Even if it's just for a day
Even if it's just for a day
Dunkelrot versinkt die Sonne hinter den in der Ferne aufragenden Bergen. Es ist Kampflärm zu hören, das Klirren von Metall auf Metall, das Knistern der von Feuer-Jutsus entflammten Sträucher und Bäume, die Explosionen von Kibakusatsus.
Der Mann lehnt an einem Baum auf einer Lichtung nahe den Kämpfenden. Sein Katana liegt neben ihm, eine zerbrochene Anbumaske auf seinem Schoß. Graues, von roten Blutschlieren durchzogenes Haar hängt ihm strähnig ins Gesicht, die für ihn charakteristische dunkle Stoffmaske ist fast seine Nase herab gerutscht. Und auch sonst macht Kakashi Hatake nicht den Eindruck des willensstarken und nicht klein zu kriegenden Shinobi, der er eigentlich ist. Vor allem der tiefe Schnitt, der seinen gesamten linken Arm entlangläuft nimmt ihm einen Großteil seiner normalerweise bedrohlichen Ausstrahlung.
Leise Schritte nähern sich ihm. Ohne seine geschlossenen Augen zu öffnen greift er mit seiner gesunden Hand nach dem Katana, hält es locker fest um es notfalls zur Verteidigung nutzen zu können.
Ein paar Zweige werden zurückgeschoben, dann betritt jemand die Lichtung. Kakashi entspannt sich. Die Chakrasignatur der Person ist ihm nur zu gut bekannt …
„Kakashi“, sagt Rin leise, bringt die letzten Meter zwischen ihnen hinter sich und lässt sich neben ihm auf den Boden fallen. Kakashi öffnet sein rechtes Auge, schaut Rin dabei zu, wie sie die Wunde desinfiziert und dann mit einer Routine, die schon fast erschreckend wirkt eine komplizierte Abfolge von Fingerzeichen formt. Grünes Chakra leuchtet um ihre Hände auf, dann legt sie ihre Hände auf seine Verletzung. Die Anbumaske verdeckt ihr Gesicht, trotzdem kann Kakashi sich den angestrengten Ausdruck, der jetzt darauf liegt gut vorstellen. Unterschwellig nimmt er wahr, dass Rins Hände zittern. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. Es ist immer noch genauso wie damals, als sie sich kennengelernt haben.
Die Schmerzen in seinem Arm lassen nach, genau wie das leichte Schwindelgefühl, welches ihn geplagt hat. Das Leuchten des grünen Chakras verebbt. Rin zieht sich die Maske vom Gesicht, fährt mit der Hand über ihre verschwitzte Stirn. Dann kramt sie eine unbenutzte Mullbinde aus ihrer Tasche. Mit geübten Handgriffen hat sie schnell einen Verband angelegt. Nachdem sie ihn sicher befestigt hat bleiben ihre Finger etwas länger als nötig auf Kakashis Arm liegen.
Kakashis Augenbraue hebt sich leicht, er versucht, Rin in die Augen zu schauen. Für einen kurzen Moment treffen sich ihre Blicke wirklich. Die Verzweiflung und das Verlangen, die Kakashi in den braunen Augen von Rin erkennen kann, versetzen ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz.
So schnell wie der Moment gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorüber. Rin legt ihre Maske wieder an, steht auf und wendet sich von ihm ab.
„Pass auf dich auf“, meint sie, dann ist sie zwischen den Bäumen verschwunden.
Und einmal mehr wünscht Kakashi sich, nur für einen Tag in der Lage zu sein alle seine Masken fallen zu lassen …