Harte Worte
Harte Worte
Mit zügigen Schritten betrat Sephiroth den Flur und sein Blick blieb zunächst an dem Rotschopf hängen, der keuchend kurz vor seiner eigenen Zimmertür mit dem Rücken an die Wand gelehnt war. Er hielt sich den Kopf, die Finger waren zwischen seinem Haar, die Augen zusammengepresst und das Gesicht ein wenig verzogen. Ab und an schien er ein wenig zu zittern.
Ohne zu zögern trat Sephiroth zu ihm herüber und stellte sich direkt vor ihn, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, direkt neben Genesis' Kopf. Der Rotschopf hob den Blick, den er dem anderen düster entgegen warf, und ließ seinen Arm sinken.
"Ich ruf den Arzt...", hauchte Sephiroth mit einem verruchten Unterton und einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. "Er wird dich am besten mal von oben bis unten abchecken! Er wird es doch sicher auch seltsam finden, wie du mit einem Male läufst, wenn du dich nicht gerade konzentrierst."
Genesis schubste den General weiter von sich weg und holte mit einer Faust zu einem Schlag aus, aber Sephiroth parierte ohne großte Mühe und fing die Faust einfach ab. Schließlich fing der den vor Schwäche taumelnden Rotschopf an einer Schulter auf. Anscheinend hatte der eine leichte Gehirnerschütterung, sonst würde es ihm nicht so schlecht gehen. Für einen kurzen Moment bereute Sephiroth, was er eben noch mit ihm angestellt hatte. So sehr wollte er ihn auch wieder nicht leiden lassen, er wollte lediglich einen süßen Schmerz entstehen lassen und sich den Rotschopf nach und nach aneignen. Aber ihm so zuzusetzen war nie die Absicht des Generals gewesen. Seufzend griff er sich einen Arm von Genesis, legte ihn sich über die eigenen Schultern und stützte ihn somit. Der Rotschopf schien sich zunächst noch ein wenig zu wehren, aber er hatte definitiv keine Kraft mehr udn gleich fielen ihm auch fast die Augen zu. "Herrje, zappel doch nicht so", murrte Sephiroth ein wenig und führte den Geschwächten in dessen Zimmer herein, herüber zum Bett.
"Danke...", brummte der Rotschopf schlecht gelaunt, als er sich gesetzt hatte. "Und jetzt verschwinde!" Sein Ton war zynisch, abwertend, aber sein Blick, der sich zur Seite wandte, um sich jenem von Sephiroth zu entziehen, zeigte Scheu, Leid, Nervösität, neben der Wut und der Empörung.
Mit einem geschickten, festen Griff am Kinn zog der Silberhaarige das Gesicht des anderen wieder nach oben, sodass er ihm fest in die Augen sehen konnte. So ergriff er wieder das Wort: "Warum bist du so abgeneigt meiner Anwesenheit gegenüber? Du hast es gewollt, richtig? Ich sollte es dir beweisen!"
Mit einem wütenden Aufknurren schlug Genesis die Hand von seinem Gesicht weg, erwiderte den festen Blick allerdings jetzt. "Du hast doch den Spott aus meiner Stimme ganz genau rausgehört! Das, was du getan hast, was selbstsüchtig und widerlich!"
Sephiroth lachte auf. "Und du hast es gewollt und es genossen!", grinste er verrucht und wandte sich dann zum Gehen.
Der Rotschopf schüttelte angewidert den Kopf, kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und senkte den Blick. Er schluckte schwer, ehe er mit einer nachgeworfenen Antwort Sephiroth zum innehalten brachte: "Ich wusste nicht, ob ich es wollte oder nicht. Du hast mich ja ohnehin dazu gezwungen. Mit so einerm Verhalten kannst du nicht von Liebe sprechen!"
Der Silberhaarige drehte sich nocheinmal zu Genesis umd und starrte ihn verärgert an. Seine Lippen öffneten sich zu einer Predigt, aber schon setzte der andere wieder an, und die Blicke trafen erneut aufeinander. "Inzwischen weiß ich, dass ich es nicht genossen habe! Fass mich nie wieder an! Ich erwidere deine kranken Gefühle nicht im Geringsten!", zischte Genesis bestimmen, trotz, dass er zitterte.
Für einen Moment herrschte eine erdrückende Stille und es sah noch immer so aus, als würde Sephiroth etwas sagen wollen, aber sheinbar waren seine Gedanken zertrümmert, es hatte ihm die Sprache verschlagen. Ein Schnauben war alles, war darauf folgte und dann drehte sich der Silberhaarige wieder weg und verließ den Raum, dessen Tür er mit viel zu viel Kraft zuknallte, sodass das Haus beinahe wackelte.
Auf dem Flur blieb Sephiroth allerdings direkt wieder stehen, ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Was für ein wundervoller Zwangsurlaub. Einfach herrlich!
Eine kieksende Stimme riss ihn aus seinen verfluchten Gedanken unde er blickte zur Seite in das Gesicht des Zimmermädchens. Was machte sie schon wieder hier? War sie nicht längst schon mit allen Zimmern durch? Ein wenig seltsam kam es Sephiroth schon vor, aber sie hatte sicher ihre Gründe. Vielleicht hatte sie etwas vergessen oder suchte etwas, wer wusste das schon.
"Oh, nein, woher kommt diese Schnittwunde?", fiepste sie in schmerzend hellem Tone und hielt sich ihre Hand leicht vor ihre Lippen. Ihre Augen fixierten den Schnitt an Sephiroths Brustkörper, aber der Silberhaarige schüttelte den Kopf, um anzudeuten, dass er dazu wohl keinen Kommentar geben würde. "Würden Sie bitte den Arzt anrufen? Meinen beiden... Kollegen... geht es nicht sonderlich", bat er sie statt dessen.
Das Zimmermädchen nickte und ließ ein "Sofort", von sich hören. Eilig machte sie sich auf den Weg, huschte die Treppen herunter und war verschwunden. Nachdenklich sah Sephiroth ihr hinterher. Irgendetwas stimmte in dieser Villa einfach nicht und bevor er sich der Sache mit Genesis weiterhin widmete, sollte er lieber dafür sorgen, dass diese gewollten Unfälle ein Ende fanden. Das war ja das Letzte, was sich hier abspielte! Und das Personal schien auch schusselig und ungeschult zu sein. Shinra hatte mit der Wahl der Urlaubsunterkunft mal wieder einen Griff ins Klo verursacht. Bei all dem Stress würde Sephiroth nach diesem Zwangsurlaub noch gleich einen weiteren hinten dran benötigen, verdammt!
Nun hieß es abwarten, bis der Arzt da war. Der Silberhaarige setzte sich also wieder in Bewegung und beschloss, Angeal noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Er betrat den Raum und blickte zu dem Schwarzhaarigen herüber, der erst noch zum Fenster hinüber blickte, das Gesicht dann aber seinem guten Freund zuwandte.
"Der Arzt ist unterwegs", verkündete Sephiroth und schritt durch den Raum, hinüber zur Fensterbank, auf welche er sich setzte. Verwundert beobachtete Angeal, wie der Mann, dessen üble Laune ihm ins Gesicht geschrieben stand, einen Fuß auf das Fensterbrett mit draufstellte und einen Arm über das Knie legte.
"Eben hat eine Tür so laut geknallt", setzte Angeal zu einem Gespräch an und erntete einen Blick, der ihn eigentlich zum verstummen bringen sollte. Aber Hewley war niemand, der sich den Mund einfach verbieten ließ. Also hakte er weiter nach, weil er wissen wollte, das den General bedrückte. "Was war nun schon wieder? Hat Genesis wieder irgendwas dummes gesagt?"
Der Silberhaarige gab nur einen undefinierbaren Brummlaut von sich und wandte den Blick aus der Fensterfront, an welche er sich mit der Schulter gelehnt hatte. Fortan schwieg er und auch Angeal sah ein, dass er das Thema wohl in den nächsten paar Stunden nicht zwingend anschneiden sollte.
Wie lange der Arzt wohl brauchte...?
