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Save me from the dark

ShinichixShiho
von

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I need you

Er hatte es geschafft, er hatte Claire, die Mitbewohnerin von Shiho, davon überzeugt, ihm ein wenig zu helfen, sich in den hektischen Straßen von New York zurecht zu finden. Es war zwar nicht so, dass Heiji hier nicht schon ein oder zwei mal gewesen war, aber New York war ständig im Wandel. Jedes Mal, wenn man hierher kam, musste man damit rechnen, dass außer den besonderen Gebäuden nichts mehr da war, wo es hingehörte. Außerdem brauchte Heiji ein paar Informationen, die er nur von jemandem bekommen konnte, der auch auf die Columbia University ging. Zudem hielt er den Zeitpunkt, jetzt wo Shinichi und Shiho nicht bei ihnen waren, für günstig, auch ein paar Fragen bezüglich der Wissenschaftlerin zu stellen.
 

Zuvor mussten Heiji und Claire sich allerdings erst einmal durch eine Menschenmasse drängen, die ihnen auf den überbevölkerten Straßen von New York entgegen kam. Endlich in eine Straße eingebogen, in der alles etwas ruhiger zuging, konnte sich selbst Claire, die dieses hektische Gedränge schon gewohnt war, ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen.
 

„Also, wobei soll ich dir nun helfen?“, wendete sie sich dann an den schönen Detektiv und warf ihre polangen schwarzen Haare mit einer eleganten Handbewegung nach hinten.

„Zuerst einmal dabei, die Polizeistation zu finden.“ Von seinem letzten Besuch hier hatte Heiji den Standort der hiesigen Polizei zwar noch in Erinnerung, aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass diese mittlerweile umgezogen war.

„Na, wenn es weiter nichts ist“, lächelte Claire mit ihren dünnen blassrosa Lippen und steuerte sofort einen der Wege an, auf denen die Menschen hastig zu ihren Arbeitsplätzen stürmten.

Der Detektiv folgte ihr. „Sag mal, wie lange kennst du Shiho eigentlich schon?“ , fragte er schließlich, nachdem er und die Schwarzhaarige sich an einer dicken Frau vorbei gequetscht hatten, die ihnen immer noch nachschimpfte, von den beiden aber gekonnt ignoriert wurde.

Claire blickte Heiji mit ihren nussbraunen Augen einen Moment verwundert an. „Seit etwa vier Jahren. Wieso?“ Eigentlich hatte sie ja angenommen, dass Shiho ein wenig über sie erzählt hatte, während sie in Japan gewesen war, immerhin waren sie beide sehr enge Freunde. Andererseits musste man ihr wohl zugute halten, dass sie in den letzten Monaten sicherlich andere Probleme gehabt hatte, als von ihrer langweiligen amerikanischen Freundin zu erzählen.

„Ach, nur so“, winkte Heiji ab, während sie beide darauf warteten, eine Straße zu überqueren, die so befahren war, dass der Detektiv nur froh sein konnte, dass es hier eine Fußgängerampel gab. „Es wundert mich nur, dass du so bedenkenlos mit einer solchen Person zusammen lebst und dass deine Eltern auch noch für sie die Miete bezahlen.“ Heiji hätte jedenfalls nicht gewollt, dass sein Sohn mit jemandem zusammen lebt, der einmal in einer solchen Verbrecherorganisation wie der BO gearbeitet hatte und daher an der Stelle von Claires Eltern eher versucht, ihre Tochter so schnell wie möglich von dieser Person weg zu bekommen, anstatt sie praktisch auch noch dazu einzuladen, bei ihr zu wohnen.

„Na ja... dafür gibt es viele Gründe.“ Die Schwarzhaarige schlug die Augen nieder und sofort wurden die Falten unter ihren Augen deutlicher, die davon zeugten, dass sie viele Nächte damit verbracht hatte, nachts in ihr Kissen zu weinen, anstatt sich auszuschlafen. „Du musst wissen, ich bin keine einfache Person. Die meisten Menschen meiden mich...“ Die junge Frau wusste eigentlich gar nicht genau wieso. Eigentlich war sie immer nett zu allen und wie Quasimodo sah sie auch nicht aus, im Gegenteil, eigentlich war sie sogar recht hübsch, nicht so wie ein Model und auch nicht ganz so hübsch wie Shiho, dafür war ihr Körper zu unförmig, aber trotzdem nicht abschreckend hässlich. „Jedenfalls...“ Claire öffnete die Augen wieder und sah Heiji an. „ist Shiho eine der wenigen Menschen in dieser Uni gewesen, die nett zu mir waren und zwar von Anfang an. Wenn ich alleine in der Mensa saß, hat sie sich zu mir gesetzt und wenn ich in der Uni bei einer Hausarbeit Hilfe brauchte, dann war sie sofort zur Stelle. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie auch eher eine Einzelgängerin und Außenseiterin ist, aber wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden.“

„Und das hat dich und deine Eltern dazu gebracht, ihr zu vertrauen?“, fragte Heiji mit einer hochgezogenen Augenbraue, während sie beide mittlerweile die Straße überquert hatten und nun auf einem etwas ruhigerem Bürgersteig angekommen waren.

„Hast du noch niemals einen Fehler gemacht?“, erkundigte sich die Braunäugige interessiert. „Natürlich war es zuerst ein Schock für mich und meine Eltern, als ihnen Shiho erzählte, dass sie vor einigen Jahren noch Teil einer Verbrecherorganisation war, aber nachdem wir die Umstände kannten...“

„Welche Umstände denn?“ Es war ja, soweit der dunkelhäutige Detektiv wusste, nicht so gewesen, dass man sie zu ihren Taten gezwungen hatte. Sie war all die Jahre freiwillig bei der BO gewesen und hatte das Gift entwickelt, dass letzten Endes Shinichi und sie selbst in kleine Kinder verwandelt hatte.

„Shiho ist nicht einfach der Organisation beigetreten, weil sie ein böser Mensch war, sondern sie ist von den Leuten dieser Organisation aufgezogen worden, nachdem ihre Eltern, die ebenfalls Teil dieser Organisation waren, bei einem vermeintlichen Unfall ums Leben gekommen sind. Sie wurde sozusagen in diese Organisation hinein geboren, sie hatte doch überhaupt keine Wahl, vor allem nicht, wenn man bedenkt, wie ihre Schwester endete, als sie die Organisation verlassen wollte.“ An Claires Augen konnte man erkennen, dass sie absolut davon überzeugt war, dass die Wissenschaftlerin im Grunde keinerlei Schuld daran traf, dass sie Teil dieser Mörderbande gewesen war. „Außerdem sind meine Eltern und ich der Meinung, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat und wie man sieht, nutzt Shiho ihre zweite Chance sehr gut. Immerhin hat sie geholfen, diesen Verbrechern den Gar aus zu machen und nun ist sie eine Bürgerin wie jede andere auch. Sie studiert und möchte einmal Kindern etwas für ihre Zukunft lehren. Sie besitzt keine Waffe mehr, nimmt keine Drogen, stiehlt nicht, wird niemals handgreiflich... und außerdem steht sie nicht nur zu ihren Fehlern, sie ist auch bereit die Konsequenzen zu tragen und für ihre Fehler zu bezahlen, sogar mit ihrem Leben, wenn es sein müsste.“

„Ja, aber...“ Aber trotzdem konnte man doch nie sicher sein, dass sich hinter der Rotbraunhaarigen nicht doch eine Mörderin verbarg.

„Nein, kein aber!“, unterbrach Claire den Detektiv sofort, während die beiden, zu Heijis Verwunderung, ein Café ansteuerten. „Meine Eltern und ich kennen Shiho mittlerweile sehr gut und wir zweifeln nicht daran, dass es die richtige Entscheidung war, sie zu unterstützen und in unsere Familie auf zu nehmen.“

„In eure Familie aufzunehmen?“ Was sollte das denn jetzt bedeuten? Sie hatten sie ja wohl kaum adoptiert, oder?

„Natürlich, für meine Eltern ist Shiho längst wie eine zweite Tochter und für mich ist sie auch zu einer Art große Schwester geworden.“ Auch wenn der Altersunterschied zwischen ihnen eigentlich nicht so groß war. „Du musst wissen, das Appartement gehört eigentlich mir. Aber ich habe mich einsam gefühlt in dieser riesigen Wohnung und die Zimmer, die als Gästezimmer gedacht waren, wurden ja nie benutzt, weil ich keine Freunde hatte, die mich besuchen wollten, bis auf Shiho, die bis dahin auf dem Campus lebte. Ich fragte sie, ob sie bei mir wohnen wollte und meine Eltern, ob sie es erlauben würden. Shiho hat von Anfang an gesagt, dass sie nicht einmal die Hälfte der Miete aufbringen könnte, aber meine Eltern haben mir zuliebe entschlossen, die Miete weiterhin alleine zu zahlen, weil sie so froh und dankbar waren, dass ich eine Freundin gefunden hatte. Außerdem übernimmt Shiho dafür ja andere Rechnungen. Die Telefonrechnung zum Beispiel und sie bezahlt auch immer unsere Einkäufe. Außerdem geht sie meinen Eltern immer zur Hand, wenn mal irgendetwas ansteht. Es ist also nicht so, dass Shiho gar nichts dafür tut, dass sie in diesem tollen Appartement leben darf. Obwohl weder ich noch meine Eltern das von ihr verlangen würden.“ Claire lächelte. „Und auch das zeigt uns doch nur, dass sie ein guter Mensch ist, dem man vertrauen kann.“

„Na ja, wenn ihr das so seht...“ Heiji konnte diese Gedankengänge trotzdem nicht so recht nachvollziehen. Andererseits musste man ja sagen, wenn jemand wie Shinichi, der durch ihr Gift und die Organisation in der sie war, so viel erleiden musste, ihr blind vertrauen konnte, sollte wohl auch jeder andere dazu fähig sein.
 

„Wir sind da!“, verkündete Claire schließlich und deutete mit den Augen auf das Café, vor dem sie standen.

„Was? Das hier ist das Polizeipräsidium?“, fragte Heiji die etwas klein geratene junge Frau irritiert und erhielt ein Kichern als Antwort.

„Nein, natürlich nicht. Aber der, den du suchst, ist hier.“

Der Blick des Detektivs wurde immer verdutzter „Wen suche ich denn?“ Hatte er irgendwann mal gesagt, dass er nach einem bestimmten Polizisten suchte? Er konnte sich nicht daran erinnern.

„Den Kommissar, der für den Fall ‚The Wild Rose’ verantwortlich ist.“ Claire öffnete die Tür zu dem Cafe und sofort bekam man zu Gesicht, was man sonst nur aus schlechten Polizeifilmen kannte: ein Duzend Polizisten in Polizeiuniformen saßen an der Theke und mampften Donuts.

„Ich dachte, dass wäre nur ein Klischée...“ Und dazu noch ein äußerst dämliches, immerhin war es doch praktisch unmöglich, dass wirklich alle amerikanischen Polizisten ihre Pausen mit dem Futtern von Donuts verbrachten, nicht zuletzt, weil es doch sicher Leute gab, die diese klebrigen Dinger nicht mochten.

„Jedes Klischée hat seine Berechtigung“, verkündete die Schwarzhaarige schmunzelnd und winkte dem einzigen Mann an der Theke, der keine Polizeiuniform trug und trotzdem irgendwie sofort von jedem als ein Polizist erkannt werden würde, zu. Vermutlich weil auch hier wieder die Klischées das ihrige dazu beitrugen. Mit Schnurrbart und Bierbrauch, aber einem nur allzu freundlichen Gesicht saß dieser Mann an der Theke und erwiderte Claires Winken lächelnd.

Die junge Studentin und der Detektiv traten an den Polizisten heran. „Hallo Claire, wir haben uns lange nicht mehr gesehen, magst du einen Donut?“, fragte dieser auch sofort und deutete der Bedienung schon, dass sie einen weiteren der kalorienhaltigen Dinger bringen sollte.

Obwohl die Schwarzhaarige nicht genickt hatte, nahm sie den Donut dankbar an und biss genüsslich hinein, so dass Heiji in etwa eine Vorstellung davon hatte, wieso diese eigentlich recht schlanke Frau so breite Hüften hatte. Aber das war ja nun nicht das Thema, also räusperte er sich und sprach dann den Polizisten an. „Guten Tag, ich bin Heiji Hatori, ein Detektiv aus Japan. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen zu ihrem Fall ‚The Wild Rose’ stellen.“ Warum um den heißen Brei reden? Immerhin drängte die Zeit, man wusste schließlich nie, wann dieser Killer erneut zuschlagen würde. Außerdem, umso schneller dieser Fall beendet war, desto schneller könnte Heiji Shinichi bei seinem BO Problem helfen...
 

~*~
 

„Nichts!“ Shinichi knallte wütend die Zeitung auf den Tisch, nachdem er festgestellt hatte, dass ihr Inhalt ihm keinerlei Anhaltspunkte auf die BO lieferte. Er war sich so sicher gewesen, dass er hier in Amerika schneller fündig werden würde als in Japan, weil die Männer in schwarz ja hier irgendwo ihre Basis hatten und daher natürlich hier viel aktiver sein müssten als in seiner Heimat, aber Fehlanzeige. Auch die Zeitungen der letzten drei Tage, die Claire hier noch irgendwo rumliegen hatte, hatten ihn nicht weiter gebracht. Er stand im Grunde wieder ganz am Anfang. Er wusste, wonach er suchte, aber noch nicht, wo genau er danach suchen sollte. Er konnte ja schließlich auch nicht blind durch New York laufen und einfach auf sein Glück hoffen.

„Ich hab dir gleich gesagt, dass du zu unorganisiert an die Sache ran gehst“, ertönte plötzlich die Stimme von Shiho, die soeben erst wieder die Wohnung betreten hatte, nachdem sie schon ganz früh am Morgen zur Uni gegangen war.

„Wo bist du denn gewesen?“, erkundigte sich Shinichi interessiert, während er einen Schluck aus der Kaffeetasse nahm, die vor ihm auf dem Tisch stand und nur knapp dem Angriff der Zeitung entgangen war.

„In der Uni“, kam sofort die Antwort von der Wissenschaftlerin, die ihre Tasche erst einmal auf der Couch ablegte. „Ich muss ja jetzt schließlich zusehen, dass ich alles nachholen kann, was ich verpasst habe. Ein Glück, dass Cedrik dafür gesorgt hat, dass ich die Aufzeichnungen meiner Mitstudenten bekomme.“

„Cedrik?“ War das nicht der Vorname dieses Playboydozenten gewesen? „Duzt du deinen Lehrer jetzt etwa schon?“

„Er hat es mir angeboten.“ So wie sie das sagte, klang das so, als wäre es das normalste auf der Welt. „Und ich konnte ja schlecht ablehnen, nachdem er immer so nett zu mir ist.“ Ohne ihn hätten ihre Mitschüler ihr vermutlich keine Unterlagen gegeben, denn Shiho war unter ihren Mitstudenten nicht sonderlich beliebt. Die meisten von ihnen hatten vermutlich sogar gehofft, dass sie nie mehr aus Japan zurück kommen würde.

„Findest du es nicht etwas seltsam, dass er nur zu dir so nett ist? Claire schien er gestern jedenfalls total ignoriert zu haben.“ Er hatte sie ja nicht einmal begrüßt, und das, wo sie die ganze Zeit direkt vor ihm gestanden hatte.

„Das war sicher nur ein Versehen. Er hatte er sicherlich eilig, immerhin ist sehr beschäftigt.“

Shinichis Augenbraue schoss nach oben. „Du meinst damit, seine Lieblingsstudentinnen Zuhause zu besuchen?“

„Fang nicht schon wieder damit an!“ Sie hatten das gestern Abend schon kurz ausdiskutiert, natürlich ohne auf ein Ergebnis gekommen zu sein, denn in dem Punkt hatte keiner von ihnen vor, nachzugeben. Shihos Meinung nach war ihr Dozent einfach nur bemüht um seine Schüler und zwar um alle, aber Shinichi war der festen Überzeugung, dass der Mann nur hinter seinen hübschen Studentinnen her war. Dadurch, dass er Claire ignoriert hatte, deren Proportionen nicht so schön gleichmäßig verteilt waren wie bei der Rotbraunhaarigen, schien er sich in seiner Meinung auch noch bestätigt zu fühlen.

„Aber es ist doch die Wahrheit! Wie viele eurer Dozenten besuchen ihre Studenten Zuhause?“ Sicherlich niemand außer dieser elende Schleimer. „Außerdem scheint mir der Typ verdächtig.“

Nun war es Shihos Augenbraue, die nach oben Schoss. „Nur, weil er seine Studenten Zuhause besucht?“

„Nein! Weil er ganz einfach verdächtig auf mich wirkt.“ Und das mochte schon etwas heißen, denn grundlos verdächtigte Shinichi eigentlich niemanden.

„Du spinnst!“, meinte Shiho nur, entschlossen das Thema zu beenden. Sie kramte in ihrer Tasche und legte Shinichi dann ein Formular auf den Tisch.

Der Detektiv warf nur einen kurzen Blick auf das Formular, während er seinen Kaffee schlürfte und verschluckte sich dann an selbigem. „Was soll ich denn damit?“, fragte er, nachdem sein Hustenanfall vorbei war.

„Nicht nur du, für deinen übermäßig euphorischen Freund und mich habe ich auch einen mitgebracht.“

„Aber...“

„Kein aber, Kudo!“ Shiho stemmte die Hände in die Hüften. „Wir haben es hier mit der BO zu tun, wir müssen uns im Notfall verteidigen können.“

„Aber früher haben wir auch keine Waffen dafür gebraucht.“ Überhaupt hatte Shinichi irgendwie nicht viel mit Waffen am Hut. Er löste seine Fälle lieber mit seinem Genie.

„Früher konnten wir uns ja auch hinter unseren unschuldigen Kinderkörpern verstecken.“ Und außerdem konnte man nicht sagen, dass sie völlig wehrlos gewesen waren. Immerhin hatten sie ja die Erfindungen des Professors gehabt, die vor allem dem Detektiv in gefährlichen Situationen oft geholfen haben. Sie bezweifelte allerdings, dass es heute noch ausreichen würde, alte Dosen durch die Gegend zu kicken, zumal Shinichi nun ja wieder normale Schuhe trug und daher auch wieder die Schusskraft eines normalen Erwachsenen hatte, der ab und an mal Fußball spielte.

„Mir ist egal was du sagst, ich werde sicherlich keine Waffe in die Hand nehmen.“ Der Witwer schob das Dokument weit von sich und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

Innerlich fluchend warf die Wissenschaftlerin die Hände in die Luft und wendete sich dann der Kaffeemaschine zu. „Mach doch, was du willst.“
 

Es war eine Weile still, schließlich, nachdem Shinichi sich das Formular einmal genauer durchgelesen und Shiho sich eine Tasse kräftigen schwarzen Kaffee geholt und sich zu ihrem einstigen Leidensgenossen an den Tisch gesetzt hatte, begann sie wieder zu sprechen.
 

„Wo ist eigentlich Claire?“ Soweit die Rotbraunhaarige das wusste, hatte Claire heute Morgen keine Kurse und trotz des vielen Geldes, das sie hatte, war sie auch nicht der Typ, der oft shoppen ging, schon gar nicht ohne sie.

„Sie ist mit Heiji unterwegs.“ Wobei sie eigentlich nicht so ausgesehen hatte, als wäre sie begeistert davon, irgendwie an der Lösung dieses Falles beteiligt zu sein. Trotzdem war sie fast protestlos mit Heiji mitgegangen. Was sie wohl dazu bewegt hatte?

„Aber doch hoffentlich nicht, um diesen Fall zu lösen, oder?“

„Doch...“

„Sag mal spinnt der?!“ Shiho war aufgesprungen und sah den etwas verdutzten Shinichi wütend an. „Wie viele Leute wollt ihr denn noch in diese Sache mit rein ziehen?“

„Ich denke nicht, dass Heiji sie irgendwo mit hinein ziehen will, aber sie kennt sich nun einmal in New York aus und so wie ich das mitbekommen habe, kanntet ihr ja auch zwei der Opfer, oder nicht?“, fragte Shinichi etwas defensiv.

„Na und?!“ Konnte er denn nicht verstehen, wie gefährlich das für Claire war? Immerhin hatte sie doch keine Ahnung. Sie würde der BO ohne nachzudenken in die Falle laufen, weil sie gar nicht mit einer Falle rechnen würde. Sie war sich vermutlich noch nicht einmal der Gefahr bewusst, in die sie sich damit brachte, dass sie Heiji zur Hand ging. „Ist das ein Grund, sie mit in diese Sache rein zu ziehen, obwohl sie damit gar nichts zu tun hat? Mein Gott, Kudo! Die BO ist hinter uns her! Sie könnten hinter jeder Ecke lauern und du hast selbst gesagt, dass sie vielleicht sogar an diesem Fall beteiligt sind. Wie könnt ihr Claire da mit hinein ziehen?“

Shinichi sah seine Freundin mit ernster Miene an. „Aber du hast sie doch schon lange mit rein gezogen!“, warf er ihr dann vor, ohne das aber böse zu meinen. „Oder denkst du, die BO glaubt im Ernst, dass die Frau, mit der du dir eine Wohnung teilst, keine Gefahr für sie ist? Du könntest ihr ja sonst was gesagt haben. Sie steht so oder so in der Schusslinie der Männer in schwarz und gerade weil sie sich dessen gar nicht bewusst sein wird, ist es besser, wenn sie in unserer Nähe bleibt, wir können sie wenigstens beschützen.“

„Wie denn, ohne Waffen?“ Shiho war plötzlich schlecht. Der Gedanke, dass Claire nun so tief in der Sache drin steckte, machte sie schier wahnsinnig. Sie wollte nicht, dass jemand ihretwegen in Gefahr geriet, vor allem wenn es jemand war, den sie mochte. „Ach, das ist alles nur meine Schuld!“, fluchte die Wissenschaftlerin verzweifelt und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Wäre ich damals doch nur gestorben, anstatt zu schrumpfen...“ Dann wäre vielen Menschen, viel Ärger erspart geblieben.

„Fängst du schon wieder damit an?“ Diese Einstellung ging ihm langsam aber sicher auf die Nerven, so sehr, dass er es nicht verhindern konnte, dass er etwas gereizt klang.

„Aber es ist doch die Wahrheit! Ich bringe allen Menschen in meiner Umgebung nur Unglück. Meine bloße Anwesenheit bringt Leute in Gefahr, die mir eigentlich wichtig sind.“ Derweil wollte sie doch einfach nur ein normales Leben führen. Freunde haben und all diese Dinge, mehr nicht.

„Aber doch nicht mit Absicht!“ Jedenfalls schien sie sich bis eben gar nicht bewusst gewesen zu sein, dass sie Claire mit ihrer Freundschaft in Gefahr gebracht hatte.

Shiho schüttelte seufzend den Kopf. „Vielleicht sollte ich endlich mal den Mut aufbringen, meinem Leben ein Ende zu setzen, dann...“ Bevor Shiho hatte zuende sprechen können, hatte sie eine heftige Ohrfeige von Shinichi erhalten, der sie nun wütend anschaute.

„Und was würde dir das bringen, wenn du stirbst, hm?“, wollte er dann wissen, während Shiho sich völlig fassungslos ihre schmerzende Wange hielt.

„Es würde die Menschen retten, die mir etwas bedeuten. Außerdem braucht mich doch ohnehin keiner, ich bin nur unnutzer Ballast.“

„Das ist nicht wahr und das weißt du auch!“ Eine Mischung zwischen Erschöpfung und Wut brachte Shinichi dazu, seine Schultern hängen zu lassen. Wieso war es nur so schwer, diese Frau davon zu überzeugen, dass auch ihr Leben einen Sinn hatte? Wieso wollte sie dieses Geschenk, diese zweite Chance, die sie bekommen hatte, als sie durch das Gift nicht gestorben, sondern geschrumpft war, nicht annehmen? Warum konnte sie nicht begreifen, dass es auch viele Menschen gab, die froh waren, dass sie existierte? Man musste sich doch nur mal Claire anschauen, wenn sie über Shiho sprach, so als wäre sie ihre Lebensretterin und der liebste Mensch, den sie kannte.

„Ach ja? Dann nenne mir doch nur mal einen Menschen, der von meiner Existenz profitiert!“ Er würde sicherlich suchen, bis er schwarz wurde, denn Shihos Meinung nach brachte sie allen Menschen nur Leid, es war immer so gewesen. Schon als Kind. Immerhin hätte ihre Schwester die Organisation vielleicht früher und ohne derartige Folgeschäden verlassen können, wenn sie nicht auf sie hätte Rücksicht nehmen müssen.

Aber Shiho täuschte sich. Shinichi schossen sofort ein Duzend Namen durch den Kopf und einer davon, vermutlich der, der am meisten von ihrer Existenz profitierte, war sein eigener und so musste er auch nicht lange überlegen, bis er antwortete: „Ich!“

„W-Was?“ Sie musste sich verhört haben. „Aber du...“ ‚Du hast so viel meinetwegen durchmachen müssen’ hatte sie sagen wollen, doch Shinichi unterbrach sie.

„Ich glaube, du hast keine Ahnung, was du die letzten Monate alles für mich getan hast! Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, mein Leben hätte seinen Sinn verloren und jeder Kampf wäre zwecklos, hast du mir wieder Kraft und Mut gegeben. Und ohne dich wäre ich jetzt vermutlich ohnehin schon nicht mehr am Leben.“ Er sah sie mit absolut überzeugter Miene an. „Ganz gleich was du sagst oder denkst, ich weiß, dass ich froh bin, dass du Teil meines Lebens bist und ebenso weiß ich, dass es noch einige andere Menschen gibt, die das ebenso sehen, angefangen bei dem Professor und Claire.“
 

Wieder brach ein reges Schweigen zwischen den beiden aus. Keiner von ihnen wusste, was er noch sagen sollte. Vermutlich gab es gar nichts mehr zu sagen. Die wichtigsten Worte waren gefallen. Dennoch erschien Shiho die Stille furchtbar unangenehm. Gerade als sie etwas sagen wollte, klingelte plötzlich Shinichis Handy.
 

Mit müder Stimme nahm er den Anruf entgegen. „Ja?“

„Kudo?“ Es war Heiji. „Wir haben wichtige Neuigkeiten. Du solltest herkommen.“

„Wieso kommt ihr nicht einfach nach Hause?“ Irgendwie war es seltsam, dass so zu sagen, immerhin waren sie ja nicht wirklich Zuhause. Aber Shinichi fühlte sich gerade nicht im Stande, nach einer passenderen Umschreibung zu suchen.

„Weil hier jemand ist, mit dem du dringend reden solltest.“

„Wer denn?“

„Deine Freundin vom FBI. Sie hält es für besser, wenn sie nicht mit in Claires Wohnung kommt, sie befürchtet, dass sie sonst jemanden auf deine Spur bringen könnte“, erklärte Heiji und flüsterte leicht.

Aber war es nicht noch auffälliger, wenn sie sich irgendwo auf der Straße trafen?, fragte sich Shinichi innerlich. Andererseits war Jodi die Expertin und er hatte auch keine große Lust auf irgendwelche Diskussionen. „Okay, wo seid ihr denn?“

„In einem Café in der Nähe der Polizeiwache. Deine Freundin weiß, wo es ist, sie sollte dich am besten hinführen“, schlug Heiji vor.

Shinichi warf einen unauffälligen Seitenblick auf Shiho, die einwenig benommen wirkte. „Das ist ungünstig, kannst du mir den Weg nicht einfach beschreiben? Oder mir die Straße sagen? Dann ruf ich mir ein Taxi.“

„So ein Unsinn! Sag Shiho einfach, dass sie dich herführen soll, außerdem will Jodi ohnehin, dass du sie mitbringst. Also, beeilt euch!“ Damit legte Heiji einfach auf.
 

Die Schultern des hellhäutigeren Detektivs sanken ein weiteres Stück nach unten. Das war offenbar nicht sein Tag. „Ai, ich muss dich um einen Gefallen bitten“, wendete er sich schließlich an die Wissenschaftlerin, die ihn mit großen Augen ansah. Nicht etwa, weil er sie angesprochen oder um einen Gefallen gebeten hatte, sondern weil er sie wieder Ai genannt hatte. Das hatte er seit Wochen nicht mehr getan. Aber das erklärte zumindest, warum es so unglaublich gut tat...
 

~~~
 

Heute habe ich gleich 2 große Dankeschön zu verteilen.

Eines geht natürlich wieder an alle, die so lieb sind und mir einen Kommentar dalassen und dabei auch nicht vor konstruktiver Kritik zurück schrecken.

Das andere geht an MichiruKaiou die von nun an als Betaleserin für diese Story herhalten muss bzw. will und das Lesen der Story damit hoffentlich erleichtert.
 

Ansonsten sei wohl noch zu sagen: Der Anfang mit Heiji und Claire war nötig um einige Fragen zu beantworten, die so manchen Leser offenbar beschäftigt haben. Wenn noch weitere Fragen aufkommen, traut euch nur zu Fragen! Wenn etwas unklar ist, dann muss es geklärt werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Rye
2009-08-07T16:21:14+00:00 07.08.2009 18:21
Hat mir ganz gut gefallen, bis auf diese Passage hier:

*Shiho schüttelte seufzend den Kopf. „Vielleicht sollte ich endlich mal den Mut aufbringen, meinem Leben ein Ende zu setzen, dann...“ Bevor Shiho hatte zuende sprechen können, hatte sie eine heftige Ohrfeige von Shinichi erhalten, der sie nun wütend anschaute.*

Das ist viel zu drastisch und außerdem weiß Shiho, dass das was sie da sagt völlig falsch ist, außerdme weiß sie auch, dass das nix mit Mut zu tun hat.
Etwas Entschärfung hier wäre gut. Es etwa durch etwas leichter verdaubares ersetzen, wie etwa dass sie dran schuld sei oder nur alle in Gefahr bringt und dass sie nicht mit Claire hätte Freundschaft schließen sollen oder so, würde besser reinpassen.
Shinichis Widerspruch war treffend und gut.

Ansonsten erscheint mir der Cedrik auch verdächtig und nein, ich bin net eifersüchtig.^g^
Und es freut mich, das Shinichi Shiho wieder Ai nennt, ka warum. XD

Mach weiter so! :D
Von:  Blackshark00
2009-07-13T19:58:04+00:00 13.07.2009 21:58
So,ich habe jetzt endlich auch mal die Zeit gefunden deine FF soweit komplett zu lesen.
Tja, was soll ich dazu groß sagen außer das sie mir sehr gut gefällt.Dein Schreibstil finde ich echt klasse und wie du Hintergründe und Infos rüber bringst ist spitze.Auch die Einzelheiten, die du mit einbaust wie zum Beispiel das Klischée mit den Polizisten,kommen echt gut rüber.
Was mir auch sehr gut gefällt(neben dem Pairing) ist die Tatsache das es nicht so eine FF ist wo das Pairing gleich nach dem 5 Kapitel zusammen kommt,sondern wo zwar die Andeutungen sind,aber es sich halt erst entwickelt.
Was mir nur aufgefallen ist(keine Ahnung ob man das Kritik nennen kann^^) sind die Wiederholungen.Als Beispiel der Satz mit den Augenbrauen, die hochgezogen werden oder das mit den Leidensgenossen kommt schon recht oft vor.Mich stört es nicht wirklich,aber das wäre vielleicht eine Sache wo man was anderes schreiben kann oder es anders umschreiben könnte ;-)
Aber ansonsten kann ich nur sagen:tolle Story und ich hoffe es geht bald weiter^^
Von:  Rukia-sama
2009-07-08T16:22:15+00:00 08.07.2009 18:22
Juppi!!
Er nennt Shiho wieder Ai
Das freut mich :)
...
Ich kann nich mehr, dass is so geil!!
Shiho/Ai mit ner Pistole (z.B) sieht einfach nur G-E-I-L aus
hehe
*sich das grade vorstellt*
Tolles Kapitel :P
Von:  MichiruKaiou
2009-07-07T14:59:15+00:00 07.07.2009 16:59
Wie bereits gesagt, hat mir das Kapitel auch wiedeer gut gefallen^^
Du bringst auch wirklich immer sehr gute Thematiken unter!
Das Klischée mit den Polizisten und Donuts fand ich echt genial, der Ausdruck 'Playbaydozent' war echt cool und überhaupt finde ich die Sache mit 'Cedrik' (toller Name übrigens) auch wirklich toll. Ich find's ja voll knuffig, wie Shinichi sich darüber aufregt X3
Und Shiho will buchstäblich die harten Geschütze auffahren, das kam irgendwie unerwartet, aber es doch voll passend, vor allem bezüglich ihrer Einstellung.

Ich fand es auch gut, dass du ein paar Hintergründe aufgeklärt hast. Unter Claire kann sich jetzt wirklich eine Person vorstellen und ich finde es gut, dass man erfahren hat, wie sich Shiho und sie kennengelernt haben^^
Du hast die Infos auch schön flüssig in den Storykontext eingebunden, das hat mir gut gefallen!


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