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Scatters

Tief im Innern
von

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Anschuldigungen

Anschuldigungen
 

Ich habe mir oft gesagt, ich brauche nicht zu denken, da du sowieso nicht zurückkommst. Ich habe mir gesagt, dass das alles vorbei ist, definitiv, und dass uns nur ein dünner Faden verbindet. Ich habe mir gesagt, ich kann diesen Faden lassen, da da nie mehr sein wird, als ein Faden. Doch nun muss ich mir überlegen: Was würde ich machen, wenn ich dich sehen würde? Würde ich blind vor Wut auf dich einschlagen, dich würgen? Vielleicht sogar versuchen dich zu töten? Würde ich zusammenbrechen, weil ich es nicht mehr aushalte? Oder würde ich mit dir reden? Wenn ja, was würde ich dir sagen? Was würde ich dir sagen, wenn Gott unsere Schicksale wieder zusammenführen würde?
 

„Hallo. Wie geht es dir? Hattest du eine schöne Zeit? Wolltest du sterben? Ich würde mir wünschen, dass du sterben wolltest… Wieso rede ich überhaupt mit dir? Du hörst mir ja sowieso nicht zu… Wieso eigentlich? Wieso hast du mir nie zugehört, egal was ich gesagt habe? Egal, wie fest ich innerlich geschrien habe, wie fest ich geweint habe… Du hast mich deiner Aufmerksamkeit immer für unwürdig gehalten… Trotzdem werde ich jetzt mit dir reden. Vielleicht dringen doch ein paar meiner tiefen Worte, zu deinem kalten Stein durch, der dein nie vorhandenes Herz ersetzt. Ich habe gelitten. Und ich habe wegen dir gelitten. Sooft du willst, kannst du behaupten, dass ich selber schuld bin… Weil ich nicht loslassen konnte… Weil ich Gefühle hatte. Weil ich ein Mensch war. Oh ja, ich war jung, ich war naiv, und ich liebte. Ich liebte so ausgelassen, wie es sonst nur Kinder können. Ich liebte mit meinem ganzen Herzen. Und plötzlich hast du mir alles genommen. Nicht sanft, Stück für Stück. Auf einen Schlag war mein Leben ein Scherbenhaufen. Wegen deinem Egoismus. Hast du jemals bereut? Ist dir jemals, auch nur für eine klitzekleine Sekunde, der Gedanke durch den Kopf getan, dass das, was du tust, falsch sein könnte? Dass du ein Menschenleben unwiderruflich zerstörst? Du denkst, ich wäre fähig darüber hinwegzukommen? Äußerlich, ja. Die Narben auf meiner Haut heilen. Die Schnitte sind bloss noch weiße Linien. Zeugen meiner Verzweiflung. Aber innerlich hast du mir alles genommen. Du hast mir die Fähigkeit genommen, frei zu lieben. Rein zu lieben. Mit meinem ganzen Herzen zu lieben. Ja, ich kann noch lieben. Erstaunlicherweise… Aber bloss noch mit einem Teil meines Herzens. Ein Teil, lebt noch, Blut durchfließt ihn, Emotionen. Aber das Meiste ist abgestorben, verdorrt. Ich glaube nicht mehr an die grosse Liebe. An das Gute in den Menschen. Ich kann nicht mehr Freude empfinden, ohne dabei zu leiden, weil ich genau weiß, dass sie nicht ewig währen kann. Du hast mich meiner Emotionen beraubt, meiner Unschuld. Ein ganzes Jahr verging, ohne dass ich fähig war, etwas zu unternehmen. Und auch jetzt noch werde ich von Albträumen heimgesucht. Bilder verfolgen mich, tagsüber, immer, egal was ich mache. Du folgst mir, auf Schritt und Tritt, wie ein böser Schatten, der das Leben aus mir saugt. Weißt du, ich habe nie gedacht, dass ich Menschen hassen könnte. Von ganzem Herzen. Aber, dich kann ich hassen. Ich wünsche dir nicht den Tod. Ich wünsche dir die Hölle auf Erden. Wenn es mich nicht persönlich betreffen würde, würde ich dir wünschen, dass du dein Kind verlierst. Sieh zu, wie es langsam krepiert. Der Hauch des Lebens langsam in deinen Armen schwindet. Vielleicht würdest du dann verstehen… Wohl kaum… Also wirst du dein Leben weiterhin im Alkohol ersäufen. Ich wünsche dir viel Glück dabei.“
 

Ja, was würde ich wohl sagen, wenn ich dir wieder begegnen würde?



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