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A new Story

Die Geschichte einer Tänzerin~
von

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~ Veränderungen ~

Wenn es für Dummheit einen Preis gäb'

Würd' ich ihn garantiert gewinnen.

Die Herren geh'n mir auf die Nerven.

Das hab' ich hinter mir, Männer spinnen!
 

Was willst du verstecken?

Du bist in den Kerl verschossen!

Willst du uns erschrecken?

Und ihn von der Kante stoßen?

Änd're deine Meinung,

sonst bist du allein und er ist nicht mehr da!
 

Oh nein, niemals, nie im Leben, nicht so!
 

Gib zu, du schwebst nur auf Wolken, oh-oh
 

Kein Liebeskram, nein, ich will keinen Mann!

Ich will die Männer nur vergessen,

Sonst werd' ich's bitter bereuen!

Das ganze ist für mich gegessen!

Sonst werd' ich nächtelang nur noch heulen!
 

Was soll das Gejammer?

Du willst alles nur verneinen!

Das ist doch der Hammer!

Es gibt für dich nur noch einen.

Sei jetzt mal erwachsen, mach' jetzt keine Faxen,

Mädchen, sag', sag', sag' doch „Ja!“
 

Oh nein, niemals, nie im Leben, nicht so!
 

Du wirst schon seh'n, sag' der Liebe „Hallo!“
 

Es tut nur weh, nein, ich will keinen Mann!
 

Sei still, du spinnst, ja, du willst einen Mann!
 

So muss es sein, ich will keinen! Lasst mich allein, ich will keinen!
 

Sieh's endlich ein, du bekommst deinen Mann.
 

... Na, fein, kann sein, ... außer IHM keinen Mann …
 

--- Aus: Disney's Hercules - „Ich will keinen Mann“ ---
 


 

*** ** * ** ***
 

Als sie vor der Tür zum Tanzsaal stand, in dem laut Anzeige Kiso, Philphlader, Sango, Shadow und Phie tanzten, holte Sila erst einmal tief Luft. Mittlerweile hatte sie sich wieder gefangen und wollte noch ein wenig zusammen mit ihren Freunden tanzen, auch wenn es schon weit über den Nachmittag hinaus war. Auch das Abendessen hatte sie verpasst, wie ihr ein Blick auf die Uhr bestätigte.

'Dieses Mal werde ich nicht nachgeben!', versuchte sie sich immer wieder streng vorzusagen. Doch immer wenn die Wut über die Gedanken, die sie den Tag über beschäftigt hatten, vorüberging, kamen ihr Zweifel ob sie Skyres Verhalten tatsächlich richtig interpretiert hatte. Schließlich zuckte sie erschöpft vom Grübeln ihre Schultern und sagte zu sich selbst: „Du bewertest es einfach über...“

Auch wenn sie wusste, dass sie später wieder in den Tanzsaal kam, als geplant, so hätte sich Sila nicht ausmalen können welch ein Anblick sich ihr bot, als ihre Freunde sie durch die Tür kommen sahen.

Philphlader lief ihr sofort entgegen und umarmte sie: „Neechan! Ist alles in Ordnung? Wir waren drauf und dran dich suchen zu gehen!“

„Wo hast du dich denn so lange rumgetrieben, Sis? Sango und Shadow sind schon zwei Mal den Park durchgegangen!“

Sila konnte an Kisos verärgertem Gesichtsausdruck erkennen, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte. Aber nicht nur Kiso, denn Phie, Sango und Shadow schienen genau so erleichtert darüber zu sein Sila in ihrer Mitte wieder zu sehen.

Sichtlich verlegen blickte sie in die Runde: „Ich habe wohl die Zeit vergessen... Aber warum macht ihr euch denn gleich solche Sorgen?“

Jetzt erst fiel ihr Blick auf ihre Sporttasche, die auf einer Bank lag. Es war die Sporttasche, die Skyre zusammen mit seinen Sachen in sein Fach geschlossen hatte.

„Herrje!“, rief sie aus und ging zu ihrer Tasche, „Ich habe ja gar nicht dran gedacht, dass Sky unsere Taschen zusammen weggelegt hatte... Wie kam sie her?“

„Wie wohl! Die hat Sky hier abgeliefert“, sagte Kiso, „Und zwar vor 3 Stunden!“

„Er hatte es eilig wieder nach Korea zu kommen“, fügte Philphlader verwundert hinzu. „Hat sich schnell verabschiedet, deine Tasche Kiso in die Hand gedrückt und ist gleich wieder weg gestürmt...“

Sila spürte, wie alle Blicke auf sie gerichtet waren und Sangos Frage: „Was ist denn passiert?“, hätte sie vorausahnen können. Ruhig zuckte sie mit den Schultern, öffnete ihre Tasche, um einen kurzen Kontrollblick hineinzuwerfen und sagte als wäre es das Normalste der Welt: „Nichts ist passiert! Zumindest nichts von dem was ihr vielleicht denkt! Sky wollte nur so schnell wie möglich nach Korea zurück um sein Comebacklied zu schreiben.“

Erst als der Reißverschluss wieder geschlossen war, sie sich wieder den Freunden zuwandte und den entsetzten Gesichtsausdruck von Philphlader sah, bemerkte Sila ihren Ausrutscher.

„Was für ein Comebacklied?“ Philphladers Frage klang fast wie ein Flüstern.

Sila fuhr mit einer Hand an ihren Mund. 'Es sollte ein Geheimnis sein...' Aber es wäre auch nicht fair ihren Freunden jegliche Erklärung zu verwehren, stellte Sila fest. Skyre musste gewusst haben, dass seine plötzliche Ausreise Sila in eine missliche Lage bringen würde. Sie lies die Hand wieder sinken und ihre Augen begannen zu leuchten, als sie Philphlader anstrahlte: „Du hast recht vermutet, Imôto! Skys vollständiger Name lautet: Kyun Skyre Yong...“

„Nein!“, war das Einzige, was Philphlader in ihrem Schrecken in der Lage war zu erwidern. „DER Kyun Yong...?“

„Jepp!“

„W – wie kommt er denn hier zu uns auf die Tanzschule?“ Philphlader war so verwirrt, dass sie sich erst einmal neben Silas Sporttasche auf die Bank setzen musste. Sango mischte sich fragend ein: „Wer ist Kyun Yong?“

Sila grinste: „Kyun Yong ist der Leader und Texter einer sehr berühmten koreanischen Band mit dem Namen 'RedMotion'. Die Gruppe schreibt sogar ihre Songs für unsere Tanzinternate.“

„Hör auf uns ein Märchen aufzutischen, Sis“, konterte Kiso, dem das Gespräch ziemlich unglaubwürdig wurde.

„Das sind keine Märchen!“, schmollte Sila. „Aber es war ja klar, dass du mir nicht glauben würdest! Du hast mir ja noch nicht einmal geglaubt, als ich erzählt habe, dass Sky so deprimiert war!“ Grummelnd fügte sie hinzu, „Kein Wunder, dass Sky wollte, dass es noch keiner weiß...“

„Sky war deprimiert?“, wollte Sango besorgt wissen. Es war unschwer zu erkennen, dass Sango freundschaftlich an Skyre hing.

„Das war er! Eigentlich ist er nur hier auf das Internat gekommen, weil er vor seinen Fans und Aufgaben in Korea geflohen ist“, sie wandte sich bei ihrer Erklärung an Philphlader. „Wir haben es alle nicht gemerkt, aber ich habe es nicht geträumt, als ich Sky so am Boden zerstört gesehen habe...“

Sango runzelte die Stirn. „Aber er war doch immer so fröhlich. Auch als er sich verabschiedet hat. Da hat er richtig gestrahlt und sich total gefreut!“

„Er hat seine Rolle gut gespielt, Sango-chan“, hörte Sila dicht neben sich und sah wie Phie sich zu ihrer Schwester setzte.

„Du hast davon gewusst?“ Sila war verblüfft, doch Phie schüttelte den Kopf, „Nein! Ich habe nur gesehen, dass sein Lächeln nicht echt war … Zumindest nicht immer. Den Grund dafür kannte ich nicht. Aber das was du erzählt hast, ergibt nun einen Sinn.“

„Seit wann weißt du das mit Yong-Kyun, Neechan?“, fragte Philphlader interessiert.

„Noch nicht so lange wie du es vermutet hast, Imôto. Es ist noch keine Woche her...“

„Wie hast du das herausgefunden?“ Philphladers Energie kam plötzlich wieder zu ihr zurück und ihre Augen nahmen das gleiche Leuchten ein, wie die von Sila.

„Als ich in der Stadt war, habe ich endlich die CDs von 'RedMotion' gefunden und als ich Sky auf dem Cover sah, bin ich fast umgekippt!“

„Und dann?“

„Dann bin ich sofort ins Internat gegangen, zu Sky in den Raum und habe ihn zur Rede gestellt!“

„Du hast WAS?“ Der Satz kam fast wie aus einem Munde von Silas Freunden. Verwundert sah sie sie an. „Was ist daran so seltsam?“

„Sowas hättest du früher nie gemacht“, bemerkte Philphlader. Die anderen nickten zur Bestätigung. Wieder zog Sila ihre Lippen kraus: „Was meinst du mit 'früher'?“

„Na … also … früher eben!“

„Das war sehr direkt“, rettete Phie ihre Schwester. „Es ist noch gar nicht so lange her, da hast du solche Dinge eher zu Tode geschwiegen!“

„Tsz!“, schnaubte Sila und drehte sich beleidigt um.

„Du, Neechan...“, Philphlader zupfte an Silas Oberteil, „Warum ist Sky denn jetzt so schnell nach Korea zurück?“

Ohne sich wieder umzudrehen antwortete Sila: „Skys Problem lag darin, dass er immer nur Lieder für seine Fans geschrieben hat. Dass, was sie hören wollten, hat er ihnen quasi auf einem Silbertablett vorgesetzt.“ Sie drehte sich nun wieder zu ihren Freunden um, legte ihre Sporttasche auf den Boden und setzte sich ebenfalls neben Philphlader. „Dabei hat er sich immer mehr gefragt wofür er das alles macht und von Termin zu Termin hetzt. Nach und nach landete er in einer Identitätskrise...“

Sango war es, die den Ausgang der Geschichte nicht schnell genug hören konnte. „Und wieso ist er jetzt so schnell wieder nach Korea zurückgekehrt?“

„Nachdem er mir ein Lied vorgesungen hat und es keinen Zweifel mehr gab, dass er der echte Yong-Kyun ist, haben wir uns viel über das Thema unterhalten...“ Silas Stimme war ruhig und sachlich als sie erzählte, „Heute hat es bei ihm irgendetwas verändert. Er erzählte, dass er gerne ein Lied aus eigenem Antrieb und Erfahrungen schreiben wollte und er hat sogar schon eine Melodie im Kopf gehabt. Die Melodie hat er mir vorgespielt und dann sagte er, er muss sofort zurück um seinen Bandkollegen das Lied vorzustellen... Das war's. Mehr weiß ich nicht!“

'Warte auf mich', hallte es in ihrem Geist nach und sie hob unbewusst ihre Hand an die weiße Blume hinter ihrem linken Ohr.

„Er hat dir ein Lied gesungen, Neechan? Welches?“ Philphladers Augen funkelten wie Diamanten. Vergessen waren all ihre Gedanken der Tage zuvor. Vergessen auch die Sorge, dass Kiso Sila und ihn verkuppeln wollte.

„'After love'. Er hat gefragt welches Lied der Gruppe ich am liebsten mag und ich habe 'After love' gesagt.“

Das Quietschen, dass nun von den beiden erwachsenen Frauen kam, lies Kiso die Augen rollen. Es war ein seltener Anblick, aber es zeigte, dass Philphlader und Sila wohl den selben Geschmack hatten.

„Und wie ist es ihn live zu hören?“

„Wiiiiii~ Unglaublich, Imôto! Du würdest dahinschmelzen! Ich war total baff!“

Sango hob eine Augenbraue an und setzte sich auf die freie Bank neben Sila,

Philphlader und Phie. Ihr lautes Seufzen lies Sila und Philphlader innehalten. „Ich weiß gar nicht was an einem Rockstar so toll sein soll... Schon gar nicht an einem koreanischen.“

„Stimmt ja! Du magst koreanische Lieder nicht so dolle,“ stellte Kiso grinsend fest.

„Mir ist es lieber, wenn Sky hier mit uns tanzt als irgendwo in Korea herumzusingen. Er lockert unsere Gruppe so schön auf und jetzt wo Sila und er Freunde sind, macht es noch mehr Spaß! Sky soll wieder zurückkommen!“

Ob Shadow eifersüchtig war oder seiner Freundin einfach nur Trost spenden wollte, als er sich neben sie setzte und ihre Hand nahm, wusste Sila nicht, aber sie fand es niedlich als Sango ihren Kopf an seine Schulter lehnte und ein Gesicht machte, als wäre jemand gestorben.

„Er kommt zurück!“, sagte Sila schnell.

„Woher weißt du das?“ Kisos Blick durchdrang ihre Augen, als wolle er erneut ihr Herz ergründen. Dieser Blick hatte die Macht, Silas ganzen Zorn herbeizubeschwören. Es war der selbe Blick, den er anwandte, wenn er wissen wollte ob sie sich nicht doch ein klein wenig zu dem koreanischen Tänzer hingezogen fühlte. Doch Sila war es leid sich mit ihrem Adoptivbruder anzulegen.

„Weil er es gesagt hat!“

„So wie er 'gesagt' hat, dass er NIE wieder kommen würde?“

„Gib es auf, Kiso! Heute habe ich keine Lust mich mit dir zu streiten... Damals habe ich es gesagt, damit du mich in Ruhe lässt.“ Sie stand auf und baute sich in voller Größe vor ihm auf. Weil sie beide die gleiche Größe hatten und Sila ihre flachen Lieblingsschuhe trug, konnte sie ihm direkt auf Augenhöhe in die Augen sehen. „Sky hat mir sein Geheimnis verraten, weil ich ihn zur Rede gestellt habe. Weder er, noch ich sind daran interessiert deinem Verkuppelungsversuch nachzukommen! Lass mich damit endlich in Ruhe, hörst du?!“

Doch Kiso war nicht der Typ, der so schnell aufgab. Er verschränkte seine Arme vor Sila und fragte verschmitzt: „Und woher weißt du das? Woher willst du wissen dass er kein Interesse hat? Warst du da auch so mutig und hast ihn gefragt?“

Sila wollte ernsthaft ruhig bleiben und sich nicht aufregen, aber dieser Spruch ließ ihr Gesicht glühen. „Du hast kein Recht mich als Zielscheibe für irgendwelche Spielchen zu benutzen! Auch wenn es sich jetzt wie eine Ausrede anhört; Sky und ich waren die letzten Tage viel zusammen, ja! Wir haben uns besser kennengelernt, ja! Und wir waren sogar im Park spazieren! Aber nur weil wir Freunde geworden sind! Nicht mehr und nicht weniger! Mir hat der arme Kerl leid getan und ich habe mir vorgenommen ihm zu helfen.“ Sie wurde ruhiger, zuckte erneut mit der Schulter und sagte schon viel beherrschter: „Ich freue mich mit ihm, denn anscheinend habe ich ihn aufmuntern können. Ich mag seine Lieder sehr gerne und ich finde es toll wie er singt! Auch seine Stimme mag ich richtig gerne. Ich hoffe, dass er ein tolles Comebacklied schreiben kann und die Fans ihn noch lieber haben werden, auch wenn es heißt“, dabei blickte sie lächelnd zu Sango, „dass er nie wieder zurückkommen sollte!“

„Awww!“, Philphlader schien sich in dem Augenblick nichts aus der Verkuppelungsgeschichte zu machen, sie seufzte nur wehmütig, „Ich wünschte ich hätte sein Lied auch gehört...“

Etwas stolz schritt Sila auf den Pult des Spieleführers zu. Zum ersten Mal merkte sie, wie hoch Skyre bei ihren Freunden angesehen war. Dass er gerade sie ausgesucht hatte, um sein Geheimnis mit ihr zu teilen, erfüllte sie aus irgendeinem Grund mit Stolz.
 


 

*** ** * ** ***
 

„Gute Nacht!“ Philphlader und Kiso nickten noch einmal in die Gruppe, bevor sie den Raum verließen. Auch Sango und Shadow machten sich händchenhaltend auf den Heimweg. Phie und Sila blieben alleine und tanzten noch mehrere Lieder gemeinsam, jedoch recht schweigsam. Erst nach einer guten Stunde bemerkte Sila Phies Zögern beim Angeben des Startsignals für das nächste Lied. Auf die Frage ob sie müde sei, erwiderte Phie mit einem ernsten Blick und einem ganz anderen Thema: „Falls du mal reden möchtest, ich stehe dir zur Verfügung.“

„Eh?“

Phie lächelte, „Es ist nur ein Vorschlag, du musst dich nicht gezwungen fühlen.“

Sila zog ihre Augenbrauen zusammen. Die ganzen Tänze hindurch fühlte sie Phies Blick auf sich ruhen, als würde sie sie studieren. Bei der Diskussion mit Kiso über Skyre hatte sie immer geschwiegen, wie auch an diesem Tag. Doch wenn Phie mit Sila alleine war, merkte sie, wie Phie mehr zu denken schien als sie durch ihre Zurückhaltung anzudeuten vermochte. Ihre Augen wichen dem Blick von Phie aus, doch nur für einen Moment um nachdenken zu können. Dann hob sie den Kopf an und erwiderte Phies Blick:

„Weißt du... Eigentlich weiß ich gar nicht worüber ich reden könnte... Es“, Sila suchte nach Worten, „scheint sich irgendetwas zu verändern. Aber ich muss zugeben, dass ich es mit aller Macht verhindern möchte! Ich möchte keine Veränderung, ich bin zufrieden so wie es ist!“

Phie nickte, sagte jedoch nichts. Als Sila sich schon fragte, ob das Thema damit abgehakt sei, hörte sie Phie direkt sagten: „Die weiße Blume ist von ihm, oder?“

„Ja...“

„Das, was du zu Kiso gesagt hast, habe ich dir geglaubt... Allerdings nur bis zu dem Moment, als du die Blume berührtest.“

Sila riss die Augen auf. „Es ist nur eine Blume!“

„Und Sky müsste schon blind sein, wenn er dich nicht als die attraktive, junge und hübsche Frau sehen würde, die du bist!“

„Was willst du damit sagen?“, fragte Sila und spürte, dass ihr Herz das doppelte Tempo an den Tag legte als normal war.

Phie lächelte ruhig, ließ ihren Blick jedoch nicht von Silas blauen Augen. „Es gibt nur sehr sehr selten Freundschaften zwischen einem Mann und einer Frau, die gänzlich platonisch sind, ohne eine tiefere Bindung. Die Beziehung zwischen Kiso und dir und zwischen Sango und Sky würde ich in diese Kategorie stecken, aber … wenn ich so offen sein darf … bei Sky und dir ist es nicht der Fall.“

„Das bildest du dir nur ein! Wirklich, ich will nichts von ihm! Ich bin so glücklich damit, dass ich die Sache mit dem Liebeskummer ein für alle mal hinter mir habe!“

„Bist du dir da sicher? Was ist wenn Sky dich doch mit anderen Augen sieht?“

„Nein!“ Sila wollte davon nichts hören. Sie war endlich so weit, dass sie sich selbst einreden konnte, dass die Blicke, die Zärtlichkeit in seinen Augen, nichts zu bedeuten hatten. „Und selbst wenn, dann muss er sich eben in jemand anderen verlieben! Ich stehe nicht zur Verfügung!“

Phie seufzte. Sie war sich bewusst, dass das Thema alte Wunden von Sila aufreißen könnte, doch aus ehrlicher Zuneigung zu der jungen Frau, die vor ihr stand, wollte sie dieses Mal keine Gelegenheit verpassen ihr zu helfen. Sie hatte mit Chuckie und Soujirou einiges erlebt und durchfochten, dass es kein Wunder für Phie war, dass Sila in dem Augenblick so reagierte.

Ein Schauer durchfuhr Silas Körper, als sie sich an seine Umarmung zurückerinnerte. Er hatte sie so stark an sich gedrückt, als hätte er Angst sie nie wieder zu sehen. Sila fühlte noch immer seinen schnellen Herzschlag auf ihren Händen, als sie sich von ihm abgestoßen hatte. Und da war auch noch der Satz „Warte auf mich!“ Dieser elende Satz, hallte immer noch in ihren Ohren.

„Vergiss es!“

„Wie bitte?“, in Phies Gesicht stand Verwunderung geschrieben.

„Oh... entschuldige... Ich habe eigentlich nur laut gedacht. Sky sagte, bevor er ging, ich solle auf ihn warten! Aber er kann sich das abschminken!“ Nun nahmen Silas Wangen Farbe an. Sie wusste selbst nicht warum sie es Phie erzählte. Doch Phie legte ihre Hand auf Silas Schulter, als sie sagte: „Dann wärst du endlich nicht mehr allein!“

„Nein! Ich werde nicht nachgeben. Nicht noch eine entsetzliche Liebestragödie.“ Phie merkte schnell, dass Sila durchaus in der Lage war, die Realität nicht zu verlieren. „Selbst wenn ich seine Gefühle teilen sollte – falls du Recht hast – so hat es aus meiner Sicht eh keine Chance. Schau: Er lebt in Korea, ist dort ein gefeierter Star und du sagst ich soll mich ihm in die Arme werfen?!“

Phie schmunzelte: „So habe ich es nun auch nicht ausgedrückt.“

„Aber du meintest das so. Ich würde wieder so unglücklich werden wie bei Chuckies Reisen! Nee du! Das mache ich nicht noch ein mal mit! Falls ich mich je wieder verlieben sollte, dann möchte ich einen Mann, der meine Sprache spricht und der Zeit für eine Beziehung hat!“

„Er spricht deine Sprache...“

„Awww! Du machst mich wahnsinnig! Sind meine Gründe so falsch 'Nein!' zu sagen?“

„Nein“, gab Phie ruhig weiter und begab sich zu ihrer Sporttasche um eine Wasserflasche herauszuholen. Nachdem sie den Rest der Flasche geleert hatte, drehte sie sich wieder Sila zu. „Jede Situation ist anders. Schau dir meinen Schwager an: Er lebt tausende Kilometer von seinen Eltern entfernt, weil er seine große Liebe geheiratet hat. Chuckie war nicht bodenständig genug für solch eine Entscheidung...“

„Und Sky ist es?“

„Das bleibt abzuwarten... Wie du schon sagtest: Etwas verändert sich. Auch du bist heute nicht die, die du vor einem Jahr warst. Manchmal müssen wir Veränderungen zulassen. Denn nur so erfahren wir ob wir den Weg gehen können oder nicht...“

Mit diesen Worten legte sie ihre leere Flasche in die Sporttasche, griff nach einem hellgrünen Handtuch, welches neben einem Stuhl auf der Lehne hing und legte es ebenfalls in die Tasche. Danach zog sie den Reisverschluss zusammen, stand auf und warf sich den langen Tragegriff um die Schulter.

„Lass dir Zeit deine Gefühle zu ordnen... Ich bin überzeugt er kommt wieder und bin gespannt was dann passiert.“ Mit einem Zwinkern verabschiedete sie sich von Sila und ließ sie alleine im Raum stehen.
 

Erst spät nach Mitternacht hörte man dumpfe Schritte auf dem Flur der Apartments der weiblichen Tänzer.

'Es wäre ein Wunder, wenn ich heute Nacht noch ein Auge zubekommen könnte', war Silas einziger Gedanke, während sie die Türkarte durch den Schlitz zog. Ein leises „Piep!“ gab die Türverriegelung frei und sie betrat ihr stilles Apartment. Auch wenn sie sehr müde war, ließ sie es sich doch nicht nehmen ihrer Gewohnheit nachzugehen und ihre Trainingstasche auszuräumen, um die Sachen auf dem kleinen Balkon zum Lüften aufzuhängen.

Als sie ihre Schuhe aus der Tasche herausnahm, fiel ein kleiner Zettel auf den Boden.

„Huch! Wo kommst du denn her?“, fragte sie als wäre der Zettel ein überraschender Gast.

Der Zettel war zwei Mal gefaltet und es stand kein Name daran. Sie kniete sich auf den Boden und hob interessiert das Papier auf um es auseinander zu falten. Als sie die Zeilen, die eindeutig einer Männerhandschrift zugeordnet werden konnten, las, wurden ihre Augen ganz groß und ohne die Unterschrift anzusehen, wusste Sila wer der Verfasser war:
 

„Die weiße Blume, mit der ich dich verglichen habe, ist für mich ein Sinnbild für Reinheit und Unschuld. Ich glaube deine anfängliche Zurückhaltung war nur eine Schutzmauer zu deinem Herzen. Kein Wunder, bei dem was du erlebt hast...
 

Doch was ist eine Blume ohne ihren süßen Duft?

Ist es nicht der Duft, der die Schmetterlinge anzieht?
 

Ich hoffe du vergibst mir, dass ich dich so respektlos behandelt habe, als ich dich in den Arm nahm. In dem Moment konnte ich nicht anders...

Warte auf mich!

Ich kann dir gar nicht beschreiben wie sehr ich mir wünsche so schnell wie möglich wieder hier zu sein.

… aber vielleicht kann es mein Lied für mich tun.
 

Sky“
 

„Dummkopf!“, schimpfte Sila laut, zerknüllte den Zettel und warf ihn in die hinterste Ecke des Wohnzimmers. „Du sollst dich doch nicht immer entschuldigen!“ Dabei fiel die Blume, die sie hinter ihrem Ohr trug auf den Boden. Als sie die Blume auf dem Boden liegen sah, wurde ihr Blick ungewollt wieder sanft. Vorsichtig hob sie die Blume an, trug sie in die Küche, nahm ein Glas aus dem Schrank und lies Wasser hineinlaufen. Als sie die Blume ins Wasser gestellt hatte, stellte sie das Glas mitten auf ihren Küchentisch und setzte sich davor.

„Reinheit und Unschuld... So siehst du mich?“, murmelte sie. Sie legte ihre Arme auf den Tisch und stützte ihren Kopf mit den Händen, während sie zu der Blume sprach, als würde sie mit Skyre persönlich reden. „Was meinst du mit deinem letzten Satz? Was für ein Lied willst du schreiben? … Warum bist du einfach so ohne ein Wort weggegangen?“

Mit ihren rechten Fingern berührte sie ihre Lippen. „Ich bin nicht unschuldig... Ich habe mein Herz und meinen ersten Kuss verschwendet, Sky. Warum ist es dir so wichtig, dass ich auf dich warte?“
 

Sila legte ihre Arme auf den Tisch und den Kopf zur Seite. Sie war so erschöpft, dass es keine fünf Minuten dauerte, bis sie tief und fest eingeschlafen war. In ihrem Traum sah sie Skyre, der auf der Bühne stand und der Sprecher voll Freude ansagte: „Hiermit darf ich herzlich die Gruppe 'RedMotion' auf der Bühne begrüßen. Eine Zeit lang wussten wir nicht ob die Gerüchte einer Trennung vom Leader Yong-Kyun tatsächlich wahr werden, doch heute dürfen wir uns um so mehr an dem Comeback der fünf Jungs erfreuen! Begrüßt mit mir: 'RedMotion'!“
 


 

*** ** * ** ***
 

Der Comebacksong der Gruppe „RedMotion“ schlug ein wie eine Bombe. Kaum einer der Bandmitglieder hätte mit solch einem Erfolg gerechnet. „RedMotion“ war bereits die dritte Woche ohne Pause mit Auftritten und Interviews beschäftigt. Etwas erschöpft, doch zufrieden verließen die Bandmitglieder die Bühne nach ihrer letzten Vorstellung und machten sich auf den Weg in ihre Umkleidekabinen, als einer der Wachmänner Skyre aufhielt: „Besuch für dich!“

„Sag Bescheid, wenn du soweit bist, Kyun.“ Sagte der Schlagzeuger, zwinkerte seinem Kollegen zu und begab sich mit den anderen in die Umkleideräume. Skyre begab sich zu einem Raum, der für Gäste eingerichtet war, doch bevor er den Raum betreten konnte, hörte er hinter sich eine bekannte weibliche Stimme:

„Da ist ja unser verloren geglaubter!“

Verwunderung stand Skyre im Gesicht geschrieben, als er sich umdrehte und eine junge Sängerin und Musikerin vor sich stehen sah. „Ich fasse es nicht: Younha! Wie kommst du denn hier her? Ich dachte du bist auf Tournee!?“

Kichernd trat sie zu Skyre heran, bis sie ihren Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufschauen zu können. Trotz ihrer hohen Absätze, war Younha knapp einen Kopf kleiner als ihr Gegenüber.

„Als ich gehört habe, dass du wieder im Lade bist und zudem noch einen Comebacksong mitgebracht hast, konnte ich meine Neugierde nicht zügeln, hab mich in den nächsten Flieger gesetzt um deinen Song zu hören!“

Ihre braunen Augen funkelten ihn an. Den Augenaufschlag beherrschte sie immer noch perfekt, wie Skyre feststellen musste. Ihre pechschwarzen, langen, glatten Haare hingen ihr ausnahmsweise locker über die Schultern und umrahmten das hübsche Gesicht. Ihr knapper Rock sorgte dafür, dass die Beine länger aussahen, als sie in Wirklichkeit waren, doch Skyre lächelte gut gelaunt. „Und? Wie war er?“

„Anders...“ ohne ihren Blick von seinen Augen zu nehmen, hob sie ihre Hand an und strich zärtlich mit dem Handrücken seine Wange. „...Genau so wie du anders geworden bist. Die Frage ist: Was hat dich so verändert, Kyun?“

Doch bevor sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen konnte um ihm einen Kuss auf die Wange geben zu können, ergriff er ihr Handgelenk und gebot ihr damit Abstand. Ernst sah er ihr voll ins Gesicht, als er sie korrigierte: „Deine Frage war nicht korrekt. Es geht nicht darum WAS mich verändert hat, sondern WER es war...“

Younha machte kein Geheimnis daraus, dass sie sich verletzt fühlte von Skyre abgewiesen zu werden. „So ist das also. Kaum bist du unterwegs, sind dir deine Freunde hier egal! Früher hat dich so ein kleiner Willkommenskuss nicht gestört!“

Skyre seufzte lautstark, denn er kam noch nie gegen diese Frau an. „Ich freue mich wirklich sehr dich zu sehen, Younha! Damit hast du mich tatsächlich überrascht... Aber es wäre besser, wenn du wieder in den nächsten Flieger steigen würdest und deine Tournee mit Erfolg beendest.“ Er blickte an ihr vorbei und nickte in die Richtung seines Umkleidezimmers. „Ich hatte noch keine Zeit meine Sachen zu packen. Morgen reise ich ab!“

„Wie? Das ist doch nicht dein Ernst!“

„Und ob!“

Younha war empört und verärgert zu gleich. „Du bist keine zwei Monate wieder in Korea und willst gleich wieder abreisen? Das kannst du nicht ernst meinen! Du bist den Fans schuldig, dass du deine Auftritte wieder in regelmäßigen Abständen machst!“

„Ich werde mich nicht noch einmal zu einer Marionette machen lassen!“, konterte Skyre ärgerlich. „Die Fans wissen Bescheid, ich habe von Anfang an klar gestellt, dass ich nicht lange bleiben werde!“

„Du spielst mit dem Feuer!“

„Und wenn schon! Morgen reise ich ab!“

„Ach Kyun! Ich bin doch nicht hier hin gekommen um mich mit dir zu streiten...“, Younha kam erneut näher und griff nach seinem Oberarm. Sanfter versuchte sie die Situation wieder umzuschwenken. „Komm schon. Morgen früh muss ich erst wieder im Flieger sein... Können wir uns nicht einen schönen Abend machen? Um der Freundschaft willen?“

Skyres direkter Blick machte ihr mehr als deutlich, dass er anderer Meinung war als sie. „Freundschaft? Eine Freundschaft ist nicht egoistisch!“

„Ach!“, Younha gab es auf ruhig zu bleiben. „Und deine Freunde sind NICHT egoistisch, indem sie dich zurückrufen und damit zulassen, dass du hier Freunde und Pflichten vernachlässigst? Was ist nur mit dir passiert, Kyun?“

„Niemand ruft mich, ich sehne mich danach zurück zu kehren!“

„Wohin?“ Younha hatte schon mehrere Male erfolglos versucht herauszufinden wo Skyre sich versteckte, doch jedes Mal ohne Erfolg. Irgendwie schaffte er es immer wieder unbemerkt das Land zu verlassen, wobei sie voll überzeugt war, dass sein Vater, ein sehr einflussreicher Mann, etwas damit zu tun hatte.

„Tut mir leid. Meine Lippen sind verschlossen. Ich kann nicht zulassen, das die Paparazzi meine Freunde umstellt! Danke, dass du den Weg auf dich genommen hast, nur um meinen neuen Song zu hören. Viel Erfolg bei deiner Tournee.“

Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei in Richtung der Privaträume, doch als er ihre Stimme hörte, blieb er kurz stehen, ohne sich jedoch umzudrehen.

„Du wirst das Spielchen nicht lange mitmachen können, Kyun!“

„Es ist kein Spielchen...“

„Und ob es das ist! Lange wirst du das Hin und Her nicht mitmachen können. Bald musst du dich entscheiden ob du dieses Leben leben möchtest oder dich für immer verkriechen willst. Deine sogenannten Freunde werden dir dabei auch nicht helfen können... Du wirst noch an meine Worte zurückdenken!“

Nun drehte sich Skyre zu ihr um. Sein Lächeln erhellte sein Gesicht vollständig. „Du unterschätzt echte Freundschaft!“

Ein letztes Winken, dann ging er um die Ecke und war aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Mit dem Absatz drehte sich Younha um und marschierte verärgert in die entgegengesetzte Richtung, dem Ausgang entgegen.

„Und du unterschätzt MICH, mein Lieber! Ich werde schon noch herausfinden wer für deinen 'Sinneswandel' verantwortlich ist!“
 

Ende Kapitel 23:

~ Veränderungen ~



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