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Der brechende Fels

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Der wütende Stein

Takao sollte an einer Magenverstimmung leiden, an dem Tag, an welchem Ray Kon freiwillig auf der Couch schlief.

Ray hätte nicht gedacht, dass das möglich war.

Gut, war es auch nicht, der Japaner futterte sich durch das Frühstück wie jeden Tag…

Trotzdem hatte Ray sein Nachtlager auf der Couch aufgeschlagen.

Tief einatmend, um seinen Puls zu beruhigen zog der junge Chinese seine bereits auskühlende Tasse Tee an sich heran.

Es war unangenehm still geworden seitdem Kai ihm gegenübersaß.

Das einzige was gelegentlich zu hören war, war das knisternde Umschlagen einer weiteren Seite des Beblade-Magazins, das in Kennys Schoß lag.

Max und Takao tauschten ab und an flüchtig Blicke und schauten zwischen Kai und dem Ältesten von ihnen hin und her, die gerade auffällig unauffällig versuchten sich nicht anzusehen. Zugegeben hatte Kai etwas mehr Übung im Desinteresse täuschen.

… Ob es wirklich nur getäuscht war…?

Missmutig zog Ray seine Brauen düster zusammen, worauf Takao sich vorsichtig räusperte, um die Aufmerksamkeit des Chinesen zu erlangen.

„Was ist?!“

„Ehm… Ray du… bist so rot im Gesicht… Geht’s dir wirklich gut…?“

Kurz darauf fuhren sowohl Max und Kenny, als auch Takao und sogar Kai heftig zusammen, als Ray seine Tasse unbeabsichtigt etwas zu fest auf den Tisch schlug, als er sie abstellte.

„Klar, geht’s mir Gut. Mir geht’s immer gut. Es geht mir blendend!“

Kai hatte nur kurz den Blick gehoben und sich dann wieder vollkommen teilnahmslos seinem Kaffee zugewandt.

Diese Reaktion linderte natürlich nicht im Geringsten Rays hohen Blutdruck.

Ooh, dieser gottverdammte…!

Das Geschirr klirrte vernehmlich, so hart schlugen Rays Handflächen auf den Tisch, als er sich erhob.

„Holt mich zum Training. Ich bin im Garten.“
 

Das war nun eine halbe Stunde her.

Seitdem stand Ray in absoluter Ruheposition mit nackten Füßen im weichen Gras und hielt versucht entspannt seine Augen geschlossen.

Tief atmend gab er sich der Ruhe hin, die ihn nun endlich mit jedem Herzschlag und Atemzug durchströmte und versuchte zwanghaft an nichts zu denken.

Konzentration.

Das war natürlich ein ähnlicher Versuch, als bewarf man einen ausgewachsenen Elefanten mit Weintrauben, um ihn zur Strecke zu bringen.

In diesem Fall war der Gedanke an Kai Rays Elefant.

Wie passend.

Die grauen Haare hatte er ja schon mal.

Und wenn Ray sich weiterhin so viele Gedanken machte, wuchsen ihm selbst am Ende auch noch welche.

Heftig schüttelte der junge Chinese seinen Kopf und gab kurz darauf ein überfordertes Brummen von sich. Das konnte doch nicht sein…

Das musste allen Ernstes seine eigene Vorstellung der Hölle sein.

Was hatte er nur getan? Irgendetwas?

Irgendetwas, dass vor allem Kai veranlasste so plötzlich auf diese Art und Weise…na ja… auf ihn abzufahren.

Wenn es denn wirklich sein Ernst war.

War es das…?

Andererseits…

Kai war nicht der Mensch, der mit einer Unterhose auf dem Kopf schmutzige Witze riss… und Ray sollte wirklich aufhören sich das ein oder andere gleich bildlich vorzustellen…

Aber es blieb doch die Frage…

Blinzelnd ließ Ray seine Arme sinken und atmete gediegen aus.

Ray war Kai doch nie nahe gekommen. Sie sprachen auch nicht wirklich viel und oft miteinander.

Wie konnte der kleine Trottel sich dann einreden allen Ernstes verliebt zu sein?!

Dann auch noch in ihn!

Von ihren Geschlechtern wollte er gar nicht erst anfangen.

Wobei… soo wichtig wäre es Ray nun wirklich nicht gewesen.

Aber in diesem Fall…

Ray musste zugeben, er war neugierig. Wütend und doch neugierig.

Er konnte sich unter Kais Gefühlsleben absolut nichts vorstellen, wie sollte er da auch irgendetwas nachvollziehen können?

Gab es da überhaupt etwas nachzuvollziehen?

Oder überhaupt etwas Nachvollziehbares?!

Es wäre sicherlich gelogen, wenn Ray je behauptete, den Jüngeren durchblickt zu haben.

Durch und durch empfand Ray es als eine absolut beschissene Situation.

Vor allem, da sie nicht miteinander sprachen.

Wenn Kai tatsächlich zu ihm kam, dann tat er eben Dinge, für die er keine Worte benötigte.

Und wenn Ray die Gelegenheit hatte, dann sah er Kai an, dessen Desinteresse und abgeneigte Haltung und schon ging ihm der Mut aus.

Das war doch zum aus der Haut fahren!

Das war kein schlechter Scherz mehr, auch wenn Ray sich darunter absolut nichts anderes vorstellen konnte.

Was ging nur in Kai-…

Erschrocken fuhr der Dunkelhaarige zusammen, als hinter ihm plötzlich die Terrassentür aufgestoßen wurde und Takao heraus in den Garten polterte.

„Was ist denn?!“

„Bin ausgelost. soll dich zum Training rufen! Los, los, beeil dich! Wenn Kai wieder sauer wird, kommen wir zu spät zum Abendessen!“

Und noch ehe Ray Luftholen konnte, um einen Kommentar abzugeben, da tänzelte Takao auf der Stelle, zog den Schnürsenkel seines rechten Schuhes fest und stürzte kurz darauf an ihm vorüber um die Ecke. Wohl auf dem Weg über den Hof zum Park.

Mit großen Augen blickte Ray ihm nach und gab ein unentschlossenes Geräusch von sich.

Doch dann verengte er tief brummend seine Augen und wandte schnaubend ausatmend den Blick in andere Richtung.

Na so was.

Kai konnte ihn mal!

Sollte der Arsch doch wenigstens selbst kommen!
 

Dies war nun ebenfalls eine halbe Stunde her.

Ray hatte keinen Millimeter Nachgegeben. Sich selbst eingeredet, dass er nicht zum Trainieren in der Lage war und erst seinen Kopf freibekommen musste.

Doch schon nach den ersten verstrichenen Minuten wusste er doch selbst schon, dass das nichts weiter, als ein elender und schlecht getarnter Vorwand war.

Er wartete auf Hiwatari.

Er wartete darauf, dass er zu ihm kam.

Dass er sich überhaupt einmal blicken ließ!

Und jetzt stand er da, mutterseelenallein auf dem Rasen mit nackten Füßen und starrte noch missgelaunter drein als zuvor.

Und je länger er starrte und tief atmete, desto mehr verflüchtigte sich seine Wut, als wäre sie noch nie vorhandenen gewesen, bis ihm eines wirklich bewusst wurde:

Eine Scheißidee war das gewesen…

Sichtbar hoben sich seine Schultern, als plötzlich laut krachend die Terrassentür ein weiteres Mal aufgestoßen wurde. „KON?!“

Wo war denn noch gleich das Land, in welchem man Mut in Dosen kaufen konnte?

…Ray wollte da hin…

In den letzten Minuten hatte er nicht einmal mehr damit Gerechnet, dass Kai wirklich kam. Ein weiterer Beweis dafür, wie wenig er ihn eigentlich kannte.

Der Jüngere rauschte heran wie ein drohender Wirbelsturm. Ähnlich bedrohlich und inklusive der persönlichen Gewitterwolke über dem Kopf.

Ray hatte versucht sich rechtzeitig umzudrehen, doch noch bevor er sicher stand, spürte er die Hand auf seiner Brust, die ihn mit bestimmtem Druck zurückstieß.

Einen Moment lang taumelte Ray und ruderte wild und gedrückt aufquietschend mit den Armen, ehe er elegant wie er war, gekonnt auf seinem Hintern landete.

Für den Moment des Schreckens schloss er fest seine Augen und stützte sich auf seine Unterarme, ehe er zögerlich den Blick hob.

Kai stand zornschnaubend über ihm mit ähnlich bedrohlicher Wirkung, als trug er ein imaginäres Schlachtermesser mit sich herum.

Jah, Ray fühlte sich in diesem Moment sogar sehr bedrängt.

„Was…fällt…dir…ein…Kon?!“

Noch dazu sprach der Russe so bedrohlich langsam, dabei hoben und senkten sich bei jedem Wort sichtbar seine Schultern, als sei er außer Atem.

Ray verlor rasant an Farbe.

…Mut in Dosen…Mut in Dosen… er nahm sich fest vor, sich mindestens eine zu bestellen…

„…Sind wir also wieder beim Nachnamen angelangt…“

„Wieder?!“, Kais Antwort war so schneidend, dass Ray heftig in sich zusammenfuhr.

„Wir waren nie wo anders, Kon!“

Ray hielt den Blick starr gesenkt. Er vermied es gewissenhaft Kai in dieser Situation anzusehen. Auch weil er sich nicht sicher war, warum er denn so klein wie eine Maus am Boden saß.

Bezog sich diese Demonstration der Überlegenheit überhaupt auf das versäumte Training…?

„Du hast Angst.“

Überrascht blickte Ray auf, gab dabei kein sehr intelligentes Geräusch von sich und begegnete für einen kurzen Moment Kais Blick.

Dieser verengte in diesem Moment seine Augen und ließ seinen Blick ausschweifen. Als wolle er gerade überall sein, nur nicht hier.

Voller Unverständnis verzog Ray seine Brauen und öffnete leicht den Mund, als Kai sich brummend über den Nacken kratzte.

Ray verstand ihn nicht.

Er hatte ihn absolut nie verstanden und er blickte nicht hinter sein Wesen.

Mit welchem Menschen sprach er überhaupt?

„Was… willst du eigentlich…?“

Kais Blick lastete nur eine Sekunde später genauso schwer auf ihm wie zuvor.

Hatte er etwas Falsches Gesagt?

Blinzelnd gab Ray ein leises Geräusch von sich und reagierte durchaus überrascht, als sich ein Lächeln auf Kais Lippen legte.

Nein, es war nicht schön, oder gar fröhlich.

Kai lächelte durch und durch spöttisch.

Und noch während er dies tat, trat er vor und ging in einer einzigen flüssigen Bewegung neben Ray in die Hocke.

Dieser hatte misstrauisch zugesehen, unentschlossen, ob er zurückweichen sollte.

Seine Chance war allerdings verpasst, als die Hand des Jüngeren im nächsten Moment bestimmt in seinem Nacken lag.

Noch während er ihn ruppig näher zog, schloss Ray unbehaglich seine Augen und hob aus einem simplen Reflex seine rechte Hand, um seinen Arm diesmal fest gegen Kais Brust zu stemmen.

Sich eben einfach mal so die Zunge in den Hals stecken zu lassen, war nun wirklich nichts, womit sich der junge Chinese auf Dauer anfreunden konnte.

Und das lag nicht einmal an Kais Person.

Ray hatte da seine Prinzipien.

Und langsam meldete sich endlich die Wut in ihm zurück.

Das fiese Miststück hatte sich ja eine ganze Weile nicht blicken lassen, aber jetzt musste es raus.

Ray gab ein tiefes Geräusch irgendwo zwischen Brummen und Knurren von sich, ehe er allen Mut zusammennahm und Kai kräftig in die Zunge biss.

Als dieser sich unter einem halblauten Laut des Schmerzes von ihm löste, da nutzte Ray seine Chance und riss ohne wirklich zu zielen seine Faust nach oben und verpasste dem Jüngeren somit einen ordentlichen Kinnharken, der ihn aus der Hocke nach hinten und somit ebenfalls auf den Allerwertesten beförderte.

Und damit hoffentlich auch auf den Boden der Tatsachen.

Einwenig schwerer atmend als noch zuvor verzog Ray das Gesicht und rieb sich mit der locker geballten Faust einen Speichenfaden aus dem Mundwinkel, während er Kai entgegenstarrte.

Mit Wutverzerrter Miene rieb dieser sich noch einen Moment lang das Kinn.

„Da fragst du auch noch so dumm.“

Scharf verengten sich seine Augen und das Wort, das er zischend hervorbrachte, ging Ray direkt unter die Haut. „Dich.“

Der Ältere senkte sogleich ausweichend den Blick und wandte ihn auffällig schnell in andere Richtung, während seine Gedanken weiterrasten und ihm immer mehr Farbe in die Wangen trieben. Der Ältere befand sich gerade erneut irgendwo auf der Schwelle zwischen Verzweiflung, Wut und Verlegenheit.

Was sollte er dazu schon sagen.

Warum hatte er eigentlich gefragt!?

In diesem Augenblick stützte sich Kai auf die Beine.

Ja, er schuldete niemandem Rechenschaft und er kam nicht drum herum dies immer wieder mit seiner unnachahmlichen Art unterstreichen zu wollen.

Demonstrativ wandte sich der Jüngere schon im nächsten Moment auf dem Absatz um, ohne Ray auch nur eine Chance zu geben, etwas dazu zu sagen.

„Training, Kon. In zehn Minuten!“
 

tbc.
 

Das Leben könnte so schön sein, wenn man nicht ständig auf ein neues Problem stößt. Meist ein Problem mit sich selbst.
 

Ich denke mal, Kai wird demnächst ganz schön weich geklopft.

Der arme Sack kann sich ja auch nicht für eine Seite entscheiden.

Vielleicht macht das die Sache für Ray noch einwenig interessanter...
 

bis demnächst
 

cya

Lucy



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-10-28T20:19:36+00:00 28.10.2008 21:19

Wow~
Du hast eine ungewöhnliche Art zu Schreiben ^^ (Allein dieser Anfang +~+)
Aber: Ich mag sie sehr x3~
Die ganze Zeit über frage ich mich (und das tut Rei wohl auch), was in Kais Kopf vorgeht xD Seeeehr schöne und interessante Ff!

*fav*
Von:  vulkan_chan
2008-10-28T08:23:43+00:00 28.10.2008 09:23
die zeit, die ich eigentlich für ein kommi habe, beleuft sich mittlerwqeile auf minus 2 minuten, deshalb nur kurz: cool, amüsant, super geschrieben, eine wahre freude das zu lesen. auch wenn ich es unter dem falschen namen abgespeichert hatte.

Aber: irgendetwas machst du falsch. ich weiß nur wirklich nicht was. aber wiso hast du dann so weig kommentare??? ich werde werbung machen!
Von:  Minerva_Noctua
2008-09-18T16:03:06+00:00 18.09.2008 18:03
Etwas verwirrend ist die Story ja schon, aber Ray scheint es da ja nicht anders zu gehen.
Ich freue mich auf das nächste Kapitel!

Bye

Minerva
Von: abgemeldet
2008-09-09T22:10:22+00:00 10.09.2008 00:10
*schmoll* da läd die Dame ein neues Kappi hoch und sagt mir vorher nichtmal bescheid, man will sich ja mental auf die FF vorbereiten - ey, ich bin dein Homie und hab Sonderrechte >.< *quengel*
naja, ich bin zwar nich so der Fan von so kurzen Kapiteln aber nichtsdestotrotz ist es mal wieder wunderbar gelungen ._.b
besonders dieses "Was willst du überhaupt?" "Dich." hach, klasse, das hatte nen richtigen Bam Effekt~ *Lieblingsstelle*
Und das diese FF kein einziges Klischee erfüllt find ich ohnehin gut - Ray lässt sich nicht so einfach überrumpeln, er kann auch nen Arsch in der Hose haben, was in den seltensten Ffs heutzutage der Fall zu sein scheint <.<.
Genau das macht die FF so spannend :]
Bin mal gespannt mit welcher Forsetzung du mich als nächstes beglückst._.v
baba, hab dich lieb


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