Zum Inhalt der Seite

Last Leaves Falling

Piccohan / Vegoku
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 1 ≈ Conceived Sorrow

This chapter is dedicated to: Nanni aka “Kofferraumkind” ♥
 

Chapter 1 ≈ Conceived Sorrow
 

Es sei das Beste, hatte sie gesagt.

Son Gohan hatte es nicht verstanden und auch jetzt, eine Woche später, verstand er es noch nicht so recht. Gerade hatten die Sommerferien begonnen und für ihn hatte es im ersten Moment eher den Anschein gemacht, als ob Videl sich aller unnötigen Ballaste entledigen wollte, ehe sie mit ihrem Vater auf Promo-Tour in den Süden ging. Aber das traute er ihr einfach nicht zu. Vielleicht würde sich ja auch alles wieder einrenken, schließlich meinte die schöne Kämpferin, sie müsse noch einmal darüber nachdenken doch insgeheim wusste Son Gohan, dass der Beschluss seiner Freundin schon längst feststand. Wie lange waren sie nun zusammen? Nächste Woche wären es ein Jahr und sechs Monate. Für Son Gohan war es eine schöne Zeit, die wie im Flug vergangen war. Er musste blind und taub gewesen sein, denn erkennen zu müssen, dass Videl begonnen hatte, die Tage zu zählen, die sie mit ihm verbrachte, war ein mehr als schmerzhafter Prozess gewesen.

Er hatte mal geglaubt, mit ihr sein ganzes Leben verbringen zu wollen. Neben der Schule hatte nur noch sie existiert. Und nun war sie fort.

Es war nicht das erste Mal, dass er sie so verlassen gefühlt hatte. Damals, als er vier Jahre alt gewesen war und sein Vater sterben musste, hatte er sich ähnlich gefühlt. Und dann, als er spürte, dass Piccolo sich immer mehr von ihm distanzierte. Als der Namekianer einfach verschwand und ihn mit seiner Videl und seinen überschwänglichen Glücksgefühlen alleine ließ. Ja, es stimmte, oft hatte er in der langen Zeit nicht an seinen alten Mentor gedacht aber in der Anfangszeit hatte er oft wach gelegen und sich gefragt, ob Piccolo denn überhaupt noch an ihn dachte. Ob er ihn vermisste.

Die Bäume waren zwar gewachsen, das Gras in die Höhe geschossen und an einigen Stellen war der kleine See zu Füßen des Wasserfalls, der in einen Fluss mündete, welcher sich quer durch den Wald schlängelte, als versuche er die Bäume zu umgehen, über die Ufer getreten, doch man konnte den Platz gut als jenen identifizieren, auf welchem Son Gohan als Kind gerne mit dem Haiya-Dragon gespielt hatte. Moos war auf einigen Steinen gewachsen, am Grund des Sees waren die Felsen mit schmierigen Algen bedeckt. In der Luft, etwa in mittlerer Höhe des Wasserfalls, schwebte Piccolo im Schneidersitz. Sein Umhang, feucht vom Wasser des spritzenden Wasserfalls, flatterte im Wind. Ein halber Regenbogen wuchs aus der Gischt und verendete am kalten Stein der Felsen.

Der Namekianer hatte die Augen geschlossen. Er wirkte unheimlich konzentriert, seine grüne Stirn war in Falten gelegt, die Arme waren leicht abgewinkelt, die Hände ineinander gefaltet. Beide Daumenspitzen berührten sich leicht. Er bewegte sich nicht, die Fühler unter dem Turban versteckt.

Son Gohan fiel es nicht schwer seinen alten Freund zu finden. Er schien ihn jedoch nicht einmal zu bemerken, als er unmittelbar neben ihm schwebte und der junge Halbsaiyajin überlegte sich, wie er die Aufmerksamkeit des Grünlings auf sich lenken konnte. Sein Herz klopfte schnell. Ewig hatte er Piccolo nicht mehr gesehen, es war eine wahre Freude ihn nur beim monotonen Meditieren zu beobachten. Vorsichtig zupfte er am Saum des wallenden Umhangs, doch auch das half nichts. Ein breites Grinsen machte sich auf Son Gohans Gesicht breit, als ihm einfiel, was seinen alten Lehrmeister damals so auf die Palme gebracht hatte und sogar einmal der Grund dafür gewesen war, dass dieser sich beide Ohren ausgerissen hatte.

Son Gohan holte tief Luft und begann zu pfeifen. Er flötete eine fröhliche Melodie und hoffte, dass Piccolo ihm das nicht zu sehr übel nahm. Langsam verfinsterten sich die Gesichtszüge des Namekianers. Son Gohan konnte vor Grinsen kaum noch pfeifen, doch er fuhr fort, schwebte vor Piccolo hin und her und flötete mit gespitzten Lippen, bis der Namekianer endlich die Augen aufschlug.

„Was soll dieser Lärm?!“, donnerte der Ältere mit finsterer Stimme und weit aufgerissenen Augen. Seine Ohren zuckten. Son Gohan sah seinen alten Freund etwas erschrocken an und hatte beide Hände auf den Mund geschlagen. Dass Piccolo so reagieren würde, hätte er sich ja denken können. „Tut mir Leid…!“, erwiderte der junge Mann schnell, noch immer ein wenig erschrocken. Langsam entspannten sich Piccolos Gesichtszüge wieder. Mit geweiteten Augen und ein wenig verdutzt sah er den verlegen lächelnden Son Gohan vor sich an. Sollte er nach all den Jahren stillschweigend geduldeter Einsamkeit nun etwa doch Halluzinationen bekommen? Er runzelte die Stirn. „Son Gohan…?“

„Genau der, live, in Farbe und Stereo.“, antwortete dieser grinsend und kratzte sich noch immer etwas peinlich berührt am Hinterkopf. „Ich hatte dich nicht stören wollen… Ich kann auch wieder gehen, wenn dir das lieber ist, Piccolo.“

Der Namekianer entspannte sich, reckte seinen Hals hin und her, bis sein Nacken knackte und schwebte langsam auf das Ufer zu. Son Gohan folgte ihm. „Wo du schon mal da bist-“, knurrte Piccolo. „-kannst du auch gleich bleiben. Hatte ja ewig keine Gesellschaft mehr.“ Piccolo wirkte nicht gerade so, als hätte es ihm viel ausgemacht all die Zeit, vergessen von der Welt, sein eigenes kleines Dasein zu fristen. Er war nie jemand gewesen, der gern unter Leute ging. Niemand, der gerne im Mittelpunkt stand. Doch wo er auch hinging zog er alle Blicke auf sich, ob nun beim großen Turnier oder wenn er sich nur dazu herabließ einmal in der Stadt vorbeizuschauen. Eltern nahmen ihre Kinder an die Hand und zerrten sie ins Haus, auf die andere Straßenseite oder hielten ihren Schützlingen die Augen zu. Läden schlossen, wenn er versuchte einzutreten. Das alles musste er sich nicht antun. Zwar war er immer der Meinung gewesen, es kümmere ihn nicht, was die Menschen über ihn dachten, doch ein wenig nahe ging es ihm schon jedes Mal.

Hier war er geschützt vor all den neugierigen und argwöhnischen Blicken, den Kommentaren und Erniedrigungen, die er jedes Mal über sich hatte ergehen lassen. Einigen fiel sogar die Ähnlichkeit mit dem Oberteufel Piccolo auf, was ihm das Leben nicht grade leichter machte. Dies war einer der Gründe, weshalb er Son Gohan nie besuchen gekommen war. Sein ehemaliger Schüler hatte nun ein Mädchen und ein eigenes Leben, in das er nicht reinfunken wollte.

. Sich irgendwo einzumischen entsprach ihm einfach nicht.

„Ich hatte schon Angst, du seiest tot. Hast lang nichts mehr von dir hören lassen.“

Sie hatten sich unter einen Baum gesetzt, beide im Schneidersitz. Durch die Wipfel der Bäume brach ein wenig Licht und fiel mit formloser Silhouette auf die Körper der Beiden. Als Son Gohan sprach, sah Piccolo auf. Der Jüngere reichte ihm eine Flasche Wasser. Piccolo lehnte mit einem verneinenden Kopfschütteln ab. „Noch bin ich nicht tot.“

„Das sehe ich auch.“ Son Gohan lächelte. Piccolo nicht.

„Ich bewege mich immer auf der Freitreppe, die hinaufführt. Bald nach oben, bald unten, bald links, bald rechts. Immer in Bewegung. Aus dem Jäger ist ein Schmetterling geworden. Lach nicht.“

„Ich lache nicht.“ Son Gohan wirkte ein wenig verdutzt.

„Sehr einsichtig.“, erwiderte Piccolo und griff nun doch nach der Flasche Wasser. „Meinst du nicht ‚umsichtig’?“, fragte Son Gohan und öffnete den Picknickkorb, den er mitgebracht hatte. „Nein.“, antwortete Piccolo bestimmt. „Ich weiß doch, was ich sage.“

Sie schwiegen. Es war einer von diesen stillen Momenten, die alles andere als angenehm waren. Eher bedrückend und beklemmend. Beide spürten, dass keiner von beiden etwas sagen und keiner von beiden weiterhin schweigen wollte. Ihre Blicke kreuzten sich nicht. Beide sahen auf den Boden, Son Gohan ein Brötchen in den Händen drehend. Piccolo führte die Flasche zum Mund und trank ein paar Schlückchen Wasser. Als Namekianer brauchte er nichts anderes als dieses, um zu überleben. Namekianer vollzogen Photosynthese, wie Pflanzen. Mit etwas anderem hatte er es jedoch auch noch nie probiert.

Tatsächlich versuchten beide nicht an den jeweils anderen zu denken, um das Unangenehme aus der Stille zu schaffen und ließen ihre Gedanken schweifen, beobachteten die Libellen über dem See und die Wasserläufer. Nun war das Zwitschern der Vögel nah. Son Gohan fiel es unheimlich schwer sich einzugestehen, dass sich einiges verändert hatte. Zwischen ihm und Piccolo. Und er selbst war auch nicht der gleiche geblieben. Er war schon fast erwachsen, hatte gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Als Kind war es ihm so viel leichter gefallen mit Piccolo umzugehen. Er hatte sich in seinen Schoß gelegt und ihn mit Gräsern am Kinn gekitzelt. Damals hatte Piccolo ihm noch so viel beibringen können. Nun dachte er doch wieder an den Namekianer. Er sehnte sich zurück in seine Kindheit, als alle Frauen und jede Verantwortung noch weit in der Ferne lag. Als er ohne Bedenken lachen und spielen konnte. Warum konnte man die Zeit nicht einfach noch mal zurückspulen?

Piccolo hatte die Flasche Wasser wieder zurück in den Picknickkorb gelegt. Als er hinter Son Gohan blickte, entdeckte er dort jedoch nicht nur die lederne Umhängetasche seines alten Schülers, sondern auch eine schwarze Reisetasche mit dem Logo der Capsule Corp., die Son Gohan vor ein paar Jahren von Bulma geschenkt bekommen hatte. Warum war Son Gohan überhaupt gekommen? Wenn sein Sensei ihm bloß gefehlt hätte, dann hätte er auch einfach früher schon einmal vorbeischauen können. Oder zweimal. Oder auch öfter, je nachdem. Piccolo hatte zwar nicht geglaubt, Son Gohan nie wieder zu sehen, jedoch hatte er ihn – wenn auch mehr oder weniger unbewusst – bereits abgeschrieben und hätte nie erwartet, dass dieser nach so langer Zeit grundlos, mir nichts dir nichts bei ihm auftauchte. Piccolo wurde beinahe ein bisschen wütend, als er daran dachte. Natürlich hatte er sich gefreut, dass Son Gohan ihn so unerwartet besuchen kam, aber aus reinster Nächstenliebe war dies bestimmt nicht geschehen. Auch wenn vielleicht niemals eine innige Freundschaft zwischen ihnen bestanden hatte – was er sich in letzter Zeit gerne einzureden versuchte -, so hatten sie sich doch voneinander entfernt. Der Namekianer wand seinen Blick Son Gohan zu. Dieser sah auf den See. Er saß ihm direkt gegenüber. Hätte Son Gohan sich vorgebeugt, so hätte er seinen Atem spüren können. Und doch, gerade jetzt, fühlte er sich ihm so fern wie noch nie.

„Son Gohan.“, begann Piccolo schließlich mit rauer Stimme. Son Gohan wand ihm sein Gesicht zu und endlich trafen sich ihre Blicke. Beinahe hätte sich Son Gohan wieder abgewandt, aber Piccolos Blick hatte etwas an sich, dass er an ihm hängen bleiben musste.

„Warum bist du gekommen?“

Son Gohan legte das Brötchen weg, das er die ganze Zeit über in den Händen gedreht hatte, stellte den Korb bei Seite und rutschte etwas näher an Piccolo heran. „Ich… wir haben uns lang nicht mehr gesehen… Und ich hab dich vermisst…“, antwortete Son Gohan leise und erneut begann sein Herz laut zu pochen. Piccolo konnte man einfach nichts vormachen. Schon sah ihn sein alter Freund ungläubig an und verschränkte die Arme vor der Brust. Son Gohan sah sich etwas Hilfe suchend um. Dann seufzte er resignierend. „Also… Eigentlich meinte Papa, ich solle wieder mehr trainieren und er wollte dich bitten… dass du mich dabei ein wenig unterstützt. Und außerdem… will sich Videl von mir treffen und ich wollte einfach erst mal irgendwohin, wo ich keine Standpauke bekomme.“

„Dann bist du hier aber falsch.“

„Es tut mir Leid.“, sagte Son Gohan schnell. „Ja, es ist vielleicht nicht ganz uneigennützig, dass ich hier bin, aber ich wollte dich auch wieder sehen…! Ich weiß ja selbst nicht wie das alles so schnell umschlagen konnte, an einem Tag sind wir noch Freunde und am nächsten Tag bist du plötzlich weg!“ Son Gohan sah verzweifelt aus. Er blickte entschuldigend, biss sich auf die Unterlippe und versuchte seine geballten Fäuste wieder zu entspannen, hoffend, dass Piccolo ihn wenigstens ein bisschen verstand. Dieser jedoch sah wieder auf den See und schien sich mit einer weiteren Runde des Schweigens anzufreunden. Son Gohan seufzte leise und ließ sich zurück ins Gras fallen. Das hatte doch alles keinen Sinn…

Er sah der Sonne dabei zu, wie sie über den Himmel wanderte. Dann schloss er die Augen und lauschte dem Gesang der Vögel. War nun etwa schon alles gesagt? Vielleicht sollte er einfach zurück zu seiner Mutter gehen. Schon ein wenig naiv zu glauben, er könne einfach so bei Piccolo auftauchen und alles wäre wieder wie früher.

„Ich hätte vielleicht nicht einfach so sang- und klanglos verschwinden sollen…“, knurrte Piccolo irgendwann. Son Gohan öffnete die Augen. Das klang ja fast wie eine Piccolo-typische Entschuldigung. Der junge Mann richtete seinen Oberkörper auf und sah ernst in das geneigte Gesicht des Namekianers.

„Ich möchte nur ein bisschen bei dir bleiben.“, murmelte er und duckte sich etwas, um Piccolos Blicke zu fangen. „Piccolo… das klingt vielleicht dumm… aber… ich brauch dich jetzt… zumindest ein bisschen… Du brauchst auch gar nichts sagen. Ich werd’ einfach hier liegen und still sein. Das reicht mir schon.“

„Du lügst doch…“, knurrte der Ältere.

- „…Vielleicht ein bisschen.“, antwortete Son Gohan und lächelte verhalten. „Aber vermisst hab ich dich wirklich.“

Den zunehmenden Mond erkennt man daran, dass seine Rundung in dieselbe Richtung zeigt wie die Rundung des altdeutschen „z“, wobei der abnehmende Mond seine Rundung an derselben Seite hat wie das kleine „a“. Diese Nacht jedoch war der Mond vor lauter Schleierwolken kaum zu erkennen. Hie und da brach sein silbergraues Licht durch die poröse Decke und erhellte den Wald für Sekunden. Son Gohans Haut wirkte grau in dem fahlen Licht. Zwar hatte er in seiner Tasche ein Zelt mitgebracht, er hatte sich jedoch dazu entschlossen es seinem alten Freund gleichzutun und unter freiem Himmel zu schlafen. Da all die Stechinsekten, die Mücken und Bremsen bei Piccolo anscheinend nicht das fanden, was sie erwartet hatten, suchten viele die Nähe des jungen Halbsayajins. Dieser verbrachte viel Zeit damit, die Insekten fortzujagen, nicht etwa weil er Angst hatte, sie könnten ihn stechen, sondern weil ihn, wie jeden Mensch dieses helle, nervtötende Summen und Surren der zarten Insektenflügelchen langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb.

Piccolo ignorierte Son Gohans verzweifelte versuche sich das Viehzeug vom Hals zu halten. Seine Augen waren geschlossen, so saß er unter einem Baum, die Arme vor der Brust verschränkt. Dass der See Insekten anlockte, hatte ihn noch nie gestört. Sie sprangen nicht auf ihn an, fanden in seinem Blut wohl nicht das, was es so begehrenswert für sie machte und das Summen ließ sich mit etwas Konzentration leicht überhören.

Im Laufe der Nacht wurden die Insekten Son Gohan immer gleichgültiger. Ein paar Mücken setzten sich auf seine Beine und bohrten ihren Rüssel unter seine Haut. Sollten die sich doch bedienen. Das hieß nur, dass sie dann weiterfliegen und ihn in Ruhe lassen würden.

Irgendwann jedoch wurde es kalt. Die Wolken verzogen sich und das silbrig graue Antlitz des Mondes zeigte sich endlich am Firmament. Die zahlreichen Sterne blickten wie Augen auf sie hinab. Einige flackerten wie eine erlöschende Kerze. Nun sah Piccolo auf. Der halbe Mond war zunehmend und stand wie der Herr des Waldes schützend über den Wipfeln der Bäume. Zwischen den Zweigen waren ab und an die Rufe einiger Nachtvögel zu hören. Alles wirkte so friedlich des Nachts. Sie hatten sich ein wenig von dem Wasserfall entfernt. Sein stetiges Rauschen war in der Ferne zu vernehmen. Als er ein leises Stöhnen vernahm, sah er auf Son Gohan.

Dieser war bereits eingeschlafen, hatte die Beine dicht an seinen Körper gezogen und die Arme darum geschlungen. Er zitterte am ganzen leib und seine Lippen hatte eine leicht bläuliche Farbe angenommen. Der Namekianer stand auf und nahm seinen Umhang ab. Er hockte sich zu seinem Schüler und deckte ihn damit zu, wie ein Vater dessen Sohn vor lauter Müdigkeit auf dem Wohnzimmersofa eingeschlafen war. Mit seiner großen Hand fuhr er dem Jüngeren durch sein rabenschwarzes Haar. Dann stand er auf und ging zwischen den Bäumen hindurch dem Geräusch des Wasserfalls nach.

Der Mond spiegelte sich mit verschwommener Silhouette im klaren Wasser der Bergquelle. Piccolo ging den Fluss hinab. Das Rauschen des Wasserfalls geriet wieder in weite Ferne. Nun vernahm er nur noch seine Schritte, das Plätschern des Wassers durch das steinige Ufer und die vereinzelten Rufe der Eulen. Dort setzte er sich auf einen Stein und sah auf die wie Glas glitzernde und reflektierende Oberfläche.

Es schien, als ob er den Worten vorhin keine weitere Beachtung geschenkt hätte, doch in Wahrheit schnellten seine Gedankten immer wieder zurück an diesen Punkt des Gesprächs. Videl wollte sich von Son Gohan trennen. Piccolo hatte nicht vor, den Jungen dafür zu bedauern. Jegliches Mitleid wäre nichts als pure Heuchelei gewesen und dafür war er sich einfach zu schade. Was er davon halten sollte, wusste er jedoch selber nicht so genau. Son Gohan mochte es nicht bemerkt haben, aber in dem Moment, als er es erwähnt hatte, hatten sich Piccolos Augen geweitet und für einen Augenblick hatte er sein Herz richtig schlagen gespürt. Für einen Moment hatte er einen Hoffnungsschimmer in sich aufglimmen geglaubt doch nun schien jedes Licht wieder in weite Ferne gerückt zu sein. Es war egal, ob sie sich nun einreden wollten, sie könnten zusammen trainieren wie früher, als ob sich nichts verändert hätte. Es würde nicht funktionieren. Alles hatte sich geändert.

Piccolo hatte es gewusst. Sein Leben hatte einen geregelten Lauf übernommen. Es ging ihm nicht schlecht, er war allein, hatte seine Ruhe und versuchte, so wenig Gedanken wie möglich an das Vergangene zu verschwenden doch der Tag war gekommen, vor dem er sich so lange gefürchtet hatte. Son Gohan war gekommen und hatte mit einen Fingerschnipsen Piccolos ganze Welt auf den Kopf gestellt. Der Namekianer schnaubte, griff nach einem Stein und warf diesen ins Wasser.

Alles hatte mit Son Gohan begonnen. Seine Verwandlung zu dem, was er heute war. Schon im zarten Alter von vier Jahren hatte der Junge ihm den Kopf verdreht, ihn zu Taten gebracht, die er sich nicht in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können und mit zunehmendem Alter des Knaben war das alles nur noch schlimmer geworden. Er hatte sein Leben für Son Gohan geopfert. Der Junge war der einzige gewesen, der ihn so akzeptiert hatte, wie er war. Der ihn anlachte und ihm seine so bedingungslose, kindliche Liebe schenkte. Er hatte Piccolo weinen gesehen, er hatte ihn zum Lachen gebracht. Hatte Son Gohan überhaupt auch nur die geringste Ahnung davon, was er ihm damit angetan hatte?

Vermutlich nicht, dachte er und warf einen zweiten Stein ins Wasser. Das einzige, das ich nicht verändert hatte, war die naive und infantile Denkweise seines ehemaligen Schülers, die er ganz offensichtlich von seinem Vater geerbt hatte. Er würde mit Son Goku reden müssen. Weshalb sollte er ihn beim Training unterstützen? Er glaubte nicht, dass Son Gohan, jetzt wo sich seine Freundin verabschiedete, ganz plötzlich das Verlangen nach der Ausbauung und Verbesserung seiner Kampfkünste verspürte und viel würde Piccolo ihm auch nicht mehr beibringen können.

Eingestehen wollte er es sich nicht aber er fürchtete sich ein wenig vor der Konfrontation mit Son Gohan, der seine Welt so schrecklich ins Kippen gebracht hatte. Der Körper des Jungen hatte sich zwar eindeutig verändert, war gewachsen und reifer geworden aber innerlich war er wohl immer noch das gleiche, unschuldige, sündlose Kind, das er damals unter seine Fittiche genommen hatte. Son Gohan war ein Kind, fragil vielleicht nicht physisch aber immer noch ein Kind. Und wenn es nicht anders ging, wenn Piccolo sich nicht weiter vor ihm verstecken oder ihm aus dem Weg gehen konnte, musste er versuchen, nicht mehr daran zu denken. Er musste seine Gefühle, dieses abgrundtiefe Verlangen begraben, zumindest solange, bis Son Gohan sicher vor ihm und seinen Gedanken war.

Ein dritter Stein flog ins Wasser. Vielleicht sollte er seine Augen doch ein wenig ausruhen, ehe er seinen Schüler weckte, sobald die Sonne ihre Strahlen über den Wald schickte. Wenn Son Gohan ein Training wollte, würde er es bekommen und er sollte nicht glauben, dass Piccolo in seiner Strenge nachgelassen hatte und Gnade walten lassen würde. Ein hartes Training forderte Blut und Schweiß und genau das würde er Son Gohan morgen ins Gedächtnis zurückrufen. Vielleicht würde ihn das auch ein wenig ablenken.
 

-to be continued-
 

Nothing has changed,

I’m still the man I used to be.

Sometimes too proud, sometimes too loud,

Sometimes cruel like a child.

So, nothing has changed

And I don’t want it to stay this way.

[by Chamber/asp]



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Teru_Mikami
2013-02-22T17:20:51+00:00 22.02.2013 18:20
Wow diese FF ist echt schön...ich muss zugeben, dass ist die erste Piccohan die ich lese,weil ich es mir bis dato nicht vorstellen konnte und voila du hast mich neugierig gemacht...und jetzt will ichs wissen (*.*)
Von:  Wolfi-sama
2010-08-26T19:50:22+00:00 26.08.2010 21:50
Hallöchen :D

Erstmal: Ich freu mich so, mal wieder eine Piccohan FF gefunden zu haben, die Potential hat! Ich würd mich ja eigentlich gern mal selbst an eine setzen, aber ich habe dafür leider einfach keine Zeit. Umso schöner ist es, wenn ich dann mal so eine hübsche FF finde :D

Als ich gelesen habe, musste ich an der Stelle, wo Piccolo vor dem Wasserfall schwebte, schmunzeln. Ich mein, diese Situation, wie er meditiert ist schon fast ein sinnbild für unseren Lieblingsnamekianer, aber wo die Fühler erwähnt wurden, musste ich ihn mir richtig Super Mario mäßig als Biene vorstellen xD Tut mir leid, aber diese Vorstellung ging mir nicht aus dem Kopf xD
Auch das mit der Photosynthese hat mich an was erinnert... Spongebob, wo er mit Sandy Pflanzen spielen will :P
Aber egal :D

Die Unterhaltung zwischen Gohan und Piccolo war unheimlich niedlich. Besonders am Anfang noch...
Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, dass Piccolo und Gohan einfach ein perfektes Paar sind xD Ich mag die beiden zusammen lieber als Goku und Vegeta oder Trunks und Goten. Die beiden verbindet einfach wirklich was, und wie du auch geschrieben hast, hat sich Piccolo allein wegen Gohan so sehr verändert. Und auch wenn ers nicht zugeben will: In Gohans Gegenwart ist er einfach viel freundlicher, als bei wem anders v_v
Ich kann stolz von mir sagen, dass ich ein Piccolo und Piccohan Fan bin xD
Wahrscheinlich werde ich mich noch durch die nächsten paar Kappis lesen und ich bin wirklich gespannt, was noch so passiert :D
Angefangen hat es nämlich schon mal beeindruckend gut!

Lg
~Wolfi
Von: abgemeldet
2008-08-07T16:42:30+00:00 07.08.2008 18:42
Hallöle. Hm irgendwie kommt mir die Fanfic bekannt vor. Kann es eventuell sein, dass du damals nur einen Teil hochgeladen hattest und nicht mehr weiter geschrieben hast? Weil ich meine mich zu erinnern, dass ich dir damals ein Feedback gegeben hatte und dich bat weiter zu schreiben was du anscheinend wirklich getan hast. Ich bin so froh! Juhu endlich mal eine Fanfic mit Niveau und einer Aussage! Wie lange ich darauf gewartet habe besonders im DBZ Universum! Ich bin gespannt auf die nächsten Teile und noch einen kleinen Kritikansatz: Mach mehr Absätze ;) Das erleichtert das Lesen und man verliert sich nicht so schnell in der Zeile.

Ganz liebe Grüße,
Diva_Mirage
Von: abgemeldet
2008-08-05T08:58:36+00:00 05.08.2008 10:58
Die FF ist suuuuper! Total süß, also Piccolo seinen Umhang auf Gohan gelegt hat ^__^
schreib bitte schnell weiter...

Dragonball-Fan
Von:  Sitar-sama
2008-05-06T13:44:59+00:00 06.05.2008 15:44
Ich bin wirklich begeistert. Nur der Satz mit der Photosynthese hat mich etwas aus der Bahn geworfen. Aber das ist nicht dein Problem. Sehr, sehr schön geschrieben und ich mache mich gleich ans ächste Kapitel. ^^
Von:  AliciaRoseBlack
2008-05-02T14:25:51+00:00 02.05.2008 16:25
Die FF liest sich doch schon mal ganz gut.
Hoffe du schreibst bald weiter.
Bin schon sooooooooooo gespannt wie es weiter geht.

Bye bye,
miruka

Von:  -Gokula-Chan-
2008-05-02T10:45:18+00:00 02.05.2008 12:45
Hi^^
Also bis jetzt gefällt mir die FF^^
Bin gespannt wie's weiter geht ^^
LG -Goku-


Zurück