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How does it feel?!

The Game of your life
von

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Erlösung

7. Kapitel: Erlösung
 

So, ich hab mich aufgerafft noch ein Pitel in diesem Jahr zu schreiben, da ich im neuen Jahr im Februar Zwischenprüfungen habe. Das Pitel ging recht schnell, deswegen kann ich mir das erlauben. ^^“ Viel Spaß.
 

Wenn man erzählt bekommt, das im Angesicht des nahen Todes, das eigene Leben wie ein Stummfilm vor dem geistigen Auge abläuft, kann man es nicht für wahr halten und unterstellt dem Anderem, dass er sich dies nur ausgedacht hat.

So hatte einst auch der blonde Bassist gedacht und Leute belächelt, die ihm von ihrer beinah Tod Erfahrung berichtet hatten. Nun jedoch war er eines besseren belehrt worden. Während er immer noch an der Wand gekauert auf seinen Todesstoß wartete, lief sein Leben vor seinen Augen ab.

All die alten Videos, auf denen er als Baby zu sehen war, die seine Mutter ihm gezeigt hatte, alle Fotos, alle Momente, alles was ihm einst so unbedeutend schien raste vor seinem geistigen Auge vorbei. Er konnte sich nicht dagegen wehren und der Gedanke, dass alles nun vorbei war, war schrecklich für ihn.

Plötzlich spürte Kiro einen Windhauch unter sich. Er öffnete die Augen und bemerkte, dass er sich im freien Fall befand. Seine Taschenlampe war grade dabei ihn zu überholen, ihr Lichtkegel war nach unten gerichtet. Der Blonde griff nach ihr und drehte sich dann, um mit den Händen den Aufprall zumindern. Das Licht der Taschenlampe leuchtete einen Steinboden an, doch direkt unter Kiro lag ein kleiner Holzboden frei.

Kaum hatte er diesen erreicht, gab auch schon das Holz unter Kiro nach und er landete eine Etage tiefer auf feuchtem Moos.

Benommen blieb er einige Sekunden liegen. Sein Körper schickte so viele Signale zum Gehirn, sodass Kiro nicht wusste, welche Schmerzen wirklich da waren und welche nur Phantomschmerzen waren.

Als er sich aufsetzte, schmerzten ihm zwar immer noch einige Glieder, aber gebrochen war anscheinend nichts.

Langsam rappelte er sich auf. Das nasse Moos war zwar weich gewesen und hatte den Sturz abgefedert, aber es war nass. Kiro musterte sich, soweit es ging im Licht der Taschenlampe. Seine weiße Hose zeigte alles.

„Großartig.“, brummelte er.

Dann sah er sich um. Die Taschenlampe schwenkte erst durch das Loch, durch das er gekommen war. Doch er konnte nichts erkennen. Keine Axt, gar nichts.

Für den Bruchteil einer Sekunde war er beruhigt. Aber der Gedanke, dass er Mutterseelen alleine war und Luminor das zeitliche gesegnet hatte, trieb ihm dann aber einen Kloß in den Hals.

Der Bassist schluckte stark. Er musste stark bleiben, für Luminor.

Der Blonde atmete die kühle Luft seiner Umgebung tief ein. Die Luft war zwar kühl, aber sie hatte einen faden Beigeschmack und die Feuchtigkeit schien ebenfalls ziemlich hoch zu sein.

Etwas Kaltes, was in Kiros Nacken gelandet war, ließ ihn zusammen fahren. Für alles bereit starrte er zur Decke. Sein schnell schlagendes Herz beruhigte sich, als er sah, dass es nur klare Wassertropfen von der Decke waren.

Erneut durchleuchtete er den Raum.

„Wow.“, hauchte er und leichte Wölkchen bildeten sich beim Ausatmen vor seinem Mund.

Vor ihm ragten teils kaputte, teils heile Dächer bis zur Decke. Ihre Spitzen waren mit lehmartiger Erde bedeckt. Darüber, so vermutete Kiro, lag dann der Steinboden. Das Haus war über einer mittelalterlichen Stadt erbaut worden. Nach Jahrtausenden war er nun der Erste, der sie wieder betrat. Mit dem leisem tropfen der Wassertropfen schritt Kiro den Weg entlang, der in die Stadt führte.
 

„Wo sollen wir denn nur anfangen. Ich meine das Grundstück ist ja nun nicht grade klein.“

Strify hatte so überhaupt keine Lust auf ein Suchspiel und er ließ seinem Missmut freien Lauf.

„Wir müssen einfach nur mal so denken, wie der Täter. Also, wenn ich ein Mädchen entführt habe und es nun tot ist, wo würde ich es verstecken, sodass es niemand so schnell findet?“, stellte Andreas laut die Frage.

„Na entweder in irgendeinen Geheimgang abstellen oder aber verbuddeln.“, sagte der Drummer frei heraus.

„Shin!“, raunte der Gitarrist diesen böse an.

„’tschuldigung.“, sagte dieser schnell und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Ich meine natürlich, ich würde sie vergraben.“

Die Vier standen draußen und waren unschlüssig, was sie denn nun genau tun sollten.

„Wenn er sie vergraben hat, wäre das das aller Schlimmste, denn wir können hier nicht überall Löcher ausheben, spätestens bei diesem bekloppten Heckenlabyrinth hört die Freundschaft auf. Da kriegen mich keine hundert Geister rein.“, stellte Yu klar und streckte abwehrend die Hände aus.

„Und Geheimgänge gibt es im Haus garantiert wie Sand am Meer. Da kann so ein Skelett überall sein.“, ergänzte Shin.

Bei dem Wort Skelett stutzten Yu und Strify.

„Moment.“, meinte der Sänger, „Ich war in einem Geheimgang gewesen und da stand ein Skelett an der wand.“

„Ja und ich hab es bei der Rettungsaktion umgeworfen.“

Yu verzog peinlich berührt das Gesicht. Ludwig schwebte, als helle blaue Geisterkugel neben ihnen her. Dem Gitarristen tat es sehr Leid, vor dem Vater der Gesuchten gestehen zu müssen diese eventuell zerbrochen zu haben.

Schon fürchtete er, dass Ludwig ihn erneut übernehmen würde, oder einen der anderen, doch nichts dergleichen geschah.

„Das ist doch super.“, meinte Shin und klatschte in die Hände.

Das Echo schallte in die Nacht hinaus.

„So viele Geheimgänge mit Leichen wird es nicht geben. Vielleicht ist sie das ja schon.“

Der Drummer war sofort Feuer und Flamme. Je ehr daran desto ehr davon, war seine Devise bei solchen Dingen.

„Dann gehen wir zur anderen Seite, da kann man übers Fenster rein, die Tür wird garantiert nicht aufgehen.“, schlug der Schwarzhaarige vor.

Alle nickten einverstanden zu.
 

Kiro war die Hauptstraße entlang gegangen und hatte die alte Architektur bestaunt. Die Häuser waren zwar seelenlos, aber es überraschte den Blonden schon, dass sie alle in einen mehr oder weniger guten Zustand waren. Wenn Forscher dies sehen könnten, würde hier wohl bald eine Touristenattraktion entstehen, aber ob der Boden diese aushalten würden war die andere Frage.

Vielleicht lag hier unter noch ein Hohlraum.

Kiro blieb vor einer offenen Tür eines Hauses stehen und lugte in dieses hinein. Die Zeit schien hier stehen geblieben zu sein. Es war zwar dunkel, aber der Wohnraum sah so aus, als ob jeden Moment seine Besitzer zurückkommen würden.

Auf dem steinernem Herd stand ein großer Kessel aus Eisen. Als Kiro in diesen hinein sah, erkannte er Wasser, welches sich dort gesammelt hatte. Über den Herd hing ein Seil aus Flachs. Aus dem Geschichtsunterricht wusste der Bassist, dass an solchen Seilen getrocknete Gewürze damals aufgehängt wurden.

Als Kiro sich umdrehte huschte ein Schatten durch den Raum. Kiro leuchtete diesen ab, entdeckte jedoch nichts. In der einen Ecke standen schöne Stühle aus Holz, doch als Kiro näher kam sah er, dass das Holz ebenfalls nass und morsch war.

Langsam ging er wieder aus dem Haus raus und die Straße weiter entlang. Es war Angst einflößend, aber auch beruhigend.

Vor der Kirche, welche im Zentrum der Stadt stand, blieb Kiro erneut stehen.

Als er sie bestaunte, spürte einen Windhauch hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um, doch er konnte nichts entdecken.

„Hallo? Hallo ist hier jemand?“

Seine Stimme hallte leicht klagend von den Häusern wieder.

Stille.

`Ich dreh noch durch und hör die Flöhe husten.´, dachte Kiro und blickte auf seinen Arm.

„AHH!“, schrie er dann panisch auf und schüttelte seine Körpergliedmaße, um anhängliche Krabbeltiere davon zu entfernen.

Er hasste diese Viecher. Erst als Kiro sich sicher war alle los zu sein, vernahm er ein leises, aber sehr hohes Kichern, welches recht nah bei ihm war.

„Zeig dich!“, rief er und fuchtelte mit der Taschenlampe umher.

In deren Schein sah er plötzlich eine durchsichtige Gestalt. Ihm entglitt der Unterkiefer, als er sah, dass es ein Mädchen war, welches über den Boden schwebte.

„Hi.“, sagte dieses lächelnd und winkte ihm zu.

„G… G… Geist!!“, schrie Kiro und rannte los.

Er wusste nicht wohin er rannte. Er rannte die Straße zurück und dann in das Haus mit der offenen Tür. Der Blonde stemmte die Hände in die Hüfte, als er verschnaufte.

„Nun sei doch nicht so ängstlich, ich tu dir doch nichts.“

Kiro kniff die Augen zusammen und imitierte Humor Simpson: „Nein!“

Nun saß er in der Falle, denn der Geist schwebte genau in der Eingangstür und durch diesen durchrennen wollte er nicht.

„Hi ich bin Charlené, aber du kannst mich auch Lene nennen.“, stellte sich das Mädchen vor.

„Angenehm. Kiro.“, sagte ihr Gegenüber.

`Solange du dich mit ihr unterhältst tut sie dir vielleicht nichts.´, dachte Kiro.

„Sag gibt es noch mehr von dir hier?“

„Nein, leider nicht. Ich bin der einzige Geist hier unten. Wieso?“

Das Geistermädchen legte den Kopf leicht schief.

„Ach nur so.“

„Du hast Angst vor Geistern. Wie putzig.“

Da war es wieder. Kiros verhasstes Wort auf der gesamten Welt. Er konnte es nicht leiden, als putzig bezeichnet zu werden.

„Ich hab gar keine Angst vor Geistern.“, sagte Kiro und drehte sich zu ihr.

`Nur gesunden Respekt.´, dachte er in Gedanken.

„Was machst du hier unten?“

„Tja, das weiß ich leider auch nicht so genau, Lene. Ich bin durch die Decke gefallen und komm nicht mehr aus diesem Kellergewölbe raus.“

„Du willst ans Tageslicht? Wenn es weiter nichts ist. Es gibt einen Geheimgang dort hin, aber dafür müssen wir erst ein Stockwerk höher. Komm mit am Ende der Stadt gibt es eine Treppe.“

Fröhlich über die derzeitige Gesellschaft schwebte Charlené um Kiro herum. Welcher erst noch etwas zusammen zuckte, aber schnell merkte, dass ihm wohl nichts anderes übrig blieb, als ihr zu vertrauen.

Nachdem sie der Straße bis zum Ende gefolgt waren, baute sich vor dem Bassisten eine riesige Steintreppe, die in Schleifen nach oben führte, auf.

„Hier entlang der Herr.“, sagte Charlené vergnügt und flog empor.

Kiro atmete noch einmal tief ein, bevor er die Treppe auf ihre Stabilität prüfte und erklomm.
 

„Warte ich helfe dir.“

Die Hand des Drummers griff nach der des Braunhaarigen. Langsam hievte er diesen vom Baum in das Haus.

„So wo lang?“, fragte Andreas, als er endlich wieder Boden unter den Füßen hatte.

„Hier waren Luminor, Kiro und ich lang gegangen, das heißt wir müssen zur Vorhalle und dann rechts von der Treppe gehen.“, stellte Shin klar.

„Ganz genau.“

Gemeinsam gingen sie zurück. In der Vorhalle flackerten immer noch die Kerzen unschuldig vor sich hin.

Doch die Jungs beachteten sie nicht weiter und durchschritten den Gang von Strify und Yu. Bei einem Bücherregal, welches in der Nähe von einer Fensterfront war, blieben sie stehen.

„Da wären wir.“

Yu drückte das Regal, doch nichts geschah.

„Sicher, dass es das Richtige ist?“, fragte Shin grinsend, als der Ältere begann auf die Mitte des Bücherregals einzuhämmern.

Strify ließ einen theatralischen Seufzer von sich.

„Lass mich mal ran, du kannst es einfach nicht. Du hast es nicht drauf, so was kann nur ich.“

Ganz gelassen lehnte sich der Sänger mit vollem Körpergewicht an die Regalseite und schon erfolgte ein Klicken und das Regal bewegte sich, doch diesmal stolperte Strify nicht hinein, sondern blieb galant stehen.

„Et voilá. Die Tür ist offen.“

Er machte eine Handbewegung des Eintretens.

„Einer von uns sollte draußen bleiben und den Schrank bewachen, falls er einklappt, sonst kommen wir nicht mehr raus.“, meinte Shin und Andreas nickte eifrig.

„Na dann lassen wir am besten den Experten draußen.“, brummelte Yu, dessen Ego einen leichten Knick bekommen hatte.

„Mach ich auch, da kriegen mich keine zehn Zebras mehr rein.“

Der blonde Sänger lehnte an der Wand neben dem Eingang und ließ die Anderen in den Gang gehen.

„Aber bringt ja alle Knochen mit!“, rief er ihnen nach, dann sah er aus dem Fenster.

Er glaubte zu träumen, es regnete mal nicht.

Ein lautes Knallen zog ihn aus seinen leeren Gedanken. Das Regal war zugegangen. Er seufzte und wollte sich grade gegen lehnen, als er plötzlich nach hinten gezogen wurde und eine vertraute Stimme ihm ins Ohr sprach.

„Hallo Süßer, so ganz allein hier?“

`Nein nicht schon wieder Leonard.´, dachte Strify und verdrehte die Augen, diesmal würde er nicht betäubt werden, er hatte auch keine andere Wahl.

Zu seiner großen Überraschung, gab es diesmal kein Chloroform getränktes Tuch, dafür blitzte erneut ein Messer auf. Doch er hielt es soweit weg von Strifys Kehle.

`Irgendwas stimmt da nicht, es muss vorhin jemand anderes mich verletzt haben.´, dachte Strify, dessen Gedankengänge grade Überschläge machten.

Plötzlich wurde er herum gewirbelt und der Sänger griff instinktiv in diesem Moment zu der Hand mit dem Messer.

„Nana, wirst du wohl.“, sagte Leonard, als ob er mit einem Kleinkind reden würde.

Doch er unterschätzte die Kraft des Sängers, von der dieser selbst überrascht war.

Blitzschnell hatte Strify das Messer, doch als Leonard erneut nach diesem greifen wollte, stach er zu.

Immer und immer wieder.

Er wusste nicht warum, denn schon nachdem ersten Stich sackte sein Angreifer zu Boden, doch sein Gehirn konnte seinen Arm nicht zum anhalten bringen. Erst, als Leonard sich nicht mehr rührte stoppte Strify in seiner Bewegung. Sein Herz raste. Das Blut tropfte von der Klinge des Messers und der Sänger spürte etwas Feuchtes in seinem Gesicht.

Als er mit seiner Hand darüber streichen wollte, sah er auch an dieser das Blut des Anderen.

Panisch beugte er sich über den Braunhaarigen, doch er vernahm keinen Atem mehr.

`Mörder… ich bin ein Mörder.´

Der Satz hallte in Strifys Kopf immer und immer wieder. Wie aus Stein starrte er den leblosen Körper an.
 

Der Gang war schmal und erdrückend. Kiros Taschenlampe leuchte voraus, aber man sah nichts. Der Gang war leer.

Charlené schwebte neben Kiro her.

Zu erst hatten sie etwas miteinander geredet und so wusste sie von Kiros verlorenen Freund. Doch dann war das Gespräch eingeschlafen.

„Langweilig.“, meinte das Geistermädchen, während sie ihre Arme von hinten um Kiros Hals schlang.

Auch wenn sie nicht fühlbar war, kroch dem Blonden doch ein leichtes Schauer über den Rücken, doch er ließ es sich nicht anmerken.

Plötzlich fiel sein Lichtstrahl auf eine am Boden sitzende Person. Zu erst dachte er, er würde spinnen, doch je näher sie kamen desto klarer wurden die Umrisse und Farben der Person.

Diese streckte abwehrend die eine Hand zum Lichtpegel hin.

„Lumi!“, stieß Kiro aus und lief auf den Keyboarder zu.

„Kiro?“, fragte dieser irritiert und blinzelte.

„Ja ich bin es und du lebst.“

Stürmisch fiel er dem Älterem um den Hals, sodass dieser durch das Taschenlampenlicht auch den Bassisten erkennen konnte.

„Ich freu mich auch dich zu sehen.“, sagte dieser.

„Geht es dir gut? Ich dachte du wärst tot. Oh ich hatte schon solche Angst es den Anderen zusagen und…“

„Hey vergiss nicht zu atmen Kiro.“, unterbrach Luminor ihm lachend.

Der Blonde sah ihn irritiert an. Luminor konnte lachen? So was hatte er nur selten erlebt.

„Mir geht’s so lala. Ich hab mir glaub ich den Arm gebrochen und mein Kopf hat wohl auch Schaden genommen, denn ich seh an deinem Hals was Durchsichtiges hängen, was wie ein Mensch aussieht.“

Der Schwarzhaarige rieb sich die Augen.

„Ähm, nein. Was das angeht ist dein Kopf noch ganz. Das ist Charlené, oder kurz Lene und sie ist ein Geist. Und sag jetzt nichts Falsches, es stimmt, ich konnte es auch kaum glauben.“

Luminor nickte sachte, als Charlené auch sogleich das Sprechen begann. Doch sie wurde sofort von Kiro abgewürgt.

„Sag wie konntest du überleben? Was hat dich zurück gezogen?“, sprudelte Kiro hervor.

„Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber mich hat eine schwebende Axt töten wollen, aber dann ging unter mir eine Falltür auf und ich krachte hier auf den Steinboden. Dabei hab ich mir wohl den Arm gebrochen.“, erklärte Luminor schnell.

„Ich glaube dir.“, meinte Kiro, „Ich hatte dasselbe in grün, nur, dass ich noch eine Etage tiefer fiel und in einer unterirdischen Stadt gelandet bin. Aber Lene hat mir versprochen mich wieder ans Tageslicht zu führen. Wir müssen nur diesem Gang folgen. Kannst du aufstehen?“

„Ich hab nur was mit dem Arm, nicht mit den Beinen.“, sagte Luminor und stand auf.

Gemeinsam gingen sie weiter den Weg entlang.
 

Langsam erholte sich Strify von dem Schock, denn seine Gedanken erinnerten ihn an seine Freunde, die immer noch eingeschlossen waren. Er taumelte zu dem Regal und lehnte sich gegen die Seite. Schon sprang das Regal auf und Strify fiel Yu direkt in die Arme.

„Warum hat das solange gedauert, Herr Experte.“, nörgelte Yu gespielt herum.

„Ich bin ein Mörder.“, brach es aus Strify heraus und er begann bitterlich zu weinen.

Yu war völlig überrumpelt und trug Strify hinaus in den Flur. Bevor er fragen konnte was dieser gemeint hatte, sah er auch schon den Leichnam.

„Oh Gott, Strif was ist denn passiert?“

Beruhigend fuhr er dem Sänger über den Rücken, der sich Blut bespritzt, wie er war, an den Gitarristen klammerte.

Shin und Andreas, die leicht angewidert die Skelettknochen trugen sahen ebenfalls zu Boden und waren fassungslos. Vor allem Shin hatte Strify so etwas nicht zugetraut.

Es dauerte eine Weile bis der Sänger sich wieder einigermaßen beruhigt und gefangen hatte. Dann sprach er in abgehackten Sätzen und heftigen Schluchzerattacken über das, was geschehen war.

Als er geendet hatte, drückte ihm Yu einen zärtlichen Kuss auf den Mund, was Strify eine zarte Röte ins Gesicht trieb. Diese konnte man auf Grund des spärlichen Lichts jedoch nicht so sehen, worüber der Blonde mehr als froh war.

Wieso küsste Yu ihn? Er fand es nicht schlecht, aber vor den anderen Zweien? Wenn er es nicht besser wissen würde, hätte Strify Brief und Siegel darauf gegeben, dass Yu betrunken war.

„Hey, Strif, du bist kein Mörder. Es war Notwehr. Reine Notwehr, niemand von uns wird dies hier verraten, wirklich.“

Der Schwarzhaarige strich seine Wange entlang. Er war so wunderschön. Vor allem wenn er Angst hatte und so hilfsbedürftig aussah.

„Entschuldigt, wenn ich den Moment jetzt versau.“, meldete sich Shin zu Wort, „Aber ich steh nicht so auf Skelettteile und ich wäre doch jetzt sehr froh, wenn wir die Liebe hier wieder zurück in ihren Sarg zu ihrem Vater bringen.“

„Ja. Natürlich Shin. Alles wieder okay Strif?“, fragte Yu und stand auf, wobei er mit einer hand Strify mit hoch zog.

„Wir müssen raus, der Friedhof wird wohl kaum hier Drinne liegen.“

Andreas ging voraus. Sie mussten wieder durch das Fenster, auf der anderen Seite, klettern.
 

Als sie endlich draußen waren, flog Ludwig, in Form seiner Leuchtkugel voraus und geleitete sie somit zu einer, mit einem Zaun umgebender, Fläche auf den verschiedene Grabsteine hervor ragten.

Quietschend, wie in einem typischen Horrorfilm, öffnete sich das Tor zur Grabstätte, andächtig und schweigend durchschritten die Fünf das Tor.

Allen voran flog Ludwig auf kleines Häuschen aus Stein zu. Auf der Tür zu der Gruft stand der Familienname Ludwigs und ein Spruch, der die tiefe Trauer der Hinterbliebenen zum Ausdruck brachte.

Vorsichtig öffnete nun Yu die Tür und ein muffiger Geruch kam ihnen entgegen. Überall waren Spinnweben und Motten. Am Türrahmen hing eine Fackel in ihrem Gestell. Yu nahm sie und entzündete sie mit Strifys Feuerzeug.

Mit Hilfe des Feuers verbrannte der Schwarzhaarige die störenden Spinnweben und deren Bewohner. Langsam stiegen sie die wenigen Stufen hinab.

Aufgeschreckt durch die Helligkeit, flatterten ein paar Fledermäuse auf die unerwünschten Besucher zu. Alle hatten Mühe diesen quirligen Tierchen aus zu weichen.

Als auch dieses Problem überwunden war, konnten sie endlich einen Blick auf das Innere der Gruft erhaschen. Vor ihnen standen drei Särge aus Stein.

Strify wischte von dem linken die dicke Staubschicht ab. Zum Vorschein kam eine, aus Eisen gegossen, Platte am Kopfende des Sarges, auf denen der Name des Besitzers stand und dessen Lebens- und Todesdaten.

„Das ist Ludwigs.“, stellte er fest und ließ Yu den Deckel aufschieben.

„Er ist belegt.“, sagte Yu, nachdem er in die leeren Augenhöhlen des menschlichen Schädels geblickt hatte und schob den Deckel wieder zu.

Strify ging zum nächsten und befreite nun den Rechten von der Staubschicht.

„Hier ist der Sarg von Antoinette. Ludwigs Frau, oder der seiner Tochter.“

Der Sänger legte die Geburtsdaten frei.

„Seine Frau.“, korrigierte er.
 

„Wir sind gleich da.“

„Ist gut Lene, danke.“, sagte Luminor sanft.

„Dort ist ein Steindeckel, den müsst ihr aufschieben, dann kann ich mit hinaus huschen. Ich war lange nicht mehr außerhalb der unterirdischen Stadt.“, erklärte Charlené.

„Wieso denn nicht?“, fragte Kiro.

„Dort oben lauert der Geist meines Mörders und alleine habe ich Angst.“

„Oh du Ärmste. Du wurdest ermordet?“

„Ja zu erst entführt, dann versteckt und in dem Versteck bin ich qualvoll erstickt.“

Ihre Stimme war zum Schluss nur noch ein Flüstern. Ihr Blick schweifte in die Ferne.

„Aber das ist egal.“, sagte sie und lächelte erneut, „So ihr müsst jetzt diese Platte zur Seite schieben, da drüber ist ein kleiner Hohlraum und dann müsst ihr nur noch die andere Platte wegschieben.“

Sie blieben vor einer kleinen Steintreppe, welche an der Decke zu enden schien, stehen.

„Okay.“, sagte Kiro und tat wie ihm geheißen.

Langsam stieg er die Treppe hinauf. Als er die erste Platte beiseite geschoben hatte und seinen Kopf in den Hohlraum steckte, hörte ein leises Stimmen Gemurmel.

„Da ist jemand.“ sagte er leise.

Auch Luminor stieg nun zu ihm hinauf.
 

Wieder hatte Yu den Sargdeckel von Ludwigs Frau geöffnet und wieder sah er in die leeren Augen eines ehemaligen Menschens. Dieser hatte ein altes, teils durchlöchertes Kleidungsstück an, welches damals sicher ein prächtiges und teueres Kleid gewesen sein musste.

„Auch belegt. Deine Frau brauchen wir nicht mehr suchen.“, sagte der Schwarzhaarige und ließ Ludwig einen Blick in den Sarg werfen, bevor er diesen wieder schloss.

„Gut, dann muss nur noch seine Tochter hinein gelegt werden und er ist frei.“, schlussfolgerte der Drummer.

Der Sänger ging zum mittleren Sarg und legte den Namen frei, in dem er erneut den Staub beiseite fegte mit der flachen Hand.

Plötzlich stockte der Sänger.

„Und Strif, wie heißt seine Tochter?“, fragte Yu.

„Seid still.“, fauchte Strify, „Ich hab was gehört.“

„Dann mach den Deckel auf, wir sind alle hier und wir können uns wehren.“

Yu bewaffnete sich mit einem Oberschenkelknochen des Skeletts, den Shin in seinen Armen trug.

„Okay.“

„Wie heißt sie nun?“, fragte Andreas, während er sich hinter Shin versteckte.

Strify öffnete stückchenweise den Sarg.

„Charlené.“, antwortete er.
 

Der Deckel begann sich über Kiro stückchenweise zu öffnen und er richtete seine Taschenlampe hinauf um den potentiellen Angreifer zu blenden.

Doch, als dieser den Deckel weit genug geöffnet hatte und durch sein rüber beugen geblendet wurde, erkannten Luminor und Kiro ihren Sänger, dessen Augen versuchten etwas zu erkennen.

„Strif!“, stießen Kiro und Luminor gleichzeitig erleichtert aus.

Sofort senkte der Bassist sein Licht, um den Sänger nicht länger zu blenden.
 

Als Strify den Deckel fast ganz geöffnet hatte, wurde er von einem grellen Licht geblendet. So krampfhaft er auch versuchte durch dieses hindurch zu sehen, es gelang ihm nicht. Yu war sogleich näher an ihn gerückt, doch schon vernahmen sie vertraute Stimmen.

„Strif!“

Das Licht verschwand.

Der Sänger schloss kurz die Augen um sie dann wieder zu öffnen. Endlich konnte er sehen wer dort war.

„Kiro, Luminor. Oh Gott sei dank.“

Strify taumelte leicht zurück, damit Kiro und Luminor aus dem Sarg steigen konnten. Bevor Kiro ganz heraus krabbelte, schloss er noch den Boden des Sarges.

Freudig wurden sie umarmt. Shin und Andreas luden schnell die Knochen ins Grab, um dann ebenfalls den Bassisten und den Keyboarder zu begrüßen.

„Wir hatten uns solche Sorgen gemacht.“, sagte Shin.

„Das glaube ich euch gern, uns ging es nicht anders.“, sagte der Bassist und drückte Kiro fest.

„Vater!!“

Eine Mädchenstimme unterbrach das freudige Wiedersehen und Andreas, Shin, Yu und Strify zuckten zusammen, als ein Geistermädchen über ihren Köpfen hinweg auf eine blaue Kugel zuraste, welche grade eine menschliche Form annahm.

„Wer ist das denn?“, fragte der Gitarrist.

„Das ist Charlené und wer ist das und wo sind wir hier?“, fragte Kiro.

„Also das da.“

Shin zeigte auf die Kugel die nun ein Mann geworden war: „Das ist Charlenés Vater Ludwig, der durch einen Fluch gefangen war und nur erlöst werden konnte, wenn man die Leiche seiner Tochter hier her, in die Familiengruft, bringt, was wir getan haben.“

„Aha.“, sagte Kiro und nickte das Ganze ab.

„Vielen Dank, meine Freunde. Ohne euch würde ich immer noch hier fest sitzen. Nun können wir zwei in Frieden ruhen.“

Die beiden Geister begannen zu verschwinden.

„Und wie werden wir die bösen Geister los?“, fragte Andreas panisch.

„Am Ende des Kellers findet ihr die Lösung.“

Mit diesem Satz waren die zwei vollständig verschwunden.

„Na Großartig. Noch mehr Arbeit, noch mal in dieses mistige Haus.“

Strify und die anderen waren gefrustet. Sie waren glücklich wieder vereint zu sein, aber deprimiert immer noch Gefangene zu sein von Geistern, die nach ihrem Leben trachteten.

Langsam stiegen sie die Treppe der Gruft hinauf und traten ins Freie. Die kühle Nachtluft begrüßte sie.

„Dieser Mond will einfach nicht weiter wandern.“, stellte Strify mit einem Blick in den Himmel fest.

Langsam verdunkelte sich der Himmel wieder und in weiter Ferne kündigte sich mit einem Krachen ein neues Gewitter an.



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