Josh's Tagebuch
Eintrag 1
Liebes Tagebuch eigentlich ist heute ein Tag wie jeder andere.
Hatte heute Abend wieder Spätsicht im Club meines großen Bruders und kann mich auch nicht beklagen. Ich mag diese Arbeit.
Auch wenn sie hauptsächlich darin besteht dafür zu sorgen, dass der Boden und die Regale sauber sind, bewart sie mich immer noch davor von meinen Eltern auf die Universität geschickt zu werden. Ich hasse Jura. Aber als Jüngster von drei Geschwisten ist es nicht so einfach den Erwartungen der Erzeuger gerecht zu werden – vor allem wenn sich Bruder und Schwester vor Jahren schon erfolgreich um das Studium gedrückt haben.
Sonst war heute nicht viel los.
Liege gerade auf einem meiner Sitzsäcke, höre ein wenig Mukke und genehmige mir den überfälligen Nikotinschub.
Eigentlich ist alles gar nicht so schlecht. Vielleicht darf ich ja morgen hinter die Bar!
Eintrag 2
Liebes Tagebuch heute war total viel Hektik und Chaos auf Arbeit! Ich weiß nicht was Bruder Curtis wieder mal über die Leber gelaufen ist, aber ich mag es nicht, wenn er mich anschreit. Ich weiß zwar, dass er es nie so böse meint wie er es sagt – trotzdem.
Was macht schon eine oder zwei... oder vier kaputte Flaschen? Meine Hände waren einfach nur verschwitzt!... Ich weiß nicht.
Otis baut doch ständig Mist im Lager... aber da ist das wohl schon Gewohnheit...
Der Sitzsack ist bequem und die Zigarette tut gut!
Morgen wird’s wieder besser. Bestimmt.
Eintrag 3
Liebes Tagebuch was für ein schrecklicher Tag!
Irgendwie scheint da heute total der Wurm drin gewesen zu sein. Muss denn alles, was ich anfasse, zu Bruch gehen?!
Verdammt!
Das wars wohl vorerst wieder mit hinter-der-Bar-ausschenken für mich...
Zum Glück hab ich morgen frei und Otis kommt mich dann abholen. Seine Aufmuterungs-Methoden sind einfach immer noch die Besten! Eine Kneipentour und ein bißchen Ablenkung bringen mich sicher wieder auf andere Gedanken und diese Schuldgefühle lassen nach.
Ich werd' mich gleich mal umziehen!
Eintrag 4
Hui! Der Abend war einfach toll!
Und Otis hatte sein weinrotes Hemd an mit diesen dünnen tiefroten Satin-Streifen! Das steht ihm einfach am Besten! Und wenn er dann auch noch die oberen Knöpfe aufhat...
Aber was schreib' ich da nur?!
Ich sollte nicht wieder in mein altes Schema zurückfallen. Der Schwärmerei hatte ich doch abgeschworen...
Ich sollte ins Bett gehen.
Eintrag 5
Liebes Tagebuch ich habe mir selten gewünscht, dass ein arbeitsfreier Tag schnell vorbeigeht – aber heute schon!
Es ist inzwischen nach zehn Uhr abends und die viele Grüblerei hat mich ausgelaugt. Warum fang ich schon wieder an mit diesen Gedanken?
...
Aber... das ist jetzt nicht mehr wichtig... Der Joint fängt an zu wirken...
Eintrag 6
Liebes Tagebuch heute wieder putzen im Club.
Ich bin froh, dass sich Curtis wieder beruhigt hat und mich nicht mehr mit diesem Blick straft. Aber um sich mit mir zu Streiten hätte er sowieso keine Zeit gefunden, denn er hatte sich wieder mal mit Otis in den Haaren.
Eigentlich sehe ich es nicht gerne wenn die zwei sich bekriegen... aber dennoch... Otis' Gesichtsausdruck hat dann so etwas wildes. Wenn er so voller Feuer ist und auch die Faust erhebt... obwohl ich weiß, dass er bei meinem Bruder nie zuschlagen würde.
Seltsam.
Eintrag 7
Liebes Tagebuch der Job war heute okay. Bin aber auch froh, dass jetzt Feierabend ist und ich ein bißchen entspannen kann.
Irgendwie bin ich nervös... Otis hat versprochen noch mit Bierchen vorbeizukommen.
Ich sollte mir keine Gedanken machen – wird sicher lustig...
...
Mit diesen Worten schließt Joshua sein rotes Büchlein und legt es mit einem andächtigen Blick in die unterste Schublade seines Nachttisch-Schränkchens.
Gedankenverloren lässt er seine grasgrünen Augen ziellos im schummrig beleuchteten Raum umherwandern und verspürt dabei immer mehr das nervöse Gefühl des Wartens.
Aber worauf genau wartet er überhaupt? Es war doch nur Otis, der wie schon so unzählige Male vorher auf einen gemütlichen Abend vorbeikommen würde.
Langsam beschleicht ihn die Ahnung, dass wohl alte Empfindungen – denen er eigentlich schon lange abgeschworen hatte – wieder um Aufmerksamkeit schreien.
„... ich dachte, dass dieses Thema schon lang vom Tisch ist...“, kommt in einem leisen wehmütigem Tonfall über seine Lippen.
Er senkt den Blick und beobachtet seine klammen Finger beim unkoordinierten Spiel mit der Kordel am Bund seines beigen Pullovers...
... bis ihn schließlich der schrille Ton der Türklingel aufschrecken und nach Luft schnappen lässt.
Wie mechanisch schnellt Josh von seinem Bettlager empor und kommt bei seinem ersten Schritt schon ins Stolpern...
„Diese verdammte Teppichkante!!!“, keucht er atmenlos als er sich gerade noch am Wandschrank abfangen kann. Wie die Wohnungstür mit jedem Schritt näherkommt, fühlt er auch wie seine Wangen immer mehr anfangen in voller Röte zu glühen.
Vor der Tür angekommen holt er noch einmal tief Luft und drückt die Klinke nach unten...
„Hey! Hey! Con!“, schleudert ihm der große Typ mit den schwarzen Haaren entgegen als er die Tür öffnet.
Josh tritt mit einem Brennen auf dem Gesicht zur Seite und lässt seinen Kumpel in die Wohnung eintreten.
„Woah fuck! Sorry, Buddy.. ich bin spät dran! Aba meine scheiß Karre wollte nich anspringen!“, entgegnet Otis seinem besten Freund als er an ihm vorbei zur Gaderobe stapft um seinen Mantel über einen der Haken zu werfen. Von den Lederstiefeln hat er sich auch blitzschnell befreit, sodass er einen Blick über die Schulter wirft um zu sehen wo Josh denn so lange bleibt, „... Con? Steh da nich rum wie angewachsen! Party-Time!!!“, ruft Otis ihm mit einem breiten Grinsen entgegen und hebt einen Sechserpack Bierflaschen.
Josh kann nicht anders als sein Lächeln zu erwidern und schnellen Sockenfußes in Richtung seines Freundes zu eilen, „Schön, dass du da bist, Otis!“.
Josh's Sicht
...Oh Gott... oh Gott... was ist denn mit mir los...?! Ich führ mich auf wie der größte Idiot!...
.. Aber... seine Augen... Nein!...Nein, Otis!.. Sieh mich nicht mit diesen Augen an...!!!..
„Was ist denn mit diar passiert, Kumpel?“, grinst Otis ihn an und klopft ihm mit der freien Hand fest auf die Schulter. „Du bist jah rot wie ein Feuermelder!“
Otis hat ein süffisantes Grinsen auf den Lippen und scheint sich über die roten Wangen von Josh sehr zu amüsieren.
„Eh..!... E..es... hä?“, zu mehr ist der Kleine nicht in der Lage als ihm auch schon das Wort von Otis abgeschnitten wird, „Ich hab dich doch nich etwa beim Wichsen gestört, oda?“.
Begleitet von einem ausgelassenen und so schön vertrauten Lachen schiebt er seinen blondgelockten Kumpanen ins Wohnzimmer.
Beide lassen sich auf einen der vielen Sitzsäcke sinken, die als Stuhl-Ersatz fast den gesamten Boden in dem kleinen gemütlichen Raum bedecken.
Ein Zischen verrät Josh, dass Otis die erste Flasche geöffnet hat, die auch sofort mit einem Grinsen an ihn weitergereicht wird.
Es zischt ein zweites Mal und auch Otis hat sein Bierchen geöffnet und es bereits zum Toast erhoben.
Mit einem Klirren und einem „Prost!“ von den beiden treffen die Glasflaschen aufeinander.
Josh's Sicht
... Phew.... oooh.. das kühle Bier tut so gut!... Ich glaub, das wird mich wieda ein bißchen abkühlen. Keine Ahnung was vorher mit mir los war....
„Boah is das geil!“, keucht Otis nachdem er die Flasche mit einem >plop< von seinen Lippen gezogen hat und nun direkt den Blick von Josh auffängt.
„Oh jah, das ist es“, entgegnet ihm dieser und lächelt ihn ehrlich an.
...
Eintrag 8
Liebes Tagebuch es ist immer noch das Schönste, Zeit mit diesem verrückten Typen zu verbringen, den ich schon seit Ewigkeiten zu kenne scheine.
Sein Lächeln nimmt mir alle Sorgen und seine tiefblauen Augen lassen mich in einem Studel der Leidenschaft versinken.
Ich sollte schlafen.
