Zum Inhalt der Seite

Traumtänzer

der Titel bleibt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weckdienst?

Merde! Wer, wagte es bloß mich aufzuwecken? Ich taumelte verschlafen zur Tür und riss sie auf – Niki stand davor. „Oh, hab ich dich geweckt? Tut mir leid, aber wir waren um zwei verabredet. Nettes Kleid!“ Meine Gesichtszüge entglitten, als ich in den Garderobenspiegel blickte. – Ich trug ein taubengraues Kleid, im Stile des ausgehenden Neunzehntenjahrhunderts.

Ich wandte mich an Niki: „Das, ist unmöglich...“ ich schüttelte den Kopf und brach ab, „ Danke und hallo, und entschuldige, ich hab echt nicht mehr an unsere Shoppingtour gedacht.“

„Schon in Ordnung. Bei deinen Träumen, würde ich auch länger schlafen.“ Niki grinste mich an. Ich griff nach Mantel und Handtasche, während ich vorschlug: „Lass uns ins Theatr’hall gehen, da finde ich vielleicht noch ein Kleid, in dem Stil.“ Niki nickte. „ Willst dir wohl die passende Garderobe, zu deinen Träumen zulegen?“ Zog sie mich auf.

„Wegen nicht? Ich glaub, das Kleid hat ihm gefallen...“ Ich wurde unterbrochen: „HAT ihm gefallen?!“ Niki blickte mich ungläubig an. „WÜRDE ihm gefallen!“ versuchte ich zu retten, was noch zu retten war. Ich sah es Niki an – sie glaubte mir kein Wort.

Einige Stunden später und ein paar Hundert Euro ärmer, saßen wir im Bistro d’ Opéra; und diskutierten mein nicht vorhandenes, oder eher einseitiges Liebesleben. – Was war der Mann, aber auch so begriffsstutzig?

Als ich auf dem Nachhauseweg an dem Blumenladen von neulich, vorbei kam und wieder schwarze Rosen sah. Entschied ich mich, in dem Gedanken an das Kleid, welche zu kaufen. Wenn die Sache in die eine Richtung funktionierte, warum, dann nicht auch in die andere?

Frisch eingekleidet und etwas unschlüssig stand ich nun in meinem Schlafzimmer – wie zum Teufel konnte man nur auf die Idee kommen, in einem bordeauxroten Kleid, mit einer schwarzen Rose am Kragen, schlafen zugehen. Nun ja, ein Versuch war es wert. Ich würde es darauf an kommen lassen.
 

Ich blickte mich um und an mir hinunter. – Sehr gut, ich trug mein neues Kleid und mit dem Blick auf den Sarg, war auch klar in wessen Zimmer ich war.

„Erik! Ein letztes mal: Wo, ist sie?! Wer, ist sie?! Und WAS, hast du mit ihr Gemacht?! Ich weiß, dass sie bei dir war. – Jules hat euch zusammen gesehen.“

„Aber, Daroga, wenn ich es dir...“ Erik wurde rüde unterbrochen: „Lüg mich nicht an! – Ich kenne dich.“ Da kam ich ja gerade richtig. Mit Schwung stieß ich die Tür zum Wohnzimmer auf und konnte sehen, wie sämtliche Gesichtszüge des Persers entgleisten. „Mein lieber Daroga, wie Sie sehen, bin ich hier, mein Name ist Jasmine. Und – WAS, Monsieur Erik und ich, miteinander gemacht haben, - ICH persönlich - wüsste nicht, was Sie das anginge!“ Ich trat neben das Phantom, legte meine Hand auf dessen Arm, lächelte ihn strahlend an und hielt ihm die Rose entgegen: „ Als kleine Entschuldigung für meinen übereilten Aufbruch, letztes Mal... Monsieur Erik.“ Mir schien, dass Erik leicht entsetzt meine Hand ansah. Sehr langsam, zog ich sie, von seinem Arm. Er blickte mich etwas verwirrt an. „Danke, Mademoiselle Jasmine.“ Er griff nach der Rose und steckte sie an sein Revers. – Der Perser glotzte.

Plötzlich fuhr Erik auf: „Bist du JETZT beruhigt, Nadir?!“ Erik beugte sich leicht nach vorn und funkelte ihn wütend an, „ Wenn du die Güte hättest UNS zu entschuldigen – WIR kommen sonst zu spät zur Vorstellung!“ Und dann griff er nach meinem Arm – was in sichtlich Überwindung kostete - und zog mich mit sich. – Vorstellung?! Er wollte mit mir in die Oper? Ich entschied mich, dem Perser dankbar zusein. Hätte er Erik nicht so zur Weißglut getrieben, wäre es Monsieur, bestimmt im Traum nicht eingefallen mich in eine Oper mitzunehmen.

Mit einem seligen Grinsen, ließ ich mich mitziehen.

Wir hatten den See bereits überquert und einige Minuten Fußweg hinter uns, als Erik plötzlich stehen blieb und sich an mich wandte: „Wissen sie, eigentlich ist es keine sehr gute Idee, in die heutige Vorstellung zu gehen...“ ich blickte ihn enttäuscht an – sehr enttäuscht, „... La Carlotta ist - sehr zu meinem Leidwesen - wieder genesen... Und DIE, würde ich mir, ehrlichkeits- halber, sehr ungern antun.“

Aha, da lag das Problem. „Tun sie lieber ihr etwas an!“ kommentierte ich bissig, „ Und was tun wir nun? Hier stehen bleiben und warten, bis Nadir ihr Haus verlassen hat?“ Jetzt blickte das Phantom mich beinahe schon verlegen an: „Das kann er nicht...“

„Wie bitte?!“ ich war schockiert.

„Nun ja, er kennt nur den Rückweg mit der Gondel...“ seine Stimme klang doch wahrhaftig verlegen.

„...und die haben wir genommen...“ beendete ich seinen Satz, bevor ich in vergnügtes Gelächter ausbrach.

Immer noch vor Lachen glucksend stellte ich ihm die Frage: „Was tun wir nun?“ Erik hob die Schultern: „ Wie wäre es mit einem Spaziergang? Wir haben Vollmond...“

Hörte ich recht? Hatte er mich soeben zu einem Spaziergang aufgefordert? „Mais avec plaisir*, Monsieur Erik!“ Ich griff nach seinem Arm und hakte mich unter. Er zögerte kurz, begann dann aber vorwärts zu gehen.

Vor der Oper angekommen, steuerte er zielstrebig auf einen Einspänner zu und war mir, äußerst galant, beim Einstieg behilflich. Nur wenige Augenblicke später waren in einem flotten Trab Richtung Bois de Boulogne unterwegs.

„Wessen Kutsche ist das?“ fragte ich neugierig. Erik, welcher die Zügel hielt, wandte sich zu mir um: „Ist das wirklich wichtig?“ er hörte sich an, wie ein Junge, dem gerade ein guter Streich gelungen war, „Wir werden sie ja wieder zurückbringen… vielleicht!“ Jetzt war es an mir zu schmunzeln.

Als er an dem nächtlichdunklen See, in welchem sich der Vollmond spiegelte, das Pferd zügelte, war ich ausgezeichneter Laune.

Erik sprang auf den Boden und bot mir erneut seine Hand, ich ergriff sie - ließ sie jedoch nicht mehr los, auch als ich festen Boden unter den Füssen hatte, nicht.

So schlenderten wir ruhig und still neben einander her, dem Ufer entlang. - Ich wagte nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Unter keinen Umständen, wollte ich ihm einen Grund geben, seine Hand der meinen zu entziehen.

Als wir den See umrundet hatten und wieder in die Kutsche stiegen, griff ich nach den Zügeln; und ließ den eleganten Rotfuchs, übermütig in einen schnellen Renntrab fallen.

„Nicht so schnell, Mademoiselle!“ lachte Erik fröhlich, „ Da bekommt man ja Angst!“ Ich schielte ungläubig zu meinem Begleiter – seine Stimme hatte so fröhlich geklungen - also ließ ich das Pferdchen noch ein bisschen schneller traben.

Unter der Oper angekommen, schlenderten wir sehr langsam zu der Gondel. Wir waren kaum am anderen Ufer angekommen, als uns auch schon Nadir entgegenkam: „Ich muss nach Hause, es ist spät. Erik wärst du so freundlich mich hinüber zu bringen. Wenn ihr mich schon so lange warten lasst.“

„War keine Absicht, wir haben dich nur vergessen...“ Erik klang sehr amüsiert.

Ich räusperte mich: „Monsieur Nadir hat recht, es ist wirklich schon etwas spät. Ich werde ihn nach oben begleiten.“ Irrte ich mich, oder hatte das Phantom mich tatsächlich etwas enttäuscht angeblickt?

Ich wandte mich lächelnd, an selbigen: „Monsieur, ich danke ihnen für diesen wundervollen Abend. Und ich, werde mich bemühen Sie baldigst wieder mit meiner Anwesenheit zu belästigen.“ Dann stieg ich in die Gondel und griff nach dem Ruder: „ Kommen Sie Nadir?“ Jener blickte mich verstört an, stieg dann jedoch ein und ließ sich von mir über den See bringen. Auf dem ganzen Weg nach oben, sprach er auf mich ein – Ich hörte nicht zu.

Kaum hatte ich mich von den Perser verabschiedet, fühlte ich, dass ich wach wurde.
 


 


 

* Aber mit Freude
 

wenn ihr wissen wollt was das Theatr'hall ist geht auf meinen Stecki...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Meg-Giry
2008-02-18T18:17:44+00:00 18.02.2008 19:17
Ich möchte hoch ofiziell meine Lieblingssatz vorstellen. Er lautet: Der Perser glotzte. *kicher* Ich stelle mir dabei Nadir immer vor...
Wieder mal ein super Kapitel!
Gruss -iria-


Zurück