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Die Legende von Erfanela

von

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Der Sturm

2. Kapitel.
 

Wasser.

Wasser.

Wasser.

Und Himmel. Gelegentlich eine weiße Wolke.

Kaja war nach war nach weiteren endlosen Stunden, Tagen, Wochen auf der Arcana zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass all das Blau vielleicht später eine negative Auswirkung auf ihre Augen haben könnte. Falls sie dann jemals wieder in ihrer Heimat sein würde, würde man sie sofort ihres Amtes beheben - eine Kaera mit Augenkrankheit war für keinen von Nutzen.

Das Arbeitsangebot für eine Kaera war nicht gerade das größte, insofern würde sie wohl arbeitslos werden. Um nicht zu verhungern, würde sie stehlen müssen, bis man sie eines Tages dabei erwischen und ihr die Hände abschlagen würde, wie das in Nerjila so der Brauch war. Danach könnte sie dann in den Gassen der Haupstadt auf den Tod warten. Vom Königsdiener zum Bettler…eine bemerkenswerte Karriere.
 

Freklop, dessen Laune anscheinend immer besser wurde je länger sie sich auf See befanden (was ihn Kajas Meinung nach nicht sympathischer machte), störte sie in ihren Gedanken. Der Kapitän hatte es sich anscheinend zur Angewohnheit gemacht, Kaja immer in den dunkelsten Stunden stören zu müssen (nicht, dass sie auch mal helle gehabt hätte seit sie auf diesem Schiff war).
 

Lästiger Kerl.
 

"Wie fühlt Ihr Euch, Kaja ?" fragte Kapitän Freklop in seiner schmierigen Stimme. "Jetzt, wo ich Euch sehe, geht es mir deutlich schlechter", gab sie kalt zurück.

Kaja stutze. Hatten sie dieses Gespräch nicht schon einmal geführt ? Sie wusste es nicht mehr. Alles egal und alles blau.
 

“Immer noch keine Neuigkeiten über Selzonath”, seufzte er. Kaja verdrehte die Augen. Wenn das jetzt so jeden Tag ging, würde sie freiwillig von Bord in die rauschenden Wellen unter ihnen springen.

Noch mehr Blau.

“Die Crew wird langsam ungeduldig”, bemerkte er. “Sie wollen irgendwo vor Anker gehen, um wieder ein bisschen unter Leute zu kommen….”

Das erste was Kaja dazu einfiel, war die Idee, einfach zu meutern und dann so schnell wie möglich zurück nach Nerjila zu fahren.

Mit leeren Händen, ohne den Koordinaten von Selzonath und lauter schlecht gelaunten Männern.

Nun gut, vielleicht könnten sie wenigstens Freklop irgendwo auf dem Meer aus Versehen verlieren…damit wäre die Welt besser gemacht.
 

Vermutlich würde das die Königin aber nicht so freuen wie Kaja, weshalb sie versuchte diese attraktiven Gedanken zu verdrängen, was ihr jedoch ziemlich schwer fiel.
 

Als jedoch eine dunkle Wolke die Sonnenstrahlen von ihrem Gesicht stahl, blickte sie erschrocken hoch. Ein bisschen Wasser auf der Haut wäre nach all den heißen Tagen sicherlich erfrischend (obwohl sie von Wasser eigentlich die Nase voll hatte), aber auf dem Meer konnte sich schneller als man dachte ein Sturm daraus entwickeln. Niemand kannte sich auf diesen Gewässern noch aus, Nerjila lag weit hinter ihnen.

Das könnte ein paar Probleme geben, stellte Kaja trocken fest.
 

Na ja, dann müsste sie wenigstens nicht betteln gehen, dachte sie sich, während sie den lauter werdenen Gemurmel der Crew lauschte, die sorgenvoll gen Himmel blickte. Freklop versuchte die Mannschaft zu beruhigen, dass sei nur eine vorüberziehende Wolke, aber die Seemänner mit ihrem strikten Götterglaube fürchteten seit Wochen die Strafe für das Suchen von Selzonath.
 

Kaja seufzte. Einfältiges Pack.
 

Sie blickte erneut in den stetig dunkler werdenen Himmel. Die Arcana schwankte bereits besorgniserregend und gelegentlich schwappte eine der immer größer werdenen Wellen auf das Schiff. Nach guten Aussichten sah es im Moment wahrlich nicht aus und Kaja zweifelte keine Sekunde lang daran, dass Freklop mit der Situation jemals fertig werden würde.
 

“Da ist es also, das Ende”, flüsterte Kaja in den Wind, als die ersten Blitze vom Himmel zuckten und sie sich an die Reling klammern musste, um nicht über Bord zu gehen. Nicht, dass sie Angst gehabt hätte. Die Kaera lebten mit dem Tod im Nacken, und wenn es so weit war, dann war sie bereit.

Dennoch, ein besseren Ort zum Sterben hätte sie schon gefunden, als nun elend zu ertrinken. Schicksal.
 

Als der erste Mann über Bord ging brach auf dem Schiff die Panik aus. Die Männer versuchten die Segel noch einzuholen, bevor der Wind sie zerfetzte (als ob sie sie nach dem Sturm noch brauchen würden, wenn die Arcana irgendwo auf dem Meeresgrund lag), während Freklop versuchte das Steuerrad festzuknoten und weitere Befehle in den Wind brüllte, die niemand verstand.
 

Kaja konnte nichts anderes machen als sitzen uns zusehen, wie die Männer gegen die Naturgewalten um ihr Leben kämpften. Sie hätte gern mitgekämpft, nur um eine Beschäftigung zu haben, während das Meer sie verschluckte, doch sie hätte ihnen wahrscheinlich nur im Weg gestanden. Kaja hasste nichts mehr als Nichtstun und Warten, aber genau dazu hatte man sie verbannt, als sie auf das Schiff geschickt wurde.
 

Der Sturm hatte inzwischen seinen Höhepunkt erreicht. Blitze zuckten und Donner grollte über die Arcana hinweg, die sich noch tapfer über Wasser hielt. Der Regen hatte das Deck rutschig gemacht und die Männer, die es noch nicht geschafft hatten sich irgendwo festzukrallen, schlitterten hin und her. Der Mast des Schiffes stand in Flammen, die, genährt durch den Wind, eine weitere tödliche Gefahr darstellten (obwohl Kaja die Vorstellung, auf dem Meer zu verbrennen, schon für besonders empfand). Anscheinend hatten sich alle Elemente gegen sie verschworen.
 

Ein plötzlicher Warnruf eines Seemannes ließ Kaja über die Reling blicken, direkt auf die größte Welle, die sie jemals gesehen hatte. Die Welle war viel größer als die Arcana - selbst, wenn sie vor ihnen brach statt auf ihnen, würde das Schiff ohne Zweifel von den Wassermassen einfach weggespült werden. Kaja kniff die Augen zusammen und wartete.
 

Das Wasser war unerwartet kalt. Wahrscheinlich würde sie eher erfrieren als ertrinken, dachte sie sich. Als sie wieder an die Oberfläche kam, klammerte sie sich an ein Trümmerteil der Arcana, die unter den Wassermassen zerschellt war. Um sich herum sah sie vereinzelt weitere Männer auftauchen, die die Welle überlebt hatten.
 

Und als wäre diese Welle das letzte Aufbäumen des Sturmes gewesen, war das Meer auf einmal wieder ruhig. Der Wind war versiegt, der starke Regen auf ein kleines Nieseln abgeschwächt. Dennoch - als Kaja sich nach Süden wandte (oder zumindest in die Richtung, von der sie glaubte, dass es Süden war), fragte sie sich, ob das wirklich ein normaler Sturm gewesen war.
 

Vor den Überresten der Arcana ragte ein riesiges Etwas aus dem Wasser, das gerade einen Mark erschütternden Schrei von sich gab. Es hatte Tentakel, deswegen dachte Kaja erst, es sei ein riesiger Krake. Aber das …Ding hatte viele Augenpaare, die hin- und herzuckten, einen Panzer auf dem Körperteil, das Kaja für den Kopf hielt, sowie einen Mund mit ziemlich gefährlich aussehenden Zähnen.
 

Kaja verschwendete keine Zeit damit zu überlegen, was genau da vor ihr im Wasser war, als sie sah, wie das Monster langsam damit begann, sich die Trümmer der Arcana in dem Mund zu schieben. Es gab momentan zwei Möglichkeiten: die Trümmer loslassen und wegschwimmen, um nach zwei Stunden so erschöpft sein, dass man ertrank (wenn man nicht vorher erfror) oder bleiben und hoffen, dass man nicht gefressen wird.
 

Kaja entschied sich für die Flucht. Das kränkte ihren Stolz als Kaera ungemein, aber sie sah keine andere Methode zu überleben. Aber obwohl die See still war kam Kaja nur langsam voran. Die Erschöpfung kam über sie, die Kälte fuhr in ihre müden Glieder und die Dunkelheit drohte sie trotz des grässlichen Krachen von Holz und Knochen hinter ihr zu übermannen.
 

Sie spürte, wie einer der Tentakel ausholte, um sie aus dem Wasser zu fischen. Mit letzter Kraft zog sie ihr Schwert und hieb auf das dunkle Stück Fleisch ein, woraufhin das Monster den Tentakel jaulend zurückzog. Kaja drehte sich um und starrte das Ungetüm an, welches sie nun ins Visir nahm. Sie hatte keine Kraft mehr und blickte stumm dem zweiten Tentakel entgegen, der auf sie zuraste. Der Schlag des Armes traf sie mit voller Kraft, sodass sie ihr Trümmerteil losließ und erst einige Meter weiter wieder ins Wasser viel.
 

Bevor sie in das schwarze Meer fiel, hatte die Dunkelheit sie aber schon übermannt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-07-02T17:35:17+00:00 02.07.2008 19:35
Hey du kannst verdammt gut schreiben und du hast es verdammt gut drauß Situationen und Gefühle rüber zu bringen. 1A Top.

Mir ging zwar die "zerstörung" des schiffs etwas zu schnell, aber ansonsten ist die Geschichte echt gut und ich werd ganz bestimmt weiter lesen.
Von:  Bankotsu
2008-06-29T16:01:34+00:00 29.06.2008 18:01
Brutal O.O
Hier in diesem Kapitel hast du mal wieder perfekt deine Autorenfähigkeiten bewiesen, geiles Kapi *__________*
Ich hoffe nur, das es Kaja gut geht, wenn ich gemein bin, würde ich jetzt sagen, das sie überleben muss, weil sonst die FF schon zu Ende wäre...aber so gemein bin ich ja nicht ^^°
Ich hoffe das Kaja wenigstens den doofen Captain losgeworden ist, der hat zwar noch nicht viel gesagt, aber er wäre sicher ein leckerer Happen für dieses KrakenSchildkröten Dings Bums XD
Vielleicht taucht ja eine männliche Arielle auf und rettet sie, das wäre so romantisch *_______*
Bin total gespannt wie es weiter geht, mach schnell weiter!!!!!
Bussi Bankotsu


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