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Huans

von

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Pause

...

bereute es augenblicklich wieder.

Nia schlug der Gestank von etwas verwesenden entgegen, was ihr sofort auf den Magen schlug und fast Brechreiz bei ihr auslöste, sobald sie es eingeatmet hatte. Dieser süßlich, beißende Geruch war vernichtend. Cedric selbst sah auch nicht besser aus:

Schneeweiß, nein: leichenblass, fast aschfahl und durchsichtig. Sein Haar war zur Hälfte abrasiert, die andere war zerzaust, ausgerissen, blutverkrustet.

Der Arm auf der Bettdecke: dich eingegipst.

Überall im Gesicht befanden sich Risse, Schnittwunden, Ratscher, blaue Flecke und vor allem viel Blut. Ein Teil seiner Lippe fehlte, das eine Auge war ganz dick und gelb vor Eiter.

Nia zitterte wie Espenlaub.

Ohne den Vorhang wieder zuzuziehen, rannte sie so schnell wie sie konnte aus dem Zimmer, knallte die Tür zu und erbrach sich auf der Damentoilette.

Was um Himmels Willen war mit Cedric geschehen?!

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"Sie hat dich gesehen", ertönten Salvatores ruhige, aber scharf ausgesprochene Worte und schnitten sich wie ein Säbel durch die Stille des Raumes.

"Na und? Hat sie sich wenigstens ordentlich erschrocken?", fragte Cedric mit einem bemühten unbekümmerten und desinteressierten Ton.

"Ja. Ja, ich denke schon - man bekommt nicht alle Tage Frankensteins Sohn zu Gesicht ..."

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Das Bild von einem scheinbar halbtot geprügelten Cedric ging Nia nicht mehr aus dem Kopf.

Sie hatte regelrecht Alpträume davon - es war schließlich etwas anderes, wenn man verstümmelte Menschen in einem Horrorfilm sieht oder jemanden, den man in echt sieht und obendrein auch noch kennt!

Ihre Hauptbeschäftigung in den Ferien bestand aus langeweilen, Hausaufgaben machen, Bücher lesen und ... schwimmen. Das alles brauchte sie jetzt auch dringend, um sich von dem Vorfall letztens abzulenken. Alles war ihr recht - solange es diese Erinnerung verscheuchte!

Heute war schönes Wetter und spontan entschloss sie sich, zum Pool zu watscheln und ihren neuen Bikini auf seine Tauglichkeit zu testen.

Nachdem sie sich umgezogen hatte, sprang sie ins kühle Nass. Es war irgendwie seltsam, ein ganzes Schwimmbecken für sich allein zu haben, nachdem man monatelang nur einen bis zum Rand vollgestopften gewohnt war. Das war ein Grund mehr, ausgiebige Bahnen zu schwimmen und es noch mehr zu genießen!

Wenn Salvatore sie jetzt sehen könnte! Aber er war ja nach Hause gefahren ... Schade eigentlich, denn jetzt wäre eine "sichere Zeit" gewesen, wo nicht immerzu sein Fanclub um ihn herumschwirrte.

Cedric und sie waren die einzigen, die zurückgelassen worden waren.

Warum ausgerechnet er? Seit sie ihn kannte, war auch er über die war auch er über die Ferien da geblieben - was sie mehr als störte! Es ging ihr richtig auf den Keks, keine Erholung von ihm zu haben. Man wollte ja auch mal seine Ruhe!

Wie gern würde sie ihn gegen Salvatore eintauschen!

Außer Atem legte sie sich unter ihren Lieblingsbaum - eine Ulme - und nuckelte süßen, kalten Tee aus ihrer Flasche, der sie binnen Sekunden erfrischte und wieder fit machte.

Danach starrte Nia hohl vor sich her.

Mann, wie ultra-langeweilig ihr war! und DAS sollte noch geschlagene fünf Wochen so gehen??? Unvorstellbar!!! Mitten drin würde sie bestimmt Amok laufen oder irre werden wie die Sims, wenn sie keinen Spaß hatten.

Entnervt zog sie ihr Lieblingsbuch - P.S. Ich liebe dich (an alle Leser, die das Buch kennen: GEHT NICHT IN DEN FILM!!! Ihr werdet bitter enttäuscht sein!) - hervor, legte es aber wieder weg, weil sie keine Lust hatte, es ein siebtes Mal durchzukauen.

Stattdessen nahm sie ihr Deutschbuch zur Hand, wo eine ihrer Lieblingsgeschichten geschrieben stand:
 

"WAHRE GÜTE?
 

An einem warmen, sonnigen Tag eröffnete eine Frau eine Eisdiele.

Sofort stürmten viele Kunden herbei und kauften ihr das leckere Eis in großen Mengen ab.

Da sah sie einen kleinen, quängelnden Jungen, der nach seiner Mutter schlug, biss und kratzte und laut zu heulen anfing, als seine Mama verzweifelt versuchte, mit Engelszungen auf ihn einzureden.

Durch das Gebrüll des Jungen waren andere Leute aufmerksam geworden und schüttelten entsetzt den Kopf, als sie sahen, wie die Mutter den "armen, kleinen Jungen" "schimpfte".

"Och, der Arme!", stieß die Serviererin der Eisdielenbesitzerin aus, "Du solltest ihm ein Eis spendieren!"

Widerwillig tat sie zwei Kugeln auf eine Waffel - niemand außer ihr hatte mitbekommen, wie frech und gemein der Junge zu seiner Mama gewesen war.

Genau in diesem Moment kam ein querschnittsgelähmter, sehr betagter mann herein. Er sah sich verloren, unsicher und hilflos um, kaum fähig, aufgrund seines zudem stark gekrümmten Rückens den Kopf zu heben. Man konnte fast körperlich spüren, wie er sich schämte, so zu sein, wie er war: Verkrüppelt und hässlich.

Entschlossenen Schrittes ging die Besitzerin mit dem Eis auf ihn zu.

"Das ist für Sie", sprach sie zärtlich, "Ich schenke es Ihnen!"

Sie hätte gern mehr gesagt. Etwas aufbauendes. Aber sie konnte nicht. Was hätte sie auch sagen sollen?

Jetzt lächelte er ein zahnloses Lächeln, das einem das Herz aufgehen ließ und das einem kleinen Jungen war, der endlich sein langersehntes Spielzeug bekam.

"D ...anke...", presste er mit Mühe hervor, denn das Sprechen schien ihm auch große Mühe zu bereiten.

Dann aß er das Eis: unbeholfen, tropfend und triefend wie ein kleines Kind - aber überglücklich.

Die Besitzerin half ihm, so gut wie sie konnte: Serviertte auf den Schoß, sie hätte ihn auch gefüttert, aber alle schauten zu, starrten ihn an. Und es wäre ihm unangenehm gewesen, das wusste sie. Deshalb tat sie es auch nicht.

Die Serviererin verstand die Chefin nich, doch die Besitzerin wischte dem alten Mann doch den Mund ab und sagte:

"Kommen Sie doch morgen wieder! Morgen haben wir auch Waffeln, da können Sie auch eine haben, wenn sie wollen!"

Er nickte, so gut es ging. Strahlend. Die Bäckchen rot vor Wonne.
 

Doch er kam nie wieder.

Nach dem Eisdielenbesuch war er gestorben."
 

Gerührt schloss Nia das Buch. Sie mochte die Geschichte sehr. Sie fand sie tiefsinnig und traurig.

In Gedanken versunken räkelte sie sich und ließ ihren Blick über die Szenerie und blieb an einem Rollstuhlfahrer hängen, der sich auf der anderen Seite des Pools befand.

Sie zuckte zusammen. Was hatte ein Rollstuhlfahrer auf dem Schulgelände verloren? Und überhaupt: Das konnte doch wohl kaum die Wahrheit gewordene Geschichte sein, oder?!

Doch schon im nächsten Augenblick erkannte sie ihn: "Cedric!", rief sie. Er war nicht mehr so schlimm entstellt wie letztens -auf die Ferne gesehen- aber immer noch zugerichtet.

Ihr Gesicht erhellte sich sofort wieder, als sie die große, schlanke und majestätische Statur von Salvatore neben ihm erblickte.

So schnell wie sie konnte rannte sie zu ihnen hin.

"Ich ... Ich dachte, du wärst abgereist!", stieß sie keuchend aus. Cedric war im Moment nicht so wichtig.

"Wie du siehst, nicht.", meinte er lächelnd und fügte galant hinzu: "Ich hatte noch was zu erledigen und außerdem wolltest du mich doch auf einen Drink als Dank für die Nachhilfe einladen, oder?"

Als er den versteinerten Gesichtsausdruck sah, lachte er herzlich. "Das war ein Witz. Ich wollte DICH einladen, das ist doch klar, oder?

Nia hatte einen hochroten Kopf bekommen und nickte nur, weil sie nicht antworten konnte.

Wie gut er wieder aussah! Sein blendendes Aussehen verschlug ihr wortwörtlich die Sprache. Seine nassen, schwarzen Haare -er musste sie wohl grad gewaschen haben- machten ihn noch eine Ecke sexier. Von dem grünen Hemd mit der silbernen Kette und der schwarzen Jeans mal ganz abgesehen ...

"Danke ...", nuschelte sie verlegen und erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass Cedric auch noch existierte.

"Was ist mit ihm passiert?", fragte sie erfürchtig und erkannte erschrocken, dass sich sein Zustand überhaupt nicht gebessert hatte. Kein einziges Stück. Nia musste sich zusammenreißen, ihren Ekel zu verbergen, der sich ihrer bemächtigte und musste ihren Würgreiz durch heftiges schlucken bändigen.

Es gelang ihr nicht ganz, den angewiderten Blick in ein besorgtes Gesicht zu verwandeln.

"Eine heftige Prügelei.", antworte Salvatore betrübt und lächelte traurig, "Kein schöner Anblick für ein hübsches Mädchen."

Nia wurde wieder rot und vergaß Cedric von einem auf den anderen Moment wieder.

Dadurch, dass sie ihren Schwarm anhimmelte, bekam sie gar nicht mit, wie Cedric die Fäuste bei dieser Bemerkung ballte.

"Deshalb muss ich dich auch leider verlassen.", meinte er und lächelte entschuldigend.

Und fort war er, zusammen mit einem Cedric, der mehr tot als lebendig war.

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  AimaiLeafy
2013-05-28T06:51:03+00:00 28.05.2013 08:51
Oh mein Gosh, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll QQ erstmal, denke ich, muss ich sagen, wie sehr mir die Beschreibung von Cedrics Zurichtung gefallen hat. Ich meine, klar, es war ziemlich ekelig und ich kann mir gut vorstellen, warum Nia sich übergeben musste... aber es war verdammt gut geschrieben! Unverschönt und direkt, wie es sein muss 'w' ♥ Mehr von solch schön ausführlichen Beschreibungen >w< ♥!!!
Und dann... muss ich gestehen, dass ich ziemlich schockiert bin über Nia Q_Q da wird sie halbtraumatisiert von Cedrics Anblick und wenn sie ihn sieht, ist er ihr vollkommen schnuppe °___°?! Okay, ich könnte verstehen, wenn sie es meiden würde ihn anzugucken (würde ich auch *hüstl*) aber, dass Salvatore ihr in so einem moment so viel wichtiger ist... ich meine, klar, sie weiß nicht, dass Cedric wegen ihr so aussieht, aber sollte sein Zustand in diesem Augenblick nicht dennoch wichtiger sein, als nach Salvatore zu schmachten xD? Cedric tat mir da richtig leid QQ aber Salvatore bekommt dennoch Pluspoints, da ich es gut finde, dass er sich um ihn kümmert. Warum auch immer er das tut xD!
Ansonsten muss ich aber sagen, dass ich es gut finde, wie du beschrieben hast, wie Nia versucht ihre Abscheu zu verbergen - also nachdem sie aufgehört hat Salvatore anzuschmachten xD!
Sowieso mag ich den momentanen Gang der Geschichte sehr - richtig spannend! Man will sofort weiter lesen *___* ♥!
Von:  Xaris
2011-06-24T23:57:08+00:00 25.06.2011 01:57
Hm, lecker, so ne schöne Beschreibung von ekligen findet man selten. X'D *nicht böse gemeint x)*
Komm ich manchmal nicht mit, oder was passiert da mit Cedric?! O_o
Woah, das mir der Eisdiele und dem Mann war toll. ;_; Schade, dass er gestorben ist, aber dennoch hatte diese Geschichte etwas an sich.
Ich mag Cedric mehr als diesen arroganten Frauenhelden. ;_;


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