
Dean zog Sam ein Stückchen enger an sich, überdachte das kurz mit zusammengezogenen Augenbrauen, dann kniff er Sam so fest in die Nase, dass der höchstgradig verwirrt zu ihm aufblickte.
„Wofür war das denn?“
„Wofür?“
Dean klang tatsächlich ein wenig aufgeregt.
„Ich HABE gemerkt, wie du dich verändert hast, Sammy, und wollte es nicht wahrhaben! Ich hab mich von deinem verdammten bösen Zwilling einlullen und verdammt noch mal flachlegen lassen! Wie kann das alles deine Schuld sein?!
Wenn überhaupt ist das meine! Und wenn du wegen dem blöden Spiegel nicht ganz auf der Höhe bist, dann sollte ich meine Zeit damit verbringen, mich um dich zu kümmern, und nicht damit, mich an fremdem Männern zu reiben!“
Sie versuchten einen Moment lang, sich gegenseitig nieder zu starren, dann seufzte Sam leise und brummte etwas, das verdächtig nach „Märtyrerkomplex“ klang, und Dean zog seine rechte Augenbraue so steil in die Höhe, dass es schon fast ein wenig grotesk aussah.
„Bitte?“