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Save me from the dark

ShinichixShiho
von

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Unschuldig, Schuldig?

Seufzend stieg Shiho in den ausladend wirkenden Fahrstuhl ein, und drückte den Knopf für den dritten Stock des Gebäudes. Überall hier roch es nach Reinigungsmitteln, Krankheit und Tod. Shiho wurde übel davon und wenn es nicht um so etwas – oder besser jemanden – wichtiges ginge, wäre sie wahrscheinlich sofort umgedreht und wieder zum Haus des Professors gefahren.
 

So hatte sich Shiho ihren kurzen Urlaub in Japan sowieso nicht vorgestellt. Sie war nur auf ersuchen des Professors überhaupt in den Semesterferien hier her gekommen. Sie hatte Japan und vor allem Tokio nicht umsonst den Rücken zu gekehrt, nachdem die Schwarze Organisation endlich vernichtet war.
 

Sie hatte ein neues Leben anfangen wollen. Sie hatte vergessen wollen, was in Tokio alles geschehen war, mit ihrer Schwester und mit IHM. Shinichi Kudo, mit welchem sie vor vier Jahren noch viel verbunden hatte. Zum einen natürlich die Schwarze Organisation – auch BO genannt – die irgendwie dafür verantwortlich war, dass sie beide geschrumpft wurden und natürlich, weil diese Leute sie gejagt hatten und unter allen Umständen ihren Tod wollten. Zum anderen aber, durch die Gefühle, die Shiho für Shinichi gehegt hatte, er aber nie so wirklich erwidern wollte. Sie war zwar irgendwann zu einer guten Freundin und willkommenen Hilfe für ihn geworden, aber dass war dann auch schon alles.
 

Shiho war nach New York gegangen und hatte begonnen zu studieren. Die Zeit mit den ‚Detectiv Boys’ hatte ihr gezeigt, dass sie doch sehr gerne mit Kindern zusammen arbeitet und so möchte sie nun Lehrerin werden. Das ist eine Aufgabe, die Zukunft hat, eine Aufgabe auf die sie sich ohne schlechtes Gewissen voll und ganz konzentrieren kann. Sie hatte in New York sogar schon etwas Anschluss gefunden, zwar waren die meisten ihrer Mitstudenten erst einmal etwas skeptisch, wegen ihrer zynischen Art und weil sie anfangs eher reserviert war, aber mittlerweile war sie auf dem Campus und in ihren Kursen gerne gesehen. Sie hatte sogar eine echte Freundin gefunden, ihr Name war Claire McCallister. Sie wusste als einzige richtig Bescheid über Shihos Vergangenheit und vor allem über ihre Gefühle für Shinichi.
 

Selbstverständlich hatte Claire ihr auch geraten, nicht nach Japan zu gehen, auch nicht für nur zwei Wochen und wenn sie schon unbedingt gehen musste, dann sollte sie Shinichi wenigstens aus dem Weg gehen so gut es ging, und genau das hatte Shiho Ursprungs auch vor gehabt, doch da hatte sie auch noch nicht gewusst, was für eine Tragödie sich hier ereignen würde...
 

Der Fahrstuhl öffnete sich und etwas frischere Luft kam Shiho entgegen. Offenbar hatte man sich auf dieser Etage erbarmt und in den Fluren einige Fenster geöffnet, doch da es später Herbst war und man jeden Tag mit dem ersten Schnee rechnete, war es auch entsprechend kalt in den Fluren und so fröstelte es Shiho etwas, während sie sich auf den Weg zur Station vier machte, welche kaum 50 Meter weiter, und an ein paar leeren Besucherbänken vorbei, hinter einer großen Glastür lag, welche sich nach dem Druck auf einen schweren Knopf kurz öffnete und ihr Einlass gewährte.
 

Erneut wurde Shiho übel, hier war der Geruch nach offenen Wunden und Desinfektionsmittel nur noch stärker und nirgends war ein offenes Fenster. Natürlich nicht, immerhin liefen die meisten der Patienten die hier laufen konnten nur in knappen Nachthemden herum. Zielstrebig machte sich Shiho auf zu dem Zimmer mit der Nummer 105, sie klopfte einmal kurz und öffnete dann einfach die Tür.
 

Sie war kaum eingetreten, da trafen ihre blauen Augen bereits auf die Shinichis. Er saß aufrecht auf der Bettkante war angezogen und trug sogar seine Straßenschuhe. Er wirkte so, als würde er jede Minute aufspringen und „Lass uns gehen!“, rufen. Doch sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er zu solchem optimistischen Handeln im Moment nicht im Stande war.
 

„Du kommst spät.“, stellte er trocken fest und sah sie an.

„Na hör mal, ich bin kein Hund nach dem man nur Pfeifen muss, damit er sofort kommt.“, erklärte Shiho und stemmte etwas genervt die Hände in die Hüften. Sie war kaum richtig im Zimmer und schon meckerte er rum.

„Sofort? Ich hab dich vor über zwei Stunden angerufen.“, stellte Shinichi fest und klang nicht weniger genervt.

„Ich bin eine Frau, ich brauche meine Zeit. Außerdem hat die Besuchszeit noch nicht einmal angefangen.“

Shiho lehnte sich an die inzwischen geschlossene Tür.

„Was tust du hier eigentlich? Solltest du nicht im Bett liegen und dich ausruhen?“

Sie deutete auf den Verband um seinen Kopf.
 

Shinichi schwieg. Er berührte leicht den Verband um seine Stirn. Er war das, was ihn am meisten daran erinnerte, was an jenem verhängnisvollen Abend geschehen war. Er hatte diesen Schuss gehört und Ran blutend auf dem Boden liegen sehen. Noch bevor er sich umsehen konnte, hatte ihn jemand mit etwas hartem auf den Hinterkopf geschlagen und von da an, konnte sich Shinichi an nichts erinnern.
 

Man hatte ihm erzählt das die Nachbarn einen Schuss gehört und die Polizei benachrichtigt hatten. Takagi, der inzwischen Inspektor war, war natürlich sofort mit Sato in seine Wohnung gefahren und hatte dort alles genau so vorgefunden, wie Shinichi es in seiner letzten Erinnerung abgespeichert hatte. Er und Ran lagen bewusstlos auf dem Boden. Wobei Ran nicht bewusstlos war, sondern tot, was Sato sofort festgestellt hatte.
 

Er, Shinichi war mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht wurden, wo man ihn sofort operiert hatte. Nach der Operation war er noch eine ganze Woche in einer Art komatösen Zustand gewesen. Als er aufwachte war er umzingelt von Leuten. Ärzte und Schwestern stellten ihm Fragen über seinen Zustand, dann war da noch Professor Agasa der ihn besorgt musterte, Kogoro der ohne Pause und völlig unverständlich etwas gefaselt hatte und schließlich war da auch noch Chefinspektor Megure gewesen, der ihn am liebsten sofort befragt hätte.
 

Bis Shinichi klar geworden war, was passiert war, und was all diese Leute von ihm wollten, waren bestimmt noch gut zwei Stunden vergangen, und dann war es vorbei gewesen mit Shinichis starker Selbstbeherrschung. Er hatte geweint und geschrieen, um sich geschlagen und die anderen als Lügner bezeichnet. Er hatte sich benommen, wie ein Vierjähriger, dem man gesagt hatte, dass seine Mutter gestorben war und sie deshalb nie mehr wieder kommen würde.
 

Doch genau so hatte sich Shinichi auch gefühlt, wie ein kleines hilfloses Kind, dessen kleine Welt gerade zusammen gebrochen war. Die Ärzte hatten ihm sogar eine Beruhigungsspritze gegeben, die hatte ihm aber auch nur dabei geholfen, schneller wieder in den Schlaf zu finden. Sein Schmerz und seine bittere Verzweiflung waren allerdings geblieben.
 

Am nächsten Tag, hatte er Besuch bekommen, Professor Agasa war da und hatte ihm neue Sachen gebracht, die er extra gekauft hatte, weil er im Moment natürlich nicht ins Shinichis Wohnung durfte, doch er war nicht allein gewesen, er hatte Shiho mitgebracht, die zu Besuch war, wie Shinichi erfuhr. Die Beiden blieben eine Weile, auch wenn sie nicht viel redeten. Irgendwann kamen auch Megure und Mori. Die Beiden befragten Shinichi und während dieser Befragung, hörte Shinichi deutlich heraus, dass Kogoro ihm die Schuld an Rans Tod gab.
 

Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Immerhin hatte Shinichi die Tür offen gelassen, er war Schuld gewesen, dass der Mörder ins Haus konnte, und dann war da noch etwas. Bei der ersten Untersuchung des Tatortes, hatte man einen kleinen Zettel im Wohnzimmer gefunden, mit einer Nachricht für Shinichi.
 

‚Du glaubst es ist vorbei Shinichi Kudo? Schlecht für dich, denn das Spiel fängt gerade erst an. Fang mich doch, wenn du kannst, ich warte auf dich!’, hatte auf dem Zettel gestanden und man ging davon aus, dass diese Nachricht vom Mörder stammte, wobei der Grund für diese Nachricht den Polizisten noch Rätsel aufwarf.
 

Shinichi, hatte jetzt jedenfalls entgültig die Nase voll davon, hier im Bett zu liegen und Däumchen zu drehen, während die Polizei nichts unternehmen konnte, weil sie den Tatort erst weiter untersuchen durften, nachdem irgend ein spezieller Polizist zu ihnen gestoßen war. Er musste endlich handeln und den Mörder seiner Frau finden, früher würde er keine ruhe geben.
 

„Shinichi? Hörst du mir eigentlich zu?“, erkundigte sich Shiho genervt, nachdem sie eine weile keine Antwort erhalten hatte.

Shinichi zuckte zusammen.

„Was?“, fragte er verwundert.

„Ich habe dich vorhin gefragt, warum du hier so rum sitzt und nicht im Bett liegst und dich ausruhst!“, erklärte die ältere schnaufend.

„Ich habe mich lange genug ausgeruht.“

Shinichi erhob sich, brauchte allerdings einen kleinen Moment um sein Gleichgewicht zu finden.

„Es wird Zeit, dass ich den Fall übernehme und Rans Mörder finde.“

Shiho sah ihn seufzend an.

„Aber du hast noch Bettruhe und außerdem hat Megure darauf bestanden, dass du dich da dieses mal raus hältst.“

„Es geht mir bestens, ich brauche keine Bettruhe und außerdem werde ich sicher nicht tatenlos rum sitzen, während die Polizei im Dunkeln tappt.“

Shinichi sah seine frühere Leidensgenossin entschlossen an.

Shiho ließ die Schultern sinken und blickte ihm nachgiebig an.

„Na schön, und was habe ich mit der ganzen Sache zu tun?“, wollte sie wissen.

„Naja, ich bin im Moment nicht im Stande Auto zu fahren. Also hatte ich gehofft du könntest mich zu meiner Wohnung bringen.“, erklärte Shinichi vorsichtig.
 

„Du spinnst.“, kam es todernst von Shiho. „Ich werde dich sicher nicht gegen den Willen der Ärzte aus dem Krankenhaus bringen und außerdem hat Megure dir verboten, in deine Wohnung zu gehen, bis der Fall geklärt ist.“

Entschlossen verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Vergiss die Ärzte! Und Megure kann ja wohl kaum etwas dagegen haben, wenn ich mir ein paar Sachen aus meiner Wohnung hole, oder?“

Shinichi hatte sich das alles schon sehr genau überlegt.

„Und ich bin sozusagen dein Alibi, weil du die nächsten Tage beim Professor leben wirst, sieht es so aus, als hätte ich dich aus dem Krankenhaus abgeholt und wir wären wirklich nur kurz in der Wohnung um ein paar deiner Sachen zu holen, sehe ich das richtig?“, fragte Shiho seufzend.

Shinichi nickte.

„Genau so ist es.“

„Vergiss es, Shinichi! Da mach ich nicht mit, such dir jemand anderen!“

Shiho drehte sich zum gehen um.

„Komm schon, Ai!“

Shinichi hatte sich nie abgewöhnt sie so zu nennen, und erstaunlicherweise zeigte dieser Name sofort Wirkung, Shiho blieb augenblicklich stehen.

„Im Moment gibt es niemand anderen der mir diesen Gefallen tun würde und es ist doch auch nur dieses eine Mal!“

Bittend sah er sie an.

„Na schön, du hast gewonnen.“, schnaufte Shiho nach einer kurzen Bedenkzeit.
 

Sie würde das wahrscheinlich bereuen. Sie würde es bereuen, wie die Tatsache, dass sie überhaupt nach Tokio gekommen war. Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Sie war hier, hier zusammen mit Shinichi und das bedeutete, dass ihr Versuch seine Nähe zu meiden, absolut gescheitert war. So wie alles andere auch. Immerhin wollte sie nur zwei Wochen hier bleiben und nun war sie schon über drei Wochen hier und hatte letztendlich beschlossen, auch den Rest ihrer Semesterferien hier zu verbringen. Warum, wusste sie selber nicht so genau.
 

~*~
 

Shiho und Shinichi fuhren mit dem Wagen von Professor Agasa. Sie waren schon gut zwanzig Minuten unterwegs, doch sie hatten die ganze Zeit geschwiegen. Shinichi war wohl in seinen Gedanken bei Ran gewesen, das dachte zumindest Shiho und Shiho selbst fragte sich, wie sie aus diesem Desaster wieder raus kommen sollte. Irgendwann jedoch, begann sie diese Ruhe und das ergebnislose hin und her Gegrübel irgendwie als unangenehm zu empfinden, also beschloss sie, Shinichi in ein Gespräch zu verwickeln.
 

“Du solltest dieses mal aber etwas objektiver an die Sache ran gehen, Shinichi.”, riet Shiho ihm, während sie in die nächste Straße einbog.

„Wie meinst du das?“, wunderte sich Shinichi, der noch immer mit verträumtem Blick aus dem Fenster blickte.

„Ich gehe doch immer objektiv an die Sache ran.“

„Tust du eben nicht!“, wiedersprach Shiho ihm und hielt an einer Ampel.

„Du verdächtigst nie die Leute, die dir nahe stehen!“

„Natürlich tue ich das, aber nur wenn ich weiß, dass sie ein Motiv haben könnten.“, erklärte Shinichi, der fast etwas eingeschnappt wirkte.

„Na schön, und wen verdächtigst du im Moment?“, erkundigte sich Shiho interessiert.

„Niemanden Bestimmtes. Ich habe doch noch keinerlei Hinweise.“, antwortete Shinichi verwundert. Shiho wusste doch, wie das alles bei ihm vor sich ging.
 

„Warum verdächtigst du nicht mich?“, wollte Shiho wissen, als die Ampel endlich auf Grün umschaltete und sie weiter fahren konnten.

„Dich?“, kam es verdutzt von Shinichi.

„Jawohl, mich.“, nickte Shiho nur, während sie weiterhin konzentriert auf die Straße blickte.

„Ich bin an diesem Abend gegen 18.00 Uhr am Flughafen angekommen, habe mich mit dem Taxi in die Innenstadt fahren lassen und bin dann zu Fuß weiter gegangen. Vom Flughafen bis in die Innenstadt sind es ca. 20 Minuten Fahrt und auf dem Weg zu Agasas Haus bin ich auch zwangsläufig an dem Haus vorbei gekommen in dem ihr eure Wohnung habt. Das hätte vom meinem Ausgangspunkt aus höchstens 10 Minuten gedauert. Das heißt, dass ich um halb sieben in eurer Wohnung hätte sein können. Ihr seid 10 nach halb gekommen, nicht? Also hätte ich problemlos die Möglichkeit gehabt mich in euer Schlafzimmer zu schleichen, Ran zu erschießen und dich bewusstlos zu schlagen.“

„Und was ist dein Motiv?“, wollte Shinichi wissen, der ihre Ausführungen nur minderinteressiert verfolgt hatte.

„Eifersucht.“, war Shihos schlichte Antwort.

„Das ist ja wohl eines der besten Motive die es gibt, oder nicht?“, grinste sie dann und blickte kurz zu Shinichi rüber, der sie mit ernster Miene anblickte.
 

„Schön, aber warum hast du dann nicht mich umgebracht?“, wollte dieser wissen.

„Immerhin bin ich ja derjenige gewesen, der sich nicht für dich entschieden hat und Mord aus Leidenschaft, steht auf der Motivliste viel weiter oben.“

„Unsinn.“, schüttelte Shiho mit dem Kopf.

„Wieso sollte ich den Mann, den ich liebe, töten? Immerhin bist du jetzt wieder frei und ich könnte dich doch noch erobern.“

„Und wieso hast du mir diese Nachricht hinterlassen?“, erkundigte sich Shinichi, der nach wie vor eine todernste Miene aufgesetzt hatte.

„Um dich zu verwirren. Du sollst denken, dass der Mörder jemand aus deinen früheren Fällen ist. Jemand den du hinter Gittern gebracht hast oder ein Angehöriger von so jemandem. So würdest du nie auf mich kommen.“

Erklärte Shiho während sie vor dem Haus parkte in dem Shinichis Wohnung war.
 

„Alles schön und gut, Ai. Aber verrate mir doch mal, wieso du so blöd sein solltest, Ran umzubringen und auf eine gemeinsame Zukunft mit mir zu hoffen, wenn du doch sowieso weißt, dass der Fall gelöst wird? Immerhin wäre dir doch von Anfang an klar gewesen, dass ich nicht locker lassen würde, bis ich den Mörder gefunden hab. Und dann ist da ja auch noch Heiji, der sich ebenfalls einschalten könnte, in dem zweifelhaften Fall, dass ich die Nerven verliere.“, erklärte Shinichi und wartete gespannt auf die Antwort des ehemaligen BO Mitglieds.

„Vielleicht war ich verzweifelt? Wieso sonst sollte ich diesen Mord genau an dem Tag begehen, an dem ich hier ankommen und das, wo ich doch eigentlich nur den Professor besuchen wollte, und dich?“

Nun war es Shiho, die ihren Sitznachbarn fragend ansah.

„Du warst zu lange in der Organisation.“, schüttelte Shinichi mit dem Kopf und schnallte sich ab, nachdem Shiho den Motor abgestellt hatte.

„Was macht dich so sicher, Shinichi, dass ich es nicht doch war?“, wollte diese wissen.

„Ich kenne dich eben. Ich weiß, dass du keinen Menschen töten kannst.“, antwortete Shinichi.

„Früher hab ich es doch auch getan, oder nicht?“

Shiho legte den Kopf leicht schief, sie hatte zwar nie jemanden erschossen, aber ihr Gift hatte dennoch Menschen ermordet.

„Du hast dich mittlerweile geändert. Du bist ein guter Mensch und egal wie eifersüchtig du auf Ran warst, du mochtest sie, weil sie deiner Schwester ähnlich war. Das weiß ich, und genau deswegen, hättest du sie niemals töten können.“, erläuterte Shinichi, der hörbar hoffte, dass das Thema nun beendet war.

„Du bist unverbesserlich.“, seufzte Shiho und löste ebenfalls ihren Gurt und stieg dann aus dem Wagen, Shinichi tat es ihr nach.
 

„Eine Sache noch.“, begann Shinichi, als Shiho schon fast an der Haustür angekommen war.

„Wenn du mich so sehr liebst, dass du mich am Leben lassen und später heiraten willst, wieso gehst du dann das Risiko ein, mich möglicherweise lebensgefährlich zu verletzen, indem du mich mit einem Eisenrohr auf den Hinterkopf schlägst? Das würde doch nur jemand tun, dem es egal ist, ob ich überlebe oder nicht.“

„Hm, nicht schlecht Sherlock.“, grinste Shiho nur dazu und wartet darauf das Shinichi zu ihr stieß und die Wohnungstür öffnete.

„Willst du da wirklich rein gehen?“, fragte sie etwas besorgt, als sie vor der Wohnungstür standen, an der noch immer das Band der Polizei klebte.

Shinichi nickte.

„Ich muss, ich werde sonst niemals Ruhe finden.“

Entschlossen legte er die Hand an die Türklinke und öffnete sie. Sofort hörte er einige vertraute Stimmen sprechen. Interessiert lugten er und Shiho hinein.
 

„Kogoro, ich sage es ihnen nicht noch einmal, verlassen Sie sofort den Tatort!“

*Chefinspektor Megure, der mit Kogoro und Takagi im Eingangsbereich stand, wirkte ziemlich genervt.

„Und genau das wirst du dir auch anhören müssen.“, flüsterte Shiho ihrem ehemaligen Leidensgenossen zu.

„Psssst!“, entgegnete ihr dieser jedoch nur und beobachtete unbemerkt wie die Szene weiter ging.

„Nein, ich werde nicht eher gehen, bis Sie mir zugehört haben!“

Kogoro blickte seinen ehemaligen Kollegen entschlossen an.

„Mori, wann begreifen sie das endlich, Shinichi kann nicht der Mörder sein!“, seufzte Megure und lies kraftlos die Schultern sinken.
 

Shinichi zuckte zusammen, hielt Kogoro ihn etwa tatsächlich für Rans Mörder? Shiho zupfte an seinem Ärmel.

„Shinichi, wir sollten wirklich gehen!“, drängte sie.

„Nein, ich muss das hören.“, entgegnete ihr der junge Detektiv jedoch nur und achtete nicht auf das Augenverleiern seiner Freundin.

„Und wieso nicht?“, wollte Kogoro in der Zwischenzeit wissen.

„Weil er kein Motiv hatte. Er hat Ran abgöttisch geliebt, das hat uns jeder bestätigt.“, mischte sich nun Takagi ein, der bis eben noch eher ruhig neben den beiden Diskutierenden gestanden hatte.

„Tze, dass beweist noch gar nichts. Vielleicht hat Ran ja gesagt, dass sie sich trennt, wenn er sein Leben als Detektiv nicht aufgibt und aus lauter Wut hat er sie dann erschossen! Ran hat oft gesagt, dass es ihr nicht gefällt, dass Shinichi Detektiv ist.“, erklärte Kogoro und war weiterhin von seiner Meinung überzeugt.

„Jetzt machen Sie aber mal halblang. Mori! Wieso sollte Shinichi sich denn dann so viel Arbeit machen und einen Zettel schreiben, wo er doch einfach hätte sagen können, dass der Mörder ihn überrascht und Ran anschließend getötet hat?“, wollte Megure wissen.

„Und vor allem, wieso sollte er sich selbst mit einem Eisenrohr auf den Kopf schlagen?“, fügte Takagi hinzu.
 

„Weil er ein hervorragender Detektiv ist – natürlich, immerhin hat er ja bei mir gelernt – er wollte damit von sich ablenken. Sie sollten glauben, dass es ein völlig Fremder war.“

Beharrte Kogoro und klang recht überzeugend.

„Das ist völlig unmöglich.“

Sato kam plötzlich aus einem der Nebenzimmer, eine unbekannte Frau stand dicht hinter ihr.

„Und wieso?“, erkundigte sich Mori genervt.

„Weil Shinichi in einem Winkel auf dem Hinterkopf getroffen wurde, den er unmöglich selbst hätte erreichen können.“, antwortete Sato und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dann hatte er halt einen Komplizen.“, verdrehte Kogoro genervt die Augen.

„Das ist doch lächerlich. Immerhin hätte Shinichi dieser Schlag auf den Hinterkopf umbringen können. So ein Risiko geht man doch nicht einmal ein, um sich vor dem Gefängnis zu bewahren.“

Sato blickte Kogoro mit einem deutlich überzeugten Blick an.

„Also schön, dann hat er sie eben nicht umgebracht, schuld an ihrem Tod war er trotzdem.“

Wütend stampfte Kogoro zu seinen Schuhen und schlüpfte hinein.

„Wenn er nicht immer einen auf Superdetektiv gemacht hätte, dann würde sich auch niemand an ihm rächen wollen und dann wäre meine Tochter jetzt noch am Leben. Er hat Ran zwar nicht selbst umgebracht, aber sie ist seinetwegen gestorben und es gibt niemanden, der mir das Gegenteil beweisen kann.“

Wütend drehte sich Kogoro zur Tür um und riss sie auf, er entdeckte zwar Shinichi und Shiho, ging aber wortlos an ihnen vorbei.
 

Shinichi stand wie angewurzelt da, wusste nichts zu sagen, nichts tu tun. Er fühlte sich mit einem mal schrecklich schlecht und damit meinte er nicht, die Übelkeit und den Schwindel, die von seiner Gehirnerschütterung verursacht wurden, sondern dieses schreckliche Gefühl der Leere und Kälte, das mit einem Mal seinen ganzen Körper durchzog.
 

Mit leeren Augen starrte er auf irgendeinen Punkt im Raum und reagierte weder auf die Blicke der Polizisten in seiner Wohnung noch auf Shiho die seinen Arm packte und ihn nach unten zog, zurück zum Wagen. Willenlos setzte sich Shinichi auf den Beifahrersitz und ließ keinen einzigen Protest hören, als Shiho ihm sagte, dass sie ihn erst zum Haus des Professors bringen würde, wo er sich ausruhen und erholen sollte.
 

Nach einer Weile in der eine unangenehme Stille in der Luft gelegen hatte, öffnete Shiho schließlich als Erste den Mund, um etwas zu sagen.

„Nimm dir das nicht so zu Herzen. Kogoro ist nur von seiner Trauer überwältigt. Ran war immerhin seine Tochter.“, versuchte sie ruhig zu erklären.

„Nein.“, schüttelte Shinichi mit dem Kopf.

„Er hat recht. Wenn ich kein Detektiv wäre, dann wäre das wahrscheinlich niemals passiert.“

„Das kannst du doch gar nicht wissen!“, protestierte Shiho.

„Doch das kann ich. Ich bin mir sehr sicher, dass der Mörder jemand war, der sich an mir rächen wollte, und das hat er getan, indem er mir das genommen hat, was ich am meisten liebte.“

Shinichi ließ den Kopf sinken und den Rest der Fahrt verbrachten die beiden wieder schweigend...
 

~~~
 

Einen großen Dank an die Kommischreiber Yuiji_Sarutobi, MichiruKaiou und Tribe-tha-Dragon. Es freut mich, wenn euch die Geschichte gefällt.
 

* Siehe Feuerteufel in der Charakterbeschreibung



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Rukia-sama
2009-07-07T18:20:51+00:00 07.07.2009 20:20
Schönes Kapitel
Okay, angesichts des eher trauriges Inhaltes, schlechte wortwahl, ´tschuldige^^
Aber deine Art zu schreiben ist garnicht mal schlecht
Lässt sich flüssig lesen
;)
Von:  MichiruKaiou
2008-07-21T16:26:25+00:00 21.07.2008 18:26
Zuerst: es tut mir wirklich se~hr Leid, dass ich die Story so lange habe schleifen lassen, ich werde versuchen, den Rest in den nächsten Tagen nachzuholen *vor dir auf die Knie fall*

Aber wo fang ich jetzt mit meinem Kommi an...
Erst einmal fand ich es gut, dass das Kap mit Shihos und ihrer Sichtweise begann und man nun auch über Leben etwas erfahren hat. Interessante Idee, die zu einer Lehrerin zu machen^^
Allerdings fand ich die Story mit der BO ein wenig lustlos, es wirkte ein wenig so, als wüsstest du nicht, was alles so passiert wäre, da könntest du ruhig noch ein wenig konkreter werden.

Shinichi war ja auch mal wieder ganz cool, dass sie ihn abholen sollte XD
Fand ich irgendwie geil, wie er das so trocken rüberbrachte.
Super fand ich auch, dass er sich wie ein Vierjähriger ob der tragischen Wahrheit benommen hat. Du hast ihn mal nicht so stark und beherrscht dargestellt, das gefällt mir!
Allerdings frage ich mich ein wenig, was genau operiert wurde, das kann ich mir bei einem Schlag auf den Hinterkopf nicht so recht vorstellen, außer, dass man eine Platzwunde oder so nähen muss. (natürlich kann ich mir da eine lebensbedrohliche Verletzung vorstellen, so ist es nicht)

Das Gespräch der beiden im Auto war aber das allerbeste *_*
Shiho ist echt genial, so die Sache aufzuziehen. Das war richtig cool zu lesen^^
Trotzdem stellt sich mir die Frage, ob Shiho ihm ihre Liebe vorher mal gestanden hatte oder ob er das bei dem Gespräch gar nicht ernst nimmt sondern nur fitkiv.

Das Gespräch in der Wohnung hatte auch was. Ich finde, du hast Mori super getroffen und es storymäßig finde ich es auch gut, dass er Shinichi die Schuld gibt und dieser dadurch selbst von Schuldgefühlen zerfressen wird.
Sato kam auch total gut rüber!

Sprachlich eine tolle Leistung, du hast alles gut beschrieben, besonders wie Shiho durch die Gebäude etc. streift. (ein kleiner Tipp für die Realistik: wenn das Krankenzimmer im dritten Stock liegt, sollte es lieber die Nummer 305 bekommen)
Auch die Emotionen etc. kamen genau richtig rüber, die Story wird sicher noch richtig spannend werden^^
Von:  Tribe-tha-Dragon
2008-05-16T15:21:17+00:00 16.05.2008 17:21
Sehr schönes 1. Kapitel. Man konnte es richtig gut lesen.

So kennen wir Shinichi. Türlich will er den Mord an Ran aufklären. Sollte sich doch lieber mal ausruhen der Junge^^
Du hast auch die ironische Art von Shiho super rübergebracht, freut mich das sie das in ihrer Zeit ausserhalb Japans nich verloren hat. Gewundert hat es mich eigentlich nur das sie jetzt mit Kindern arbeiten will, hat sie die nich immer gehasst.
Und Kogoro ist ja der Gipfel er Krönung.

Die Geschichte macht jedenfall Lust auf mehr, vor allem da ich wissen will, wer es war & was noch so passiert. Spannung is auch drin, besser gehts ja bald nicht. Immer schön weitermachen

Gruß TRIBE


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