Zum Inhalt der Seite

Reinkarnation der Engel

1. Teil - Gottes Planet -
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Was nun?

Kapitel 5 - Was nun?
 

Nach meiner Ankunft konnte ich weiterhin getrost zur Schule und den anderen Tätigkeiten der Gottesengel nachgehen. Man bot mir einen Harfenkurs an, aber ich lehnte ab. Irgendwie kam ich mir seltsam vor. Ich blickte mich um, in meinem goldenen Käfig. Sah die Landschaft, so unbekümmert und friedlich. Sah die Gottesengel, so unbekümmert und friedlich. Alles stand still. Alles bewegte sich und war zugleich still. Jetzt, wo ich ein kleines Stück von der Welt ‘draußen’ gesehen hatte, kam mir das Leben hier eintönig vor. Es war sicher schön, auf einem Ball zu tanzen. Oder einen Teil seiner Kraft bei einem Kampftraining unter Beweis zu stellen. Sicherlich war auch die Schule interessant, aber dennoch fehlte mir etwas. Vielleicht ein paar dunklere Farben? Hier, wo alles in Licht getaucht war, alles nur kleine Schatten besaß und von Farben wie blau, weiß und grün dominiert wurde... Ich erinnerte mich an den Schwarzengel mit seiner dunklen Kleidung und der lila-schwarzen Haarfarbe....Und immer wieder verdrängte ich den Gedanken an ihn. Ich wusste, dass ich bald wieder in die Träume von Menschen geschickt werden sollte, aber ich hatte schon seit dem ersten Moment, wo ich wieder in Gottes Reich getreten war, beschlossen niemals wieder zurück nach draußen zu gehen; wenn mir mein Leben lieb wäre...Der Schwarzengel war weder mein Lehrer noch mein Freund, sondern mein Todfeind, der die Aufgabe hatte, mich zu beseitigen. Ja, wahrscheinlich hatte er sich nur mit mir unterhalten, weil er Informationen über Gottes Reich und seine Macht bekommen wollte. Und ich Idiot hatte ihm sogar Welche gegeben....Wütend über mich selbst schlug ich mir mit den Fäusten auf den Kopf. Seine Worte flirrten mir immer und immer wieder im Kopf herum: ‘...Access, Access Time....weltfremd....tut mir Leid, bin sonst nicht so ironisch...’ Sein Lachen, seine bösen Blicke und wieder das Lächeln. Er war ganz anders als diese Gottesengel hier. Komisch. Aber auch irgendwie etwas Besonderes. Ob alle Schwarzengel so waren wie er? Vielleicht...aber auch die Gottesengel unterscheiden sich voneinander. Schon komisch..obwohl wir alle aus Gott entstanden sind, sind wir alle verschieden.....

Ich drehte eine Runde um den See. Cersia hatte ich seit längerem nicht mehr gesehen. Und den anderen männlichen Engel auch nicht. Wohin die beiden wohl verschwunden waren? Ich seufzte und ließ mich am Uferrand nieder, zog die Schuhe aus und ließ meine Füße ins Wasser gleiten. Ein seltsames Gefühl. Das hatte ich zuvor nie ausprobiert....eine kühle Flüssigkeit, die sich rasch um meine Hat schloss. Ich fühlte mich, als hätte man mir noch eine weitere kühlere Haut um die Füße gelegt. Ich schwenkte mit dem Füßen im Wasser umher. Er kribbelte ein wenig, aber es kitzelte nicht. Einfach so schwenkte ich die Füße im Wasser. Schön war das. Aber nach einer Weile wurde mir das langweilig....es verlor völlig den Reiz. Enttäuscht starrte ich auf die Oberfläche des Sees und verfiel abermals meinen Gedanken.
 

Letzendlich hatte ich aber keine Wahl mehr, weil man mich von der Schule aus zwang, nach ‘draußen’ zu gehen. Ich habe so gute Dienste geleistet, also solle ich nochmals gehen, meinte Rillsama. Und keine Angst haben. Wenn die wüssten....aber sie wussten es nicht. Und ich konnte es ihnen unmöglich sagen.....Und so schickten sie mich ein weiteres Mal in die Traumwelt.
 

“Nicht stoßen!!”, wollte ich gerade noch rufen, als mich der Wächter zum spaß schon durch das Portal geschubst hatte. “Aiaiaiai!!”, schrie ich und landete mit einem lauten ‘Flopp’ in einem Blumenmeer. - Schon wieder? War ich denn in den Traum des gleichen Menschen gefallen, der das Gleiche nochmal träumte? Das war noch äußerst ungewöhnlich...

Ich richtete mich auf und blickte mich um. Tatsache. Die tupfengleiche Blumenwiese und ihre Bäume. Seltsam. Nun gut, es soll auch eintönige Menschen geben...warum dann nicht auch eintönige Träume?

Ich schluckte. Mein altes Problem fing wieder an, mich zu beschäftigen: Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass mich der Schwarzengel unter all diesen Menschen und ihren Träumen wiederfand? Eigentlich 1:6.000.000.000 ...oder so.....erleichtert seufzte ich. Wovor hatte ich denn Angst? Nun. Die Frage wurde prompt zwei Sekunden später beantwortet, als eine Hand meine Schulter packte und meinen Körper in Richtung ihres Besitzers drehte. “Fynn!”, rief mir der Schwarzengel Access strahlend entgegen. Oh Backe... “Ähm....hallo, wie....geht’s dir?”, antwortete ich unbeholfen und versuchte mit Hilfe von Gesten die Worte aus mir heraus zu würgen. “Lass die Floskeln. Freut mich, dass du gekommen bist! Mir war schon so langweilig...habe jetzt schon ein paar Mal Dienst gehabt, aber du bist nie da gewesen...” “Äh... ja....ich...kann nicht so oft raus...”, versuchte ich mich herauszuwinden. Schließlich war seine Aussage ja schon eine halbe Bitte, dass ich öfter kommen sollte! Er sprach mit mir, das wären wir schon die besten Freunde und dabei waren wir Erzfeinde! Ich schluckte. Mal wieder.

“Sollen wir uns setzen?”, fragte er höflich. “Nun....” “Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst”, meinte er mit beruhigender Stimme, setzte sich dann aber selbst in den Schneidersitz und blickte mich von unter her an. Seine Augen waren weit geöffnet, kein Hauch von Hass war darin zu sehen. Nein, im Gegenteil..es war eher Wärme...und das bei dieser Farbgebung...Die großen Pupillen, umspielt von einem lila-schattenen Kranz hauchdünner nach außen strebender Linien und schimmernden Lichtern ergab das Bild seiner Augen. Es bestand aus lauter kleinen Details, im Zusammenklang einem Kaleidoskop gleich...eine ganze Weile blickte ihc ihm fasziniert in die Augen. Er wich meinem Blick nicht aus. Mandelförmig schlossen seine mit geschwungenen Wimpern bestückten Lieder ab, über denen locker die dichten Schwarzen Haare zu Strähnen gebündelt herab hingen und leichte Schatten auf die reine Haut warfen. Sein ganzes Erscheinungsbild strahlte Freihait für mich aus - die langen schwarzen Haare waren eigentlich unordentlich zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden worden, derart, dass die Hare vor den Ohren nicht in das Band eingeschlossen wurden, sondern lässig in Strähnen herab hingen. Die Unordnung aber stand ihm, passend zu der lässigen Haltung, die er einnahm. An den Ärmeln seiner Kleider zeichneten sich bereits recht gut ausgeprägte Armmuskeln ab, aber er wirkte dennoch sanftmütig, wie er so seine Hände hielt - die langen Finger leicht geknickt.

“BUUUH!”, rief er mir plötzlich entgegen und stand, noch bevor ich einen Schrei loslassen konnte, direkt vor mir und blickte mir frech in die Augen. Starr vor Schreck blickte ich zurück und stammelte. “Äh....äh...warum hast du...- ?” “Dich erschreckt? Einfach so! Du warst so in Gedanken und da bot es sich eben an.” Er grinste, zwinkerte kurz und sah mich wieder mit diesem weichen Blick an....

“Hör mal”, setzte ich an und er hörte mir wieder mit ernster Miene zu. “Wir sind doch Feinde, oder?” “Formell ja.”, antwortete er mir. Dann ging er ein paar Schritte und drehte sich auf dem Absatz zu mir um. “Aber das ist mir egal. Wenn Gott und Satan ihre Streitereien austragen wollen, sollen sie das machen. Aber ich finde, dass wir uns da keine Gedanken machen müssen. Und solange uns hier niemand sieht, stört es auch keinen. Ich möchte gerne mit dir befreundet sein, Fynn.” “Befreundet?”, wiederholte ich zaghaft. So seltsam es klingen mag, aber ich fand dieses Wort in diesem Moment angebracht ohne aufzuhören mich zu fragen, ob hier nicht einges falsch oder verkehrt war.

“Du kannst ja ein bisschen darüber nachdenken, wenn du möchtest. Aber nicht jetzt. Unsere Zeit ist ja leider begrenzt. Willst du mir nicht etwas über Gottes Reich erzählen?” Meine Warnblinklampen leuchteten auf. “Nein.”, antwortete ich. “Ich darf nicht. Du bist ein Schwarzengel.” “Na gut, dann erzähle ich dir ein bisschen was von meiner Welt, wenn du das hören möchtest.” “Ja - “ brach es leise aus mir heraus und ich brach ab, um nachzudenken. Ist er so leichtsinnig, mir Informationen zu liefern? Oder warum wollte er das erzählen? Auch wenn ich ich wunderte, wollte ich unbedingt seine Welt kenne lernen! Das war unheimlich spannend für mich. Also entschloss ich mich, mich einfach über die Info so freuen und antwortete nochmals: “Ja, gerne.”

Und Access erzählte. Von riesigen Kohlebergen und schweißtreibender Arbeit. Arbeit, Arbeit und Frauen, das war - neben dem Essen - der Alltag eines Schwarzengels. Access “Arbeitsplatz” bestand aus einem Teil eine “Kohlereihe”, der ca. einen Meter mal zwei Meter umfasste. Seine Werkzeuge waren eine Schaufel, ein Pickel und ein Schubkarren. Eine Kohlereihe, das war schlicht und einfach eine Wand in einer Höhle, die durch den Kohleberg gegraben worden war und nun abgebaut werden musste. Pro Kohlereihe waren ca. 50 Schwarzengel beschäftigt; vier Kohlereihen ergaben einen Sektor, der von je einem höher gestellten Schwarzengel beaufsichtigt wurde. Dieser gab dann Tipps zum abbau besonders schwieriger Stücke, besorgte eventuell noch zusätzliches oder neues Werkzeug, um das alte zu ersetzen und gabelte Faulenzer auf. Das Faulenzen wurde hart bestraft: Entweder wurde einem das Essen entzogen oder der sogenannte “Freigang” gestrichen. Der “Freigang”, das war eine Woche im Jahr, in der die weiblichen Schwarzengel schichtweise von ihrem Kochdienst - sie bekochten die Schwarzengel Tag für Tag und besorgten das Essen - befreit wurden und zu den Arbeitern ausschwärmen durften. Den Arbeitern war es, sobald eine der weiblichen Schwarzengel auf sie zukam, erlaubt, die Arbeit niederzulegen oder auch den Arbeitsplatz ganz zu verlassen. In dieser Woche wurden in der Regel mehrere tausend Nachkommen produziert, eine Regel also, mit der sich Satan einiges an Mühe - und war die Erzeugung neuer Schwarzengel - ersparte. Ansonsten blieb den Schwarzengeln an Freizeit nachmittags je eine Stunde und nachts ein Schlaf von acht Stunden.

“Aber das ist doch zerstörend!”, warf ich ein. Zu arbeiten stellte ich mir unglaublich anstrengend vor, denn allein schon den halben Tag (menschlich gerechnet) in der Schule zu sitzen war anstrengend; und arbeiten dann wohl erst recht! Nun, ich kann heute sagen, dass meine Vorstellung von Mühe damals läppisch war, denn die Mühe, die ein Schwarzengel pro Tag verrichtete, war weitaus mehr - nahezu unvorstellbar - aus menschlicher Sicht gesehen. “Aber, wir hatten keine Wahl”, erklärte mir Access. Wer sich weigerte, weiter zu arbeiten, sei er nun erschöpft oder leide unter Sisyphos, wurde er entweder “Abteilungsleiter” oder starb. Um Abteilungsleiter zu werden, benötigte es eine Ausbildung. Und genau diese Ausbildung hatte Access angefangen.

“Dieses eintönige Herumgehacke auf Felsbrocken, das Schaufeln und Wegkarren, das Schmelzen, der Dreck, die Hitze, diese primitiven Gespräche, die stickige Luft, der Lärm....alles....alles macht mich wahnsinnig!”, beschrieb Access, jedes Substantiv erschöpft oder verächtlich betonend und stütz, nachdem er geendet hatte, seine Stirn mit der Hand. “Tag für Tag ein und der selbe Rhythmus...diese angeblich befreienden Tage des “Freigangs”, die in Wirklichkeit nur zur Zeugung von neuem Arbeitsmaterial dienen....die Mehrheit von uns schätzt sich tatsächlich glücklich damit! Ich habe diese Ausbildung angefangen, um dort rauszukommen, auch wenn ich Satan durch meinen Aufstieg meinen Dienst erweise, was mir absolut nicht passt.” “Wieso? Ich verstehe vieles nicht...wofür arbeitet ihr so hart?”, fragte ich etwas verwirrt und runzelte die Stirn. “Na damit der gute Herr Satan Energie bekommt!”, antwortete Access mit einem Tonfall, der mir übertrieben freundlich vorkam. Ironie, das war mir zu diesem Zeitpunkt noch kein Begriff. “Aber Gott hat doch auch Energie und wir müssen keine neue erzeugen!” “Gott! Gott! Der ist ja der Vollkommene! Wegen dem müssen wir doch schuften! Kennst du die Geschichte nicht? Satan ist der böse Teil Gottes, den Gott aus sich verbannt hat, weil er ihm lästig war. Man hätte meinen können, dass dieser Teil dann einfach verschwindet, aber so einfach ist es leider nicht. Denn selbst ein Teil Gottes ist so mächtig, dass er als eigenes Lebewesen existieren kann. Also hat sich daraus ‘Satan’ entwickelt, der nun Komplexe hat und Gott zeigen will, dass er was wert ist! - Ne, war nur’n Witz...Ich kenne Satans Gründe nicht, warum er etwas gegen Gott hat, ....aber warum musste Gott auch diesen bösen Teil aus sich verbannen?! Wenn Gott sich selbst so akzeptiert hätte, wie er ist, hätten wir Schwarengel jetzt nicht so darunter zu leiden! Aber nein, Gott muss ja perfekt sein!” “Nun....”, gab ich klein bei. “Tut mir Leid, dass ich das hier an dir heraus lasse, mich hat das beim Arbeiten immer wieder beschäftigt....” Ich überlegte. So etwas hatte man mir nie über Gott und Satan erzählt. Gut, wir waren ja Gottes Diener, uns etwas Schlechtes über sich zu erzählen hieße ja, sich ins eigene Fleisch zu schneiden - wenn er denn welches hätte.. . “Satan also....”, versuchte ich zu verknüpfen, “als schwächerer Teil Gottes verliert Energie, die erzeugt wird und muss deshalb ständig neue erzeugen?” “Ich gehe mal davon aus, ja.”, stimmte mir Access zu. “Und warum gerade Kohle? Warum erzeugt ihr eure Energie mit Kohle?” “Du fragst mich Sachen! Was ein Kaninchen ist, weißt du nicht, aber welcher Stoff wie viel Energie erzeugt, weißt du?” “Naja....das vielleicht nicht..aber ich weiß eben, dass es auch andere Energiequellen wie Kristalle und so gibt...deshalb...” “Kristalle?” “Ja, manche von uns können Energie in Kristallen bündeln und diese Energie wird dann in dem Stein vervielfacht.” “Ach ja? Praktisch...” Access zuckte kurz mit den Augenbrauen, den Blick zum Boden gewandt, und wiegte mit dem Kopf kurz zur Seite, um schließlich mit seiner Erklärung fortzufahren: “Nun...so viel ich gehört habe, ist Satan in diese Kohleschlucht verbannt worden und somit gezwungen, seine Energie aus Kohle zu holen...aber da bin ich mir nicht sicher. Aber...lass uns lieber von etwas Lustigem sprechen....Wolltest du nicht ein paar Flugstunden bei mir nehmen?”, änderte er spontan das Thema und grinste mich freundlich an. “Und das findest du lustig?”, gab ich schmollend zurück. “Dass du nicht fliegen kannst? Ja, immer noch! Aber das kann man ja ändern. Komm.”, forderte er mich auf, stand auf und streckte mir seine Hand entgegen. Verwundert blickte ich seine Hand an. Mal ganz davon abgesehen, dass er trotz der von harter Arbeit gekennzeichneter Haut sehr schöne Finger besaß - die Geste berührte mich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Elendil_
2008-12-30T17:46:13+00:00 30.12.2008 18:46
*______*
Kyuuuuuu!
Wann geht's weiter? du hast einen echt tollen Erzählstil. Wird nie langweilig und deine Beschreibungsweise für Dinge.... wundervoll!!!


Zurück